DWK Die Wilden Kerle - Raban, der Held (Buch 6 der Serie Die Wilden Fußballkerle) - Joachim Masannek - E-Book

DWK Die Wilden Kerle - Raban, der Held (Buch 6 der Serie Die Wilden Fußballkerle) E-Book

Joachim Masannek

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Beschreibung

Einer der erfolgreichsten Bände der Serie "Die wilden Kerle" - erstmals komplett farbig illustriert! Raban fühlt sich wie das fünfte Rad am Wagen. Er glaubt, dass die anderen Wilden Kerle ihn nicht mehr dabei haben wollen, einfach weil er nicht so gut Fußball spielen kann. Willi rät ihm, das Fußball-Orakel zu befragen. Also schleicht Raban des Nachts ins Stadion. Zu seiner Verwunderung tauchen auch die anderen Wilden Kerle dort auf. Die Stunden verstreichen, ohne dass etwas passiert. Doch plötzlich flammt wie von Geisterhand das Flutlicht auf und es erscheinen die besten Fußballspieler aller Zeiten. Schließlich kommt es zum Spiel der Wilden Kerle mit den Legenden. Und was wird das Orakel über die Zukunft der Mannschaft sagen? Und zu wem wird es sprechen? + Überarbeitete und aktualisierte sowie komplett vierfarbig und aktualisierte Neuausgabe! + Einer der Lieblingsbände aller Wilde-Kerle-Fans Lesermeinungen: "Mein Sohn ist begeistert, er liebt ´Die wilden Kerle´. Das Buch ist sehr lustig und einfallsreich! Wir brauchen sie alle!" (Vater) "Klasse! Wie alle anderen Bücher für Wilde-Kerle-Fans total spannend, interessant und einfach ein Muss." (Mutter) "Es ist richtig cool für jeden der Fußball mag. Das Buch ist cool ohne Ende." (Kind)

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Alles ist gut,solange du wild bist!

Vollständige E-Book-Ausgabe

des im 360 Grad Verlag GmbH erschienenen Werkes

360 Grad Verlag GmbH

Lindenstraße 23 · D-69181 Leimen

www.360gradverlag.de

www.facebook.com/360GradVerlag

www.instagram.com/360gradverlag_bestbooks

https://diewildenkerlepodcast.de

http://diewildenkerle.de

© 2021 * 360 Grad Verlag

Text: © Joachim Masannek

Illustrationen und Cover: © Jan Birck

Umschlag und Satz: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.

Datenkonvertierung eBook: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN-print 978-3-96185-786-9

ISBN-epub 978-3-96185-986-3

Inhalt

Impressum

Titel

Inhalt

——————————————

Endlich

Ein Held geht seinen Weg

Stahlgrau und siegesverwöhnt

Wild und nichts zu verlieren!

Heiliger Muckefuck und pechschwefliges Rübenkraut!

Der falsche Fuß

Das war’s

Blindfisch und Spiegelgeist

November, Dezember

Wunschlos unglücklich

Schwarz mit blutroten Klecksen

Glühwein-Glühwürmchennacht

Raban, der Clown

Die Nacht der Nächte

Der Schwindel fliegt auf

Potzblitz und Donnergeist!

Schwarze runde Magie

Ein Traum könnte Wirklichkeit werden

Raban, der Held

——————————————

Autor und Illustrator

DIE WILDEN KERLE – weitere Bände

Endlich

 

 

Der Hund mit der Lederhaube und der Motorradbrille saß auf seiner uralten BMW und starrte mich jetzt schon seit Mitter­nacht an. Seit halb sechs gurrten und nervten die Tauben über mir auf dem Dach, und seit 27 Minuten und 13 Sekunden wurde es hell.

Ich lag im Bett in der Rosenkavaliersgasse Nr. 6 und platzte vor Ungeduld. Verflixte Hühnerkacke! Das war die längste Nacht in meinem neunjährigen Leben! Da endlich flammte der Scheinwerfer des Motorrads auf. Die Zeiger hinter dem Schein­werferglas rasten über das Zifferblatt. Der Hund mit der Leder­haube gab Gas, und die BMW röhrte auf wie ein Löwe.

Im Schlafzimmer neben mir stand meine Mutter senkrecht im Bett.

»Stell das verflixte Ding ab!«, klopfte sie gegen die Wand.

