Die Schlacht von Noreia - Walter Krüger - E-Book

Die Schlacht von Noreia E-Book

Walter Krüger

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Beschreibung

Die Schlacht von Noreia fand 113 v.Chr. statt. Sie wurde ausgefochten zwischen römischen Legionen und einem Heer der Kimbern und Teutonen. So die Überlieferung. Wo der Ort Noreia liegt, konnte bis heute nicht geklärt werden. Viele vermuten ihn in Kärnten, das im 2.Jh.v.Chr. zum Königreich Noricum gehörte. Das Geheimnis um diese Schlacht ist verlockend genug, sich immer wieder damit zu beschäftigen. Das Ergebnis ist eine alternative Darstellung dieses Ereignisses. Die tatsächlichen Gegner Roms waren die auf dem Balkan entlang der Save und Morava lebenden Skordisker und ein Söldnerheer des pontischen Königs Mithridates VI. Die römischen Legionen erlitten eine schwere Niederlage. Damit wurde den Eroberungsplänen Einhalt geboten und der Traum Roms vom Landweg nach Byzantium zerstreut.

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Die Schlacht bei Noreia 113v.Chr.

Eine alternative Darstellung

Sarkopharg-Relief über eine Schlacht zwischen Römern und Barbaren

Walter Krüger

Die Schlacht bei Noreia

113v.Chr.

Eine alternative Darstellung

© 2024 Walter Krüger

Umschlaggestaltung, Illustrationen, Fotografien: Walter Krüger

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN Softcover:

978-3-384-19658-3

ISBN Hardcover:

978-3-384-19659-0

ISBN e-Book :

978-3-384-19660-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Meiner Frau Ingrid

Im Hochgebirge - Ingrid Krüger 2023

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

EINLEITUNG

Noricum und Noreia

Was steckt hinter diesen Begriffen?

Worin bestehen die Probleme mit dieser Schlacht?

Die politische Lage an der römischen Ostgrenze

Eroberungspläne Roms im 2.Jh.V.Chr.

Die Hintergründe der Schlacht von Noreia

Das Königreich Noricum

Lage, Ausdehnung, Besiedlung und Wirtschaft

Die Topografie Noricums

Wirtschaftliche Gesichtspunkte

Boten die Alpen Lebensraum?

Bodenschätze

Zusammenfassung

Siedlungsräume in Noricum im 2.Jh.V.Chr.

Siedlungswesen in den Ostalpen

Siedlungswesen im Zentrum des Königreichs (Gebiet 1)

Siedlungswesen entlang der Bernsteinstraße (Gebiet 7)

Das Wegenetz

Einführung

Wege im inneren Kern von Noricum

Die Verbindungen Noricums nach außen

Die Kimmerer und Skordisker 113.V. Chr.

Ziele der kimbrisch-skordiskischen Feldzüge

Die Bewegung der pontischen Heere

Die Römer marschieren nach Noricum

Das Ziel des römischen Feldzuges

Der Auszug der Römer

Aquileia

Strategie des Konsuls Gnaeus Papirius Carbos

Der Beginn des Feldzug

Noreia-Schlacht, Fakten, Widersprüche

Die Überlieferung

Widersprüche

Der Operationsraum-das Schlachtfeld

Der Operationsraum

Das Schlachtfeld

Die Entscheidung

Anmarsch und Aufstellung der Verbündeten

Zusammensetzung des Heeres

Das Kimmerer-Heer

Skordiskisches Heer

Anmarsch der Verbündeten

Anmarsch der Römer

Die Schlacht und das Ergebnis

Der Aufzug und die Schlacht-Aufstellung der Verbündeten

Der Aufzug und die Schlacht-Aufstellung der Römer

Der Ablauf der Schlacht

Das Ende

Die Kämpfe in Makedonien

Wo liegt Noreia?

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Die Schlacht von Noreia

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Titelblatt

Urheberrechte

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Die Schlacht von Noreia

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EINLEITUNG

Römische Politik war untrennbar verbunden mit Kriegen. Sie dienten der Eroberung neuer Territorien, dem Zugriff auf fruchtbare Böden und Nahrungsgüter, auf tierische Produkte, auf wichtige Bodenschätze, auf Holz, auf Hilfskräfte für die Legionen und auf Sklaven.

