Dr. Norden Bestseller 160 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Norden Bestseller 160 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Deutlich über 200 Millionen Exemplare verkauft! Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Eva Trewitz saß vor ihrer Schreibmaschine und starrte ins Leere. »Kommst du jetzt mit zum Essen, Eva?« fragte ihre Kollegin Ingrid Grabo. »Danke, mir ist schon schlecht«, erwiderte Eva. »Weil dein Bernd zum Chef gerufen wurde?« fragte Ingrid neckend. »Blödsinn, mir ist wirklich schlecht.« Sie sprang auf und lief hinaus. Ingrid blickte ihr verblüfft nach und tippte sich an die Stirn. Da trat Bernd Schönberg ein, seines Zeichens Diplom-Volkswirt, und das, was Ingrid als Strahlemann bezeichnete. Aber sein strahlendes Lächeln erlosch, als er Eva vergeblich suchte. »Eva war es schlecht«, verkündete Ingrid mit einem hintergründigen Lächeln. Doch da trat Eva schon wieder ein. Sie war noch ein bißchen blaß, aber sie schenkte Bernd doch ein Lächeln. Dessen Miene blieb nun jedoch ernst. »Du hast gestern zuviel Eis gegessen«, sagte er. »Kann möglich sein«, gab Eva zu. »Gehen wir essen?« fragte auch er. »Ich kann die Kantine nicht riechen«, murmelte Eva. »Wir gehen nicht in die Kantine.« Eva merkte, daß er mit ihr allein sein wollte. »Etwas Leichtes werde ich schon vertragen«, meinte sie. Lächelnd blickte Ingrid den beiden nach. Ein hübsches Paar waren sie, das stellte sie neidlos fest, denn sie war bereits seit zwei Jahren glücklich verheiratet, und sie meinte, daß auch Bernd und Eva zusammenbleiben würden, wenngleich von Heirat noch nie die Rede war. Bernd führte Eva in das kleine Speiserestaurant, das nicht weit von dem Bürogebäude lag, das aber wegen seiner Küche ebenso bekannt war wie auch wegen seiner Preise. »Muß das sein?« fragte Eva. »Es gibt einen besonderen Anlaß, mein Schatz«, sagte Bernd verschmitzt. »Setz dich erst mal.« »Schade, daß ich keinen Appetit habe«,

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Dr. Norden Bestseller – 160 –

Die Entscheidung

Patricia Vandenberg

Eva Trewitz saß vor ihrer Schreibmaschine und starrte ins Leere. »Kommst du jetzt mit zum Essen, Eva?« fragte ihre Kollegin Ingrid Grabo.

»Danke, mir ist schon schlecht«, erwiderte Eva.

»Weil dein Bernd zum Chef gerufen wurde?« fragte Ingrid neckend.

»Blödsinn, mir ist wirklich schlecht.« Sie sprang auf und lief hinaus. Ingrid blickte ihr verblüfft nach und tippte sich an die Stirn.

Da trat Bernd Schönberg ein, seines Zeichens Diplom-Volkswirt, und das, was Ingrid als Strahlemann bezeichnete. Aber sein strahlendes Lächeln erlosch, als er Eva vergeblich suchte.

»Eva war es schlecht«, verkündete Ingrid mit einem hintergründigen Lächeln.

Doch da trat Eva schon wieder ein. Sie war noch ein bißchen blaß, aber sie schenkte Bernd doch ein Lächeln. Dessen Miene blieb nun jedoch ernst.

»Du hast gestern zuviel Eis gegessen«, sagte er.

»Kann möglich sein«, gab Eva zu.

»Gehen wir essen?« fragte auch er.

»Ich kann die Kantine nicht riechen«, murmelte Eva.

»Wir gehen nicht in die Kantine.«

Eva merkte, daß er mit ihr allein sein wollte. »Etwas Leichtes werde ich schon vertragen«, meinte sie.

Lächelnd blickte Ingrid den beiden nach.

Ein hübsches Paar waren sie, das stellte sie neidlos fest, denn sie war bereits seit zwei Jahren glücklich verheiratet, und sie meinte, daß auch Bernd und Eva zusammenbleiben würden, wenngleich von Heirat noch nie die Rede war.

