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Endlich Ferien! Leon und seine Kickerfreunde kann nun nichts mehr halten: Auf zum Bolzplatz, wo gedribbelt, gestürmt, geschossen und gegrätscht wird, bis dass die Fetzen fliegen! Doch schon bald gibt es die erste Enttäuschung: Der dicke Michi und dessen Clique haben den Platz besetzt. Damit die Wilden Fußballkerle den Bolzplatz zurückerobern können, müssen sie ein Spiel gegen die älteren Jungs gewinnen. Doch für diese Aufgabe brauchen sie dringend einen Trainer. So einen wie Willi, den Kioskbesitzer und Apfelschorlenverteiler! Der war früher angeblich ein richtiger Profi. Die wilden Kerle müssen lernen, dass Freundschaft stärker ist als das größte Talent. "Alles ist gut, solange du wild bist!" Die wilden Kerle sind wieder da! Komplett überarbeitete Neuausgabe! Erstmals farbig illustriert! Pressestimmen: "Wilde Liebe zum runden Leder: Auf diese Reihe haben kleine Kicker lange gewartet. Denn so fesselnd und lebensnah wie von Autor Joachim Masannek wurden Teamgeist und Fußballfieber bisher nur selten beschrieben!" (Familie & Co.) "Fußballbegeisterung schlug sich auch am Jugendbuchmarkt nieder: Joachim Masanneks Buchreihe ´Die Wilden Fußballkerle` wurde zum Hit und verkaufte sich wie Karten für ein Pokalfinale." (Filmstarts.de) "So dicht an der Denke der Nachwuchskicker hat bislang kaum jemand geschrieben. Rotzfrech und lebensnah." (HÖRZU) "In Sachen Lesespaß und Spannung sind die ›Wilden Kerle‹ unschlagbar." (Kölnische Rundschau) "Ein unterhaltsames Buch, das leidenschaftliche Kicker mit roten Ohren lesen werden." (Frankfurter Neue Presse) "Wer seine Tage jetzt noch ohne Fußball verbringt, der ist selber schuld!" (Die Rheinpfalz)
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Seitenzahl: 128
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Die Wilden Kerle
Wilde Kerle halten keinen Winterschlaf
Das Ende der Welt!
Leons Traum
Marlon, die Pest!
Auf und davon und durch nichts mehr zu halten!
Die Falle schnappt zu!
Gib niemals auf!
Das Herz in der Hose
Willi, na klar!
Väter und Mütter
Aller Anfang ist schwer
Die Zerreißprobe misslingt
Der mit der Sonne tanzt
Der Unbezwingbare
Die besten Fußballspieler der Welt
Der Dicke Michi ist nicht dumm
Eine finstere Nacht und ein noch finsterer Morgen
Sei wild!
Raban, der Held
Noch viel wilder!
Hey, ihr da! Ja, ihr! Da seid ihr ja endlich. Ich hab schon gedacht, dass wir uns nie kennenlernen werden. Ich heiße Leon, und das da sind wir: die Wilden Kerle.
Nun, ein netter Kinderbuchautor würde jetzt sagen, wir sind elf Freunde und ein kuscheliger Hund, und wir spielen für unser Leben gern Fußball. Aber ich bin kein netter Kinderbuchautor. Ich bin ein Wilder Kerl, und das hier, was ihr hier lest, ist auch kein Kinderbuch. Das hier ist echt. So echt wie das Leben. Genau! Und deshalb ist mein Hund Socke nicht nur ein Kuscheltier, worauf ihr Gift nehmen könnt, und wir sind nicht nur elf Freunde. Wir sind viel mehr: Wir sind gefährlich und wild. Fabi zum Beispiel ist mein bester Freund.
Er ist der schnellste Rechtsaußen der Welt, der Wildeste unter Tausend. Auf ihn kann ich mich tausendprozentig verlassen, und ich wünsch mir, dass er nie aufhört, Fußball zu spielen. Aber Fabi interessiert sich für so viele andere Sachen.
Er interessiert sich sogar, und das werdet ihr mir jetzt am wenigsten glauben, er interessiert sich sogar … er interessiert sich sogar schon ein ganz kleines bisschen für Mädchen.
