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Die Menschen haben seit den frühesten Anfängen nach dem Woher, dem Wohin und dem Sinn ihres Lebens gesucht. Weil es keine allseits befriedigenden Antworten gab und gibt, musste etwas außer weltliches, etwas Größeres, Unfassbares für das Entstehen der Welt, die Erschaffung des Menschen und für das Schicksal von allem Grund und Ursache sein. So entstanden die Gottesbilder, die sich in den verschiedenen Ethnien unterschiedlich entwickelt haben. Wo ist dieser Gott? Wer ist er, was sagt er den Menschen? Was erwartet er von den Menschen und was erhoffen sich die Menschen von ihm? Wo finden sie Gott - letztlich? Es ist eine seit Langem andauernde Suche mit einem überraschenden Ergebnis.
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Seitenzahl: 188
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Cover: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Ariz. - NASA - Comets Kick up Dust in Helix Nebula https://de.wikipedia.org/wiki/Helixnebel#/media/Datei:Comets_Kick_up_Dust_in_Helix_Nebula_(PIA09178).jpggemeinfrei
Einen GOTT, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden.
© Albert Einstein (1879 - 1955), theor. Physiker, geb. in Deutschland, 1896-1901 staatenlos, ab 1901 Schweizer Bürger, ab 1940 auch Bürger der USA. Forschungen zu Materie, Raum, Zeit und Gravitation; Hauptwerk ist die 1915 publizierte Allgemeine Relativitätstheorie. Nobelpreis für Physik 1921
Quelle: Einstein, Wie ich [in] die Welt sehe, 1930.
Gott als Erschaffer des Universums (Bildertitel einer Bible moralisée, um 1230) Anonym - archiv.onb.ac.at , gemeinfrei
AUCH DU BIST GOTT
„Der Mensch ist im Grunde Begierde, Gott zu sein.“ Jean Paul Sartre
Der innewohnende Drang, gleich welcher Religion, Philosophie oder auch Tradition man immer folgen mag, um „Gott“ zu realisieren, verstehen zu wollen, ob und welchen Sinn das Leben hat, ist wohl genau der Grund warum gerade Sie, hoch wertgeschätzte Leserin, lieber Leser dieses Buch gerade in den Händen halten.
Es zeugt davon das Sie ein reflektierter Mensch sind und sich nicht mit den einfachen und profanen Antworten des Lebens zufriedengeben wollen. Aufrichtige Gratulation schon einmal dazu.
Es ist schön, dass Sie offensichtlich etwas bewegt, mehr darüber zu erfahren wer und was Gott wirklich ist. In der heutigen Zeit machen sich zum Glück nun immer mehr Menschen auf den Pfad dieses Mysterium genauer zu erforschen und im großen Glück darüber auch Erleuchtung zu erhalten.
Auch lädt er uns dazu ein, die alten „Autobahnen“ zu Gott zu reparieren, demnach Autobahnen zu uns selbst.
Es scheint offensichtlich zu einfach zu sein, dass Gott uns täglich im Spiegel anschaut. Aber es heißt ja auch zum Glück „Erkenntnissuche“ - und nicht „Erkenntnisfindung“.
Sie sind also ganz auf der sicheren Seite, gleich was auf den folgenden Seiten nun präsentiert wird.
Lassen Sie sich darauf ein, genießen Sie die Reise. Sie können nur gewinnen.
Gedanken erschaffen bekanntlich Realität. Aber erst Gefühle beleben das Erschaffene.
So führt uns Werner J. Kraftsik hier nicht nur theoretisch durch das Gotteskonzept, sondern die Einladung dieses Thema vom Innersten her zu erfahren, wird zum aktiven „Mitmachszenario“.
Wenn wir ja „nach seinem Ebenbilde“ erschaffen wurden (so steht es in der heiligen Schrift der Christenheit), dann ist Gott unser Spiegel bzw. wir sein Spiegel. Wie auch immer wir es betrachten wollen, im Spiegel erkennen wir wohl immer nur uns selbst. Diesbezüglich finde ich Werners Überlegungen und Schlussfolgerungen schlichtweg nicht provokativ.
Mich erfüllt es mit Dankbarkeit, dass sich im deutschsprachigen Raum nun auch jemand offen diesem Thema, mit so viel Courage, zuwendet.
