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Nach ihrem Nummer-1-Erfolg "Und erlöse uns von den Blöden" widmen sich Monika Gruber und Andreas Hock wieder auf ebenso witzige wie bitterböse Weise dem Zustand unserer Gesellschaft. Egal ob grüne Wärmepumpenfetischisten und verblendete Woke-Aktivisten, notorische PS-Protzer und ideologisierte Lehrer, besserwisserische Medienmacher und weltfremde Politiker: Hier bekommt jeder sein Fett weg, der den gesunden Menschenverstand gegen Hysterie und Wahnsinn eingetauscht hat. Dieses Buch ist gewohnt frech, scharfsinnig und sehr, sehr lustig – denn manchmal hilft gegen den Wahnsinn unserer Zeit nur noch Auswandern oder Humor. Jetzt wurde der Bestseller überarbeitet und ergänzt – und ist aktueller denn je!
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Seitenzahl: 283
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Willkommen im falschen Film
MONIKA GRUBER · ANDREAS HOCK
Neues vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten
Copyright 2025:
© Börsenmedien AG, Kulmbach
Coverfoto: Daniel Karmann
Gestaltung Cover: Daniela Freitag
Lektorat: Sabine Runge
Druck: CPI books GmbH, Leck, Germany
ISBN 978-3-68932-024-9 eISBN 978-3-68932-025-6
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„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der ihn macht.“
Kurt Tucholsky
Vorwort
Hieb- und stichfest: Schärft lieber den Verstand – und nicht die Messer Andreas Hock
„Woko Haram“: Wie die vermeintliche Selbstbestimmung zur neuen Sekte wurde Monika Gruber
Nicht das Erreichte zählt, das Erzählte reicht – wer nichts wird, wird … Politiker Andreas Hock
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die schönste Grüne im Land? Monika Gruber
Fahr dichter auf, ich schieße so schlecht: Von Sonderlackierungen, illegalen Autorennen und Deppenkennzeichen Andreas Hock
Das politisch korrekte Kirmes-Karussell: Nachhaltigkeit in der Kinderbelustigung Monika Gruber
Chlorreiche Halunken: Wie unsere Freibäder zu No-go-Areas werden konnten Andreas Hock
Kein bisschen Spaß muss sein: Warum uns nicht nur die jährliche Silvesterparty Angst machen sollte Monika Gruber
Legal, illegal, Wandregal: Was meine Garage mit kriminellen Clans zu tun hat Andreas Hock
Erziehung per Deppenkastl: Das Problem unserer kollektiven ADHS-Störung Monika Gruber
Bares ist Rares: Warum ich meine Currywurst nicht mit Karte bezahlen möchte Andreas Hock
Warum Nazis gern stricken: Die wirre Masche mancher Tugendwächter Monika Gruber
Komm hol’ das Lasso raus – wir canceln Cowboy und Indianer: Wer die wahren Narren im Karneval sind Andreas Hock
Tampon-Irrsinn im Ländle: Die hellseherischen Fähigkeiten der Monty Pythons Monika Gruber
Auf einem Auge blöd: Über seltsame Richter und unverständliche Urteile Andreas Hock
Ein Saubär für 500 Euro: Aus den Niederungen eines bayerischen Amtsgerichts Monika Gruber
Uncool ist das neue Cool: Man muss sich nicht schämen, ein Spießer zu sein Andreas Hock
Stasi 2.0: Neue praktische Hilfsmittel für recht- und linksschaffene Bürger Monika Gruber
Haribo macht Kinder froh – nur der Cem, der mag’s nicht so: Werbeverbote und andere tolle Ideen für eine bessere Welt Andreas Hock
Ein kluger Satz von Ringelnatz: Sicher ist, dass nichts sicher ist – selbst das nicht Monika Gruber
Generation E-Golf: Warum ein Lastenfahrrad nicht solche Gefühle auslösen kann wie ein GTI Andreas Hock
Ideologie als Religionsersatz: Weshalb manche Themen nichts in Schulen verloren haben Monika Gruber
Mit dem Zweiten woked man besser: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die öffentliche Meinung Andreas Hock
Hier ärgern Sie sich in der ersten Reihe: Warum wir eigentlich den Rundfunkbeitrag boykottieren sollten Monika Gruber
Berlin, Berlin – wir zahlen nach Berlin: Die peinlichste Hauptstadt Europas als Blaupause für ein marodes Land Andreas Hock
Mein Deutschlandfrust: Wie plötzlich außer Bauernbrot und Bier nichts mehr zum Vorbild taugt Monika Gruber
Alles nur geklaut: So wollen uns übereifrige Aktivisten kulturelle Aneignung einreden Andreas Hock
Alles, was recht(s) ist: Von rauchenden Afghanen und fehlenden Metzgerslehrlingen Monika Gruber
Unsere Tochter hat heute Dienst: Wieso wir unseren Kindern mehr Langeweile gönnen müssen Andreas Hock
Heimatlos durch die Nacht: Weshalb uns ein bisschen mehr Gottesfürchtigkeit guttäte Monika Gruber
Heile, heile Segen – da hilft nur noch Beten: Was Kinderkrankheiten über die Gesundheit unseres Landes aussagen Andreas Hock
Mit Layla zum Woketoberfest: Warum die Grünen die wahren Spießer sind Monika Gruber
Bau, schau, wem: Der Unterschied zwischen einer deutschen Straßenbaustelle und der Metro in Dubai Andreas Hock
Newsflash: Was Klimakleber und eine herrenlose Schildkröte gemeinsam haben Monika Gruber
Zur falschen Zeit, der falsche Mann: Türkischer Wahlkrampf auf deutschem Boden Andreas Hock
Stil ist nicht das Ende des Besens: Was Oscar Wilde und meine Oma gemeinsam hatten Monika Gruber
Warnhinweis: Der folgende Text enthält explizite Schilderungen politischer, gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Blödheit. Die Inhalte können belastend, traumatisierend oder verstörend auf politisch besonders korrekte Menschen, Menschinnen, Menschseiende, Menschenpersonen und andere Brasilianer wirken. Wenn Sie sich hier zugehörig fühlen, sollten Sie dieses Buch nicht in der Restmülltonne entsorgen, sondern lieber dem Wertstoffkreislauf zuführen, eine 1-Sterne-Bewertung bei Amazon vergeben sowie für den obligatorischen Shitstorm einen Fake-Account bei Facebook oder Instagram einrichten. Oder Sie behalten das Buch und verwenden die einzelnen Seiten, um Weihnachtsgeschenke für verhasste Familienmitglieder einzuwickeln.
