Die Wilde Frau - Felix Mitterer - E-Book

Die Wilde Frau E-Book

Felix Mitterer

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Beschreibung

Fünf Holzfäller in einer abgeschiedenen Hütte in den Bergen. Eine schöne Frau tritt in die isolierte Männerwelt, spricht kein Wort. Doch rein ihre Anwesenheit stört das prekäre Gleichgewicht - jeder will sie besitzen. Ein Volksstück über Sprachverlust und Sprachlosigkeit.

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Seitenzahl: 71

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Felix Mitterer

Die Wilde Frau

Die Herausgabe der Werksammlung wurde vom Land Tirol, dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst und von der Gemeinde Telfs gefördert.

© 1992HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Aufführungsrechte für alle Stücke beim Österreichischen Bühnenverlag Kaiser & Co., Am Gestade 5/II, A-1010 Wien

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7629-6

Umschlaggestaltung:hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

Dieses Stück wurde dem Sammelband »Stücke 1«, erschienen 1992 im Haymon Verlag, entnommen. Den Sammelband »Stücke 1« erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

INHALT

Vorbemerkung von Felix Mitterer

Die Wilde Frau

VORBEMERKUNG zu »Stücke 1«

Alle Stücke in dieser Gesamtausgabe sind in der Originalfassung abgedruckt, das heißt, in stilisierter Tiroler Umgangssprache, ausgenommen drei, bei denen ich aus bestimmten Gründen die Hochsprache gewählt habe. Dies sind »Die Kinder des Teufels« (spielt im Salzburg des 18. Jahrhunderts, soll aber auf exemplarische Weise einen Hexenprozeß darstellen), »Sibirien« (kann überall auf der Welt spielen) und »Ein Jedermann« (spielt in der Hochfinanz). Ich erwähne dies deshalb, weil es von den meisten meiner Stücke auch weitgehend an die Hochsprache angenäherte Fassungen gibt. Diese schrieb ich, weil auch immer wieder Theater an Aufführungen interessiert sind, deren Ensemblemitglieder aus allen Ecken und Enden des deutschsprachigen Raumes kommen und deshalb die Stücke nicht in einer einigermaßen einheitlichen Umgangssprache spielen können.Die Art und Weise, wie ich den Dialekt niedergeschrieben habe, war nicht immer gleich, die Unterschiede sind in dieser Ausgabe beibehalten. Hauptsächlich variiert die Sprache je nach dem beschriebenen Milieu (archaisch etwa in »Die Wilde Frau«, heutig in »Besuchszeit«) oder je nach den auftretenden Personen (Herkunft, Beruf, Stand) und wird bei Aufführungen von Schauspielern aus unterschiedlichen Gegenden ohnehin wieder unterschiedlich gesprochen. In zwei Fällen (»Abstellgleis« in »Besuchszeit« und »Kein schöner Land«) gab es bei der späteren hochsprachigen Fassung auch kleine inhaltliche Veränderungen, die ich jetzt bei der endgültigen Publizierung der Gesamtausgabe beibehalten wollte. Hier sind die entsprechenden Passagen in den Dialekt zurückübertragen. In jedem Fall habe ich auf gute Lesbarkeit geachtet, was mir bei Theaterstücken — im Gegensatz zu Dialektgedichten — wichtig scheint.Jedem der zwölf Stücke habe ich eine Vorbemerkung vorangestellt, die von der jeweiligen Entstehungsgeschichte und meinen Intentionen erzählt. Mein Wunsch war es aber vor allem, zu jedem Stück Szenenfotos von verschiedenen Aufführungen hinzuzufügen. Dies deshalb, weil Literatur fürs Theater erst auf der Bühne ihre Breitenwirkung entfalten kann, und das soll hier zumindest dokumentiert werden. Außerdem geht es mir darum, die Arbeit der Theatermacher zu würdigen, diejenigen zu zeigen, die ein Stück erst wirklich zum Leben erwecken. Auch ist es interessant zu sehen, wie verschieden ein Stück inszeniert werden kann. Die Auswahl der Aufführungsfotos erfolgte (abgesehen von der meist ausführlicher vorgestellten Uraufführung) mehr oder weniger zufällig, manchmal waren auch keine Bilder zu bekommen oder nur nichtssagende. Wichtig war mir, einen großen Querschnitt durch die verschiedenen Theater zu zeigen, die meine Stücke spielen, eingeschlossen Aufführungen von Laienbühnen, denen ich besonders zugetan bin.

