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Regionalkrimi aus der Oberpfalz
von Peter Haberl
Der Umfang dieses Buchs entspricht 106 Taschenbuchseiten.
Die 27-jährige Sabine Moos wird ermordet aufgefunden. Schon bald gibt es eine Reihe von Verdächtigen. Die pfälzischen Kommissare Kutzer und Degenhart ermitteln in diesem Fall, in dem jeder jedem zutraut, der Täter zu sein. Doch der wahre Täter bleibt lange unentdeckt.
Cover: Steve Mayer
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Regionalkrimi aus der Oberpfalz
von Peter Haberl
Der Umfang dieses Buchs entspricht 106 Taschenbuchseiten.
Die 27-jährige Sabine Moos wird ermordet aufgefunden. Schon bald gibt es eine Reihe von Verdächtigen. Die pfälzischen Kommissare Kutzer und Degenhart ermitteln in diesem Fall, in dem jeder jedem zutraut, der Täter zu sein. Doch der wahre Täter bleibt lange unentdeckt.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Der Leiter des Kommissariats 1 bei der Kriminalpolizei Weiden, seines Zeichens Kriminaloberrat, hob seinen Blick von dem Blatt Papier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, schaute Hauptkommissar Walter Degenhart an, schwenkte seinen Blick zu Oberkommissar Karl Kutzer und sagte: „Bei der Toten handelt es sich um die seit fast einem Monat vermisste Sabine Moos. Der Verwesungsprozess war ziemlich fortgeschritten. Laut Gerichtsmedizin dürfte der Tod kurz nach ihrem Verschwinden am 10. September eingetreten sein. Sabine Moos war 27 Jahre alt, arbeitete als Reinemachefrau in einem Fitnessstudio, sie lebte von ihrem Ehegatten getrennt und hatte zwei Kinder, die bei ihrem getrennt lebenden Mann wohnen.“
„Wer hat Sabine Moos als vermisst gemeldet?“, erkundigte sich Hauptkommissar Degenhart.
„Ihr Vater. Sein Name ist Albert Stauber, er wohnt mit seiner Gattin in der Dr. Seeling Straße.“ Der Kriminaloberrat warf einen Blick auf das Dokument vor sich und nannte sogleich auch die Hausnummer, unter der die Eltern der Toten zu erreichen waren. Dann fuhr er fort: „Es liegt ein Gewaltverbrechen vor. Sabine Moos‘ Körper wies vierzehn Messerstiche auf. Mindestens drei der Stiche waren tödlich.“
„Vierzehn Messerstiche“, wiederholte Hauptkommissar Degenhart versonnen und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Das sieht nach einer Affekthandlung aus. Der Mörder muss vollkommen außer sich gewesen sein und wie verrückt auf das Opfer eingestochen haben.“
„Das kann sein, muss aber nicht“, meldete sich nun Oberkommissar Kutzer zu Wort. „Der Täter kann es auch so gedreht haben, dass es aussieht wie eine Tat im Affekt. Aber um hier Gewissheit zu erlangen, muss man erst einmal den Täter haben.“
„Wo wohnte die Getötete?“, wollte Degenhart wissen.
„In der Berliner Straße.“
„Wohnte sie dort alleine?“
„Das geht aus dem Protokoll, das mir vorliegt, nicht hervor.“
„Wurde der Leichnam von der Staatsanwaltschaft schon freigegeben?“, fragte Oberkommissar Kutzer.
„Ja, nachdem die Todesursache und der Zeitpunkt des Eintritts des Todes zweifelsfrei festgestellt sind, kann Sabine Moos beerdigt werden.“
„Ich frage mich, warum die beiden Kinder vom getrennt lebenden Ehemann versorgt werden“, sinnierte Hauptkommissar Degenhart. „Der Normalfall ist doch, dass die Kinder bei der Mutter bleiben, wenn eine Ehe zerbricht. Dies entspricht in der Regel dem Kindeswohl und es muss schon ein gravierender Tatbestand vorliegen, wenn der Kindsvater das Sorgerecht erhält.“
„Auch diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten“, erwiderte der Kriminaloberrat. „Ich habe mich dafür entschieden, Ihnen beiden die Ermittlungen in dem Fall Sabine Moos zu übertragen. Stellen Sie alles andere zurück, die Aufklärung der Angelegenheit hat Priorität. Wir haben eine tote Frau, die gewaltsam ums Leben kam, und wir haben einen Täter, der frei herumläuft. Ihn gilt es zu überführen und der gerechten Bestrafung zuzuführen.“
„Natürlich werden wir alles daran setzen, die Straftat aufzuklären“, versicherte Hauptkommissar Degenhart und stemmte sich an dem runden Besprechungstisch in die Höhe. „Kann ich das haben?“ Er wies auf das Blatt Papier, das vor dem Polizeioberrat lag.
