Die Sprengpotenziale der Gefühle - Klaus Klima - E-Book

Die Sprengpotenziale der Gefühle E-Book

Klaus Klima

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Beschreibung

Die immer stärker werdende Zuwendung zu der eigenen Leiblichkeit und der Welt, erleben viele Menschen als Verhinderung der Rückkehr ihres Bewusstseins zu sich, zu der eigenen Tiefe im Inneren. Der in den letzten Jahrhunderten vollzogene Übergang vom Glauben zur säkularen Vernunft, empfinden viele als Verrat am eigenen Menschsein. Hinzu kommt das Fehlen der meditativen Praxis im Westen und das oft beklagte Misslingen der östlichen Formen des Meditierens, angewendet an die westliche Geistigkeit. Der Osten lehrt z. B. die Unfähigkeit des Verstandes, besonders der wissenschaftlichen Rationalität, richtig zu meditieren. Die Meditation würde erst an diesem Punkt beginnen, wo der Verstand endet. Wer ihn auch in der Meditation gebrauchen möchte, hätte von der Meditation nicht viel verstanden. Die hier vorgestellte Meditation führt zur Einswerdung mit dem Selbst; hinduistisch: mit dem Atman, der die höchste Gottheit im Universum – das Brahman – ist! Wer zu der höchsten Quelle allen Wissens vordringen will, muss mit dem Selbst verschmelzen, was in der Erleuchtung geschieht.

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Seitenzahl: 286

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Die Sprengpotenziale der Gefühle

Klaus Klima

© 2023 Klaus Klima

Lektorat von: Werner Morsch

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Klaus Klima, Luxemburger Strasse 85, 54294 Trier, Germany.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Einführung

Kapitel 1 Die willkommene Welt?

a) In der Welt der Bibel war Jahwe

b) Die Welt im Neuen Testament.

c) Erschuf Teufel den Körper?

d) Die Welt verbessern?

Kapitel 2 Die Versuchung des irdischen Lebens

a) Vier Stufen der Existenz.

b) Die Thesen zum Lebensbegriff.

c) Die Lebensphilosophie der Bibel.

d) Der Lebensbegriff im Neuen Testament.

e) Die Existenz als Rückkehr zu sich selbst.

f) Leben auf Kosten des Körpers.

g) Reichen wir dem Übel die Hand?

h) Den Tod gibt es nicht!

Kapitel 3 Überwindung der weltlichen Existenz mit der Koranlehre.

a) Das irdische Leben als Versuchung zum Bösen.

b) Strafe und Vergebung für das irdische Leben: Korantexte:

c) Kommentar zu der islamischen Hölle.

d) Jesus in den Kommentaren von Koran.

Kapitel 4: Die Sprengpotentiale der Gefühle.

a) Die Ichaufhebung durch Gefühle.

b) Die alten Schulen der Gefühlserziehung.

c) Sind Gefühle Gehirnprodukte?

d) Die Intelligenz des Herzens.

e) Gefühle und Vernunft

f) Die Veredelung der Gefühle.

g) Das Ablehnen der Gefühlserziehung.

h) Wird die Kultur von Gefühlen ruiniert?

i) Positive Nutzung der Gefühle.

Kapitel 5 Auf den Ruinen des Verstandes

a. Der Verstand – das Mächtigste Werkzeug des Luzifers?

b. Anerkennung für den Verstand?

c. Warum versagt die Selbstkontrolle?

d. Die falsche Verstandesbildung

e. Kann uns die Intelligenz voranbringen?

f. Das ständige Scheitern des Verstandes.

Kapitel 6 Das Ende der Verantwortung?

a) Der Verantwortung nicht gewachsen.

b) Das Wesen der Verantwortung.

c) Die Gedankenverantwortung.

d) Das Gewissen und unser Tun.

Kapitel 7 Fortschritt rückwärts?

a. Fortschritt in der Humanisierung der Welt?

b. Das Dämonische Gesicht des technischen Fortschritts.

c. Der sittliche und geistige Fortschritt.

Kapitel 8 Freiheit – ein Geschenk der Vernunft?

a) Unterwerfung der Freiheit unter die Rationalität.

b) Unfreiheiten der neuen Freiheit.

c) Naturwille gegen den Geistwillen.

d) Freiheit – ein Teil der Notwendigkeit?

TEIL II Glaube, Hoffnung, Liebe, Friede, Freude.

Kapitel 9 Natur, Erziehung und Liebe.

a) der Naturbegriff.

b) Die Erziehung der menschlichen Natur.

1. Erziehung durch Kultur.

3. Der egoistische Würgegriff.

c) Die erzieherische Macht der Liebe.