Die Streitkräfte, bestehend aus Legionen und Hilfskräften, waren das wichtigste Instrument des römischen Senats und späteren Kaisertums zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele. Sie waren die Schule der führenden Politiker. Ihnen hatte sich das öffentliche Leben unterzuordnen. Legionslager und Kastelle, Versorgungszentren wie Vici und zivile Lager, die sich oft zu Städten entwickelten, Wasserleitungen, Werkstätten, Mühlen, befestigte Reichsstraßen, Stützpunkte, Zollstationen und Kurierdienste u.a.m. bildeten das Gerüst dieses Systems.

Über viele Jahrhunderte bewährte es sich erfolgreich. Dafür sorgten die führenden Personen der Republik im Senat, die Konsuln, die Statthalter und später die Kaiser. Römische Geschichte, so überliefern uns das ihre Autoren, wurde von Männern gemacht. Ihre Taten waren Gegenstand der Schriften. Manchmal überlieferten diese Männer ihre Handlungen sogar selbst, um als Beispiel Julius Caesar zu nennen, der die Gallischen Kriege beschrieb. Berühmt zu werden und berühmt zu bleiben, war das Ziel aller römischen Führungspersönlichkeiten, mit wenigen Ausnahmen. Es mussten siegreiche Schlachten geschlagen werden.

Erst durch die Beschreibung der Kriegszüge erschienen die bislang unbekannten Völker im Licht der Geschichte. Das trifft für die Kelten (Gallier), Germanen und Sweben ebenso zu wie für die Daker, Illyrer und späteren Slaven.

Leider ist uns keine zusammenhängende Geschichte überliefert. Wir verfügen nur über Bruchstücke, mehr oder weniger vollständig. Über manche Zeitabschnitte und Völker fehlen die Aussagen. Es ist deshalb schwierig, historische Zeitläufe durchlaufend zu schildern. Mit einer Reihe von populärwissenschaftlichen Büchern wurde versucht, anhand dieser Überlieferungen eine frühe Geschichte der Vorfahren deutsch sprechender Bevölkerungsgruppen zu formulieren.

Das erste Buch behandelt kritisch den Zug der Kimbern und Teutonen. Es stellt den gemeinsamen Zug und die Herkunft in Frage. Drei folgende Bücher behandeln die sogenannten Gallischen Kriege Caesars, in denen der Rhein als römische Grenze angestrebt wurde.

Ein weiteres Buch behandelt die Versuche der Römer, die Germania Magna zu erobern. Sie misslangen. Schließlich wurden die Kämpfe der Römer mit den Sweben um und entlang der Donau in drei Bänden dargestellt.

Nicht alle Schlachten wurden von den Römern gewonnen. Es lohnt sich, an einige davon zu erinnern. Besonders an solche, die geheimnisumwittert sind. Gegner Roms wurden in der Regel Barbaren genannt. In diesem Begriff liegt neben der allgemeinen Vorstellung, es mit Fremden zu tun zu haben, auch eine große Portion Abwertung und Missachtung. Römer fühlten sich in jeder Hinsicht anderen Völkern überlegen und betrachteten sich als die uneingeschränkten Herren der damaligen Welt.

Wie negativ sie über ihre barbarischen Gegner dachten, schlägt sich häufig in den Berichten über die Feldzüge und Schlachten nieder. Nur wenige Ausnahmen ließ die römische Geschichtsschreibung zu, in denen gegnerische Heerführer eine gewisse Anerkennung erfuhren, denken wir an Ariovist, Marbod, Arminius und Ballomar.

In diesem Buch geht es um eine bedeutende Schlacht. Sie ist bekannt unter dem Begriff „Schlacht bei Noreia 113v.Chr.“ Die Mehrheit aller Berichte über diese Schlacht geht davon aus, dass sie irgendwo in Kärnten stattgefunden haben soll. Das setzt zwei Dinge voraus: Den Marsch der römischen Truppen über schwierige Alpenpässe und das Eindringen von Völkern aus dem nordischen Tiefland in das alpine Hochgebirge.

