Die zwei Gesichter eines Mannes - Judith Parker - E-Book

Die zwei Gesichter eines Mannes E-Book

Judith Parker

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Gaslicht – Neue Edition In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! Rosa von Brixen zuckte erschaudernd zusammen, als eine eiskalte knochige Hand ihren Nacken umspannte und ihn wie mit einer Klammer einzwängte. Großer Gott, was ist das? durchfuhr es sie. Was geschieht mit mir? In panischer Angst wollte sie aufschreien, doch ihre Stimmbänder gehorchten nicht. Das Entsetzen lähmte sie. Die Hand in ihrem Nacken stieß sie brutal voran. Rosa spürte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, und um sie her waren unartikulierte beängstigende Laute von seltsam hohl klingenden Stimmen. Vergeblich bemühte sie sich, das Dunkel zu durchdringen. Alles, was sie erkennen konnte, waren zerfließende, gespenstige Schatten. Rosa stolperte und verlor das Gleichgewicht, doch sie fiel nicht. Die eisige Hand in ihrem Nacken hielt sie mit zwingendem Griff umklammert und trieb sie unbarmherzig voran. »Weiter? W e i t e r !« ächzte es mit unheimlicher Stimme dicht an ihrem Ohr. Und wie ein tausendfaches Echo schepperte es aus allen Richtungen: »W e i t e r !« Rosa wankte auf ungelenken Füßen voran – gewürgt von Todesangst! Der Griff in ihrem Nacken schmerzte. Voller Verzweiflung suchte die junge Frau nach einer Erklärung für das mysteriöse Geschehen, doch in ihrer Verwirrung war logisches Denken völlig unmöglich. Immer tiefer und immer schmerzhafter krallten sich die knöchernen Finger in ihren Nacken und schienen dabei, einem Vampir ähnlich, alle Kraft aus ihrem Körper zu saugen.

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Gaslicht - Neue Edition – 6 –

Die zwei Gesichter eines Mannes

Judith Parker

Rosa von Brixen zuckte erschaudernd zusammen, als eine eiskalte knochige Hand ihren Nacken umspannte und ihn wie mit einer Klammer einzwängte.

Großer Gott, was ist das? durchfuhr es sie. Was geschieht mit mir? In panischer Angst wollte sie aufschreien, doch ihre Stimmbänder gehorchten nicht. Das Entsetzen lähmte sie.

Die Hand in ihrem Nacken stieß sie brutal voran. Rosa spürte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, und um sie her waren unartikulierte beängstigende Laute von seltsam hohl klingenden Stimmen. Vergeblich bemühte sie sich, das Dunkel zu durchdringen. Alles, was sie erkennen konnte, waren zerfließende, gespenstige Schatten.

Rosa stolperte und verlor das Gleichgewicht, doch sie fiel nicht. Die eisige Hand in ihrem Nacken hielt sie mit zwingendem Griff umklammert und trieb sie unbarmherzig voran.

»Weiter? W e i t e r !« ächzte es mit unheimlicher Stimme dicht an ihrem Ohr. Und wie ein tausendfaches Echo schepperte es aus allen Richtungen: »W e i t e r !«

Rosa wankte auf ungelenken Füßen voran – gewürgt von Todesangst! Der Griff in ihrem Nacken schmerzte. Voller Verzweiflung suchte die junge Frau nach einer Erklärung für das mysteriöse Geschehen, doch in ihrer Verwirrung war logisches Denken völlig unmöglich.

Immer tiefer und immer schmerzhafter krallten sich die knöchernen Finger in ihren Nacken und schienen dabei, einem Vampir ähnlich, alle Kraft aus ihrem Körper zu saugen.

Großer Gott, wie wird das enden? grübelte Rosa verstört. Was wird mit mir passieren? Was kann ich tun, um diesem Monster zu entkommen?

Wenn ich wenigstens wüßte, wo ich hier bin und wie ich in diese entsetzliche Situation geraten bin!

