Dr. Norden Bestseller 199 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Norden Bestseller 199 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Deutlich über 200 Millionen Exemplare verkauft! Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Wenn in München ein Ärztekongress tagte, raffte sich Dr. Norden auf, diesen zu besuchen. Wenigstens an dem Tag, an dem die interessantesten Vorträge zu erwarten waren. Hin und wieder traf man auf solchen Kongressen altbekannte Kollegen, von denen man schon lange nichts mehr gehört hatte, und so war es auch diesmal. Mit großem Hallo wurde Daniel Norden von dem Internisten Alfred Schäffler begrüßt. Daniel hätte ihn fast nicht erkannt, denn er war sehr gewichtig geworden und sein Haar schon schütter. »Menschenskind, Daniel, wie machst du das bloß, schlank und schön zu bleiben«, scherzte Dr. Schäffler. »Du bist kein bisschen älter geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.« »Lass mich mal überlegen«, sagte Daniel. »Ich denke, sechs Jahre älter bin ich schon.« »Kann stimmen. Was macht Fee, wie geht es den Kindern? Immer noch glücklich?« »Unverändert, das vierte Kind ist unterwegs, sonst wäre Fee mitgekommen. Und wenn du es genau wissen willst, sie ist noch schöner geworden, auch wenn sie zurzeit nicht schlank ist. Und wie geht es bei dir?« »Beruflich gut, privat belämmert. Vor zwei Jahren hat Petra sich scheiden lassen, hat die Kinder zugesprochen bekommen und einen höheren Beamten geheiratet, weil der immer pünktlich nach Hause kommt. Ihr würde ich ja nicht nachtrauern, aber wegen der Kinder ist es mir arg, und so setze ich mehr und mehr Kummerspeck an. So ein Glück wie du hat ja nicht jeder.« Er unterbrach sich und seine Augen weiteten sich. »Aber guck mal, was der Burger für ein Massel hat. Da haut's mich ja gleich um.« Daniel Norden

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Dr. Norden Bestseller – 199 –

Das andere Gesicht der Joana Burg

Patricia Vandenberg

Wenn in München ein Ärztekongress tagte, raffte sich Dr. Norden auf, diesen zu besuchen. Wenigstens an dem Tag, an dem die interessantesten Vorträge zu erwarten waren.

Hin und wieder traf man auf solchen Kongressen altbekannte Kollegen, von denen man schon lange nichts mehr gehört hatte, und so war es auch diesmal.

Mit großem Hallo wurde Daniel Norden von dem Internisten Alfred Schäffler begrüßt. Daniel hätte ihn fast nicht erkannt, denn er war sehr gewichtig geworden und sein Haar schon schütter.

»Menschenskind, Daniel, wie machst du das bloß, schlank und schön zu bleiben«, scherzte Dr. Schäffler. »Du bist kein bisschen älter geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«

»Lass mich mal überlegen«, sagte Daniel. »Ich denke, sechs Jahre älter bin ich schon.«

»Kann stimmen. Was macht Fee, wie geht es den Kindern? Immer noch glücklich?«

»Unverändert, das vierte Kind ist unterwegs, sonst wäre Fee mitgekommen. Und wenn du es genau wissen willst, sie ist noch schöner geworden, auch wenn sie zurzeit nicht schlank ist. Und wie geht es bei dir?«

»Beruflich gut, privat belämmert. Vor zwei Jahren hat Petra sich scheiden lassen, hat die Kinder zugesprochen bekommen und einen höheren Beamten geheiratet, weil der immer pünktlich nach Hause kommt. Ihr würde ich ja nicht nachtrauern, aber wegen der Kinder ist es mir arg, und so setze ich mehr und mehr Kummerspeck an. So ein Glück wie du hat ja nicht jeder.« Er unterbrach sich und seine Augen weiteten sich. »Aber guck mal, was der Burger für ein Massel hat. Da haut’s mich ja gleich um.«

Daniel Norden hielt die Luft an, als er die Frau an Heinz Burgers Seite nun auch sah. Er war völlig konsterniert. Doch da kam das Paar schon auf sie zu. Burger, ein eher asketischer Typ, wirkte jetzt geradezu strahlend.

