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Hari Begum hat kaum richtig begonnen zu leben, als seine eigenen Eltern ihn verkaufen und er in von Menschen betriebenen Minen arbeiten muss. Vierzig Jahre später kommt er endlich frei, doch nachdem er von den Leuten verraten wurde, denen er vertraute, will Hari nur noch alleine sein, damit ihn nie wieder jemand verletzen kann. Rus Kartal ist dafür bekannt, immer einen Plan sowie mehrere Backup-Pläne zu haben, um sicher an einen Ort und wieder von dort weg zu gelangen. Aus diesem Grund wird er von dem Tech-Guru Yosi angeheuert, um ihn und Salvation Island zu beschützen. Als Rus seinen Gefährten trifft, der nicht einmal weiß, was Gefährten sind, ist Schluss mit den Plänen, denn es läuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hat, wenn er endlich denjenigen trifft, der für ihn bestimmt ist. Stattdessen muss Rus jede Begegnung an das anpassen, was Hari braucht. Als die Menschen die Insel angreifen, will Rus nicht nur beweisen, dass er Hari um jeden Preis beschützen wird, sondern auch, dass sein Gefährte ihm vertrauen kann. Aber wird Hari seinem Gefährten vertrauen können, wenn er nicht einmal versteht, was das bedeutet? Und wird Rus Hari zeigen können, dass er es wert ist, gerettet zu werden? Hinweis: Erwähnungen von früherem körperlichen, geistigen und sexuellen Missbrauch. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 43.000 Wörter
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Epilog
ÜBER SHEA BALIK
LESEPROBE:
Die Rettung wert
Hari Begum hat kaum richtig begonnen zu leben, als seine eigenen Eltern ihn verkaufen und er in von Menschen betriebenen Minen arbeiten muss. Vierzig Jahre später kommt er endlich frei, doch nachdem er von den Leuten verraten wurde, denen er vertraute, will Hari nur noch alleine sein, damit ihn nie wieder jemand verletzen kann.
Rus Kartal ist dafür bekannt, immer einen Plan sowie mehrere Backup-Pläne zu haben, um sicher an einen Ort und wieder von dort weg zu gelangen. Aus diesem Grund wird er von dem Tech-Guru Yosi angeheuert, um ihn und Salvation Island zu beschützen. Als Rus seinen Gefährten trifft, der nicht einmal weiß, was Gefährten sind, ist Schluss mit den Plänen, denn es läuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hat, wenn er endlich denjenigen trifft, der für ihn bestimmt ist. Stattdessen muss Rus jede Begegnung an das anpassen, was Hari braucht.
Als die Menschen die Insel angreifen, will Rus nicht nur beweisen, dass er Hari um jeden Preis beschützen wird, sondern auch, dass sein Gefährte ihm vertrauen kann. Aber wird Hari seinem Gefährten vertrauen können, wenn er nicht einmal versteht, was das bedeutet? Und wird Rus Hari zeigen können, dass er es wert ist, gerettet zu werden?
Hinweis: Erwähnungen von früherem körperlichen, geistigen und sexuellen Missbrauch.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 43.000 Wörter
SHEA BALIK
Die Rettung wert
Miracle: Salvation Island 4
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Worth Saving“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2024
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Sage Marlowe
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Hari Begum vergrub seine Zehen im Sand und ließ die sanften Wellen über seine Füße streichen, während er auf das relativ ruhige Meer hinausblickte. Er genoss, wie die Sonnenstrahlen in seine Haut eindrangen und ihn wärmten. Naja, jedenfalls seinen Körper. Er war sich nicht sicher, ob irgendetwas jemals die Kälte zum Schmelzen bringen könnte, die sein Herz und seine Seele erfüllte, nach allem, was er durchgemacht hatte. Dieses Eis zu bilden war für ihn die einzige Möglichkeit gewesen, damit klarzukommen. Wenn es schmolz, und sei es auch nur ein winziger Teil davon, fürchtete er, dass er auch noch den letzten Rest seines Verstandes verlieren würde.
