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Die wilde Louella
Western von Pete Hackett
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie „Texas-Marshal“ und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: „Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.“
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie „Der Kopfgeldjäger“. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Die Dunkelheit hüllte die Gestalten ein. Nur am Aufglühen der Mündungsfeuer konnte Waco die Standorte ausmachen. Das Feuer wurde aus dem Saloon erwidert. Der Schütze stand an der Wand neben der Tür und schoss nur vereinzelt.
"Aufhören!", brüllte Waco, als die Waffen nach einiger Zeit plötzlich schwiegen. "Hier spricht der Marshal ..."
Er sah Jacob auf dem Vorbau des Office. Jacob war mit seiner Greener bewaffnet.
Die Colts begannen wieder zu bellen wie eine wütende Hundemeute. Waco riss sein Eisen heraus und jagte zwei Schüsse in die Luft. Dann rannte er zum Office zurück, war mit einem wilden Sprung auf dem Vorbau und riss Jacob die Shotgun aus der Hand. "Geh ins Büro, Jacob", keuchte er.
Jacob hatte bereits durchgeladen. Waco holsterte den Remington und sprang wieder auf die Straße. Der Colt des Mannes im 'Lonesome Rider Saloon' brüllte auf. Ein schriller Schrei erklang, der aber im nächsten Moment erstickte. Der Mister, der sich hinter dem Regenfass verschanzt hatte, taumelte hoch, verkrampfte die Hände vor der Brust und wankte. Sein Colt klatschte in den Staub. Die Kugel hatte die Wände des Fasses durchschlagen und war ihm in die Brust gedrungen.
Plötzlich sackte er zusammen.
Waco presste seinen Körper hart an eine Hauswand. Er hielt die Greener im Hüftanschlag. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Er jagte eine der Ladungen schräg in die Luft. Das gehackte Blei prasselte über das Dach des Hauses auf der anderen Straßenseite hinweg. Die Detonation hörte sich zwischen den Gebäuden an wie ein Böller.
Der trommelfellbetäubende Knall schien die wie wild feuernden Kerle zur Raison zu bringen. Denn unvermittelt war es ruhig. Wie ein Leichentuch senkte sich die lastende Stille in die Stadt.
Der Mister, der unter dem Vorbau lag, rollte hervor, federte hoch und sprintete wie von Furien gehetzt in eine stockfinstere Gasse.
Cover: Steve Mayer
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Western von Pete Hackett
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Die Dunkelheit hüllte die Gestalten ein. Nur am Aufglühen der Mündungsfeuer konnte Waco die Standorte ausmachen. Das Feuer wurde aus dem Saloon erwidert. Der Schütze stand an der Wand neben der Tür und schoss nur vereinzelt.
"Aufhören!", brüllte Waco, als die Waffen nach einiger Zeit plötzlich schwiegen. "Hier spricht der Marshal ..."
Er sah Jacob auf dem Vorbau des Office. Jacob war mit seiner Greener bewaffnet.
Die Colts begannen wieder zu bellen wie eine wütende Hundemeute. Waco riss sein Eisen heraus und jagte zwei Schüsse in die Luft. Dann rannte er zum Office zurück, war mit einem wilden Sprung auf dem Vorbau und riss Jacob die Shotgun aus der Hand. "Geh ins Büro, Jacob", keuchte er.
Jacob hatte bereits durchgeladen. Waco holsterte den Remington und sprang wieder auf die Straße. Der Colt des Mannes im 'Lonesome Rider Saloon' brüllte auf. Ein schriller Schrei erklang, der aber im nächsten Moment erstickte. Der Mister, der sich hinter dem Regenfass verschanzt hatte, taumelte hoch, verkrampfte die Hände vor der Brust und wankte. Sein Colt klatschte in den Staub. Die Kugel hatte die Wände des Fasses durchschlagen und war ihm in die Brust gedrungen.
Plötzlich sackte er zusammen.