Bernd führte Eva in das kleine Speiserestaurant, das nicht weit von dem Bürogebäude lag, das aber wegen seiner Küche ebenso bekannt war wie auch wegen seiner Preise.

»Muß das sein?« fragte Eva.

»Es gibt einen besonderen Anlaß, mein Schatz«, sagte Bernd verschmitzt. »Setz dich erst mal.«

»Schade, daß ich keinen Appetit habe«, murmelte sie.

»Der kommt beim Essen. Hast ja schon wieder ein bißchen Farbe. Also dann: Ab morgen bin ich dein Chef.«

Eva wurde gleich wieder blaß. »Ist das wahr?« stammelte sie.

»Walchow hält mich für fähig, die Abteilung zu übernehmen, du etwa nicht?« tat er beleidigt.

»Natürlich, das schon, Bernd, aber man weiß doch, daß wir befreundet sind«, sagte sie leise.

»Und meint, daß dadurch die Zusammenarbeit noch besser funktioniert. Wir sind eben in einem modernen Unternehmen beschäftigt, Ev. Walchow war sehr nett. Er hat mich gleich gefragt, ob du auch weiterhin berufstätig bleiben willst, wenn wir verheiratet sind.«

»Und was hast du erwidert?«

»Darüber müßte ich erst mit dir sprechen.«

Sie blickte auf den Teller. »Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, aber jetzt werden wir wohl müssen«, sagte sie leise.

»Weil ich Abteilungsleiter geworden bin?«

»Weil ich ein Baby bekomme«, erwiderte sie leise.

Ihm blieb der Mund offenstehen. »Bist du sicher?« stotterte er.

»Ziemlich, aber ich werde nachher noch zu Dr. Norden gehen.«

»Ev, ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich würde mich freuen. Ich würde mich wahnsinnig freuen.«

»Tatsächlich?« fragte sie staunend.

»Kannst du zweifeln, Liebes? Natürlich darfst du dann nicht mehr arbeiten. Und das Aufgebot wird auch gleich bestellt.«

Ein heller Schein flog jetzt über ihr Gesicht, und ihre Augen leuchteten auf. »Du freust dich wirklich«, flüsterte sie. »Aber ausposaunt wird es nicht gleich, und außerdem muß ich ja auch noch die ärztliche Bestätigung haben. Zumindest erklärt es meine Gelüste und die darauffolgende Übelkeit.«

»Andere haben Appetit auf saure Gurken, du auf Süßigkeiten«, lachte er. »Es wird bestimmt ein ganz süßes Mädchen.«

Es machte sie sehr glücklich, daß er so reagierte. Insgeheim hatte sie schon ihre Bedenken gehabt, und vielleicht hatten ihr diese die Übelkeit mehr verursacht als die riesigen Eisportionen, die sie während der letzten Tage vertilgt hatte.

»Aber unsere Mütter erfahren noch nichts«, sagte sie.

»Das kann mir nur recht sein«, meinte Bernd mit einem leisen Seufzer.

Er hatte mehr Fragen zu erwarten als Eva. Seine Mutter wollte immer alles bis ins kleinste Detail wissen. Evas Mutter war da anders. Sie war noch berufstätig und führte das Geschäft ihres verstorbenen Mannes weiter, eine gutgehende Drogerie und Parfümerie. Sie hätte es gern gesehen, wenn Eva ihr dabei geholfen hätte, doch dafür war diese nicht zu haben.

Sie hatte erklärt, daß sie es nicht ertragen würde, sich mit geschwätzigen Frauen anzulegen, wenn es um Kosmetika und Düfte ginge. Und außerdem wäre dann ja ihr teures Sprachenstudium umsonst gewesen.

