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Eine Liebeserklärung an das allerbeste Getränk der Welt Wasser, Hefe, Hopfen, Malz – so simpel wie genial sind die vier Grundzutaten, aus denen seit Jahrtausenden das allerbeste Getränk der Welt gebraut wird. Und ganz egal ob Pils, Altbier, Helles, Hefeweizen, Kölsch, Export, Lager, Craft Beer oder Doppelbock: Bier fördert die Lust bei Frauen, hat halb so viele Kalorien wie Orangensaft, ist gut für die Haut, schützt vor Diabetes und Nierensteinen, senkt Bluthochdruck und wirkt sich sogar positiv auf das Gehör aus. Was aber noch viel wichtiger ist: Es schmeckt so verdammt gut! Kein Wunder, dass rein statistisch gesehen jeder Deutsche 107 Liter davon pro Jahr trinkt. 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot (1516), über 1000 Brauereien und 5000 Biersorten: Theoretisch könnten wir 13,5 Jahre lang jeden Abend ein anderes deutsches Bier trinken. In ein ›Ein Bier. Ein Buch‹ versammelt Bestsellerautor Andreas Hock (›Von nix kommt nix‹, ›Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?‹) die erstaunlichsten Fakten, die kuriosesten Anekdoten, die verrücktesten Rekorde und die berühmtesten Trinker. Ein Buch, das Durst auf mehr macht! •Tomatenbier, Bier aus Spucke, Bier mit 55 Prozent Alkohol und andere irre Sorten •Was Martin Luther, Ernest Hemingway und Franz Josef Strauß verbindet •Warum ein kleines Dorf in Franken die Welthauptstadt des Bieres ist •Wie ein Mann sagenhafte 34 Bier in einer Stunde trinken konnte und nüchtern blieb •Wo man als Bier-Liebhaber einmal im Leben gewesen sein muss •Die bierigen Geheimnisse von Hofbräuhaus und Oktoberfest Lesegenuss pur und jede Menge süffiger Stoff für spannende Stammtischrunden, gesellige Grillabende, notorische Kneipentrinker, kreative Selberbrauer und fröhliche Vatertagsausflüge.
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Seitenzahl: 252
Andreas Hock
Ein Bier. Ein Buch.
FISCHER E-Books
Was soll man lange drum herumreden: Bier ist einfach spitze! Bier fördert die Lust bei Frauen, hat halb so viele Kalorien wie Orangensaft und immer noch weniger als fettarme Milch, ist gut für Herz und Haut, schützt vor Diabetes und Nierensteinen, senkt Bluthochdruck und wirkt sich sogar positiv auf das Gehör aus. Ja, es kann sogar beim Abnehmen helfen. Was aber noch viel wichtiger ist: Es schmeckt so verdammt gut. Kein Wunder, dass rein statistisch gesehen jeder Deutsche 107 Liter davon pro Jahr trinkt. Das ist schon mal nicht schlecht, aber es sind immer noch 30 Liter weniger, als sich zum Beispiel die Tschechen gönnen. Wir haben noch ein wenig Luft nach oben im Maßkrug. Höchste Zeit, dass wir uns im 500. Jahr des Reinheitsgebotes auf eine der ältesten handwerklichen Traditionen der Menschheit besinnen – und unser Bier hochleben lassen. Bei diesem Vorhaben ist dieses Buch der perfekte Einstieg: mit einem humorvollen Einblick in die lange Brau-Historie der Menschheit, mit kuriosen Geschichten, verrückten Rekorden, leidenschaftlichen Trinkern und erstaunlichen Fakten rund um das allerbeste Getränk der Welt. Immerhin wissen es die Menschen schon seit über 10000 Jahren: Durst wird doch durch Bier erst schön!
Warnung: Es könnte sein, dass beim Lesen der folgenden 200 Seiten plötzliche Durstattacken auftreten, sich Ihr Hals überraschend trocken anfühlt oder Sie eine unkontrollierbare Lust auf den Geschmack von Pils, Altbier, Hefeweizen, Kölsch, Doppelbock, Export oder anderen Biersorten verspüren. Sollten Sie eines dieser alarmierenden Anzeichen bemerken, dann legen Sie das Buch umgehend beiseite! Begeben Sie sich vor dem Weiterlesen unbedingt zum nächstgelegenen Kühlschrank oder in die Ausschankstelle Ihres Vertrauens. Genießen Sie dann zur Akutbehandlung der Symptome schnellstmöglich eine Halbe. Sie können dabei ganz beruhigt sein: Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt bis zu 0,6 Liter Bier am Tag bei Männern und 0,3 Liter bei Frauen als gesundheitsfördernd. Dass Alkohol in größeren Mengen durchaus schwerwiegende organische und zelluläre Schäden hervorrufen kann, soll an dieser Stelle natürlich nicht unerwähnt bleiben. Dieser ernstzunehmende Aspekt spielt aber zumindest für die Lektüre dieses subjektiven, einseitigen und durch und durch bierverherrlichenden Buches keine Rolle: In begründeten Einzelfällen wie einem milden Spätsommerabend, einer fröhlichen Feier mit Ihren besten Freunden oder einem unerwarteten freudigen Ereignis (Beförderung, Vaterschaft, Lottogewinn etc.) dürfen Sie die Warnhinweise der WHO ausnahmsweise ignorieren. Notfalls begegnen Sie Ihrem Verlangen eben mit einem alkoholfreien Bier, was immer noch besser und vor allem bekömmlicher ist als dieser ganze neumodische Zuckerkram. Insofern – viel Vergnügen beim Lesen und vor allem: Prost!