Doch für mich war das Morgenmusik. Heute war Samstag. Heute war schulfrei, und heute ging es um alles! Heute, am 23. November, fand das letzte Hinrundenspiel im Teufelstopf statt. Heute kam der Tabellenführer zu uns, und wenn wir ihn schlügen, würden wir – phänomenal und superhistorisch – Herbstmeister sein!

»RAAH!«, rief ich. Und noch einmal: »RAAH!«

Dann erst schaltete ich meinen Hundemotorrad-Wecker ab, sprang aus dem Bett, und zwei Minuten später stand ich in kompletter Wilde-Kerle-Montur vor dem Spiegel in der Kleiderschranktür:

Nachtschwarzes Trikot! Knallorange Stutzen! Das einäugige Monster grinste auf meiner Brust! Und auf meinem Rücken leuchtete die »99«, die Zahl, die mir Giacomo Ribaldo, der brasilianische Fußballgott, von den Bayern höchstpersönlich ausgesucht hatte. Für meine Unberechenbarkeit, hatte er damals gesagt. Ja, und darüber, über der 99-fachen Unbe-rechenbarkeit, stand klar und ganz deutlich: Raban, der Held!

»Verflixte Hühnerkacke!«, raunte ich mein Spiegelbild an. »Die schießen wir heute direkt auf den Mond! Hörst du! Dafür leg ich beide Beine ins Feuer!«

Ich ballte die Fäuste, und der Raban im Spiegel tat es mir gleich.

»Dampfhammerhart und gnadenlos wild!«, beschworen wir uns. »Und unbarmherzig und ohne zu zwinkern!«

Ich fischte meinen Rucksack mit den Fußballschuhen vom Schreibtisch und rannte zur Zimmertür.

»Ja, und notfalls kümmere ich mich selber darum. Mit meinem schwächeren Fuß!«

»Das wirst du nicht!«, konterte eine Stimme. Ich wirbelte noch mal herum und starrte mein Spiegelbild an. Das nahm jetzt die Coca-Cola-Glas-Brille von seiner Nase, putzte die Gläser und musterte mich abschätzend von oben bis unten.

»Was hast du gesagt?«, fragte ich und rieb mir verdattert die Augen.

»Das wirst du nicht!«, wiederholte der Raban im Spiegel. »Das weißt du genau. Du hast keinen schwächeren Fuß.«

Ich wurde so wütend, wie meine Haare rot waren, und trotz Coca-Cola-Glas-Brille verengten sich meine Augen zu zwei drohenden Schlitzen.

»Was meinst du damit?«, zischte ich, doch mein Spiegelbild zuckte nur mit den Achseln. »Wer einen schwächeren Fuß hat, Raban, der muss auch einen stärkeren haben, findest du nicht?«

Ich schnappte nach Luft.

»Okay! Okay! Wie du willst!«, kämpfte ich mir mein unerschütterliches Selbstvertrauen wieder zurück.

»Ich finde, du bist ein dämliches Spiegelbild. Und die haben nicht den Hauch einer Chance! Nicht den Hauch! Schreib dir das gefälligst hinter die Ohren!«

Dann rannte ich raus. Wild und entschlossen schlug ich die Tür hinter mir zu, und jedem, der mir gesagt hätte, dass ich vor etwas weglaufen würde, dem hätte ich Beine gemacht.

Ja, hallo, ihr da! Falls ihr das jetzt noch nicht wisst. Ich bin’s: Raban. Raban, der Held!

Und ich hab keine Angst. Ich hab den Dicken Michi besiegt. Höchstpersönlich habe ich das, ja, und zwar mit meinem schwächeren Fuß. »DABAMM!«, hat es damals gemacht. Könnt ihr euch jetzt gefälligst erinnern?! Genau! Und erinnert ihr euch an meinen Schneidersitz-Zauber-Meditation-Billardschuss im Testspiel gegen die Bayern, der nicht nur das Winkelkreuz traf, sondern eine Vorlage war für Nadeschdas tausend­prozentige Kopfballchance? Gut. Und deshalb gehöre ich so todsicher zu den Wilden Kerlen dazu wie der Quark auf die Torte.

»Das tust du nicht!«, quäkte mein Spiegelbild hinter mir her. Doch von dem hatte ich erst einmal die Nase voll. Ich hörte einfach nicht hin.

