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Als Stacey Daniels den attraktiven Bad Boy Connor trifft, kann sie es kaum glauben: Noch nie in ihrem Leben hat sie einen schöneren Mann gesehen! Sie ahnt nicht, dass Connor ein Dream Guardian ist, der Frauen in ihren Träumen beglückt. Schnell fi ndet Stacey heraus, dass Connor auch im wahren Leben ein Meister der sündigen Sinnesfreuden ist, und sie erlebt die aufregendste Zeit ihres Lebens. Doch Connor kommt aus einer anderen Welt – einer gefährlichen Traumwelt, mit der nun auch Stacey in Berührung kommt ...
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Seitenzahl: 352
Sylvia Day
DREAM
GUARDIANS
Begehren
Roman
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Titel der amerikanischen Originalausgabe
heat OF THE NIGHT – DREAM GUARDIANS 2
Deutsche Übersetzung von Ursula Gnade
Deutsche Erstausgabe 06/2014
Redaktion: Catherine Beck
Copyright © 2008 by Sylvia Day
Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,
unter Verwendung eines Motivs von shutterstock/alorac
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
ISBN: 978-3-641-13183-8
www.twitter.com/HeyneFantasySF
@HeyneFantasySF
www.heyne-fantastisch.de
Für meine Familie, die mich stets so unglaublich unterstützt. Neun Bücher innerhalb eines Jahres zu veröffentlichen ist viel Arbeit, und ihr wart bereit, den Preis mit zu bezahlen. Danke, dass ihr es mir ermöglicht, meinen Traum zu leben. Ihr gebt mir all die Kraft, die ich brauche, und das bedeutet mir unendlich viel.
Ich liebe euch.
Hüte dich vor dem Schlüssel, der sich im Schloss dreht
und die Wahrheit enthüllt.
1
Im Zwielicht
Connor Bruce schaltete den Wachposten, der ihm am nächsten war, mit einem perfekt gezielten Pfeil aus einem Blasrohr aus.
Er selbst brauchte keine Sekunde, doch es dauerte ein wenig, bis die Wirkung des Betäubungsmittels einsetzte. Der Wachposten hatte noch Zeit, den Pfeil herauszureißen und seine Glefe zu ziehen, ehe die Augen in seinen Kopf zurückrollten und er auf dem Fußboden zusammenbrach wie eine Pfütze aus roten Kleidungsstücken.
»Tut mir leid, Kumpel«, murmelte Connor, als er sich über den am Boden liegenden Körper beugte und dem Wachposten Funkgerät und Schwert abnahm. Der Mann würde beim Aufwachen nur das vage Gefühl haben, er sei eingedöst, vielleicht aus Langeweile.
Connor richtete sich wieder auf und stieß einen leisen, trällernden Vogelruf aus, um Lieutenant Philip Wager mitzuteilen, dass er sein Vorhaben erfolgreich ausgeführt hatte. Der Pfiff, mit dem ihm geantwortet wurde, verriet ihm, dass auch die anderen Wachposten, die den Tempel umstanden, außer Gefecht gesetzt worden waren. Innerhalb von Momenten scharte sich ein Dutzend seiner Männer um ihn. Sie waren für den Kampf mit dunkelgrauen, eng anliegenden, ärmellosen Tuniken und dazu passenden, lose sitzenden Hosen bekleidet. Connor trug ähnliche Kleidungsstücke, doch seine waren schwarz, um seinen Rang als Captain der Elitekrieger zu kennzeichnen.
»Ihr werdet da drinnen Dinge sehen, die euch erschrecken«, warnte Connor, und als er die Glefe aus der Scheide an seinem Rücken zog, pfiff die Klinge durch die Luft. »Konzentriert euch auf den Einsatz. Wir müssen dahinterkommen, wie die Ältesten Captain Cross von der Daseinsebene der Träumer ins Zwielicht zurückgeholt haben.«
»Ja, Captain.«
Wager richtete einen Infrarotsender auf den massiven roten Torbogen, den Torii, der den Eingang zum Tempelkomplex markierte, um vorübergehend die Videokamera zu stören, die jeden Besucher aufzeichnete. Mit einer brodelnden Mischung aus Entsetzen, Verwirrung und Wut blickte Connor zu dem Torbogen auf. Das Bauwerk war so imposant, dass es jeden Wächter zwang, es anzustarren und die Warnung zu lesen, die in der uralten Sprache eingraviert war: Hüte dich vor dem Schlüssel, der sich im Schloss dreht.