Vergebens zermarterte sie sich das Hirn, um eine Antwort auf ihre Fragen zu finden. Ihr Erinnerungsvermögen war ausgelöscht.

Ihr Inneres bäumte sich gegen den Zwang und die Erniedrigung auf, und ihre Hilflosigkeit schlug in Wut um. Ich werde nicht klein beigeben! dachte sie wütend. Ich werde nicht sang- und klanglos zugrunde gehen! Ich werde kämpfen! Vielleicht geschieht ein Wunder und es gelingt mir trotz allem zu entkommen.

Rosa versuchte die Hände zu heben, um sich von dem schmerzhaften Griff im Nacken zu befreien. Ihre Handgelenke reagierten so schwerfällig, als trügen sie Bleimanschetten, und ehe sie ihren Nacken erreicht hatte, wurde sie durch einen plötzlichen heftigen Stoß vorangeschleudert. Sie taumelte, verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Wie durch ein Wunder gelang es ihr dann doch noch, das Gleichgewicht wiederzufinden.

Zwei Atemzüge später begriff sie, daß der Griff in ihrem Nacken nicht mehr zu spüren war!

Hatte ihr Peiniger aufgegeben?

War sie frei?

Doch noch ehe die junge Frau aufatmen oder gar an Flucht denken konnte, erstickte ihre aufkeimende Hoffnung jäh in der Erkenntnis, daß sie von seltsam durchsichtigen grünen Monstern umringt war, phosphoreszierende Gestalten, die auch nicht im entferntesten an menschliche Wesen erinnerten! Sie schienen aus schlangenförmigen Gliedern zu bestehen, die unaufhörlich zuckten und sich wanden, und während sie wild im Kreis um Rosa herumtanzten, streckten sie immer wieder ihre langen knochenlosen Tentakel nach ihrem Opfer aus, in dem Bemühen, sie zu berühren… sie zu umschlingen!

Rosa erschauerte, wollte vor Angst und Widerwillen gellend aufschreien, doch aus ihrer Kehle kam nur ein halberstickter gurgelnder Laut.

Schon glaubte die junge Frau, ihr letztes Stündlein habe nun endgültig geschlagen, da teilte sich urplötzlich die Kette der wild tanzenden grünen Monster, und der Kreis brach auf.

Rosa erkannte ihre einzige Chance zu entkommen. Nur fort! dachte sie. Ich muß fliehen! Irgendwie muß ich es schaffen, diesem Wahnsinn zu entkommen, oder ich bin verloren!

Die junge Frau bot ihren ganzen Willen auf und taumelte auf unsicheren Füßen voran, jeden Augenblick darauf gefaßt, von den Monstern wieder eingefangen zu werden. Aber niemand hielt sie auf!

Hatten die grünen Monster sie freigegeben? Waren sie vielleicht sogar verschwunden? Rosa wagte nicht, sich umzudrehen. Sie blickte nur nach vorn in der Hoffnung, irgendwo eine Zuflucht zu entdecken!

Aber schon nach wenigen Schritten bemerkte sie, daß der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie mit jedem weiteren Schritt tiefer einsank. Immer mühsamer wurde es, die Füße zu heben und den nächsten Schritt zu tun. Sie taumelte und stolperte voran, bis sie schließlich das Gleichgewicht verlor und stürzte.

Im Fallen erkannte Rosa voller Entsetzen, daß sich vor ihr ein Abgrund auftat. Es blieb keine Zeit, die Katastrophe noch abzuwenden! Rosa von Brixen stürzte kopfüber in die Schlucht, in panischer Angst darauf gefaßt, daß ihr Körper tief unten aufschlagen und mit zerschmetterten Gliedern liegen bleiben würde!

Niemand würde jemals erfahren, was mit ihr geschehen war, und wo sie ihr Grab gefunden hatte!