Ein Held geht seinen Weg

 

 

Ich rannte aus meinem Zimmer hinaus auf die Galerie und die Treppe in die Halle hinab. Dort hatten mich noch im Frühling die drei Töchter der Freundinnen meiner Mutter gequält. Sie hatten mir Lockenwickler in die Haare gedreht, während sich meine Freunde, die Wilden Kerle, verzweifelt gegen den Winter aufbäumten. Während Maxi »Tippkick« Maximilian, der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt, zum Märtyrer wurde und das Wohnzimmerfenster in der piekfeinen Alten Allee Nr. 1 mit dem Globus seines Vaters zerschoss, hatten sie mir die Haare toupiert. Chili gekechupte Peinlichkeit! War das peinlich gewesen. So peinlich, als würdet ihr mitten im Fußballspiel feststellen müssen, dass ihr statt eurem Trikot das rosa Tutu eurer Schwester tragt.

Doch das war jetzt für immer vorbei. Das würde niemals wieder passieren. Nie wieder würde mich jemand dermaßen lächerlich machen!

Ich riss die Haustür auf, sprang auf mein 12-Zoll-Mountain-bike mit dem Traktorhinterrad und raste auf den Gehweg hinaus. Ich fühlte mich prächtig, so prächtig wie das goldene Licht des Indianersommermorgens.

»Nein! Beim allmächtigen Fettnäpfchenflaschengeist! Nicht wieder der!«, schrie ich entsetzt und raste direkt in die Pflaumenkisten des Obststands an der Straßenkreuzung hinein.

Zehn Sekunden später tauchte ich aus dem Zwetschgenmus auf. Eine vollreife Wassermelone fiel über mir aus der Kiste heraus und zerplatzte auf meinem Kopf. Dann sah ich den Obststandbesitzer. Er schaute mich fassungslos an. Nein! Er kochte vor Wut, und deshalb hob ich ratlos die Arme.

»Verflixte Hühnerkacke! Was kann ich denn dafür? Gestern haben Sie noch da an der Mauer gestanden!«

»Ja, das habe ich!«, zischte der Obsthändler und kam auf mich zu. »Ganz genau. Da an der Mauer. Und da bist du mir in die Kiwis gerauscht!«

»Ja, aber nur, weil Sie vorgestern wieder hier gestanden sind!«, konterte ich. »Genau hier und mitten im Weg! Zusammen mit Ihren bescheuerten Tomaten! Wissen Sie, wie sich meine Mutter gefreut hat, als sie die Flecken auf meinen Klamotten entdeckte?«

Ich redete mir die Zunge in Fransen, doch der Obsthändler hörte mir überhaupt nicht zu. Für ihn stand es unweigerlich fest: Er befand sich im Recht. Und mit diesem Recht griffen seine Arme jetzt zu mir herab. Wie Baggerkrallen kamen sie auf mich zu, und dazwischen drohte sein unheilvolles Gesicht. Ein Gesicht ohne Sinn für Humor und ganz ohne Mitleid.

Ich duckte mich blitzschnell, tauchte durch die Pflaumen und Kisten hindurch, sprang auf mein Fahrrad und raste davon. Auf jeden Fall fuhr ich so schnell, wie man auf einem 12-Zoll-Mountainbike mit Traktorhinterrad fahren kann, und der Obsthändler rannte hinter mir her. Er rannte und rannte, und als ich in den Fasanengarten einbog, spürte ich seinen Verfolgeratem schon im Genick. Zwanzig Meter vor mir lag die einzige Rettung. Eine Sprungschanze, die Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, auf den Bürgersteig gebaut hatte. Ich gab noch einmal Gas. Meine Oberschenkel brannten wie Feuer, und der Obsthändler streckte eine seiner Baggerkrallen nach meinem Kapuzensweatshirt aus.

»Pechschwefliges Rübenkraut!«, fluchte ich, riss mich im letzten Moment vom Bürgersteig los, der sich wie geschmolzenes Maracuja-Eis an mein Traktorhinterrad hängte, flog über den Zaun in Fabis Garten hinein und krachte dort in die Büsche.

»Warte nur! Dich krieg ich nochmal! Spätestens morgen, hörst du? Morgen bezahlst du dafür!«, schimpfte der Obsthändler und lief mit geballten Fäusten auf der anderen Seite der Mauer entlang.

»Das haben Sie gestern auch schon gesagt!«, grinste Fabi zurück und zog mich aus den Büschen heraus.

»Trotzdem solltest du vorsichtig sein, wenn du das nächste Mal Gemüse einkaufst!«, ermahnte er mich, zog eine Karotte aus der Kapuze meines Sweatshirts heraus und biss lachend hinein.

»Danke. Aber alles ist gut!«, antwortete ich und hob meine Hand.

