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In einem kleinen katholischen bayerischen Dorf kommt es zu Ungereimtheiten, verursacht durch eine zunächst bedeutungslose Anzeige.
Hinzugezogen wird ein Hauptkommissar aus der nahegelegenen Großstadt. Der erfahrene Mann mittleren Alters lebt in Scheidung, hat aber mit der schnellen Analyse des Falles keinerlei Probleme. Ihm sind die dunklen Machenschaften der Bauern bestens bekannt.
Vom Toten bekommt er unerwartete Hinweishilfe, welche ihn sehr schnell zum Versteck der Leiche führt.
Sein Ziel ist es nur noch, die mörderischen Absichten der Täter offenzulegen.
Unter kalkulierbarer Gefahr beginnen schnell die Ermittlungen welche einen Einblick in die tiefen Abgründe der menschlichen Zivilisation geben.
Dem Hauptkommissar gelingt es, die Haupttäterin mit einem Geständnis zu überführen, wobei auch Mutter Natur eine ganz entscheidende Rolle spielt.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Dusche für einen Toten
Kapitel 1: Gruseliger Fund
Anfangs ging alles gut. Aber im Monat Mai kam der große Stress. Erst mussten wir in die neue Dienststelle am Stadtrand umziehen und danach wurde mir auch noch meine Wohnung gekündigt. Zerlumpt und ausgehungert bat ich meine Schwester um Unterstützung, die mir auch Kost und Obdach gab. Wie schnell ein in Trennung lebender Kripobeamter in einer Großstadt eine neue Bleibe finden kann, wird sich erst noch zeigen. Jedenfalls hatte ich zu meiner Frau den notwendigen Abstand hergestellt, den ich so dringend für meine neue Zukunft brauchte.
Fünfzig Jahre standen auf meinem Tacho und dreißig Jahre Wechselschichtdienst ließen sich an meinem Erscheinungsbild deutlich ablesen.
In der Nähe war eine Wiese. Trotz des nun schon seit Tagen andauernden Landregens wurde in der Prärie außerhalb der Zivilisation aber trotz ungünstiger Witterung munter weiter gebuckelt. Der vermeintliche Obstbauer stand allerdings nur mit seinem gelben Regenmantel und den gleichfalls gelben Gummistiefeln unter einer Eiche, deren Äste ihn vor dem Nasswerden schützten. Eine Leiter war etwas weiter entfernt an einem der ansonsten vielen ungeordnet stehenden Apfelbäumen angelehnt. Ich erinnerte mich bei diesem Anblick an einen früheren Kollegen, der als Neigschmeckter in einem dieser Käffer außerhalb der Bischofsstadt wohnte, bis er durch die viele Arbeit einen Bandscheibenvorfall erlitt. Seine damalige Ehefrau versuchte eine Selbsttherapie, indem sie in der Nacht auf den schlafenden Kollegen sprang, um die Bandscheibe wieder korrekt ein Position zu bringen und somit unnötige Ruhezeiten und Arztbesuche einzusparen. In der Folge kam es zur Scheidung. Beruflich war für mich so etwas schon damals nichts Unbekanntes. Erst mit den Kindern in der katholischen Kirche „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen und danach betrunken den eingeheirateten Ehemann verprügeln ist hierzulande Kult. Damals noch in Uniform, durfte ich im Schnitt jedes zweites Wochenende in eines dieser Dörfer fahren, um Anzeigen nachzugehen. Fast immer gab es Probleme mit den Frauen. Mit einer weichen Birne von der Inzucht und dem Saufen, suchten sie sich Frischfleisch zur Heirat. Wehe denjenigen Männern, die darauf hereingefallen waren!
Doch dieses Mal kam die Anzeige von einer Frau. Eine Streife von der Verkehrspolizei Land sollte schon vor Ort sein. Zumindest hatte mir dies die Einsatzzentrale über Funk mitgeteilt. Wegen Ungereimtheiten wurde nun auch die Kripo angefordert. Mehr wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Meine junge Kollegin befand sich noch im Urlaub, aber das störte mich nicht sonderlich. Es roch nur nach Routinetätigkeit.
Vorbei an den Feldern bog ich in das Neubaugebiet ab. Ekelhafter Nebel mischte sich am Hang unter den Regen, schlammige Gartenböden spülten den Dreck auf die Straße und überall hatten sich auf den Nebenstraßen Pfützen gebildet. Das Fahrwerk des Autos leistete entsprechende Schaukelarbeit.
Vor den letzten hochgelegenen Häusern fuhr ich in die Stichstraße hinein und parkte den Dienstwagen neben dem Streifenwagen auf einem gepflasterten Doppelparkplatz direkt neben der Garage. Von hier aus war es bis zur Haustür, welche am Ende des gleichfalls gepflasterten Weges über eine Treppe erreichbar war nur gut fünfzehn Meter weit. Vor der Treppe links befand sich die Einliegerwohnung der Hausnummer 35. Alles so, wie von der Zentrale beschrieben. Ansonsten war das Anwesen von viel Rasen mit Spalierobst versehen. An sonnigen und milden Tagen sollte der Aufenthalt im Freien sicherlich zu einem Vergnügen werden. Nicht jedoch zu diesem Zeitpunkt. Die Orografie verursachte pfeifende Windgeräusche und nur widerwillig öffnete ich die Fahrertüre um mit meiner Arbeit zu beginnen. Da das Gelände abfallend zur Straße hin war, blieb der trotz Pflasterung nasse Weg wenigstens einigermaßen vom Dreck verschont. Mit einem wohlwollend zugenickten „Servus, Kollege!“ begrüßte mich ein junger Polizeibeamter, der im Augenblick meines Ausstieges aus dem Auto gerade aus der Garage kam. Er war wohl auch alleine. Personaleinsparung zur Kostenverringerung und damit zum Wohle des Steuerzahlers, ging mir zynisch durch den Kopf. Wenigstens hatte er einen Schirm dabei, unter den wir beide passten. Wir stellten uns kurz vor und ich fragte routinemäßig nach dem Stand der Dinge. „Die Ehefrau, so am Ende des mittleren Alters, wollte ihren Ehemann zwei Minuten nach dem Verlassen der Wohnung mit dem Vorhaben Zigaretten zu holen, als vermisst melden!“ Ich staunte. „Deshalb stehen wir jetzt hier im Regen? Ist die Alte nicht eher verrückt?“, fragte ich den Kollegen berechtigt. „Wir gaben ihr die Auskunft, dass eine Vermisstenanzeige nicht derart schnell erfolgen kann. Doch nach anfänglicher Einsicht, rief sie kurz darauf nochmals bei der Polizeiinspektion Land an. Dieses Mal mit der konkreten Behauptung, in der Garage lägen allerlei Knochen von ihrem nun toten Mann herum!“
„Eine Radiokarbondatierung kommt somit also nicht in Frage, die Verwesung dauerte ja nur zwei Minuten“, fügte ich ironisch hinzu.
„Ich kann mit diesem Unsinn nicht allzu viel anfangen, dies ist Ihr Bereich, Herr Hauptkommissar! Habe die Ehre!“ Der junge Kollege stieg in den Streifenwagen und machte sich wortgetreu vom Acker. Schnell machte ich die wenigen Schritte zum offenen Garagentor, da sich mit dem Polizisten leider auch der Regenschirm verabschiedet hatte. Als Zurückgebliebener betrat ich nun das Innere der Garage. Was mich beim Betreten dort am späten verregneten Vormittag erwartete, hatte ich während meiner Laufbahn auch noch nicht gesehen.