Jahrhundertelang hatten er und alle Angehörigen seines Teams Jagd auf den Träumer gemacht, von dem es in der Prophezeiung hieß, er käme durch den Traumzustand in ihre Welt und würde sie alle vernichten. Der Träumer, der sie als das ansehen würde, was sie waren – der erkennen würde, dass sie keine Hirngespinste waren, die einer nächtlichen Einbildung entsprangen, sondern echte Wesen, die im Zwielicht lebten – dem Ort, an den sich der menschliche Geist im Schlummer begab.
Aber Connor hatte bereits die Bekanntschaft des berüchtigten Schlüssels gemacht, und die Träumerin war kein Schreckgespenst, das Verderben und Vernichtung brachte. Sie war eine schlanke, aber kurvenreiche blonde Tierärztin mit großen dunklen Augen und einem tiefen Quell des Mitgefühls.
Lügen, nichts als Lügen. All die vielen Jahre waren vergeudet. Zum Glück für den Schlüssel – auch unter dem harmlosen Namen Lyssa Bates bekannt – hatte Captain Aidan Cross, legendärer Krieger und Connors bester Freund, sie als Erster gefunden. Er hatte sie gefunden, sich in sie verliebt und war mit ihr auf die Ebene der Sterblichen durchgebrannt.
Jetzt war es Connors Aufgabe, die Geheimnisse der Ältesten hier im Zwielicht zu entwirren, und alles, was er wissen musste, befand sich im Tempel der Ältesten unter sicherem Verschluss.
Lasst uns gehen. Seine Lippen bildeten die Wörter lautlos.
Mit absolut präzisem Timing eilten sie durch den Torbogen. Sie spalteten sich in zwei Teams auf, die an beiden Seiten des mit Steinen gepflasterten Innenhofs entlangliefen und sich zwischen geriffelten Alabastersäulen durchschlängelten.
Der Wind wehte sachte und trug den Duft naher Blumen und Felder voller wild wachsender Gräser mit sich. Es war die Tageszeit, um die der Tempel für die breite Öffentlichkeit geschlossen war und die Ältesten sich zur Meditation zurückgezogen hatten. Ideal also, um einzubrechen und alle Informationen und Geheimnisse zu stehlen, die sie in die Finger bekommen konnten.
Connor betrat als Erster den Haiden. Er hob drei Finger und winkte dann nach rechts, während er selbst sich nach links wandte. Drei Elitekrieger befolgten den stummen Befehl und begaben sich zur Ostseite des runden Raums.
Die beiden Teams bewegten sich innerhalb der Schatten voran, denn ihnen war klar, dass jeder falsche Schritt es den Überwachungskameras erlauben würde, ihren feindlichen Einfall aufzuzeichnen. Inmitten des riesigen Raums warteten halbrunde Reihen von Bänken, dem Säulenzugang zugewandt, durch den sie gerade hereingekommen waren. Die Reihen stiegen über mehrere Stockwerke an, und es gab so viele Bänke, dass die Wächter schon vor langer Zeit aufgegeben hatten, die Anzahl der Ältesten zu ermitteln, die von hier aus über sie herrschten. Das hier war das Kernstück ihrer Welt, das Zentrum von Recht und Ordnung. Der Sitz der Macht.
Als sie im mittleren Gang, der zum Honden führte, wieder zusammentrafen, blieb Connor stehen, und die anderen erwarteten seine Befehle. Der Gang nach Westen zweigte zu den Unterkünften der Ältesten ab. Der Gang nach rechts führte zu einem abgeschiedenen offenen Innenhof, der Meditationszwecken diente.