1. Die Wesenserschließung der Liebe.

2. Liebe und Hass.

3. Die erzieherische Macht der Liebe.

4. Liebe und Strenge.

5. Liebe in der Ehe und der Freundschaft.

Kapitel 10 Das Spannungsfeld zwischen Zeit und Ewigkeit.

a. Verantwortung für die Zeit.

b. Das Entschwinden der Gegenwart.

c. Das Erlernen der Zeit.

d. Die Theorie der Zeit.

e. Die Knappheit der Zeit.

Kapitel 11 Beherrschung der eigenen Natur durch Freude

a) Die allumfassende Dankbarkeit.

b) Freude als Reaktion auf das Gute.

c) Philosophie der Freude.

d) Theologie der Freude.

e) Christliche Freude.

Kapitel 12 Das Richtigsein durch Hoffnung

a. Hoffnung – die doppelte Tugend.

b. Die christliche Hoffnung.

c. Die Verzweiflung.

Kapitel 13 Friede ohne Gefühlserziehung ist nicht Möglich.

a) Friede als Produkt des Geistes.

b) Die Friedenstheologie im Alten und Neuen Testament.

Kapitel 14 Der Schutz für den Verstand.

a. Der Weg der Weisheit und Erleuchtung: die Meditation.

b. Der wissende Traum

c. Telepathie – eine außergewöhnliche Fähigkeit will entwickelt werden.

d. „Werdet wie der Vater im Himmel“

Bibliographie:

Die Sprengpotenziale der Gefühle

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Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1 Die willkommene Welt?

Kapitel 14 Der Schutz für den Verstand.

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Einführung

Die Sicht der alten Religionen auf die Welt war äußerst negativ. Der ferne Osten (Hinduismus), das Judentum, dann auch das Christentum und später der Islam, spielten alle auf der gleichen Klaviatur. Die Welt ist verderblich, voller Gefahren, jeder wird in den Hinterhalt gelockt, überall gibt es auflauernde Menschen und Gewalten. Wem die Welt zu gefallen beginnt, ist ihr bereits ausgeliefert. Er hat ihre verräterische Natur nicht erkannt. In unserem Kulturkreis warnten nicht nur die Pythagoreer, Platoniker und Stoiker vor der Zuneigung zur Welt. Johannes und Paulus sehen in der Welt das Reich des Satans, die Sphäre des Bösen und des Verderblichen. Der Mensch ist nicht von dieser Welt, wäre jedoch in ihr, um im Kampf und Widerstand gegen das Böse so vollkommen zu werden, wie Vater im Himmel.

Das Erreichen der Vollkommenheit ist jedoch schwieriger als die Philosophen und Theologen sich das vorgestellt haben. Der Fehler lag im Denken von Sokrates. Er war überzeugt, dass das Verstehen der Idee des Guten ausreicht, um Gutes zu tun und gut zu werden. Was man den bösen Naturen verordnen soll, wäre das Gute und das Wahre, ähnlich dem Medikament beim Kranken. Diese ethische „Diagnose“ hat sich bald im ganzen Abendland herumgesprochen und bis zum heutigen Tag glauben alle salbungsvoll an die angebliche Wirkung rationaler Aufklärung.

Jedoch, im griechischen, antiken Asketentum pflegte man die Erziehung von allen Strebungen der niederen Natur, man war intensiv mit der Unterwerfung aller nied-rigen Gefühle und Emotionen beschäftigt und an ihrer Stelle pflanzte man emsig Tugenden. Christlicherseits wurde erst in den Klöstern die Erziehung der niederen Natur berücksichtigt, obwohl das Primat weiterhin auf der Bil-dung des Verstandes lag.

Unsere Behauptung, die sich durch alle Themen dieses Buches wie ein roter Faden hinzieht, lautet: Die seit zweitausend Jahren vernachlässigte Erziehung der emotionalen Natur und die fortschreitende Bevorzugung der Verstandesbildung ist für die wichtigsten kriegerischen Katastrophen verantwortlich, und nun kann sie sogar die Menschheit vernichten und alle Spuren unserer Natur tilgen.

Kapitel 1 Die willkommene Welt?