Ich habe Werner J. Kraftsik bei uns auf dem Schloss zu seiner Autorenlesung zu „Morals & Dogma“ (Albert Pike) kennengelernt.
Es ist mehr als eine Meisterleistung diesen Giganten der literarischen Geisteswissenschaft zu übersetzen. Das, was Werner dort erschaffen hat, steht der Bibelübersetzung von Luther & Zwingli in nichts nach. Diese Übersetzung wird auch noch in vielen hundert Jahren angewandt und genutzt werden. Es erfüllt mich mit großer Freude & Dankbarkeit einen so großen Geist als einen Freund und Bruder im Geiste zu wissen, dies seit unserer ersten Begegnung. Mit Sicherheit für ein ganzes Leben.
Das Werner sich auch an Mammutprojekte getraut, die immer mehr Menschen, nun anfangen zu verstehen, ist wirklich phänomenal.
Einige mögen denken, er hat die Absicht zu provozieren, doch ich sehe es eher als Einladung bestehende Antworten zu hinterfragen.
Mögen Sie seiner Einladung folgen, um mehr über sich, über Gott, zu erfahren und gleichzeitig Ihre Religion, Philosophie oder Tradition mehr als „wertgeschätzt“ zu fühlen.
Ich habe so ziemlich jede Religion, Philosophie und Tradition dieses Planeten studiert, aber in diesem hier vorliegendem Werk, wirklich sehr viel Neues erfahren dürfen. Dies passierte mir bis dato nicht wirklich allzu oft.
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom, sagt man - dieses Werk kann bis zur Quelle in die höchsten Gipfelregionen führen, genießen Sie die Reise, es lohnt sich.
In dieser Zeit, in der dieses Werk veröffentlicht wird, fangen immer mehr Menschen an, nach mehr Sinn im Leben zu suchen und so nähern sich auch immer mehr Menschen dem Thema „Gott“.
Das Leben und die Synchronizität hat dazu geführt, dass es nun einem so großen Publikum zugänglich gemacht werden kann. Werner hat es meisterhaft gelöst!
ICH BIN DU BIST WIR SIND
Mitgefühl & Liebe
Schloss Wartensee, Frühlingserwachen 2021
In Dankbarkeit,
Saint von Lux
"Wer daher GOTT suchen und finden will, der suche ihn in sich selbst, nämlich im Innersten seiner Seele."
(Angelus Silesius)
So lange es Menschen gibt, und seit sich Menschen fragen, weshalb sie eigentlich auf diesem Planeten sind, und warum diese Welt, so wie sie ist, existiert, so lange fragen Menschen nach der Ursache. Sie fragen WER für all das, was uns umgibt, all das, was auf die Menschen und die Welt, die Natur einwirkt verantwortlich ist und irgendwann wer alles Sein erschaffen hat?
Fanden diese frühen Menschen schlüssige Antworten?
Ich denke nicht, weil Ihnen für die Beantwortung ihrer Fragen grundsätzliche, naturwissenschaftliche Kenntnisse fehlten, die konkrete Antworten ermöglicht hätten.
Sie suchten nach Antworten, und für das, was nicht erkenn- oder erklärbar war, blieb es beim Versuch der Erklärung des Unerklärlichen.
Populäre Darstellung von Veränderungen des Körperbaus im Verlauf der Hominisation gemeinfrei, File:Darwin-chart.jpg
Stellen wir uns einen „frühen Menschen“, z. B. die als erste angenommene wirkliche menschliche Entwicklungsform, einen „Homo-Erectus“ >> den aufgerichteten Menschen << vor, der in seiner unmittelbaren Nähe den Einschlag eines Blitzes in einen Baum das erste Mal erlebt.
Nicht nur, dass er das Bersten des Baumes in nächster Nähe hörte, was für seine Ohren ein Neues, und mit seiner intensiven Lautstärke ein vielleicht nie zuvor erlebtes Ereignis war. Seine Haut, seine Körperbehaarung, wurden durch die mit der Hitze des Blitzes verbundenen, bisher unbekannten, Schmerzes weggebrannt bzw. versengt.
Dies brannte sich in sein Gehirn als eine nicht mehr verblassende Erinnerung, gleichsam wie ein „Brandmal“, ein.
Sobald er sich von seinem Schrecken erholt hatte und die Schmerzen seiner versengten Haut etwas nachließen und erträglicher wurden, bemerkte er vielleicht, dass er sich nicht in „seinem Territorium“ befand.