In dieser zentralen Galerie ging es gespenstisch zu. Nach seinem ersten – und bisher einzigen – Einbruch in den Tempel war er vorgewarnt. Seine Männer waren es nicht.
Er sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an und ermahnte sie stumm, seinen früher erteilten Befehl zu beherzigen. Sie nickten grimmig, und Connor lief weiter.
Eine Vibration unter ihren Füßen lenkte die Aufmerksamkeit aller auf den Boden. Der Stein schimmerte und wurde durchscheinend, und es sah aus, als hätte sich der Boden aufgelöst – als würden sie jeden Moment in eine endlose Sternendecke hineinfallen. Instinktiv tastete Connor nach der Wand und biss die Zähne zusammen. Dann schmolz der Ausblick auf das All zu einem wirbelnden Kaleidoskop aus Farben zusammen.
»Mich trifft der Schlag«, flüsterte Wager.
Connor hatte genau dasselbe gesagt, als er das erste Mal durch diesen Korridor gelaufen war. Bei jedem Schritt breiteten sich zerfließende Farben in Kreisen aus, was darauf hinzuweisen schien, das irgendetwas auf ihre Anwesenheit reagierte.
»Ist das echt?«, flüsterte Corporal Trent grimmig. »Oder ist es eine Art Hologramm?«
Connor hob eine Hand, um die Männer daran zu erinnern, Schweigen zu bewahren. Er hatte keine Ahnung, was das verdammte Ding war. Er wusste nur, dass er es nicht ansehen konnte, weil ihm sonst schwindlig und übel wurde.
Sie kamen an der Privatbibliothek der Ältesten vorbei und erreichten die Schaltzentrale. Dort befand sich ein Ältester, ein einsamer Wachposten in einem riesigen Raum, dessen hohe Wände von gebundenen Büchern gesäumt wurden und der von einer enormen Computerkonsole dominiert wurde. Wie es bei den Ältesten Brauch war, hatten sie diesen einen Mann zurückgelassen, als sich die anderen für den Nachmittag zurückzogen, und das machte ihn zum bedauernswerten Empfänger eines Betäubungspfeils in den Hals.
Connor schleifte den bewusstlosen Mann zur Seite, um Wager den Zugang zu dem halbmondförmigen Bedienfeld und dem Touchpad freizumachen.
»Ich werde eine Dauerschleife in das Videosystem einfügen, damit ihr nicht aufgezeichnet werdet«, sagte der Lieutenant.
Wager trat vor und machte sich an die Arbeit. Seine Haltung war aufrecht, die Beine leicht gespreizt, und er ging ganz in seinem Auftrag auf. Mit dem langen schwarzen Haar und den stürmischen grauen Augen bot er das Erscheinungsbild eines Deserteurs, das sich mit seinem Ruf als unsicherer Kantonist und wandelndes Pulverfass vertrug. Schon seit Jahrhunderten war er zweiter Lieutenant und nur aufgrund seines sprunghaften Naturells nicht längst befördert worden. Connor hatte ihn kürzlich zum ersten Lieutenant befördert, auch wenn ihm das herzlich wenig nutzte. Sie waren Aufständische, die die sanktionierten Regimenter der Elitekrieger verlassen hatten, um die Rebellenfraktion zu befehligen.
Connor war überzeugt, dass Wager die Sache mit der Datenbank meistern würde. Also stellte er zwei Männer am Eingang auf, damit sie Schmiere standen, und nahm zwei andere mit, um eine methodische Durchsuchung der Räumlichkeiten durchzuführen. Vor nicht allzu langer Zeit war er nur mit Wager als Rückendeckung in den Tempel eingebrochen, doch der kürzlich erfolgte Coup hatte die Ältesten gezwungen, die Anzahl der Wachposten zu erhöhen, was wiederum Connor dazu gezwungen hatte, mit einem Dutzend Männern in den Tempelkomplex einzufallen. Sechs draußen und sechs drinnen.