Das Weltbild der Bibel hat Jahrhunderte lang die Erkenntnis leitenden Interessen im Abendland bestimmt. Heute ist der Umgang mit der Welt praktisch bestimmt und von irdischen Werten geweckt. Durch das Zulassen der Triebe und irrationaler Gefühle, die das Ich bestimmen, kommt es zu einer globalen Verweltlichung des Bewusstseins. Der irrationale Teil der menschlichen Natur hat einen unmittelbaren Zugang zu der Entscheidungszentrale im Inneren des Menschen und immer deutlicher entmachtet er den Kulturmenschen. Die Alten, besonders die religiösen Hoffnungsentwürfe, werden aus dem irdischen Bewusstsein systematisch verdrängt. Der Glaube an das wahre Leben, das erst danach und nur von oben kommt, von oben, weil von unten – von der Triebnatur - nur der Tod zu erwarten ist, motiviert kaum noch jemanden zu einer Unterwerfung irdischer Wunschnatur. Der neue Wilde, der ohne Quarantäne in das Gewühl der Welt hinaus geschleudert wird, infiziert vom Virus seiner niederen Natur, setzt die Regel der geistigen Evolution außer Kraft. Die neuen, gebildeten Barbaren, sitzen heute an den Schaltstellen der Zivilisation und betreiben intensiv die Auflösung der gebürtigen Kultur.

a) In der Welt der Bibel war Jahwe

der einzige Beweger aller Ursachen. Ohne seine Hand konnte nichts im Guten und Bösen geschehen. Gutes und Böses kamen alleine von Ihm. Schicksalsschlag, Leid und Tod gingen auf Ihn zurück. Wer von negativen Mächten betroffen wurde, sollte die Ursache für sein Leid nicht bei Gott, sondern bei sich selbst suchen. Das Unglück und Leid sollte den Menschen zur Überprüfung ihres Verhaltens zu Gott führen, und zur Buße verpflichten. Böse Taten gehen vom Menschen und die Bestrafung geht immer nur von Gott aus. Die üblen Taten ziehen schicksalsbewirkende Antworten nach sich. Das war das Weltbild der Bibel bis zum Weisheitsbuch von Kohelet.

Gegen dieses Welt- und Gottesverständnis rückt Kohelet vor. Er bezweifelt die Anwesenheit Gottes in der Geschichte und im aktuellen Weltgeschehen. Alles, was in der Welt geschieht, wäre nichts anderes als ein sinnloser Kreislauf, ohne einen gerechten Abschluss, ohne eine gerechte Güterverteilung. Die gepriesene Liebe zu Menschen, seine Gerechtigkeit und all seine Versprechen wären nichts als „Windhauch“.

Auch dieses Weltbild gehört zum Alten Testament. Darum wollen wir es uns kurz aus der Nähe anschauen:

Nichts auf dieser Erde kann den Menschen befriedigen. Die Ursache dafür liegt darin, dass nicht alles an ihm von dieser Welt stammt. Diese Welt ist des Menschen nicht würdig! Darum; nur das Erdhafte an ihm geht zu Erde. Das Göttliche an ihm geht zu Gott. Das Buch Deuteronomium verspricht dem Gerechten ein langes Leben. Kohelet dagegen sieht im Alter die Angst vor dem Tod und die Träume von der Jugend. Die Gewissheit des Todes vertreibt jeder Freude; Gerechtigkeit waltet nirgends: „Dem Guten ergeht es, wie dem Sünder, dem Schwörenden ebenso, wie dem, der den Schwur scheut. Die Lust zum Bösen wächst und Verblendung ihren Geist erfasst“ (Koh., 2- 3); Über Reichtum, Geld und Besitz, irdisches Glück findet Kohelet satirische Worte. Nichts davon bringt dem Menschen einen Vorteil. Gefahren machen keinen Bogen um ihn herum, Krankheiten ist er immer ausgesetzt und ist er gestorben, dann geht er genau so nackt davon, wie er gekommen war, viel Wissen – viel Ärger: wer das Können mehrt, der mehrt die Sorgen…

„Es gibt keinen Vorteil unter der Sonne.“ (Koh., 1, 18)

Kohelet schildert die Vergänglichkeit des Lebens und aller seiner Mühen. Alle Werte, die er anstrebt, seine eigenen Anstrengungen glücklich zu sein, aber auch seine Einsichten – sind trügerisch, weil er selbst im Schlund der Zeit vernichtet wird. Er versichert: „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, und was man getan hat, wird man wieder tun. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ (Koh. 1, 9)

„Ich beobachte alle Taten, die unter der Sonne getan wurden. Das Ergebnis: Alles ist Windhauch und Luftgespinst.“ (Koh. 1, 14)

Kohelet sieht auch keinen Unterschied zwischen Tier und einem Menschen: „Tiere unterliegen dem Geschick. Wie diese sterben, so sterben jene. Beide haben ein und denselben Atem. Einen Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier gibt es nicht. Beide gehen an ein und denselben Ort. Beide sind aus Staub entstanden, beide kehren zum Staub zurück.“ (Koh. 3, 19 – 20)

„Besser eine Handvoll und Ruhe, als beide Hände voll und Arbeit und Luftgespinst.“ (Koh. 4, 6) Alles Arbeiten des Menschen ist für den Rachen des Totenreiches; und dessen Schlund wird niemals voll. „Denn, was hat der Gebildete dem Ungebildeten voraus, was nutzt es dem Armen, auch wenn er etwas kann, noch unter den Lebenden zu weilen?“ (Koh. 6, 7 – 8)

