Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Kommissar Jörgensen stand auf der Abschussliste: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman von Peter Haberl & Chris Heller Die 14-jährige Cindy Handau ist vor einigen Tagen in Hamburg auf offener Straße entführt worden und nun spurlos verschwunden. Die Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller ermitteln. Als sie mit ihrer Ermittlung beginnen und sich ein weiterer Verdacht ergibt, werden sie von den Entführern gewarnt. Sollten sich die beiden weiter einmischen, wird Cindy es mit dem Leben bezahlen müssen ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 141
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kommissar Jörgensen stand auf der Abschussliste: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Peter Haberl and Chris Heller
Published by BEKKERpublishing, 2024.
Title Page
Kommissar Jörgensen stand auf der Abschussliste: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Copyright
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
von Peter Haberl & Chris Heller
––––––––
Die 14-jährige Cindy Handau ist vor einigen Tagen in Hamburg auf offener Straße entführt worden und nun spurlos verschwunden. Die Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller ermitteln. Als sie mit ihrer Ermittlung beginnen und sich ein weiterer Verdacht ergibt, werden sie von den Entführern gewarnt. Sollten sich die beiden weiter einmischen, wird Cindy es mit dem Leben bezahlen müssen ...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Hamburg, die Perle des Nordens, war ein Kaleidoskop aus Licht und Schatten, wo der Duft von Salzluft die Nacht durchdrang und die Straßen von einem Geheimnis zum nächsten führten. Die Elbe schlängelte sich majestätisch durch die Stadt, als wäre sie das schlagende Herz dieses Metropolen-Ungetüms, das niemals schlief.
Ein bedrohlicher Nebel legte sich über die Reeperbahn, jene berüchtigte Meile, auf der das Nachtleben pulsierte und zwielichtige Gestalten ihr Unwesen trieben. Inmitten des Lärms von Musik und Gelächter balancierte das Paradies Garage auf dem schmalen Grat zwischen Anstand und Verderben.
Im "Club Rotlicht", einem der vielen schummrigen Etablissements auf der Großen Freiheit, stand Johnny "der Boxer" hinter der Bar. Seine Hand, geschwollen von hunderten Schlägereien, wischte routiniert ein Glas ab, während seine Augen stets den Raum scannten. Wer aus der Reihe fiel, lernte schnell, dass Johnny nicht nur zur Zierde dort stand. Er hatte längst aufgegeben, die Namen der Gesichter zu lernen, die regelmäßig seinen Tresen bevölkerten. Es waren Schatten, Geister der Nacht, die gekommen waren, um zu vergessen oder um vergessen zu werden.
An einem der Tische in der dunklen Ecke saß Igor, ein molliger Russe mit eisblauen Augen, die mehr Geheimnisse verbargen, als man sich vorzustellen wagte. Igor war der Mann, den man sah, wenn man Probleme hatte - und der nie da war, wenn die Polizei Fragen stellte. Er zog ruhig an seiner Zigarette, während er einem vertrauten Gespräch mit Pablo lauschte, einem spanischen Drogendealer, dessen spanischer Akzent für ungeschulte Ohren fast charmant klang.
"Die Lieferung aus Rotterdam wird diesen Freitag eintreffen," flüsterte Pablo, sein Blick scharf und konzentriert. "Alles geht wie geplant, Igor. Solange keine neugierigen Schnüffler ihre Nasen hineinstecken, sollte es glatt laufen."
Igor nickte knapp, seine Augen ließen keine Emotion erkennen. "Gut. Keine Unordnung hier. Hamburg ist meine Stadt, und ich dulde keinen Ärger. Verstanden?"
Währenddessen, einige Straßen weiter, verlief das Leben im "Blue Velvet" nicht weniger aufregend. Lulu, eine Stripperin mit einer Vorliebe für lange, geschwungene Wimpern und Stöckelschuhe, zog Männer und Frauen gleichermaßen in ihren Bann. Ihre Bewegungen waren hypnotisch, und während ihre Performances die Blicke fesselten, lauschte sie aufmerksam den Geflüstern der Kundschaft. Manch eine wichtige Information hatte bereits ihren Weg zu den richtigen - oder falschen - Ohren gefunden, dank Lulus Talenten.
