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„Eines Tages, als ich an meine Schreibtisch saß und zum Fenster hinausschaute, sah ich, daß sich auf der Fernsehantenne des gegenüberliegenden Hauses ein Adler niedergelassen hatte. Ich muß dazu sagen, daß ich in Zürich wohne...“ Wenig später finden Passanten auf einem belebten Platz ein mächtiges Hirschgeweih. Tage darauf trabt schon ein ganzes Rudel Hirsche durch die Stadt, und jemand ist ganz sicher, einen Wolf gesehen zu haben... Unversehens bekommt die glatte Oberfläche des Alltags Risse in diesen neun Erzählungen.
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2012
Franz Hohler
Die Rückeroberung
1. Auflage
Genehmigte Taschenbuchausgabe Februar 2012,
btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © 1982 by Luchterhand Literaturverlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Umschlaggestaltung: semper smile
Umschlagfoto: © masterfile / Dream Stock
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
KS · Herstellung: BB
ISBN 978-3-641-08061-7
www.btb-verlag.de
»Eines Tages, als ich an meinem Schreibtisch saß und zum Fenster hinausschaute, sah ich, daß sich auf der Fernsehantenne des gegenüberliegenden Hauses ein Adler niedergelassen hatte. Ich muß dazu sagen, daß ich in Zürich wohne.« Wenig später finden Passanten auf einem belebten Platz ein mächtiges Hirschgeweih. Tage darauf trabt schon ein ganzes Rudel Hirsche durch die Stadt, und jemand ist sich ganz sicher, einen Wolf gesehen zu haben. Die Natur beginnt eine Stadt zurückzugewinnen und macht aus deren Bewohner staunende Zuschauer. Nicht nur in dieser, auch in den anderen acht Erzählungen dieses Bands bekommt die glatte Oberfläche des Alltags tiefe Risse …
FRANZ HOHLER wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren, er lebt in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Franz Hohler wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, u. a. 2002 mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor und 2005 mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich.
FRANZ HOHLER BEI BTB, als E-Book erschienen:
Die Torte (und andere Erzählungen) 08083
Es klopft 03978
52 Wanderungen 08085
Die Steinflut 08080
Das Ende eines ganz normalen Tages 03353
Die blaue Amsel 08079
Die Rückeroberung
Eines Tages, als ich an meinem Schreibtisch saß und zum Fenster hinausschaute, sah ich, daß sich auf der Fernsehantenne des gegenüberliegenden Hauses ein Adler niedergelassen hatte. Ich muß dazu sagen, daß ich in Zürich wohne und daß Adler bei uns nur in den Alpen vorkommen, am nächsten von hier vielleicht in den Bergen von Glarus, etwa 50 Kilometer von der Stadt entfernt. Trotzdem war ich sicher, daß dies ein Adler war, seine erstaunliche Größe, die herausfordernde Haltung des Kopfes wiesen mich an jenen ausgestopften Vitrinenvogel im Schulhaus meiner Jugend zurück, an dem wir auf dem Weg zur Turnhalle immer vorbeigehen mußten und der auf einem Kartontäfelchen mit »Steinadler« angeschrieben war. Es war für mich ganz klar, daß da drüben auf der Antenne des Nachbarhauses ein Steinadler saß. Vielleicht, dachte ich, ist er aus dem Zoo entkommen oder aus einer Voliere, aber dann fiel mir ein, daß ja diesen Tieren meist die Flügel gestutzt werden, so daß sie nur noch ein paar armselige Hüpfer machen können. Und wenn er sich verirrt hat, dachte ich weiter, das kann doch einem Tier auch einmal passieren, doch ich hatte sofort das Gefühl, daß das dem Tier dort drüben nicht passieren konnte. Auch daß es sich einfach auf eines der Häuser setzte, kam mir merkwürdig vor. Vorher lebten wir einige Jahre auf dem Land, und da ärgerte ich mich immer, daß die Mäusebussarde, die ich hoch oben schweben sah, nie in unsern Garten kamen, um die Mäuse zu fressen, und ich hörte dann, daß Raubvögel die Nähe der Häuser scheuten; auch die Stange, die ich ihnen weit vom Haus weg hingestellt hatte, verschmähten sie, während Jahren hatte sich kein einziges Mal einer heruntergewagt, und nun saß auf dem gegenüberliegenden Dach, inmitten von andern Dächern, ein Steinadler und schaute, den Kopf leicht schräg, auf die Straße hinunter, wo ihn noch niemand bemerkt zu haben schien.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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