„… Todes als der Tag einer Geburt… Das Herz der

Gebildeten ist im Haus wo man trauert, das Herz der Ungebildeten im Haus, wo man sich freut.“ (Koh. 7, 4)

„Es gibt gesetzestreue Menschen, denen es so ergeht, als hätten sie wie Gesetzesbrecher gehandelt und es gibt Gesetzesbrecher, denen es so ergeht, als hätten sie wie Gesetzestreue gehandelt.“ (Koh 8, 14)

Gott als Gefahr für das Leben.

Zur Welt der Bibel gehören die Krankheiten als Folge der Sünde. Die Psalmen wiederholen immer wieder das Seufzen zu Gott ihre Sünden zu vergeben, damit sie geheilt werden. Hier kurze Beispiele: „Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen Dich gesündigt.“ (Ps. 41). Für das Volk war nicht nur die Natur und die Menschen eine Gefahr für das Leben. Auch Gott selbst bedrohte jeden Israeliten. Seine Strafen und Züchtigungen schienen unausweichlich, weil jeder unter der Schuld stand. Viele Psalmen zeigen die Gegenwart als Folge der schuldschwangeren Vergangenheit. So auch der Psalm 39:

„Nimm Deine Plage von mir! Unter der Wucht Deiner Hand vergehe ich.

Du strafst und züchtigst den Mann wegen seiner Schuld, du zerstörst seine Anmut wie Motten das Kleid, ein Hauch nur ist jeder Mensch… Wende dein strafendes Auge ab von mir, so dass ich heiter blicken kann, bevor ich dahin fahre und nicht mehr da bin.“

Zerstörerisches Element im Verhalten Jahwes zur Natur.

1. Ps. 29: „Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern,

der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.

Er lässt den Libanon hüpfen wie ein Kalb

wie einen Wildstier den Sirion.

Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer,

Die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, beben

Lässt der Herr die Wüste von Kadesch.“

2. Job 9, 5 – 7: „Er versetzt Berge, sie merken es nicht,

dass er in seinem Zorn sie umstürzt.

Er erschüttert die Erde an ihrem Ort,

so dass ihre Säulen erzittern.

Er spricht zur Sonne, so dass sie nicht strahlt,

er versiegelt die Sterne“

3. Is. 45, 7: „Ich erschaffe das Licht

und mache das Dunkel,

ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil.

Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.“

4. Ps. 105, 28 – 31: „ Er sandte Finsternis,

da wurde es dunkel;

doch achteten sie nicht auf sein Wort.

Er verwandelte Ihre Gewässer in Blut

Und ließ ihre Fische sterben.

Ihr Land wimmelte von Fröschen

Bis hinein in den Palast des Königs.

Er gebot, da kamen Schwärme von Fliegen

Und von Stechmücken über das ganze Land.“

Die Hoffnung auf Bewältigung der Welt und die Gelassenheit im Weltlichen, haben die Hebräer durch den Tempel zu Jerusalem geschöpft. Im Wirrwarr der prophetischen Drohungen, der apokalyptischen Visionen und der endzeitlichen Katastrophen, stand im Zentrum des Denkens die endgültige Zerschlagung der Welt. Anders als bei den Griechen, die die Welt als einen Ordnungsorganismus verstanden, war die Welt der Bibel eine Großarena für das Walten von Jahwe. Welt ist hier Privateigentum Gottes und der Raum für seine Aktivität. Parallel zum anfänglichen Optimismus in dem Jahwe mit seiner Schöpfung zufrieden war, wurde die gereifte Welt der Bibel zum Ort der Unheilsgeschichten. Die pessimistische Weltschau hat über die spätjüdische Apokalyptik bis in die christliche Theologie von Paulus und Johannes und später über Augustinus bis in die Neuzeit gedauert.

b) Die Welt im Neuen Testament.

1. Leben unter der Bedrohung des Bösen.

Die Prophezeiung eines kurz bevorstehenden Weltendes hat sich nicht erfüllt. Die Verderbtheit und Bosheit der Menschen hat sich um die Christen herum intensiviert. Die Anhänger der neuen Religion sahen den Grund für die wachsende Verbosung in Ablehnung der Frohen Botschaft durch die Menschen. Infolge der damit verbundenen Schuld wären sie der Fremdherrschaft Satans verfallen, der ihre Verderbtheit mit Legionen von Teufeln anfachte. So sahen die Christen die Welt böser und verderbter, als die Juden ihre eigene. Die Christen lebten in der sehnsüchtigen Erwartung des „Letzten Tages“ an dem der Weltexistenz ein Ende gesetzt wird. In dieser geistigen Lage gab es unter den Christen keine bedeutenden Anstrengungen zur Verbesserung der bestehenden Lebenswelt. Wozu eine bessere Welt aufbauen, wenn sich Gott selbst dieser Aufgabe gestellt hat und zuerst die böse, alte Welt zerstören wird? Er wird Spreu vom Weizen trennen und alle bösen Geister und verdorbenen Menschen ins ewige Feuer werfen. Die „Neue Welt“ wird ein Reich Gottes sein und alle bösen Mächte werden für immer in die Hölle geschickt.