»Ist das eine Freude«, meinte er. Dann wurden die beiden Ärzte der überaus aparten Joana vorgestellt. »Mich hat es ja spät erwischt, dafür aber umso mehr«, sagte Heinz Burger. »Wir sind gerade drei Monate verheiratet.«

Daniel war fassungslos, und das hatte einen ganz besonderen Grund. Diese Frau sah Alexa Reider, die eine Patientin von ihm gewesen war, zum verwechseln ähnlich. Er hätte darauf tausend Euro gewettet, dass sie es war, aber Joana Burger reichte ihm mit einem liebenswürdigen Lächeln die Hand, und sagte völlig unbefangen: »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Mein Mann hat oft von Ihnen gesprochen.«

Daniel Norden versuchte, sich an Alexa Reiders Stimme zu erinnern, aber momentan war er von der frappanten Ähnlichkeit noch so irritiert, dass er Joana forschend betrachtete. Sie hatte nun auch Dr. Schäffler begrüßt und wechselte ein paar Worte mit ihm, aber dann mussten sie sich trennen. Der Kongress begann nun.

»Der gute Burger scheint nervös geworden zu sein, weil du seine Frau so intensiv gemustert hast«, sagte Dr. Schäffler ironisch. »Mit Verlaub gesagt, mir gefällt Fee besser.«

»Mir auch, Alfred, aber da war eine Ähnlichkeit mit jemanden, den ich kenne, die mich verblüffte. Seltsam!«

Und das beschäftigte ihn so, dass er sich auf die Vorträge gar nicht konzentrieren konnte. Allerdings wurde da auch nicht mit überwältigenden Neuigkeiten aufgewartet.

»Gehen wir ein Bierchen trinken?«, fragte Alfred, »oder hast du schon die Nase voll?«

»Ehrlich gesagt, ja, aber weil du es bist.«

»Und wenn ich schon mal in München bin«, brummte Dr. Schäffler. »Ich bin nicht so auf dem Laufenden wie du. In unserem Kaff pflegen die Ärzte keine Kontakte, da herrscht der Konkurrenzneid vor. He, schau mal, der gute Burger muss ja mächtig verdienen. So ein Schlitten kostet doch mindestens siebzigtausend.«

Daniel sah, wie Joana Burger eingestiegen war, und nun rollte das Luxuscoupé schon lautlos davon.

»Davon lässt sich auch eine schöne Frau bestechen«, fuhr Alfred Schäffler anzüglich fort. »Wenn ich meiner Frau so was in die Garage gestellt hätte, wäre sie auch nicht auf und davon.«

Guter Gott, wie ist er verbittert, dachte Daniel. Sie gingen zu Fuß in das Restaurant. Alfred Schäffler gab sich noch ein Weilchen negativen Betrachtungen hin und Daniel dachte deshalb voller Sehnsucht an sein harmonisches Familienleben.

»Besuch uns doch mal«, sagte er mehr höflichkeitshalber, als er sich verabschiedete.

»Ich fahre übermorgen wieder zurück, und morgen will ich mal versuchen, ob mir gestattet ist, wenigstens einen Nachmittag mit meinen Kindern zu verbringen.«

»Das kann dir doch nicht verweigert werden«, sagte Daniel.

»Du kennst Petra nicht. Aber was soll ich dir die Ohren vollheulen.«

Da sagte eine weibliche Stimme: »Hallo, Alfred, du bist auch hier?«

»Katharina«, sagte Dr. Schäffler staunend.

Sie war mollig, mittelgroß, sicher schon der Vierzig näher, als der Dreißig, aber alles in allem eine sympathische Frau. Dr. Norden erfuhr, dass es sich um die Kinderärztin Dr. Zöller handelte. Das Wiedersehen schien Freude zu bereiten. Daniel konnte sich erleichtert verabschieden, da Alfred nun wieder einen Seelentröster gefunden zu haben schien.