Die kleine Gruppe, der er angehörte, bewegte sich stets in einem ganz bestimmten Gebiet des Waldes und zur Vermeidung unbekannter Gefahren, wurden die Grenzen dieses Bereiches nie alleine, sondern immer nur gemeinsam mit anderen, vor allem den Mutigen der Gemeinschaft, unternommen – er war alleine und hatte sich auf unbekanntes Terrain begeben.
Andere Wesen – Menschen oder Tiere, die ihm hätten gefährlich werden können, waren nicht zu sehen gewesen – also musste eine andere Ursache gewesen sein, die versucht hatte ihn zu töten oder zumindest vor dem Betreten des unbekannten Geländes zu warnen.
Vielleicht war so ein Augenblick, ein derartiges Erlebnis der Auslöser für die Annahme, dass es etwas Unsichtbares, etwas Numinoses, Übernatürliches gibt oder geben muss, dass sowohl Angstschauer hervorrief, als auch gleichzeitig respektvoll anziehend wirkte.
Entstand bei den altsteinzeitlichen Jägern und Sammlern so die IDEE, dass über ihre Welt ein übergeordnetes Wesen sowohl über die sie umgebende Natur, die Pflanzen- und Tierwelt, als auch über sie selbst wachte und für das Wohl ihres Lebens genauso sorgte, wie für ihre Leiden?
Ihre Vorstellungen über dieses „übergeordnete Wesen“ waren dabei ziemlich realistisch und gleichermaßen auf ihr tägliches Leben bezogen, wie die ersten, meist weiblichen figürlichen Darstellungen von Göttinnen, Muttergöttinnen, als Statuten erkennen lassen.
Schutz und Sicherheit beobachteten und erlebten sie täglich bei den Müttern ihrer Gruppe, die die Nachkommenschaft hegte und pflegte, aber auch maßregelte, wenn es nötig war. Es lag also nahe, für eine unerklärliche Schutzkraft etwas zu bestimmen, das sich mit den täglich gemachten Erfahrungen von Wohl und Wehe deckte.
Es wundert deshalb nicht, dass zu den ersten Darstellungen weibliche Figuren gehörten, die vermutlich weniger die Realitäten, sondern eine in die Zeit gehörende Idealisierung der verehrten aber auch gefürchteten Kraft darstellten.
Die Archäologen sprechen heute von Venusfigurinen, die an verschiedenen Orten gefunden und als Objekte der Verehrung angesehen werden.
Solche Venusfigurinen werden von den Wissenschaften auf das sog.
Jungpaläolithikum, ca. 40.000 bis 9.700 v. Chr. datiert.
Die Venus von Willendorf aus Kalkstein, Alter: 30 000 - 27 000 Jahre, © Foto: Postkarte des Wiener Naturhistorischen Museums
Ob es sich tatsächlich um erste Gottesvorstellungen handelt, bleibt, weil kein schlüssiger Nachweis geführt werden kann, letztendlich Spekulation, gleichwohl einiges für diese Annahme spricht
Als GOTT, Göttin oder Gottheit werden übernatürliche Wesenheiten bezeichnet, deren hauptsächlichen Eigenschaften darin bestehen, dass sie über unbeschreibliche, der Natur nach nicht erklärbare Fähigkeiten und Mächte verfügen und sie deshalb den Menschen weder erklärbar noch ihr Wesen für die Menschen begreifbar sind.
Mythologien und Religionen sehen in GOTT/Göttern ebenso den Ursprung allen Seins, wie den/die Gestalter und Erhalter der uns bekannten Welt, des gesamten Universums, also eine für alle Bereiche des Seins herrschende, allumfassende Kraft.
In den unterschiedlichen Lebens- und Kulturkreisen bildeten sich entsprechende Vorstellungen über den jeweils gültigen Gott heraus, die, wenn man es näher betrachtet, alle in ihren Erscheinungsformen den Anforderungen der Lebensumstände des in Frage kommenden Volkes entsprachen.
Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt erkennen, dass die Grundstrukturen der jeweiligen Götter wohl unterschiedliche Bezeichnungen trugen, in ihren Funktionen sich aber wenig von den Göttern, die in anderen Kulturkreisen auftraten, unterscheiden.