In dieser Schlacht sollen die Römer die in Noricum eingefallenen germanischen Stämme, die Kimbern und Teutonen, heimtückisch angegriffen haben. Der Kampf endete mit einer schweren Niederlage der Römer, denn sie verloren fast zwei Legionen. Die siegreichen Germanen nutzten ihre Stärke nicht, um sich auf römischem Gebiet anzusiedeln, was als Absicht angegeben wird, sondern verließen die Region in Richtung Oberrhein.

Fast alles an dieser Schlacht ist zweifelhaft überliefert worden, bis auf die Tatsache, dass sie stattgefunden und den Auftakt zu den über zehn Jahre dauernden Kriegen mit den Kimbern und Teutonen gegeben hat. In diesem Buch wird versucht, die Schlacht in einen größeren Zusammenhang als überliefert einzuordnen und zu klären, wer tatsächlich gegen wen gekämpft hat. Es entsteht eine alternativer Betrachtung und Darstellung.

Walter Krüger, Potsdam im April 2024

Noricum und Noreia

Was steckt hinter diesen Begriffen?

Die Bezeichnung Noricum wurde von den Römern überliefert und gilt allgemein als gesicherter, d.h. zuverlässiger Name eines antiken Königreichs in den Ostalpen, heute auf den Gebieten Kärntens und der Steiermark. Es wurde um 200v.Chr. durch den Zusammenschluss von 13 Stämmen gegründet. Diese hohe Zahl in dem relativ kleinen Königreich resultiert aus der in Hochgebirgen üblichen territorialen Gliederung nach Tälern. Es ging weniger um ethnisch verschiedene Volksgruppen. Die Bewohner eines Tales bildeten den Gau. Die Bezeichnung Noricum verweist auf keinen Stamm, sondern auf einen von allen Gaubewohnern anerkannten Oberbegriff - Nordleute.

Anders verhält es sich mit dem Begriff Noreia. Er ist nicht gesichert. In den Überlieferungen erscheint er in Verbindung mit einer Schlacht, die im Jahr 113v.Chr. zwischen den Römern und einem kimbrisch-teutonischen Heer stattgefunden haben soll. Als Ort des Kampfes wird Noreia genannt. Der Begriff dient wahrscheinlich nur dazu, diese besondere Schlacht von anderen zu unterscheiden. Wo der Ort lag, ist nicht überliefert.

Es gibt Meinungen, die Noreia für den Namen des Hauptortes im Königreich halten, sogar für den Königssitz. Doch diese Auffassung hat sich nicht durchgesetzt, weil der Nachweis einer vorrömischen Siedlung fehlt.

Der Name Noreia steht außerdem auf mehreren in Kärnten gefundenen Weiheinschriften, woraus die Ansicht abgeleitet wird, dass es sich um eine Göttin handeln könne. Wenn diese Bezeichnung, wie eine andere Auffassung sagt, von den Römern erfunden worden sei, dann hätte sie mit den ursprünglichen Bewohnern und deren Religion nichts zu tun. Doch das hilft als Erklärung auch nicht weiter.

Das Königreich Noricum hat es zweifellos gegeben. Darauf wird noch näher eingegangen. Von Noreia gibt es nicht mehr als den in den überlieferten Schriften genannten Namen. Ob es sich um eine Siedlung, einen Königssitz, eine Kultstätte, einen Gau oder eine Gottheit handelt, konnte bisher nicht geklärt werden. Dessen ungeachtet bleibt der Name untrennbar mit der Schlacht von 113v.Chr. verknüpft.

Die Kimbern und Teutonen haben gemäß den allgemein anerkannten Überlieferungen die Legionen des Konsuls Gnaeus Papirius Carbo vernichtend geschlagen und in die Flucht getrieben. Für die Römer blieb dieses Ereignis so bedeutend, weil es den Beginn einer langen Kette militärischer Auseinandersetzungen mit diesen germanischen Stämmen markierte. Geheimnisvoll und herausfordernd bleibt die Tatsache, dass es bis heute nicht gelungen ist, den Ort und Raum dieses Kampfes zu finden. Sollte es dennoch gelingen, dann würde man ihn Noreia nennen müssen.

Worin bestehen die Probleme mit dieser Schlacht?