Ansonsten verstand sich Eva mit ihrer Mutter ganz prächtig. Und Annelie Trewitz wußte auch, daß Eva ihren Urlaub mit Bernd Schönberg verbracht hatte, was dieser bisher seiner Mutter verschwiegen hatte, denn diese hatte ihre Eigenheiten. Sie hatte ihren Mann erst vor sieben Monaten verloren und klammerte sich nun doppelt an den einzigen Sohn. Hinzu kam, daß Bernds Vater Landgerichtsdirektor gewesen war und Barbara Schönberg nie für ihren eigenen Lebensunterhalt hatte sorgen müssen. Neben dem frühen Tod ihres Mannes war es ihr größter Kummer, daß Bernd keine Anstalten machte, den Doktortitel zu erwerben. Bernd hatte gute Gründe dafür gehabt, Eva seiner Mutter noch nicht vorzustellen, und sie war auch nicht wild darauf gewesen. Da sie eine moderne junge Frau war, brachte sie Liebe nicht gleich mit Heirat in Einklang. Sie liebte Bernd, ja, das war sicher, und sie hätte auch nie einen dreiwöchigen Urlaub mit ihm verbracht, wenn es nicht so gewesen wäre, aber selbst mit dem Kind hätte sie nie auf eine Heirat gepocht. Doch jetzt war sie glücklich, daß es selbstverständlich für ihn zu sein schien.

Zärtlich streichelte er ihr die Hand und blickte ihr tief in die Augen.

»Auch ohne Baby würde ich dich heiraten, Ev«, sagte er. »Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch, Bernd«, sagte sie innig. »Deiner Mutter wirst du es schonend beibringen müssen.«

»Ich denke, daß der Gedanke, Großmutter zu werden, sie sehr friedlich stimmen wird«, meinte er. »Aber letztendlich ist es unser Kind.«

*

Dr. Daniel Norden hatte schon einen recht anstrengenden Tag hinter sich gebracht, da die plötzliche Hitzewelle vor allem den Herz- und Kreislaufkranken zu schaffen machte. Mehrmals hatte ihn ein Notruf aus der Praxis geholt.

Wieder frisch und munter erschien dann Eva Trewitz in der Praxis. Ein wahrhaft erfreulicher Anblick für den Arzt, der an diesem Tag schon in so viele müde, verzweifelte Gesichter geblickt hatte.

»Ich habe schon von Loni gehört, daß es hoch her geht«, sagte Eva. »Ich will Sie auch gar nicht lange aufhalten. Eigentlich fehlt mir ja gar nichts…«, doch dann geriet sie ins Stocken und errötete. Sie schöpfte tief Atem. »Kann man eigentlich schon im zweiten Monat mit Sicherheit eine Schwangerschaft feststellen, wollte ich fragen.«

»Sogar schon im ersten Monat«, erwiderte Dr. Norden nun doch überrascht.

»Da habe ich es noch nicht zur Kenntnis genommen«, sagte Eva mit einem verlegenen Lächeln, »aber jetzt möchte ich es genau wissen.«

»Wollen Sie nicht lieber gleich zu Dr. Leitner gehen?« fragte Dr. Norden.

»Sie kennen mich doch besser, und Sie kennen auch Mutti. In mancher Hinsicht ist sie doch ziemlich konservativ. Aber immerhin werden gewisse Umstände auch eine Hochzeit nach sich ziehen«, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Mein zukünftiger Mann wartet schon voller Ungeduld auf das Untersuchungsergebnis.«

»Und Sie freuen sich«, sagte Dr. Norden lächelnd.

»Und wie, wenn es nur ganz gewiß ist.«

Zehn Minuten später hatte sie die Gewißheit, und sie strahlte noch mehr. Dann hatte sie es eilig, zu Bernd zu kommen, und sie fiel ihm um den Hals.

»Ja, dann werden wir unsere Mütter mal seelisch auf die bevorstehende Hochzeit vorbereiten«, sagte er.

»Aber jeder für sich«, meinte Eva verschmitzt. »Den geeigneten Augenblick abpassend. Es ist drückend, und da muß man auf die Stimmungen Rücksicht nehmen.«

»Gut, daß Freitag ist«, sagte Bernd. »Was unternehmen wir am Wochenende?«

»Ich werde Mutti ein bißchen bei der Buchführung helfen müssen«, sagte Eva.

»Und ich werde Mama zum Einkaufen fahren müssen«, seufzte Bernd. »Aber um vier Uhr hole ich dich ab.«

»Okay, Schatz«, sagte sie.

»Such schon mal deine Papiere zusammen«, sagte Bernd.