Er schloss die Augen und spürte, wie die Brise an ihm vorbeizog, in der Hoffnung, dass sie ihm die Erinnerungen nehmen würde, die immer in ihm zu leben schienen. Wenn es nur so einfach wäre, dann würde er vielleicht etwas Frieden finden.
Ja, klar.
Für ihn gab es so etwas nicht. Hatte es noch nie. Das würde es auch nie. Hari wünschte nur, er würde verstehen, warum andere das Leben für eine gute Sache hielten. Für ihn war es etwas, das er ertragen musste. Warum? Darauf hatte er nie eine Antwort gefunden.
Er konnte nur weitermachen, weiter atmen, weiter aufwachen, auch wenn er es nicht immer wollte. Wenn er verstehen könnte, warum er auf diese Erde gebracht wurde, würde es vielleicht nicht so weh tun wie bisher. Bis vor einer Woche hatte es so ausgesehen, als ob der einzige Grund für seine Geburt darin bestand, zu leiden. Nicht, dass er das jetzt nicht mehr würde, aber es handelte sich nicht mehr um körperliche, geistige und emotionale Misshandlungen. Der eigentliche Missbrauch hatte aufgehört, aber diese schrecklichen Erinnerungen hinterlassen, die er durchstehen musste.
Wenn er nur …
Kopfschüttelnd verdrängte er diesen Gedanken. Es hatte keinen Sinn zu hoffen. Hoffnung existierte nicht. Zumindest war er nicht länger in einem Käfig gefangen, musste bis zum Umfallen arbeiten und wurde auf eine Art und Weise ausgenutzt, die niemand jemals durchmachen sollte.
Jetzt hatte er seine eigene kleine Hütte, in die kaum ein Bett passte, aber sie gehörte ihm. Er konnte auch jederzeit zum Strand gehen und auf das Wasser schauen. Längst vergessene Bilder vom Schwimmen mit seinen Geschwistern tauchten auf. Ungewollt zogen sich seine Lippen leicht nach oben. Er hatte diese Zeiten geliebt.
Hari schob die Bilder beiseite, weil sie nur zu Kummer führen würden, und öffnete erneut die Augen. Er durfte nur an das Hier und Jetzt denken. Wenn er durch die Vergangenheit stapfte, führte das zu Tränen, die ihn allzu oft in eine Depression stürzten, aus der er sich nicht befreien konnte.
Nicht, dass er jemals frei wäre von den Fesseln, die ihn daran hinderten, über alles hinwegzukommen. Verdammt, er war sich nicht sicher, ob es so etwas gab. Es würde bedeuten, das Elend in seinem Leben zu akzeptieren, und das war etwas, was Hari nicht für möglich hielt.
In den letzten vierzig Jahren hatte er jeden Tag um den Tod gebetet. Er war absolut sicher gewesen, dass es passieren würde. Doch aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, war es nicht geschehen. Selbst als er einmal eine Axt in seinen Unterleib geschwungen hatte, was nicht einfach gewesen war, hatte er die Verletzung überlebt. Ein anderes Mal war er von einem sieben Meter hohen Haus gesprungen und hatte geglaubt, der Sturz würde ihm das Genick brechen. Das war nicht der Fall gewesen.
Danach hatte er ohne jeden Zweifel gewusst, dass er nie Gnade durch den Tod finden würde. Dennoch hielt ihn das nicht davon ab, es sich herbeizuwünschen. Sogar jetzt, als er in Sicherheit war. Als ob das überhaupt möglich wäre.
Genauso wie der Glaube war Sicherheit eine Illusion. Schon im jungen Alter von sechs Jahren hatte er gelernt, dass es so etwas nicht gab.
Seine Augen verengten sich, als etwas weit draußen im Meer seine Aufmerksamkeit erregte. Er konnte es sich nicht erklären oder benennen, aber er hätte geschworen, dass sich dort eine Art Wirbel einen knappen halben Meter aus dem Wasser erhob, was viel höher war, als es der derzeit ruhige Ozean erzeugen würde. Hari konnte seinen Blick nicht von der Stelle lösen, die etwa drei, vielleicht vier Meter Durchmesser hatte und Wasser nach oben und außen drückte, und fragte sich, was die Ursache dafür sein könnte.