Von der Schlacht zu erzählen, ist mit einer Reihe von Problemen verbunden. Sie beginnen damit, dass die römischen Autoren nicht über diese Kriegszüge schrieben, um den Lesern eine möglichst wahrheitsgetreue Darstellung anzubieten, sondern Literatur für die gehobenen Stände zu schaffen. Sie musste spannungsgeladen, gut geschrieben und vorteilhaft oder nachteilig für beteiligte Heerführer und Politiker sein.

Die zu bekämpfenden Barbaren hingegen mussten grausam, hinterhältig und blutrünstig erscheinen. So wie es in den Arenen der Gladiatorenkämpfer angesagt wurde. Allein die Nennung der Stammesnamen Kimbern, Teutonen und Ambronen sollte dem Leser Schauer über den Rücken jagen. Es war nicht von Bedeutung, ob die Barbarenstämme einzeln oder wie die Kimbern und Teutonen in Gruppen gegen die Römer kämpften. Sie hatten alle etwas Gemeinsames: Sie waren der römischen Kultur unterlegen, einer richtigen Sprache nicht mächtig und konnten deshalb bedenkenlos auch als Stammesverband ausgelöscht werden. So wuchsen in der Literatur zwei unterschiedliche Stämme oder Völker zu einem untrennbaren Begriff zusammen: Kimbern und Teutonen. Als literarische Schöpfung lobenswert, muss ihr Wahrheitsgehalt angezweifelt werden.

Allein die Tatsache, dass diese Stämme 113v.Chr. in Noreia gemeinsam gegen Rom angetreten sein sollen, nach ihrem Sieg statt nach Oberitalien an den Rhein und an die Rhone zogen und den Kampf ab 109v.Chr. in der Provinz Gallia Transalpina fortsetzten, wirft Fragen auf. Warum dieser Ortswechsel? Außerdem tauchten neue Stämme als Verbündete auf. Tiguriner, Ambronen z.B. Diese Stämme kämpften nicht immer gemeinsam, sondern auch einzeln gegen römische Legionen. Der Krieg war erst zu Ende, als 102v.Chr. in Aix-en-Provence (Aquae Sextiae) die Teutonen unter König Teutobod und ein Jahr später, 101v.Chr. in Vercellae die Kimbern unter dem Boier Boierix, d.h. getrennt an verschiedenen Orten, von Gaius Marius (158/157-86v.Chr.) geschlagen wurden. Wie war es möglich, dass solch kriegserfahrene Heerführer nicht gemeinsam gegen Marius vorgingen, sondern sich räumlich und zeitlich getrennt von ihm schlagen ließen?

Eine Erklärung kann nur überzeugen, wenn man anerkennt, dass die Teutonen und Kimbern von Anfang an getrennt gegen die Römer kämpften. Die Teutonen im Westen an der Rhone, die Kimbern an der Ostgrenze Roms beidseitig der Julischen Alpen. Beide Heere hatten außer dem Ziel, den Römern schwere Schäden zuzufügen, keine Gemeinsamkeiten. Die Teutonen führten von 109v.Chr. bis 192v.Chr. durchgehend Krieg gegen die Römer; die Kimbern schlugen zweimal zu, einmal in Noreia 113v.Chr. und ein anderes Mal 102v.Chr. in Oberitalien; statt in Vercellae wahrscheinlich in Vicenza (Vicetia).

Unter diesem Gesichtspunkt bekommt die Darstellung der Schlacht von Noreia eine völlig andere Bedeutung als die bisher öffentlich gemachte. Überlieferungen sind mit Vorsicht zu genießen. Sie sind voller Widersprüche in den Abläufen des Zuges und in der Nennung geografischer Räume. Vor allem bleiben die Herkunft und die Gründe der Wanderungen der Kimbern und Teutonen in der Überlieferung im Dunkeln. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Römer allen Barbaren, die sich gegen sie zur Wehr setzten, den Hunger nach römischem Land unterstellten. Ein Motiv, das für ihre eigenen Eroberungszüge dauerhaft bestimmend war, jedoch äußerst selten für die Angreifer oder „Aufständischen“. Es diente lediglich als fadenscheinige Begründung für ihre Kriegszüge.

Im Buch „Die Kimbern und Teutonen kamen nicht aus Jütland“, das im Verlag „tredition“ 2018 erschien, wurde ausführlich auf diese Problematik eingegangen. Das Ergebnis weicht von der allgemeinen Erzählung über die Züge ab und stellt die These auf, dass es keinen gemeinsamen Zug der Kimbern und Teutonen gegeben hat.