Vor nunmehr fünf Jahren begannen wir die Arbeit an unserem ersten gemeinsamen Buch, während der wir thematisch gewissermaßen in die Coronapandemie hineinschlitterten, die wir denn auch in „Und erlöse uns von den Blöden“ ausgiebig behandelten. Nun wollen wir nicht klugscheißen, aber viele unserer Befürchtungen von damals haben sich leider mehr als bewahrheitet: Nach all dem, was man heute weiß, wurden in diesen schicksalhaften Jahren 2020 bis 2022 nicht nur epochale handwerkliche Fehler gemacht, bewusste Falschinformationen verbreitet, Steuergelder in Milliardenhöhe verpulvert, Senioren isoliert, Kinder traumatisiert, Existenzen vernichtet und eine ganze Gesellschaft aufgrund eines handelsüblichen Erkältungsvirus gespaltet. Auch die Blödheit vieler Mitmenschen erreichte nicht zuletzt aufgrund vieler seinerzeit getroffener Maßnahmen ungeahnte Ausmaße, von denen man vor Corona nicht mal zu albträumen wagte. Wer nun aber dachte, in der Post-Covid-Ära würde sich alles wieder einrenken, wurde leider eines Schlechteren belehrt.
Die Ampel, die seit dem 8. Dezember 2021 durch unser Land irrlichtert und nach breitester Mehrheitsmeinung die schlechteste Bundesregierung aller Zeiten verkörpert, hat alles noch viel schlimmer gemacht. Die einzige Leistung, die man dieser Koalition der Trübsinnigen objektiv problemlos zuschreiben kann, sind Zustimmungswerte von null Prozent und ein Bundeskanzler, der im Beliebtheitsranking regelmäßig hinter Tino Chrupalla landet. Die erste Zeit des rot-gelb-grünen Vorsichhindilettierens versuchte man sich dahingehend zu beruhigen, selbst noch so groteske politische Fehlentscheidungen einigermaßen wegstecken zu können, weil nach spätestens vier Jahren alles überstanden wäre und die Reparaturarbeiten beginnen könnten. In diesem Fall aber hat Olaf Scholz, der Kanzlerdarsteller mit der Strahlkraft eines Regenponchos und der Führungsstärke eines Einsiedlerkrebses, mitsamt seinen Kabinettskollegen so viel kaputt gemacht, dass vermutlich selbst Bruce Wayne, Superman und Robocop zusammen nicht mehr viel zu retten imstande wären, würde sie Friedrich Merz in seine Ministerriege berufen. Was aber natürlich nicht heißt, dass er es nicht wenigstens versuchen sollte: Noch mieser als Scholz und seine Rumpeltruppe nämlich kann man es kaum machen, was zugleich eine Chance für christdemokratische Nachwuchstalente wie Silvia Breher, Andreas Jung, Yvonne Magwas oder Daniel Caspary darstellt. Wenn Sie von den genannten Namen keinen je gehört haben, müssen Sie sich nicht grämen – dann geht es Ihnen wie uns. Aber wir haben den CDU-Bundesvorstand gegoogelt und unter anderem diese Leute darin gefunden, was eine große künftige Karriere eben nicht ausschließt. Vor einem Minister Philipp Amthor möge uns der alte Fritz allerdings bitteschön trotzdem bewahren.
Aber wir schweifen ab: In den letzten Jahren hat sich in unserem ohnehin tief zerrütteten und verunsicherten Land neben einem gewissen Grundmangel an Hausverstand (wie die Österreicher den „gesunden Menschenverstand“ so passender- wie liebenswerterweise bezeichnen) auch noch eine – wie wir finden – recht gefährliche ideologische Anschauung verbreitet. Und die hat fatalerweise etwa dazu geführt, dass man sich inzwischen zwar sein Geschlecht selbst aussuchen darf, nicht aber seine Heizung. Dazu, dass unter dem Euphemismus einer „Willkommenskultur“ ein wahlloser Zuzug an angeblich hilfesuchenden Menschen erfolgt, deren eigentliche Absichten sich spätestens dann erschließen, wenn sie mit einem Messer auf uns Ungläubige losgehen, in Gruppen Frauen belästigen oder Bars in Nordrhein-Westfalen in die Luft sprengen. Dazu, dass man leichter einen deutschen Pass und Cannabis bekommt als eine Baugenehmigung für eine Gartenhütte. Oder dazu, dass große Konzerne aufgrund einer beispiellosen Aneinanderreihung wirtschaftspolitischer Fehlentscheidungen massenhaft abwandern, wir beim Wachstum vermutlich irgendwo zwischen Simbabwe und Papua-Neuguinea liegen und der Standort Deutschland inzwischen laut einer aktuellen Ifo-Umfrage gerade einmal so attraktiv ist wie das frühere EU-Sorgenkind Portugal.