An der Ecke der Straße kauerte Alex, ein Obdachloser mit einem Gesicht, das mehr Geschichten erzählte, als eines Menschenleben umfassen konnte. Einst war er ein aufstrebender Journalist, bis er zu tief in Geschichten eingetaucht war, die besser im Dunkeln geblieben wären. Nun beobachtete er wie ein unsichtbarer Wächter die Bewegungen der Stadt und sammelte Bruchstücke von Leben und Verzweiflung.
Im Schatten der St.-Pauli-Kirche, wo der Klang von Glocken der einzige Trost für verloren gegangene Seelen war, führte Tanya ihre Routine durch. Mit einem Gesicht, das ebenso hart wie schön war, verwaltete sie die Frauen, die ihr Schutz und eine eigene Art von Freiheit versprachen. Sie kannte die Gefahren und navigierte geschickt durch die launischen Gewässer der Unterwelt, immer bedacht darauf, wer gerade zuzuhören schien und wer nicht.
Ein leises, böses Lachen drang durch die Nacht, als zehn mächtige Motorräder die Straße entlang rasten. Die "Sturmwölfe", ein Rockerclub mit Ambitionen, Hamburgs kriminelles Netz zu dominieren, war auf der Jagd nach neuen Opportunitäten. Ihr Anführer, Drago, ein Hüne mit einem Gesicht wie gehauenem Granit, war entschlossen, seine Spuren in dieser Stadt zu hinterlassen.
So atmete und lebte Hamburg, nicht eine Metropole, sondern ein lebendiges Mosaik aus Leben und Hoffnung, Verzweiflung und Geheimgesprächen. Jeder Stein, jede Gasse, jeder Schatten hatte seine eigene Geschichte, und für jene, die Aufmerksamkeit schenkten, erzählten sie Bände.
Als die Nacht langsam der Dämmerung wich, verstärkten sich die Rufe der Möwen, und die Elbe glitzerte im ersten Licht des Morgens. Hamburg, die Stadt, die niemals schlief, war bereit für ein neues Kapitel, das stets auf der Grenze zwischen Ordnung und Chaos balancierte.
Der Tag brach an wie ein vorsichtiges Versprechen, das sich nur widerwillig erfüllte. Doch die Schatten der Nacht blieben in den Herzen derer, die ihr Leben in den Randbereichen der Legalität fristeten. Es war eine zitternde, vibrierende Stadt, immer bereit, in sich selbst zusammenzufallen und sich doch jedes Mal neu zu erfinden.
Einige Straßen weiter, in einer kleinen, unauffälligen Gasse, bereitete sich Jonas "der Taschendieb" darauf vor, seinen Arbeitstag zu beginnen. Er war ein wahrer Meister seines Fachs, und seine Finger bewegten sich so geschickt und präzise wie die eines Konzertpianisten. Seit Jahren lebte er von dem, was andere unbeabsichtigt entblößten – Geldbörsen, Mobiltelefone, Schmuckstücke. Jonas wusste, dass das Geheimnis seines Erfolgs darin lag, niemals aufzufallen. Und in einer Stadt wie Hamburg gab es keine bessere Bühne.
"Die Touristen auf der Landungsbrücken sind immer leichtes Ziel", murmelte er zu sich selbst, während er seine abgetragene Ledertasche fest umklammerte. Aber Jonas war kein gewöhnlicher Dieb. Er nahm nur von denen, die es sich leisten konnten, und hin und wieder ließ er ein paar Euro bei den Bettlern zurück, ebenso unsichtbar, wie er sie mitgenommen hatte.
In einem heruntergekommenen Appartement in Altona wachte Sophie auf, schlaftrunken und mit dem Geschmack von abgestandenem Bier im Mund. Sophie war klug, vielleicht klüger, als es für sie gut war. Sie hatte sich entschieden, ihr Geld als Hackerin zu verdienen, ein Beruf, den sie in den Labyrinthen des Internets ausübte. Sich in Netzwerke und Systeme zu hacken, Informationen zu sammeln und zu verkaufen, das war ihre Welt. Eines Tages, so schwor sie sich, würde sie genug Geld haben, um Hamburg zu verlassen und irgendwo weit weg ein neues Leben zu beginnen.