Tatsächlich ging Sekunden später ein schmerzhafter Ruck durch ihren Körper – allerdings war der Aufprall längst nicht so hart, wie Rosa befürchtet hatte. Sie verlor das Bewußtsein und hätte später nicht mehr zu sagen gewußt, wie lange es dauerte, bis sie wieder zu sich kam und einigermaßen klar denken konnte.

Sie konnte sich an jede Einzelheit der unheimlichen Geschehnisse erinnern und war auf das Schlimmste gefaßt. Doch als sie die Augen öffnete, stellte sie fassungslos fest, daß sie nicht in der Tiefe einer gespenstischen Schlucht lag, mitten in einem verhexten finsteren Wald voller Monster und Ungeheuer, sondern in ihrer Wohnung neben ihrer Schlafcouch auf dem Teppich!

Offenbar hatte sie sich in dem Bestreben, den unheimlichen Gestalten ihres Alptraums zu entkommen, von der Schlafcouch gewälzt!

»So etwas Verrücktes!« murmelte Rosa verstört und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um die beängstigenden Traumbilder zu verscheuchen. Man sollte nicht solche albernen Dinge träumen! schalt sie sich ungehalten. Wenn ich Henny davon erzähle, wird sie sich den Bauch halten vor Lachen! Am besten verschweige ich ihr diesen dummen Traum. Sie würde mich sonst bis in alle Ewigkeit damit aufziehen.

Allein – so problemlos, wie Rosa von Brixen glaubte, ließen sich ihre gespenstigen Traumerlebnisse nicht abtun. Noch steckte ihr das Entsetzen in allen Gliedern – beherrschte ihre Gedanken.

Zwar wehrte sie sich mit dem Verstand dagegen, ihrem Traum einen besonderen Sinn zuzuordnen, doch tief in Unterbewußtsein spürte sie instinktiv, daß das unheimliche Traumerlebnis nicht in die Kategorie übler Alptraum einzuordnen war, von denen man nach zu reichlichem Essen oder zu später Krimi-Lektüre heimgesucht wird.

Alles war so unglaublich realistisch gewesen!

Vor allem die Schmerzen im Nacken!

Kein Zweifel, dieser Traum mußte eine besondere Bedeutung haben!

Wollte er sie vielleicht vor einer Gefahr warnen? Rosa strich sich verstört ein paar Haarsträhnen aus der Stirn.

So habe ich noch nie geträumt! grübelte sie, und unwillkürlich schob sie sich die Hand in den Nacken, dorthin, wo sie während des Traumgeschehens den schmerzhaften Griff ihres Peinigers gespürt hatte.

Die Stelle schmerzte noch immer, ganz so als hätte der klammernde Griff des Ungeheuers Verletzungen hinterlassen!

Rosa erschauerte und kauerte sich voller Angst in sich zusammen.

Das kann doch gar nicht sein! wehrte sie sich gegen die beklemmende Vorstellung, ihr Traumerlebnis könnte reale Spuren hinterlassen haben. Keine noch so grauenvolle Traumgestalt kann eine physische Verletzung verursachen! Das spricht einfach gegen den gesunden Menschenverstand! schärfte sie sich ohne rechte Überzeugung ein.

Aber was wäre, wenn es vielleicht doch Ausnahmen gäbe? grübelte sie verunsichert. Haben vielleicht schon andere Menschen ähnlich entsetzliche Erfahrungen gemacht und nur darüber geschwiegen, weil sie befürchteten, man würde ihnen nicht glauben – man könnte sie verspotten oder gar an ihrem Verstand zweifeln?

Es gibt für alles eine rationale Erklärung! versuchte sie sich zu beruhigen. Am besten vergesse ich den ganzen ungeheuerlichen Spuk. Und auf keinen Fall werde ich irgend jemandem davon erzählen!

Auch nicht Henny! Nein, der erst recht nicht! Sie würde sich den Bauch halten vor Lachen und mich bis an das Ende meiner Tage damit aufziehen!

