DWK Die Wilden Kerle - Juli, die Viererkette (Buch 4 der Bestsellerserie Die Wilden Fußballkerle) - Joachim Masannek - E-Book

DWK Die Wilden Kerle - Juli, die Viererkette (Buch 4 der Bestsellerserie Die Wilden Fußballkerle) E-Book

Joachim Masannek

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Beschreibung

"Psst! Seid mal still. Ja! So ist es gut. Und? Hört ihr es auch? Ich mein diese Stille. Kein Windhauch, kein Tier, kein Mensch! Hört ihr das? Das ist mein Reich. Das Reich von Juli Huckleberry Fort Knox, die Viererkette in einer Person. Ja, und wenn ihr es immer noch nicht herausgekriegt habt, was Huckleberry bedeutet, dann wird es jetzt Zeit." Wow! So geht's los! Und so wild geht's weiter! Nach den Ferien wartet eine Riesenüberraschung auf die Wilden Kerle: Ihr Bolzplatz ist kein Bolzplatz mehr, sondern ein richtiges Stadion! Mit einer tollen Flutlichtanlage! Und dann spielen die wilden Kicker auch noch in einer eigenen Liga. Natürlich sind alle mächtig stolz und ganz wild voller Feuereifer dabei. Nur Juli nicht, der ist in letzter Zeit bedrückt. Warum? Was keiner seiner Freunde weiß: Juli wird von der fiesen Bande um den Dicken Michi erpresst …

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Alles ist gut, solange du wild bist!

Vollständige E-Book-Ausgabe

des im 360 Grad Verlag erschienenen Werkes

360 Grad Verlag GmbH

Eichenweg 21a · D-69198 Schriesheim

www.360grad-verlag.de

www.facebook.com/360Grad-Verlag

www.instagram.com/360gradverlag_bestbooks

https://diewildenkerlepodcast.de/

http://diewildenkerle.de/

© 2020 * 360 Grad Verlag

Text: © Joachim Masannek

Illustrationen und Cover: © Jan Birck

Umschlag und Satz: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.

Datenkonvertierung eBook: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-96185-983-2

Inhalt

Impressum

Titel

——————————————

Im Reich der Dämmerung

Heißer Kakao und große Geheimnisse

Die achte Dimension

Tattoos und andere Träume

Durch den Finsterwald und über die Steppe

Der Pakt mit dem Teufel

Wo warst du, Juli?

Zu schön, um wahr zu sein

Zurück in der Hölle

Der sicherste Ort der Welt

Der Monsterquallen-»Wohlfühl«-Traum

Fort Knox

Alle für einen

Der Dieb im Teufelstopf

Der schlimmste Tag in meinem Leben

Am Ende der Welt

Die Wilden Kerle

Der Ritt auf dem Drahtseil

Die Schlacht um Camelot

Noch ein Geheimnis

Sternenregen

——————————————

Autor und Illustrator

DIE WILDEN KERLE – weitere Bände

Wir wollen mobbingfrei!

Im Reich der Dämmerung

 

 

Psst! Seid doch mal still. Ja! So ist es gut.

Und? Was ist? Hört ihr es auch?

Ich meine diese Stille. Kein Windhauch, kein Tier, kein Mensch! Hört ihr das?

Das ist mein Reich. Das Reich von Juli »Huckleberry« Fort Knox, der Viererkette in einer Person. Ja, und wenn ihr es immer noch nicht herausgekriegt habt, was »Huckleberry« bedeutet, dann wird es jetzt Zeit.

Aber seid auf der Hut! Sucht euch einen sicheren Ort! Am besten mit dem Rücken zur Wand und: Haltet immer eine Taschenlampe bereit. Diese Geschichte führt euch auf ein Drahtseil hinaus, das über eine Schlucht gespannt ist, in die kein Tageslicht mehr gelangt. Diese Geschichte ist wie eine Münze mit zwei absolut verschiedenen Seiten. Die eine steht für Abenteuer und für Glück. Für das Glück, meine ich, das man findet, wenn man die eigene Angst besiegt. Die andere aber steht für Scheitern und für Untergang, wenn man zu viel riskiert und wenn man die Angst, die einen warnt, nicht hören und nicht sehen will. Doch wie soll man die beiden bloß unterscheiden?