Die Sonne stand nun höher und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht. Der Fischmarkt erwachte zum Leben, und der Duft von frischem Fisch und Brot lag in der Luft. Menschen eilten zu ihren täglichen Pflichten, doch in den Ecken und Winkeln der Stadt braute sich etwas zusammen.
In einem kleinen Cafe nahe des Hafens, das fast unsichtbar zwischen den hohen Gebäuden lag, trafen sich Mitglieder der "Türken-Mafia", angeführt von Mehmet, einem Mann mit einem Gesicht so hart wie das eines Straßenkämpfers, aber mit der Eleganz eines Geschäftsmanns. Heute sollte ein wichtiger Deal abgeschlossen werden – einer, der die Balance der Macht in den Untergrundkreisen von Hamburg verändern könnte.
"Mehmet, bist du sicher, dass wir Igor trauen können?" fragte sein Bruder Cem, während er einen Espresso schlürfte.
"Vertrauen ist ein Luxus, Cem", antwortete Mehmet ruhig. "Wir müssen uns auf unsere Fähigkeiten verlassen. Igor braucht uns genauso sehr, wie wir ihn brauchen. Also spielen wir das Spiel mit Bedacht."
Zur selben Zeit, hinter den Kulissen eines noblen Hotels, bereitete sich Heinz "der Zuhälter" darauf vor, einen weiteren ereignisreichen Tag zu meistern. Heinz war ein Mann mit vielen Gesichtern – der zuvorkommende Gastgeber für die Reichen und Berühmten der Stadt, der gnadenlose Geschäftsmann für diejenigen, die unter seiner Kontrolle standen. Doch hinter seiner eiskalten Fassade wusste kaum jemand von seiner Schwäche für Käsegebäck und italienische Krimis.
Mit dem Morgenlicht kam auch die Unruhe der Nacht zurück. Eine Stadt wie Hamburg ruht nie wirklich. Es war ein Gleichgewicht aus gutem und bösem, einem ewigen Tanz, bei dem jeder Schritt wohlüberlegt sein musste. Jeder, der in dieser Stadt lebte und arbeitete, trug sein eigenes Geheimnis mit sich. Kleine Ganoven, Zuhälter, Prostituierte, Taschendiebe, Drogendealer, Barbesitzer, Türsteher, Stripperinnen, Clan-Kriminelle, Rocker und Obdachlose – sie alle waren Teil der Seele Hamburgs.
Und so bereitete sich die Stadt auf eine neue Nacht vor, in der wieder Schatten und Licht miteinander ringen würden. Eine Stadt, die niemals schläft, zieht unweigerlich die Aufmerksamkeit derer auf sich, die die Dunkelheit jagen. Doch das, wäre eine Geschichte für ein anderes Kapitel - eines, das bald geschrieben werden würde.
Mein Name ist Uwe Jörgensen, und seit über zwei Jahrzehnten diene ich als Kommissar bei der Kriminalpolizei in Hamburg. Viele Menschen glauben, dass das Leben in dieser prächtigen Hansestadt voller Romantik und leuchtender Stadtlichter vorhersehbar und simpel sei. Doch diese Menschen liegen weit daneben. Die Schatten in den Gassen, die Verzweiflung hinter den Fenstern und unser unermüdlicher Kampf gegen das Verbrechen – das ist unser tägliches Brot. Und dieses Brot schmeckt oft bitter und ist schwer zu kauen.
Ich habe das Glück, diesen erbarmungslosen Alltag nicht allein bewältigen zu müssen. An meiner Seite steht mein langjähriger Kollege und Freund Roy Müller. Roy ist nicht nur ein genialer Ermittler, sondern auch jemand, auf den ich mich blind verlassen kann. Mit seiner Fähigkeit, Menschen zu durchschauen und die Wahrheit selbst aus den tiefsten Lügen herauszufiltern, ist Roy der Typ Polizist, den man in den dunkelsten Ecken einsetzen kann, ohne dass er mit der Wimper zuckt. Seine Anwesenheit gibt mir Sicherheit und Vertrauen.