Oh, Mann! Das tut noch nicht einmal Marlon, und der ist schon zehn. Marlon ist mein großer Bruder und wie jeder große Bruder ist er ganz oft die Pest. Dann treibt er mich in den Wahnsinn. Aber da kann man nichts machen. Seinen Bruder braucht man halt. Man braucht ihn so, wie man atmen muss, und auf dem Rasen geht auch nichts ohne ihn. Er ist unser Kopf und unser Herz, denn er gibt niemals auf. Mein Bruder Marlon ist ganz schlicht und einfach die Nummer 10, und darauf bin ich ganz schlicht und einfach sehr stolz.
Markus dagegen kommt heimlich und unerlaubt. Er soll ein Golfprofi werden oder ein Tennisass. Das will zumindest sein Vater, aber Markus denkt nicht daran. Immer wenn er ausbüchsen kann, steht er bei uns im Tor.
Und wenn ihr mich fragt, wird er in den nächsten 25 Jahren auch nichts anderes tun. Markus ist ein Naturtalent. Er wurde als Torwart geboren. Wer gegen Markus ein Tor schießt, kommt ins Guinnessbuch der Rekorde, das ist doch wohl klar, und da kommt er nie wieder raus.
Fragt »Tippkick«. Der steht nämlich schon drin. Viel mehr werdet ihr von ihm allerdings nicht erfahren. Maxi »Tippkick« Maximilian redet nicht viel. Er redet nicht mal, wenn er telefoniert. Er ist ein Mann der Tat, und er hat den härtesten Schuss auf der Welt. Er hat Markus einfach mit dem Ball ins Netz katapultiert.
Das war das einzige Mal, als er Juli ausgespielt hat. Juli »Huckleberry« Fort Knox ist die Viererkette in einer Person. An ihm kommt normal keiner vorbei. Und wenn ihr nicht wisst, wer »Huckleberry« war, fragt eure Eltern. Der war nämlich echt wild.
So wild wie der Raban gerne sein würde: Raban, der Held! Mein Gott! Ein Blinder käme doch nie im Leben auf die Idee, dass er Fotograf werden will. Warum muss Raban dann Fußball spielen? Aber er steht unter Fabis höchstpersönlichem Schutz, und vielleicht hat Fabi ja recht: Manchmal ist selbst Raban durch niemanden zu ersetzen.
Jetzt haltet ihr mich bestimmt für grausam oder brutal. Aber da kann ich nichts machen. Das Leben ist nun mal so, besonders wenn das Leben für einen der Fußball ist. Seht euch Felix an. Er ist unser Wirbelsturm. Doch Felix hat Asthma, und wenn er einen Anfall hat, dann ist er nur irgend so ein x-beliebiger Linksaußen.
Oder Jojo. Jojo ist das Gegenteil von Markus, dem Torwart, der Golf spielen soll. Seine Mutter ist arm und hat keine Arbeit. Deshalb muss Jojo die Woche über ins Waisenhaus. Er hat keine Fußballschuhe und manchmal nicht einmal eine Jacke. Manchmal kommt er auch gar nicht. Das liegt daran, dass seine Mutter viel trinkt.
Jojo erzählt nie was davon, aber man sieht es an seinen zu schmalen Lippen. Doch wenn alles gut ist, dann spielt Jojo Fußball, und dann spielt er so gut, als tanze er mit der Sonne. Dann spielt er sogar besser als ich: Ich, Leon, der Slalomdribbler, Torjäger und Blitzpasstorvorbereiter. So nennt mich auf jeden Fall Willi, wenn ich nicht gerade zu egoistisch oder ballverliebt oder dickköpfig bin, und das bin ich nun mal. Das muss mir Willi nicht sagen.
Willi ist unser Trainer, und der muss es wissen. Auch wenn er sonst nur im Kiosk am Bolzplatz bedient und es im Leben zu nichts gebracht hat: Willi, der beinahe einmal Fußballprofi war, ist und bleibt der beste Trainer der Welt.