Wortlos reichte ihm sein Vorgesetzter das Dokument. Degenhart nickte seinem Kollegen Kutzer zu, der erhob sich und an den Kriminaloberrat gewandt sagte der Hauptkommissar: „Wir halten Sie auf dem Laufenden. Zunächst einmal werden wir uns im unmittelbaren Umfeld der Getöteten umsehen und umhören. Sobald wir erste Erkenntnisse gewonnen haben, informieren wir Sie.“
Die beiden Beamten begaben sich in Degenharts Büro, besprachen kurz ihre nächsten Schritte und beschlossen, erst einmal den getrennt lebenden Ehemann der Getöteten zu vernehmen. Er wohnte in Altenstadt bei Weiden. Oberkommissar Kutzer stellte seine Telefonnummer fest und rief ihn sogleich an. Nach dem dritten Klingelton hob jemand ab und eine dunkle Stimme erklang: „Moos.“
„Guten Tag, spreche ich mit Herrn Bernhard Moos?“
„Ja. Wer sind Sie und weshalb rufen Sie mich an?“
„Ich bin Oberkommissar Kutzer von der Kriminalpolizei Weiden. Ich rufe Sie wegen Ihrer Gattin an.“
„Ich dachte schon, es geht wieder um eine Umfrage oder sowas in der Art. Was ist mit Sabine?“ Bernhard Moos räusperte sich, dann stieß er hervor: „Sabine ist seit fast einem Monat spurlos verschwunden. Mein Schwiegervater hat sie bei der Polizei als vermisst gemeldet. Ist über ihren Aufenthalt etwas bekannt geworden?“
„Ja. Sie haben sicher von dem Leichenfund bei der Heiligen Staude vor fünf Tagen in der Zeitung gelesen oder im Radio gehört …“
„Um Gottes Willen!“, entfuhr es Bernhard Moos fassungslos. „Sagen Sie bloß …“
„Es ist so. Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat die Gewissheit gebracht, dass es sich um Ihre Gattin handelt.“
„Das – das …“ Die Stimme des Mannes zerrann, Oberkommissar Kutzer hörte kurze Zeit nur noch seinen stoßweisen Atem, aber dann fand Bernhard Moos seine Sprache wieder und fragte: „Hat sie sich etwas angetan?“
„Nein, Ihre Frau wurde getötet. Mein Kollege und ich würden gerne mit Ihnen sprechen, Herr Moos. Haben Sie jetzt Zeit für uns?“
„Gewiss. Seit mich meine Frau verlassen hat, arbeite ich nicht mehr, weil ich unsere beiden Kinder versorgen muss. Meine Anschrift kennen Sie sicher.“
„Wir sind in spätestens einer halben Stunde bei Ihnen.“
Tatsächlich läuteten die beiden Kriminalpolizisten fünfundzwanzig Minuten später an der Tür zu Bernhard Moos‘ Wohnung. Sogleich wurde die Tür aufgezogen und ein bleicher Mann von etwa dreißig Jahren zeigte sich den Beamten. „Ich kann das gar nicht glauben“, murmelte er mit belegter, geradezu brüchiger Stimme, „das ist verstandesmäßig für mich kaum zu erfassen. Wer sollte Sabine umgebracht haben?“
Hauptkommissar Degenhart hatte sich innerhalb der kurzen Zeit, seit Bernhard Moos die Tür geöffnet hatte, einen ersten Eindruck von dem Mann verschaffen können. Er wirkte ziemlich verstört, seine Augen flackerten unruhig, er zwinkerte unablässig und seine Mundwinkel zuckten.
„Das herauszufinden ist unser Job“, versetzte er. „Dürfen wir eintreten?“
„Sicher, kommen Sie herein. Wir sind ungestört, denn Maximilian und Sophie sind in der Schule.“
Die beiden Kommissare betraten die Wohnung, im Wohnzimmer forderte sie Bernhard Moos auf, sich zu setzen, er selbst ließ sich in einen der etwas abgenutzt wirkenden Sessel fallen, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Wie ist Sabine ums Leben gekommen?“
Er wirkte jetzt ziemlich gefasst, Erschütterung und Betroffenheit schien er überwunden zu haben. Allerdings verströmte er ein hohes Maß an Nervosität, was Hauptkommissar Degenhart nicht entging. „Sie wurde erstochen, ihr Mörder stach vierzehn Mal zu. Ihre Frau wurde am 10. September zum letzten Mal lebend gesehen. Ihr Tod dürfte laut Gerichtsmedizin unmittelbar nach ihrem Verschwinden eingetreten sein.“
„Wie soll ich bloß den beiden Kleinen klarmachen, dass ihre Mutter nicht mehr lebt und dass sie brutal ermordet worden ist?“, kam es bedrückt, mit schwankender Stimme von Bernhard Moos. Er schlug beide Hände vor das Gesicht, verharrte sekundenlang in dieser Haltung und schien sich zu sammeln, ließ dann die Hände wieder sinken und murmelte: „Gibt es schon irgendeinen Hinweis auf den Mörder und auf den Grund für die Tat?“
„Noch ist nicht erwiesen, ob es sich um einen Mord im Sinn des Strafgesetzbuches handelt“, erklärte Hauptkommissar Degenhart.
