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Sechs Freunde brechen 1971 zu einer Kletterexpedition in die Anden auf. Ihr Abenteuer führt sie von Cusco nach Urubamba, weiter nach Puno und Juli zum Titicacasee, wieder hinunter nach Arequipa und zurück nach Lima. Die Reisegruppe besteht aus dem Dichter Robin Fedden und seiner Frau, einem Juwelier aus der Schweiz, einem Anthropologen aus der Provence und einem Gutsherr aus Nottinghamshire. Die beiden blutigen Anfänger im Klettern sind ein naturliebender britischer Herzog und der Briefeschreiber.
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Seitenzahl: 153
PATRICK LEIGH FERMOR
DREI BRIEFE AUS DEN ANDEN
Aus dem Englischen vonManfred Allié
DÖRLEMANN
Die Originalausgabe »Three Letters from the Andes« erschien 1991 bei John Murray (Publishers) in London.
Für Debo und Andrew
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 1991 Patrick Leigh Fermor © 2007 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlagfotografie: Jeremy Woodhouse, Machu Picchu Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemfördewww. doerlemann.com ISBN 978-3-908778-48-6
Patrick Leigh Fermor
NOTIZ
Zunächst war dies ein privater Bericht über eine Andenreise, die Robin Fedden im Jahr 1971 organisierte und leitete. Da meine einzige Aufgabe darin bestand, den Spirituskocher in Gang zu halten, verfaßte ich vor Ort eine Beschreibung unserer Unternehmungen in Gestalt von drei langen Briefen an meine Frau Joan in Griechenland – wobei der letzte nie abgeschickt wurde, denn ich beendete ihn erst im Flugzeug kurz vor der Landung in England. Ich habe ein oder zwei unbedeutende Absätze herausgenommen, ein wenig erläutert, aber nicht viel, und es insgesamt geordnet, damit es ein präsentables Souvenir dieser Reise wird.
P.L.F.
Messenia, Griechenland, 1991
»Er hat einen schmalen Band über die Elfenbeinschnitzereien der Hethiter verfaßt.«
»Bei den Hethitern gab es keine Elfenbeinschnitzereien.«
»Deswegen ist der Band so schmal.«
Imaginary Conversations
ERSTER BRIEF
Cuzco, 3.August 1971
Endlich war der Morgen des Aufbruchs in Little Venice1 gekommen, doch von dem bestellten Wagen keine Spur. Immer wieder wählten wir die Nummern der Taxifirmen, alle waren besetzt, in meiner Verzweiflung schleppte ich schon mein Gepäck an den Bordstein, und Patrick Kinross2 stellte sich in seinem Morgenrock aus persischer Seide mitten auf die Warwick Avenue und winkte gebieterisch. Das machte Eindruck. Sofort hielt ein Taxi.
Ich hätte mir gar keine Sorgen machen müssen, denn es langte im selben Moment am Victoria Air Terminal an wie dasjenige von Andrew3, und wir waren die ersten. Er trug einen himbeerroten Pullover und weißen Sonnenhut, und beide hatten wir schon unsere klobigen Bergschuhe an und Eispickel wie Tomahawks in der Hand. Wir waren die beiden Anfänger, die schwachen Glieder in der Kette, und sehr darauf bedacht, einen guten Eindruck zu machen.
Die anderen trafen ein wenig später ein: Robin und Renée,4 dann André Choremi. Ein Vetter all der vielen Choremis in Griechenland und Ägypten, aber ich glaube, schon seit Delacroix’ sind sie Franzosen. Er ist Jurist und Soziologe, lebt in der Provence und spricht perfekt Englisch. Wir hatten uns schon vor Ewigkeiten bei Julian Pitt-Rivers kennengelernt. Dann erschien Carl Natar; er ist Schweizer und spricht genauso perfekt Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch wie seine– märchenhaft rare– Muttersprache Rätoromanisch und kommt aus demselben Tal im Engadin wie Giacometti. Er ist ein großer Bergsteiger, ehemaliger Skiweltmeister, glaube ich; und dreißig Jahre lang war er Direktor der Londoner Filiale von Cartier. Und er hat einen eineiigen Zwillingsbruder. Der siebte in unserer Reisegesellschaft ist Myles Hildyard, ein Gutsherr aus Nottinghamshire. Er fährt nur mit bis nach Lima und bleibt dann bei seinem Bruder, dem Botschafter in Chile. Ein alter Bergfuchs, und es ist ein Jammer, daß er nicht mit uns in die Anden kommt. Prachtburschen allesamt. Unser Gepäck– Rucksäcke, Taschen mit Ausrüstung, Zelte und anderes Bergsteigergerät– türmte sich zu einer riesigen Pyramide in der Abflughalle.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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