Die Saat des Hasses - Pete Hackett - E-Book

Die Saat des Hasses E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Tyler Whitlock wusste, dass Scott Wilburn und einige Kumpane auf dem Weg nach Süden waren, um ihn zu suchen und ihm eine blutige Rechnung zu präsentieren.
Seinen Auftrag, Victorio zu finden und ihn zur Aufgabe zu bewegen, sah er als gescheitert an. Er befand sich in El Paso. Hier wollte er die Banditen erwarten und die Angelegenheit ein für allemal klären.
Die Kerle waren höllisch gefährlich. Whitlock gab sich keinen Illusionen hin. Scott Wilburn war tödlicher als ein Klapperschlangenbiss. Whitlock wusste aber, dass er keine Ruhe finden würde, solange Wilburn in der Lage war, auf seiner Fährte zu reiten. Darum wollte er sich in El Paso der Rache und dem Hass des Burschen stellen.
Tyler Whitlock saß im Saloon und legte eine Patience. Es gab außer ihm einige weitere Gäste. Leises Raunen und Flüstern erfüllte die Atmosphäre. Tabakrauch zog zur Tür. Es roch nach verschüttetem Bier.
Seit vier Tagen befand sich der Lieutenant nun in der großen Stadt. Seit er wusste, dass Wilburn und sein Anhang auf seiner Fährte ritten, beobachtete er Tag für Tag die Hauptstraße. Er hatte sich vorgenommen, den Banditen sofort gegenüberzutreten, sobald sie in der Stadt ankamen.

Cover: STEVE MAYER

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Pete Hackett

Die Saat des Hasses

Band 3 von 8 (Chiricahua - Die Apachen-Saga)

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Saat des Hasses

Chiricahua

Band 3

 

Western von Pete Hackett

 

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

www.AlfredBekker.de

 

Tyler Whitlock wusste, dass Scott Wilburn und einige Kumpane auf dem Weg nach Süden waren, um ihn zu suchen und ihm eine blutige Rechnung zu präsentieren.

Seinen Auftrag, Victorio zu finden und ihn zur Aufgabe zu bewegen, sah er als gescheitert an. Er befand sich in El Paso. Hier wollte er die Banditen erwarten und die Angelegenheit ein für allemal klären.

Die Kerle waren höllisch gefährlich. Whitlock gab sich keinen Illusionen hin. Scott Wilburn war tödlicher als ein Klapperschlangenbiss. Whitlock wusste aber, dass er keine Ruhe finden würde, solange Wilburn in der Lage war, auf seiner Fährte zu reiten. Darum wollte er sich in El Paso der Rache und dem Hass des Burschen stellen.

Tyler Whitlock saß im Saloon und legte eine Patience. Es gab außer ihm einige weitere Gäste. Leises Raunen und Flüstern erfüllte die Atmosphäre. Tabakrauch zog zur Tür. Es roch nach verschüttetem Bier.

Seit vier Tagen befand sich der Lieutenant nun in der großen Stadt. Seit er wusste, dass Wilburn und sein Anhang auf seiner Fährte ritten, beobachtete er Tag für Tag die Hauptstraße. Er hatte sich vorgenommen, den Banditen sofort gegenüberzutreten, sobald sie in der Stadt ankamen.

Ein Mann betrat den Gastraum. Es war ein weißhaariger, hagerer Bursche um die sechzig, der sich das letzte Mal wohl vor drei Tagen rasiert hatte. Er sah aus wie ein kranker Vogel. Die Ränder seiner wässrigen Augen waren gerötet. Spitz sprang sein Kehlkopf aus dem dünnen Hals hervor. Auf der Stirn trug er einen grünen Augenschirm, seine Hemdsärmel wurden von schwarzen Bändern an den Oberarmen gehalten. Über seine Schultern spannten sich breite Hosenträger. In der rechten Hand trug er ein Blatt Papier. Die Flügeltür schlug knarrend hinter ihm aus. Er schaute sich um, richtete den Blick auf Whitlock und näherte sich dessen Tisch. Seine Absätze tackten auf den Dielen. Das Geräusch sprengte regelrecht die Stille im Schankraum.

»Lieutenant Tyler Whitlock?«, fragte er, als er anhielt.

Whitlock nickte. »Ja. Was gibt es.« Er hatte den Blick auf das faltige Gesicht des Oldtimers geheftet.

»Eine Depesche für Sie.«

Der Officer reichte Whitlock das Blatt Papier. Dieser nahm es und las. Seine Brauen schoben sich zusammen. Die Nachricht war von Colonel Ernest Randall aus Tularosa und lautete:

Victorio hat Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Er befindet sich in den Tres Castillo Hills zwischen El Paso und Chihuahua. Er will einen Frieden aushandeln, der es ihm ermöglicht, mit seinem Stamm nach Ojo Caliente zurückzukehren. Als Verhandlungspartner wünscht er Sie, Lieutenant. Reiten Sie in die Tres Castillo Hills und sprechen Sie mit Victorio. Teilen Sie uns seine Forderungen mit. Machen Sie ihm aber auch klar, dass er wegen vielfachen Mordes angeklagt werden wird.

