Ein Neuanfang - Georg Papke - E-Book

Ein Neuanfang E-Book

Georg Papke

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Beschreibung

Eigene Erlebnisse inspirierten mich zu diesem Buch

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BEI EINEM HOHEN LEBENALTER KOMMT ES EINEM MANCHMAL SO VOR, ALS GINGE MAN DURCH MEHRERE LEBEN!

GLIEDERUNG:

1.0 Vorspann

2.0 Kassensturz

3.0 Hannes

4.0 Rügen

5.0 Lustige Begegnungen

6.0 Gemeinsamer Ausflug

7.0 Hiddensee

8.0 Abschied

9.0 Der Überfall

10.0 Maria

11.0 La Dessee, die Göttliche

12.0 Frau v. Arnheim

13.0 Familiengeschichte

14.0 Namibia-Reise

15.0 Geschichtsstunde

16.0 Opas Tagebuch 4/1903

17.0 Tagebuch 05/1903

18.0 Tagebuch 07/1903

19.0 Tagebuch 10/1903

20.0 Tagebuch 11/190

21.0 Hamburg 7/1950

22.0 Der Medizinmann

23.0 Magen- Darmprobleme

24.0 Der Brunnenbau

25. Das Brunnenfest

26.0 Zurück in Hamburg

27.0 Indien-Vorbereitung

28.0 Indien-Reise

29.0 Tagebuch 4/1905

30.0 Indien

31.0 Kulturschock Indien

32.0 Das erste Mittagessen

33.0 Der Menakhsi-Tempel

34.0 Thirumalai-N.-Palast

35.0 Shri-Koodal-A.-Tempel

36.0 Der Siwa-Tempel

37.0 Erste Rückschau

38.0 Das Camp

39.0 Alte Geschäftsfreunde

40.0 Rückreise

41.0 Wieder Hamburg

42.0 Gemeinsamer Urlaub

43.0 Wiedersehen mit Hiddensee

44.0 Bauer Clasen

45.0 FKK-Strand

46.0 Blaue Scheune

47.0 Inselspaziergang

48.0 Wieder Hamburg

49.0 Ukraine-Krieg

50.0 Ukraine-Flüchtlinge

51.0 Die alte Selma

52.0 Schluss

1.0 Vorspann

Es ist ein sonniger Herbsttag. Ich komme gerade von der Post, wo ich ein wichtiges Einschreiben aufgegeben habe.

Jetzt habe ich Appetit auf einen Kaffee und gehe in das nächste Straßenkaffee. Es ist heute zwar schon der Dritte, aber dafür wird es wohl heute keine große Aufregung mehr geben. Denn das liegt gerade alles hinter mir.

Gott sei Dank!

2.0 Kassensturz

Ich lasse die letzten Tage noch einmal Revue passieren.

Da kam ganz schön was zusammen! Zuerst der Ausstieg aus dem Berufsleben. Ich hatte aber bewusst die Chance ergriffen, die der Staat gerade bot, nämlich Rente mit 63, ohne Abzug! Dann aber hatte meine Frau gemeint, sie müsse sich verändern. Hier weg ziehen und sich alleine eine Eigentumswohnung kaufen. Dazu war es notwendig, unser Haus zu verkaufen. Na gut, das war für uns Beide inzwischen eh viel zu groß und auch zu teuer im Unterhalt. Allerdings hatte ich nicht geahnt, mit wie viel Arbeit und nervenaufreibenden Terminen das verbunden war.

Doch jetzt hatte ich endlich alles hinter mir. Beiläufig überfliege ich die Zeitung. Habe wohl in den letzten Tagen nicht viel verpasst.

3.0 Hannes

Als ich wieder aufsehe scheint es mir, als wenn da gerade einer meiner ehemaligen Studienkollegen vorbei gegangen ist. Ich erinnere mich noch an den Gang von Hannes.

Ja und hier in der Gegend hat er auch mal gewohnt, auch daran erinnere ich mich. Ich drehe mich um und sehe das Straßenschild. Veteranenstraße, ja da wohnte er mal. Ich widme mich wieder meiner Zeitung, während ich genüsslich meinen Kaffee schlürfe. Der schmeckt heute besonders gut. Liegt wohl daran, dass ich heute Zeit habe.