Wenn er Glück hatte, war es eine Art Tsunami oder eine Monsterwelle, die ihn ins Meer schwemmen und töten würde, da er sich nicht mehr verwandeln konnte. Wenn er an seine Meeresschildkröte dachte, empfand er nur Verzweiflung. Er konnte nicht daran denken, ohne zusammenzubrechen. Wenn er das tat, versuchte er normalerweise, sich umzubringen.
Da er wusste, dass der Tod ihn nicht von der Qual der Trennung von seinem Tier befreien würde, schüttelte Hari den Kopf und tat das Einzige, was er konnte, um das nagende Bedürfnis, sich wieder mit seiner Schildkröte zu verbinden, zu verdrängen. Er schob all die Emotionen, die mit seinem Tier verbunden waren, in die tiefsten Tiefen der Dunkelheit.
Eine Rückenflosse durchbrach die Wasseroberfläche und machte Hari auf eine mögliche Gefahr aufmerksam. Jede Zelle seines Körpers erstarrte, als er zusah, wie sie auf ihn zukam. Da er an Land war, machte er sich keine großen Sorgen wegen eines Hais, aber irgendetwas an der Größe dieser Flosse beunruhigte ihn. Er wusste nur nicht warum.
Sein Magen verkrampfte sich und seine Hände begannen zu schwitzen, als die Flosse näher kam. Ein oder zwei Minuten später spürte er, wie ihm Schweißtropfen auf die Stirn traten, und er war besorgt, als er daran dachte, dass dieser gigantische Hai direkt auf ihn zuzusteuern schien.
Andererseits hatte die Kreatur auch etwas an sich, das ihn davon abhielt, nach Hause zu rennen und die Tür abzuschließen. Er konnte es nur nicht genau einordnen … Der Wind wehte über ihn und brachte etwas mit sich, das er nicht kannte. Anstelle von Salz und Seetang war es der Duft von Pinie, Minze und … Konnte Selbstvertrauen überhaupt einen Duft haben? Das hätte er nicht gedacht, aber er roch es trotzdem.
Ein Schauer von … Nicht von Angst, wie er zu spüren geglaubt hatte … aber vielleicht … Nein. Das konnte nicht sein. Da er es noch nie zuvor gespürt hatte, fiel es ihm schwer, irgendetwas von dem zu glauben, was er erlebte. War es möglich, dass die schwitzenden Hände nicht durch Angst entstanden waren? Auf keinen Fall. Das konnte nicht sein. Hari weigerte sich zu glauben, dass das flaue Gefühl in seinem Magen, das Schwitzen oder gar die Vorfreude auf das, was kommen würde, etwas anderes als Angst und Furcht sein könnten.
Was den einzigartigen Duft betraf, könnte dieser durch den Wind verursacht sein, der die Richtung geändert hatte und den Duft der Bäume von der Insel zu ihm brachte. Selbst als Hari das dachte, wusste er, dass das nicht der Fall war. Wie konnte er also etwas anderes riechen?
Und warum zum Teufel wollte etwas in ihm unbedingt losschwimmen, um es herauszufinden? Sein Tier war nach jahrelanger Unterdrückung tot. Selbst wenn nicht, wusste Hari nicht, ob er wollte, dass es jemals wieder herauskam. Er würde auch nicht dem Wesen begegnen, das eine riesige Menge Wasser an die Oberfläche drückte mit einer Rückenflosse, die so hoch war, dass Hari glaubte, sie würde ihn überragen.
Da er das nicht zulassen wollte, machte Hari auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu dem Weg, der ihn schließlich zu seinem kleinen Bungalow führen würde. Er hatte erst etwa fünf Schritte zurückgelegt, als er sich umdrehte und auf die Flosse zurückblickte, von der er schwören würde, dass sie immer noch auf das Ufer zusteuerte.
Nein. Nicht auf das Ufer, sondern auf ihn.
Könnte das möglich sein? Ja, wenn es ein Gestaltwandler wäre.