Fabi musterte mich. Der Hauch eines Grinsens flog aus seinen Augen heraus und huschte ihm übers Gesicht.

»Ja. Solange du wild bist!«, erwiderte er mit vollem Mund, schlug in mein High Five ein und stapfte zu seinem Fahrrad.

»Auf geht’s! Wir haben heute doch noch was vor!«

»Na klar! Und ob wir das haben, Fabi! Wir schießen den Turnerkreis direkt auf den Mond!« Ich zog mein Fahrrad aus den Büschen heraus und sprang in den Sattel.

Fabi schaute sich überrascht zu mir um.

»Du sprichst vom Tabellenführer, Raban!«, runzelte er seine Stirn.

»Und ob ich das tue!«, konterte ich, bevor mir der Kloß in den Hals rutschte und ich zu stammeln begann:

»Oder f-findest du d-d-das vielleicht nicht? Willst du et-etwa verlieren?«

Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, musterte mich ein paar endlose Augenblicke lang. »Heiliger Muckefuck! Warum eigentlich nicht? Schießen wir sie auf den Mond!« Er schüttelte lachend den Kopf. »Jetzt geht es mir schon tausendmal besser. Komm!«, rief er und radelte los. »Weißt du, ich bewundere dich. Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen, Raban. So viel Schiss hatte ich, dass wir heute verlieren!«

Stahlgrau und siegesverwöhnt

 

 

»… dass wir heute verlieren!«

Fabis letzter Satz echote wie eine Flipperkugel durch meinen Kopf, als ich durch das Holztor in den Teufelstopf fuhr und eine Vollbremsung machte.

Teufelstopf. So hieß unser Bolzplatz, seitdem Willi, der beste Trainer der Welt, eine Flutlichtanlage gebaut und ein Holz­schild mit dem Namen über dem Tor aufgehängt hatte: Teufelstopf! Der Hexenkessel aller Hexenkessel. Das Stadion der Wilden Kerle e. W.!

Hier sollten wir unsere Siege feiern, und hier hatten wir auch tatsächlich erst einmal verloren. Damals, als Fabi nicht zum Spiel kam, weil er Schiss hatte, dass Deniz besser sein könnte als er. Ausgerechnet gegen den Tabellenletzten hatte es uns eiskalt erwischt, und genauso eiskalt wehte jetzt auch der Novemberwind über unsere Köpfe hinweg. Das Holzschild über dem Tor ächzte und knarrte bedrohlich. Der Himmel darüber war noch indianersommerunendlichhochblau, doch am Horizont türmten sich Sturmwolken auf, und die kamen aus dem tiefsten Dezember.

Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, und die anderen Wilden Kerle standen um mich herum und hielten sich an ihren Fahrrädern fest. Vor uns lief der TSV Turnerkreis auf den Platz. Stahlgrau, als wären die Sturmwolken auf die Erde gefallen, pflügten sie durch den Teufelstopf. Stahlgrau, drei Köpfe größer als wir und absolut siegesverwöhnt. Wie sollten wir diese Mannschaft nur schlagen?

Pechschwefliges Rübenkraut! »So viel Schiss hatte ich, dass wir heute verlieren!« Fabis Satz klingelte mir wie ein Ohrwurm im Kopf und plötzlich erinnerte ich mich daran, dass auch ich nicht geschlafen hatte.

»Hey! Wollt ihr noch lange da rumstehen?«, rief Willi und hinkte aus dem Wohnwagen hinter dem Kiosk heraus.

Wir schauten ihn an, als wären wir gerade aus unseren Betten gekrochen. Willi schob seinen Hut aus dem zer­knitter­ten Gesicht und kratzte sich an der Stirn. In seinem Al-Capone-Nadelstreifenanzug mit dem roten gepunkteten Hemd, dem extrem breiten Kragen und in den Schlangen­lederstiefeln sah Willi wie ein Außerirdischer aus.

Oder besser gesagt: Nicht er war der Außerirdische. Das waren wir. Willi trug nur den Anzug, den wir ihm zu seinem Geburtstag geschenkt hatten. In ihm sah er aus wie der beste Trainer der Welt, der in der achten Dimension, der Gruppe 8 der E-Jugendmannschaften, die Meisterschaft gewinnt.

Doch wie sollte Willi das schaffen, wenn wir wie jetzt vor ihm standen und ihn anstarrten, als wäre er der Weihnachtsmann und Batman in einer Person? Wir waren zwar aus unseren Betten gefallen, doch wir befanden uns noch lange nicht im Teufelstopf