Waco presste seinen Körper hart an eine Hauswand. Er hielt die Greener im Hüftanschlag. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Er jagte eine der Ladungen schräg in die Luft. Das gehackte Blei prasselte über das Dach des Hauses auf der anderen Straßenseite hinweg. Die Detonation hörte sich zwischen den Gebäuden an wie ein Böller.
Der trommelfellbetäubende Knall schien die wie wild feuernden Kerle zur Raison zu bringen. Denn unvermittelt war es ruhig. Wie ein Leichentuch senkte sich die lastende Stille in die Stadt.
Der Mister, der unter dem Vorbau lag, rollte hervor, federte hoch und sprintete wie von Furien gehetzt in eine stockfinstere Gasse. Es war ein mittelgroßer, schmächtiger Kerl mit knabenhafter Figur. Noch kurze Zeit war das Knirschen des feinen Sandes unter seinen Sohlen zu hören.
Waco trat in die Straße. Die Batwings der Flügeltür des Saloons wurden aufgestoßen. Sie schwangen nach außen. Die Lamellen der Tür waren von Kugeln zerfetzt.
Groß und hager trat ein Mann auf den Vorbau. Das Licht aus dem Saloon und von den beiden Lampen zu beiden Seiten der Tür umriss scharf seine Gestalt. Der Colt lag in seiner Rechten wie fest damit verwachsen.
Waco lief zu der Gestalt, die bei dem Wasserfass lag. Der Mister röchelte. Das Hemd über seiner Brust war vollgesaugt von seinem Blut. Seine Lider zuckten. Waco ahnte, dass nach ihm bereits der Sensenmann die knöcherne Klaue ausstreckte. Er richtete sich auf und sah sich um.
Die Bewohner wagten sich noch nicht auf die Straße. Sie befürchteten, dass jeden Moment wieder die Kugeln flogen.
Waco presste die Kiefer aufeinander, dass der Zahnschmelz knirschte.
Der große, hagere Mann hatte den Vorbau des Saloons verlassen und ging mit kurzen, abgezirkelten Schritten zu der reglosen Gestalt, die mitten auf der Straße lag. Der Bursche lag auf dem Gesicht. Der hagere Mister drehte ihn mit dem Fuß um. Der Kopf des am Boden liegenden rollte auf die Seite. Gebrochene Augen, die an glitzernde Glasstücke erinnerten, starrten mit leerem Ausdruck zum sternenübersäten Himmel hinauf.
"Jacob!" Wacos Organ sprengte die Stille.
"Ja", kam es sogleich. Jacob trat aus dem Marshal's Office.
"Verständige Doc Mill!", rief Waco. "Hier liegt einer in den letzten Zügen."
Er hörte das Knarren von Stiefelleder hinter sich und drehte sich um. Zwei Schritte vor ihm hielt der Hagere an. Er starrte auf den schwach schimmernden Stern an Wacos schwarzer Lederweste und gab mit dunkler, kratzender Stimme zu verstehen: "Die drei haben angefangen, Marshal. Es gibt ungefähr drei Dutzend Augenzeugen. Sie haben mit der Schießerei begonnen."
"Wer sind Sie?", fragte Waco, der den Mann noch nie vorher gesehen hatte. "Und wer sind diese Männer? Einer ist in die Gasse geflohen. Was sind das für Kerle?"
Nun drängten auch die ersten Neugierigen aus dem Saloon. Gäste und leicht bekleidete, grell geschminkte Huren. Verworrenes Stimmengemurmel kam auf. Auch die Fenster der Häuser flogen in die Höhe, Menschen beugten sich heraus. Andere verließen ihre Behausungen und kamen näher. Schnell hatte sich ein Ring von Gaffern um Waco und den Fremden gebildet.