 

Ein neuer Auftrag.

Gedankenvoll faltete Whitlock das Blatt Papier zusammen. Er nickte dem Mann aus dem Telegrafenbüro zu. »Vielen Dank.«

Der Oldtimer schwang herum und ging wieder. Jetzt merkte Whitlock auch, dass er leicht hinkte. Der Lieutenant trank sein Glas leer, schob die Karten zu einem Päckchen zusammen, bezahlte und verließ den Saloon. Er begann seine tägliche Tour durch die Mietställe der Stadt. Es gab insgesamt vier. In jedem fragte er, ob Scott Wilburn und sein Verein nach El Paso gekommen waren. Die Stallburschen wussten schon Bescheid. Die Beschreibung Scott Wilburns kannten sie. Whitlock hatte ihnen den Steckbrief gezeigt und er hatte ihnen den Banditen auch mit eigenen Worten beschrieben.

Es ging auf den Abend zu. Die Sonne stand weit im Westen. Die Schatten wanderten über die heiße Fahrbahn und stießen gegen die Fassaden auf der anderen Seite. Das Sonnenlicht brach sich in den Fensterscheiben, die nach Westen zeigten und brachte sie zum Leuchten. Ein sachter Wind trieb Staubspiralen vor sich her. Mütter holten ihre Kinder von der Straße. Die Männer beendeten ihr Tagwerk und begaben sich nach Hause.

In keinem der Mietställe war ein Reiter angekommen, auf den die Beschreibung Wilburns zugetroffen hätte.

Whitlock begab sich zur Telegrafenstation. Der Officer saß an seinem Schreibtisch mit dem Apparat. Er schaute Whitlock an. »Werden Sie in die Tres Castillo Hills reiten, Lieutenant?«, fragte er mit nasaler Stimme und holte Luft. Seine Bronchien pfiffen asthmatisch. »Zwischen El Paso und Chihuahua wimmelt es von rotem und weißem Gesindel. Ich weiß von einem Burschen namens El Vencedor, der die Gegend mit einer ganzen Horde von Bravados unsicher macht. Außerdem halten sich die Rurales in dem Gebiet auf. Ein Übel ist so schlimm wie das andere. Nicht zu vergessen die Rothäute. Sie sind unberechenbar und Ihr blauer Rock wird auf sie wirken wie das rote Tuch auf einen mexikanischen Kampfstier.«

Whitlock lachte. »Schicken Sie eine Depesche an Colonel Randall, Camp Tularosa. Teilen Sie ihm mit, dass ich noch drei Tage warten und dann nach Süden reiten werde. Er erfährt sofort Bescheid, wenn ich mit Victorio gesprochen habe.«

Der Officer setzte die Meldung auf und gab seine Notizen Whitlock zum Lesen. Dieser überflog sie mit den Augen und nickte: »Gut so. Senden Sie den Text.«

Der Officer begann die Tasten zu bearbeiten.

 

*

 

Scott Wilburn, sein Bruder und Glenn Farley kamen zwei Tage später nach El Paso. Der Stallmann, zu dem sie ihre Pferde brachten, erkannte sie auf Anhieb. Die drei Banditen nahmen ihre Gewehre und Satteltaschen und verließen den Mietstall. Der Pferdeknecht sattelte und zäumte die müden Tiere ab, stellte sie in eine Box, dann lief er zum Rio Grande Saloon und traf dort Whitlock.

»Sie sind angekommen, Lieutenant«, berichtete der Stallbursche. Er hatte sich mit beiden Armen auf den Tisch gestemmt und stand vornüber geneigt da. Sein Atem ging vom Laufen etwas schneller, sein Gesicht hatte sich etwas gerötet. »Es sind drei. Sehen ziemlich hart gesotten und verwegen aus. Sie sollten sich wohl besser an den Sheriff wenden.«

»Wissen Sie, wo sich die Kerle einquartiert haben?«, fragte der Lieutenant ruhig.

»Nein. Sie sprachen nichts und stellten keine Fragen.«

»Nehmen Sie einen Drink auf meine Rechnung«, sagte Whitlock, dann erhob er sich und knöpfte seine Uniformjacke zu.

Er verließ den Saloon und klapperte nacheinander die Hotels ab. In Lancers Boarding House wurde er fündig. Hier waren drei Männer abgestiegen. Die Wilburns hatten sich falsche Namen verpasst. Sicher, sie mussten vorsichtig sein, denn sie wurden in Texas steckbrieflich gesucht. Hier wartete der Galgen auf sie.