*

Daheim herrschte große Freude, dass er so früh erschien. »Es gab nicht viel Neues«, erklärte er, aber Fee entging es nicht, dass seine Gedanken abirrten.

»Was beschäftigt dich?«, fragte sie.

»Ich habe Schäffler getroffen, du erinnerst dich an ihn?«

»Ja, gewiss.«

»Er ist geschieden. Die Frau hat die Kinder mitgenommen. Aber was anderes beschäftigt mich mehr, Fee. Erinnerst du dich an Alexa Reider?«

»Das war doch diese aparte Fernsehmoderatorin«, sagte Fee. »Hat sie nicht einen amerikanischen Filmstar geheiratet?«

»So sagte sie, als sie sich von mir verabschiedete. Hast du darüber was in der Zeitung gelesen?«

»Nein, allerdings lese ich auch nur mal ganz selten die Klatschspalten. Warum fragst du?«

»Ich habe auch Heinz Burger getroffen, und seine Frau Joana ist Alexa Reider so ungeheuerlich ähnlich, dass mir die Luft wegblieb.«

»Burger, der ist doch eine Kapazität in der plastischen Chirurgie«, sagte Fee nachdenklich. »Ich habe neulich mal einen Artikel über ihn gelesen. Warum habe ich nicht mit dir darüber gesprochen?«

»Das weiß ich auch nicht, Schatz.«

»Ach, ich erinnere mich, da kam die Sache mit den Vandelars dazwischen. Aber ich finde die Zeitung bestimmt wieder, wenn es dich interessiert. Oder interessiert dich mehr die Frau?«, fragte sie schelmisch.

»Mich interessiert die Ähnlichkeit mit Alexa Reider und allerdings auch, wie Burger zu so einer Frau kommt.«

»Oder was so eine Frau an ihm finden könnte?«, fragte Fee neckend. »Ein Adonis ist er ja nicht, aber sicher hat er seine Qualitäten.«

»Und muss blendend verdienen. Er fährt Luxusklasse, und Schäffler meinte, dass seine Frau ihn nicht verlassen hätte, wenn er ihr einen solchen Wagen vor die Tür gestellt hätte.«

Fee runzelte leicht die Stirn. »Das sind Betrachtungen, die nicht zu dir passen, Daniel.«

Er stand auf. »Es sind die von Schäffler. – Plastische Chirurgie«, murmelte er dann. »Ja, irgendwie sah dieses Gesicht wie geformt aus.«

»Wie geformt?«, staunte Fee.

»Wie nach einem Vorbild geformt. Du hast mich auf die Idee gebracht. Maskenbildner können ein junges Gesicht auf alt trimmen und ein altes auf jung. Und plastische Chirurgie kann ein Gesicht sehr verändern.«

»Mein Gott, was du denkst!«, rief Fee aus.

»Wenn ich das nicht denken würde, müsste ich meinen, es sei Alexa Reider und sie hätte sich eine andere Identität zugelegt. Ich bin sehr irritiert, Fee.«

»Und willst unbedingt das Geheimnis dieser Ähnlichkeit erforschen.«

»Wenn ich länger mit ihr hätte sprechen können …«, er unterbrach sich. »Ich glaube, Clayton hieß der Mann, den Alexa Reider heiraten wollte.«

»Frag doch Loni, die weiß sicher besser Bescheid als ich. Ich suche mal den Artikel über Burger heraus.«

»Das hat Zeit. Komm, wir gehen mit den Kindern noch ein Stück.«

*

»Dr. Norden hat mich so seltsam angeschaut, Heinz«, hatte Joana Burger zu ihrem Mann gesagt, und das war für ihn auch der Grund gewesen, dass er mit ihr den Kongress dann so schnell verlassen hatte, ohne noch einmal eine Begegnung mit den Kollegen zu suchen.