Wie Juden im Alten Testament, glaubten auch die Christen, dass alle Krankheiten und Gebrechen zu den charakteristischen Symptomen dämonischer Besessenheit gehören. Er, wie Jesus Krankheiten heilt, hat die Macht über die Dämonen erreicht. Auch darum warten sie sehnsüchtig auf das Wiederkommen Christi. Die Ablösung der Satansherrschaft lässt jedoch bis heute auf sich warten und die Verderbtheit der Menschen nimmt seit über zwei Tausend Jahren kontinuierlich zu.

2. Johannes erklärt den Weltcharakter.

Die Welt wurde von Gott erschaffen und sie bleibt sein Eigentum. Durch die Sünde kam Finsternis auf die Menschen herab. Christus durchbrach die Dunkelheit und erleuchtete die Welt. „Als Jesus ein andermal zu ihnen redete, sagte er: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8, 12) „Das Licht kam in die Welt und die Menschen liebten Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht.“ (Joh 3, 19-20) Wer Böses im Sinne hat, strebt nicht nach erhellender Weisheit und sucht nicht nach Erhellung seines Geistes.

Für Johannes ist die Ursache allen Unheils in der Welt der Teufel. Menschen, die Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennen, haben den Teufel zum Vater: „Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es eurem Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an und er steht nicht in der Wahrheit, denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt, denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge.“ (Joh 8, 44);

„Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt. Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.“ (Joh 12, 31)

Durch die Sünden der Menschen wurde der Teufel zum Herrscher über die Menschheit. Jeder Einzelne, der durch seine Sünde von Gott abgefallen ist, bleibt nicht frei im Bereich seines Willens, sondern fällt unter die Macht des Bösen.

Johannes warnt vor den Lügenpropheten: „Liebe Brüder, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes. Jeder Geist, der bekennt Jesus Christus, sei in Fleisch und Blut, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrist, über den ihr gehört habt, dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt.“

(Joh 4, 1-3)

Die falschen Propheten, auch wenn sie sich äußerlich auf die Schriften berufen, kommen vom Geist der Welt, vom Geist der Lüge und dienen dem Teufel.

„Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen: Sie bekennen nicht, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist. Achtet auf euch, damit ihr nicht preisgebt, was wir erarbeitet haben, sondern damit ihr den vollen Lohn empfängt.“

(2 Joh 7-8)

Wer sich wundert, dass Gott seine Gebete nicht erhören will, soll die Worte von Johannes überlegen: „Gott erhört einen Sünder nicht.“ (Joh 9, 11)

Es gibt Menschen, die es vorziehen, nicht aus der Wahrheit zu sein. Auch aus Gott wollen sie nicht sein.

Sie ziehen es vor, aus der Welt, „von unten“ zu sein:

„Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen. Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott.“ (1 Joh 3, 8-10);

„Wir wissen, dass wir aus Gott sind und die Welt liegt ganz im Bösen.“ (1Joh 5, 19)

Die Welt bei Johannes:

Der Begriff „Welt“ bezieht sich auf verschiedene Inhalte: er kann das Weltall oder nur die Erde meinen, die gesamte Menschheit oder die Menschen, die Gott ablehnen. In dieser Bedeutung bezeichnet der Begriff nur diese Menschen, die die Christen ablehnen und verfolgen: Der Begriff „diese Welt“ bezieht sich auf die Welt unter der Gewalt Satans. Dagegen die „kommende Welt“ entspricht dem Begriff des „ewigen“ Lebens. Die Christen sind nicht „von dieser Welt“ bedeutet also, sie wären nicht von der Welt, die vom Bösen beherrscht ist. Wenn er also schreibt, die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen (1 Joh 5, 19), meint er diese Welt.

In der modernen Redensart der Christen setzt sich immer mehr der Ausdruck „Diese eine Welt“ durch. Er appelliert an die Bereitschaft der Christen an einer kommenden irdischen Welt zu arbeit, in der es keine Kriege, keine Gewalt, keine religiös motivierten Konflikte mehr gibt. Eine Welt des Friedens, in der alle glücklich, gebildet und satt leben können. Biblisch ist diese Vision kaum begründet.