Ich hasse den Kaffee to go, denn für mich ist Kaffee trinken ein Ritual bei dem ich mich in Ruhe wieder sammeln kann, statt weiter zu hasten.

Als ich wieder aufblicke, sehe ich Hannes gerade wieder zurück kommen. Er war es also doch tatsächlich.

Als er auf meiner Höhe ist, schwenke ich mit der Zeitung und er nimmt mich wahr. Er kommt näher, wir begrüßen uns und er setzt sich, während er sich auch einen Kaffee bestellt. Hat wohl heute auch nicht mehr viel vor, dachte ich.

Natürlich gab es nun sehr viel zu erzählen, denn wir hatte uns tatsächlich lange nicht mehr gesehen. Natürlich schwärmten wir von alten Zeiten, wo wir während des Studiums gemeinsam manche schwere Prüfung in Tag und Nachtarbeit gemeinsam vorbereitet hatten.

Beiläufig fragte ich nach seiner Frau, einer hübschen Schwarzen, allerdings ein paar Jahre jünger als er.

Ja, das war einmal, meinte er. Denn seine Frau hätte ihn gerade gegen einen Jüngeren ausgetauscht! Nun sei er dabei, sich wieder "selbst zu finden und neu zu sortieren."Nachdem er mir kurz seine Leidensgeschichte erzählt hatte dachte ich, der ist ja genau so dran wie ich und zu beneiden ist er auch nicht gerade.

Darauf antwortete ich ihm nur, dass ich auch gerade viel hinter mir habe und erzählte ihm kurz meine Geschichte. Ja, ob ich denn schon weiter wisse, wollte er wissen. Ich fiele in kein Loch, antwortete ich ihm, ich hätte mich inzwischen damit abgefunden.

Er staunte nur.

Ich beneide dich, gab er nur zurück.

Dann kamen wir auf die Arbeit zu sprechen und er deutete an, dass es in der Bauakademie auch gerade sehr stressig zu ginge und er auch jetzt eine Auszeit bräuchte. Ihm war gerade angeboten worden, kostenlos in einem Ferienheim der Akademie auf Rügen Urlaub zu machen. Das war jedes Jahr so nach dem die Kinder wieder in die Schule gingen und die Heime noch nicht geschlossen waren.

Spontan fragte er, ob ich nicht Lust hätte mit zu fahren. obwohl ich nicht in der Bauakademie gearbeitet hatte.

Erfahrungsgemäß war da immer noch viel Platz und er könne mich einfach mitnehmen.

Ich fragte, wann es denn los gehen solle. Darauf meinte er, das er bereits am Sonntag fahren wolle.

Kurz entschlossen sagte ich zu, hatte ja im Moment nichts Wichtiges zu tun.

Er würde es gleich heute noch organisieren, meinte er. So verabschiedeten wir uns für heute und jeder ging wieder seiner Wege. Schon am Nachmittag bekam ich einen Anruf von Hannes, dass es mit dem Urlaub klappen würde und zwar sogar 3 Wochen habe er bewilligt bekommen. Am Sonntag gegen 9 Uhr würde er mich abhole, denn er wolle mit seinem eigenen Auto fahren.

Ich sagte zu und machte mich auch sofort an die wenigen notwendigen Urlaubsvorbereitungen.

4.0 Rügen

Jetzt freute ich mich auch schon richtig auf den Urlaub, denn sofort kamen angenehme Erinnerungen an Rügen auf. Immerhin war ich schon zwei Mal auf Rügen gewesen.

Es klappte alles wie geplant. Wir kamen pünktlich um 9 Uhr weg. Das Gepäck hielt sich in Grenzen, jeder hatte nur einen Koffer und dazu das Handgepäck, das bei mir aus einer Fototasche bestand.

Hannes fuhr einen alten Ford Mustang, eigentlich ein typisches Junggesellen-Auto. Dabei hatte er einen recht gewöhnungsbedürftigen Fahrstil. Mit vollem Tempo fuhr er regelmäßig jede Kurve an, um dann mittendrin abzubremsen. Sein Ford quittierte das meist mit einem leichten Schwänzeln. Kein Wunder, denn der hatte ja auch noch hinten eine Starrachse.