"Mein Name ist Lance Harding", stellte sich der Fremde vor. "Die beiden Kerle und das Girl, das vorhin Fersengeld gegeben hat, sind Viehdiebe. Ich komme aus der Nähe von San Marcial. Dort haben sie von der Weide der Red Canyon Ranch über 100 Longhorns abgetrieben. Ihre Spur führte nach Lincoln."
"Das Girl?", fragte Waco verdutzt.
"Ja, ein Teufelsweib. Eine Revolverlady. Wahrscheinlich waren die beiden Narren ihr hörig."
"Eine Viehdiebin?", knurrte Waco und ließ seiner Überraschung freien Lauf. "Ich hab es doch richtig gehört?"
"Yeah. Das kleine Luder ist stiften gegangen. Aber ich kriege sie." Lance Harding stieß es mit Überzeugung hervor.
"Waren es Ihre Rinder, die die drei gestohlen haben?"
In der Zwischenzeit kam Doc Mill. Waco wies zu dem Regenfass und der Doc wieselte davon.
"Nein", antwortete Lance Harding. "Ich arbeite für die Ranchergenossenschaft im San Marcial Distrikt als Weidedetektiv. Es ist mein Job, die Rinder zurückzuholen." Er machte eine kurze Pause, dann erhob sich seine Stimme noch einmal. "Im Übrigen zählte die Bande sieben Mitglieder."
Waco spitzte die Lippen. "Und wo sind die Rinder jetzt? Und wo vor allen Dingen ist der Rest der Bande?"
"Keine Ahnung. Die Rustler haben die Rinder in der Zwischenzeit möglicherweise verhökert. Vielleicht steht die Herde auch irgendwo in den Bergen und die anderen Viehdiebe bewachen sie. – Wenn der dort beim Wasserfass durchkommt, werde ich ihn fragen. Wenn nicht, wird es mir die kleine Wildkatze verraten, der vorhin die Flucht gelungen ist – dank Ihres Eingreifens, Marshal."
Lance Hardings Stimme hatte zuletzt geradezu vorwurfsvoll geklungen. Er holsterte den Sechsschüsser, nachdem er die leeren Kartuschen durch scharfe Patronen aus seinem Colt ersetzt hatte, und rückte das Holster zurecht.
Stan Stryker näherte sich. Im diffusen Licht sah sein Gesicht, das von einer breiten Messernarbe verunstaltet wurde, düster und kantig aus. Er sagte kehlig: "Die drei haben nach den Eisen gegriffen, als der Mister sie wegen eines Rudels gestohlener Longhorns zur Rede stellte. Sie haben wie wild um sich gefeuert und sich den Weg aus dem Saloon sozusagen freigeschossen."
"Gibt es Verwundete im Saloon?", fragte Waco besorgt.
"Nein. Ihre Kugeln galten alle diesem Mann hier. Aber der ging rechtzeitig hinter dem Tresen in Deckung. Mir allein ist Schaden entstanden. Die Theke weist einige Löcher auf, ein Spiegel ging in Scherben, ebenso Gläser und Flaschen."
"Sie werden es verschmerzen, Stryker", knurrte Waco. "Kennen Sie die Namen der drei?", wandte er sich wieder an Harding.
"Ja. Sie arbeiteten zuletzt für die Red Canyon Ranch. Die Lady heißt Louella Dickinson. Der da", er wies mit dem Kinn auf den Toten, der auf der Fahrbahn lag, "war ihr Bruder Fred. Der beim Wasserfass heißt Cole Benson."
"Es wird Louella Dickinson nicht sehr gefallen, dass Sie ihren Bruder erschossen haben", murmelte Waco ahnungsvoll, ohne zu wissen, worauf sich seine Ahnungen bezogen. "Okay, Harding", setzte er dann mit erhobener Stimme hinzu. "Ich werde die Augenzeugen befragen. Und wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass Sie in Notwehr geschossen haben, dann können Sie machen, was Sie wollen. Andernfalls ..."