»Du bist ja auch sehenswert«, sagte er ablenkend, »aber Norden hat eine sehr schöne Frau und führt eine sehr glückliche Ehe.«

Ein Zucken lief über Joanas Gesicht. »Wir führen doch auch eine glückliche Ehe, Heinz«, flüsterte sie. »Ich habe dir so viel zu verdanken.«

»Du sollst mir nicht danken.«

»Ich liebe dich«, sagte sie innig.

»Das klingt schon besser«, sagte er rau. »Wir machen jetzt einen Einkaufsbummel.«

»Wir gehen lieber essen, ich habe Hunger. Du sollst mich nicht so verwöhnen. Ich habe doch alles.«

»Ich verwöhne dich aber gern. Gut, gehen wir erst essen. Französisch oder italienisch?«

»Münchnerisch«, erwiderte sie.

»Schweinshaxen mit Sauerkraut und Kartoffelknödeln?«

»Warum nicht?« Sie lächelte und ihr Gesicht belebte sich. »Du kennst dich doch in München aus. Ich war noch nie hier.«

Es dauerte eine Zeit, bis sie einen Parkplatz gefunden hatten, dann führte Dr. Burger seine Frau in ein Restaurant in der Fußgängerzone.

»Es hat sich viel verändert, seit ich das letzte Mal hier war«, stellte er fest. »Das neue München muss ich auch noch kennenlernen.« Er blieb vor einem Schaufenster stehen. »Da schau, Joana, dieses Kleid würde dir bestimmt sehr gut stehen.«

»Jetzt gehen wir erst mal essen«, sagte sie mit einem rätselhaften Lächeln.

Anerkennend stellte er dann fest, dass sie in letzter Zeit mehr Appetit hatte.

»Das wird schon einen Grund haben«, erklärte sie beiläufig.

»Bist du endlich über alles hinweg, Joana?«, fragte er leise.

»Ich denke an die Zukunft«, bemerkte sie hintergründig.

Und als sie dann gegangen waren und er wieder auf das Kleid zurückkam, das ihm vorhin gefallen hatte, sagte sie: »Ich werde bald andere Kleider brauchen, Heinz.«

Da ging ihm endlich ein Licht auf. »Du meinst …«, er geriet gleich ins Stocken und zog sie an sich.

»Die Leute brauchen nicht zuzuschauen«, sagte sie scheu. »Im Wagen darfst du mich küssen.«

Das tat er dann auch ausgiebig. »Und so was sagst du mir so nebenbei«, meinte er dann aber doch mit leisem Vorwurf.

»Ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen soll. Ich wusste ja auch nicht, ob du dich überhaupt freust.«

»Wie kannst du nur daran zweifeln, mein Liebstes«, sagte er weich.

»Wenn ich daran denke, wie wir uns kennenlernten«, flüsterte sie.

»Wir wollen nicht mehr darüber sprechen, Joana, nie mehr«, sagte er. »Das war beschlossen, als du meine Frau wurdest. Du bist ganz sicher, dass wir ein Kind haben werden?«

»Ganz sicher.«

»Warst du schon bei einem Arzt?«

»Dazu brauche ich keinen. Ich weiß es. Außerdem bin ich mit einem Arzt verheiratet.«

»Der aber kein Gynäkologe ist. Natürlich musst du gründlich untersucht werden. Was meinst du, was ich für Ängste ausstehen würde, wenn es Komplikationen geben würde, die durch gründliche Vorsorge ausgeschaltet werden können.«

»Du meinst, dass der Unfall noch Spätfolgen haben könnte?«

»Nein, so meine ich es nicht. Ich will nur sichergehen, dass nichts versäumt wird.«

»Zu Schramm gehe ich nicht. Ich kann ihn nicht leiden«, sagte sie eigensinnig.

»Warum eigentlich nicht?«, fragte er.