Ich warf das Geldstück noch einmal hoch in die Luft. Es wirbelte so schnell im Licht der Taschenlampe, dass mir schwindelig wurde. Dann schlug die Münze gegen einen Ast, veränderte die Richtung und landete auf der Ruine des uralten Schlosstores, das sich drohend über mir erhob.

Ich lag im »Finsterwald«, den Kopf auf dem Moos, und schaute zum Morgenhimmel hinauf, an dem die Sterne verblassten. Auch sie flackerten aufgeregt, als wären sie Münzen im Lampenlicht.

Ich holte tief Luft und streckte die Arme so weit, wie ich konnte, nach rechts und nach links. Dann schloss ich die Augen, stieß den Atem ganz langsam aus und versuchte zu spüren, auf welche Seite der Münze ich wohl gehörte, von welcher Seite ich kam.

Links von mir, da schlief Grünwald, die Welt der Wilden Kerle und die meiner Mutter. Und rechts, da ragten drohend und schwarz die Graffiti-Burgen in den Himmel empor, als wollten sie den Morgen verdunkeln. Dort, in den Miets­kaser­nen, in den drei Türmen aus verwittertem Stahl und Beton, hausten der Dicke Michi und seine Unbesiegbaren Sieger, und dort lebte mein Vater. Davon war ich fest überzeugt.

Doch dort traute sich niemand freiwillig hin. Selbst der Wald, der unsere Welt vor den Graffiti-Burgen verbarg und den wir »Finsterwald« nannten, war für uns schon tabu. Dass ich hier war, war mein allergrößtes Geheimnis, und das wagte ich auch nur kurz vorm Morgengrauen. Kurz bevor die Vögel die Sonne begrüßen, wenn das Gute noch und das Böse schon wieder schläft. Doch dieses Mal hatte ich mich geirrt.

Ich sprang sofort auf. Über meinen vielen Gedanken hatte ich die herankommenden Schritte zu spät bemerkt. Eine Meute krachte durchs Unterholz. Direkt auf mich zu. Schon konnte ich ihre Schatten zwischen den Bäumen erkennen. Ich schaute mich um. Zum Weglaufen war es zu spät! Doch wo konnte ich mich jetzt noch verstecken? Die Bäume um mich herum waren halbtote Fichten. Ihre Äste fingen erst fünf Meter über mir an. Die einzige Chance, die mir blieb, war die alte Ruine.

Ohne zu zögern kletterte ich das Schlosstor hinauf und warf mich flach auf den in der Mitte eingebrochenen Torbogen.

Die Steine unter mir ächzten und wippten. Ich fluchte und betete, dass sie mich aushalten würden, und tatsächlich – und Gott sei Dank! – hielt das Tor stand!

Atemlos starrte ich auf die Gestalten hinab, die sich jetzt aus dem Walddickicht lösten. Den Ersten von ihnen kannte ich gut. Es war der Dicke Michi, der Darth Vader unserer Welt. Sein Atem rasselte wie die rostigen Ketten von zwei Dutzend Folterknechten. Seine Augen glühten wie Laser von Kellersatelliten im All, und sein T-Shirt spannte sich vergeblich über seine Speckschwarten, Tonnen von Muskeln und ein pechschwarzes Herz. Ja, und wie die Maden dem Speck folgte dem Dicken Michi natürlich sein Pack, die einstmals Unbesiegbaren Sieger liefen hinter ihm her: Krake, Mähdrescher, Dampfwalze, Fettauge, Sense und der monumentale Chinese Kong. Dass sich diese Mistkerle schon seit Monaten nicht mehr mit Fußballspielen abgaben, hatten wir alle geahnt. Doch was ich jetzt sah, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen: Unter mir zog eine Räuberbande durch das Schlosstor hindurch, und wenn nur einer dieser Halunken in einem Kinderfilm mitspielen würde, dürftet ihr den erst sehen, wenn ihr 18 Jahre alt wärt.