Das gesamte Land schrumpft sich gerade intellektuell, sicherheitspolitisch und ökonomisch auf Olaf-Scholz-Maße zusammen und daher muss man kein besonders pessimistischer Zeitgenosse sein, um düster in die Zukunft zu blicken. Während andere große Wirtschaftsnationen uns gerade vormachen, wie man mit Schlüsselindustrien und ihren Arbeitsplätzen umgehen sollte, setzen wir alles auf unausgereifte Wärmepumpen, die massive Verteuerung unserer Energie und das Lastenfahrrad als Fortbewegungsmittel der Zukunft. In dem Zeitraum, in dem China 120 neue Flughäfen baut, ist bei uns jedenfalls noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren beendet.
Um also nicht einer tiefgreifenden Depression oder sehr starken Alkoholika anheimzufallen oder mit einer Auswanderung zu liebäugeln, bleibt beinahe nur noch, sich über diesen ganzen Irrsinn lustig zu machen – obwohl das in diesen Zeiten selbst für hartgesottene Humoristen nicht ganz einfach ist: Bei vielem, was in den vergangenen Jahren passieren konnte, war selbst uns nicht auf den ersten Blick klar, ob wir gerade eine ernst gemeinte Verlautbarung aus der Bundespressekonferenz gelesen haben oder aus Versehen auf die Website der Titanic oder des Postillon geraten sind. Nichtsdestotrotz haben wir uns zum zweiten Mal zusammen an den Schreibtisch gesetzt und all die Dinge notiert, die uns in den vergangenen Jahren besonders absurd erschienen. Depressiv sind wir zum Glück dabei nicht geworden und die Auswanderung ist erst einmal auf Eis gelegt, weil woanders das Schwarzbrot nicht schmeckt, das Bier zu teuer ist und man sich zwar sein Zuhause, nicht aber seine Heimat aussuchen kann.
So entstand „Willkommen im falschen Film“, das Ihnen hier in einer um zwei Bonuskapitel angereicherten und komplett überarbeiteten Neuauflage vorliegt. Dies haben wir zum einen deshalb gemacht, weil selbst in diesen (hoffentlich) letzten Tagen der Ampel noch Dinge vor sich gehen, die dringend einer augenzwinkernden Aufarbeitung bedürfen – selbst wenn inzwischen Christian Lindner auf der Suche nach seinem letzten verbliebenen Rückenwirbel fündig geworden sein sollte, die K-Frage in der Union entschieden ist und wenigstens Ricarda Lang ihre Partei und damit ein Stück weit auch das Land von ihrer Kompetenz erlöst hat. Und zweitens erscheint dieses Buch nochmals neu, weil wir gewissermaßen selbst Opfer unserer eigenen Bestandsaufnahme geworden sind, unsere Diskussionskultur habe aufgrund der gegenwärtigen Polarisierung stark an Niveau und Anstand verloren. Und das kam so:
In einem der folgenden Kapitel behandeln wir die – wie wir fanden recht originelle – Aussage einer Buchbloggerin, die diese in ihrem bis dato öffentlich zugänglichen Social-Media-Kanal geäußert hatte. In unserem bedauerlicherweise nicht mehr ganz so jugendlichen Leichtsinn gingen wir davon aus, besagte Bloggerin würde wie auch unsere geneigte Leserschaft erkennen, dass es sich bei dem ganzen Buch im Allgemeinen und dem kleinen Abschnitt im Besonderen um eine sogenannte Satire handelt – laut offizieller Definition eine „Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden“. Allerdings haben wir außer Acht gelassen, dass heutzutage manche Personen, vor allem jene mit einem besonders ausgeprägten Sendungsbewusstsein, so gar keinen Spaß verstehen. Und deshalb hat die Dame nicht über sich selbst gelacht. Sondern einen riesigen Wirbel entfacht, mit ihrer Community unseren damaligen Verlag unter Druck gesetzt, sich beim Stern ausgeweint und uns auch noch eine Sache unterstellt, die wir auf keinen Fall auf uns sitzen lassen können: Rassismus nämlich, ein Vorwurf, der in kaum einem Fall so unzutreffend ist wie hier. Denn dass die Bloggerin einen Migrationshintergrund hat, war zum einen nicht klar ersichtlich und zum anderen so wurscht wie nur irgendwas. Es spielte für die humoristische Behandlung ihrer Aussage in unserem Kapitel schlicht überhaupt keine Rolle.
Zwei gerichtliche Instanzen haben uns in allen Punkten recht gegeben und somit der Meinungsfreiheit einen heutzutage nicht immer selbstverständlichen Dienst erwiesen. Weil aber zu unserer Bestürzung eine sehr kleine, dafür jedoch überaus laute woke Minderheit mittlerweile selbst große Unternehmen mit einer 120 Jahre währenden publizistischen Tradition einzuschüchtern vermochte und selbst ein eigens engagierter „Experte“ mit dem so neuartigen wie befremdlichen Beruf eines „Shitstorm-Managers“ nichts mehr gegen das aggressive Geplärre ausrichten konnte, fanden sich in besagtem Abschnitt plötzlich einige ästhetisch sehr unschöne schwarze Balken wieder. Unter denen versteckte sich, ohne jeden juristischen Anlass, unter anderem der Name jener Publizistin, die zuvor gar nicht genug Öffentlichkeit für ihr Anliegen bekommen konnte. Nur mal so zum Vergleich: Die Website des Stern verzeichnete Ende 2023 über 40 Millionen Visits – hätten wir auch nur annähernd so viele Bücher verkauft, würden wir heute vermutlich auf unserer eigenen Inselgruppe im Pazifischen Ozean Hawaiigänse züchten.