»Instinktiv. Er ist so aalglatt. So ein richtiger Frauenarzt, worauf die Betonung auf die ersten Silben gelegt sein soll.«

Heinz Burger lachte leicht auf. »Ist Norden nicht auch so ein Typ?«, fragte er. »Was meinst du, wie die Frauen hinter ihm her waren.«

»Das mag sein, aber er ist viel sympathischer. Man hat das Gefühl, er möchte durch einen durchschauen, so nachdenklich ist sein Blick. Du hast auch gesagt, dass er ein sehr guter Arzt ist, Heinz.«

»Ist er auch. Wir waren auf der Uni eine dufte Clique. Behnisch, Leitner, Norden – und auch Schäffler war da ein ganz lustiger Typ. Er ist alt geworden«, fügte er nachdenklich hinzu. »Aber so gut wie Norden hat sich wohl keiner von uns gehalten.«

»Mir gefällst du, wie du bist«, sagte Joana rasch. »Bedauerst du es nicht, dass ihr nicht mehr zusammenkommt?«

»Jetzt habe ich dich«, sagte er, »und jede freie Minute möchte ich nur mit dir beisammen sein. Wir haben es alle ganz schön weit gebracht, wir waren ja auch alle ehrgeizig.«

»Jeder auf einem anderen Gebiet?«, fragte sie.

»Behnisch ist Chirurg, Leitner Gynäkologe, Norden Allgemeinmediziner, aber einer, der von allem was versteht. Schäffler ist Internist geworden.«

»Ich fände es nett, wenn ihr euch alle mal treffen würdet«, sagte Joana. »Nicht nur mal flüchtig auf einem Kongress.«

»Sobald werde ich keinen mehr besuchen, Liebes. Morgen halte ich meinen Vortrag, und dann fahren wir heim.«

»Du bist nicht böse, wenn ich nicht mitkomme? Ich würde lieber ein bisschen herumbummeln.«

»Und einkaufen für die Zukunft? Tu, was dir Freude macht, Joana.«

»Und wenn du alte Freunde triffst, bin ich keineswegs böse, wenn du einen langen Plausch mit ihnen machst«, sagte sie. »Ich muss ja nicht überall dabei sein. Die anderen Frauen bleiben auch fern.«

»Die Luft tut dir auch nicht gut. Den Fernsehturm werden wir lieber streichen. Mit einer solchen Überraschung habe ich ja nicht gerechnet.«

Und dann sprach er davon, wie sie das Haus umgestalten müssten, da das Kinderzimmer im Erdgeschoss eingerichtet werden müsste.

»Du darfst ja nicht immer Treppauf und Treppab rennen«, sagte er.

Sie war gerührt, wie besorgt er um sie war, ganz konnte sie doch nicht aus den Gedanken streichen, wie es zwischen ihnen angefangen hatte.

*

»Da lese ich ja gerade, dass Burger morgen doch einen Vortrag hält«, sagte Fee zu Daniel.

»Ich muss in die Praxis«, sagte er.

»Dann gehe ich hin«, erklärte Fee.

»Warum?«

»Weil er mich interessiert. Hier ist ein Artikel, den ich herausgesucht habe. Dr. Burger hat verblüffende Erfolge in der plastischen Chirurgie erreicht, die vor allem bei schwersten Gesichtsverletzungen, auch Verbrennungen den Betroffenen wieder ein menschliches Aussehen geben und sie vor schweren psychischen Schäden bewahren würden. Diese Operationen erfordern wirklich sehr viel Geduld und Mithilfe der Betroffenen, da sie in Abständen durchgeführt werden müssten.«

»Das ist nicht neu, Fee, aber es bleiben Narben, und Joana Burger hat keine Narben. Ihr Gesicht ist so rein und glatt wie das von Alexa Reider.«

»Und diese Ähnlichkeit lässt dich nicht los. Wäre es nicht einfach gewesen, sie auf diese Ähnlichkeit hinzuweisen?«

»Es war doch eine seltsame Situation, Fee. Sie war völlig unbefangen. Nicht die leiseste Unsicherheit.«

»Bist du etwa überzeugt, dass sie Alexa Reider ist?«, fragte Fee erstaunt.