3. Die Welt nach Paulus

…ist vor und nach Christus voller Unheil. Die Menschen haben Gott „aus seiner unsichtbaren Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen“, ihn jedoch nicht geehrt und ihm nicht gedankt. Ihr Himmel wurde verfinstert, sie „beten das Geschöpf an“ und unterlagen widernatürlichen Strebungen. Ihr „verworfenes Denken“ sorgte für weitere Verwirrungen. Durch die Abwendung von Gott ist die Menschenwelt „voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücken, sie verleumden und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich und hochmütig, prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen.“ (Röm 1, 29-31). Im Röm 3, 10-18, zitiert Paulus Verse aus den Psalmen und den Propheten Jeseia: „Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger (Ps 14, 1-3). Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihrer Zunge betrügen sie; Schlangengift ist auf ihren Lippen“ (Ps 140, 4). Ihr Mund ist voll Fluch und Gehässigkeit (Ps 10, 17); Schnell sind sie dabei Blut zu vergießen; Verderben und Unheil sind auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens kennen sie nicht (Jes. 59, 7-8); Die Gottesfurcht steht ihnen nicht vor Augen (Ps 36, 2).

Die Welt hat ihre „Weisheit“ die vor Gott Torheit ist: „Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott.“ An einer anderen Stelle schreibt Paulus: „Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig. Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen.“ (1 Kor 3, 19-21);

„Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen… Die Schöpfung soll von Sklaverei und Verlorenheit befreit werden.“ (Röm 8, 20 –21); Wegen der Sünde teilt die ganze Schöpfung das Schicksal des Menschen. Sie wurde von Gott verflucht und ist im Zustand der Verzehrtheit.

Nach Paulus ist die Welt das Abbild dessen, was die Menschheit versklavt, bedrückt und bedroht. Sogar die Weisen der Welt sind vor Gott nichtig. Alles auf der Welt ist der Vergänglichkeit unterworfen. In der fleischlichen Versuchung sieht Paulus (1 Kor 7, 5) das Werk von Satan, wie auch in jeder unbarmherzigen Härte.

4. Jesus als Exorzist

„Wenn ich die Dämonen durch Belzebub austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen.“

(Mat 12, 27-28).

Auch einige umherziehende jüdische Beschwörer versuchten, den Namen Jesu, des Herren, über den von bösen Geistern Besessenen auszurufen, in dem sie sagten: „Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet!“ (Apg 19, 13).

Das Austreiben der Dämonen war besonders in Ephesus verbreitet. Dazu benutzten die Magier alte Rituale und Texte, die spezialisierten Schulen vermittelt waren. Im beschriebenen Fall sind die Dämonen im Kranken geblieben, weil die sieben Magier sich zwar auf Jesus beziehen, sie waren jedoch keine Christen. Die bösen Geister haben die Beschwörer körperlich arg misshandelt und der Vorfall wurde in ganz Ephesus bekannt. Die übrigen Magier haben ihre Zauberbücher öffentlich verbrannt.

Jesus hat unter dem Volk eine größere Berühmtheit als der erfolgreiche Exorzist erreicht. Er tat es jedoch nicht aus niedrigen Gründen, sondern als Zeichen des gekommenen Reiches Gottes. Wie wir bereits darauf hingewiesen haben, war im Judentum jede Krankheit eine Strafe Gottes, weil sie die Folge der Sünde war.

Damit war jeder Kranke ein Sünder und hat sich durch seine Sünde dem Dämon selbst ausgeliefert. Die Dämonen zogen in den Sünder ein und bewohnten ihn. Dadurch veränderten sie seinen Leib und sein Gemüt. Die Krankheit wurde auch äußerlich sichtbar. Die Kunst des Austreibens der Dämonen setzte somit voraus, dass der Exorzist zuerst bei Gott die Vergebung der Sünden des Kranken bewirken musste und erst im zweiten Schritt, die bösen Geister austreiben vermochte.

5. Die christliche Weltverachtung.

„Die Welt wurde von Gott erschaffen, aber regiert wird sie vom Teufel. Er genießt die Welt. Auch die Menschen wurden von Gott erschaffen. Er hat sie jedoch nicht zum Weltgenuss gestimmt, weil Weltgenuss eine Sünde ist und Sünde hat Gott nicht erschaffen.“

(En 141, 15 PL 37, 1841f.)