Und so müssen wir heute all diejenigen enttäuschen, die uns mit der so altbekannten wie in bestimmten Kreisen sehr bewährten Nazikeule mundtot machen wollten, über die wir uns schon im ersten Buch amüsierten und die immer dann mit der linken Hand geschwungen wird, wenn einem die sachlichen Argumente ausgehen. Ihnen wollen wir zurufen, dass wir auch weiterhin gegen die Hysterie, den Furor und die künstliche Aufgeregtheit unserer Gegenwart anschreiben werden – und außerdem, dass gegen chronische Magengeschwüre neben Ringelblumen, Honig und Aloe Vera auch eine Prise Humor und eine Portion Gelassenheit helfen können. Und allen anderen freuen wir uns mitzuteilen, dass sie das Kapitel in seiner ursprünglichen Form in dieser Ausgabe wiederfinden, wofür wir dem Plassen Verlag und seinem Verleger Bernd Förtsch sehr dankbar sind. In diesem Sinne: Viel Vergnügen bei der Lektüre und bis bald!
Monika Gruber und Andreas Hock, im Herbst 2024
Bei dem ersten (und auch einzigen) Messer, das ich während meines gesamten Lebens außerhalb unserer eigenen Küche benutzte, handelte es sich um ein Schweizer Taschenmesser der Marke Victorinox, das ich irgendwann als Teenager von meinem Vater geschenkt bekommen hatte. Es war beinahe so dick wie ein Band meines Meyers Enzyklopädischen Lexikons und bot so viele Funktionen, dass Angus MacGyver vor Neid erblasst wäre: Neben einer längeren und einer kürzeren Klinge steckte eine kleine Säge darin, eine Feile, ein Lineal, Zahnstocher, Brennglas, Schraubenzieher, Pinzette, Schere, Zange, Korkenzieher und Flaschenöffner (das mit Abstand am häufigsten benutzte Utensil) sowie ein Fischentschupper, was ich allerdings erst Jahre später herausfand. Wahrscheinlich wäre auch noch irgendwo ein Fallschirm in dem Ding versteckt gewesen, wenn ich noch etwas länger gesucht hätte, aber worauf ich eigentlich hinauswill: Niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, dass dieses Schweizer Taschenmesser, das ich bis heute in Ehren halte und manchmal sogar in den Händen, eine Waffe darstellen könnte. Heutzutage allerdings dürfte ich damit weder in den meisten Bahnhöfen herumlaufen noch ein Volksfest besuchen.
Das liegt freilich nicht an weitgehend friedliebenden Taschenmesserbesitzern wie mir und auch nicht an dem knallroten Wunderwerk aus dem Kanton Schwyz selbst, sondern vorwiegend an einer gesellschaftlichen Entwicklung, die einem Sorge bereiten muss: 13.844 Messerangriffe zählte die offizielle Kriminalstatistik des BKA für das Jahr 2023, eine Zunahme von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor, und die täglichen Presseberichte lassen leider eher nicht vermuten, dass es heuer und in den nächsten Jahren weniger werden. Vor 2021 wurde dieses bedrückende Phänomen übrigens überhaupt nicht als eigenständiger Punkt in dieser Statistik aufgeführt, weil es dafür offenbar keine Veranlassung gab. Inzwischen aber dürfte selbst chronisch realitätsverweigernden Gutmenschen klar sein, dass wir in dieser Hinsicht ein sehr ernstes Problem haben. Dass ein hoher Anteil derjenigen, die Streitigkeiten gern mit einem Messer oder am besten gleich mit einer Machete austragen, nicht aus – sagen wir mal – in Bad Münstereifel, Traunstein oder Freudenstadt geborenen Über-60-Jährigen besteht, muss man nicht dazusagen. Inzwischen hat selbst die größte Fehlbesetzung aller Zeiten auf dem Innenministersessel eingeräumt, dass die Integration junger Männer mit Migrationshintergrund in dieser Hinsicht in viel zu vielen Fällen nicht wirklich gut gelungen ist.
Ansonsten hat Nancy Faeser aber rein gar nichts dazu beigetragen, das subjektive Sicherheitsgefühl vieler besorgter Menschen zu verbessern. Im Gegenteil: Sie verwies in einem Interview mit dem preisgekrönten Journalisten Paul Ronzheimer unter anderem lapidar darauf, dass die Lage im europäischen Ausland noch viel schlimmer sei. Abgesehen davon, dass sie für diese Behauptung sämtliche Belege schuldig blieb, wirkte es, als würde ein Feuerwehrmann dem verzweifelten Besitzer vor dessen brennendem Haus erklären, dass die Flammen etwa in kalifornischen Wäldern noch viel höherschlagen. Ihr vermutlich leider ernst gemeinter Vorschlag, die erlaubte Klingenlänge künftig auf sechs Zentimeter beschränken zu wollen, war so drollig wie hilflos und im Grunde eine sicherheitspolitische Bankrotterklärung. Auf die Nachfrage, wie sie gerade auf diesen Wert gekommen sei, erklärte sie sinngemäß, man könne ja schlecht kleine Obstmesser verbieten, die man zum Picknick im Park mitnehmen wolle. Abgesehen davon, dass ich es schon aus hygienischen Gründen vorziehe, meinen Obstsalat zu Hause vorzubereiten und dann im Falle eines Picknicks im Park in einer Tupperschüssel mitzuführen, stelle ich es mir höchst unangenehm vor, selbst sechs Zentimeter irgendwo im Körper stecken zu haben. Und schließlich weiß nicht nur der durchschnittlich begabte Talahon, dass es auf die Länge doch gar nicht ankommt. Wichtig sind vielmehr ein anständiges Aggressionspotenzial und eine naturgegeben niedrige Hemmschwelle. Um auf die Idee zu kommen, seinem Gegenüber bei einem Zwist sogleich ein Messer in den Körper zu rammen oder gar auf Unbeteiligte einzustechen – aus welchen Gründen auch immer –, muss man auf alle Fälle schon extrem verroht sein oder komplett kaputt in der Birne. Oder beides. Darüber hinaus bin ich skeptisch, ob ein islamistischer Attentäter eine Messerverbotszone oder eine Klingenobergrenze wirklich so ernst nimmt wie unsereins eine Tempo-30-Zone vor einer Grundschule.