»Nein, das nicht. Aber mich interessiert jetzt, ob Alexa Reider nach Amerika gegangen ist und diesen Clayton geheiratet hat, und wie der Geburtsname von Joana Burger lautet.«

»Das müsste doch eigentlich irgendwie in Erfahrung zu bringen sein. Ich werde morgen den Kongress besuchen und Dr. Burger mit Ehefrau einladen. Einverstanden?«

»Wenn er zustimmt, könnten wir ein Treffen mit der alten Clique arrangieren, wenigsten für eine Stunde, denn länger werden Dieter und Schorsch kaum Zeit haben.«

»Mal sehen, was ich auf die Beine bringe«, sagte Fee.

*

Dr. Daniel Norden war am nächsten Morgen wieder pünktlich in der Praxis.

»Na, wie war es gestern?«, fragte Loni.

»Nicht frei von Überraschungen«, erwiderte er. »Erinnern Sie sich noch an Alexa Reider, Loni?«

»Klar, war sie etwa da?«, fragte Loni verwundert.

»Sie nicht, aber jemand, die ihr verdammt ähnlich sieht.«

»Kann ich mir nicht vorstellen. Sie hatte kein Dutzendgesicht. Sie hat doch diesen Bobby Clayton geheiratet.«

»Haben Sie darüber was gelesen?«

»Nein, aber neulich habe ich einen Film mit ihm gesehen. Ein interessanter Mann, und ein sehr guter Schauspieler. Eigentlich habe ich ja gedacht, sie würde mal was von sich hören lassen. Aber wie das so ist, aus den Augen, aus dem Sinn.«

Dr. Norden äußerte sich jetzt dazu nicht mehr. Er musste an die Arbeit gehen.

Lenni war sehr besorgt, dass Fee in die Stadt fahren wollte. Das Wetter sei gefährlich, meinte sie.

»Ach was, ich bin immun, und eine schwangere Ärztin auf einem Kongress ist doch auch mal etwas anderes.«

Aber auch sie sollte eine Überraschung erleben, denn da war noch eine schwangere Ärztin, sogar schon runder als Fee, und als Fee diese sichtete und von jener auch sofort erkannt wurde, stießen die beiden gleichzeitig einen leisen Freudenschrei aus.

»Maxi – Fee«, riefen sie gleichzeitig. Die männlichen Kollegen betrachteten halb ironisch, halb amüsiert, wie beide sich umarmten. Aber beides waren hübsche Frauen, und das erregte auch Wohlgefallen.

»Damit habe ich nicht gerechnet, dich hier zu treffen«, sagte Dr. Maximiliane Förster. »Ich hätte dich aber auf jeden Fall angerufen. Max konnte nicht weg, aber er wollte unbedingt wissen, welchen Eindruck ich von Burger habe.«

Max und Maximiliane, welchen Spaß hatten sie damals, vor acht Jahren, gehabt, als die Beiden sich gefunden und geheiratet hatten, weil die Vornamen Harmonie versprachen, wie beide übermütig erklärt hatten.

»Wegen Burger bin ich auch gekommen, aber dich zu sehen, ist mir viel wichtiger, Maxi«, sagte Fee.

»Den Vortrag muss ich mir auf jeden Fall anhören. Ich erkläre dir nachher, warum. Zum Glück ist er ja als Erster im Programm. Nachher können wir uns dann irgendwo ausratschen«, meinte Maxi.

Arm in Arm betraten sie den Kongresssaal, Maxi so dunkel, wie Fee blond war, beide gleich groß, geschmackvoll gekleidet und von einer ansteckenden fröhlichen Ausstrahlung, dass so mancher der Kollegen, ohne sie persönlich zu kennen, höflich grüßte.

So nüchtern auch Dr. Heinz Burger dann sprach, so interessant waren seine Ausführungen, obwohl sie sicher widersprüchlich und voller Zweifel aufgefasst wurden.