In der Geschichte der Menschheit kam es später gelegentlich vor, dass durch Kriege den unterlegenen Kulturen die „neue Religion“ übergestülpt oder „alte Vorstellungen“ sich mit denen der Sieger vermischten.
In den sich entwickelnden Kulturen entstanden sukzessive Vorstellungen von Geistern, Engeln, Dämonen, schließlich Göttern, die im Leben der Menschen einen wichtigen, ja häufig einen dominierenden Teil einnahmen.
Die Vorstellung, dass die Ahnen die Geschicke des Clans als unsichtbare Autoritäten weiter beeinflussten und mitbestimmten, findet sich in den, in vielen Kulturkreisen verehrten, Ahnengeister wieder.
Ihre Einwirkung auf die Natur, wie auf das Leben der Menschen war, wie die Forschung heute annimmt, fester Bestandteil des sozialen Lebens der Menschen.
Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass die „Wiege der Menschheit“ in Afrika stand.
In Westafrika, im Südwesten des heutigen Nigeria, entwickelten sich bei den Yoruba 1 als Göttervorstellungen, die als Orishas bezeichneten Götter.
Orishas stehen für die Yoruba mit den Naturkräften in Verbindung, die als Wasser, Erde, Luft und das Feuer die dort vorhandenen, unterschiedlichen Kräfte darstellen, sie waren personifizierte Naturgewalten. Das waren keine „fernen Götter“, sie waren den Menschen nahe und vertraut und es gelang nur besonders eingeweihten mit diesen Göttern, wenn sie sich in Trance versetzten, Kontakt aufzunehmen und deren Botschaften zu empfangen. Es zeigt sich bei diesen frühen Gottesvorstellungen die damit verbundenen Religionsentwicklungen, weil die Orisha selbst, als rein immaterielle Erscheinungen für die Menschen nicht erkennbar waren.
Dazu bedurfte es „Auserwählter“, die in der Lage waren mit der Gottheit Kontakt aufzunehmen und so deren „Botschaften“ den Menschen mitzuteilen. Eine Entwicklung, die die Gottesvorstellungen der Menschen bis heute wesentlich beeinflussen sollte.
In altisländischen Schriften, der EDDA2 wird in Skandinavien ein GOTT mit dem Namen „Tiwaz“ als GOTT des Kampfes und Sieges genannt, der aber auch als Bewahrer der Rechtsordnung verehrt wird.
Die germanischen Völker des europäischen, nordischen Teiles des Kontinents, verehrten „Thor“ oder „Donar“ für die zur See fahrenden Völker als Gewitter- oder Wettergott, während die bäuerlich, germanische Gesellschaft ihn als Vegetationsgott, der vor allem als Beschützer der Welt der Menschen, von Midgard betrachtet und verehrt wurde.
Thor (von Mårten Eskil Winge, 1872) gemeinfrei
Wann sich die Ideen eines Glaubens an einen GOTT oder Götter entwickelt haben, ist konkret nicht möglich, weil es zu diesen frühen Zeiten noch keine Schrift als Aufzeichnungsmöglichkeit gab.
Die Archäologie interpretiert aufgefundene Artefakte dahingehend, dass diese nur auf der Grundlage religiöser Kulte, die einen entsprechenden Glauben an bestimmte Entitäten voraussetzen, sinnvoll sind.
Diese Unsicherheit lässt natürlich einen großen Interpretationsspielraum zu, der bisher von den Religionswissenschaften noch nicht endgültig oder zufriedenstellend beantwortet und damit geklärt wurde.
So haben sich die unterschiedlichen Gottesvorstellungen entwickelt, die eine Festlegung auf bestimmte Kulturräume erheblich erschweren.
In der Vorstellung der frühen Menschheit wurden Götter zu übernatürlichen Wesen, denen besondere geistige Fähigkeiten zugeordnet wurden. Diese vorgestellten, angenommenen Götter verfügten über eigene Ansichten und Wünsche die auf das Verhalten der Menschen reagierten, aber im Wesentlichen unsichtbar blieben.
Dabei musste es sich nicht zwangsläufig um Götter in Menschengestalt handeln, es konnten Steine, Berge aber auch Pflanzen, wie besondere Bäume oder auch ganz bestimmte Tiere sein, deren angenommene und unterstellte menschliche Eigenschaften die Verbindung vom >> Göttlichen zum Menschlichen << darstellte.