Was wir Deutschen besonders gut können – jedenfalls deutlich besser, als unsere Außengrenzen und Innenbürger zu schützen –, ist, derlei Fehlentwicklungen in abendlichen Talkrunden oder seitenlangen Zeitungsessays von sogenannten Experten (gern Soziologen, Präventivforscher, Psychologen und andere neunmalkluge akademische Welterklärer) zu relativieren oder kleinzureden. Es sei nun mal so, dass vorwiegend solche Jugendlichen auffällig werden, die Risiken wie Armut, geringer Bildung, kriminellen Freundeskreisen, eigenem Gewalterleben und gewaltverherrlichenden Männlichkeitsnormen ausgesetzt sind – und derlei Faktoren seien bei Migranten eben überproportional häufig anzutreffen. Diese Erkenntnis ist sicher richtig, löst aber die Herausforderung in keiner Weise. Denn wenn ein Staat binnen sehr kurzer Zeit derart viele Menschen aus bestimmten ethnischen Gruppen aufnimmt, ohne sich zuvor zu überlegen, wie man sinnvolle Angebote zur Einbettung dieser Leute in eine tolerante, empathische, aufgeklärte und weltoffene Gesellschaft schaffen kann, hat dieser schlichtweg auf ganzer Linie versagt. Außerdem, so ein weiteres Argument der berufsmäßigen Verharmloser, sei die Wahrscheinlichkeit, einem Messerangriff zum Opfer zu fallen, in etwa ebenso hoch, wie bei einem Blitzschlag tödlich verletzt zu werden. Statistisch betrachtet mag das vielleicht stimmen, trotzdem habe ich komischerweise weniger Angst, bei einem Gewitter spazieren zu gehen als in der Nacht unsere Bahnhofspassage zu durchqueren. Außerdem muss man zur Ehrenrettung eines Blitzes sagen, dass dieser einen nicht bloß deshalb niederstreckt, weil man ihn möglicherweise eine Sekunde zu lange angeschaut hat. Es hat sich einfach etwas in eine höchst ungute Richtung verschoben in diesem Land, nicht erst seit dem schrecklichen Attentat beim Stadtfest in Solingen, das – welch bittere Ironie – ausgerechnet unter dem Motto „Festival der Vielfalt“ stand. Und das bemerkt vermutlich jeder, der zumindest ab und zu den Fernseher mit RTL2 in Dauerschleife abstellt und die eigenen vier Wände verlässt. Oder wer das Paul-Löbe-Haus nicht nur mit dem rund um die Uhr parat stehenden Chauffeurdienst erreicht, sondern sich auch mal zu Fuß oder noch besser mit der Berliner U-Bahn zu seinem Abgeordnetenbüro begibt und idealerweise auch wieder zurück in die Dienstwohnung irgendwo in einem schicken Apartmentkomplex in Mitte. Doch ich vermute mal stark, dass seit dem Tod von Christian Ströbele kein Spitzenpolitiker der Grünen mehr mit dem Fahrrad durch irgendeinen Problemkiez gefahren ist und sich ausgiebig und ehrlich interessiert vor Ort angeschaut hat, wie die Welt in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts außerhalb des Bundestagsviertels eben auch aussieht. Unsinnige Phantomdebatten über Ursachen, die man nicht zu ändern versucht, und Verbote, die sich nicht durchsetzen lassen, bringen uns überhaupt nicht weiter. Wenn der Verstand der politisch Verantwortlichen in dieser Hinsicht auch nur halb so scharf wäre wie manche Springmesserklinge in der Hosentasche eines mutmaßlichen Gewalttäters, wäre diesem Land schon viel geholfen.
Victorinox hat aus der bedenklichen Lage unterdessen ganz eigene Schlüsse gezogen. Aufgrund der überall drohenden Restriktionen in Bezug auf das Mitführen von Messern plant das Traditionshaus allen Ernstes, seine ikonischen Produkte künftig ganz ohne Klingen zu vertreiben. Anstatt Taschenmesser wolle man verstärkt Taschentools anbieten, erklärte Veronika Elsener, deren Familie den Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Weltunternehmen aufgebaut hat. Das fühlt sich für mich nicht nur wie eine Kapitulation vor dem zumindest in Europa zu beobachtenden gesellschaftlichen Umbruch an. Die Maßnahme wird zudem nullkommanull Auswirkungen auf künftige Kriminalstatistiken haben, weil meiner festen Vermutung nach die wenigsten Messerstecher ihre Gewalttaten mit einem bis zu 300 Euro teuren Sammlerstück begehen, sondern eher mit dem guten, alten Klappmesser oder einfach einem beliebigen Modell aus der Küchenschublade. Die Schweizer Firma will damit wohl nur den drohenden Absatzeinbußen entgegenwirken, weil man deren Erzeugnisse künftig eben nirgendwo mehr mit hinnehmen darf, woran sich der tendenziell wahrscheinlich eher gesetzestreue Victorinox-Käufer natürlich hält. Ich wiederum behalte mein altes Exemplar, bis das weiße Schweizerkreuz auf der Seite nicht mehr zu erkennen ist, und auch, obwohl ich bis heute damit keinen einzigen Fisch entschuppt habe. Aber es erinnert mich wehmütig an eine Zeit, in der man nicht in den schlimmsten Albträumen daran gedacht hätte, welche Diskussionen man einmal darüber würde führen müssen.