Sie bewegten sich mit raschen Schritten weiter durch den Gang voran und hielten die Blicke von dem schnell kreisenden Kaleidoskop des Fußbodens abgewandt. Licht strömte durch die Dachfenster über ihnen, und eine Tür aus Klarglas am Ende des Gangs bot einen Ausblick auf das hintere Ende des sonnenbeschienen Innenhofs, der Meditationszwecken diente.
Als sie einen Torbogen erreichten, bedeutete Connor einem der Männer einzutreten. »Achte auf alles Ungewöhnliche.«
Der Mann nickte und betrat den türlosen Raum mit gezogener und einsatzbereiter Glefe. Vor einem anderen Torbogen wiederholte Connor dasselbe mit dem zweiten Soldaten und lief dann allein weiter. Er nahm sich den nächsten Raum vor.
Der Raum lag im Dunkeln, was nicht ungewöhnlich war, da sich niemand darin aufhielt. Dennoch gingen seltsamerweise die Lichter nicht an, als er den Raum betrat. Nur das Licht, das aus dem Gang hereinfiel, ermöglichte es ihm, etwas zu sehen.
Die Mitte des Raums war frei, doch an den Wänden waren gestaffelte Rollwagen aus Metall aufgereiht. Ein medizinischer Geruch hing in der Luft, und als er eine Metalltür mit schweren Riegeln entdeckte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. In den oberen Teil der massiven Barriere war ein Sichtfenster eingebaut, aber er wusste nicht, ob es dazu diente, dass jemand hineinschauen konnte, oder ob es eher dazu gedacht war, dass jemand herausschauen konnte. So oder so stellte die Tür eine Abschreckung dar und bedeutete, dass sie etwas Wichtiges beschützte.
»Was zum Teufel ist da drin?«, fragte er sich laut.
Connor begab sich zu dem kleinen Touchpad in der Ecke und gab rasend schnell Befehle ein. Er musste die verdammten Lichter anbekommen, damit er sehen konnte, womit um alles in der Welt er es hier zu tun hatte. Ein Druckmittel konnte er im Moment gut gebrauchen, und es wäre vorteilhaft, wenn es ihm gelänge, einen wertvollen Gegenstand an sich zu bringen.
Eines der vielen Kommandos, die er eingab, bewirkte, dass die Computerkonsole rasch piepste, dann wurde es langsam heller im Raum.
»Ja!« Er grinste und drehte sich um, weil er sich ein Bild von dem kleinen Raum mit dem Steinboden und den nackten weißen Wänden machen wollte.
Das scharfe Zischen, mit dem Hydraulikdruck abgelassen wurde, ließ ihn zurückschrecken. Irgendwie hatte er es wider Erwarten geschafft, auch die Tür zu öffnen, was alles umso leichter machte.
Was als Nächstes passierte, würde sich für alle Zeiten in Connors Gedächtnis festsetzen. Zuerst ertönte ein Brüllen, das nach einer Mischung aus Wut und Furcht klang. Dann flog die schwere Tür mit so explosiver Kraft auf, dass sie sich in die angrenzende Wand einbettete.
Connor griff nach seiner Glefe. Aber auf die Erscheinung, die sich auf ihn stürzte, war er nicht vorbereitet – ein Körper, der denen der Wächter ähnelte, und doch waren die Augen von reinem Schwarz, und die Zähne hatten heimtückisch scharfe Spitzen.
Connor erstarrte, entsetzt und verwirrt. Es war das schwerste Vergehen, einen anderen Wächter zu töten, und seines Wissens war seit Jahrhunderten kein Mord begangen worden. Das ließ ihn zögern, und so hatte er dem brutalen Stoß nichts entgegenzusetzen und stürzte zu Boden – eine Glanzleistung, die bisher noch niemandem gelungen war, denn er war eigentlich viel zu groß und kräftig.
»Verfluchte Scheiße!«, murrte er, als er so fest auf den Steinboden knallte, dass seine Knochen durchgerüttelt wurden.