Ich versuchte derweil unsere Unterhaltung zu drosseln, damit er sich wenigstens voll auf den Verkehr konzentrieren konnte.

Von Berlin fuhren wir über Pasewalk, Greifswald, Anklam direkt nach Stralsund, wo wir eine Pause einlegten. Nach einem Stadtbummel landeten wir in der Nähe des Museums in einer Fischkneipe. Es gab Brathering mit Bratkartoffeln, das nahmen wir beide. Das war genau das Richtige, um uns auf den Urlaub einzustimmen. Komisch, Hannes liebte anscheinend auch Fisch, obwohl er irgendwo aus Sachsen kam, ich glaube aus Zwickau.

Dann ging es weiter auf den Rügener Landstraßen mit Chaussee-Bäumen links und rechts. Die Wurzeln hatten im Laufe der Zeit die Straße in diesem Bereich immer etwas angehoben, so dass sein Ford Mustang diese Verformungen prompt an uns weiter gab, so als wenn wir in einem Wüstenschiff säßen. Nur gut, dass ich nicht seekrank werde!

Schon gegen Abend waren wir in Göhren im Ferienheim. Die 2 älteren Damen, die den Betrieb dort noch aufrecht hielten, erwarteten uns auch schon. Wir wurden aufgenommen, als wenn wir zwei Schulkinder seien, so wie den ganzen Sommer über. Erst als sie lasen, dass Hannes sogar einen Doktortitel hatte schwenkten sie um 180 Grad um und wollten ihn nur noch mit Herr Doktor und mich mit Dipl.Ing. ansprechen, was wir uns aber kategorisch verboten haben.

Ab da lief dann alles wieder normal. Noch am selben Abend machte wir einen Stadtbummel, um unsere neue Umgebung kennen zu lernen. Dabei stellten wir fest, dass unser "Hotel" am Ende einer langen Hotelkette lag. Jedenfalls hätten wir hier sicher unsere wohlverdiente Ruhe.

Als wir zurück kamen, war das Abendbrot schon angerichtet, denn wir hatten hier tatsächlich "all inclusive"!

Auch mal schön, denn in letzter Zeit waren wir in dieser Hinsicht beide nicht verwöhnt worden.

Das Wetter meinte es gut mit uns. Am Morgen war es zwar immer noch etwas frisch, aber die Tage waren dann doch noch angenehm warm.

Regelmäßig machten wir nun Strandspaziergänge, in beide Richtungen, aber hauptsächlich nach Süden. Dabei kamen wir bis nach Zicker, wo ich meinen ersten Urlaub in einem Ferienheim vor fast einem halben Jahhundert verlebt hatte. Das Haus fand ich aber nicht mehr wieder. Na ja, inzwischen hatte sich hier vieles verändert. Einige Ferienhäuser waren neu.

Am nächsten Tag waren wir etwas früher dran mit unserem Spaziergang. Kurz vor Zicker lagen einige Fischerboote. Heute waren hier noch die Fischer zu Gange. Sie standen bis zu den Knien im Wasser und sortieren ihren Fang, dabei warfen sie die zu kleinen Fische mit Schmackes wieder zurück ins Wasser. Zum Vergnügen der Möwen, die die meisten bereits im Flug fingen und verschlangen. Wir sahen dem Spiel eine Weile zu und gingen dann näher um zu fragen, ob wir die kleinen Schollen haben könnten.

Freundlich packte uns der Fischer zehn ausgewachsene Schollen in eine Zeitung und schenkte sie uns dafür, dass wir ein so großes Interesse an seiner Arbeit gefunden hatten.

Mit unserem Paket ging es nun direkt ins Hotel. Ich fragte die Köchin, ob wir heute in die Küche dürften, weil wir etwas zubereiten wollten. Was, das wollte die Frau aber ganz genau wissen. Als wir ihr die Geschichte erzählten meinte sie, dass wir uns nur an den Tisch setzen sollte, die gebratenen Schollen kämen gleich! Die beiden Frauen konnten es doch nicht lassen, uns zu bemuttern. Wohlwollend nahmen wir es an, was wäre auch die Alternative gewesen?