Sie lachten und grölten und schwenkten die Plastiktüten mit ihrer Beute über ihre Köpfe hinweg. Süßigkeiten, Comic-Hefte und Getränkedosen flatterten und flogen aus ihnen heraus. Doch das störte sie nicht. Sie hatten genug davon. Genug, um alle Kindergeburtstage der Welt damit zu versorgen.

Dann hielt der Dicke Michi urplötzlich an. Er stand direkt unter mir und befahl seiner Horde zu schweigen. Die stellte sich erwartungsvoll um ihren Anführer auf. Der Dicke Michi grinste, nahm eine Cola-Dose, riss sie auf, presste den Inhalt in seinen Schlund, indem er die Dose einfach zwischen seinen Fingern zerquetschte, und reckte die Arme zum Himmel empor: »Jaah! So liebe ich es!«

Er rülpste, so laut er konnte, und die anderen lachten sich tot. Sie tranken ebenfalls, hoben zusammen die Hände und riefen: »Und wir lieben es auch!«

Dann rülpsten sie alle und lachten noch mal.

Selbst ich musste grinsen, stieß dabei versehentlich meine Taschenlampe mit dem Ellbogen an, und die rollte langsam auf die Kante des Torbogens zu. Sie würde den Dicken Michi direkt auf seinen Hinterkopf treffen. Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Dann wär ich verloren. Ich hatte diese Mistkerle belauscht, und sie würden mit Sicherheit sehr erfindungsreich sein, um mich zum Schweigen zu bringen.

Schon kippte die Lampe über die Kante hinunter. Da streckte ich mich, erwischte sie in letzter Sekunde, fasste noch einmal nach und zog meine Taschenlampe zu mir zurück. Doch leider lösten sich dabei ein paar Kiesel, und die regneten jetzt auf den Dicken Michi hinab.

Plopp, plopp und plopp trafen sie ihn auf dem Kopf und plopp sprang ihm der vierte Kiesel direkt auf die Nase, als er seinen Blick zum Torbogen hob.

»Hey!«, schrie er die anderen an. »Haltet doch mal eure Klappe!«

Sofort war es still, und sofort schauten alle zu mir herauf. Ich duckte mich auf die alte Ruine und presste mein Gesicht auf den Stein. Mein Herz begann wie ein Presslufthammer zu schlagen, und der nächste Satz des Dicken Michi traf mich wie das Fallbeil den Hals.

»Krake!«, plärrte er heiser, »da oben rührt sich was!« Krake, ein spinnengleicher Mistkerl mit Irokesenhaarschnitt, einem Kreuzspinnennetz-Tattoo auf der Stirn und mit Armen, die so lang waren, dass sie fast den Boden berührten, gehorchte sofort.

Ich gab mich auf. Das war’s. Das war mein Ende. Doch dann fiel mein Blick auf die Münze, die nach meinem letzten Wurf auf die Ruine gefallen war. Sie war krumm und verrostet. Aber sie war meine Glücksmark! Ich hatte sie vor Jahren im Spalt einer still gelegten Straßenbahnschiene gefunden. Seitdem trug ich sie immer mit mir herum, wie so viele andere Dinge. Meine Hosentaschen waren ständig kaputt, und meine Mutter schimpfte mich deshalb dauernd aus. Doch sie konnte nicht wissen, wofür dieser »Schrott« nützlich war. Sie hatte keine Ahnung vom Doppelleben eines »Huckleberry« Fort Knox. Aber sie würde auch niemals davon erfahren, wenn ich mir jetzt nicht sofort etwas einfallen ließ. Krake hatte längst mit dem Aufstieg auf das Schlosstor begonnen.

Ich starrte auf meine Glücksmark, als wär sie der Stein der Weisen, und dann fiel es mir ein: Der Fuchsschwanz, den ich meiner Mutter stibitzt hatte, weil ich überzeugt davon war, dass er meinem Vater gehörte. Ja, diesen Fuchsschwanz brauchte ich jetzt.