Im Grunde schaue ich seit Jahren kein deutsches Fernsehen mehr – auf die Ursachen werden wir später im Buch noch ausführlicher eingehen. Arte gucke ich ab und zu, das ist aber ein deutsch-französisches Programm, und das ebenfalls sehr sehenswerte Servus TV gehört zum österreichischen Red-Bull-Konzern, sendet aber inzwischen nicht mehr in Deutschland (wahrscheinlich weil die Ösis denken, bei uns Piefkes sei sowieso Hopfen, Malz und Gehirnschmalz verloren). Den einzigen Sender, den ich mir ab und an noch gebe, ist der Bayerische Rundfunk. Zum einen wegen des alljährlichen Trachten- und Schützenumzugs beim Münchner Oktoberfest, zum anderen zwingt mich meine Mama ab und an, ihr wochentägliches Ritual, nämlich die neueste Folge „Dahoam is Dahoam“, mit ihr zu schauen. Und da sie mir sonst sowieso den Inhalt der kompletten Folge in allen Einzelheiten beim nachmittäglichen Kaffee erzählen würde, sehe ich mir besser gleich das Original an.
Als ich aber neulich an einem schwülen Sommerabend von einem aufziehenden Unwetter unfreiwillig aus dem Biergarten vertrieben wurde und mich daher mit einer kleinen Dosis Kevin Costner als raubeiniger Farmer in der Netflix-Serie „Yellowstone“ trösten wollte, blieb ich bei der Übertragung des Wagner’schen Walkürenritts am Münchner Odeonsplatz hängen. Ganz gebannt verfolgte ich am Bildschirm, wie der aufziehende Sturmwind synchron mit dem donnernden Finale der Musik die Wolken und die Frisuren der Sänger vor sich herpeitschte und der Moderator des BR dem tapferen Publikum schließlich verkündete, dass die Vorstellung aufgrund des drohenden Unwetters abgebrochen werden müsse. Er bat die Zuschauer, die Plätze bitte ruhig und friedlich zu verlassen. Diese Aufforderung hätte es wohl nicht gebraucht, denn bei diversen Schwenks über das größtenteils weißhaarige Publikum war zu erkennen, dass potenzielle Randalierer in Form von betrunkenen Jugendlichen, springerstiefeltragenden Neonazis oder auch messermitführenden Migrantengangs (offizielle Bezeichnung: „Partyvolk“) eher in der Minderzahl waren. Schließlich entließ der Moderator das Publikum endgültig mit den Worten: „So, und nun haltet euch an den Händen und habt euch lieb!“
Ich war verwirrt. War er betrunken? Oder wohnte er in einer ganzheitlichen Yoga-WG, in der dieser „Piep-piep-piep, wir haben uns lieb“-Babysprech normal ist? Warum redet ein Moderator des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit offensichtlich sehr erwachsenen Menschen, als ob er eine Gruppe von Kita-Kindern vor sich hat? Ich weiß, was Sie denken: Das ist doch nun wirklich kein Grund, sich aufzuregen. Stimmt. Es ist nur ungewöhnlich, denn ich glaube, vor 20 Jahren wäre so ein Satz viel mehr Menschen aufgefallen als in unserer heutigen infantilisierten Welt. Denn die Übertragung des Klassikkonzerts hatten tatsächlich viele in meinem Bekanntenkreis gesehen, an die Bemerkung konnte sich allerdings keiner erinnern.
Einige Wochen später erging es mir dann ähnlich mit der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele in Paris: Warum zum Teufel musste Regisseur Thomas Jolly aus Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ eine schrill-laszive Szenerie mit übergewichtigen Dragqueens samt einem Papa Schlumpf alias Bacchus, dem sein kleines, blaues Zipferl aus der Hose baumelte, machen, wenn er doch nur „eine Botschaft der Liebe“ aussenden wollte? Dafür hätten mir der Édith-Piaf-Song von Céline Dion und rote Luftballons in Herzform gereicht. Als ich am nächsten Tag mit Bekannten zusammenstand, die ebenfalls die Eröffnungsveranstaltung gesehen hatten, und ich mich aufregte, wie geschmack- und espritlos, deplatziert und uncharmant unfranzösisch ich die Veranstaltung insgesamt fand, schauten mich alle mit großen Augen an. Aber Paris wäre doch toll und die Frisuren der Tänzer hätten trotz des strömenden Regens gehalten. Ja, schon, sagte ich, aber was sollte die Anspielung auf den todbringenden apokalyptischen Reiter? Also nicht Robert Habeck, sondern den aus der Offenbarung des Johannes. Und das Goldene Kalb? Und überhaupt die Verhöhnung des letzten Abendmahls durch diese Freakshow? Das sei doch alles kein Zufall, sondern eine bewusste Provokation der woken Kultur, die die Verachtung der christlichen Grundwerte Europas offen zeigt, um ihre eigene Ersatzreligion zu etablieren. Außerdem: Hätte man eine ähnliche Szene mit dem Propheten Mohammed nachgestellt, wären wohl die Spiele noch am selben Abend beendet gewesen, da bereits eine Stunde später ganz Paris gebrannt hätte. Wieder erntete ich leere Blicke. Vielleicht war doch ich diejenige, die zu überempfindlich war. Jedoch sorgte die Eröffnungsshow durchaus weltweit für Aufruhr und sowohl Kirchenoberste als auch viele Vertreter konservativer Kreise protestierten, während die Veranstalter und linke Bessermenschen noch abwiegelten: Nur dumme Provinzspießer würden glauben, dass mit dieser Szene das letzte Abendmahl gemeint sein könne, wohingegen doch jeder halbwegs gebildete Mensch von Welt wisse, dass dies lediglich die Nachstellung des Festmahls des Dionysos gewesen sei. Aha. Nur dumm, dass die lesbische Darstellerin Barbara Butch, die in der Mitte der Szenerie prangte, euphorisch in die Welt twitterte, sie sei der „Olympic Jesus“ und die Szene würde das „New Gay Testament“ zeigen. Während sich zu Coronazeiten die meisten Verschwörungstheorien erst nach Monaten als wahr herausstellten, dauerte die Entlarvung im Fall der Olympischen Spiele nur wenige Stunden.