Der moderne Mensch – also der mit dem aufrechten Gang, einem Gehirn mit rund 100 Milliarden Nervenzellen und weitgehend ohne Körperfell – lebt erst seit ungefähr 200000 Jahren auf der Erde. Aber die Geschichte seiner Ernährung ist schon ein bisschen länger. Insofern lohnt es sich durchaus, gleich zu Beginn dieses Buches einen Blick darauf zu werfen, was der geschätzte Homo sapiens und seine nicht ganz so gescheiten Ahnen zwischen Pliozän und heute alles gegessen und getrunken haben. Was das mit Bier zu tun hat? Dazu kommen wir gleich.
Unsere Vorfahren vor drei oder vier Millionen Jahren ernährten sich vermutlich noch rein pflanzlich und hatten außer Wasser nichts, womit sie ihren Durst löschen konnten. Auch wegen des noch nicht ganz ausgereiften Gebisses der Kollegen standen auf dem Speiseplan vorwiegend Früchte, Blätter und Wurzeln. Als vor vielleicht zwei Millionen Jahren die ersten Werkzeuge dazukamen, mit denen man kleinere oder verletzte Tiere erschlagen konnte, begannen wir, auch Fleisch zu verzehren. Es gibt sogar wissenschaftliche Theorien, die vermuten, wir hätten uns eine Zeitlang vorwiegend von Aas ernährt. Das war natürlich kein besonders erquicklicher Zustand, aber es nahte ein echter Quantensprung in unserer Entwicklung.
Durch die Entdeckung des Feuers nämlich konnten wir plötzlich grillen und Fisch wie Fleisch auf diese Weise leichter bekömmlich machen. Und das war bitter nötig: Weil unser Gehirn immer größer wurde, musste dringend energiereiche Nahrung her. Um eine ausreichende Kalorienzufuhr zu gewährleisten, hätten wir andernfalls Unmengen an Pflanzen zu uns nehmen müssen. Wir hätten also unser Dasein vor allem mit Kauen verbracht und gar keine Zeit gehabt, uns in irgendeiner Form weiterzuentwickeln und eines Tages das Bier zu erfinden. So aber lernten wir, gezielt auf die Jagd zu gehen. Unser Abendessen war nicht mehr von Glück oder Zufällen abhängig. Und die Speisekarte erweiterte sich: Die ältesten Funde des Konsums von Meeresfrüchten datieren aus einer Zeit etwa 150000 vor Christus. Fische fangen wir seit gut 42000 Jahren – wie der Fund eines Angelhakens belegt.
Doch was haben wir währenddessen eigentlich getrunken? Immerhin benötigt ein durchschnittlicher, gesunder Erwachsener mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag – in der Steinzeit ebenso wie heutzutage. Nun reichte das Wasser aus irgendwelchen Flussläufen, der morgendliche Tau auf den Blättern oder die Milch der jeweils gerade verfügbaren Wildtiere die meiste Zeit zwar dazu aus, weitgehend über die Runden zu kommen. Der Spaßfaktor jedoch dürfte sehr lange sehr gering gewesen sein. Bis zu einem schicksalhaften Tag, der die Kulturgeschichte unserer Art für immer verändern sollte.
Dass die Menschheit den Alkohol entdeckt hat, verdanken wir nichts anderem als einem glücklichen Zufall: Wahrscheinlich ist, dass ein Vertreter der frühen Gattung Australopithecus in den Weiten des nördlichen Afrikas von Hunger gepeinigt durch die Wälder streifte und dabei wie so oft ein paar Früchte verspeiste – nur, dass das Zeug diesmal seine beste Zeit schon ein paar Tage hinter sich hatte. Das war nicht ungefährlich, denn meistens überlebten die damals eher wenig widerstandsfähigen Zeitgenossen eine solch verdorbene Mahlzeit nicht. Bei diesem robusten Kameraden dagegen setzte nach einer gewissen Zeit eine euphorisierende Wirkung ein. Womöglich grunzte unser Urmensch entrückt, vielleicht wankte er ein bisschen, und unter Umständen drehte sich die Erde um ihn herum. An einem Tag irgendwann vor Jahrmillionen hatte ein uns leider unbekannter Urzeitkerl den ersten Rausch der Menschheitsgeschichte!