Innsbruck, am 1. November 1992

Felix Mitterer

DIE WILDE FRAU

1977 schon schrieb ich ein Drehbuch mit dem Titel »Die Wilde Frau«, aber niemand interessierte sich dafür. Lange Zeit vergaß ich darauf, 1985 erst holte ich das Buch wieder hervor, las es, fand es vertretbar, machte ein Theaterstück daraus und bot die Regie Josef Kuderna an, der bereits mein erstes Stück aus der Taufe gehoben hatte. Wir suchten uns die besten Tiroler Volksschauspieler zusammen (unter anderem meinen geliebten Peter Kluibenschädl, der dann kurz vor seinem Tod noch den alten Andreas in der »Piefke-Saga« verkörperte), mieteten das Alt-Innsbrucker Bauerntheater und brachten das Stück im Herbst 1986 heraus. Der ORF plante eine Aufzeichnung, wir schlugen aber vor, mit demselben Budget das Drehbuch zu verfilmen, was auch akzeptiert wurde. So zogen Ensemble und Team im Jänner 1987 in den tiefverschneiten Hochwald über dem Zillertaler Ort Uderns, wo eine schon 1977 für den geplanten Film gefundene Holzfällerhütte immer noch stand. In eisiger Kälte und unter großen Strapazen aller Beteiligten drehte Kuderna den Film innerhalb von zwölf Tagen ab. So war nach zehn Jahren doch noch alles zustandegekommen. Skandal gab es diesmal keinen, denn das Tiroler Publikum kannte mich inzwischen und wußte, daß ich nicht daran interessiert bin, die Zuschauer auf den Kopf zu schlagen und sie zu provozieren, sondern daß es mir darum geht, aufzuzeigen, wie wir Menschen miteinander umgehen. Daß so ein Prozeß manchmal weh tun muß, ist dabei nicht zu vermeiden. Theater, das nicht wehtut, das unseren Schmerz nicht zeigt, ist uninteressant.Angeregt zu Film und Stück hatten mich Sagen über sogenannte »Wilde Frauen«, auch Salige oder Waldfräulein genannt. Die Geschichten laufen immer auf dieselbe Weise ab. Eine Frau kommt aus den Wäldern, ein Mann — meist ein Bauer — verliebt sich in sie und will sie heiraten. Die Frau stimmt zu, warnt aber den Mann davor, ein bestimmtes Tabu zu brechen. Entweder darf er sie nicht nach ihrem Namen fragen, oder sie nicht auffordern zum Tanzen und Singen, oder sie nicht schlagen, oder in der Nacht nicht ihre Haare, die auf den Boden hängen, ins Bett zurücklegen. Solange der Mann sich daran hält, widerfährt ihm großes Glück in Haus und Hof, wenn er aber das Tabu verletzt, dann verschwindet die Frau auf Nimmerwiedersehen, und Unglück bricht über den Mann herein. Natürlich bricht er das Tabu in jeder dieser Geschichten.Es ist schwierig, die Tabuvorschriften auszulegen, ich jedenfalls habe sie in meinem Stück dahingehend interpretiert, daß der Mann die Frau nicht besitzen und ihr nicht die Freiheit nehmen darf. Bei mir sind es fünf Holzfäller, zu denen die Frau kommt, und die Frau spricht kein Wort. Unter den fünf Männern — die wie unsere Gesellschaft hierarchisch gegliedert sind — bricht nun im Wettstreit um die Frau vollends der schon vorher schwelende Machtkampf aus. Nur der jüngste von ihnen will sich nicht beteiligen, und als einziger überlebt er auch das Massaker, in dem sich die Männer gegenseitig vernichten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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