Aus Angst davor rannte Hari den Weg hinauf und in den Wald. Er verlor sich in den duftenden Tiefen und tat sein Bestes, das Verlangen zu ignorieren, zum Wasser zurück zu kehren. Es wäre einfacher, wenn das nagende Bedürfnis, zurück zu gehen, verschwinden würde.
Andererseits, wann war er jemals in der Lage gewesen, seinen Instinkten zu vertrauen? Niemals. Das hatte er schon als Kind gelernt.
Er bog nach rechts ab und durchquerte das Waldgebiet in Richtung seines Zuhauses. Er würde Abendessen machen und essen. Danach wäre es vielleicht sicher, an den Strand zurückzukehren. Nicht, dass es helfen würde, aber es würde ihm etwas zu tun geben. Sofern man ziellos auf das Wasser zu starren für eine Aktivität hielt.
Es kam nicht oft vor, dass Hari eine so große Mahlzeit zubereitete, und er hatte es auch nicht wirklich geplant, doch als er fertig war, starrte er auf den riesigen Topf Avial. Technisch gesehen war es ein vegetarisches Gericht, aber sein Tier brauchte Meeresfrüchte. Es war eines der Gerichte, die er als Kind gegessen hatte und immer noch liebte, obwohl er nichts weiter als eine Art Reissuppe gewohnt war, die er seit seiner Ankunft in den Tunneln bekommen hatte.
Er würde mindestens eine Woche brauchen, um alles aufzuessen, was er zubereitet hatte. Was ihn dazu brachte, sich zu fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Hatte er überhaupt nachgedacht?
Die Bilder dieser Flosse, die aus dem Wasser auftauchte, plagten ihn weiterhin. Als er den Teller aufhob, den er aus dem Schrank geholt hatte, konnte Hari nicht umhin zu bemerken, dass er nicht einen, sondern zwei Teller herausgenommen hatte. Was?
Als es an der Tür klopfte, zuckte er zusammen, sodass ihm beinahe der Teller aus der Hand gefallen wäre. Hari schloss die Augen, holte tief Luft und zählte bis zehn. Als sein Herz nicht mehr so schnell schlug, stellte er den Teller auf die Theke und ging zur Tür.
Da er niemanden erwartete, blickte er durch das Guckloch. Er hatte keine Ahnung, wer der Mann war, der dort nur in Shorts gekleidet stand, aber er erkannte ihn dennoch. Ergab das überhaupt Sinn?
Er wusste nur, dass der Mann riesig war. Als ob er Hari mit seiner riesigen Faust in den Boden schmettern könnte. Hari war nicht so dumm, jemandem die Tür zu öffnen, der dort sein könnte, um ihn zurück in die Hölle auf der Erde zu bringen, also stand er regungslos da.
„Ich weiß, dass du da bist“, donnerte die tiefe Stimme des Mannes durch das Holz der Tür. „Würdest du bitte aufmachen?“
Hari verspürte den Drang, das zu tun, was der Mann sagte. Er hob seine Hand zum Türknauf, aber das Bedürfnis, sich selbst zu schützen, ließ ihn verharren.
Als er noch einmal Bitte hörte, begann Haris Hand, den Türknauf zu drehen.
Er konnte kaum verhindern, dass er die Tür tatsächlich aufzog. Die Erfahrung sagte ihm, dass er das Schloss benutzen sollte, nachdem er dummerweise vergessen hatte abzusperren. Warum tat er es also jetzt nicht?
„Bitte, mein Herz, ich brenne darauf, dich kennenzulernen.“
Es war vielleicht unvernünftig, aber er konnte sich nicht davon abhalten, die Tür aufzureißen. Die Erinnerung an den herzförmigen Panzer seiner Olive Ridley-Meeresschildkröte und alles, was er verloren hatte, war zu viel. Hari starrte in die dunkelsten braunen Augen, die er je gesehen hatte. Seltsamerweise verspürte er den Wunsch, sich in ihren Tiefen zu verlieren.