"Fragen Sie die Leute, Marshal", sagte Harding kühl und vollführte eine umfassende Bewegung mit dem Arm.
Wenige Minuten später wusste Waco, dass es eine absolute Notwehrsituation gewesen war, die Harding gezwungen hatte, zum Sixshooter zu greifen.
"Ich werde ein Protokoll anfertigen", wandte er sich wieder an den Weidedetektiv. "Sie sind ein freier Mann. Kommen Sie morgen ins Office, um das Protokoll zu unterschreiben."
Harding nickte und ging zurück in den Saloon.
Die Menschen verliefen sich. Doc Mill trat an Waco heran und sagte dumpf: "Er ist gestorben. Bei der Wunde hatte er nicht den Hauch einer Chance."
"Ich werde Jeff Turner Bescheid sagen", murmelte Waco gedankenvoll.
*
Waco Jordan machte einen kleinen Abstecher zu dem kleinen Haus, das er mit Jacob und Cindy Fitzgerald bewohnte, dem 16-jährigen, wilden Girl, die zu einer richtigen Lady zu erziehen sich er und Jacob zur Aufgabe gemacht hatten. Cindy war die Tochter von Wacos Vorgänger auf dem Posten des Town Marshals, der jedoch von Stan Strykers Schnellschießer Joe Gunn kaltblütig ermordet worden war.
Im Haus brannte Licht. Waco ging hinein. Das Mädchen befand sich im Wohnzimmer und las in einem Buch. Silver, der schwarze Wolfshund, hatte auf dem Teppich gelegen. Als er Geräusche im Flur vernahm, hatte er sich erhoben und die Ohren gespitzt. Jetzt lief er auf den Mann zu und drängte sich gegen ihn. Waco kraulte ihn zwischen den Ohren.
Cindy hatte das Buch zur Seite gelegt. "Hi, Waco."
"Hello, Cindy, alles klar?"
"Sicher, Waco. Silver gibt acht auf mich. Seit ich ihn habe, brauche ich nicht mal mehr die Haustür abzuschließen." Cindy lachte unbekümmert.
"Was liest du da?"
"Ein Buch über die Geschichte Amerikas. Wusstest du eigentlich, Waco, dass die Ureinwohner unseres Landes wahrscheinlich über die Beringstraße aus Asien nach Amerika kamen?"
"Es freut mich, wenn du dich bildest", antwortete Waco ausweichend. Er tätschelte ihr die Wange. "Bis gegen Mitternacht, schätze ich, wird Jacob hier sein. Dem kannst du ja von deinen geistigen Errungenschaften berichten. Bis später also, Kleines."
Er versetzte Silver einen leichten Klapps gegen die Seite, der Hund fiepte ihn an und rieb seinen Kopf an ihm, dann verließ Waco wieder das Haus. Er holte sein Pferd und machte sich auf den Weg zur Shining Star Ranch. Der hormonelle Drang trieb ihn zu Joana. Sein bestes Stück meldete sich mit einer Heftigkeit, die fast schmerzhaft war.
Die Pferdehufe krachten über die Rio Bonito-Brücke. Der Lärm verschlang sämtliche Geräusche der Natur, mit denen die Nacht erfüllt war. Der Himmel war sternenübersät. Der Mond hing als riesige Scheibe am Südhimmel. Wolkenschatten glitten manchmal über das Land.
Dann klapperten die Hufe des Braunen wieder auf dem harten Untergrund des ausgefahrenen und von Pferden festgetretenen Weges, der von der Shining Star Ranch in die Stadt führte. Waco dachte über den Vorfall vom heutigen Abend nach. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, dass ein Mädchen mit Viehdieben reiten sollte.
Als ihn aus dem Gebüsch am Straßenrand eine scharfe Stimme ansprang, zuckte Waco zusammen. "Anhalten, Mister, und absteigen. Und greif bloß nicht nach dem Eisen. Ich brauche nur abzudrücken."