»Bei uns herrscht Ordnung«, erwiderte Eva lachend. »Und nun laß mich raus. Das Stück kann ich zu Fuß gehen. Da schau ich mich auch gleich mal in den Auslagen des Kinderladens um, der glücklicherweise ganz in unserer Nähe aufgemacht hat.«

»Aber noch nichts kaufen, Liebes.«

»Da würde ich mich schwer tun. Es ist gleich halb sieben Uhr.«

Noch ein langer Kuß, dann stieg sie aus, und er fuhr weiter. Sie wohnten ein ganzes Stück voneinander entfernt, und das hatte auch dazu beigetragen, daß sich Frau Schönberg und Eva noch nicht zufällig begegnet waren und daß auch Frau Trewitz Bernds Mutter nicht zu ihren Kundinnen zählte, obgleich diese eine ganze Menge Geld für Kosmetik ausgab. Sie war überhaupt sehr modebewußt und besonders stolz, wenn man ihr sagte, daß man ihr einen so erwachsenen Sohn nicht zutrauen würde.

Annelie Trewitz mußte schon aus geschäftlichen Gründen immer sehr gepflegt aussehen. Aber sie zeichnete zusätzlich noch ein ganz persönlicher Charme aus.

Doch beide Mütter empfingen ihre Kinder mit den übereinstimmenden Worten: »Heute bist du aber mal wieder spät dran!«

Barbara Schönberg sagte es leicht gereizt, Annelie Trewitz fügte hinzu: »Warst wohl noch mit deinem Bernd beisammen?«

»Aus gewichtigen Gründen, Mutti«, sagte Eva rasch. »Einmal, weil Bernd Abteilungsleiter geworden ist und zum anderen, weil wir heiraten werden.«

Die zierliche Annelie, man hätte sie für Evas ältere Schwester halten können, hielt den Atem an.

»Und sonst gibt es keinen Grund?« fragte sie dann ganz nebenbei. »Aber wir wollen essen. Es gibt Schnitzel, und vielleicht hast du heute Appetit.«

Sie ahnt es, dachte Eva. »Jedenfalls habe ich heute keinen Appetit auf Eis«, sagte sie. »Es gibt schon noch einen Grund, Mutti. Ich bekomme ein Baby.«

»So was habe ich mir schon gedacht«, sagte Annelie gelassen.

»Man sieht es mir doch nicht an«, sagte Eva kleinlaut.

»Mütter fühlen das, mein Kind. Aber wenn ihr beide euch freut, freue ich mich auch.«

Dafür bekam sie einen stürmischen Kuß. »Hoffentlich freut seine Mutter sich auch«, meinte Annelie dann beiläufig. »Mütter von Söhnen sind schwieriger als Mütter von Töchtern.«

»Ach, sag das nicht. Denk mal an Cilly, wie deren Mutter sich jetzt noch aufführt.«

»Weil sie es nicht verkraftet, daß ihre Tochter keinen Akademiker geheiratet hat, sondern einen Mechaniker. Cilly bekommt übrigens auch ein Baby, und ich stehe bald allein im Geschäft.«

»Du wirst bald wieder jemanden finden, Mutti«, sagte Eva.

»Und du, wie lange bleibst du noch im Büro?«

»Darüber muß ich erst mit Bernd reden. Ich wäre doch schön blöd, wenn ich aufhören würde. Auf den Mutterschaftsurlaub verzichte ich nicht. Das Geld wird mitgenommen.«

Kommt Zeit, kommt Rat, dachte Annelie Trewitz. Sie wollte darüber jetzt keine Diskussion herausfordern. Sie kannte ihre Tochter. Jetzt freute sie sich, daß Eva mit Appetit aß.