In den Werken von Augustinus treffen wir auf unzählige Ermahnungen zur Flucht aus der Welt und Äußerungen seiner Weltverachtung (contemptus mundi). Er schreibt:

„Die Welt ist böse, weil die Menschen böse sind. Sie ziehen die Welt Gott vor.“ (Sem. 96, 5 Pl 38, 587)

Die christliche Weltverachtung augustinischer Prägung überlebte bis zum zweiten Vatikanischen Konzil. Von Kirchentheologen wird sie bis heute behutsam zur Weltbejahung umgeschrieben. Nicht so einfach ist das Unternehmen mit den Schriften des Neuen Testaments, die sehr deutlich die Welt ablehnen.

Unter dem Begriff Welt wird unter den christlichen Mystikern, Theologen und Philosophen nicht nur die Erde, das materielle Universum und der irdische Mensch verstanden. Auch, und vor allem, zum Begriff „Welt“ gehört der geistige Himmel, der in Sphären zunehmender Seligkeit bis zu der rein göttlichen Präsens aufsteigt. Ihr entspricht die gegenteilige Abstufung der Hölle in Sphären vermehrter Leiden. Im Leben auf der Erde ging es alleine um das Erbringen der himmlischen Reife für das ewige Leben mit Gott. Die Bösen dagegen reifen für das ewige Feuer der Hölle.

c) Erschuf Teufel den Körper?

Der selbsternannte Messias und Christus, Mani (215 – 276), verbreitete die Lehre, dass Gott den Menschen mit Seele versah und der Teufel mit dem Körper! Es war nicht nur Augustinus, der in seiner manihäischen Entwicklungsphase daran glaubte. In manchen asketischen Kreisen war das Bewusstsein an eine teuflische Natur des Körpers bis in die spätere Zeit des Mittelalters lebendig. Was sich die auf Heiligkeit ausgerichteten Mönche vorstellten, haben die rohen Körperinstinkte schnell wieder irdisch korrigiert. Die Crux aller Asketen war das sexuelle Begehren. Die Kastrationen waren so verbreitet, dass die Kirche diese Selbstverstümmelung verboten hat und jedem Kastrierten das Priesteramt verweigerte. Die Wüstenmönche, besonders in der Syrischen Wüste, haben haben sich jedoch darum wenig gekümmert. Die Körperfeindlichkeit ergoss sich über die Schriften von Augustinus und seiner Anhänger auf den ganzen christlichen Raum. Der Sinn der Körperlichkeit ist vielen geistig Strebenden bis heute ein Rätsel. Die Erlösung von der belastenden Körperlichkeit ist auch im hinduistischen und buddhistischen Raum ein innigst gewünschter Zustand. Auch wenn hier Kastrationen unbekannt sind, bildet die Körperlichkeit eine schwere Belastung.

Das philosophisch-religiöse Denksystem von Buddha lässt sich – grob verkürzt – auf drei Leitgedanken zurückführen:

1. Alles, was entstanden ist, muss vergehen;

2. Dem Vergänglichen niemals verhaftet sein;

3. Für seine Erlösung ist jeder selbst verantwortlich: Gott hilft ihm nicht!

Das Entstandene – und dazu gehört der Körper – hat keine eigene Dauer und ist darum dem Zeitfluss ausgesetzt. Die Zeit löst das Entstandene alleine auf. Das Verhaftetsein an zeitliche Objekte, z. B. an den Körper, ist ein sinnloses Unterfangen, genauso wie das Begehren selbst. Die Erkenntniskraft des Menschen reicht jedem Individuum aus, um diesen Zustand der Welt zu erkennen. Nach der Lehre Buddhas sollte jeder seiner Erkenntnis folgen und sich von der Welt abwenden. Die Hindus und Buddhisten sind seit tausenden Jahren überzeugt, dass die inneren eigenen Kräfte ausreichen, um das Begehren nach innen zu lenken und das körperliche Weltbegehren umzuwandeln. Das Christentum zählt noch heute auf die Gnade Gottes, sich von der bösen und vergänglichen Welt abzuwenden. Dass heute mehr als früher die Massen von den Weltbegehren gefesselt sind, und die Attraktivität der Welt im Vergleich zu früher wesentlich angestiegen ist, geht auf die Wirkung von losgelassenen, unbeherrschten, irrationalen Trieben und Gemütsbewegungen zurück.

Um sich dem Ziel der eigenen Vollendung näher zu bringen, ist heute, genau so wie vor Jahrtausenden, ein äußerst radikaler Prozess der Entwicklung nötig. Die grausamen Leiden Buddhas vor der Erleuchtung, die Passion Christi vor seiner Himmelfahrt, die hunderttausendfachen Martyrien der Jünger Christi in der Verfolgungszeit und das Leben christlicher Bekenner in den Friedenszeiten, wären ohne die Trennung von der Welt nicht möglich.

Trotz der klaren Aussagen in den Offenbarungstexten, versuchen die christlichen Theologen heute mit einer billigen Philosophie der Weltzuwendung, ihre Gläubigen zu überfluten.