Es war die Stimme einer Frau. Sie hatte herb und entschlossen geklungen. Waco fiel dem Tier in die Zügel. Der Braune stand und stampfte auf der Stelle.
Ein Schemen löste sich aus der Dunkelheit; mittelgroß, schlank, von knabenhafter Statur. Langsam kam die Gestalt ins Mond- und Sternenlicht und nahm Kontur an. In ihrer Faust schimmerten matt die Stahlteile eines schweren, langläufigen Colts. Waco begriff schlagartig. Wenn man an den Teufel denkt ...
Er verlieh seinem Gedanken Ausdruck, indem er hervorstieß: "Aaah, Lady Viehdieb. Ich dachte, du bist über alle Berge, nachdem du dich vor Hardings Kugeln in Sicherheit gebracht hast."
Sie lachte kehlig auf. "Ich sehe an deiner Weste was glitzern, das aussieht wie ein Sechszack. Mir scheint, ich bin an den Mann des Gesetzes geraten. Aber das stört mich nicht. Ich brauche deinen Gaul, Sheriff ..."
"Marshal", verbesserte Waco. "Town Marshal."
"Das macht für mich keinen Unterschied. Also, steig ab, Town Marshal. Kannst dafür mein Pferd nehmen, das vor dem 'Lonesome Rider Saloon' zurückgeblieben ist. Es ist der Rotfuchs. Was ist mit Fred und Cole?"
"Sind das die beiden Burschen, mit denen du in der Stadt warst?", fragte Waco.
"Ja."
"Sie sind tot."
"Dieses Schwein!", zischte das Girl. "Dieses gottverdammte, blutgierige Schwein."
"Du meinst Lance Harding?"
"Yeah. Er ist ein niederträchtiger Killer." Es kam mit hasstriefender Stimme.
"Er ist Weidedetektiv", sagte Waco.
"Dass ich nicht lache. Aber jetzt runter vom Gaul. Wird Zeit für mich, dass ich Land gewinne. Sicher pirscht Harding schon auf der Suche nach mir durch die Nacht."
"Pferdediebe werden in unserem Land gehängt", warnte Waco.
"Wir tauschen nur. Wie gesagt – der Rotfuchs vor Stan Strykers Hurenhaus ..."
"Wer sagt mir denn, dass der nicht auch gestohlen ist, Lady."
"Niemand. Aber keine Sorge. Der Rotfuchs gehört mir. – Muss ich dich vom Pferd schießen, Marshal?"
Das klang drohend und das Knacken des Revolverhahnes unterstrich bedeutungsvoll ihre Worte. Waco saß auf der ihr zugewandten Seite des Pferdes ab und trat zwei Schritte von dem Tier weg. Ihre Hand mit dem Sechsschüsser folgte ihm. Unverrückbar und unmissverständlich war die Mündung auf ihn gerichtet.
Sie nahm die Zügel, führte das Tier ein Stück von Waco weg und saß gewandt auf. Sie bewegte sich geschmeidig und leichtfüßig wie eine Raubkatze. Selbst in der Dunkelheit entging Waco nicht, dass sie gewachsen war wie eine Grazie. Da unter ihrem Stetson keine Haare hervorfielen, nahm er an, dass sie sie hochgesteckt hatte. Sie war langbeinig, ihre Proportionen stimmten.
Ehe sie das Pferd antrieb, stieß sie hervor: "Im Übrigen will ich dir zu deiner Orientierung eines sagen, Marshal: Fred, Cole ich und noch ein paar Freunde haben die Rinder von der Weide der Red Canyon Ranch getrieben, weil Ron Calder uns um unseren Lohn betrogen hat."
"Wer ist Ron Calder?"
"Der Boss der Red Canyon Ranch", kam es wild und leidenschaftlich von dem Mädchen. "Er ist ein Schuft – ein kleiner, dreckiger und hundsgemeiner Schuft. Und Stan Stryker ist ein ebensolcher Schuft. Ich werde mit meinen Leuten zurückkommen, Marshal. Und dann wird der feine Pinkel die Stunde verfluchen, in der auch er uns zu bescheißen versuchte."