»Wie du das bloß schaffst, Mutti, den ganzen Tag im Geschäft und abends steht das Essen dennoch auf dem Tisch, und ausschauen tust du wie höchstens vierzig.«

»Immerhin bin ich ja auch erst vier­undvierzig«, erwiderte Annelie lachend. »Übrigens mußt du während der Schwangerschaft schon daran denken, dich mehr zu pflegen, Eva.«

Fast entsetzt starrte Eva ihre Mutter an. »Willst du damit sagen, daß ich alt aussehe, Mutsch?«

»Quatsch, aber gerade während dieser Zeit sollte sich eine Frau nicht gehen lassen. Du bekommst doch alles umsonst, Kleine. Es kommt wirklich so manches daher, das weiß ich doch aus Erfahrung, aber wenn sich eine werdende Mutter selbst noch gern im Spiegel beguckt, hebt das schon die Stimmung. Und du willst doch deinem Bernd auch in den künftigen acht Monaten gefallen.«

»Sieben Monaten, Mutti«, wurde sie berichtigt.

»Jemine, da müssen wir uns aber dran halten«, sagte Annelie.

*

Barbara Schönberg war auch eine gutaussehende Frau, sehr distinguiert allerdings, sehr gepflegt, sehr damenhaft, und ihr fehlte Annelies liebenswürdiger Charme.

»Du machst einen so freudigen Eindruck, Bernd«, sagte sie nachdenklich.

»Ich bin Abteilungsleiter geworden, Mama«, erwiderte er einleitend.

»Wie gut wäre es, wenn du deinen Doktor gemacht hättest«, bemerkte sie, das konnte sie sich nicht verkneifen.

»Wie es sich erweist, komme ich auch so voran«, sagte er ruhig.

»Aber man genießt doch ein ganz anderes Ansehen mit einem akademischen Grad.«

»Ein Diplom ist auch was wert«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Mamachen, sei doch nicht so altmodisch.«

Er hatte seine Mutter sehr gern, ohne Zweifel, aber er gehörte eben doch einer anderen Generation an.

»Ich will ja nur, daß du später nichts bereust, Bernd«, sagte sie.

»Ich werde nichts bereuen, Mama. Ich möchte gern, daß du mein Mädchen kennenlernst.«

»Dein Mädchen?« fragte sie ganz hektisch.

»Meine zukünftige Frau. Ich möchte heiraten.«

Barbara schnappte nach Luft. »Das kommt aber überraschend!«

»Ich wußte ja bisher nicht, ob Eva ja sagen würde«, bemerkte er.

»Wieso sollte ein Mädchen zu dir nein sagen?« fragte Barbara empört, aber diese Reaktion wirkte durchaus beruhigend auf Bernd.

»Eva ist ein sehr tüchtiges, sehr selbständiges und außerdem auch sehr attraktives Mädchen«, erwiderte er.

»Aus guter Familie?« fragte Barbara.

»Ihr Vater lebt auch nicht mehr. Ihre Mutter führt die Drogerie weiter. Sie ist Sekretärin und Auslandskorrespondentin in unserer Firma.«

»Du kennst sie also schon länger«, sagte Barbara Schönberg leise.

»Ja, sechs Monate, aber ich wollte erst ganz sicher gehen, daß es auch von ihr aus die große Liebe ist«, sagte er.

»Die große Liebe«, wiederholte sie. »Du glaubst an die große Liebe?«

»Ja, ich glaube daran, Mama.«

»Dann möchte ich das Mädchen sehr gern kennenlernen«, sagte sie.

Er war aus der Fassung gebracht. Damit hatte Bernd nun wahrhaftig nicht gerechnet.

Er sprang auf und umarmte seine Mutter. »Ich danke dir, Mama«, rief er aus.

»Ich will doch nur, daß du glücklich wirst«, sagte Barbara. »Weißt du, Bernd, zu unserer Zeit war alles so anders. Da redeten die Eltern mit und hinein. Gut, nein, gut war das nicht immer. Ich hatte Glück. Ernst entsprach so ganz den Wünschen meiner Eltern, und zwischen uns war auch echte Liebe. Es stimmte alles, aber so war es nicht bei allen. Kaum waren wir verlobt, mußte er an die Front. Er war ja zehn Jahre älter als ich. Aber davon willst du ja nichts hören, nichts vom Krieg und von all dem Warten.«

»Doch, jetzt möchte ich davon hören, Mama«, sagte Bernd.

Ihr Blick irrte zum Fenster hinaus.