Der Grund hierfür lag natürlich im Alkohol – dieser Begriff ist übrigens erst seit rund 200 Jahren bekannt, vorher sprach man vom »Öl« oder dem »Spiritus«. Alkohol entsteht, wenn ein Mikroorganismus nicht genug Sauerstoff zur Zellatmung hat und so gezwungen ist, die eigenen Kohlenhydrate wie Stärke oder Fruchtzucker umzuwandeln. Die Verbindung mit der unspannenden Summenformel C2H6O hat die Eigenschaft, spätestens eine halbe Stunde nach dem Genuss direkt über die Blutbahn ins Gehirn einzudringen und dort an den Nervenzellen anzudocken. Dadurch verändern sich Motorik, Denkvermögen und Gefühle. Das Ganze ist nichts anderes als ein profaner biochemischer Prozess – und zwar der vermutlich älteste, den es in der Natur überhaupt gibt. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, wann irgendein Urmensch darauf stoßen würde.
Blöd daran war nur, dass unser Entdecker diesen Zustand zwar angesichts der unwirtlichen sonstigen Lebensumstände vermutlich ganz gut fand, ihn jedoch aufgrund seines im Vergleich sehr geringen Gehirnvolumens nicht recht einzuordnen wusste. So konnte er sich, nachdem er am nächsten Morgen leicht verkatert in seiner Höhle wieder aufgewacht war, leider auch nicht bewusst erneut einen andudeln. Er musste also warten, bis er durch Zufall wieder ein paar Früchte fand, die etwas faulig waren – und darauf hoffen, dass er ihren Genuss dieses Mal ebenfalls überlebte.
So gingen die Jahrtausende ins Land. Die Menschen schlugen sich beschwerlich durch die Epochen. Sie lernten mit filigraneren Werkzeugen als einem groben Stein zu arbeiten und entwickelten sich beständig weiter. Eines Tages war das Hirn endlich groß genug, um zu verstehen, dass faulige Früchte im besten Fall gleichbedeutend waren mit einem kleinen Ausflug ins so faszinierende wie riskante Reich der alkoholischen Gärung. Doch irgendwann, es muss etwa 10000 Jahre vor Christi Geburt gewesen sein, erreichten unsere hominiden Vorfahren den ganz großen Wendepunkt unser aller kulturgeschichtlichen Daseins: Sie entwickelten den Ackerbau. Die einstigen Jäger, Sammler und Fischer wurden endlich an einem festen Ort sesshaft – zumindest, wo es das Klima zuließ. Und dort, etwa in Jordanien, Syrien oder wenig später auch in Nordafrika oder Südosteuropa, bauten sie Hirse, Reis oder auch Gerste an. Was sich als gute Idee herausstellen sollte.
Kaum waren die ersten Felder bestellt, dauerte es nicht besonders lange, bis – vermutlich irgendwo im heutigen Sudan – ein paar Bauern ihre Hirse versehentlich vergären ließen. Ein dummes Missgeschick, denn die Dächer ihrer Schuppen waren aufgrund der mangelhaften Werkzeuge und noch nicht besonders ausgeprägten handwerklichen Fertigkeiten der Leute undicht. Das passierte immer mal wieder, und wenn es länger regnete, war das Zeug hinterher nicht mehr zu gebrauchen. Doch zum allgemeinen Erstaunen war dieses eine Mal das Korn nicht verloren. Vielmehr passierte – wie seinerzeit bei den Früchten auch – Seltsames: Das Getreide wurde zwar nass, aber weil der Regen schnell aufgehört hatte, verfaulte es nicht. Stattdessen keimte es auf. Dadurch bildeten sich Enzyme, und ein Teil der im Getreide enthaltenen Stärke spaltete sich in kleinere Moleküle auf – den Malzzucker.
Die Menschen wussten das natürlich nicht, und sie konnten es auch nicht wirklich sehen. Aber sie rochen es: Denn das, was aufgrund der perfekten klimatischen Umstände jener geschichtsträchtigen Woche nach ein, zwei Tagen aus dem nassen und wieder getrockneten Korn geworden war, wirkte alles andere als unappetitlich. Logischerweise hatten die Bauern der ersten Stunde keine Ahnung vom Darren – also dem professionellen Trocknen ihrer gekeimten Körner. Aber zum allgemeinen Erstaunen ließ sich das bis dato unbekannte und erstaunlich aromatische Naturprodukt, das da aus Versehen wegen der Lücken im First entstanden war, trefflich in Wasser auflösen – und trinken! Und was soll man sagen: Das Gemisch schmeckte nicht nur ganz passabel, es sättigte sogar ein bisschen. Wenn die Landwirte nur genug davon tranken, verspürten auch sie auf einmal einen Zustand der allgemeinen Entspannung, der nach einem harten Tag auf den Feldern ganz guttat.