Wohl auch, weil unter anderem der amerikanische Telekommunikationsanbieter C Spire aus Protest gegen die Eröffnungsveranstaltung sein Sponsoring auch für künftige Olympische Spiele zurückzog, entschuldigte sich der Veranstalter für das „blasphemische Abendmahl“ – und das IOC löschte das Video der Eröffnungsfeier. So weit, so heuchlerisch.
Immer wieder wurde von Veranstaltern und dem Komitee betont, dass das Motto dieser Spiele Inklusion sei, was darin gipfelte, dass Frauen in ihren Disziplinen erstmals gegen biologische Männer antreten mussten: Beim Frauenboxen beispielsweise brach eine Person namens Imane Khelif, die sich – obwohl offenkundig mit einem X- und Y-Chromosom geboren (also biologisch ein Mann) – als Frau identifiziert, aufgrund seiner/ihrer körperlichen Überlegenheit seiner/ihrer Gegnerin, der Italienerin Angela Carini, bereits nach 20 Sekunden die Nase, sodass diese nach 40 Sekunden den Kampf abbrechen musste. Man hörte als Zuschauer, dass die völlig aufgebrachte Frau Carini ihrem am Ring stehenden Trainer wütend zurief: „Non è giusto, non è giusto!“, auf Deutsch: „Das ist nicht gerecht, das ist nicht gerecht!“ Die Reporterin flötete ins Mikro: „Irgendwas scheint der Italienerin nicht zu passen.“ Was wohl: Das Mädel hatte jahrelang hart trainiert, viel Zeit, Leidenschaft und auch Geld in Ernährung, Training, Trainer und Physiotherapeuten investiert, um sich am Ziel ihrer Plackerei, nämlich bei den Olympischen Spielen, nach wenigen Sekunden von einem Kerl alles zerschmettern lassen zu müssen: ihre Nase und ihre Träume.
Und Imane Khelif? Die wurde schließlich zur Olympiasiegerin im Frauenboxen gekürt. In einer anderen Gewichtsklasse gewann zudem Lin Yu-ting aus Taiwan, die ebenfalls ein X- und ein Y-Chromosom ihr eigen nennt und somit ein biologischer Mann ist, die Goldmedaille. Ist das der Geist von Olympia, dass wir Frauen uns in Zukunft mit biologischen Männern, denen wir körperlich vollkommen unterlegen sind, messen müssen? Ist das fair? Ist das nicht eigentlich zutiefst anti-feministisch? Ich frage für eine FreundIn.
Als kleine Randnotiz: Es gab übrigens bei Olympia keinen einzigen Transmann – also eine biologische Frau –, die sich mit Männern in männlichen Disziplinen messen wollte. Ich vermute aus dem gleichen Grund, weshalb Angela Carini gegen Imane Khelif keinerlei Chance hatte und daher so wütend war: weil sie/er körperlich vollkommen unterlegen wäre!
Aber auch die Sache mit dem Frauenboxen haben viele nicht mitbekommen und selbst wenn, dann höre ich oft den Satz: „Ja, was will ich denn als Einzelperson schon tun?“ Diesen Satz hatte Patricia Silva aus Fairbanks (Alaska) offenbar nicht in ihrem Portfolio. Sie besuchte ihr Stamm-Fitnessstudio der Marke „Planet Fitness“ und beobachtete, dass sich in der Damenumkleide des Studios ein biologischer Mann auszog und gemütlich rasierte. Da auch minderjährige Teenager in der Kabine waren, die sich von der Anwesenheit des Mannes gestört fühlten, forderte sie ihn auf, die Umkleide zu verlassen. Er antwortete, er identifiziere sich eben als Frau und würde bleiben. Sie filmte die Situation und beschwerte sich beim Betreiber des Studios. „Planet Fitness“ kündigte daraufhin Patricia Silvas Mitgliedschaft und erstattete Anzeige bei der Polizei mit der Begründung, die Fitnesskette habe sich dazu verpflichtet, ein integratives Umfeld zu schaffen. Daraufhin stellte Silva ihr Video online und so viele Menschen solidarisierten sich mit ihr und kündigten ihr Abonnement bei „Planet Fitness“, dass der Konzern innerhalb einer Woche einen Wertverlust von 400 Millionen Dollar hinnehmen musste. „Go woke, go broke“ heißt es in der amerikanischen Geschäftswelt.