Rosa von Brixen richtete sich mühsam auf und wollte sich ins Bad begeben, doch sobald ihr Blick über die Tischkante reichte entdeckte sie eine kostbare Vase, die auf dem Couchtisch stand – eine Vase, die sie nie zuvor gesehen hatte!

Wie war sie samt der schätzungsweise zwei Dutzend glutroten Rosen dort hingekommen?!

*

Henny Bertram blickte zum wiederholten Male ungeduldig auf die Uhr. Ich möchte wissen, wo Rosa bleibt! dachte sie. Sie müßte doch längst hier sein. Sonst ist sie immer pünktlich, und ausgerechnet heute verspätet sie sich!

Hoffentlich hat sie nicht noch im letzten Moment einen Unfall mit ihrem Auto gebaut! sorgte sich Henny. Es wäre wirklich zu schade, wenn der kleine rote Flitzer Schrammen abbekommen würde! Ich habe mich doch so sehr darauf gefreut, endlich so ein schickes kleines Auto zu besitzen!

Oder hat Rosa es sich am Ende noch überlegt und will ihren Wagen gar nicht mehr verkaufen? grübelte Henny. Am besten rufe ich mal an und bringe mich in Erinnerung.

Henny Bertram griff zum Telefonhörer, legte ihn jedoch gleich wieder auf. Nein, dachte sie, besser ist es hinzugehen und festzustellen, was tatsächlich Sache ist.

Sie bedachte sich nicht lange, zog im Vorbeigehen eine Jacke von der Garderobe und verließ ihre kleine Wohnung. Bis zu Rosas Wohnung waren kaum fünf Minuten zu gehen. Unterwegs hielt sie ständig nach dem kleinen roten Sportwagen Ausschau, doch er blieb unsichtbar. Also konnte sie davon ausgehen, Rosa noch zu Hause anzutreffen!

Da gerade einer der Bewohner das Apartmenthaus verließ, gelangte Henny ungehindert hinein und fuhr mit dem Lift zur fünften Etage hinauf. Sie drückte den Klingelknopf lange und ausdauernd und lauschte nach drinnen.

Zu hören war nichts!

»Rosa, ich bin es! Henny!« rief sie und klopfte vernehmlich an die Wohnungstür.

Keine Reaktion! Rosa schien nicht da zu sein.

»Das gibt’s doch nicht!« murmelte Henny kopfschüttelnd. Sie kannte Rosa schon seit einer Ewigkeit, und sie war immer zuverlässig gewesen. Wieso sollte sie sich ausgerechnet heute morgen nicht an eine Abmachung halten? Zuverlässig wie sie war, hätte sie die Verabredung wenigstens abgesagt.

Da muß etwas passiert sein! dachte Henny besorgt.

Um sich zu vergewissern, daß Rosa tasächlich nicht daheim war, läutete Henny noch einmal Sturm und legte sogar ihr Ohr an die Wohnungstür.

Drinnen rührte sich noch immer nichts! Es war auch nicht das geringste Geräusch zu vernehmen!

Das kann nur eines bedeuten, dachte Henny. Ich muß Rosa irgendwie verpaßt haben. Achselzuckend wandte sie sich ab und kehrte zum Lift zurück.

Wer weiß, was los ist! grübelte sie. Irgendwie wird sich schon alles aufklären.

Als Henny die Straße wieder erreicht hatte, schickte sie einen prüfenden Blick an der Hauswand hinauf. Ganz oben links lag die kleine Dachgeschoßwohnung ihrer Freundin… eigentlich war es mehr ein Apartment, – ein Wohnraum, eine winzige Küche und ein kleines Duschbad. Das einzig beachtliche war die Miete!

Erst kürzlich hatte Rosa ihr anvertraut, sie sei mit der Miete zwei Monate im Rückstand. Grob gesagt war sie pleite, denn sie hatte schon seit einem halben Jahr keinen Auftrag mehr bekommen. Als unbekannte Restauratorin konnte man noch so tüchtig sein – wenn man nicht durch besondere Empfehlungen auf sich aufmerksam machte, hatte man kaum eine Chance. Um ihre kritische Situation zu überbrücken, hatte Rosa sich schweren Herzens entschlossen, ihren kleinen roten Flitzer zu verkaufen.