In Wacos Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Ehe er aber eine Frage stellen konnte, schnalzte die Lady mit der Zunge, ruckte im Sattel und gab dem Braunen den Kopf frei. Das Tier streckte sich und verfiel schon nach wenigen Schritten in stiebenden Galopp.
Waco hätte den Colt herausreißen und dem fliehenden Girl einige Schüsse hinterherschicken können. Etwas, das er sich selbst nicht erklären konnte, hielt ihn davon ab. Ihre Worte hallten in ihm nach. Und ihm stellte sich die Frage, was Stan Stryker damit zu tun hatte.
Schließlich nahm er den Rest des Weges auf Schusters Rappen. Es gelang ihm nicht, sein Denken von dem Girl und ihren Bemerkungen zu lösen.
Auf der Shining Star Ranch war der Teufel los. Als er die Bar betrat, war Joana nicht anwesend. Sie befreite gerade einen Kerl vom Überdruck in seinen Lenden. Auch die meisten der anderen Girls waren bei der Arbeit. Er sah Marylou und zwei der anderen Mädchen mit Kunden herumturteln, winkte ihnen zu und stellte sich an die Bar, hinter der Abel O'Connor mit starrem Gesichtsausdruck stand und mit aristokratischer Erhabenheit seinen Job versah.
"Einen Bourbon, Waco?", fragte er.
Waco nickte und bekam das Getränk. "Viel los heute, wie?"
"Ja. Die Kerle geben sich bei den Girls die Klinke in die Hand. Auf den Ranches und im Fort scheint Zahltag gewesen zu sein."
Marylou näherte sich Waco. "Na, Großer", lächelte sie ihn an. "Treibt dich dasselbe Fieber her wie all diese Burschen?" Sie wies lässig in die Runde.
Waco fixierte sie. Marylou Hanson war eine rassige, glutäugige Schönheit mit schwarzen Haaren. Was sie am Leib trug, verdeckte kaum etwas von dem, das einen Mann an einer Frau betören und einen hormonellen Gewittersturm in ihm auslösen konnte. Der tiefe Ausschnitt ihres dunkelblauen Bodys ließ eine Menge von ihrer beachtlichen und prallen Oberweite erkennen und Waco das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ihre Beine waren schlank und wohlgeformt, und dort, wo sie endeten und das kleine Dreieck bildeten, endeten auch Wacos lüsterne Gedanken ...
"Yeah, dasselbe Fieber", entstieg es heiser vor Geilheit seiner Kehle. "Und du, Sweetheart, kannst es abkühlen. Komm ..."
Abel verzog das Gesicht. Seine Miene schien noch undurchdringlicher und unbewegter zu werden.
Waco schob Marylou in Richtung Tür. Den Bourbon hatte er nicht einmal angerührt. Mit schwingenden Hüften ging Marylou vor ihm her. Vergessen war in diesem Moment das Girl, das ihm den Gaul geklaut hatte. Waco wurde nur noch von seiner Lüsternheit gesteuert, die Hose wurde ihm eng, und er befürchtete, dass jeden Moment die Knöpfe seines Hosenladens davonspringen würden.
Der Lustmolch in seiner Hose lechzte danach, in Freiheit gelassen zu werden und in die warmen, feuchten Gefilde zwischen Marylous strammen Oberschenkeln einzutauchen.
Er vernaschte in der nächsten halben Stunde die schwarzhaarige Marylou nach Strich und Faden, katapultierte die menschgewordene Sünde dreimal zum Höhepunkt und erklomm selbst zweimal den Gipfel der Lust. Und als sie sich voneinander lösten, waren seine Samenstränge leer wie die Geldbörse einen Kavalleristen am Monatsletzten.
*