Das Wort Schadenfreude – das sich übrigens in keine andere Sprache der Welt übersetzen lässt, weil es offenbar urtypisch deutsch ist – möchte ich vermeiden, aber ich glaube zutiefst, dass es wichtig ist, genau hinzuschauen und ab und an das Maul aufzumachen, wenn etwas völlig schiefläuft. Und der irre Trend zum spontanen Geschlechterwechsel hat durch das komplett wahnsinnige Selbstbestimmungsgesetz längst auch Deutschland erreicht: Im fränkischen Erlangen musste sich Doris Lange, die Betreiberin des Fitnessstudios „Ladys First“ (sic!), nicht nur mit einem biologischen Mann ohne geschlechtsangleichende Operation (also im Klartext: mit Penis) herumärgern, der die Aufnahme in das Studio, in dem nach Aussage der Chefin auch durch sexuelle Gewalt traumatisierte Frauen trainierten, erzwingen wollte. Im Anschluss an die (eigentlich selbstverständliche) Verweigerung der Mitgliedschaft bekam Frau Lange auch noch Post von Ferda Ataman, der Antidiskriminierungsbeauftragten der Bundesregierung, mit der Aufforderung, sich mit dem Interessenten zu einigen oder diesem 1.000 Euro für die erlittene Persönlichkeitsverletzung zu zahlen. Frau Lange wehrte sich gegen diese Willkür – und erlebte eine Welle der Solidarität, die ich nur aus vollem Herzen unterstützen kann.
Denn ohne Gegenwehr werden die Herrschaften von der „Woko Haram“-Sekte unsere Gesellschaft immer ein kleines Stückchen weiter in ihre Richtung drängen, immer mehr Männer werden – teils sicherlich auch aus niedrigen Beweggründen – in Schutzräume von Frauen eindringen und alle Regierungen der westlichen Welt werden fragwürdige Bücher zur frühkindlichen Sexualisierung herausbringen, wie es die Australier gerade tun. Die grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, früher als Markus Ganserer ein unauffälliger Hinterbänkler im bayerischen Landtag, wird derweil unser Parlament endgültig in einen Laufsteg für ihre bizarre Lack-und-Leder-Fetisch-Freakshow verwandeln, während sich die Mehrheit der Deutschen irgendwann konsterniert umschauen und sich fragen wird: Wie konnte es so weit kommen? Wann ist das passiert? Wie konnten wir das zulassen? Warum hat denn niemand was gesagt? Nun, zumindest haben Sie es jetzt gelesen. Bleibt nur die Hoffnung, dass das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz von der nächsten Bundesregierung dorthin befördert wird, wo es nicht nur nach Ansicht von ernsthaften Frauenrechtlerinnen gehört: auf den immer größer werdenden Müllhaufen der Geschichte.
In der „Gaststätte zum Flugplatz“ am Rande unseres Viertels hing über dem Tresen ein poliertes Messingschild mit einem Sinnspruch, den ich nie ganz verstand, wenn wir jeden zweiten Sonntag dort essen gingen. Mir erschloss sich schon nicht, was der Name der Wirtschaft zu bedeuten hatte, denn es befand sich weit und breit kein Flugplatz in der Nähe. Allerdings war der Betreiber Georg Strobel, den alle nur den „Schorsch“ nannten, ein begeisterter Modellflugzeugsammler, was man an den zahlreichen Exponaten im urigen Gastraum sehen konnte und was die Benennung vielleicht erklärte. Das Schild aber ergab für mich wirklich keinen Sinn. Auf ihm war zu lesen: „Wer nichts wird, wird Wirt“, aber das stimmte in meinen Augen überhaupt nicht. Herr Strobel konnte herausragend kochen, sieben Pils parallel zapfen, nebenher bedienen und auch noch blitzschnell kopfrechnen. Und er war, zumindest erzählte das mein Vater, in seinem früheren Leben seit seinem 15. Lebensjahr Fliesenleger gewesen, bevor seine Knie kaputtgingen und er sich als Gastronom selbstständig machte. Der Mann hatte also einiges auf dem Kasten und sogar etwas Anständiges gelernt. Und er sorgte an sechs von sieben Wochentagen von 10 Uhr morgens bis tief in die Nacht dafür, dass jeder seiner Gäste satt, zufrieden und häufig auch etwas angesoffen wieder nach Hause ging.
In der Politik sind, zumindest auf höherer Ebene, derartige Laufbahnen eher selten anzutreffen. Also Menschen, die idealerweise eine Ausbildung absolviert sowie einen normalen Beruf erlernt haben und sich nebenher politisch engagieren, bis sie es irgendwann in den Bundestag oder ein Landesparlament schaffen. In der aktuellen Legislaturperiode haben fast 80 Prozent aller deutschen Abgeordneten stattdessen eine teils recht ausdauernde akademische Karriere hinter sich: Die meisten von ihnen sind Juristen, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler, aber es finden sich auch noch sagenhafte 150 weitere Studiengänge in den Lebensläufen unserer Parlamentarier. Studierte Fliesenleger sind eher nicht dabei. Und unstudierte schon gar nicht.
Nicht, dass ich etwas gegen eine Universitätsausbildung habe. Ich bin auf alle Fälle der Meinung, dass jedes zivilisierte Land auch eine kluge, wissenschaftliche Kaste braucht, die sich über die übergeordneten Zusammenhänge in Quantenphysik oder Gegenwartsphilosophie Gedanken machen kann und sich nicht wie unsereins mit schnöden Alltagsproblemen herumplagen muss. Auch spricht aus mir keinerlei Neid, weil ich mein eigenes Jura-Studium aufgrund pathologischer Unfähigkeit und einer guten Portion Resignation abbrechen musste. Aber etwas mehr Praxisnähe in der Politik wäre vermutlich gerade in einer angespannten Situation, wie wir sie derzeit erleben, gar nicht schlecht. Niemand würde doch auf die tollkühne Idee kommen, einen diplomierten Soziologen mit der Reparatur eines defekten Spülklosetts zu betrauen oder einen promovierten Germanisten anzurufen, wenn der Wagen mit einem Kolbenfresser liegenbleibt. Aber wenn es um unsere Volksvertreter geht, zählen Kompetenz und Sachverstand plötzlich gar nicht mehr.