»Ich war neunzehn, als wir kriegsgetraut wurden, und wenige Monate später war alles zu Ende. Ich hatte wieder Glück, weil Ernst bald aus der Gefangenschaft kam. Dann mußte er sein Studium noch vollenden. Gut ging es uns damals allen nicht, aber meine Eltern hatten ja noch das Gut von den Großeltern, und da ging es uns bald doch besser als anderen. Und als du dann geboren wurdest, da sah die Zukunft schon besser aus.«

Sie versank in Schweigen, und Bernd sagte: »Du hast dich gut gehalten, Mama. Dir sieht man die Jahre nicht an. Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, daß du auf die sechzig zugehst.«

»Für ein Kompliment bin ich noch immer empfänglich, Bernd«, sagte sie mit einem Lächeln, das sie noch jünger erscheinen ließ. »Es wäre noch schön gewesen, wenn mein Ernstel länger bei uns hätte bleiben können.«

»Eva war achtzehn, als ihr Vater starb«, sagte Bernd.

»Ist sie das einzige Kind?« fragte Barbara.

»Ja. Sie hatte allerdings noch einen Bruder. Er starb leider an einer an sich harmlosen Blinddarmoperation durch eine falsche Anästhesie.«

»Das ist ja schrecklich«, sagte Barbara mitfühlend. »Da hat die Mutter ja auch allerhand mitgemacht. Erzähl mir ein wenig mehr von ihr. Eigentlich hättest du ja schon früher etwas sagen können.« Sie verhielt sich äußerst diplomatisch. Sie war ja auch immer bemüht gewesen, zwischen sich und ihrem Sohn keine Differenzen aufkommen zu lassen. Und sie war auch eine intelligente Frau, die nicht gleich eine Barriere aufrichten wollte. Dazu war dann noch immer Zeit, wenn ihr das Mädchen wirklich nicht gefiel, meinte sie.

Bernd konnte sich über seine Mutter wirklich nicht beklagen. Er hatte die Annehmlichkeiten ihrer Fürsorge genossen. Sie lebten in einer sehr schönen, geräumigen Wohnung. Sie lief ihm nicht auf Schritt und Tritt nach, wenn er ihr zu verstehen gab, daß er allein sein wollte. An diesem Abend blieben sie noch lange beisammen. Er erzählte von Eva, er geriet ins Schwärmen, und seine Mutter merkte, wieviel ihm dieses Mädchen bedeutete.

»Es würde mich sehr freuen, wenn du sie bald mit heimbringen würdest«, sagte sie

»Gleich morgen, Mama, wenn es dir recht ist«, erwiderte Bernd.

»Dann werde ich mir etwas Besonderes für das Abendessen ausdenken, aber wir kaufen ja sowieso gemeinsam ein«, erwiderte sie.

Auch Annelie überlegte, was sie dem zukünftigen Schwiegersohn vorsetzen könnten.

»Für den Abend disponiere bitte nicht, Mutti«, sagte Eva, »und zum Kaffee backen wir Waffeln. Das geht schnell, und Bernd mag sie gern.«

»Ich backe morgen früh noch einen Apfelkuchen, der hat ihm so gut geschmeckt, als er das erste Mal bei uns war«, sagte Annelie. »Habt ihr schon darüber gesprochen, wo ihr wohnen wollt, wenn ihr verheiratet seid?«

»Nein, Mutti, das findet sich schon.«

»Wenn Cilly und ihr Mann ausziehen, könnte ich ja die kleinere Wohnung nehmen, und ihr könntet die hier bekommen«, sagte Annelie.

»Zerbrich dir darüber noch nicht den Kopf, Mutti. Wir wollen das alles in Ruhe überdenken. Keinesfalls soll seine Mutter sich auf den Schlips getreten fühlen.«

»Ich meine nur, wenn das Baby da ist und du wirklich wieder arbeiten willst, dann könnte ich es ja beaufsichtigen, Evi. Wir haben neben dem Geschäft doch den hübschen Raum.«

»Das schlag dir mal aus dem Kopf. Du hast so genug um die Ohren, und wenn Cilly nicht mehr da ist, wird es für dich noch mehr Arbeit geben.«

Annelie wandte sich ab. »Du meinst, daß Bernds Mutter mehr Zeit hätte?« fragte sie leise.

Du lieber Himmel, geht es jetzt schon los, dachte Eva bestürzt.