So vergingen die Tage wie im Flug. ich muss sagen, dass es uns aber wohl gut bekam.

Unsere Spaziergänge behielten wir bei. Hatten dabei nun schon viel gesehen, kannten alle Museen, denn jeden Tag hatten wir ein anderes Ziel. Und Sehenswürdigkeiten gab es genug, man musste sich nur umsehen.

5.0 Lustige Begegnung

Als wir heute von unserem ersten Spaziergang zurück kamen waren wir recht geschafft. Langsam näherten wir uns unserem "Hotel", vor dem genau die Strandkorb-Kolonie des Ortes begann. Wir mussten zick-zack zwischen den Strandkörben hindurch gehen, um an unser Haus zu gelangen.

Und da geschah es!

Plötzlich standen wir vor einem Strandkorb an dem sich gerade eine hübsche blonde junge Frau umzog. Splitternackt stand sie vor uns!

Natürlich erschraken wir, drehten um und gingen einen anderen Weg zum Haus.

Aber keiner sagte etwas. Später meinte Hannes, da war doch etwas!? Ja, sagte ich, die Blonde ist eigentlich eine Schwarze!

Beide mussten wir nun schallend lachen.

Als wir am nächsten Tag vom Spaziergang zurück kamen waren wir etwas vorsichtiger und nahmen einen anderen Weg. Doch wir landeten genau wieder vor dieser jungen Frau!

Ich nutzte die Gelegenheit, um mich vor zu stellen und für die gestrige Begegnung zu entschuldigen. Aber sie nahm es locker und meinte, dass nicht weit von hier im Sommer ohnehin ein nicht ausgewiesenes FKK-Gelände sei.

Damit war die Angelegenheit erledigt, glaubten wir.

Sie stellte sich vor,sie hieß Brigitte, was wir dann auch taten. Also sprachen wir uns einfach mit Vornamen an, war uns auch recht.

Als wir am Abend wieder nach Hause kamen , badete kurz vor unserem Haus eine Frau in den Wellen. Als wir näher kamen erkannten wir Brigitte. Sie winkte, wir sollten doch auch ins Wasser kommen. Nachdem es heute recht warm gewesen war und wir durchgeschwitzt waren bot sich ein Bad geradezu an. Kurz entschlossen zog ich meine Kleider aus, legte sie neben ihre und sprang ins Wasser. Hannes folgte mir ohne Kommentar.

Es machte richtig Spaß. Für uns war es das erste Mal ganz "ohne." Aber nicht unangenehm. jedenfalls konnte man sich hinterher wenigstens keine Erkältung holen von der nassen Badehose, besonders, seit die immer länger geworden waren. Manche junge Leute trugen Hosen, die aussahen wie Knickerbocker!

Richtig ekelig!

Anschließend setzten wir uns gemeinsam in ihren Strandkorb und unterhielten uns. Zu reden gab es genug. Plötzlich kam ihre Mutter um die Ecke. Wir wollten uns schnell anziehen, doch da geschah etwas Unvorhersehbares. Ihre Mutter streifte ihren Badeanzug ab und rannte zum Wasser. Wir schauten uns verdutzt an, aber Brigitte fasste sich zuerst. Sie sprang auf und rannten ihrer Mutter hinterher.

Wir taten das Gleiche und es gab eine gehörige Wasserschlacht.

Danach verabredeten wir uns für den Abend zu einem Stadtbummel. Es war ein angenehm warmer Herbstabend. Wir schlenderten zuerst durch die Straßen und blieben natürlich an jedem Schaufenster stehen. Dann setzten wir uns auf die Terrasse eines Lokals und bestellten für jeden ein Bier.

Es gab viel zu erzählen, denn schließlich wollte doch jeder wissen, mit wem er es hier zu tun hat. Mutter Helga und Tochter Brigitte waren Frisörinnen und zwar mit eigenem Laden. Der Betrieb ging scheinbar recht gut, jedenfalls waren sie zufrieden.

Nachdem wir jeder das dritte Bier ausgetrunken hatten, machten wir uns auf den Heimweg;es war ja nicht weit.

