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Das vorliegende Buch bringt Geschichten, die das Leben schrieb, spannende, nachdenkenswerte, erschütternde. Menschen in Gefahr und Grenzsituationen des Lebens werden dargestellt; Menschen, denen Gott nicht selten schneller und umfassender antwortet, als sie zu Gott rufen können. »Gott ist nicht tot! Er lebt und antwortet!« das ist die Summe der Aussagen der aufrüttelnden Kurzgeschichten.
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Seitenzahl: 98
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Ein Tag sagt es dem andern
Kurzgeschichten vom Wagnis des Glaubens im Alltag
Helmut Ludwig
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Helmut Ludwig
Cover: Eduard Rempel, Düren
ISBN: 978-3-95893-087-2
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
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Not eines Siebzehnjährigen
Der Fenstersturz
Zerstörte Familie
Aus alter Chronik
Abgelehnter Hollywoodvertrag
Die Kehrseite des Teppichs
Aus eigener Kraft?
Das zerstörte Kruzifix
Einfach durchgebrannt
Der Tod auf der Orgelbank
Letzte Möglichkeit: Fremdenlegion!
Der Schiefe Turm von Pisa
Du sollst nicht töten!
Ich gelobe
Der Ausreißer
Das Teufelsrad brach ein
Bis hierher und nicht weiter!
Der Mann ohne Gesicht
Abendmahl hinter Stacheldraht
Der Mörder und das Kreuz
Achsenbruch in der »Mondlandschaft«
Fallen ist keine Schande
Witwenscherflein
Kaufhofdiebstahl
Tragisches Opfer
Gott und die Schönheitskönigin
Weinende Mütter von Ferrara
Paragraph 330 c StGB
Der Todeskandidat
Résister – Widerstand tun!
Königliches Ereignis
Fernsehandacht abgeschaltet
Unsere Empfehlungen
Mit der Morgenpost kam ein Brief von Eckhardt, der seit zwei Wochen in der »Jungen Gemeinde« unsichtbar war.
Lieber …!
Was soll ich tun? Du weißt, dass ich immer gern zu Euch kam und mich in Eurer Gemeinschaft wohl fühlte. Du weißt auch, dass ich meine Eltern sehr liebhabe. Vor etwa zwei Wochen rief mich mein Vater zu sich. Er sagte mir, dass er es nicht gern sähe, wenn ich in Zukunft weiter unseren Kreis besuche. Er hat viel im Krieg erlebt und ist seit der Gefangenschaft in Russland sehr verbittert. Vater eröffnete mir, dass er im Leben auch ohne die Kirche vorangekommen sei. Er liebe die frommen Worte nicht und halte alles für schönes Gerede. Ich sagte Vater, dass ich gern zu Euch käme. Da wurde er heftiger und meinte, dass ich mich schon ganz hätte einfangen lassen. Ein junger Mann wie ich müsse seine Erfahrungen in der Freiheit machen und sei zu schade für eine christliche Treibhausatmosphäre. Ich sagte Vater daraufhin, dass ich gar nicht den Eindruck von Treibhausatmosphäre gewonnen hätte, und berichtete aus dem Erleben in unserem Kreis, erzählte auch von der Bibelarbeit im letzten Sommerlager. Er ließ mich ausreden und sagte dann, dass ich tun und lassen könne, was ich für richtig hielte. Aber es sei nicht in seinem Sinn, wenn ich in Zukunft weiter zum Kreis ginge. Verboten hat er es nicht direkt. Aber es ist schon so schlimm genug. Meine Mutter ist der gleichen Ansicht wie mein Vater. Sie hätten früher »schlechte Erfahrungen« mit der Kirche gemacht. Der Pfarrer sei auch noch nie dagewesen, solange wir schon in der Gemeinde wohnten. Meine Brüder hänseln mich ab und zu. Sie sagen dann etwas vom »Süßwasserverein« und so ähnlich. Was soll ich tun? Ich möchte gern weiter kommen und meine auch manchmal, dass ich den Kreis brauche. Aber ich habe doch meine Eltern sehr lieb und fürchte, dass unser häuslicher Friede gestört wird, wenn ich trotz des Gesprächs mit meinem Vater weiter komme. Soll ich heimlich hingehen? Ich könnte vielleicht eine gute Ausrede finden, aber ist das richtig? Es grüßt Dich herzlich Dein Eckhardt
PS: Bitte Antwort über meinen Schulfreund Armin!
Lieber Eckhardt!
Das sind schwerwiegende Fragen. Und gewiss ist eine rechte Lösung nicht ganz einfach. Dass wir in der »Jungen Gemeinde« nicht gern auf Dich verzichten, weißt Du. Aber es geht ja um viel mehr als das Band echter Kameradschaft und Freundschaft in einem solchen Kreis. Wir möchten Dich mit Deinen Fragen auch durchaus nicht allein lassen. Dem nicht erfolgten Besuch des Pfarrers kann abgeholfen werden. Ich brauche Dir nicht erst zu sagen, dass bei der Größe der Gemeinde die Zeit zu Besuchen, neben den vielen anderen Pflichten und Nöten in der Gemeinde, nicht ganz ausreicht. Aber soviel ist gewiss: Sonntags war der Pfarrer im Gottesdienst immer zugegen. Man konnte ihn dort sehen, hören und auch sprechen. Mit dieser Feststellung ist wohl dem sicherlich nicht bösgemeinten Vorwurf über den nicht erfolgten (bisher auch nicht erbetenen) Besuch zu begegnen. – Ich werde auch gern mit Deinen lieben Eltern über die Frage des Dir nahegelegten Ausscheidens aus unserem Kreis sprechen. Vorher wird es aber gut sein, dass Du zu einer eigenen Entscheidung kommst. Erst wenn Du weißt, wie Du Dich entschieden hast, wird man weiter darüber reden können.
Vielleicht ist es aber gut, wenn wir uns beide vorher noch darauf besinnen, was bei Matthäus 12, 46—50 aufgeschrieben ist. Lies das einmal in Ruhe nach! Jesus musste sich nach zwei Seiten hin wehren: einmal gegen Seine Feinde, die Falsches über Ihn verbreiteten, zum anderen gegen Seine liebsten und nächsten Verwandten, Seine Mutter und Seine Brüder, die Ihn aus falschverstandener Liebe heraus wegholen wollen aus Seiner aufreibenden Tätigkeit. Da sagt Jesus das zunächst unverständlich und hart klingende Wort und zeigt dabei auf Seine Jünger: Das ist Meine Mutter und Meine Brüder! – Mit anderen Worten: Jesus erklärt Seinen liebsten Verwandten, wohin Er gehört. Noch eins: Jesus hat aber – auch wenn Er das so hart klingende Wort sagte – nie aufgehört, Seine leibliche Mutter und Seine Brüder liebzuhaben ! Und nun denke einmal in aller Stille über Deine Fragen nach! Vielleicht faltest Du darüber einmal ganz schlicht Deine Hände. Wenn Du Dich klar entschieden hast, dann tue, was Du für richtig und gut hältst. Vergiß aber nie, Deinen Eltern und Brüdern zu zeigen (und das kann man sehr praktisch und schlicht, ohne sich aufzudrängen!), dass Du sie nach wie vor sehr liebhast!
Vielleicht wird dann alles ganz anders bei Euch zu Hause. Vielleicht stellt Gott Dich gerade dort vor eine nicht leichte Aufgabe!
Ich denke an Dich! Du weißt, wie das gemeint ist!
Bitte Gott um eine rechte Entscheidung und um Kraft, Dich in solcher Entscheidung zu bewähren.
Wir werden uns dann am besten mündlich über weiter auftauchende Fragen unterhalten. Ich komme auch gern zu einem Hausbesuch, wenn es Deinen Eltern und Dir recht ist.
Es grüßt und denkt an Dich
Dein …
PS: Dass mit dieser Antwort Deine Frage, ob Du heimlich unter Gebrauch von Ausreden zu uns kommen sollst, mitbeantwortet ist, wurde sicherlich klar. Wenn Du heimlich kämst, würdest Du damit Deine Eltern hintergehen. Wenn Du ihnen aber zeigen willst, dass Du sie liebhast, scheidet diese fragwürdige Notlösung sich von selbst aus.
Wenn's nicht bewiesen wäre, wär's kaum zu glauben. Der Fall ging durch die Presse und erregte für kurze Zeit die Öffentlichkeit. Viele glauben heute nicht sehr gern an Wunder, die nicht erklärlich sind. Es ist auch unbequem, daran zu glauben. Man macht sich's lieber bequem und sagt: »Nicht zu glauben!«, staunt, schüttelt den Kopf und legt die Sache ad acta.
Da war also ein dreijähriges Kind. Die Mutter hatte nur das eine. Es war beim Spielen auf die Fensterbank geklettert und hatte dem braunen, zottigen Teddybären die Straße und die Vorgärten weit da unten gezeigt. Das war im Fenster des dritten Stockwerks. Dabei lehnte das Kind sich wohl zu weit aus dem Fenster. Als die Mutter das Zimmer betrat, das Kind sich mit ungeschickter Gebärde ihr zuwenden wollte, geschah es. Das Kind stürzte aus dem geöffneten Fenster nach unten. Die Mutter schrie und fiel in Ohnmacht.
Es wurde von Augenzeugen berichtet, dass die verzweifelte Frau einer zweiten Ohnmacht nahegewesen sei, als eindeutig festgestellt wurde – und das geschah im Krankenhaus! –, dass dem Kind nichts passiert war, nichts gebrochen, nichts innerlich verletzt! Das Kind lebte, erholte sich bald vom Schrecken des Fluges und lebt noch heute!
Was ändert es am wunderbaren Sachverhalt, dass das Kind den Teddybären beim Sturz fest umklammert hatte und dadurch auf den Bären fiel!? Das Stofftier hatte den Aufprall abgefangen und dem Kind das Leben gerettet. Wirklich das Stofftier?
Darüber wurde viel geschrieben und geredet, in der Nachbarschaft und im Bäckerladen, und wer weiß wo noch.
Der Berichterstatter der Apostelgeschichte hat festgehalten, dass Paulus angesichts der Not des Schiffbruchs bei der Insel Melite die Geängsteten und Verzagten zum Essen auffordert und in der Geborgenheit der Hand des lebendigen Gottes sagen kann – damit an Matthäus 10, 30 denkt –, dass kein Haar vom Haupt falle ohne Gottes Willen. Das kann nur glauben, wer felsenfest verankert ist und sich überall in Gottes Hand geborgen weiß. Dazu gehört sicheres Wissen um die Lebensmitte Christus, um die sich der Ablauf jedes erlebten Tages dreht.
Ein bekannter Seemannsdichter konnte sagen, dass er zwar fallen könne, nie aber so tief, dass er aus Gottes Vaterhänden herausfalle!
Eckart bricht auf dem Fußballplatz des Jungenheims lautlos zusammen. Er ist 14 Jahre alt, stabil gewachsen, zäh und sonst nicht unterzukriegen. Nun bricht es im Zimmer des Erziehers, in das man den Jungen, der von heftigem Weinkrampf geschüttelt wird, gebracht hat, heraus. Es sprudelt nur so über von unverarbeiteten Erlebnissen, die ein Jungenherz schier erdrücken können. »Ich muss mir das alles einmal vom Herzen reden! Ich habe ja keinen, der mich anhört!« Und dann folgt das Drama einer Großstadtfamilie, die keine mehr ist.
Der Vater war in russischer Kriegsgefangenschaft. Eckart kannte ihn nur vom Bild an der Wand. Die Mutter musste schwer arbeiten, um Eckart und sich durchs Leben zu bringen. Eines Tages tauchten fremde Besatzungssoldaten zu Hause auf. Eckart kam dieser Besuch seltsam und unheimlich vor. Er wurde früh zu Bett geschickt. Die Besuche wechselten, auch Farbige kamen und gingen. Dann erschien der Vater als Spätheimkehrer aus sibirischem Lager. Es ging nicht lange gut. Der Vater saß abends in der Wirtschaft. Zu Hause blieb alles beim alten! Eines Tages kam die Kriminalpolizei. Der Vater wurde mitgenommen. Er kam vor Gericht und wurde zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Mutter reichte Scheidung ein und kam damit durch. Die Schuld lag wohl, wie meist in ähnlichen Fällen, auf beiden Seiten. Eckart blieb bei seiner Mutter, die er eines Tages in einem sinnlosen Wutausbruch seiner überforderten Jungenseele mit dem Wellholz, das in dem Gestell der Küche an der Wand hing, niederschlug. Die Nachbarschaft gab die Sache weiter. Das Jugendamt griff ein. Eckart kam ins Heim und blieb ein stiller, aber zäher Heimjunge in der Gruppe seiner gleichaltrigen Kameraden. Dann flatterten Briefe von zu Hause herein. Eckart las sie aufmerksam und versteckte sie dann unter seinem Kopfkeil im Bett. Dazu kamen Karten und lange Briefe aus dem Zuchthaus vom Vater, der in bewegten Worten darum bat, ein Lebenszeichen von seinem Jungen, den er doch liebhabe, zu erhalten. Eckart schrieb's der Mutter, die zurückantwortete: »Du hast keinen Vater mehr! Wenn Du ihm ins Zuchthaus schreibst, dann drehe ich den Gashahn auf. Schreib m i r immer, mein lieber Junge! Es ist alles anders und besser hier geworden!«
Eckart wird hin und her gezogen. Er kann das alles nicht mehr verkraften. Ja, und dann brach er auf dem Fußballplatz zusammen. »Wer hört mich an?« Welch eine erschreckende Anklage aus dem Mund eines Vierzehnjährigen! »Die Welt der Erwachsenen ist schlecht! Alle haben sie mich enttäuscht!«
Es folgt ein langes Gespräch hinter geschlossenen Türen. Eckart nimmt tapfer sein schweres Los weiter auf sich. Und dann kam ein Sonntag im gefüllten Gotteshaus. Lied 288 war angeschlagen. Eckart sang ganz anders als sonst. Er sang mit dem Herzen und hatte leuchtende Augen. Der Gesang klang hart und spröde, krächzend, wie das im Stimmbruch zu sein pflegt: mal viel zu hoch, mal zu tief. Aber Eckart sang mit dem Herzen und sprach damit sein neues Glaubensbekenntnis aus:
In Dir ist Freude in allem Leide,o Du süßer Jesu Christ!Durch Dich wir haben himmlische Gaben,Du der wahre Heiland bist.Hilfest von Schanden, rettest von Banden.Wer Dir vertrauet, hat wohl gebauet,wird ewig bleiben. Halleluja!
Zu Deiner Güte steht unser Gmüte,an Dir wir kleben im Tod und Leben,nichts kann uns scheiden. Halleluja!
Wenn wir Dich haben, kann uns nicht schadenTeufel, Welt, Sünd oder Tod;