Aber die Wut darüber, „mein Herz“ genannt zu werden, ließ ihn schreien: „Nenn mich nie wieder so! Verstanden?“
Etwas flammte in Hari auf, das ihn in Angst und Schrecken versetzte, und sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, schlug er die Tür zu und verriegelte sie. Nicht, dass es den Riesen von einem Mann, der geschockt dastand, als Hari ihn angeschrien hatte, jemals davon abhalten könnte, sie einzuschlagen. Er konnte nur hoffen, dass es ihm gelingen würde, durch das Fenster in seinem Zimmer zu entkommen, bevor dieser Fremde ihn erwischen konnte.
Doch noch während er durch sein Zimmer zum Fenster rannte, wurde Hari klar, dass die Tür nicht aufgebrochen wurde. Niemand verfolgte ihn tatsächlich. Er sollte erleichtert sein, warum also brach sein Herz?
Ruslan Kartal, der lieber Rus genannt wurde, hätte selbst in einer Million Jahren nicht gedacht, dass er seinen Gefährten tatsächlich treffen würde. Er hatte auf jeden Fall dafür gebetet und sich sogar von ganzem Herzen danach gesehnt. Am Anfang hatte er befürchtet, es läge daran, dass er schwul war und der Rat recht damit hatte, dass dies gegen die natürliche Ordnung der Welt verstieß.
Zum Glück hatte sich alles geändert, als sein Arbeitgeber Yosi seinen Gefährten Kylo kennengelernt hatte. Die Möglichkeit, dass auch er dort draußen tatsächlich einen Gefährten haben könnte, wurde noch wahrscheinlicher, als er Dutzende gleichgeschlechtlicher Gefährtenpaare sah, sowohl in Miracle als auch auf Salvation Island, wo er lebte.
Es gab nie eine wirkliche Garantie, vor allem, da immer noch Gruppen existierten, die darauf aus waren, sie zu töten, trotz der großen Zahl gleichgeschlechtlicher Paare, denen der neue Rat einen Anschein von Sicherheit bot, so zu leben, wie sie es wollten. Es war nicht ideal, aber es war ein Anfang.
Da er auf Salvation Island lebte, war er vor Diskriminierung sicher. Nicht, dass es wichtig wäre. Rus hatte zur Spezialeinheit der amerikanischen Marines gehört. Daher war er von Yosi, dem Besitzer von Salvation Island, angeheuert worden. Ob er nun auf dieser abgelegenen, geschützten Insel lebte oder nicht, Rus wusste verdammt gut, dass niemand jemals nahe genug an ihn herankommen würde, um ihn zu erwischen.
Immer in der Hoffnung, dass er eines Tages seinen Gefährten treffen würde, war er dem Duft von Rosen und Vanille gefolg, der ihn wie eine Sirene lockte, als er in den Tiefen des Pazifischen Ozeans schwamm. Rus konnte nicht widerstehen, versuchte es auch gar nicht, und machte sich auf den Weg zum Ufer.
Als er an die Oberfläche stieg, war ihm bewusst, dass er bedrohlich aussah, obwohl seine Rückenflosse noch nicht einmal zu sehen war. Als Megalodon war er extrem groß und brachte das Wasser auf eine Art und Weise in Bewegung, wie kein anderes Tier es schaffte. Sein tierisches Gegenstück war seit Jahrhunderten ausgestorben, doch als Gestaltwandler existierten sie immer noch, was es ihnen schwer machte, sich zu verwandeln, wann immer sie wollten.
Wenn jemand ihre Existenz entdecken würde, würde das bedeuten, dass Menschen sie jagen würden. Nicht, dass es viele Megalodonwandler gäbe. Vor allem, weil sie sich nicht einfach nach Lust und Laune verwandeln konnten. Alles musste geplant werden. Wegen der Verbreitung von Radar, Sonar und Unterwasserkameras war es für sie fast unmöglich, in Tierform frei herum zu schwimmen.
Als Gestaltwandler führte die Unfähigkeit, sich zu verwandeln, oft dazu, dass ihre Tiere verkümmerten und starben. Wenn das passierte, geschah das auch mit ihrer menschlichen Hälfte. Es war nicht unmittelbar, aber es würde im Laufe der Zeit passieren.
