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Kapitän Robert Falcon Scott beschließt, mit seiner Mannschaft den Südpol zu erobern. Bisher ist es noch keinem gelungen, diese Eiswüste zu bezwingen. Ungeahnte Gefahren und Strapazen warten auf die harten Männer aus England und erschweren ihr Unternehmen erheblich. Aber Kapitän Scott ist sicher, dass Gott ihm helfen wird, diese schwierige Expedition zu vollenden. Doch ist das wirklich Gottes Wille? Wer diese Geschichte liest, erlebt mit, was Scott und seine Begleiter an Abenteuern durchstehen mussten.
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Seitenzahl: 98
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Kampf um den Südpol
Zwei spannende Tatsachenberichte
Helmut Ludwig
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Helmut Ludwig
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-061-2
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
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Helmut Ludwig (* 6. März 1930 in Marburg/Lahn; † 3. Januar 1999 in Niederaula) war ein deutscher protestantischer Geistlicher und Schriftsteller. Ludwig, der auch in der evangelischen Pressearbeit und im Pfarrerverein aktiv war, unternahm zahlreiche Reisen ins europäische Ausland und nach Afrika. Helmut Ludwig veröffentlichte neben theologischen Schriften zahlreiche Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene.1
1 https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Ludwig
Titelblatt
Impressum
Autor
KAMPF UM DEN SÜDPOL
1. Im Wochenendhaus am Wald
2. Todesfälle Gletscherspalte
3. Gottesdienstbesuch in Waldhausen
4. Am Ziel
5. Wie es ausging
6. Nachwort
DER MANN MIT DEM SCHLAGRING
Im Zimmer des Hospitals
Eine der berühmtesten Alleen der Welt
Eine folgenschwere Sache
Die Operation
Die Clochards am Seine-Ufer
Unsere Empfehlungen
Sie saßen im Wochenendhaus in großer Runde und planten schon für die Sommerferien voraus. Sie wollten auf Großfahrt gehen. Und da gab es noch vieles zu besprechen und zu überlegen.
Die Gruppe hielt prächtig zusammen. Das Betriebsklima sei gut, sagte Gerhard immer. Und er musste es wissen, denn er war der Boss.
Dass sie in den Osterferien das Wochenendhaus am Wald benutzen durften, verdankten sie den Eltern ihres Gruppenmitglieds Dickus. »Dickus« war sein gruppeninterner Name. Eigentlich hieß er ganz bürgerlich Heinrich. Er hatte wohlhabende Eltern und war »gut im Futter«, wie Gerhard es einmal ausgedrückt hatte. Und in der Tat war Dickus ein wenig zu rundlich für sein Alter geraten.
Sein Vater war ein selbständiger Geschäftsmann, hatte ein gutgehendes Lebensmittelgeschäft, das unter anderem auch das Wochenendhaus der Familie »abgeworfen« hatte. Das Holzhaus stand am Wald und glich einem Forsthaus; es war zweistöckig und hatte eine große Holzveranda mit wunderschönem Weitblick ins Tal.
Dass Dickus' Eltern es der Gruppe in den Osterferien überlassen wollten, zeugte von dem großen Vertrauen, das sie der Gruppe und ihrem Boss, Gerhard Erbe, entgegenbrachten. Wer würde schon so ohne weiteres ein ganzes Wochenendhaus mit Inventar und Geschirr einer Gruppe von Jungen zur Verfügung stellen?
Aber bei Gerhard durfte man Vertrauen haben. Und seine Gruppe war ebenfalls durch und durch in Ordnung.
Gerhard studierte Pädagogik und wollte Lehrer werden. Er war der Star der Sippschaft: sportlich, musikalisch, ein Erzählertalent, humorbegabt, kameradschaftlich. Er war unparteiisch und konnte zuhören, wenn einer Rat suchte. Dickus' Vater pflegte zu sagen: Er kann richtige wilde Jungen zähmen. Sie »fressen ihm aus der Hand«. Das war natürlich übertrieben, aber immerhin hatte Gerhard in seiner Gruppe Ordnung. