E.Book 371-380 - Patricia Vandenberg - E-Book

E.Book 371-380 E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. E-Book 1: Ein böses Spiel um Kathrin E-Book 2: Junges Glück auf Zeit E-Book 3: Die Stimme ihrer Kinder E-Book 4: Was wird aus Pauline? E-Book 5: Tatjanas große Not E-Book 6: Wir sind nicht bestechlich! E-Book 7: Es war jugendlicher Leichtsinn E-Book 8: Ihm ist nicht zu trauen! E-Book 9: Marlas Dilemma E-Book 10: Marla beweist wahren Mut

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Inhalt

Ein böses Spiel um Kathrin

Junges Glück auf Zeit

Die Stimme ihrer Kinder

Was wird aus Pauline?

Tatjanas große Not

Wir sind nicht bestechlich!

Es war jugendlicher Leichtsinn

Ihm ist nicht zu trauen!

Marlas Dilemma

Marla beweist wahren Mut

Dr. Norden Bestseller – Staffel 38 –

E.Book 371-380

Patricia Vandenberg

Ein böses Spiel um Kathrin

Roman von Vandenberg, Patricia

Weihnachten war vorbei, und für Dr. Norden war wieder mal die Zeit gekommen, sich um verdorbene Magen und strapazierte Nerven zu kümmern. Manchem Erwachsenen lagen Gänse- oder Entenbraten mit Knödeln und Blaukraut im Magen, den Kindern oft die zuviel genossenen Süßigkeiten.

Gestreßte Mütter neigten schneller zu Erkältungen als sonst, und das abscheuliche Wetter trug dazu bei, daß eine neue Grippewelle schnell um sich greifen konnte.

Es freute Daniel Norden, daß ihm Carola Heidebrink, die erst kurz vor Weihnachten operiert worden war, keine Sorgen bereitete. Sie wurde daheim in großer Fürsorge gehegt und gepflegt, und es war schon beschlossen, daß sie mit Jonas Hamann gleich zu Beginn des neuen Jahres einige Wochen zur Kur auf die Insel der Hoffnung fahren würden. Es sollte gleichzeitig ihre Hochzeitsreise sein, denn Jonas hatte es geschafft, für den vorletzten Tag des Jahres einen Heiratstermin auf dem Standesamt zu bekommen. Carola hatte keinen Widerspruch mehr erhoben, da sich Jonas mit ihren drei Kindern verbündet hatte.

Sie waren erwachsen und hatten nun auch eigene Interessen. Lutz, der Älteste, Jurastudent, wollte Silvester und den Jahresanfang mit seiner Freundin Felicia in Sankt Moritz verbringen, wo Franco Calderon, Felicias Vater, schon seit vor Weihnachten weilte. Felicia hatte es aber durchgesetzt, Weihnachten mit Lutz bei den Heidebrinks zu feiern.

Es war für Carola nach der Operation ein wunderschönes Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben gewesen. Auch Phil Steiner, Anemones zukünftiger Mann, war bei ihnen, und Jasmin, die jüngste Heidebrink, hatte sich ohne Eifersucht über das Liebesglück der anderen Paare gefreut. Sie träumte von einer Karriere als Filmstar, und der erste Schritt dazu war bereits getan. Ihr Freund Jens Winter spielte deshalb nur noch eine Nebenrolle in ihrem Leben, und er hatte sich auch gekränkt zurückgezogen. Sie bedauerte das dann doch ein bißchen, denn sie hatten sich immer gut verstanden.

Die Hochzeit von Jonas und Carola wollten sie nur im engsten Familienkreis feiern, insgeheim hatten Anemone und Phil jedoch gehofft, daß seine Schwester Kathrin auch dabeisein könnte. Sie war aber noch in Australien und hatte telegrafiert, daß sie erst im Januar kommen könne.

Es hatte sich bei den Heidebrinks viel getan in den letzten Wochen des Jahres. Dr. Norden hatte daran große Anteilnahme gezeigt, denn die Unterleibsoperation bei Carola war nicht so ganz harmlos gewesen. Jedoch war sie gut verlaufen, und alles sprach dafür, daß sich auch keine Spätfolgen zeigen würden.

Carola hatte es so auch früher, als Anemone es eigentlich wollte, erfahren, daß sie im kommenden Jahr mit einem Enkelkind rechnen konnte, und das half auch mit zur baldigen Genesung. Heiraten wollte Anemone allerdings erst, wenn Carola und Jonas von der Kur und gut erholt zurück waren.

Pläne für diese Hochzeit wurden allerdings auch schon geschmiedet, und Phil hatte für seine berufliche Zukunft auch große Veränderungen geplant, die von Anemone sehr begrüßt wurden. Sein abenteuerliches Leben als Testpilot hatte sie nicht teilen wollen und deshalb auch lange gezögert, um ihr Jawort zu geben.

Nun aber hatte er ihr eingestanden, daß er Mitinhaber der großen Firma Zellermayer war, für die auch seine Schwester Kathrin jetzt in Australien tätig war, und daß er sich nun auch aktiv in dieser Firma betätigen wollte. Als Ehemann und werdender Vater war er sich der Verantwortung bewußt, die er künftig zu tragen hatte.

Carola, die es immer gewohnt gewesen war, für alles zu sorgen, brauchte sich um ihre eigene Hochzeit überhaupt nicht zu kümmern.

Die Formalitäten hatte Jonas erledigt, und er verfügte auch über die nötigen Verbindungen, um einen so kurzfristigen Termin zu bekommen, und was die Familienfeier anbetraf, waren die Kinder aktiv gewesen. Gefeiert werden sollte im Jagdschlößchen, wo das Kaminzimmer reserviert worden war. Es war auch schon beschlossen, daß sie sich den kirchlichen Segen anläßlich der Hochzeit von Phil und Anemone geben lassen wollten, die in großem Rahmen gefeiert werden sollte.

Die Zeit war schnell vergangen, und als nun die große Stunde für Jonas und Carola gekommen war, waren sie doch alle ziemlich aufgeregt.

Phil und Jasmin waren die Trauzeugen, und als Gäste hatten sich neben Jonas’ Mitarbeitern noch Frau Köhler und Fee Norden eingefunden, die persönlich die Glückwünsche der vielbeschäftigten Ärzte überbringen wollten.

Der Standesbeamte fand bewegende und sehr persönliche Worte, so daß diese Eheschließung nicht nur zu einer Formalität wurde, sondern zu einem feierlichen Akt. Es war auch rührend anzusehen, wie Jonas Carola beide Hände küßte und sie dann innig umarmte. Sie kannten sich schon so lange, und aus einer treuen Freundschaft war Liebe geworden, die sich gerade in letzter Zeit bewährt hatte. Wegen ihrer Erkrankung hatte Carola nicht heiraten wollen, aber Jonas hatte nicht locker gelassen. Er war entschlossen, alles mit ihr zu teilen. Es gab keine Zweifel und Probleme, denn die Kinder hatten sich immer gemocht, jetzt, da sie erwachsen waren, freuten sie sich doppelt, daß ihre Mami einen so zuverlässigen Lebensgefährten hatte.

Im Jagdschlößchen erwartete sie ein festlich gedeckter Tisch. Gern hätten sie auch die Nordens beim Essen dabei gehabt, aber Daniel war als Arzt und Fee als Mutter nicht so lange abkömmlich.

Carola war in träumerischer Stimmung. Ihr ging natürlich an diesem Tag viel durch den Sinn, und sie dachte auch zurück an ihre erste Ehe, an den Vater ihrer Kinder, der ihr früh genommen worden war. Sie hatte eine gute Erinnerung an Jochen Heidebrink, aber diese liebevolle Fürsorge, wie sie ihr von Jonas bewiesen wurde, hatte sie nicht kennengelernt. Nun, sie waren auch noch jung gewesen, und Jochen war ein wirklich nüchterner Jurist gewesen.

Carola war glücklich, daß Lutz mehr Gefühl zeigte, obwohl man ihm dies früher nicht zugetraut hätte. Seit er Felicia kannte, war er wie verwandelt. Aber Felicia war auch ein ganz besonders reizendes und liebenswertes Mädchen, ohne alle Allüren und Arroganz. Sie sagte bereits »Mami« zu Carola, wie die anderen auch, und es gab für niemanden einen Zweifel, daß sie und Lutz einmal heiraten würden.

Jonas hielt eine launige Ansprache, in der er zum Ausdruck brachte, wie glücklich er sich schätzte, eine so große und fröhliche Familie zu haben.

»Ich bin euch dankbar, daß ihr mich akzeptiert«, sagte er. »Es ist wunderschön, wenn man im Herbst des Lebens noch so glücklich sein kann, und ihr tragt dazu bei, daß ich mit meiner Roli dieses Glück unbeschwert genießen kann. So kann ich euch nur von Herzen wünschen, daß auch eure Wünsche in Erfüllung gehen, daß ihr ein frohes, glückerfülltes Leben mit euren Partnern teilen könnt, daß für Jasmin in Erfüllung geht, was sie sich erträumt, und daß das neue Jahr uns allen Freude und auch eine gute Gesundheit beschert. Wir wissen ja, wie wichtig diese ist.«

Die Gläser klangen hell aneinander, Küsse wurden getauscht, und Carolas Augen konnten wieder strahlen.

*

Am nächsten Morgen starteten Lutz und Felicia nach Sankt Moritz.

Franco hatte noch angerufen und gesagt, daß auch Jasmin mitkommen solle, aber sie war fest entschlossen, die Jahreswende daheim zu verbringen, mit Carola, Jonas, Anemone und Phil. Jasmin war in wechselvoller Stimmung und in sich zerrissen, wenn sie es auch nicht zeigen wollte. Sie befand sich in einem tiefen Konflikt, weil sie wußte, daß sie vor eine schwere Entscheidung gestellt werden würde, wenn sie ihren ersten Film hinter sich hatte und abzusehen war, ob sie Erfolg haben würde. Einerseits hatte sie Angst vor einem Reinfall, andererseits wollte sie sich nicht so vermarkten lassen, daß ein Privatleben nur begrenzt möglich war. Sie hing zu sehr an ihrer Mutter, sie wollte nicht zu einem Außenseiter der Familie werden. Sie sprach nicht darüber. Sie wollte es mit sich selber ausmachen, aber Carola spürte, daß ihre Jüngste einen Reifeprozeß durchmachte.

Es wollte ihr nicht so recht gefallen, daß Jasmin allein sein würde, wenn sie vier Wochen fern war, und das deutete sie dann auch an.

»Mach dir keine Gedanken, Mami, ich bin doch nicht allein. Die Proben werden bald wieder losgehen, Felicia wird auch wieder in München sein, und Anemone ist auch da, wenn ich ihr freilich auch nicht auf die Nerven gehen will.«

»Red nicht solchen Quatsch«, warf Anemone ein, »es wird so sein, wie es immer war. Jetzt hat jeder seine eigenen Interessen, aber es ändert doch nichts daran, daß wir auch weiterhin zusammenhalten. Lutz wird auch nicht dauernd mit Felicia zusammenhocken.«

»Bestimmt jede freie Minute, wie es scheint«, meinte Jasmin lächelnd. »Wer hätte das von unserm Lutz gedacht.«

»Die Liebe ist halt eine Wundermacht«, sagte Jonas. »Aber schaffen wir nicht Probleme, wo keine vorhanden sein müssen.«

»Und jetzt wird erst mal richtig Abschied vom alten Jahr gefeiert«, meldete sich Phil zu Wort.

*

In Rom landete zu dieser Zeit das Flugzeug aus Sydney. Es wehte ein mildes Lüftchen, als ein dunkelhaariger hochgewachsener Mann zur Auslandsankunft eilte. Fabian Rombach war außer Atem. Er kam auf die letzte Minute an, und schon kamen die Passagiere zum Ausgang. Kathrin Steiner war nicht zu übersehen. Ihr kastanienbraunes Haar wurde durch einen Luftzug verweht und umspielte ihr schmales blasses Gesicht. Sie sah müde aus, aber das nahm ihr nichts von der aparten Schönheit. In ihren violetten Augen leuchtete es auf, als Fabian auf sie zueilte.

Stumm, schwer atmend nahm er sie in seine Arme. »Du bist da«, sagte er mit erstickter Stimme, »dem Himmel sei Dank.«

»Du bist auch da«, sagte sie leise, »wie froh ich bin.«

»Ich habe es gerade so geschafft, es war irrsinniger Verkehr auf der ganzen Strecke. Warum wolltest du nicht gleich nach München kommen?«

»Weil ich mit dir allein sein wollte, und ich habe hier auch noch zu tun.«

»Es freut mich natürlich, daß du mit mir allein sein willst, aber warum bist du so geheimnisvoll, Kätzchen?«

»Das wirst du schon noch erfahren. Jedenfalls sollte Phil nicht wissen, daß ich Silvester in Rom verbringen will.«

Fabian Rombach war schon seit zwei Tagen verunsichert, nämlich seit Kathrin ihn angerufen hatte, um ihn zu fragen, ob er sich mit ihr in Rom treffen könnte. Natürlich wollte er sie sehen, und so war er von Genf nach Rom gefahren. Und er hatte nicht mit Phil gesprochen, wie es Kathrin gewünscht hatte.

»Es wird schwer sein, hier noch ein Zimmer zu bekommen«, sagte er nachdenklich.

»Keine Sorge, ich habe alles arrangiert. Wir können in Lucias Haus wohnen. Sie ist in Paris.«

Im Organisieren war Kathrin Meisterin, aber das brachte auch ihre Stellung in der Firma mit sich. Fabian bewunderte sie, aber manchmal war sie ihm unheimlich.

»Du bist sehr blaß und schmal«, stellte er fest, als sie in seinem Wagen saßen. »Fehlt dir etwas, Chérie?«

»Ich war in letzter Zeit nicht gut beisammen. Das Klima ist mir doch nicht so recht bekommen. Wir müssen über manches sprechen. Kennst du den Weg noch zur Villa Magnolia?«

»Ich denke schon.«

»Dieser Verkehr irritiert mich«, stellte sie fest.

Er spürte, daß sie nervös war, und das war er von ihr gar nicht gewohnt. Alles in allem war es ganz gewiß keine Silvesterstimmung, die sie beflügeln könnte. Ihm war nicht nach lauten Parties und viel Tamtam, aber einen stimmungsvollen Jahreswechsel erhoffte er, da er nun mit Kathrin zusammen war.

Er hatte ein gutes Orientierungsvermögen, und er fand auch zu Lucia Lamottas Villa. Sie bot im Schein der untergehenden Sonne einen romantischen Anblick.

»In München ist miserables Wetter«, stellte er beiläufig fest. »Geht Phil in diesem Jahr nicht zum Skifahren?«

»Er scheint fest verbandelt zu sein. Ganz blicke ich da noch nicht durch, aber anscheinend hat er tatsächlich Heiratspläne.«

»Hat es ihn tatsächlich auch erwischt?« staunte Fabian. »Das muß aber eine ganz besondere Frau sein.«

»Ich lasse mich überraschen, aber er sagte mir am Telefon, daß er seinen Job als Testpilot an den Nagel hängen und in die Firma eintreten will.«

»Das ist allerdings sehr überraschend.«

»Aber mir kann es nur lieb sein. Harry macht mehr Schwierigkeiten, als mir lieb sein kann. Und seine Affäre mit Tanja Dreiken macht alles noch schwieriger.«

»Inwiefern?«

»Wenn sie erfährt, wie gut wir uns kennen, Fabian, wird sie zur Furie. Sie vergißt nicht, daß du sie hast abblitzen lassen.«

»Nimm das doch nicht so ernst. Ich hatte nie Interesse für sie. Komm, mach ein anderes Gesicht, Liebes.«

Sie betraten das Haus, nachdem die alte Alma ihnen die Tür geöffnet hatte. Sie war schon fast taub und konnte auch nur noch am Stock gehen, aber sie grinste freundlich. Es war ein wunderschönes, stilvolles Haus, in dem man sich wohl fühlen konnte, und es war auch alles vorhanden, was man für einen festlichen Abend brauchte, dafür hatte Juana gesorgt, die nun aber zu ihrer Familie gegangen war. Sie waren allein mit der schwerhörigen Alma.

»Weiß Lucia, daß ich hier sein werde?« fragte Fabian.

»Ich habe ihr gesagt, daß es möglich sein wird. Sie hat nichts dagegen.«

»Sie mag mich nicht.«

»Das bildest du dir nur ein. Sie hält alle gutaussehenden Männer für Casanovas. Und ich kann es verstehen, denn schließlich war sie zweimal mit gutaussehenden Männern verheiratet, die es mit der Treue nicht genau nahmen.«

»Ich nehme es damit aber sehr genau, mein Liebling.«

Kathrin lächelte hintergründig. »Wann sehen wir uns schon, und was weiß ich, was du sonst treibst«, sagte sie leichthin.

»Du kannst mich jederzeit überraschen«, konterte er, »ich habe nichts zu befürchten.«

Sie warf ihm einen schrägen Blick zu, und in ihren Augen blitzte es auf. »Was machen die Geschäfte?« lenkte sie ab.

Seine Augenbrauen schoben sich leicht zusammen. »Ich meine, daß du bestens informiert bist, und ich sehe nicht ein, daß wir heute von Geschäften sprechen müssen. Oder wolltest du mich deshalb treffen?«

Sie errötete leicht und machte eine abwehrende Handbewegung. »Machen wir uns frisch«, schlug sie vor.

»Willst du ausgehen?« fragte er.

»Nein, wir haben es hier gemütlich, oder bist du anderer Meinung?«

»Ich bin nach Rom gekommen, um mit dir zusammen zu sein«, erwiderte er betont, »und ich bin froh, daß wir uns nicht mit einem Hotelzimmer begnügen müssen. Ich habe mich sehr auf unser Wiedersehen gefreut, Kathrin.«

»Ich auch, Fabian.«

Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Wange und eilte hinaus. Obgleich sie doch ziemlich groß war, bewegte sie sich so graziös, daß er immer wieder fasziniert war. Er kannte keine Frau, die ihr nur annähernd das Wasser reichen konnte, und er konnte sich auch vorstellen, daß Tanja Dreiken voller Neid und Mißgunst war, denn sie gehörte zu den Art Frauen, die immer die erste Geige spielen wollten, ohne jedoch das Format dazu zu haben. Aber er hatte auch gespürt, daß Kathrin ernsten Ärger hatte, sonst hätte sie nicht gleich Tanja und Harry erwähnt. Außerdem sah sie aus, als wäre sie krank gewesen. Nun, sie hatte einen langen Flug hinter sich und war sicher erschöpft. Ihm würde eine Dusche guttun, und dann konnten sie faulenzen, denn der Abend war noch jung.

Während er unter der Dusche stand, ruhte sich Kathrin schon auf dem breiten Bett aus. Sie war müde, aber sie wollte nicht schlafen. Endlich war sie wieder mit Fabian beisammen und konnte mit ihm sprechen. Sollte sie ihm aber auch alles sagen, was sie bedrückte, bewegte und sogar ängstigte? Würde er sie nicht für hysterisch halten, da er sie so bisher nicht kannte?

Sie schloß die Augen, und bleierne Müdigkeit überfiel sie. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Sie hörte nicht, als etwas später Fabian hereinkam, um nach ihr zu sehen, weil er sich Sorgen machte.

Er setzte sich neben sie und streichelte ihr Haar, küßte ihre Stirn und ihre Lippen, und als sie sich noch immer nicht rührte, legte er sich neben sie und schob seine Hand unter ihren Nacken. Dann fielen auch ihm die Augen zu.

*

Lutz und Felicia waren im Schneesturm mit Verspätung in Sankt Moritz angekommen. Sie trafen Franco schon in weinseliger Stimmung an. Er hatte seine melancholische Stunde.

»Ich dachte, ihr würdet mich hier allein sitzen lassen«, beschwerte er sich, nachdem er Felicia überschwenglich in die Arme geschlossen hatte.

»Da muß ich ja lachen, Dad, du und allein! Wo sind denn deine Verehrerinnen?«

»Ich bin allein und habe auf euch gewartet«, erwiderte er bockig, »und ich möchte wissen, warum Jasmin nicht mitgekommen ist.«

»Weil sie bei ihrer Mami bleiben wollte«, erklärte Felicia. »Carola wurde doch vor Weihnachten operiert, und das war nicht einfach für uns alle.«

Er sah sie irritiert an. »Du redest, als würdest du dazugehören, Felicia«, sagte er ironisch.

»Ich gehöre auch schon dazu, Dad.«

Francos Blick wanderte zu Lutz. »Du hast keine Zeit verstreichen lassen, mein Lieber«, sagte er anzüglich.

»Wir haben uns eben sofort verstanden«, erwiderte Lutz.

»Du wirst dich daran gewöhnen müssen, daß ich Lutz heiraten werde, Dad, und andere Pläne kannst du dir abschminken.«

Franco lächelte flüchtig. »Ich hatte keine anderen Pläne, das sah wohl nur so aus. Aber wir werden uns doch nicht den letzten Tag des Jahres mit Diskussionen vermiesen. Ruht euch ein bißchen aus, und dann wird gefeiert. Ich habe ein erfolgreiches Jahr hinter mir, und ich hoffe auf noch viele weitere erfolgreiche Jahre.«

Jedenfalls war Franco Calderon kein Mann, der sich Probleme schuf. Er hatte nichts gegen Lutz, er war nur überrascht gewesen, daß seine sonst so scheue Tochter sich so rasch so fest engagiert hatte.

Lutz war auch gut untergebracht, und er konnte sich von der recht beschwerlichen Fahrt ausruhen, während Franco doch einiges von seiner Tochter erfahren wollte, nachdem sie ein Bad genommen hatte.

»Woran wurde Frau Heidebrink denn operiert?« erkundigte er sich beiläufig.

Mit Krankheiten wollte er nichts zu tun haben, aber in diesem Fall interessierte es ihn doch.

»Es war ein Tumor, aber die Operation ist gut verlaufen, und jetzt heißt Carola Hamann.«

»Wieso das?« fragte er verblüfft.

»Weil sie gestern Dr. Jonas Hamann geheiratet hat.«

»Und das erfahre ich so nebenbei.«

»Wir wollten es dir persönlich erzählen. Es ging ja auch alles so schnell.«

Er runzelte die Stirn. »Du bist anscheinend in der Familie schon ganz integriert.«

»Ich genieße es. Wir verstehen uns alle sehr gut.«

»Dann brauchst du mich anscheinend gar nicht mehr«, sagte er gekränkt.

»Das ist doch Unsinn. Ich liebe dich, Dad, aber jetzt gibt es einen Mann in meinem Leben, den ich auf andere Weise und noch mehr liebe, und ich bin glücklich, daß ich in seiner Familie willkommen bin.«

»Du mußt verstehen, daß es für mich überraschend kam und eine gänzlich neue Situation ist, Kleines. Du kommst mir plötzlich so erwachsen vor.«

»Ich bin erwachsen, Dad. Ich bin schon lange nicht mehr das kleine Mädchen, das du in mir gesehen hast. Und ich hoffe, du wirst nicht wieder von den Travens anfangen.«

»Paola wird sehr enttäuscht sein«, sagte er düster.

»Mach dich nicht lächerlich, Dad, sie wollte dich und wird wohl nicht locker lassen, aber ich mochte Thomas nie, und ich bin überhaupt nicht sein Typ. Jasmin schon eher, aber leicht ist sie nicht zu erobern.«

»Sie soll sich nicht verzetteln. Ich­ mache sie zu einem Star«, erklärte er. »Hat sie eigentlich einen Freund?«

»Einen Schulfreund, aber ihm gefällt es anscheinend nicht, daß sie zum Film will.« Sie blickte auf die Uhr. »Lutz wird bestimmt schon fertig sein. Ich hole ihn.«

Franco seufzte. »Muß Liebe schön sein«, murmelte er.

»Na, du wirst auf diesem Gebiet doch genügend Erfahrungen gesammelt haben«, stellte Felicia mit einem leisen Lachen fest.

*

In München war alles für den Silvesterabend vorbereitet. Carola hatte den Punsch angesetzt, denn das verstand sie am besten.

Sie stärkten sich mit einem leckeren Fondue und wurden auf den weiteren Verlauf des Abends eingestimmt.

Jens war überraschend erschienen und hatte Jasmin gefragt, ob sie mit ihm zu einer Party gehen würde. Das wollte sie nicht, aber sie sagte ihm, daß er bleiben könne, und da war er geblieben. Carola freute es, daß diese nette Freundschaft nun doch fortgesetzt wurde, und Jasmin machte es auch froh.

Phil hatte in Sydney angerufen und war sehr überrascht, als ihm gesagt wurde, daß Kathrin verreist sei. Wohin, das wurde ihm nicht gesagt. Kathrin hatte auch ein Geheimnis daraus gemacht.

»Sie ist wirklich unberechenbar«, sagte Phil zu Anemone.

»Sie wird dir sehr ähnlich sein«, meinte sie neckend.

»Mein Leben liegt wie ein offenes Buch vor dir«, erklärte er.

»Aber du und deine Schwester sind doch wohl recht eigenwillige Wege gegangen. Oder weiß sie etwa alles von dir?«

»Als ich neulich mit ihr telefonierte, hatte ich das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung ist, und das beschäftigt mich. Es wird wohl doch an der Zeit sein, daß ich mich mit um die Geschäfte kümmere, denn Harry ist so ganz wohl nicht zu trauen.«

»In welchem Verhältnis steht ihr eigentlich zueinander? Seid ihr verwandt?«

»Um vier Ecken, wie man so sagt. Unsere Mütter waren Kusinen, und sie haben zwei Geschäfts­partner geheiratet. Meine Mutter den Johannes Steiner, und seine Mutter den Hermann Zellermayer. Harry bekam seinen Anteil, wir den unseres Vaters.«

»Was bedeutet, daß er fünfzig Prozent besitzt und ihr zusammen fünfzig.«

»Nein, er vierzig und wir jeder dreißig, so war es von Anfang an, aber niemand kann aussteigen ohne Zustimmung des andern.«

»Und die Firma ist gesund?«

»Bisher schon. Heute wird davon aber nicht geredet. Das hat Zeit, bis Kathrin kommt.«

»Hast du nicht wenigstens ein Foto von Kathrin?« fragte Anemone.

»Sicher habe ich ein paar in der Wohnung, aber lerne sie lieber persönlich kennen, sonst machst du dir eine falsche Vorstellung von ihr.«

So war er, dagegen kam auch Anemone nicht an. Menschen waren nun mal verschieden, und jeder hatte eine andere Einstellung zum Leben. Philipp vertrat den Standpunkt, daß man sich eine eigene Meinung über andere Menschen bilden mußte und nicht auf das schließen sollte, was über diese erzählt wurde.

An diesem Abend wurde nicht mehr über Kathrin gesprochen. In heiter-besinnlicher Stimmung wurde das neue Jahr begrüßt. Man wollte jetzt nicht zurückschauen, sondern nur voran und auch Carola wurde keine Zeit für melancholische Reminiszenzen gelassen.

Lutz und Felicia riefen an, und so waren sie auch in Gedanken mit ihnen vereint. Franco wollte dann noch mit Jasmin sprechen, aber sie machte es kurz, was Carola zu denken gab.

Es war zu verstehen, daß sie um ihre Jüngste am meisten besorgt war. Jasmin war nicht mehr das unbeschwerte, fröhliche Mädchen, das war auch in der Gesellschaft mit Jens festzustellen. Er war ein wirklich sympathischer junger Mann, aber es war doch zu spüren, daß es zwischen den beiden nicht mehr so zuging wie früher.

Dennoch verlief das Beisammensein harmonisch. Allzu spät wurde es nicht. Nachdem Jens sich verabschiedet hatte, zogen sich Jonas und Carola zurück.

Jasmin trank mit Anemone und Phil noch den Rest Champagner, aber geredet wurde nicht mehr viel, dann hatten sie auch die nötige Bettschwere.

*

In der Villa Magnolia war Kathrin aus tiefstem Schlummer emporgeschreckt, als die ersten Knallkörper krachten. Früh wurde damit angefangen.

Kathrin schaute verwirrt um sich und war völlig irritiert, weil Fabian, noch immer schlafend, neben ihr lag. Momentan wußte sie gar nicht, wo sie war, und wieso Fabian im selben Bett lag. Dann kehrte sie aus tiefen Träumen in die Wirklichkeit zurück und blickte auf ihre Armbanduhr. Es war kurz nach zehn Uhr.

Silvester! Das wäre ja lustig, wenn sie den Jahresbeginn verschlafen hätten.

Sie rüttelte Fabian. »Aufwachen, Schlafmütze«, sagte sie, und wie ein Pfeil schoß er empor und schaute sie auch verwirrt an.

»Wir sind die Richtigen«, lachte sie leise, »bald ist Mitternacht. Eigentlich wollten wir doch ein bißchen feiern.«

»Dazu ist noch Zeit«, murmelte er und zog sie in seine Arme. »Du warst eingeschlafen, Liebes, und dann hat es mich auch erwischt. Aber nun sind wir ja wieder fit.«

»Noch nicht ganz«, lächelte sie. »Die Zeitverschiebung macht mir diesmal sehr zu schaffen.«

Er streichelte ihr Gesicht mit zärtlichen Küssen. »Aber wir sind zusammen, Kätzchen, ich bin glücklich.«

Sie gab ihm rasch einen Kuß und stand dann auf. »Ich muß noch ein bißchen was herrichten«, sagte sie, »die Zeit verrinnt so schnell.« Wieder krachte es draußen.

»Was da wieder in die Luft gepulvert wird«, stellte Fabian fest. »Und Abertausende müssen hungern.«

Und wir können uns das gar nicht vorstellen, wie es ist, nicht einmal das Notwendigste zum Leben zu haben, ging es Kathrin durch den Sinn. Sie waren im Wohlstand aufgewachsen, sie konnten sich alles kaufen, was ihnen gefiel. Sie konnte einen Tisch für zwei Personen reichlich decken, und es war alles vorhanden, um ihre Silvesterfeier festlich zu gestalten.

Wenig später rief Lucia aus Paris an. Sie wollte sich erkundigen, ob alles in Ordnung sei.

»Alles wunderbar, Lucia, wie soll ich dir nur danken?«

»Ihr werdet mich hoffentlich zu eurer Hochzeit einladen. Fabian wird doch bei dir sein, denke

ich.«

»Ja, er ist hier und wir können zusammen das alte Jahr verabschieden. Bist du in netter Gesellschaft?«

»Recht lustig, genießt ihr nur die Tage. Ich komme erst Mitte Januar zurück.«

»Solange können wir nicht bleiben. Ich hoffe nur, daß wir uns in München sehen, Lucia.«

»Das wird zu machen sein. Denkt jetzt mal nicht an Geschäfte. Das Leben ist so kurz. Nach mir wird gerufen, Kathrin. Alles Gute für euch.«

»Für dich auch, Lucia.«

Kathrin legte den Hörer auf und wandte sich um. Fabian lehnte an der Tür.

»Es war Lucia«, sagte Kathrin. »Sie ist ein Schatz.«

»Du sagst es. Sie wartet darauf, daß wir heiraten.«

Er kam langsam auf sie zu und legte seine schmalen, aber kraftvollen Hände um ihre Schultern. »Und wann werden wir heiraten, Kathrin?« fragte er dicht an ihrem Ohr.

»Wenn wir Zeit haben, eine Ehe zu führen.«

»Es liegt doch nur an dir.«

»Nein, nicht nur an mir. Aber wir werden jetzt abschalten und uns seelisch auf den großen Augenblick vorbereiten, das neue Jahr gebührend zu begrüßen.«

Sie standen auf der Dachterrasse, als die Uhr zwölfmal schlug und dann ein vielfältiges Feuerwerk den Nachthimmel erhellte. Ihre Gläser klangen aneinander, ihre Lippen fanden sich in einem langen zärtlichen Kuß. Sie war jetzt die Kathrin, die nur wenige kannten und die meisten nie kennenlernten, eine liebende Frau voll leidenschaftlicher Hingabe.

»Es muß endlich anders werden«, sagte er, als es draußen still wurde und der Morgen schon graute. »Ich hasse diese Zwischenstationen, Kathrin. Ich möchte immer mit dir zusammen sein.«

»Wenn Phil die Mitverantwortung übernimmt, können wir uns arrangieren. Wir dürfen Harry nicht zu viele Rechte einräumen. Aber ich bin jetzt müde, Liebster.«

Und schon fielen ihr die Augen zu. Im matten Schein der Lampe sah er, wie erschöpft sie wirkte. Eine bange Ahnung war in ihm, daß das neue Jahr Probleme bringen würde.

*

Klirrender Frost und ein strahlendblauer Himmel beherrschten Sankt Moritz. Lutz und Felicia waren nach der durchtanzten Nacht ziemlich früh auf den Beinen, während Franco noch im tiefen Schlummer lag.

Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie eng umschlungen ihren Morgenspaziergang machten. Auf die Piste wollten sie erst später gehen, wenn die Sonne wärmer wurde. Felicia hatte Lutz schon eingestanden, daß sie keine besonders gute Skiläuferin war.

»Es ist wichtiger, daß du heil herunterkommst«, meinte er. »Man soll nichts übertreiben.«

»Dad neigt dazu«, sagte sie gedankenvoll. »Es will mir nicht gefallen, daß er soviel trinkt.«

»Das war doch sicher eine Ausnahme, Feli«, sagte Lutz.

»Ich glaube nicht. Bisher habe ich es zwar noch nicht so mitbekommen, aber er geht ja auch oft ohne mich aus. Diese Leute um ihn herum leben so leichtsinnig.«

»Sie haben wohl zuviel Geld, Feli.«

»Oder zuviel Schulden«, lachte sie auf. »Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Sie leben munter drauflos, und es kümmert sie nicht, was danach kommt. Wer weiß, wie Dad mal dasteht, wenn es nicht mehr so läuft wie bisher. Vielleicht bin ich dann ein armes Mädchen.«

»Dann würde ich dich um so lieber nehmen.« Er küßte sie auf die Schläfe. »Du bekommst jedenfalls einen sehr soliden Mann, der mit dem Geld und den Gesetzen umzugehen weiß.«

»Du ahnst nicht, wie beruhigend das für mich ist, Lutz.«

»Ich hoffe nur, daß Jasmin nicht den Boden unter den Füßen verliert.«

»Ach, sie ist doch ganz realistisch. Und schließlich ist sie eine Heidebrink. Ihr habt alle starke Charaktere. Ich bin voller Bewunderung für Mami, wie sie sich gleich wieder nach der Operation zurechtgefunden hat.«

»Sie hat viel Selbstbeherrschung, und es ist gut, daß Jonas an ihrer Seite ist. Wie es in ihrem Innern aussieht, wage ich noch nicht zu beurteilen.«

In Carola hineinschauen konnte allerdings auch Jonas nicht. Es war für sie nicht so einfach, die Gedanken, ob nicht doch etwas nachkommen könnte, abzuschütteln.

Sie hatte viel gelesen über Krebserkrankungen, und sie wußte auch, daß man erst nach fünf Jahren genau sagen konnte, ob die Gefahr restlos gebannt sei.

Sie wollte zuversichtlich sein, aber hin und wieder stieg doch die Angst in ihr empor.

Nun aber waren die Koffer gepackt, und die Reise zur Insel der Hoffnung konnte losgehen.

Sie hatten noch im Familienkreis gefrühstückt, und dann war Dr. Norden gekommen, um Carola noch einmal zu untersuchen. Er konnte ihr die Fahrt zumuten, da sie nicht lang und auch nicht beschwerlich war, denn sie konnten fast immer Autobahn fahren. Jonas hatte einen schweren, sehr bequemen Wagen. Carola wurde in eine warme Decke gehüllt, sie bekamen noch Abschiedsküsse von Anemone und Jasmin, und dann ging es los.

Phil hatte sich schon am vorhergehenden Abend verabschiedet, da er zu wichtigen Besprechungen nach Köln fliegen mußte. Anemone fuhr nach dem Abschied gleich in die Boutique, denn die Inventur stand ins Haus, und damit konnte Margot Köhler allein nicht fertig werden, so sehr sie sich auch bemühte.

Der Alltag hatte sie wieder. Franco wurde auch zurückerwartet. Lutz und Felicia wollten noch bis zum nächsten Wochenende in Sankt Moritz bleiben.

Das Wetter hatte sich einigermaßen gehalten. Es war auch nicht zu kalt, aber als Jonas und Carola auf der Insel ankamen, empfing sie strahlender Sonnenschein und eine so milde Luft, daß Carola gleich ein paarmal tief aufatmete. Es war, als würde gleich eine Last von ihren Schultern fallen, so sehr nahm der Zauber der Insel sie gefangen.

»Insel der Hoffnung«, sagte sie andächtig, als sie von Dr. Johannes Cornelius und seiner Frau Anne herzlich willkommen geheißen wurden.

»Wir sollen herzlich von Dr. Norden und Familie grüßen«, sagte Carola. »Er hat mich heute morgen noch begutachtet.«

»Schön wäre es, wenn die Kinder auch mal wieder kommen würden«, sagte Anne, »aber nun geht ja schon bald wieder die Schule los. Die Tage fliegen nur so dahin.«

»Wem sagen Sie das«, nickte Jonas.

Es war Winterbetrieb, und während der Feiertage waren nur zwei Dutzend Stammgäste auf der Insel geblieben, aber nun würde der Betrieb bald wieder richtig losgehen.

Jonas und Carola konnten eines von den hübschen Häuschen allein bewohnen. Es war der besondere Reiz der Anlage, daß sie mehr wie eine Siedlung wirkte und nur die Verwaltungsgebäude groß waren. Carola war begeistert. So schön hatte sie es sich nicht vorgestellt.

»Hier kann man sich wirklich erholen«, sagte sie.

»Aber bei der Therapie sind wir streng«, erklärte Dr. Cornelius.

»Das hat mir Dr. Norden schon gesagt«, erwiderte Carola, »aber wir möchten doch auch gesund von hier fortgehen.«

Jonas kam um eine gründliche Untersuchung nicht herum, und wenn auch nichts Gravierendes festgestellt werden konnte, so einige Schäden wurden auch bei ihm festgestellt, vor allem was den Bewegungsapparat betraf.

Schon bald konnten sie merken, wie wirkungsvoll die Bewegungstherapie war.

Carola durfte noch nicht schwimmen, was sie sehr bedauerte, aber was immer mit ihr gemacht wurde, es zeigte schon bald Erfolge. Das Essen schmeckte beiden, und so konnten sie nach Hause berichten, daß sie rundherum zufrieden wären. Hannes und Anne Cornelius teilten Daniel und Fee mit, daß ihre Gäste sich wohl fühlten und keinerlei Sorgen bereiteten.

Sie verstanden sich gut, und abends spielten sie öfter zusammen Bridge, was für Anne und Hannes Cornelius auch eine nette Abwechslung war.

Freilich dachten Jonas und Ca­rola auch an die Kinder, aber um sie brauchten sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Anemone hatte auch an diesem Tag wieder erklärt, daß alles in bester Ordnung sei, und auch die Inventur in Carolas Geschäft schon bald beendet wäre.

Es war seltsam und Carola nicht ganz begreiflich, aber das Geschäft war ihr schon ferngerückt. Hatte die Erkrankung und der damit verbundene Schock das bewirkt, daß sie jetzt das Leben genießen wollte, die Jahre, die für sie so kostbar geworden waren? Was nutzte es, daß Jonas immer wieder betonte, daß es noch viele Jahre des gemeinsamen Lebens werden würden, wenn doch dieser große schwarze Schatten immer wieder über sie fiel und sie mahnte, wie plötzlich und völlig unerwartet etwas geschehen konnte, das alles Glück zunichte machte.

Aber solche Gedanken schwanden wieder, und sie freute sich an den vielen kleinen Dingen in diesen schönen Tagen, die ihr Freude bereiteten, und an der unendlichen Liebe, in die Jonas sie einhüllte.

*

Franco hatte Jasmin angerufen und sie zu sich bestellt.

»Jetzt geht es richtig los«, sagte sie frohgemut zu Anemone. »Bald beginnen die Dreharbeiten. Tut mir leid, daß ich dich allein lassen muß, Mone.«

»Macht doch nichts, ich lasse es mir gutgehen.«

»Phil wird ja sicher anrufen. Ich hätte nie gedacht, daß so ein Typ so anhänglich sein kann.«

Anemone mußte lachen. »Das traut man ihm wohl nicht zu?«

»Na ja, aber du bist ja auch was Besonderes. Tschüs denn.«

Als das Telefon läutete, meinte Anemone natürlich, daß es Phil wäre, weil sie so intensiv an ihn dachte, aber es war eine dunkle Frauenstimme, die an ihr Ohr tönte.

»Ich bin Kathrin Steiner, mein Bruder teilte mir mit, daß er unter dieser Nummer möglicherweise zu erreichen sei, wenn er nicht in seiner Wohnung ist.«

»Phil ist in Köln, Sie sprechen mit Anemone Heidebrink.«

»Das freut mich, störe ich sehr?«

»Überhaupt nicht. Phil wird vielleicht noch anrufen.«

»Würden Sie ihm dann bitte sagen, daß ich jetzt noch in Rom bin und morgen nach München komme? Es wäre wichtig, daß ich ihn bald erreiche.«

»Ich bestelle es gern. Ich hoffe, daß wir uns dann kennenlernen, Kathrin.«

»Es würde mich freuen. Auf bald, Anemone.«

Die Stimme klang warm und dunkel, aber auch reserviert. Sie ist schwierig, hatte Phil gesagt, aber das war er ja auch. Anemone konnte es nicht leugnen, sie war sehr gespannt darauf, Kathrin Steiner kennenzulernen.

So erging es aber auch umgekehrt Kathrin. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß es in Phils Leben eine Frau gab, die eine Sonderstellung einnahm, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie diese Frau beschaffen war.

»Warum bist du so nachdenklich, Kathrin?« fragte Fabian.

»Ich habe gerade mit Phils Freundin gesprochen. Ich versuche, sie mir vorzustellen.«

Er lächelte. »Du wirst sie doch hoffentlich kennenlernen.«

»Kannst du dir vorstellen, daß Phil mal heiratet und vielleicht auch Vater wird?«

»Warum nicht? Ich konnte mir ja auch nicht vorstellen, daß ich mal heiraten werde und Vater werden möchte.«

Ihre Augen verdunkelten sich. »Und wenn ich nun keine Kinder bekommen kann, Fabian?«

»Dann werden wir auch so glücklich werden. Es muß ja nicht sein.«

»Aber dann braucht man auch nicht zu heiraten. Es ist doch im Grunde nur eine Formsache. Lieben kann man sich auch ohne Trauschein.«

»Das ist sicher, aber ich muß sagen, daß ich diesbezüglich doch ein bißchen altmodisch bin. Ich möchte, daß meine Frau auch meinen Namen trägt, oder gefällt dir der Name Rombach nicht?«

»Es geht doch nicht um Namen, sondern allein um Gefühle und den Willen, das Leben mit einem anderen Menschen teilen zu wollen. Wir beide sind doch im Grunde genommen Einzelgänger.«

Er schüttelte verwundert den Kopf. »Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht, Kathrin. Was hast du nur für Bedenken?«

Sie wandte sich ab. »Vielleicht lebe ich nicht lange«, sagte sie heiser.

Fabian war maßlos erschrocken und völlig fassungslos. »Wie kannst du nur so etwas sagen, Liebes?«

»Ich glaube, jemand versucht, mich umzubringen. Nun weißt du es.«

»Um Himmels willen, erkläre mir das bitte genauer! Du mußt doch dafür Beweise haben.«

»Nicht eigentlich Beweise, aber zweimal hat mir schon jemand etwas in Getränke geschüttet. Es war immer in einer größeren Gesellschaft, und ich kann unmöglich jemanden direkt beschuldigen. Beide Male war ich Stunden bewußtlos, aber der Arzt meinte, ich hätte verschiedene Tabletten geschluckt, die sich nicht miteinander vertragen. Einmal war bei mir eingebrochen worden, aber der Verwalter überraschte den Täter, der jedoch unerkannt entkommen konnte. Es wurde nichts gestohlen. Er muß etwas gesucht haben, wurde dann aber gestört. Und zuletzt waren meine Bremsen defekt. Ich hatte Glück, weil ich in einen Strohhaufen fahren konnte. Und nun denkst du, ich spinne.«

»Nein, um Gottes willen, ich bin entsetzt. Hast du die Polizei eingeschaltet?«

»Die lachen mich ja aus. Ich habe wirklich keinen handfesten Beweis. Aber ich muß gestehen, daß meine Nerven strapaziert sind.«

»Einen Verdacht hast du auch nicht?«

»Ich habe einen, aber dann wird man mich erst recht für hysterisch halten.«

»Ich wäre wohl der Letzte, der dich so einschätzen würde, Kathrin«, erwiderte er ernst. »Bitte, sag mir alles.«

»Tanja, Tanja Dreiken«, sagte Kathrin heiser. »Sie war immer anwesend, wenn so etwas passierte. Ich will nicht sagen, daß sie persönlich etwas getan hat, aber ich spüre es, daß die Gefahr von ihr ausgeht.«

»Du hast sicher einen Grund dafür, Kathrin.«

»Er heißt Derek Morgan und ist schon eine ganze Zeit hinter mir her. Auf die sanfte, liebenswürdige Tour. Aber ich hatte dabei gleich ein ganz merkwürdiges Gefühl. Mir

gefallen seine Augen und Ohren nicht, ansonsten sieht er blendend aus.«

Momentan war Fabian doch leicht konsterniert. »Seine Ohren?« wiederholte er verblüfft.

»Es sind häßliche Ohren mit ganz eingewachsenen Ohrläppchen. Ich habe so ein schlaues Buch, in dem Beispiele angegeben sind, was gewisse Formen bedeuten können. Psychologen und Psychiater ziehen daraus Rückschlüsse auf die Charaktere. Solche Ohren lassen auf kriminelle und abartige Veranlagung schließen.«

»Lieber Gott, was habe ich für Ohren?« fragte er erschrocken.

»Ein bißchen abstehend, aber wunderschön«, erwiderte Kathrin, nun doch wieder zu einem Lächeln bereit.

»Und was stellst du sonst noch an mir fest?«

»Mein Schatz, ich habe dich schon genauestens betrachtet, und wir wären längst nicht mehr zusammen, wenn ich negative Erkenntnisse gesammelt hätte.«

Er nahm sie in die Arme und küßte sie. »Der Gedanke, daß dir jemand schaden will, macht mich verrückt, Kathrin. Ich werde dich nicht mehr aus den Augen lassen.«

Sie blickte schweigend zum Fenster hinaus. »Vielleicht will man mich nur erschrecken, mir Angst einjagen, damit ich mich aus der Firma zurückziehe.«

Fabian runzelte die Stirn. »Und welche Rolle spielt dieser Morgan dabei?«

»Er macht mit Harry dubiose Geschäfte. Ich bin nur noch nicht dahintergekommen, um was es sich handelt. Ich habe immer einen engen Kontakt zu Harry gemieden, seit er unser Verhältnis etwas zu intim gestalten wollte.«

»Und das erfahre ich auch so nebenbei«, beschwerte sich Fabian.

»Warum sollte ich dich damit aufregen! Ich kenne dich doch. Ich kann mich gut meiner Haut wehren, wenn ich direkt belästigt werde. Aber es geht jetzt hintenrum, auch mit anonymen Briefen und Anrufen.«

»Zum Teufel, da gehört doch die Polizei eingeschaltet!«

»Diesbezüglich habe ich das auch getan, aber es wurde nichts, aber auch gar nichts erreicht.«

»Jedenfalls wirst du nicht nach Australien zurückgehen.«

»Das habe ich auch nicht vor, aber in Frankfurt sitzt Harry, und München ist nicht weit. Wir können aber nicht zulassen, daß er unseren guten Namen ruiniert.«

»Du solltest es mir überlassen, da nachzuforschen.«

»Damit du in Gefahr gerätst? Nein. Ich werde mit Phil sprechen. Er kennt sich aus, wie krumme Dinger gedreht werden. Er ist lange genug in der Forschung tätig. Und er hat beste Beziehungen. Und wenn er noch im Hintergrund bleibt, wird niemand von unseren Widersachern vermuten, daß er sich für die Firma interessiert.«

»Das hat er doch auch nicht.«

»Bisher nicht, aber er scheint jetzt anderer Meinung geworden zu sein. Er hat sich mit Harry

nie verstanden.«

Kathrins Blick schweifte wieder in die Ferne.

Fabian betrachtete sie besorgt. Es versetzte ihn in Angst, daß man Kathrin nach dem Leben trachten könnte. Daß Tanja gefährlich war, wußte er. Raffiniert war sie auch, aber doch nicht intelligent genug, um es diesbezüglich mit Kathrin aufnehmen zu können. Also mußte sie es aus dem Hinterhalt versuchen, wenn sie Kathrin schaden wollte. Es war allerdings ein beklemmender Gedanke.

»Laß uns von was anderem reden«, bat Kathrin, als sie seine düstere Miene bemerkte. »Ich packe jetzt den Koffer. Morgen müssen wir früh am Airport sein.«

»Ich werde in München bleiben«, erklärte er entschlossen.

»Aber du hast doch auch zu tun, Fabian.«

»Das kann ich auch von München aus. Es gibt ja Telefon und Telex.«

Sie fühlte, wie besorgt er um sie war. Es gab ihr Kraft und Mut. Aber sie wollte nicht, daß er ihretwegen wichtige Verhandlungen verschob, und das sagte sie ihm auch.

»Ich will auch mit Phil sprechen. Wir müssen uns eine neue Strategie ausdenken, um Harry auf die Schliche zu kommen«, erklärte er. »Wenn es um illegale Geschäfte geht, kann es auch für uns unangenehm werden.«

Sie mußte ihm recht geben. Sie machte sich schon lange Gedanken, was Harry Zellermayer eigentlich im Schilde führte. Es mußte noch jemand da mit drinnen stekken, denn er war eigentlich nicht clever genug, um allein weitreichende Entschlüsse zu fassen, aber es mußte etwas sein, was das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hatte.

*

»Diese verdammte Drogenmafia«, stöhnte Daniel Norden, als er mit seiner Frau Fee eigentlich einen geruhsamen Abend genießen wollte. Sie hatten den Fernseher eingeschaltet, um Nachrichten zu hören und dann noch eine aktuelle Sendung anzuschauen, die sie interessierte, da es dabei auch um Ärzte und Medikamente ging.

»Was nutzt es, wenn wir uns aufregen«, meinte Fee, »drei werden geschnappt, dreißig andere sind da. Es ist unglaublich, wie viele Millionen da umgesetzt werden. Wir müssen mal wieder ein ernstes Gespräch mit den Kindern führen. Diese Gangster fangen ja jetzt schon Handel mit den Kleinen an. Benny Troeger haben sie neulich am Bahnhof aufgelesen.«

»Davon weiß ich ja noch gar nichts! Guter Gott, wohin soll das führen? Und da kann man doch wirklich nicht den Eltern Schuld zuweisen.«

»So was kann eine ganze Familie kaputtmachen«, sagte Fee. »Frau Merkel sagte, daß es schon einen riesigen Ehekrach bei den Troegers gegeben hat, weil er seiner Frau vorwirft, daß sie zu nachsichtig mit dem Jungen gewesen sei.«

Nun aber kam die Sendung, die sie interessierte, und da wurden sie ganz aufmerksam, denn sie hörten und sahen, wie viele süchtig machende Medikamente von Ärzten verschrieben worden waren. Da waren sogar Daniel und Fee fassungslos.

»Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Daniel, als gezeigt wurde, was eine einzige Patientin an solchen Medikamenten auf ärztliches Rezept bekommen hatte. Einen Handel hätte sie damit aufmachen können, meinte Daniel.

»Vielleicht hat sie das auch«, sagte Fee nachdenklich. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das alles selbst geschluckt hat.«

»Es ist tatsächlich unvorstellbar, aber ebenso unvorstellbar ist es auch, daß Ärzte sich dazu bereitfinden, diese Sachen en masse zu verschreiben. Es ist gewissenlos. Solchen Ärzten gehört die Approbation entzogen.«

Natürlich war es für gewissenhafte Ärzte nicht einfach, daß es eben auch unter ihnen schwarze Schafe gab.

Nach einem kurzen Schweigen sagte Daniel: »Übrigens habe ich gehört, daß Schindler total heruntergekommen sein soll.«

»Wundert dich das?« fragte Fee. »Es ist doch auch nicht zu verstehen. Er war ein guter Arzt, bis er zu Drogen griff.«

»Eheprobleme und Arbeitsüberlastung…«

»Ach was«, fiel ihm Fee ins Wort, »das schafft man nicht mit Drogen und Alkohol aus der Welt. Mir fehlt das Verständnis dafür, daß sich intelligente Menschen so schnell aufgeben. Die Probleme werden nicht geringer, wenn man sich betäubt. Und was ist nun? Schindler hat seine Praxis verloren, hat kein Geld mehr, keine Frau und macht an­dere verantwortlich anstatt sich selbst.«

»Bei ihm mag es ja zutreffen, Fee, aber manchmal gibt es wirklich ausweglose Situationen, an denen die Menschen zerbrechen. Gewiß kommt es immer auf die Mentalität des Einzelnen an, aber nicht alle sind stark genug, sich selbst am Kragen zu packen und wieder emporzuziehen. Es ist wie ein Strudel, der nur nach unten drückt.«

»Nun, vielleicht hat auch er zu jenen gehört, die leichtfertig Rezepte geschrieben haben«, meinte Fee.

Daniel warf ihr einen Seitenblick zu. »So kenne ich dich gar nicht, mein Schatz«, stellte er fest.

»Mich macht es narrisch, daß es solche Ärzte gibt. Man sollte weniger auf den Numerus clausus schauen und mehr auf die charakterliche Qualifikation.«

»Schätzchen, wie soll man diese denn anstellen? Wie soll man wissen, ob ein Mensch so bleibt, wie er war, Schindler ist doch ein Beweis, wie sehr sich ein Mensch verändern kann.«

»Hast ja recht, mir ist der Gaul durchgegangen. Diese Sendung hat mich sehr nachdenklich gemacht.«

»Mich auch, Fee, aber was können wir schon ändern?«

»Das ist ja das Schlimme, daß wir erst aufhorchen, wenn sich etwas schon zum Skandal ausweitet.«

»Wir haben ja auch ein bißchen mehr zu denken«, meinte er begütigend.

»Allerdings. Am ersten Februar ziehen wir um.«

Er seufzte schwer. »Da haben wir allerdings genug zu tun.«

»Und du wirst am wenigsten davon merken«, lächelte Fee.

*

Es war schon elf Uhr vorbei, als Phil anrief. Anemone war vor dem Fernseher schon beinahe eingeschlafen. Verwirrt griff sie nach dem Hörer und meldete sich schläfrig.

»Tut mir so leid, daß es so spät geworden ist, Liebling«, sagte Phil, »aber ich habe eine interessante Bekanntschaft gemacht, und da verging die Zeit wie im Fluge.«

»Ist sie so hübsch?« fragte Anemone.

»Jetzt hör aber auf, als ob ich für eine andere Frau Interesse hätte. Es ist ein Japaner, der zufällig Harry kennt. Da habe ich etwas erfahren, was sehr wichtig für uns sein könnte.«

Anemone wußte noch zu wenig von den Geschäften der Firmengruppe Steiner und Zellermayer, als daß sie besonderes Interesse gezeigt­ hätte, und sie war auch mü­de.

»Deine Schwester hat angerufen, sie kommt morgen nach München und muß dich ganz dringend sprechen.«

»Wie war sie denn so?« fragte er.

»Sachlich. Sie hat eine angenehme Stimme. Jedenfalls weiß sie, daß es mich gibt.«

»Ich komme morgen mit der ersten Maschine, Kätzchen. Kannst du mich abholen?«

»Mache ich.«

»Fein, von wo hat Kathrin angerufen? Hat sie es gesagt?«

»Ja, sie ist in Rom.«

»In Rom«, staunte er. »Aber sie ist ja immer für eine Überraschung gut. Bis morgen, mein Schatz, und schlaf schön.«

»Müde genug bin ich.«

»Ist sonst alles okay?«

»Keine Klagen.«

Anemone legte den Hörer auf, und da hörte sie, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Jasmin kam, das war für Anemone doch ein Grund, noch aufzubleiben, aber sie war erschrocken, als sie Jasmin sah. Sie war blaß und wirkte verstört.

»Hallo, was ist denn?« fragte Anemone bestürzt.

»Was soll sein, ich bin müde. Es war anstrengend.« Es klang gepreßt und auch ein bißchen aggressiv.

»Dann gute Nacht«, sagte Anemone, aber sie machte sich dann noch einige Zeit Gedanken über die Jüngere und konnte nicht gleich einschlafen, so müde sie auch war.

Am nächsten Morgen schlief Jasmin noch, als Anemone das Haus verließ. Sie legte einen Zettel auf den Küchentisch neben die Kaffeekanne.

Hole Phil vom Flughafen ab. Hinterlaß bitte Nachricht, wenn Du abends zum Essen nach Hause kommst.

Anemone.

Irgend etwas war Anemone aufgefallen, als sie fortfuhr, aber sie kam erst unterwegs darauf. Jasmin war am Morgen mit Carolas Wagen weggefahren, aber der stand jetzt nicht in der Garage oder auf der Straße, oder hatte sie sich getäuscht?

Sie war ja mit ihren Gedanken schon bei Phil gewesen, und nun mußte sie sich auf den Verkehr konzentrieren.

Vielleicht wurde sie heimge­bracht und hat den Wagen beim Studio stehenlassen, ging es ihr aber doch durch den Sinn. Nun, Jasmin würde es schon erklären.

Sie war rechtzeitig am Flughafen, kaufte sich noch eine Zeitung und fand in der Klatschspalte ein Foto von Franco Calderon mit Lu Markoff. Sie konnte lesen, daß Markoff einen Vertrag in Amerika unterschrieben und sich von Calderon getrennt hätte, der seiner Neuentdeckung Jasmin Brink eine große Karriere voraussage. Dazu die anzügliche Bemerkung, daß er wohl auch sein Herz neu entdeckt hätte.

Anemones Augen wurden schmal. Sie gab sonst zwar gar nichts auf solchen Tratsch, aber diesmal ging es um ihre Schwester, und sie dachte auch daran, wie es wohl Carola auffassen würde, wenn sie das las.

Erschrocken fuhr sie zusammen, als die Passagiere schon in die Ankunftshalle strömten. Die Maschine aus Köln war gelandet. Als sie auf die Tafel blickte, sah sie, daß auch die Maschine aus Rom bereits in einer halben Stunde landen würde.

Nun sah sie schon Phil kommen, der die meisten überragte. Er war wieder da, und das wirkte unendlich beruhigend auf sie. Wie weggeblasen waren momentan alle trüben Gedanken. Sie umarmten und küßten sich.

»Wie habe ich dich vermißt«, sagte er.

»Ich dich auch. Die Maschine aus Rom kommt auch bald.«

»Ob Kathrin so früh kommt?« überlegte er.

»Wir könnten ja warten.«

»Wenn du meinst, aber da du bei mir bist, ist ja alles in Ordnung, und wir können uns auch hier unterhalten.«

Sie gingen ins Restaurant und bestellten Kaffee. Anemone legte die Zeitung auf den Tisch und tippte auf Calderons Foto.

»Sieht recht flott aus«, stellte Phil fest.

»Lies weiter!«

Er tat es und sah sie dann an. »Findest du was dabei? Ist doch alles nur Publicity.«

»Als sie gestern abend heimkam, sah sie zum Fürchten aus«, erklärte Anemone.

»Denk doch nicht gleich was Schlimmes, Liebes. Ich möchte dir erzählen, was ich von Akito erfahren habe. Ich sagte doch, daß ich einen Japaner kennenlernte. Ein hochinteressanter Mann. Bekannter Manager eines Automobilkonzerns. Harry genießt einen zwielichtigen Ruf. Man munkelt von Schwarzmarktgeschäften, vielleicht sogar Waffenschmuggel.«

»Liebe Güte, mit eurer Firma?«

»Nun, direkt werden wir damit nicht in Verbindung gebracht werden, aber es ist immerhin fatal, da er unser Teilhaber ist. Ich bin gespannt, ob Kathrin auch schon Hinweise bekommen hat. Was mag sie in Rom gemacht haben? Lucia ist doch in Paris.«

»Wer ist Lucia?« fragte Anemone eifersüchtig.

»Eine alte Freundin von uns. Sie besitzt ein dickes Aktienpaket und ist schwerreich.«

Anemone sah ihn von unten herauf an. Er lachte leise. »Sie ist Mitte vierzig und nicht scharf auf jüngere Männer. Du wirst sie auch mal kennenlernen, eine geistreiche Frau, und sehr gebildet.«

Von Fabian Rombach hatte er noch nicht gesprochen, und er war mehr als überrascht, als er diesen dann gewahrte, als das Flugzeug aus Rom gelandet war. Kathrin sah es erst später.

»So eine Überraschung«, raunte Phil Anemone zu. »Kathrin kommt nicht allein.«

Die Überraschung war bei Kathrin aber noch größer, als ihr Bruder sie stürmisch umarmte.

»Wieso, woher wußtest du, wann ich komme?« stammelte sie. »Ich dachte, du bist in Köln.«

»Bin auch gerade erst angekommen. Anemone sagte mir gestern abend, daß du mich dringend sprechen willst, und da bin ich natürlich gleich mit der Morgenmaschine gekommen. Und das ist Anemone.«

Sie sahen sich an, lächelten und gaben sich die Hände. »Es freut mich«, sagte Kathrin. »Und ich darf Fabian Rombach vorstellen.«

Phil hatte ihm schon gesagt, daß er mit ihm nicht gerechnet hätte. Fabian lächelte hintergründig und vielsagend.

»Es gibt tatsächlich viel zu besprechen«, erklärte er. »Wohin fahren wir?«

»Vielleicht zu uns«, schlug Anemone vor.

»Wenn Jasmin zu Hause ist, können wir bei mir ungestörter reden«, sagte Phil. »Es wird auch Zeit, daß ich mal nach meiner Wohnung sehe. Kathrin wird ja sicher einige Zeit bleiben.«

»Ich auch«, warf Fabian ein.

»Das ist ja wunderbar, dann lernen wir uns richtig kennen«, meinte Phil. »Ich meine, ihr euch, wir kennen uns ja schon.«

Auf der Fahrt zu seiner Wohnung erzählte er, wer alles zu Anemone gehörte, und sie erfuhr, daß Fabian Rombach der Werbemanager der Zellermayer-Steiner-Gruppe sei.

»Eigentlich nur der Steiner-Gruppe«, sagte Fabian. »Es scheint von Vorteil, daß die Produkte doch getrennt sind.«

»Wie meinst du das?« fragte Phil.

»Du wirst es genau erfahren. Hat Anemone eine Ahnung von unseren Waren?« Mit den Nachnamen hielten sie sich gar nicht erst auf. Es herrschte auch schon eine recht vertraute Atmosphäre, als sie dann in Phils Wohnung waren. Gelüftet war schnell, die Luft war kalt und klar, die hereinströmte. Getränke waren auch noch vorhanden, und Anemone erklärte sich bereit, etwas zum Essen zu holen. Sie kannte sich ja in der Gegend schon aus.

Während dieser Zeit hatte Phil Gelegenheit, Kathrin und Fabian kurz zu informieren, was sich in den letzten Wochen in seinem Privatleben getan hatte und er nun vorhatte.

»Es kann mir nur willkommen sein, wenn du endlich in der Firma mitmischst«, sagte Kathrin. »Du scheinst es ja ernst zu nehmen mit Anemone, aber da ich sie nun kennengelernt habe, kann ich dich verstehen.«

»Das freut mich, und wie seid ihr beide plötzlich zusammengekommen?«

»So plötzlich ist das nun auch wieder nicht«, erwiderte Fabian. »Wir haben uns in Rom getroffen, schon vor ein paar Tagen.«

»Hört, hört«, sagte Phil anzüglich. »Große Heimlichkeiten?«

»Ich mußte erst mit Fabian reden«, erklärte Kathrin. »Ich war ziemlich fertig. Du erfährst alle Einzelheiten, aber ich denke, Anemone sollte auch gleich mithören, denn schließlich bilden wir ja jetzt ein Team.«

»Sie ist auch sehr geschäftstüchtig«, stellte Phil fest. Und Anemone sollte auch bald beweisen, wie clever sie war. Zuerst hatte sie nur zugehört, wie Kathrin von ihren Vermutungen und Befürchtungen erzählte und Phil dann von seinem Gespräch mit Akito.

»Wir müßten jemanden einschleusen können, dem Harry nicht mißtraut«, sagte Fabian nachdenklich, »ein unbekanntes Gesicht, aber eine Person, die geistesgegenwärtig ist, schnell schaltet und sich nicht täuschen läßt.«

»Am besten eine Frau. Harry wird da mitteilsamer.« Kathrin sagte es bedächtig.

»Wie wäre es mit mir?« sagte Anemone.

»Du?« Phil schüttelte den Kopf. »Nein, das kommt nicht in Frage. Außerdem hast du doch deinen Job.«

»Ich habe doch wegen Mami gekündigt, und im Geschäft werde ich nicht gebraucht, weil Frau Köhler den Laden auch allein macht. Ich will ja keine Dauerstellung und werde schon dafür sorgen, daß ich nur ein paar Wochen bleibe, aber in dieser Zeit kann man viel erfahren.«

»Ich werde dich doch nicht solchen Gefahren aussetzen«, widersprach Phil heftig.

»Von einer Sekretärin geht doch keine Gefahr aus. Ich mache auf ganz naiv, aber ich gebe bestimmt eine gute Sekretärin ab. Kathrin ist erkrankt, muß sich erholen, und hat mich vorher noch eingestellt. Versuchen können wir es doch mal. Dann können wir wenigstens herausfinden, ob auch in eurer Abteilung schwarze Schafe sitzen.«

»Wirklich ganz schön clever«, sagte Kathrin, aber es klang anerkennend. »Es kann dich doch niemand mit Phil in Zusammenhang bringen?«

»I wo, niemand hat eine Ahnung von uns«, warf Phil ein. »Ich werde mich dann ein paar Tage später blicken lassen und ein bißchen mit Anemone herumstreiten, damit gar kein Mißtrauen aufkommen kann. Aber du müßtest dann nach Frankfurt, Mone.«

»Solange es nicht Australien ist«, meinte sie verschmitzt.

»Nur ein paar Tage, dann würde ich dafür sorgen, daß du ins Münchener Büro versetzt wirst.«

»Und du willst in Frankfurt bleiben? Das kommt nicht in Frage.«

»Wir werden uns schon einig werden«, lenkte Kathrin ein. »Das muß alles genau durchdacht werden. Fabian wird das Gerücht in die Welt setzen, daß ich schwer erkrankt bin. Man soll zwar den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich fühle mich wirklich nicht gut.«

»Man sieht es dir an«, stellte Phil fest.

»Dann wird sich Tanja wahrscheinlich gleich an Fabian heranmachen, und wir sind einen großen Schritt weiter, wenn er sich zugänglich zeigt.«

»Es wird mir nicht leichtfallen, aber um der Sache willen werde ich es versuchen.« Fabian starrte nachdenklich vor sich hin. »Es wird mich jedenfalls beruhigen, wenn du nicht mehr in Gefahr bist.« Er legte seinen Arm um Kathrin, und sie ließ es sich gefallen, obwohl sie sonst Vertraulichkeiten in Gegenwart anderer nicht mochte.

»Wann hat das eigentlich angefangen, Katharina?« fragte Phil.

»Im Oktober. Eigentlich wollte ich ja nicht so lange in Sydney bleiben, aber dann merkte ich, daß mit den Überseegeschäften und den Lieferungen nach Vorderasien manches nicht stimmte. Sie haben wohl Anstoß genommen, daß ich meine Nase in alles hineinsteckte. Harry war nur eine Woche da, aber dann erschien Tanja und dieser Derek Morgan, der mir dann ständig auf den Fersen war, persönliches Interesse vortäuschend.«

»Er muß es ja nicht nur vorgetäuscht haben«, meinte Phil.

»Mir war das alles suspekt«, erklärte Kathrin, »in mancher Hinsicht auch plump, und dann diese gesundheitsschädigenden Zwischenfälle. Ich habe nie irgendwelche Tabletten genommen. Ich brauchte auch keine zu nehmen. Beim ersten Mal dachte ich an eine Lebensmittelvergiftung, beim zweiten Mal dachte ich schon anders. Dann der Einbruch und die versagenden Bremsen. Ein bißchen viel an dummen Zufällen.«

»Allerdings«, sagte Phil düster, »ich möchte wirklich nicht, daß Mone Ähnliches widerfährt.«

»Ach was, ich bin doch keine Firmeninhaberin, die gefährlich erscheint«, winkte Anemone ab. »Und nach mir kann man sich sogar bei meiner früheren Firma erkundigen. Da könnte man höchstens erbost sein, daß ich anderswo eine Stellung angenommen habe, aber wahrscheinlich wird man sich wegen einer kleinen Angestellten nicht viel Mühe machen.«

»Du darfst es nicht zu locker nehmen, Anemone«, sagte Kathrin. »Freilich es ist für uns gut, wenn das jemand übernimmt, der zu uns gehört, als ein Außenstehender, von dem man nicht weiß, ob er sich nicht bestechen läßt und überläuft, aber ich möchte auch nicht, daß du Schwierigkeiten bekommst.«

»Keine Sorge, ich kenne alle Tücken, auch wenn eure Firma nichts mit Kinderkleidung zu tun hat.«

»Aber diesen Job willst du nicht aufgeben?« fragte Kathrin.

»Keinesfalls. Kinderkleidung ist teuer, und schließlich wollen wir auch mal selber Kinder haben, da können wir dann manches sparen«, sagte Anemone mit einem vielsagenden Lächeln.

»Und wir könnten davon auch profitieren«, warf Fabian ein.

»Ich bin jedenfalls dafür, daß Phil und ich die Firma leiten, wenn alles geklärt ist, und die Damen sich dann mehr ihren Hobbies widmen.«

»Welches Hobby hast du, Kathrin?« fragte Anemone.

»Ich entwerfe Möbel, aber nur für den eigenen Gebrauch. Praktische Möbel, weil es mich ärgert, wenn man in den modernen Dingern nichts unterbringt.«

»Und ich muß sagen, daß sie gute Ideen hat«, stellte Fabian fest. »Man findet nur niemanden, der das auch herstellt.«

»Wie wäre es, wenn wir von Maschinen auf Möbel umsteigen?« fragte Phil.

»Ich bin gespannt, was für Ideen du daherbringst, wenn du erst mal in der Firma bist«, scherzte Kathrin, aber sie konnte jetzt wenigstens wieder lachen, und ihr Gesicht hatte etwas Farbe bekommen.

Dennoch hielt es Anemone für angebracht, daß sie sich einmal gründlich untersuchen lassen sollte.

»Ich habe eine Aversion gegen Ärzte«, erklärte Kathrin.

»Gegen unseren Dr. Norden wirst du bestimmt keine haben. Ich werde dich zu ihm bringen«, sagte Anemone.

Die beiden Männer staunten, wie gut es zwischen den beiden funktionierte. Zwei junge Frauen, die ihren eigenen Kopf hatten, die gar nicht leicht zu überzeugen waren und immer ein bißchen auf Distanz, verstanden sich auf Anhieb. Aber sie waren sich tatsächlich in mancherlei Hinsicht ähnlich, sie wollten auch in der Beziehung zu ihren Partnern ihre Unabhängigkeit bewahren, ohne die Emanze herauskehren zu wollen.

Sie hatten beide Glück, die richtigen Partner gefunden zu haben. »So schnell haben wir noch nie Freundschaft geschlossen«, sagte Fabian zu Anemone.

»Ich habe es mir auch schwieriger vorgestellt, nachdem, was Phil mir von Kathrin erzählte«, erklärte Anemone lächelnd.

»Hat er wieder mal recht gelästert?« fragte Kathrin spöttisch.

»Nein, er sagte nur, daß du schwierig bist, aber so schlimm ist es nicht.«

»Es kommt immer darauf an, mit wem man es zu tun hat. Ich bin sehr erfreut, daß mein Bruder einen so guten Geschmack bewiesen hat.«

»War das nicht immer so?« fragte Anemone sofort.

»Ich kann mich nicht erinnern, einmal eine Frau an seiner Seite gesehen zu haben, abgesehen von ein paar Festivitäten, wo er nicht umhin konnte. Er liebte nur seine Flugzeuge, und wahrscheinlich hatte er da so viel Erfolg, weil er sie so gut behandelt hat.« Kathrin warf Phil einen verschmitzten Blick zu, und er drohte ihr scherzhaft mit erhobenem Finger.

Dann wurde noch eine Flasche Sekt geleert, aber Anemone hielt sich zurück und erklärte es damit, daß sie noch ans Steuer müsse. Von dem Baby wurde nicht geredet, darüber waren sich Phil und Anemone einig.

Es war abgemacht, daß Kathrin und Fabian in Phils Wohnung bleiben würden, Phil hatte ja bereits sein Zimmer im Heidebrinkschen Haus.

Anemone wollte heimfahren, um nach Jasmin zu sehen, um die sie sich doch Sorgen machte. Phil wollte noch einiges mit Kathrin und Fabian besprechen und dann später nachkommen.

»Ihr könntet dann doch zum Abendessen zu uns kommen«, schlug Anemone vor.

»Wenn es dir nicht zuviel Mühe macht«, sagte Kathrin.

»I wo, ich bin zwar nicht so perfekt wie unsere Mami, aber gelernt habe ich diesbezüglich schon einiges.«

»Sie kocht phantastisch«, wurde sie von Phil gelobt.

»Da bist du mir weit voraus«, gab Kathrin zu. »Es ist schön, daß wir uns verstehen, Mone. Ich bin durch die Ereignisse sehr mißtrauisch geworden, und da wird man leicht ungerecht. Aber Aufrichtigkeit weiß ich zu schätzen.«