Whitlock ging zu dem Schlafsaal, den ihm der Clerk bezeichnete und in dem das Trio untergebracht war. Es gab hier ein Dutzend Betten. Auf dreien davon lagen die Kerle. Einer hatte die Arme über der Brust verschränkt, der andere lag auf der Seite und hatte die Augen geschlossen, der dritte hatte die Hände hinter den Kopf gelegt und starrte hinauf zur Decke.

Scott Wilburn nahm jetzt vorsichtig die Arme aus der Verschränkung. Die Fliege, die über sein Gesicht gekrochen war, flog davon. Sie piesackte den Banditen schon eine ganze Weile, und er war sich sicher, dass sie wiederkommen würde. Dann wollte er ihr den Garaus machen.

Aber die Fliege wurde sehr schnell unwichtig.

Whitlocks Schritte dröhnten auf den Fußbodendielen. Das Geräusch brach schlagartig ab, als er anhielt, ebenso verstummte das leise Klirren seiner Sporen. »Ihr sucht mich, nicht wahr?« Wie Bleiklumpen tropften die Worte von seinen Lippen. Sie entfernten sich von ihm und versanken in der atemlosen Stille, die unvermittelt in dem Raum herrschte und die für die Spanne dreier Herzschläge anhielt.

Dann sprangen die drei Kerle fast gleichzeitig auf. Es war, als würden sie auf ein unhörbares Kommando reagieren. Ein eingespieltes Team. Sie bewegten sich schnell und geschmeidig, jede ihrer Bewegungen war von tödlicher Präzision. Ihre Hände sausten zu den Revolvern. Es gab nichts zu sagen. Die Banditen hatten begriffen, dass das Wild, das sie gejagt hatten, sich ihnen gestellt hatte. Und jetzt wurden die Kerle von der tödlichen Leidenschaft übermannt.

Scott Wilburn hatte den Colt zuerst in der Faust. Aber er war nicht schnell genug. Als ihn Whitlocks Kugel traf, hatte er sein Eisen noch nicht einmal in der Waagerechten. Das Geschoss fuhr ihm in die Brust und warf ihn zu Boden. Die Detonation drohte das Gebäude in seinen Fundamenten zu erschüttern. Und in den Knall hinein schoss Whitlock erneut. Im selben Moment glitt er zur Seite. Aus Lester Wilburns Revolver stieß eine handlange Mündungsflamme. Aber die Kugel verfehlte Whitlock. Dessen Blei hingegen fegte Glenn Farley von den Beinen.

Lester Wilburn rannte zu einem der hochgeschobenen Fenster und hechtete ins Freie.

Whitlock setzte sich in Bewegung. Er baute sich neben dem Fenster an der Wand auf und äugte nach draußen. Schnelle Schritte entfernten sich. Dann war nichts mehr zu hören.

Im Raum zerflatterte Pulverdampf.

Glenn Farley stöhnte.

Scott Wilburn rührte sich nicht.

Tyler Whitlock senkte die Hand mit dem Colt und ging zu Wilburn hin, kniete bei ihm nieder und stellte fest, dass Wilburn tot war. Die Augen des Banditen starrten gebrochen ins Leere. Sein Mund war wie zu einem letzten Schrei halb geöffnet.

Whitlocks Kiefer mahlten. Er hatte kein Mitleid. Wilburn hatte sein Schicksal herausgefordert, und er hatte den Tod mehr als einmal verdient. Der Lieutenant richtete sich auf und schritt zu Glenn Farley hin.

Jetzt kamen einige Männer in den Raum.

»Dein Kumpel Wilburn ist tot«, sagte Whitlock zu Glenn Farley, dessen Lider zuckten. Aus fiebrigen Augen, in denen der Schmerz wühlte, starrte er Whitlock an. »Ihr habt es euch selbst zuzuschreiben. Auch du wirst sterben, Farley. Du bist ein Mörder. Am Ende deines Trails wartet allerdings der Strick.«

»Geh zur Hölle!«

Whitlock wandte sich ohne die Spur einer Gemütsregung ab und ging zur Tür. Vor dem Boarding House begegnete er dem Sheriff und klärte ihn mit knappen Worten auf. Der Sheriff wusste Bescheid. Whitlock hatte sich vorher mit ihm in Verbindung gesetzt und ihn nicht im Unklaren darüber gelassen, dass er in El Paso auf die drei Banditen wartete. Der Sheriff wusste auch über Whitlocks weitere Mission Bescheid.