Vorsichtig wälzte ich mich auf die Seite und tastete mit zwei Fingern in meine rechte Hosentasche hinein. Verflixt! Wo steckte er nur? Krake kam immer höher. Noch acht, nein, höchstens sieben Sekunden, dann ist er da. Puh! Da fühlte ich das weiche Fell, zog es heraus und rollte mich blitzschnell zur Glücksmark hinüber. Schon sah ich Krakes Hand, und die suchte, nur einen halben Meter von mir entfernt, nach einem Halt.

Kreuzkacke und Hühnerkümmel! Jetzt wurde es Zeit! Ich kratzte mit der Hand auf den Steinen und wedelte mit dem Fuchsschwanz ganz nah an der Mauerkante herum. Doch der Dicke Michi bemerkte es nicht, und Krake zog sich inzwischen schon zu mir hoch. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich küsste meine Glücksmark ein letztes Mal und warf sie dann auf den Dicken Michi hinab. Sie traf ihn direkt auf der Wange, die so groß wie ein Wasserbett war.

»Hey!«, beschwerte der sich. »Was war’n das?«

Mit einer blitzschnellen Bewegung fing er die Münze auf, musterte sie grunzend und sah dann wieder zum Torbogen hoch, wo er den Fuchsschwanz entdeckte. Ja, und zum Glück hatte der Mistkerl in Biologie eine Sechs.

»Baumrattenmonsterquatsch! Du kannst wieder runterkommen! Das is’n Eichhörnchen, Krake!«

»Ja, ganz genau«, dachte ich, »hau wieder ab!« Doch leider war Krake nicht so helle im Kopf. Nach dem Irokesenkamm erschien seine Stirn mit dem Kreuzspinnennetz-Tattoo. Ich biss die Zähne zusammen und machte mich darauf gefasst, ihm gleich in die Augen zu schauen. Da hielt der Mistkerl doch tatsächlich an. Ich atmete auf. Die Verbindung zwischen seinem Gehirn und seinen Armen und Beinen hatte im letzten Moment funktioniert.

»Warum sagst du mir das nicht gleich?«, motzte er seinen Anführer an, doch der lachte ihn aus.

»Komm schon, vergiss es! Das putzige Tierchen hat für deine Mühe bezahlt. Hier!«

Mit diesen Worten warf er ihm meine Glücksmünze zu. Krake fing sie auf und sprang vom Schlosstor hinab.

»Ey! Die ist ja gar nichts mehr wert!«, meckerte er und drehte das rostige Markstück zwischen den Fingern.

»So’n Pech aber auch! Da musst du dich wohl bei dem Eichhörnchen beschwer’n!«, grinste der Dicke Michi.

Für einen Moment nahm Krake diesen Vorschlag echt ernst. Mir blieb das Herz stehen. Der Mistkerl wollte doch tatsächlich wieder auf den Torbogen rauf und sich bei meinem Fuchsschwanz beschwer’n. Doch dann hielten die Räder in seinem Gehirn ruckartig an und zeigten alle drei Kirschen. Hauptgewinn! Krake schüttelte seinen Kopf und warf die Münze weit weg in den Wald.

»Und jetzt aber los!«, trieb der Dicke Michi seine Männer zum Aufbruch. »Es ist Party-Time! Oder wollt ihr die Süßigkeiten in euren Taschen vielleicht verschenken?«

Dann marschierten sie los. Lachend und grölend zogen die Unbesiegbaren Sieger aus dem Finsterwald raus und in das brache Bauland hinein, das wir »Die Steppe« nannten und vor dessen Horizont sich die Graffiti-Burgen wie drei dunkle Türme erhoben.

Ich atmete auf. Und ich kniff mich dreimal, bevor ich glauben konnte, dass ich immer noch lebte. Kreuzhühner und Kümmelkacke! Aber jetzt erwachten die Vögel, und mit ihnen sprang ich vom Tor und flog, so schnell ich konnte, nach Hause.