Und das war das Problem. Es gab keine Möglichkeit, es wirklich zu wissen, bis er mit seinem Gefährten sprechen konnte, aber Rus spürte, dass er seine tierische Hälfte viel zu lange unterdrückt hatte.
Seine Rückenflosse ragte über die Wasseroberfläche und seine Position knapp unterhalb der Wasserlinie ermöglichte ihm eine perfekte Sicht auf das Ufer, von wo der verlockende Duft kam. Das ganze Blut in seinem Körper floss direkt in seinen Unterleib, und in ihm regte sich das Verlangen, denjenigen zu beanspruchen, der an diesem Strand stand.
Was er nicht erwartet hatte, war, dass sein Gefährte weggehen würde. Andererseits, wenn er richtig vermutete und sein Gefährte seine tierische Seite verleugnete, würde er möglicherweise auch seine Instinkte verdrängen und seinen Gefährten nicht anerkennen. Oder, und Rus betete inbrünstig, dass es nicht stimmte, sein Gefährte wollte ihn nicht.
Der Gedanke, dass sein Gefährte vor ihm geflohen war, egal aus welchem Grund, machte ihn traurig auf eine Weise, die er nie für möglich gehalten hätte. Sein Magen zog sich zusammen und sein Herz brach. Das hätte er nie erwartet, wenn er endlich die Person gefunden hatte, die für ihn bestimmt war.
Der gut ausgebildete Soldat in ihm wollte nichts weiter, als das Problem zu beheben, was auch immer es sein mochte. Aber die niedergeschlagene Haltung seines Gefährten war alles, was er sehen musste, um zu wissen, dass das vielleicht nicht funktionieren würde. Es bedeutete nicht, dass er es nicht versuchen würde, aber irgendwie wusste er verdammt genau, dass es nicht so leicht sein würde.
Das erwies sich als wahr, als er an die Tür seines Gefährten klopfte. Selbst als Rus bettelte, wurde sie nicht geöffnet. Voller Verzweiflung, seinen Gefährten in den Armen zu halten, da er riechen konnte, dass der Mann große Angst hatte, versuchte er es noch einmal. „Bitte, mein Herz, ich brenne darauf, dich kennenzulernen.“
Das Geräusch, als sich der Türknauf drehte, reichte aus, um jede Zelle seines Körpers mit Hoffnung zu erfüllen. Zumindest bis sein Gefährte ihn anschrie, bevor er ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
„Es tut mir leid, ich hätte dich nicht so nennen sollen.“ Doch trotz dieser Worte war es für Rus unmöglich, seinen Gefährten nicht als mein Herz zu betrachten. Er hatte keine Ahnung, warum, aber sobald er ihn im Wasser gerochen hatte, war es der Ausdruck, der ihm in den Sinn kam. „Bitte öffne die Tür noch einmal. Ich möchte dich kennenlernen.“
Er hatte Schritte gehört, die sich auf dem Weg zur Rückseite des Gebäudes befanden, höchstwahrscheinlich um aus einem Fenster zu entkommen, aber sie hielten inne, als Rus nicht versuchte, die Tür aufzubrechen.
Rus wollte seinen Gefährten nicht noch mehr erschrecken, als er offenbar bereits getan hatte, also bewegte er sich nicht, sprach nicht und atmete kaum, während er auf irgendeine Reaktion wartete. Es mussten mindestens zehn Minuten vergangen sein, bis er ein leises Ausatmen der Erleichterung hörte.
Sein Herz brach bei dem Geräusch. Dies war sein Gefährte. Die einzige Person, die ihn mehr lieben sollte als alle anderen, und doch tat der Mann so, als hätte er keine Ahnung, was das bedeutete.
Noch einmal flehte Rus. „Bitte.“
Zuerst war nichts zu hören, aber nach einigen sehr langen Minuten hörte er die Schritte seines Gefährten, der sich vom hinteren Teil der Hütte zur Tür bewegte. Die Stille danach war unerträglich, aber Rus spürte, dass sein Gefährte Verständnis brauchte. Warum, wusste er nicht, aber Geduld war etwas, das er besaß. Es war eines der Dinge, die ihn in seinem Job gut machten.