Wie soeben angedeutet, haben sich im Lauf der Entwicklung der Menschen unterschiedliche Gottesbilder entfaltet, die mit dem täglichen Leben der Menschen meist in sehr enger und oft dominierender Beziehung standen.
Unter Göttlichkeit verstanden und verstehen bis heute die Menschen die grundsätzliche Unterscheidung zwischen ihren Vorstellungen von der Welt der Götter, eines Gottes und der Welt der Menschen.
Die Götterwelt umfasste in den frühen Zeiten der Menschheit, in manchen Kulturen auch die Tierwelt und stellenweise wurden Pflanzen göttliche Eigenschaften zugeordnet, welche wir heute gelegentlich noch als reine „Heilpflanzen“ kennen und nutzen.
In Meyer Konversationslexikon von 1907 findet sich zum Thema Pflanzen und Götter ein interessanter Eintrag:
Heilige Pflanzen, für den Kultus der verschiedenen Religionssysteme bedeutsame Pflanzen, die entweder eine bestimmte religiöse Idee versinnbildlichen, oder einer bestimmten Gottheit geheiligt waren, oder als religiöses Begeisterungsmittel beim Opfer- und Orakelkult, oder als Gottesgerichtsbäume in der Justizpflege eine Rolle spielen. Viele Naturvölker wählen gewisse Bäume als Fetische, an deren Äste sie Zeuglappen oder ihr abgeschnittenes Haupthaar als Opfer hängen; afrikanische Negerstämme machen besonders starke Baobab Bäume zum Ort ihrer religiösen Versammlungen. Auf alten ägyptischen Wandgemälden sieht man die Idee des ewigen Lebens in Gestalt eines Baumes des Lebens dargestellt, aus dessen Wipfel eine Gottheit hervorwächst, die in einem Kruge das „Wasser des Lebens“ bewahrt und der in Vogelgestalt unter dem Baume stehenden Seele eines Verstorbenen spendet, wobei auch der dabeistehende Gläubige etwas davon mit der Hand auffängt.
Auf assyrischen Wanddekorationen, Siegeln und Zylindern finden sich Darstellungen eines heiligen Baumes, der manchmal, wie der biblische Baum des Lebens im Paradies, von Cherubim bewacht wird. Darüber schwebt oft eine Gottheit, zur Seite stehen Könige und Priester. Häufig sind neben dem heiligen Baum adlerköpfige Gottheiten dargestellt, die aus Taschen, die sie in der Hand halten, zapfenförmige Gebilde nehmen, die sie über denselben halten.
Diese Gottesvorstellungen entstammen der Vorstellung, dass alles in der umgebenden Natur in irgendeiner Form beseelt, d.h. von einem Geist oder Geistern ergriffen sind, die außerhalb der für Menschen begreifbaren und erkennbaren Welt vorhanden sein müssten. Daraus leiteten die frühen Menschen die für sie erkennbare Göttlichkeit ab.
Es entstanden die Vorstellungen der Beziehungen zwischen den irdischen Menschen einerseits und der dem menschlichen entrückten und von den Geistern beherrschten Pflanzen- und Tierwelten.
Eine derartige, religiös-spirituelle Haltung bezeichnen die Religionswissenschaftler als Animismus, weil damit die gesamte Welt gewissermaßen von einem oder unterschiedlichen Geistern „angehaucht“ ist. Eng damit verbunden sein dürfte damit die Jagdmagie, die bei der Entwicklung magischer Praktiken für die Menschen große Bedeutung gehabt haben dürfte. Was hat die Menschen bewogen, die Tiere, die sie zu jagen beabsichtigten, in entlegenen Höhlen, ohne direktes Tageslicht auf die Höhlenwände zu zeichnen? War es das „magische Motiv“, die Darstellung des Tieres eine kultische Handlung, mit der man dem Jagdziel näherkommen wollte?