Mit ein wenig gutem Willen könnte man also diesen sudanesischen Malzzucker-Drink durchaus als erstes Bier der Welt durchgehen lassen, das von den Bewohnern des ersten Siedlungsgebiets sesshafter Menschen nach einiger Zeit sogar schon halbwegs professionell hergestellt worden sein soll. Nix Genaues weiß man in diesem Zusammenhang aber bedauerlicherweise nicht: Die Archäologen sind sich auch im Jahr 2016 noch immer nicht einig, ob die in jenen Breitengraden aufgefundenen Sandsteinwannen wirklich als historische Maischebehälter dienten und so als Beweis für die Brautätigkeit herhalten können – oder ob sie doch eher für die antike Körperpflege gedacht waren. Dokumentiert haben die Menschen ihre berauschende Entdeckung seinerzeit jedenfalls noch nicht: Sie kannten keinerlei Schrift.
Darum stammen die ältesten belegten Funde einer vorhandenen Braukultur aus dem Örtchen Godin Tepe im westlichen Iran – und sind folglich ein paar tausend Jahre jünger: Amerikanische Forscher stießen in den 1970er Jahren dort auf sonderbare Gefäße mit vertrockneten Überresten im Inneren. Eine chemische Analyse ergab, dass es sich bei dem Inhalt der uralten Krüge um etwas handelte, was dem heutigen Bier sehr ähnlich war. Man fand nämlich Spuren von Malz und Hefe. Mehr noch: Man entdeckte sogar verschiedene Rezepte, mit denen die Sumerer, so hieß das Volk, das im südlichen Mesopotamien lebte, offenbar Abwechslung in ihre Getränkekarte brachten – ein wahrer Meilenstein in der Bier-Historie.
Ob nun diese Sumerer wirklich die Ersten waren, die professionell brauten, ist umstritten. Sicher ist nur, dass sie aufgrund ihrer ausgeklügelten Keilschrift und ihrer buchhalterischen Genauigkeit vieles notierten, was ihnen wichtig erschien – und dass wir aus diesem Grund von ihren Brauanleitungen wissen: Das legendäre »Monument Bleu« etwa, benannt übrigens nicht nach dem Zustand des Verfassers, sondern nach dem französischen Finder, ist wahrscheinlich gut 6000 Jahre alt. Es hängt heute im Pariser Louvre und besteht aus einigen Tontafeln, auf denen festgehalten ist, wie man Emmer, eine antike Weizensorte, enthülst, reinigt, verbackt und aus dem fertigen Produkt ein Getränk herstellt – das anfangs freilich vorwiegend dazu diente, es der Fruchtbarkeitsgöttin Nin-Harra zu opfern. Klar ist dadurch aber: Bier gab es schon viel früher als Wein, denn den bauten die alten Ägypter erst ab rund 4000 vor Christus an. Eine bierig schöne Tatsache, mit der man jeden Weinhistoriker prima zur Weißglut treiben kann.
Nin-Harra indes ließ sich aufgrund dieser großzügigen Gaben nicht lumpen: Der Getreideanbau boomte in den folgenden Jahrhunderten geradewegs. Zum Emmer kamen der Dinkel hinzu und die Gerste. Es wuchs plötzlich so viel, dass die Menschen ihre süffige Opfergabe früher oder später auch ohne Gewissensbisse ihrer Göttin gegenüber selbst konsumieren konnten. Und sie experimentierten sogar damit: So gab es bald wässriges Dünnbier für die Kranken, dunkles Starkbier für die Kräftigen, herbes Gerstenbier für die Männer und süßes Honigbier für die Damen – alles auf der Grundlage von frisch gebackenen Körnerfladen. Bald wurde die Hälfte der Getreideernte ausschließlich für die Bierherstellung benutzt. Kein Wunder: Um das Volk bei Laune zu halten, hatte jeder Bürger – je nach Stand – einen Anspruch von zwei bis fünf Kannen Bier am Tag. Umgekehrt ließen sich auch die Priester in Flüssigwährung bezahlen. So kostete eine anständige Beerdigung mit geistigem Segen satte sieben Kannen – und einige hundert Brote noch dazu.
Als das sumerische Reich aufgrund andauernder Streitereien seiner zahllosen Stadtstaaten 2000 Jahre vor Christi Geburt zerfiel, war es mit der Braukultur keinesfalls vorbei. Im Gegenteil: Die Babylonier, gewissermaßen die Nachfolger der Sumerer, entwickelten sie sogar noch weiter – und das, obwohl sie sich im Vergleich zu anderen Handwerkskünsten der damaligen Zeit ohnehin schon auf einem sehr hohen Niveau befand. Auswertungen von Aufzeichnungen ergaben, dass die Babylonier rund 20 verschiedene Sorten kannten, die sich nach allem, was wir heute wissen, in folgende erstaunlich genau definierte Kategorien unterteilen ließen:
Dünnbier: ein eher wässriges Bier, das hauptsächlich aus Gerste bestand
Nachbier: Billigbier aus Maischresten
Lagerbier: Mischbier aus Emmer und Gerste, das nach Ägypten verkauft wurde
Schwarzbier: ein dunkles Bier aus Gerste, dem etwas Emmer zugesetzt wurde
Gutes Schwarzbier: ebenfalls ein dunkles Bier, aber mit einem höheren Emmeranteil
Feines Weißbier: ein Mischbier aus Gerste und Emmer zu etwa gleichen Teilen
Rotbier: ein reines Emmerbier aus einem Viertel gekeimtem und drei Vierteln geröstetem Emmer und
Primabier: ein dunkles Starkbier aus jeweils einem Drittel gekeimtem Emmerkorn, Emmerbrot und geröstetem Emmer. Diese Sorte war am aufwändigsten herzustellen und praktisch das Premiumprodukt im babylonischen Getränkemarkt.
Nun, die ersten beiden Varianten ließ sich der babylonische König Hammurabi (1728 bis 1686 v. Chr.) als wahrscheinlich größter Bierliebhaber seiner Zeit eher nicht vorsetzen. Er kümmerte sich dafür um die Einhaltung strenger Richtlinien, um sein Lieblingsgetränk gegen Umtriebe aller Art zu schützen: Zunächst legte er Höchstpreise fest, um der Abzocke durch die immer beliebter werdenden Brauereien Einhalt zu gebieten. Außerdem entwickelte er den nach ihm benannten »Codex Hammurabi«, der als erstes Schankgesetz der Welt gilt – und einige strenge Regeln enthält, die so manchem Wirt heute gut zu Gesicht stünden. So wurden beispielsweise Bierpanscher so lange mit ihrer eigenen Plörre überschüttet, bis sie erstickten, und Wirte, die minderwertiges Bier teuer verkauften, kurzerhand ertränkt. Es herrschten eben raue Sitten, dafür aber konnten die Biertrinker und Gasthausbesucher sicher sein, fast überall gleichbleibend hohe Qualität vorgesetzt zu bekommen.
Nicht nur, aber auch durch den immer stärker steigenden Import aus Babylonien kamen auch die Ägypter schnell auf den Geschmack. Sie entwickelten ähnliche Regeln wie ihre babylonischen Nachbarn: Soldaten wurden wie andere staatliche Angestellte auch in Bier und Brot bezahlt, die Pharaonen sicherten sich eine standesgemäße Ration, und selbst die Sklaven hatten einen Anspruch auf immerhin zwei Krüge am Tag, um beim Pyramidenbau bei Laune gehalten zu werden. Bier war, daran sollte sich unsere Bundesregierung mal ein Exempel nehmen, staatlich subventioniert – und sogar so beliebt, dass selbst die Toten ein paar Gefäße davon als Wegzehrung auf ihrer langen Reise in die Unendlichkeit bekamen. Aufgrund dessen war es nur konsequent, dass die ägyptischen Herrscher ein Braumonopol für sich beanspruchten und die erste Staatsbrauerei der Welt gründeten.
Irgendwann jedoch befand sich, man kann es leider nicht anders sagen, das gesamte Land im Dauersuff. Wer es sich leisten konnte, nahm zu einem Gelage ein oder zwei Diener mit, die für einen sicheren Heinweg sorgen sollten, wenn die eigenen Beine nicht mehr mitmachten. Manche Bierfeste, etwa jenes zu Ehren der allseits beliebten Heilsgöttin Sachmet, dauerten drei Tage und drei Nächte. Bier wurde zu allen Zeiten und öfter als Wasser konsumiert. Die Pharaonen sahen sich zum Eingreifen gezwungen. Deshalb wurde ab ungefähr 100 vor Christus kurzerhand eine Steuer auf das berauschende Nationalgetränk erhoben, um zumindest die schlimmsten Umtriebe etwas einzudämmen. Ob es was genützt hat, ist jedoch nicht überliefert.
Sicher ist dagegen, dass das Lieblingsgetränk des »fruchtbaren Halbmondes«, wie die Gegend zwischen östlichem Mittelmeer, Euphrat und Tigris genannt wurde, bereits um etwa 3000 vor Christus auch zu uns nach Europa gelangte: Neuere Ausgrabungen aus dem südlichen Dänemark belegen, dass auch dort zu jener Zeit das sumerische Verfahren bekannt war, aus schnödem Getreide ein schmack- und nahrhaftes Getränk zu machen, indem man erst einen Teigfladen anfertigte, den man dann wieder – oftmals sogar schon mit Hilfe von Hefepilzkulturen – in Wasser auflöste.
Aber erst die reisefreudigen Griechen etablierten das Getränk in unseren Breitengraden im großen Stil. Sie hatten es in Babylonien und Ägypten gesehen, gekostet und für gut befunden. Also schickten sie sich bald an, das Zeug originalgetreu nachzubrauen. Anders als im Orient jedoch war Bier bei den Hellenen eher ein Getränk für die ärmeren Schlucker. Wer es sich leisten konnte, der trank nach wie vor lieber eine gute Amphore Wein, den es hier – anders als bei den Ägyptern – als Kulturgetränk schon mindestens 5000 Jahre länger gab. Immerhin hatten sie dafür mit Dionysos sogar eine eigene Gottheit, außerdem galt der Wein in der Mythologie als im Kampf vergossenes Blut. Bei so viel Symbolik konnte das Bier nicht ganz mithalten.
Lediglich der große griechische Philosoph Aristoteles gab sich ganz offen dem neuartigen Gebräu hin – vordergründig jedoch nur zu Forschungszwecken. Er fand anhand intensiver praktischer Studien heraus, dass ihm der bittere Trank ganz wunderbar gegen seine chronische Schlaflosigkeit half – und auch, dass man gemeinhin nach hinten umfiel, wenn man mal einen über den Durst getrunken hatte. Trotz dieser tückischen Gefahr bevorzugte er das bekömmliche Bier im Gegensatz zum schwereren Wein, der seinen Aufzeichnungen nach bei übermäßigem Genuss am nächsten Morgen weitaus schlimmere Kopfschmerzen bescherte. Eine These, die wohl jeder bestätigen kann, der im griechischen Restaurant seines Vertrauens ausnahmsweise mal statt ein oder zwei Pils ein paar Gläser roten Imiglykos getrunken hat. Warum das so ist, davon später mehr … Irgendwann erkannte auch Hippokrates, der wohl berühmteste Arzt der Antike, die heilende Wirkung des Bieres und empfahl es in seinen Schriften unter anderem bei Fieber. Trotzdem schaffte es Bier nicht an die Tafeln der Oberschicht.
Noch weniger konnten die Römer mit Bier anfangen. Sie schauten sich zwar sicherheitshalber die Handwerkskunst des Brauens bei den Griechen ab. Aber sie hielten Bier für ein recht ekelhaftes Barbarengesöff, das ihrem wertvollen Wein nicht das Wasser reichen konnte. Kaiser Flavius Claudius Julianus, kurz Julian II., verspottete es sogar als Mixtur, die allenfalls nach Ziege stank. Nur Julius Cäsar brach eine Lanze für das Bier, wenn auch, zumindest anfangs, aus einem eher pragmatischen Grund: Er erkannte, dass Bier weitaus nahrhafter war als Wein – und noch dazu deutlich billiger in der Herstellung. Also ließ er seine Soldaten auf ihren Eroberungszügen gen Norden mit ausreichend Cervisia versorgen, damit diese nicht hungern und vor allem keinen Durst leiden mussten. Die Legionäre nahmen den Proviant aus Rom zunächst auch dankend an, entdeckten aber bald, dass es etwa bei den in Gallien ansässigen Kelten längst zahlreiche schmackhaftere Varianten gab, denen man sich auf den militärischen Dienstreisen lieber widmen wollte.
Die Kelten nannten ihr Bier »Corma« und lagerten es zwecks Reife und Haltbarkeit nicht in offenen Bottichen, sondern in Fässern, was das Getreidegetränk noch weitaus würziger machte. Die österreichische Privatbrauerei Gablitzer hat sich übrigens dieser über 2000 Jahre alten Tradition gewidmet und bringt heute, ausschließlich anlässlich ihres alljährlichen Kürbisfestes, eine untergärige Biersorte nach historischen Rezepten mit dem klangvollen keltischen Namen auf den Markt. Doch zurück in die Vergangenheit: Die Kelten stellten das Bier so her, wie es schon die alten Sumerer taten: Sie produzierten einfache Brote aus Gerste, Weizen, Roggen oder Hafer, lösten diese in Wasser wieder auf und gaben danach je nach Gusto einige Kräuter dazu, die das Ganze bekömmlicher und geschmackvoller machen sollten, was auch der römische Geschichtsschreiber Tacitus bestätigen konnte, der im ersten Jahrhundert nach der Zeitenwende wirkte und sich gerne außerhalb der Heimat aufhielt, weil er dort die spannenderen Themen für seine Reportagen vermutete.
Tacitus war es auch, dem wir einige Berichte darüber zu verdanken haben, wie es die benachbarten Germanen mit dem Bier hielten. Denn leider hatten es unsere ureigenen Vorfahren mit dem Schreiben nicht so. Außerdem lebten sie auch ansonsten recht unzivilisiert und siedelten sich wegen der oft sumpfigen Landschaften Mitteleuropas selten für längere Zeit an einem Ort an. Dafür wussten sie, wie man sich anständig einen auf die Lampe goss: Offenbar waren sie die Ersten, die herausfanden, dass man kein Brot backen und anschließend wieder auflösen musste, wenn man eigentlich nur ein paar Liter Bier herstellen wollte: Stattdessen ließen sie die Getreidekörner erst mal keimen und trockneten sie danach in eigens angefertigten Vorrichtungen. Hier waren nun die ersten Darren, die den nordafrikanischen Bauern ein paar tausend Jahre zuvor noch gefehlt hatten. Den aus dem getrockneten Korn angesetzten Sud erhitzten sie anschließend auf ihren Feuerstellen oder durch die Zugabe heißer Steine, wodurch sich die Inhaltsstoffe viel effektiver als in kaltem Wasser lösten. Und mehr noch: Das fertige Bier wurde schließlich in der Erde vergraben, um es kalt zu halten und vor anderen Umwelteinflüssen – oder allzu durstigen Nachbarn – zu schützen.
Tacitus staunte mächtig darüber, dass diese eher ungehobelten Kerle ungewohnte Fertigkeiten entwickelten, wenn es nur um die Produktion des Bieres ging. Und er wunderte sich noch mehr über die riesigen Mengen, welche die Germanen offenbar schon damals in sich hineinschütten konnten: Zum Trinken benutzen sie für gewöhnlich Hörner von Auerochsen, die praktischerweise gut und gerne eineinhalb Liter Flüssigkeit aufnehmen konnten und trotzdem oft schon nach dem ersten Schluck leer waren. »Sie können Hunger und Kälte ertragen, nur den Durst nicht«, notierte der römische Geschichtsschreiber nachhaltig beeindruckt. Wenn die Germanen ausnahmsweise des Bieres überdrüssig waren oder die Ernte ausfiel, wandten sie sich eben dem Met zu, einer Mischung aus vergorenem Honig und Wasser, der freilich genauso in die Rübe stieg. Geschmeckt hat dem römischen Reporter beides nicht, wobei er das Bier sogar noch abscheulicher fand – was wohl auch daran lag, dass die Erzeuger gerne mal Pilze, Laub oder Baumrinde in den Sud mischten. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Nur wie sich dieses als grobschlächtig bekannte Völkchen die gehobene Braukunst aneignete – das weiß man leider nicht genau. Praktiziert wurde sie jedenfalls schon ziemlich lange: Funde aus der Nähe von Kulmbach in Oberfranken belegen, dass bereits ungefähr 800 vor Christus, also 900 Jahre vor Tacitus’ ersten schriftlichen Belegen, ein reicher Zeitgenosse mitsamt einiger Krüge Bier zu Grabe getragen wurde. Doch nicht nur das Handwerk an sich war für die Zeit bemerkenswert fortgeschritten. Auch die Art und Weise, wie die Fertigung zelebriert wurde, nötigte nicht nur Tacitus Respekt ab: Beinahe genauso wichtig wie der Inhalt war nämlich der Kessel. Dabei waren diese Behältnisse aus Eisen oder Kupfer seinerzeit verdammt schwer herzustellen. Aber spätestens seit der Sage von Thor, der zusammen mit seinem Götterkollegen Tyr dem Riesen Hymir einen gigantischen Braubottich stahl, um zu Hause in Walhall stets ausreichend Bier anrühren zu können, hatten die Dinger geradezu mystische Bedeutung. Dem germanischen Glauben nach wurde im Himmel stets dann frisches Bier gekocht, wenn es wieder mal sehr bewölkt war – und Donnergrollen bedeutete schlichtweg, dass der pragmatische Thor gerade wieder den Kessel reinigte. Selbst die Gezeiten führten die Germanen indirekt auf das Bier zurück: Der gute Thor soll nämlich bei einem Trinkwettbewerb mit Loki, dem König der Unterwelt, nicht bemerkt haben, dass sein fieser Widersacher das Trinkhorn mit dem Meer verbunden und dieses zuvor in Bier verwandelt hatte. Nach unzähligen Stunden konnte selbst der durstige Donnergott nicht mehr. Aber er hatte immerhin so viel gesoffen, dass das Wasser fortan nicht für den ganzen Tag reichte und daher regelmäßig Ebbe herrschte.
Während sich die Römer daheim immer noch nahezu ausschließlich dem Wein hingaben, den auch Tacitus sehr vermisste, kamen Exil-Römer mehr und mehr auf den Geschmack. So führten die Besatzer hinter dem römischen Grenzwall Limes nicht nur die Zentralheizung ein oder eröffneten öffentliche Bäder. Sie etablierten auch einen professionellen Getränkehandel, der eines Tages das schöne Berufsbild des »Cervesarius« hervorbrachte, der das Bier im großen Stil bei einheimischen Brauern an- und durstigen Kunden in kleineren Mengen für den Hausgebrauch oder die gepflegte Wochenend-Orgie weiterverkaufte. Unter anderem eine Steintafel aus dem Jahr 260, die vor 30 Jahren nahe Trier gefunden wurde, belegt das.