Das Ding war über ihm, ein nicht gerade unbeträchtliches männliches Wesen, das von unglaublicher Grausamkeit getrieben wurde. Es fletschte die Zähne und raufte sich mit ihm wie eine tollwütige Bestie. Connor warf sich zur Seite und wälzte sich herum, um die Oberhand zu gewinnen. Er hatte eine Hand um die gespannte Kehle seines Angreifers geschlungen und schlug mit der anderen brutal genug zu, um den Mann k. o. zu schlagen. Er fühlte das Knacken eines Backenknochens unter seinen Knöcheln und das Zersplittern einer Nase, doch die Verletzungen schienen keine Auswirkung zu haben, ebenso wenig wie der Entzug von Atemluft.
Tief in Connors Innerem rollte sich Angst zusammen, jederzeit bereit, emporzuschnellen. Diese schwarzen Augen ohne jedes Weiß waren von brodelndem Wahnsinn erfüllt, und dicke Klauen rissen an der Haut auf seinen Unterarmen. Wie besiegte man einen Feind, der kein Bewusstsein hatte?
»Captain!«
Connor blickte nicht auf. Er rollte sich wieder auf den Rücken und drückte den Arm durch, um das Wesen mit einer Hand an der Kehle und am ausgestreckten Arm weit über sich zu halten. Eine Glefe sauste durch die Luft und säbelte die Schädeldecke des Mannes ab. Geronnenes Blut spritzte in alle Richtungen.
»Was zum Teufel war das?«, rief Trent, der mit der tödlichen Waffe in den Händen direkt über Connors Kopf aufragte.
»Ich will verflucht sein, wenn ich das weiß.« Connor schleuderte die Leiche von sich. Angewidert sah er an sich hinunter und berührte mit einem Finger zögernd die Schmiere. Sie war dick und schwarz und ähnelte altem Blut, und sie roch auch so. Sein Blick wanderte zu dem Leichnam, dessen Gesicht von den Augenbrauen abwärts noch intakt war. Braunes Haar wuchs übermäßig lang um die Ohren und das Genick des Mannes herum. Die Haut wies eine ungesunde Blässe auf, und das Fleisch haftete an Knochen. Die Hände und Füße liefen in langen, dicken Reptilienkrallen aus. Doch das Erschreckendste waren die tintenschwarzen blicklosen Augen und der aufgerissene Rachen. Sie machten einen ausgemergelten, kränklich aussehenden Mann zu einem schrecklichen Raubtier.
Es trug nur eine lose sitzende weiße Hose, fleckig und zerrissen. Auf dem Handrücken trug es ein eingebranntes Mal – HB-12. Ein rascher Blick in die Zelle, aus der es entkommen war, zeigte ein Inneres aus dickem Metall, das reichlich zerschrammt war.
»Dein Raum ist entschieden interessanter als meiner«, sagte Trent. Das Leichtfertige seiner Bemerkung wurde dadurch zunichtegemacht, dass sich seine Stimme überschlug.
Connors Brustkorb hob und senkte sich heftig, jedoch eher vor Wut als vor Anstrengung. »Das ist genau die Form von Scheiße, die uns zur Rebellion gezwungen hat!«
So ziemlich jeder hätte behauptet, eine Revolte anzuführen ginge gegen sein unbekümmertes Naturell, und sie hätten alle recht gehabt. Verflucht noch mal, es fiel ihm immer noch schwer zu glauben, dass er diesen Schritt unternommen hatte. Aber es gab zu viele gottverdammte Fragen, und all die Antworten, die er bekommen hatte, waren Lügen. Klar, es gefiel ihm, wenn alles so unkompliziert wie möglich war – Wein, Weiber und Arschtritte austeilen –, aber er hatte keine Bedenken, die Dinge in die Hand zu nehmen und seinen Mann zu stehen, wenn es sein musste.