Genauso wie wir, die Wilden Kerle, die beste Fußballmannschaft sind, in der ich je mitspielen möchte. Aber bis das so weit war, bis wir alle richtig zusammen spielten und es die Wilden Kerle wirklich gab, musste noch sehr viel passieren. Aller Anfang ist schwer, das wisst ihr natürlich, doch in unserem Fall galt das besonders. Als bei uns alles anfing, lag noch Schnee. Es herrschte ein ewiger, nicht enden wollender Winter, und dann stellten sich uns auch noch der Dicke Michi und seine Unbesiegbaren Sieger in den Weg.
Der Winter in diesem Jahr dauerte jetzt schon bis in den April. Die Osterferien standen vor der Tür und nur noch fünf kurze Tage trennten uns von den vielleicht schönsten zweieinhalb Wochen, die es für einen neunjährigen Jungen im ganzen Jahr gibt. Zweieinhalb Wochen ohne Schule und Hausaufgaben. Zweieinhalb Wochen, in denen keiner der Freunde von seinen Eltern auf eine Insel oder einen Berg entführt werden würde. Zweieinhalb Wochen, in denen man schon nach dem Frühstück auf den Bolzplatz hinauslaufen und erst mit der untergehenden Sonne zurückkehren würde. Zweieinhalb Wochen Fußball pur, von morgens bis abends, und in den Pausen eine Apfelsaftschorle bei Willi am Kiosk. Kennt ihr dieses kühle, prickelnde Gefühl in der ausgetrockneten Kehle? Kennt ihr dieses Gefühl, wenn der erste warme Frühsommerwind über die verschwitzten Haare streicht und sich die nackten, von den Fußballschuhen befreiten Zehen zum ersten Mal in die noch viel zu kalte Erde bohren? Kennt ihr dieses Gefühl? Und dazu hörten wir dann Willis Geschichten aus den alten Tagen des Fußballs. Tage, die wir nicht kannten, die aber aus Willis Mund direkt vor unseren Augen entstanden. Geschichten über Gerd Müller, den Bomber der Nation, der in einer Saison noch über vierzig Tore schoss und der die Rückennummer 13 trug, genauso wie ich. Geschichten über Kaiser Franz, der über den Fußballplatz herrschte. Oder immer wieder Geschichten über Pelé, den besten Fußballspieler, den es je gab, und der – ihr werdet es nicht glauben – dreimal in seiner Karriere mit Brasilien Weltmeister wurde.
Doch in diesem Jahr dauerte der Winter jetzt schon bis in den April. Eine mindestens zwanzig Zentimeter hohe Schicht aus Schnee und Eis lag auf dem Bolzplatz und der Stadt und deckte alle unsere Träume zu. Mein Bruder Marlon und ich saßen in unserem Zimmer auf dem Boden und starrten durch die Eisblumen am Fenster zum grauen Himmel über der Hubertusstraße empor. Jetzt waren es nur noch vier Tage bis zu den Osterferien. Die Fußballschuhe, die wir zu Weihnachten bekommen hatten, wollten an unseren Füßen kicken. Mein Fußball, den Kratzer und Schrammen wie Narben verzierten, lag abwechselnd in unserem Schoß. Wir stellten uns vor, dass wir nur einen Winterschlaf hielten, so wie der Grizzly in Kanada. Doch wir fühlten uns eher wie der Tiger im Käfig vom Zoo Hellabrunn. Hin und her flog der Ball, und das immer schneller. Das konnte nicht gut gehen. In der Schule, im Geschichtsunterricht, sprachen die Lehrer jetzt über die Eiszeit. Ich fand das nicht witzig. Ich dachte nur: Wenn es in der Eiszeit schon Fußball gegeben hätte, hätten die Menschen die Eiszeit nie überlebt. Marlon und ich saßen jetzt nicht mehr. Wir standen und warfen uns den Ball wie wild zu: es war wie Torwarttraining. Doch Marlon war die Nummer 10, Mittelfeldregisseur, und ich Mittelstürmer. Was sollte das Torwarttraining? Deshalb schossen wir den Ball irgendwann gegen die Wand. BAMM! Immer abwechselnd: BAMM! BAMM!