Einziger Nachteil der germanischen Braukunst war, dass oftmals ziemlich berauschende Pflanzen mit in den Sud eingerührt wurden, was schlimmstenfalls zu tödlichen Vergiftungen und bestenfalls zu schlimmen Verhaltensweisen der Konsumenten führte, die – glaubt man den Überlieferungen – den Ballermann 6 wie eine britische Benimmschule wirken lassen. Allerdings empfanden es die Menschen offenbar als nicht besonders schlimm, wenn sich manch einer der Ihren nach ein paar Hörnern Bier aufführte wie ein wildgewordenes Schwein. Erstens, weil sie als Heiden ohnehin glaubten, denselben Ursprung wie alle Tiere zu haben. Und zweitens, weil das kollektive Besäufnis meist in kultische Zeremonien eingebunden war und somit eine gewisse rituelle Legitimation hatte.
Das ging ein paar hundert Jahre lang so weiter. Die Franken, Alamannen oder Sachsen köchelten in jedem einzelnen ihrer zahllosen Dörfer einen eigenen, häufig skurrilen Zaubertrank, der praktischerweise recht enthemmend wirkte in den zahllosen Schlachten gegen die Armeen von Cäsar, Augustus, Tiberius und all den anderen römischen Feldherren, die sich seit 113 vor Christus an der Eroberung Germaniens versuchten. Es gab entsetzliche Verluste auf beiden Seiten, die Römer schafften es links über den Rhein und wurden auf der rechten Seite wieder zurückgedrängt, doch schlussendlich endete die ewige Keilerei im Zusammenbruch des Weströmischen Reiches anno 480.
Bald aber kamen andere und versuchten, den trinkfreudigen Germanen Manieren beizubringen: Irische Mönche sahen sich genötigt, das Christentum ins Land zu bringen. Sie gründeten die ersten Klöster, die oftmals jedoch nur aus einem oder allenfalls einer Handvoll Mönche bestanden und vom Pomp des Hochmittelalters weit entfernt waren. Im Gegenteil: Die Gottesmänner der Anfangszeit arbeiteten als Bauern oder Handwerker, denn vom Missionieren allein konnten sie nicht leben, und Bier brauten sie auch noch keines. Sie bekamen es stattdessen von den umliegenden Gemeinden genauso wie andere Lebensmittel geschenkt, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Mehrmals im Jahr erlegten sie sich zudem selbst strenge Fastenregeln auf. Manchmal durften sie einige Wochen lang keinerlei Nahrung zu sich nehmen, um vor Gott dadurch ihren Glauben und ihre Willensstärke unter Beweis zu stellen. Die tapferen Mönche überlebten diese Askese jedoch nur, weil sie einen alten christlichen Grundsatz anwendeten, der sicherlich nicht Bier meinte, aber unmissverständlich besagte: »Liquida non frangunt ieunum«, auf Deutsch: Flüssiges bricht Fasten nicht! Im Jahr 817 wurde auf dem Konzil zu Aachen geregelt, wie viel den Klosterinsassen genau zustand. Demnach bekamen sie als Ration bis zu fünf Liter Bier – am Tag, versteht sich! Außerdem wurde das Bier zur Medizin erhoben und so vom Heidengetränk, das den Kirchenoberen in Rom ein Dorn im Auge war, zu einem christlich anerkannten Heiltrank geadelt.
Allerdings war das, was die Bevölkerung den Mönchen als Abgabe vorbeibrachte, wenig schmack-, vor allem aber kaum nahrhaft. Selbst bei fünf oder mehr Litern dünnem und alkoholarmem Haferbier täglich meldete sich irgendwann der kleine Hunger. Die Gottesmänner erkannten natürlich, dass das Fasten deutlich angenehmer werden würde, je mehr Umdrehungen ein Getränk hatte. Also schickten sie sich beizeiten an, selbst ins Braugewerbe einzusteigen. Und das war sogar legitim: Der heilige Benedikt von Nursia legte schon im 5. Jahrhundert mit seiner berühmten »Benediktsregel«, ohne es zu wissen, den Grundstein für das Klosterbrauwesen, indem er bestimmte, dass die Mönche alles, was sie zum Leben brauchten, nach Möglichkeit selbst schaffen sollten – und zwar innerhalb der Klostermauern. Das galt zwar – Nursia liegt in den Sybillinischen Bergen etwa 90 Kilometer von Rom entfernt – vorwiegend für den Wein. Aber dass es für Bier nicht galt, stand in der Regel nicht drin. Indem sie sich auf Benedikt beriefen, konnten die Mönche nördlich der Alpen ganz legal selbst einen Trank produzieren, der alle düsteren Gedanken ob der kulinarischen Entbehrungen einer Fastenperiode spätestens nach dem zweiten Krug hinfortspülte.
Nach und nach gründeten sich überall neue Abteien. Bald gab es alleine in Bayern rund 300