Die Teutonen und Ambronen werden vom Verfasser am Niederrhein (in den Niederlanden, Belgien und Nordrhein-Westfalen) angesiedelt. Von dort aus führten sie ihre Kriegszüge mit den aus der Westschweiz stammenden Tigurinern gegen die Römische Republik in der neu gegründeten Provinz Gallia Transalpina.

Die Kimbern dagegen werden nicht als germanischer Stamm und Partner der Teutonen angesehen, sondern als ein pontisches Söldnerheer, finanziert von Mithridates VI., dem König von Pontos und Herrscher im Bosporanischen Reich auf der Krim. Die Bezeichnung Kimbern; lateinisch Cimbri; altgriechisch Κίμβροι, Kímbroi, muss in diesem Zusammenhang abgeleitet werden von den Nachkommen des Reitervolks der Kimmerer oder Kimmerier. Verwandt mit den Skythen und Sarmaten, in Machtkämpfen zerrissen, siedelten sie auf der Krim, am kimmerischen Bosporus, am Asowschen Meer im Raum Tyras, in der Dobrudscha und um Sinop, der Hauptstadt von Pontos, wo Mithridates seinen Sitz hatte. Da er seine Söldner überwiegend aus diesem Volk anwarb, führten sie den Namen auch nach Noreia. Sie dominierten das Heer und ihr Name Kimmerer wurde von den Römern zu Cimbri (Kimbern) verwandelt.

Um die im dauernden Kampf gegen Rom geschwächten Skordiker zu unterstützen und das weitere Vordringen der Römer auf dem Balkan zu verhindern, leistete Mithridates militärische Hilfe. Auch unter diesem Gesichtspunkt erhält die Schlacht von Noreia eine völlig andere Bedeutung.

Die Schlacht von Noreia 113v.Chr. ist u.a. dafür berühmt, dass sie als die erste Schlacht zwischen Römern und Germanen in die Geschichtsschreibung eingegangen ist. Vor allem im deutschsprachigen Kulturraum findet sie deshalb eine besondere Aufmerksamkeit, weil zum ersten Mal germanische Völker, die zu den Vorfahren der Bewohner dieses Kulturkreises gehören, in das Licht der Geschichte traten. Tatsächlich kämpften keine Germanen in Noreia. Was man nicht ausschließen kann, wären die Boier und Bastarnen, die als Sweben mit den Germanen verwandt waren.

Dass sie bis heute nichts von ihrer Popularität verloren hat, liegt daran, dass sie geheimnisumwoben ist. Wo lag Noreia? Was war Noreia für ein Ort? Das ist das Geheimnis, an dessen Aufklärung seit langer Zeit viele Historiker und historisch interessierte Laien arbeiten. Bisher ist es noch Niemandem gelungen, den Ort ausfindig zu machen. Doch ohne Kenntnis des Kampfplatzes ist es sehr schwer, die Schlacht selbst und ihre Umstände genauer zu beschreiben.

Die Schlacht hat stattgefunden, daran lassen die Historiker keinen Zweifel; zu tief und wirkungsvoll hat sie sich in der römischen Geschichte verankert. Entgegen den allgemein gültigen Ansichten wird in dieser Erzählung vom Verfasser die These aufgestellt, dass sich Kimmerer (die römische Bezeichnung soll nicht mehr benutzt werden), Skordisker, Breuker und Boier auf der einen und Römer auf der anderen Seite gegenüber standen. Es wird davon Abstand genommen, Kimbern und Teutonen als Angreifer aus dem Norden anzuerkennen. Erleichtert wird diese Entscheidung durch die Erkenntnis, dass zwei kleine aus Jütland stammende germanische Stämme niemals den Weg bis an die Ostalpen gefunden und gegen den Widerstand großer Stämme überwunden hätten. Zahlreiche österreichische Historiker, auch wenn sie deren Herkunft nicht anzweifeln, nennen vorrangig nur die Kimbern als Gegner der Römer, nicht die Teutonen. Sie beziehen sich dabei auch auf antike Quellen. Über die Ethnie der Kimbern sind sich selbst Historiker, die an der bisher gültigen Erzählung über die Züge festhalten, nicht einig. Immerhin gibt es in den Überlieferungen den wichtigen Hinweis, dass sie „aus dem Osten“ kamen.