Im Fasanengarten Nr. 4, bei meinem besten Freund Fabi, passierte das Gleiche. Auch er drosch den Ball gegen die Wand seines Zimmers. BAMM! Und Juli zusammen mit Joschka, seinem kleineren Bruder, im Haus schräg gegenüber: BAMM! BAMM! Doch zwei Straßen weiter, in der piekfeinen Alten Allee Nr. 1 konnte Maxi nicht in sein Zimmer. Da stand das Barbiepuppenhaus seiner jüngeren Schwester. Also donnerte er den Ball gegen die Wohnzimmerwand: BAMM! Immer genau zwischen Spiegel und Glasvitrine: BAMM! Das war sein Tor.
Wie Trommelschläge hallte es jetzt von Haus zu Haus durch die Stadt: BAMM! Aus der Hubertusstraße, über den Fasanengarten bis in die Alte Allee: BAMM! Nur Raban, der Held, machte nicht mit. Er saß zu Hause, in dem kleinen Reihenhaus der Rosenkavaliersgasse Nr. 6, und starrte stinksauer an die Wand, während ihm die Töchter der Freundinnen seiner Mutter giggelnd und gackernd die roten Haare aufdrehten. Aber auch er hörte das Trommeln, und das gab ihm Kraft.
Dann waren es nur noch drei Tage bis zu den Osterferien und der Himmel war immer noch grau. Das heißt, wenn man ihn überhaupt sehen konnte. Fette, Handteller große Schneeflocken versperrten die Sicht. Sie klatschten dumpf gegen die Fensterscheiben, als wollten sie alles wie unter klebriger Zuckerwatte ersticken. Doch das Trommeln wurde lauter. BAMM! BAMM! Der feuchte Schnee versprach Tauwetter, und das gab uns Kraft.
Nur noch zwei Tage und die ersten Sonnenstrahlen! Sie schienen nur als ein winziger Spalt über dem steingrauen Horizont, doch wir hatten den Winter besiegt. Die letzten Schneeflocken tanzten im Sonnenlicht, und mit ihnen tanzte der Fußball zwischen unseren Füßen. Marlon und ich waren jetzt mitten im Spiel: Unser Kinderzimmer in der Hubertusstraße war längst die Allianz Arena, und wir merkten es nicht, wirklich nicht, wie wir ein Modellflugzeug nach dem anderen von der Decke abschossen.
Endlich war Maxi »Tippkick« Maximilian wieder der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt. Sorgfältig legte er sich in der Alten Allee Nr. 1 den Ball zum Freistoß auf dem Wohnzimmerteppich zurecht. Dann musterte er den Abstand zur Mauer des Gegners, die jetzt wirklich für ihn vor der Glasvitrine stand.
Im Fasanengarten Nr. 4 stürmte Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, durch sein Zimmer, immer die Außenlinie entlang. Und im Haus gegenüber wartete Juli »Huckleberry« Fort Knox, die Viererkette in einer Person, auf seinen kleinen, ihn angreifenden Bruder. Der sah plötzlich so aus wie Leroy Sane.
Es war fantastisch! Wir hatten gewonnen. Der Winter schien endlich besiegt. Die Osterferien waren gerettet. Da plötzlich wurde Fabi zu schnell. Er konnte nicht bremsen und krachte ins Bücherregal. Bücher und Kisten stürzten auf ihn herab und der Fasanengarten erbebte.
Als Nächstes hob Marlon den Ball. Es war der perfekte Pass in den Raum. Ich lief ihm entgegen und machte einen Seitfallrückzieher. Das ist meine Spezialität. Es war das alles entscheidende Tor. Doch der Ball sprang vom Außenspann und donnerte gegen die Lampe. Das Flutlicht in unsererAllianz Arena erlosch, und wir waren wieder in der Hubertusstraße.
Trotzdem hängte sich Juli »Huckleberry« Fort Knox an die Fersen von Leroy Sane. Er grätschte im allerletzten Moment, um das Tor zu verhindern. Er grätschte und rutschte direkt in die Beine seiner Mutter hinein, die urplötzlich mit dem Abendbrot in der Zimmertür stand. Der Fasanengarten erbebte, jetzt schon zum zweiten Mal, und das Nutellabrot flog durch die Luft in Joschkas Gesicht, Julis kleinerem Bruder, in den sich Leroy Sane plötzlich zurückverwandelt hatte.