Höhlenmalerei aus Lascaux, gemeinfrei,
Es gibt eine Theorie zur Jagdmagie, die versucht die Kunst und das spirituelle Empfinden der frühen Menschen zu deuten:
Das Abbild eines Lebewesens, dem Jagdziel, entweder als Zeichnung oder auch als Skulptur, so mögen die Menschen gedacht und empfunden haben, ist das Wesen selbst bzw. sein in ihm enthaltener Geist. Durch das Aufzeichnen oder Herstellung einer entsprechenden Skulptur geben diese dem Ersteller des Werkes die Herrschaft und Macht über das entsprechende Wesen. Das erklärt vielleicht, das bis heute erhaltene Verhalten von Angehörigen von Naturvölker, die sich nicht fotografieren lassen wollen, weil sie dadurch den „Verlust ihrer Seele“ fürchten.
Andererseits wurde die Beziehung eben zu den Geistern, den nicht erkennbaren Mächten und Kräften in der Natur, in den Pflanzen, den Gebirgen, aber auch Quellen und Flüssen und auch den Tieren, durch für die Menschen geheiligte Sinnbilder -Totem-Zeichen dargestellt.
Solche Zeichen dienten als Identifikationszeichen mit einer bestimmten „höheren Wesenheit“, die als absolute Autorität anerkannt wurde und sie stellten gleichzeitig innerhalb und außerhalb der Gruppe das Zeichen der Verbundenheit in der eigenen Gruppe dar.
Die Akzeptanz und Orientierung am Spirituellen war zu dieser Zeit vollständig. Es gab keine Trennung zur Realität, zum Alltäglichen, weil das komplette Leben von den Kulten beherrscht wurde.
Kultische Handlungen vor den lebensnotwendigen Jagden, durch rituelle Verwandlung der Jäger in die zu jagenden Tiere sollten das Jagdglück beschwören.
Vergebungsrituale an der getöteten Jagdbeute sollten Racheakte der den Tieren innewohnenden Entitäten durch Besänftigung abwenden.
Der Dank an den „großen Geist“ für ein überstandenes Unheil wie für jedes erfolgreiche agieren durch Opfergaben erfolgte mit der gleichen Inbrunst, wie man um Verschonung vor Hunger und Elend bat.
Es ist nicht auszuschließen, dass in der weiteren ethnischen Entwicklung die Angst vor dem alles beherrschenden „großen Geist“ das Verbot von Bildern Gottes sowohl in der jüdischen, als auch in der urchristlichen Religion begründete.
Einen exakten Zeitpunkt wann Religion entstanden ist, kann man, wissenschaftlich fundiert, nicht festlegen, weil bestimmte Entwicklungen vor dem Vorhandensein von Schrift eintraten, die deshalb nicht dokumentiert werden konnten. Dabei ist es schwierig z. B. für die Altsteinzeit festzulegen, was rein kultische Handlungen waren und ob dies bereits als religiös zu interpretieren ist. Es ist denkbar, dass schon sehr früh die ersten Schöpfungsmythen, die – durch das erlebte und erkennbare Leben und Sterben der Menschen – sich anfangs auf Muttergottheiten bezogen.
Sie waren die Gebärerinnen, aber auch die Herrscherinnen des Lebens; sie gaben und erhielten das Leben aller. Die Menschen entdeckten eine Ehrfurcht vor dem großen Ganzen dieser Lebensprozesse und entwickelten daraus ein besonderes Empfinden, das als Religiosität bezeichnet werden kann, sich später institutionalisierte und zur Religion, bzw. den unterschiedlichen Religionen entwickelte.
Die in Lascaux (Frankreich) vorgefundenen Höhlenmalereien, sowie andernorts entdeckten Frauenfigurinen, könnten als kultisch-religiös gedeutet werden.
Ausschnitt Mensch mit Vogelkopf und Bison, Höhle von Lascaux, Magdalenien CC BY SA 3 0
Dieses erste abstrakte Denken ermöglichte es, besonderes Empfinden zu entwickeln, was die Voraussetzung für das Entstehen von Religiosität und Religionen war. Dabei ist keine lineare Entwicklung feststellbar, sondern diese Entwicklungen haben sich aufgrund jeweils veränderter Situationen und Bedingungen unterschiedlich entwickelt, so wie sich die Vorstellungen und Auseinandersetzungen der Jäger und Sammler mit Leben und Tod ergeben haben.Bei der Auseinandersetzung mit dem Leben mögen die Jagderlebnisse, Erfolg oder Misserfolge und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für ihr Leben genauso eine Rolle gespielt haben, wie das Sterben von Mitgliedern ihrer Gemeinschaften.