»Einer ist Ihnen also entkommen?«

»Wie es aussieht, handelt es sich um Wilburns Bruder. Nun, ich werde wohl auch ihn töten müssen, wenn ich Ruhe finden will.«

Der Sheriff ging in das Boarding House. Whitlocks letzter Satz klang in ihm nach. Töten oder getötet werden. Das war die Quintessenz der Worte Whitlocks.

Whitlock begab sich zu dem Mietstall, dessen Stallmann ihm von der Ankunft der Banditen berichtet hatte. »Es gibt nur noch einen der Kerle, die nach El Paso gekommen sind, um mir den Höllenmarsch zu blasen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn er sein Pferd geholt hat. Und tun Sie nichts, was ihn provozieren könnte.«

Der Stallmann sagte es zu.

Whitlock kehrte auf die Straße zurück. Er war angespannt bis in die letzte Körperfaser. Von dem Banditen, der entkommen war, ging tödliche Gefahr aus. Whitlock war hellwach, sein Blick sprang in die Runde, er war darauf eingestellt, blitzartig zu reagieren.

Da sah er es zwischen zwei Häusern auf der anderen Straßenseite aufblitzen. Der Mündungsblitz wurde vom Dröhnen einer Winchester begleitet, der Knall stieß – begleitet von heißem Blei – über die Straße. Der Lieutenant machte eine Seitwärtsbewegung, spürte den glühenden Hauch der Kugel an der Wange, ging sofort in die Hocke und riss den Revolver aus dem Holster, warf sich zur Seite und rollte über die Straße. Ein zweiter Schuss krachte und peitschte eine Ladung voll Erdreich über ihn. Das alles hatte sich in wenigen Sekundenbruchteilen abgespielt.

Jetzt kam Whitlock hoch und hetzte geduckt los. Er schlug Haken wie ein Hase. Eine dritte Kugel streifte ihn am Oberarm. Dann warf er sich hinter einen Tränketrog in Deckung. Ein viertes Geschoss hämmerte ein Loch in dessen Seitenwand und ein fingerdicker Strahl Wasser ergoss sich in den Staub.

Whitlock widmete sich dem Schützen. Aber dem wurde jetzt wohl der Boden hier zu heiß und er ergriff die Flucht, verschwand hinter den Häusern.

Whitlocks nervige Faust umspannte den Revolvergriff. Weiß traten die Knöchel unter der Faust hervor. Die Streifschusswunde am Oberarm brannte wie Höllenfeuer. Der Lieutenant biss die Zähne zusammen, sodass die Backenknochen scharf aus seinem Gesicht hervor sprangen und ihm ein kantiges Aussehen verliehen. Die Augen blickten scharf und klar. Jeder seiner Sinne war aktiviert.

Die Menschen waren in Panik von der Straße geflohen, als es zu krachen begann. Jetzt wagten sie sich langsam und zögerlich wieder aus ihren Deckungen hervor. Auch aus den Häusern kamen Neugierige. Dabei war die Gefahr noch nicht gebannt. Aber die Sensationsgier war größer als die Angst.

Whitlock lief in die Passage, aus der er beschossen worden war. Am Boden lagen einige Kartuschen. Er wusste, dass er Glück gehabt hatte. Ebenso gut hätte er tot sein können.

Der Schütze war verschwunden. Whitlock kehrte auf die Straße zurück.

 

*

 

Alamo Alto, ein kleiner Ort am Rio Grande, vierzig Meilen südöstlich von El Paso.

Die Dunkelheit lichtete sich. Überall lagerten noch die Schatten der Nacht zwischen den stillen Häusern. Der Himmel über den Dächern war von einem bleiernen Grau. Im Osten, wo die Straße zwischen den Hügeln verschwand, hing ein mattgelber Streifen über dem welligen Horizont. Die Bäume, die den Rio Grande säumten, waren dunkle, drohende Schatten im Dämmergrau.

Dunst stieg über die Dächer des Ortes und wurde von den ersten Sonnen­strahlen aufgezehrt. Auf den Gräsern rund um die Ortschaft lag der Tau. Nebelfetzen umtanzten die Baumkronen und woben zwischen den Büschen.

Ein unseliger Tag brach an. Der kleine Ort vermittelte Ruhe und Frieden. Doch das Unheil braute sich bereits drohend zusammen – wie dunkle Wolken, die sich vor einem schweren Gewitter am Himmel ballten.

Der Tod schlich auf kniehohen Mokassins heran. Mittelgroße, sehnige Gestalten näherten sich im Schutz der Morgendämmerung und des Nebels der Ortschaft. In ihren schwarzen Augen loderten die vernichtende Leidenschaft und der Wille zum Töten. Die Krieger waren mit Pfeil und Bogen, mit Tomahawks und Schädelbrechern bewaffnet, einige von ihnen besaßen Gewehre. Was sie im Herzen trugen, war noch vernichtender als die Waffen in ihren Händen.