Die alten asketischen Zeiten wären nicht mehr erforderlich. Die sich ausbreitende Orientierungslosigkeit als Folge der Auflösung der Tradition, wird zusätzlich von der Einflussnahme der Gefühle auf das Ich unterstützt. Das emotionale Leben will sich wieder ohne Restriktionen und Kontrollen frei entfalten. Durch die neue Welle der Weltzuwendung profitiert vor allem der laizistische Raum der Zivilisation. Auf die Vergänglichkeit von allem Bestehenden, auf das psychische Gift der Gier, reagieren die Religionen nicht mehr. Wer die gegenwärtige politische Lage in bestimmten Regionen der Welt beobachtet, bekommt das Gefühl und den Verdacht, dass der Körper vielleicht doch noch vom Teufel kommt. Die Suchenden kommen zurück auf den uralten Weg der Selbsterkenntnis, der jenseits aller Dogmen, zur Entdeckung der Göttlichkeit in der Tiefe des eigenen Wesens führt und jeden äußeren Glauben ersetzt. Die auf einmal auch von allen Kritikern lieb gewordene Welt ist bei näherem Betrachten ein riesiger Friedhof für alle menschlichen Körper. Hier legt der Geist seinen Körper ab. Wir werden nicht in den Hallen des Todes geboren, um ein sinnlich glückliches Leben zu führen, oder vom Tod anderer zu profitieren. Alle, die vor uns dem blinden Lebensinstinkt folgten, zerfallen hier zu Staub. Jeder, der durch die Geburt hierher abgelegt wurde, um zu wachsen und gedeihen, wird nicht mehr begnadigt. Das Sterben und der Tod ist jedem auf Erden sicher.

Die Notwendigkeit des Loslassens – auch von dieser Perspektive - ist notwendig, weil wir als der innere Mensch gar nicht inkarniert sind. Wir erleben das Geschehen als Zeuge und nicht als Beteiligter. Darum bemühen wir uns, mit gebührender Distanz zum irdischen Leben zu stehen und unbelastet warten wir auf das einzig wahre, kommende Leben in den geistigen Welten.

Die volle, längst perfekt ausgebildete Sinnenwahrnehmnung, werden wir erst nach der Trennung vom stofflichen Körper bewundern können. Sie gehören zu der inneren Ausstattung unseres Geistes. Im Vergleich zu der wahren Quelle des Sehens und Hörens im Geiste ist unser körperliches Sehen und Hören eher eine Blindheit und Taubheit. Dieser Zustand betrifft unsere gesamte Wahrnehmung. Bereits der starke Wille zum universalen Hören und Sehen wirkt verstärkend auf das Sinnvermögen. Mit der weiteren, erhofften Evolution des Lebens werden auch die Sinne immer weiter vervollkommnet. Auch die Seele in ihrem körperlosen Zustand, benutzt die Sinne in ihren Welten und erweitert ihre Tauglichkeit für künftige Aufgaben. Zum Bereich des christlichen Glaubens gehört die körperliche Umwandlung zum Glorienkörper am Ende der Weltzeit. Die Umwandlung wäre als Folge eines Gnadenprozesses zu verstehen und ginge auf die Erlösung durch Christus zurück. Der zweite, der Neukörper, wäre unsterblich, dem Entstehen und Vergehen nicht mehr preisgegeben. Die Vorstellungsschwierigkeit in dieser Vision liegt im Fehlen der zeitlichen Koordinate und der unvorstellbaren Menge der Menschen, die aus allen Zeiten und Kulturen auf einmal auferweckt wären. Jemand hat das Geschehen einmal rechnerisch verfolgt und kam zu dem Schluss, dass auf der ganzen Erde mit ihren Ozeanen und Meeren, eine vierzig Meter hohe Schicht von Menschen, die auf den Schultern der unter ihnen stehen würden, entstanden wäre. Die vom Tode Erweckten wären zunächst noch in ihrem alten, materiellen Körper zum Gericht erschienen und erst nach dem Richterspruch würde ein Teil der Körper zu Glorienkörpern umgewandelt und der sündige Teil der Wiedererweckten Höllenkörper bekommen, um in ihnen zu leiden.

Das islamische Programm für die Endzeit wäre mit gleichen Schwierigkeiten belastet. Die globale Auferstehung aller Menschen zum Gericht ist körperlich zu verstehen und dafür gibt es keinen Platz. Auf Erden, keinen Platz für die Hölle und keinen Platz für das neue Paradies. Die versprochene Erschaffung einer neuen Erde, wäre auch für Gott, der für die Gläubigen die Quelle der Rationalität ist, ein schwieriges Problem Die