Heißer Kakao und große Geheimnisse

 

 

Meine Mutter und mein kleiner Bruder Joschka waren schon auf. In der Küche des Fasanengartens roch es nach Kaffee und heißem Kakao, und die warmen Semmeln, die ich mitbrachte, machten das Frühstück perfekt. Oh, wie war ich froh, einen Bruder, eine Mutter und ein Zuhause zu haben. Das müsst ihr mir glauben, sonst hör ich hier und jetzt auf und behalte den Rest der Geschichte für mich. Ist euch das klar? Wollt ihr das? Gut! Dann sind wir uns einig. Vorausgesetzt, dass ihr es schwört! Ja, ihr habt richtig gehört. Klappt jetzt das Buch zu, legt eure Hand auf das Wilde-Kerle-Zeichen und schwört: »Ich glaube daran, dass Juli ›Huckleberry‹ Fort Knox, die Vierer­kette in einer Person, seinen Bruder, seine Mutter und sein Zuhause aufrichtig liebt.«

Los! Worauf wartet ihr noch? Klappt das Buch endlich zu und leistet den Schwur. Ich bitte euch darum. Leistet ihn für mich, auch wenn ihr es absolut lächerlich findet. Macht es heimlich, von mir aus, aber kriegt es irgendwie hin. Ich brauch eure Hilfe. Ich brauch eure Hilfe, indem ihr mir alle vertraut. Ich bitte euch, ich flehe euch an, denn sonst nimmt diese Geschichte ein schreckliches Ende.

Okay!

Dann eben nicht.

Ich kann ja verstehen, dass ihr die Katze nicht im Sack kaufen wollt. Mir würde es ähnlich gehen. Vertrauen ist heutzutage eine heikle Sache. Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Verflixt heikel sogar. Ja, und deshalb lasst euch Zeit mit dem Schwur. Aber merkt euch die Seite! Knickt ein Eselsohr rein! Das kann ein Wilde-Kerle-Buch durchaus vertragen. Ja, und dann, wenn es höchste Eisenbahn wird, blättert ihr ganz schnell zurück zu dem Schwur. Abgemacht?

Ich beobachtete meine Mutter. Sie schmierte die Semmeln, und ohne zu fragen, fand sie auch heute wie jeden Morgen heraus, worauf Joschka und ich einen Heißhunger hatten. »Zauberdrauf!«, nannte mein kleiner Bruder das immer oder »Überraschungswurstkäsemarmeladenquarkmurks«. Auch ich bewunderte meine Mutter dafür, und während ich meine Hände an der Kakaotasse wärmte, fragte ich mich wie jedes Mal: Warum um alles in der Welt ist mein Vater nicht hier?

Mein Vater war das große Geheimnis, das meine Mutter vor uns verbarg. Ich wusste nichts über ihn. Na ja, angeblich wusste ich alles. Ich wusste, dass er ein toller Kerl gewesen war, dass meine Mutter ihn wirklich geliebt hatte und dass es für sie leider nicht möglich war, zusammenzubleiben. Doch in Wirklichkeit hatte ich nur eine einzige Information: Mein Vater war nicht mehr da. Vor Joschkas Geburt war er plötzlich ver­schwunden. Und ich wusste, er war keinesfalls tot.

Deshalb hatte auch ich mein großes Geheimnis: Der Gang zum Bäcker, um die Semmeln zu holen, war alles, was meine Mutter und Joschka oder sonst irgendwer von meinen morgend­lichen Ausflügen wussten. Und ich dachte auch heute keine Sekunde daran, ihnen mehr zu erzählen. Ich dachte gar nicht daran, auch wenn es mich wegen der Ereignisse im Finsterwald noch absolut gruselte.

Die achte Dimension

 

 

Doch auf dem Pausenhof vor der Schule waren Finsterwald, Graffiti-Burgen und der Dicke Michi vergessen. Auf dem Pausen­hof waren wir wieder die beste Fußballmannschaft der Welt.

»Alles ist gut!«, grüßten Joschka, die siebte Kavallerie, und ich, Juli »Huckleberry« Fort Knox, die Viererkette in einer Person. Und »Solange du wild bist!«, gaben die anderen Wilden Kerle lachend zurück.