6.0 Gemeinsamer Ausflug

Dabei überlegten wir, ob wir nicht morgen etwas gemeinsam unternehmen könnten. Hannes schlug vor, mit seinem Wagen eine Insel-Rundfahrt zu machen. Abgemacht!

So verabschiedeten wir uns. Der nächste Tag versprach auch wieder schön zu werden, so konnten wir sogar mit aufgeklapptem Verdeck fahren. Wenigstens fuhr Hannes heute gemütlich langsam, so dass unsere Haare nicht allzu sehr zerzaust wurden. Auf der Ostseite fuhren wir Richtung Norden, vorbei an Baabe, Selin, nach Binz, wo wir einen kleinen Stadtbummel machten.

Dann hielten wir in Prora. Brigitte fragte, was bedeutet Prora?

Ich erklärte ihr, dass der Name Prora sich eigentlich ableite von der bewaldeten Hügelkette Prora zwischen dem Kleinen Jasmunder Bodden und der Ostsee.

Die Küste bildet hier einen Kilometer langen flachen Sandstrand, der von Binz bis zum neuen Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Mukran reicht.

An dieser Stelle ließ Adolf Hitler einen Gebäudekomplex mit gewaltigen Ausmaßen als Erholungsort für gleichzeitig 20.000 Menschen bauen. Genaueres erfuhren wir im neu eingerichteten Museum.

Der Auftrag zur Errichtung eines Seebades wurde im Februar 1936 an den Architekten Clemens Klotz erteilt. Die Planung sah vor, 8 jeweils gleiche Häuserblocks mit je 550 Meter Länge aneinander zu bauen, so dass sich eine Gebäude-Gesamtlänge von fast 5 km ergab. Alle Zimmer waren zur See ausgerichtet, während die Flure auf der Landseite lagen. Die geplante Ausstattung der nur 2,25 m x 4,75 m großen Zimmer war nach heutigen Maßstäben recht karg. Sie bestand aus 2 Betten, 1 Sitzecke, 1 Schrank und 1 Handwaschbecken. Die Sanitärräume befanden sich jeweils neben den Treppenhäusern in den nach hinten gerichteten Querbauten.

Das Leben in der Ferienanlage sollte, dem totalitären Anspruch des Systems folgend, in der Gemeinschaft stattfinden. Zu dem Zweck sollten alle Zimmer einen Lautsprecheranschluss bekommen, damit man alle jeder Zeit mit Propaganda beschallen konnte.

Vor den Blocks waren Gemeinschaftshäuser geplant mit Gastronomie und Wirtschaftsräumen, sowie Kegelbahnen, Leseräumen und offenen beheizbaren Liegehallen.

Der Spatenstich erfolgte am 2. May 1936 mit viel Aufsehen. Das Ganze sollte KdF-Seebad Rügen genannt werden. Für KdF stand Kraft durch Freude!

Das Projekt fand internationale Bedeutung und so wurde es bei der Weltausstellung 1937 in Paris mit einem Grand Prix ausgezeichnet!

Die Bauarbeiten wurden an 9 renommierte Baufirmen vergeben. Es arbeiteten zeitweilig hier bis zu 9.000 Bauarbeiter.

Zwischen 1936 und 1939, also dem Kriegsanfang, wurden die 8 Gästeblocks, sowie die Festplatz-Randbebauung und die Kaianlage im Rohbau fertig gestellt. Nicht jedoch die Schwimmbäder, die Festhalle in der Mitte, sowie weite Teile der Wirtschaftsgebäude. Sie wurden niemals errichtet!

Ab 1945 hatte die Sowjetunion die Kontrolle über Rügen.

Zuerst diente der Komplex zur Unterbringung von Heimatvertriebenen und als Internierungslager.

Von 1948 bis 1953 wurden die Gebäude von der Roten Armee genutzt, die den südlichsten Rohbau zu sprengen versuchte. Ab 1948 übernahm erst die Polizei, dann die NVA die Gebäude zur Nutzung. Ab da war das ganze Gelände Sperrgebiet, so dass niemand genau wusste, was dort jetzt eigentlich passiert. Es sollen dort auch ausländische Offiziere, natürlich gegen harte Devisen, ausgebildet worden sein.

Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm die Bundeswehr den Komplex von 1990 bis 1992.

Erst seit 1993 ist die Anlage frei zugänglich. Es gab verschiedene vorübergehende Nutzungen, eine Jugendherberge und verschiedene Museen und Ausstellungen. Auch zahlreiche Symposien befassten sich mit der Zukunft des Ortes. Ziel war die Verankerung des KdF-Bades als Denkmal zur Sozial- und Baugeschichte des 3. Reiches und die Mischnutzung desselben durch Gewerbe, Kunst, Kultur und Wohnen.

1994 wurde der gesamte Komplex unter Denkmalschutz gestellt.

2001 gründeten Historiker des Dokumentationszentrums unter Federführung der damaligen Landrätin Kerstin Kassner den Verein Prora-Zentrum. Seit 2004 werden einzelne Gebäudeteile privat veräußert und umgebaut. Wobei darauf geachtet wird, dass das Gesamtbild des Komplexes erhalten bleibt.

Nun hatten wir in kürzester Zeit eine Fülle an Informationen bekommen. Nach einem ausgiebigen FKK-Bad fuhren wir dann weiter nach Norden.

In Saßnitz fanden wir bei einem Bummel eine heimelige Fischkneipe, wo alle ein passendes Gericht fanden, fast alle aßen Fisch!

Danach fuhren wir weiter über Lohme und Breege nach Putgarten.

Nun war es gerade Zeit für einen Kaffee, den wir auf einer Terrasse tranken.

Herrlich!

Dann ging es an der Westseite wieder zurück. Beim kurzen Halt in Schaprode, dem kleinen Fährhafen kam mir der Gedanke, einen Abstecher nach Hiddensee zu machen, wäre doch nicht schlecht?!

Ich fragte in die Runde, was man davon hielte. Alle waren begeistert. Aber dazu bräuchten wir einen ganzen Tag, also müssten wir ganz früh weg fahren.

Wir hatten ausgemacht nur leichtes Gepäck mit zu nehmen, das jeder in einen kleinen Rucksack verstaute, wobei vielleicht eine Zahnbürste nicht schaden könnte.

Gesagt, getan.

7.0 Hiddensee

Am nächsten Morgen trafen wir uns schon recht früh und fuhren nach Schaprode. Wir kamen genau richtig für die Fähre um 8 Uhr.

In den 45 Minuten Überfahrt nach Vitte war Zeit etwas über die Insel zu erfahren. Dazu hatte ich den Reiseführer studiert:

Der Inselname stammt aus dem Altnordischen und taucht als Heoinsey oder Hithinsö zuerst auf. Beides bedeutet so viel wie Insel des Hedin. Der legendäre Norwegerkönig Hedin soll hier um eine Frau oder um Gold gekämpft haben. Unter dänischer Herrschaft war offiziell Hedins-Oe gebräuchlich. Bis 1880 hieß die Insel auch in deutschen Karten noch Hiddensjö, ab 1929 in deutschen Reiseführern noch Hiddensöe. Die vollständige Eindeutschung und Umbenennung zu Hiddensee ist relativ jung.

Die Insel ist 16.8 Kilometer lang und zwischen 250 Meter und 3,7 Kilometer breit. Wobei sich diese Maße aber ständig leicht verändern. Denn bei Sturm, und der ist hier jedes Frühjahr manchmal sehr heftig, wird Sand an der Westseite abgetragen, der aber nicht verloren geht, denn er wird an der Nordost-Seite wieder angelandet.

6 Orte gibt es jetzt auf Hiddensee: Grieben, Kloster, Vitte, Glambeck, Neuendorf und Plogshagen.

Damit war ich mit meinen Informationen genau am Ende, als wir im Hafen von Vitte an kamen und anlegten.

Von dort ging es nun zu Fuß los, zuerst nach Vitte. Unterwegs fiel mir linker Hand eine Wiese auf, die kräftig blau aussah. Eigentlich eigenartig, zwischen den sonst grünen Wiesen. Aber dem Geruch nach konnte es nur eine bestimmte Pflanze sein.

Ich fragte schulmeisterlich in die Runde, ob jemand wisse, warum diese Wiese eine so sonderbare Farbe hätte,