Nur in der Alten Allee war es noch ruhig. Maxi »Tippkick« Maximilian hielt sogar die Luft an, damit es noch ruhiger wurde. Dann lief er an. Er lief an und donnerte das Leder über die Mauer hinweg. Sekundenbruchteile später schlug der Ball ein, direkt in den Winkel und haarscharf neben der Glasvitrine gegen die Wand.
Auf Maxi »Tippkick« Maximilians Gesicht entstand sein berühmtes, lautloses, grinsendes Lächeln: Das war ein Schuss!
Und mit diesem berühmten, lautlosen, grinsenden Lächeln sah Maxi »Tippkick« Maximilian zu, wie der Ball von der Wand zurückprallte und das Wohnzimmerfenster auf der anderen Seite durchschlug. Der Ball rollte weiter und rollte und rollte, bis ihn der Fuß von Maxis Vater, der gerade von der Arbeit in der Bank zurückkam, elegant stoppte. Das berühmte, lautlose, grinsende Lächeln auf Maxis Gesicht erstarb. Es war jetzt endgültig dunkel geworden und bis zum Ferienbeginn blieb uns nur noch ein einziger Tag.
In der Nacht war es still. Still wie im Auge eines Orkans. Unsere Betten waren jetzt steinharte Pritschen und unsere Kinderzimmer so dunkel und grau wie Gefängniszellen. In diesen Gefängniszellen lagen Fabi, Juli, Joschka, Maxi, mein Bruder Marlon und ich und warteten schlaflos auf die Urteile unserer Richter. Selbst Raban, der überhaupt nichts ausgefressen hatte, hielt in der Rosenkavalliersgasse Nr. 6 seinen Teddy im Arm und traute sich nicht mehr zu atmen.
Am nächsten Morgen war es immer noch still. Wortlos standen wir auf und wunderten uns nicht, als unsere Eltern nach unserem Guten-Morgen-Gruß ihr Gespräch unterbrachen und schwiegen. Im Auge eines Orkans muss man vorsichtig sein. Da bewegt man sich nicht, denn um einen herum tobt der Sturm. Das wussten wir alle. Deshalb zuckten wir nicht mit den Wimpern, als unsere Väter und Mütter die Strafen verkündeten:
Fabi, mein bester Freund, neun Jahre alt, aus dem Fasanengarten Nr. 4, verurteilt zu drei Tagen Hausarrest; und sein Ball verschwand auf dem höchsten Wohnzimmerschrank, wo ihn die teuren Porzellanteller seiner Mutter bewachten.
Joschka und Juli, sechs und neun Jahre alt, aus dem Haus schräg gegenüber, verurteilt zu zwei Tagen Fußballverbot. Aus ihrem Fußball wurde die Luft herausgelassen und die Ballpumpe wurde von ihrer Mutter versteckt.
Marlon und ich, zehn und neun Jahre alt, aus der Hubertusstraße, verurteilt dazu, unsere Sparschweine zu schlachten und die Lampe im Kinderzimmer von unserem eigenen Geld zu bezahlen.
Doch als mein Vater vom Frühstückstisch aufstand, um ins Kinderzimmer zu gehen und uns meinen Ball wegzunehmen, sprang ich auf. Ich vergaß den Orkan. »Das ist mein Ball!«, schrie ich und rannte los. Ich drängte meinen Vater zur Seite, flutschte zwischen den Türpfosten und ihm hindurch und kam vor ihm in unser Zimmer. Dort packte ich meinen Ball. Mein Vater stand wortlos in der offenen Tür. Ich war immer noch wütend und starrte ihn an. Dann hob ich das Gitter von unserem Hamsterkäfig empor, legte den Ball neben das Hamsterhaus, steckte das Gitter wieder auf den Boden des Käfigs zurück und kettete beides mit meinem Fahrradschloss aneinander. Den Schlüssel vom Schloss hielt ich meinem Vater entgegen.
»Hier! Nimm ihn!«, zischte ich so zornig ich konnte. »Na los! Worauf wartest du noch?«