Über uns steht unser Kriminaldirektor Jonathan Bock, ein Mann, der selbst in den angespanntesten Momenten Ruhe bewahrt. Bock ist direkt und kompromisslos, und er toleriert keine Fehler. Er ist das solide Fundament unserer Einheit und sorgt dafür, dass wir immer konzentriert und entschlossen bleiben, ganz gleich, wie schwierig die Zeiten sind. Hinter seiner stoischen Fassade verbirgt sich jedoch ein tiefes Verständnis für die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet. Er weiß um die Bürden, die jeder von uns trägt, und trotz seiner Strenge findet er immer den richtigen Moment, um ein unterstützendes Wort zu sprechen.
Diese Mischung aus persönlicher Verbundenheit und beruflicher Exzellenz macht unser Team stark. Jede neue Herausforderung schweißt uns nur noch enger zusammen, denn am Ende des Tages wissen wir, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können. So starten wir jeden Tag mit einem klaren Ziel vor Augen: Licht ins Dunkel zu bringen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Jeden Tag, jede Nacht, ohne Ausnahme.
Dieses Mal habe ich jedoch das Gefühl, dass der bevorstehende Fall tiefere Abgründe und größere Herausforderungen bereithält, als wir es uns je vorstellen könnten. Doch mit Roy an meiner Seite und Bock, der uns den Rücken freihält, bin ich bereit, den nächsten Schritt in dieses unbekannte Terrain zu wagen. Die kommenden Tage werden auf die Probe stellen, was wir als Team und als Individuen zu leisten imstande sind.
Es gibt Fälle, die einen Polizisten prägen - solche, die sich wie ein dunkler Schatten über die eigene Karriere legen und nie ganz verschwinden. Einen dieser Fälle werde ich niemals vergessen. Es begann an einem kühlen Oktobermorgen, als das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte und mir das Gefühl vermittelte, dass etwas Großes bevorstand. Mein Bauchgefühl sollte sich als richtig erweisen.
Ein junges Mädchen war spurlos verschwunden, und alles deutete darauf hin, dass sie entführt worden war. In solchen Situationen zählt jede Minute, und so setzte ich sofort unser bestes Team auf den Fall an. Roy Müller und ich machten uns auf den Weg zu den Eltern des Mädchens, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Die Verzweiflung und Angst in den Augen der Familie waren beinahe greifbar, und ich wusste, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun mussten, um sie zurückzubringen.
Unsere Untersuchung führte uns in die schmutzigsten Ecken der Stadt. Wir ließen keinen Stein auf dem anderen, durchkämmten heruntergekommene Viertel und befragten zweifelhafte Gestalten. Die Hinweise, die wir bekamen, waren oft widersprüchlich, und es fühlte sich an, als ob wir im Dunkeln tappten. Doch Roy und ich gaben nicht auf. Selten habe ich die unbeirrbare Entschlossenheit und den Scharfsinn meines Partners so bewundert wie in diesen Tagen.
Es war eine Zeit des Schlafmangels und der enormen emotionalen Belastung. Wir versuchten, einen komplizierten Knoten zu entwirren, bei dem jedes neue Detail das Gesamtbild nur undurchsichtiger machte. Es stellte sich heraus, dass das Mädchen von einer organisierten Bande verschleppt worden war, die insgeheim einen lukrativen Menschenhandelsring betrieb.
Die Ermittlungen führten uns schließlich zu einem heruntergekommenen Lagerhaus am Rande des Industriegebiets. Wir wussten, dass dies unsere beste Chance war, das Mädchen lebend zu finden, und so warteten wir mit klopfendem Herzen auf den richtigen Moment zum Zuschlagen. Als der Einsatz schließlich begann, spürte ich die Anspannung und den Adrenalinschub in jeder Faser meines Körpers.
Das Lagerhaus entpuppte sich als ein gefährlicher Ort. Waffen wurden auf uns gerichtet, und in jeder Ecke lauerten Gefahren. Doch mit Roy an meiner Seite, der jeden meiner Schritte kannte und auf den ich mich blind verlassen konnte, kämpften wir uns durch. Nach stundenlangem Nervenkitzel und vielen brenzligen Momenten stießen wir endlich auf eine verschlossene Tür – dahinter fanden wir das entführte Mädchen, verängstigt, aber zum Glück unversehrt.