Henny hatte die Freundin zwar wegen ihrer frustrierenden beruflichen Situation bedauert, andererseits aber war sie auch glücklich über die Umstände, denn um den eleganten roten Flitzer, den Rosa vor einigen Jahren bei einer Tombola gewonnen hatte, hatte sie die Freundin immer schon beneidet.

*

Rosa von Brixen hatte das Läuten und die Geräusche an der Wohnungstür zwar vernommen, doch war sie nicht fähig gewesen, sich bemerkbar zu machen oder gar aufzustehen, zur Tür zu gehen und zu öffnen.

Wie gelähmt starrte sie auf die fremde Vase mit den Rosen!

Beides hatte noch nicht dort gestanden, als sie sich schlafen gelegt hatte. Da war sie ganz sicher. Mehr noch! Sie kannte niemanden, der sie mit einem so kostbaren Strauß bedenken würde! Und die Vorstellung, daß während der vergangenen Nacht ein Fremder in ihre Wohnung eingedrungen war, ohne daß sie es bemerkt hatte, löste lähmendes Entsetzen bei ihr aus.

Was war sonst noch hier in ihrer Wohnung geschehen, von dem sie keine Ahnung hatte?

Was war mit ihr selbst passiert?

Angesichts dieses unerklärlichen Vorganges erhielt der entsetzliche Alptraum eine ganz neue Bedeutung!

Was ist nur los? grübelte Rosa verzweifelt. Mein Leben ist doch bisher völlig normal verlaufen. Verliere ich vielleicht den Verstand? Habe ich Erscheinungen, weil sich mein Geist verwirrt? Diese Vorstellung war so grauenhaft, daß sie wie gelähmt dasaß, die Rosen anstarrte und sich nicht zu bewegen wagte.

Vielleicht bin ich gar nicht aufgewacht, sondern träume noch immer? grübelte sie.

Oder bin ich wach, und meine Sinne gaukeln mir vor, daß da Rosen stehen, die nicht wirklich da sind?

Rosa wußte, sie hätte nur die Hand auszustrecken und die Vase und die Rosen zu berühren brauchen, um sich Gewißheit zu verschaffen, doch eben davor schreckte sie zurück.

Zu sehr fürchtete sie sich davor, ihren schlimmen Verdacht bestätigt zu finden!

Aber wenn die Rosen keine Wahnvorstellung – wenn sie und die Vase, in der sie standen, ganz real waren, dann mußte während der Nacht jemand in ihre Wohnung eingedrungen sein und sie dort abgestellt haben.

Dieser Gedanke war kaum weniger erschreckend!

Zögernd hob Rosa ihre rechte Hand schließlich doch an und schob ihre Fingerspitzen über die Kacheln des kleinen Couchtisches voran, bis sie die Vase berührten.

Sie fühlte sich kühl an und hart – also war sie keine Einbildung, sondern ganz real!

Wenigstens werde ich nicht verrückt! dachte Rosa, doch die Erkenntnis, daß jemand hier in ihrer Wohnung gewesen war, während sie geschlafen hatte, war kaum weniger schockierend!

Rosa schob sich die Hand über die Augen. Vielleicht sollte ich jetzt erst einmal unter die Dusche gehen, dachte sie. Eine ausgiebige Wechseldusche wird mir zu einem klaren Kopf verhelfen, und vielleicht wird sich mein Alptraum danach in Wohlgefallen auslösen.

Auf jeden Fall aber werde ich einen Schlüsseldienst damit beauftragen, das Schloß an meiner Wohnungstür auszuwechseln. Und ich werde mir das beste Sicherheitsschloß leisten, das aufzutreiben ist!