Moos schaute den Polizisten verdutzt an. „Aber Sie sagten doch selbst, dass Sabine erstochen worden ist. Wenn es kein Mord war, was dann?“
„Es gibt da einige Unterscheidungen“, antwortete Degenhart. „Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge et cetera. Was zum Tod Ihrer Frau führte, waren unbestritten die Messerstiche, was aber nicht zwangsläufig Mord gewesen sein muss. Aber das ist im Moment nachrangig und wird Sache der Staatsanwaltschaft sein, welcher Tat sie denjenigen anklagt, der für den Tod Ihrer Frau verantwortlich ist.“
„Wie immer Sie es auch nennen – wenn Sabine mit vierzehn Messerstichen getötet wurde, dann bin ich der Meinung, dass sie ermordet worden ist. Juristische Feinheiten interessieren mich nicht. Weiß man, wer es getan hat und warum er es getan hat?“
„Wir wissen es nicht“, musste Degenhart zugeben, „doch wir arbeiten daran, es herauszufinden. – Sie und Ihre Gattin lebten getrennt.“
„Sabine ist vor neun Monaten aus dem gemeinsamen Haushalt ausgezogen. Ich habe daraufhin einen Scheidungsantrag beim Amtsgericht gestellt, und die Scheidung in drei Monaten dürfte nur noch Formsache sein, nachdem das Trennungsjahr dann abgelaufen ist.“
„Warum hat Ihre Frau Sie verlassen?“ Mit dieser Frage brachte sich Oberkommissar Kutzer in das Gespräch ein.
„Wir haben uns nur noch gestritten“, antwortete Bernhard Moos. „Sabine hatte seit etwa drei Jahren das Bedürfnis, Dinge nachzuholen, die sie in ihrer Jugend versäumt zu haben glaubte.“
„Sie war mit siebenundzwanzig Jahren nicht alt“, gab Kutzer zu verstehen.
„So habe ich das auch nicht gemeint“, versetzte Moos. „Als wir heirateten, war Sabine siebzehn. Damals war Maximilian unterwegs und für uns war es überhaupt keine Frage, dass wir vor den Traualtar treten. Nachdem wir sieben Jahre verheiratet waren, begann Sabine mir plötzlich vorzuwerfen, ihr die Jugend geraubt zu haben und ihr nichts zu bieten. Sie begann mich und die Kinder zu vernachlässigen, ging jeden Freitag und Samstag zu irgendwelchen Tanzveranstaltungen oder Partys und knüpfte sogar Internetbekanntschaften.“
„Man hat Ihnen das vorläufige Sorgerecht für die Kinder übertragen, Herr Moos. Das entspricht nicht dem Normalfall.“
„Sabine wollte die Kinder nicht bei sich haben, und ich kann Ihnen auch sagen, warum sie die beiden nicht haben wollte. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, sich die Hörner abzustoßen, und dabei wären ihr die Kinder nur im Weg gewesen. Man hat mir zugetragen, dass ihre Männerbekanntschaften häufig wechselten. Und wenn Sie mich fragen, dann war es eine dieser flüchtigen Bekanntschaften, die ihr das Leben gekostet hat.“
„Ich schätze, Sie waren auch nicht gerade glücklich darüber, dass Ihre Frau Sie mit den beiden Kindern sitzen ließ“, wandte Oberkommissar Kutzer ein.
„Es kam nicht überraschend für mich“, antwortete Bernhard Moos. „Wir hatten uns völlig auseinandergelebt, und als sie ihren Koffer nahm, habe ich nicht versucht, sie aufzuhalten. Ich hatte nichts mehr übrig für sie, nachdem sie mich nur noch beleidigt und teilweise sogar gedemütigt hat.“
„Und Sie haben später auch nicht mehr versucht, mit Ihrer Frau zu sprechen, sie vielleicht umzustimmen und zu veranlassen, wieder zu Ihnen und den Kindern zurückzukehren?“, fragte der Hauptkommissar.