„Ich weiß, dass du viel durchgemacht hast.“ Zumindest nahm Rus an, dass es so war. Da sein Gefährte neu auf der Insel war, lag es nahe, dass er zu denjenigen gehörte, die kürzlich aus der Gefangenschaft gerettet wurden. „Ich verspreche, dass ich für deine Sicherheit sorgen werde.“
Sein empfindliches Gehör nahm das ungläubige Schnaufen von der anderen Seite der Tür wahr.
„Okay, das zu versprechen war vielleicht dumm, aber ich würde mein Leben für deins geben.“ Das war ein Versprechen, von dem er wusste, dass er es geben konnte.
„Geh weg“, verlangte sein Gefährte.
„Du weißt, dass ich das nicht tun kann.“ Sich von seinem Gefährten zu entfernen, wäre so, als würde man ihm das Herz herausschneiden. Er würde nicht überleben.
„Was soll das verdammt noch mal bedeuten?“, schrie sein Gefährte durch die Tür. Doch bevor Rus antworten konnte, sagte er: „Nein. Egal. Es ist mir egal. Geh einfach oder ich rufe Yosi, um dich zu entfernen.“
Die Tatsache, dass Rus derjenige war, der geschickt werden würde, um sich zu entfernen, machte die Aussage etwas lustig. Nun ja, nicht gerade lustig, da sein eigener Gefährte damit gedroht hatte, ihn buchstäblich wegschleppen zu lassen, aber dass Yosi ihn anrufen würde, war ihm bewusst.
Dann war da noch die Tatsache, dass sich kein Gestaltwandler jemals einmischen würde, wenn es um Gefährten ging. Das bedeutete, selbst wenn sein Gefährte Yosi anrufen sollte, würde er nichts tun können. Dass sein eigener Gefährte das nicht wusste, verwunderte Rus.
„Wir sind Gefährten“, erinnerte Rus ihn. „Yosi kann sich nicht einmischen.“
Auf der anderen Seite der Tür herrschte mehrere lange Minuten Stille. Als diese sanfte, seidige Stimme wieder sprach, wurde Rus’ ganzer Körper schlaff vor Erleichterung. „Ich weiß nicht, was du meinst, aber Yosi und Kylo haben versprochen, dass mich niemand stören würde, wenn ich hierher käme.“
„Das liegt daran, dass wir uns noch nicht kennengelernt haben“, sagte Rus. „Gefährten haben die heiligste aller Beziehungen. Niemand kann sich einmischen, nicht einmal Yosi.“
Nach weiteren zehn Minuten Schweigen wagte er einen weiteren Versuch. „Du musst doch das Bedürfnis verspüren, in meiner Nähe zu sein, auch wenn du nicht weißt, was das bedeutet.“
„Ich möchte, dass du gehst“, sagte sein Gefährte noch einmal.
Nicht sicher, was er tun sollte, tat Rus das Schwierigste, was er jemals in seinem Leben hatte tun müssen. „Ich gehe jetzt erst einmal. Ich muss Yosi erzählen, dass du mein Gefährte bist.“ Er hoffte auch, einige Informationen über den Mann zu erhalten. „Aber ich werde später zurück kommen. Ich hoffe, dass du dann bereit dazu sein wirst, die Tür zu öffnen und mich zu treffen, aber wenn du das nicht bist, bin ich mehr als zufrieden damit, hier draußen zu sitzen und durch die Tür mit dir zu reden.“
Sein Herz brach, als er seinen Gefährten erleichtert seufzen hörte. Dies war nicht, wie er sich erhofft hatte, seinen Gefährten kennenzulernen, aber Rus war bereit zu warten.
Als es an der Tür klopfte, machte Haris Herz einen Hüpfer in seiner Brust. So irrational es auch klang, er hatte nicht einmal die Stimme des Mannes hören müssen, der behauptete, sein Gefährte zu sein, um zu wissen, dass es die Wahrheit war.