Es ist nicht auszuschließen, dass diese Malereien, man datiert die ältesten auf vor ca. 36.000 Jahren, nichts mit Religion zu tun haben, weil man religiöse Entwicklungen bisher in ihren Anfängen vor ca. 10.000
Jahren nach den vorgefundenen Artefakten vermutet. Es ist vorstellbar, aber keineswegs gesichert, dass sich animistische Jagdmythen mit frühen Jenseitsvorstellungen vermischten.
Die Biologen Sabine Paul und Thomas Junker versuchten in dem 2009 erschienenen Buch „Der Darwincode“5 zu ergründen, ob es für Religion einen evolutionären Nutzen gab. Sie vertreten u. a. den Standpunkt, dass es zwischen Religion und Kunst Zusammenhänge gibt, weil sowohl Kunst als auch Religion, einen hohen zeitlichen Aufwand erfordern um die jeweiligen Ideen und Ziele erfolgreich zu machen.
Außerdem wirkt die Religion, genau wie die Kunst, deshalb gemeinschaftsbildend, weil sie die Fantasie, die Gefühle und die Wünsche der Gruppe zusammenfassen kann. Dabei bleibt unbedingt festzuhalten, dass die Gemeinschaftsbildung durch Kunst eher von freiwilliger Natur ist, während Religionen ihre Gemeinschaften mehr oder weniger starken Zwängen unterwerfen. Freiwilligkeit oder persönliche Interpretation, in der Kunst möglich, schließen Religionen weitestgehend aus. Die vorliegenden archäologischen Funde lassen keine evidenten Schlussfolgerungen zu.
Venus von Tan-Tan 6
Ob die frühzeitlichen Jäger und Sammler ihre Zeichnungen aus rein ästhetischen Gründen anfertigten, oder ob diese Malereien einen, wie auch immer gearteten, religiösen Hintergrund haben, muss Spekulation bleiben und bietet auch künftig ausreichend Stoff für nachhaltige Diskussionen im Kreis von Wissenschaftlern und Theologen.
Die jüdisch-christliche Religion sieht in dem von GOTT geschaffenen Menschen diesen als Ebenbild Gottes, gleichzeitig wird in den Zehn Geboten ein Bilderverbot festgelegt. Die Anbetung gebührt weder dem von GOTT erschaffenen Menschen, noch den von Menschen geschaffenen Abbildern, sondern GOTT allein.
Es ist, das darf man bei den meisten Menschen nicht vergessen, kaum möglich, an einen GOTT zu glauben, ohne sich auch ein Bild von IHM zu machen. Daher hat die christliche Theologie und Philosophie mehrere Mittel entwickelt, um die Gefahren, die dabei bestehen, zu minimieren.
Die Furcht vor dem „großen Geist“ war so groß, dass es jüdischen Menschen zusätzlich und ausdrücklich verboten wurde, SEINEN Namen auszusprechen.
Es handelt sich um die Umsetzung des Verbotes des Namensmissbrauches im zweiten der Zehn Gebote der Bibel:
„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“.
Dieses Verbot wird im 3. Buch Mose, dem sog. Levitikus, in Lev.24,16 sowohl verstärkt und erweitert, als auch mit drakonischen Strafen belegt:
„Wer den Namen des Herrn schmäht, wird mit dem Tod bestraft; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Der Fremde muss ebenso wie der Einheimische getötet werden, wenn er den Gottesnamen schmäht“.
Mit diesen Zitaten aus dem >> Tanach <<, der hebräischen Bibel, von Christen als das „Alte Testament“ bezeichnet, wird das Verbot der Namensnennung begründet.
Erwähnenswert erscheint in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass die Bibel, die als „das Wort Gottes“ bezeichnet wird, den Namen >Tanach < aus drei verschiedenen Bibelteilen zusammensetzt:
Thora, die fünf Bücher Mose
TA
die Bücher der Propheten Newiim
9
NA
sowie die Schriften Ketuvim
10
CH
Das „Wort Gottes“ wurde demnach in unterschiedlichen Zeiten von verschiedenen Menschen geschrieben.
Das Namens-Tabu wurde mit den Inhalten der „heiligen Schriften“ begründet; es ist allerdings erstaunlich, dass trotz der klaren Ansage in den Zehn Geboten und dem Blasphemie-Gesetz aus Levitikus die Bibel den Namen schätzungsweise 7.000-mal ausspricht.