Es war seine Aufgabe, andere zu beschützen, sowohl Träumer als auch die sanfteren Wächter. Es gab Tausende von seiner Art, alle in bestimmte Spezialgebiete untergliedert, und jeder Wächter hatte seine Stärken. Manche waren zärtlich und spendeten trauernden Träumern Trost. Andere waren verspielt und schmückten Träume von Sportskanonen oder Partys für werdende Mütter in leuchtenden Farben aus. Es gab Lustbetonte und Heiler, Pfleger und Herausforderer. Connor war Elitekrieger. Er tötete Albträume und wachte über sein Volk. Wenn er seine Leute auch vor den Ältesten beschützen musste – na bitte.
»Jetzt gibt es keine Möglichkeit mehr, so zu tun, als sei nicht in den Tempel eingebrochen worden«, hob der Corporal hervor.
»Nein«, stimmte Connor ihm zu. »Das ist jetzt ausgeschlossen.«
Und es störte ihn nicht sonderlich. Tatsächlich war es ihm nur allzu recht, wenn die Ältesten wussten, dass ihre Geheimnisse nicht mehr vor ihnen sicher waren. Er wollte, dass sie über ihre Schultern blickten. Er wollte, dass sie sich so verunsichert fühlten und so argwöhnisch waren wie er. Das war das Mindeste, was sie ihm schuldig waren, nachdem sie von ihm verlangt hatten, sein Leben immer wieder für ein vorgeschobenes Ziel aufs Spiel zu setzen.
Wager kam mit zwei weiteren Elitekriegern im Schlepptau in den Raum gerannt. »Brrr!«, sagte er, als er in dem verspritzten Blut ausrutschte. »Was zum Teufel ist das denn?«
»Ich will verflucht sein, wenn ich das weiß.« Connor rümpfte die Nase.
»Ja«, stimmte Wager ihm zu. »Da ist was oberfaul Wahrscheinlich ist es auch das, was an der Computerkonsole den Alarm ausgelöst hat. Ich vermute, Verstärkung ist bereits unterwegs. Wir sollten also besser verschwinden.«
»Haben wir irgendetwas Brauchbares aus der Datenbank bekommen?«, fragte Connor und schnappte sich ein Handtuch von einem der Rollwagen. Er rieb sich die zerrissene Haut und seine Kleidung ab, um möglichst viel von der blutähnlichen Substanz zu entfernen.
»Ich habe runtergeladen, was ich kriegen konnte. Es würde eine Ewigkeit dauern, an das gesamte Material zu kommen, aber ich habe versucht, mich auf Dokumente zu konzentrieren, die besonders interessant klangen.«
»Das wird genügen müssen. Lasst uns gehen.«
Sie zogen sich mit derselben Vorsicht zurück, die sie bei ihrem Eintreffen aufgeboten hatten, und beobachteten die Umgebung scharf. Trotzdem sah keiner von ihnen den Ältesten, dessen dunkelgraue Kutte geschmeidig mit den Schatten verschmolz.
Stumm und unbemerkt stand er da.
Und lächelte.
2
»Wo steckt Lieutenant Wager?«, fragte Connor und sah sich in der größten der Unterwasserhöhlen um, die der Rebellenfraktion im Zwielicht als Hauptquartier dienten.
Über ihren Köpfen blitzten auf Hunderten von winzigen Überwachungsbildschirmen Szenen wie Filme auf, flüchtige Einblicke in das weit geöffnete Bewusstsein von Tausenden hypnotisierter Menschen – Träumer, die ohne Schlaf hierhergebracht worden waren. Sie schwebten im Zwielicht, mehr wach als schlafend, und doch fehlte es ihnen an einem umfassenden Verständnis ihrer Umgebung.
Die Menschen nannten den Prozess des gewaltsamen Hervorrufens unterbewusster Gedanken »Hypnose«. Ganz gleich, welchen Namen man dafür verwendete – der Bestimmungsort der Betroffenen war diese Höhle. Hier hatten die Ältesten über sie gewacht und die Albträume daran gehindert, die Ströme ihres Unbewussten zu nutzen, um auf die Ebene der Sterblichen zu gelangen.
»Hinten, Sir«, erwiderte der Elitekrieger, der am Höhleneingang Wache stand, dem einzigen physischen Zugang.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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