Es gibt weitere Probleme. Die Römer wollten die in Noricum eingedrungenen Barbaren vertreiben und vernichten. Ganz gleich, ob die Schlacht im Kärntner Becken oder davor stattgefunden hat, müsste in jedem Fall das Königreich mobilisiert und sich an der Schlacht beteiligt haben. Davon ist in den Überlieferungen nicht die Rede. Diese Tatsache deutet darauf, dass die Schlacht nicht im Kernland des Königreichs stattgefunden haben kann. Ihr hätte ein schwerer, harter Widerstand gegen die fremden Eindringlinge vorausgehen müssen. Er hätte die Angreifer bereits vor dem Erscheinen der Römer geschwächt. Doch die Angreifer zeigten keine Schwäche.

Geheimnisumwittert bleibt auch die Entscheidung der Sieger, die fliehenden Römer nicht zu verfolgen, die Grenze nach Venetien nicht zu überschreiten, sondern umzukehren und entlang der Alpen oder durch ihr nördliches Vorland in die Gegend der Tiguriner (heute Westschweiz) zu ziehen, d.h. weit in den europäischen Westen. Das wäre eine militärische Entscheidung, die man nicht nachvollziehen könnte. Dieser Zug nach Westen hat demnach auch nicht stattgefunden.

Schlussfolgernd lautet die These: Die Sieger der Schlacht gehörten nicht zu dem Verband der in Gallia Transalpina kämpfenden „Kimbern und Teutonen“. Ihr Rückzug hatte einen anderen Grund und sie wählten einen anderen Weg.

Es geht also unter dem Thema „Schlacht bei Noreia“ um mehr als eine Ortssuche. Viele Fragen sind zu stellen und möglichst zu beantworten.

Die politische Lage an der römischen Ostgrenze

Welche gesellschaftlichen und politischen Prozesse vollzogen sich am Ende des 2.Jh.v.Chr. im Raum der Ostalpen? Welche Rolle spielten die Noriker unter dem Aspekt, dass 113v.Chr. feindliche Truppen in ihr Land eingefallen sein sollen. Das wohlhabende und mit Rom befreundete Königreich müsste doch zuallererst zu den Waffen gegriffen haben, um die Krieger der von weither herangezogenen Heere vom Eindringen in das Kärntner Becken abzuhalten. Doch in den Überlieferungen ist keine Rede davon, dass sich Noriker am Kampf beteiligt hätten. Erwähnt werden Kimbern, Teutonen, Skordisker, Boier, und schließlich die Römer.

Man könnte deshalb zu dem Schluss gelangen, dass die berühmte Schlacht nicht in Noricum geschlagen wurde, sondern außerhalb des Ostalpen-Gebirgszuges, ohne die Noriker.

Die Schlacht von Noreia wird als ein besonderes, herausragendes Ereignis dargestellt. Allerdings von römischen Historikern und Autoren. Was wir wissen ist, dass es eine große Schlacht gegeben hat zwischen Kimmerern und Römern und dass die Römer zwei Legionen verloren haben. Handelt es sich tatsächlich um eine militärische Auseinandersetzung, die einzigartig und solitär in dieser Zeit und in diesem Raum steht? Um diese Frage beantworten zu können, sollte man sich mit der politisch-militärischen Situation im Ostalpenraum zu dieser Zeit beschäftigen.

Die Grenze der Römischen Republik verlief östlich von Aquileia über die Julischen Alpen, schloss Histria ein und verlief danach parallel zur Adriaküste bis Makedonien, wo der Hafen Dyrrhachium den Übergang von und nach Italien bildete. Dort begann die Via Egnatia, die quer über die griechische Halbinsel bis Byzantium reichte. Über diese wichtige Heer- und Handelsstraße verband sich die Römische Republik mit Kleinasien. Für die Römer war diese Verbindungslinie mit hohem Aufwand und vielen Unsicherheiten und Gefahren verbunden. Zum einen musste die Adria überquert werden, zum anderen wand sich die Via Egnatia durch unendlich viele Täler und Schluchten, in denen überall Gefahren lauerten.