Es war ein Moment der Erleichterung, den ich nie vergessen werde. Die Rückkehr des Mädchens zu ihrer Familie war ein Augenblick puren Glücks inmitten all des Schreckens, den wir erlebt hatten. Dieser Fall hatte jedoch auch seinen Preis. Die psychische Belastung und die schlaflosen Nächte haben ihre Spuren hinterlassen, sowohl bei mir als auch bei Roy.
Unser Kriminaldirektor Jonathan Bock war nach dem erfolgreichen Abschluss des Falls stolz auf unser Team, mahnte uns aber gleichzeitig zur Vorsicht und zur Selbstfürsorge. In seinem aufrichtigen Lob klang eine Mahnung mit, die ich bis heute verinnerlicht habe: Kein Fall, kein noch so großer Erfolg, rechtfertigt es, sich selbst oder die eigenen Kollegen zu verlieren.
Dieser Fall war eine der größten Herausforderungen meiner Karriere und hat uns als Einheit noch enger zusammengeschweißt. Die Erfahrung hat mir gezeigt, wie tief die Abgründe sein können, in die Menschen fallen – und wie wichtig es ist, eine starke und verlässliche Mannschaft hinter sich zu wissen. Jeden Tag, den wir damit verbringen, gegen das Verbrechen anzukämpfen und für Gerechtigkeit zu sorgen, bewahrt uns die Erinnerung an diesen Fall vor dem Übermut und lehrt uns Demut und Entschlossenheit.
Es galt, die 14-jährige Cindy Handau zu retten. Sie war vor einigen Tagen in Hamburg auf offener Straße entführt worden und spurlos verschwunden. Roy und ich wussten, dass ein Kinderporno-Ring dahinter steckte.
Den Boss des verbrecherischen Syndikats und seine Komplizin hatten wir verhaftet. Sein Name war Nathan Flemming, und er war Direktor des Zirkus Zorettini. Immer dort, wo er mit dem Zirkus gastierte, waren Kinder verschwunden.
Jetzt waren wir auf dem Weg zu Steffen Dräger, den Mann, der für den Kinderporno-Ring in Hamburg agierte. In seinen Händen war Cindy gelandet. Das wussten wir von Gina Anderson, der Geliebten Flemmings. Wir hatten keine Ahnung, dass wir noch einmal durch die Hölle gehen mussten ...
Und dabei dachten Roy und ich, dass wir nur nach Harvestehude, Mittelweg, zu fahren und Dräger zu erklären brauchten, dass er verhaftet sei. Der Rest, also Cindy herauszuholen und zu ihren Eltern zurückzubringen, sollte sozusagen der krönende Abschluss unseres Schlages gegen die schäbigen Gangster sein, die auf die niederträchtigste und verwerflichste Art ihre Brieftaschen und Geldbörsen füllten.
Es waren Kinderschänder!
Ich steuerte also den Wagen durch das Verkehrsgewühl Hamburgs. Wir kamen aus dem Untersuchungsgefängnis. Nachdem Gina Anderson uns den Namen des Mannes nannte, bei dem wir Cindy finden würden, hatten wir uns geschworen, dass er den Abend nicht mehr in Freiheit erleben sollte.
Steffen Dräger bewohnte im Mittelweg ein teures Appartement im 12. Stock.
Ich fand einen Parkplatz, quetschte den Sportwagen hinein, dann betraten wir das Gebäude. Mit dem Aufzug fuhren wir nach oben.
12. Etage. Die Aufzugtür ging fast lautlos auf.
Wir standen im Treppenhaus, orientierten uns und gingen den Flur nach rechts entlang. Am Ende dieses Korridors hatten wir durch ein großes Fenster den Blick auf den Eichenpark frei. Ich konnte das Zelt des Zirkus Zorettini sehen, das südlich des Alsterparks errichtet worden war.
Mit diesem Zirkus war das Schicksal einer Reihe von Kindern verbunden.
In dem Flur, den wir ausgewählt hatten, lag das Appartement Steffen Drägers nicht. Also ging wir am Aufzug vorbei in die andere Richtung.
Dann standen wir vor Appartement. Ein Türschild aus Messing verriet, dass hier Steffen und Sandra Dräger wohnten. Der miese Schuft war also verheiratet.
Ich läutete.
In der Wohnung blieb es still.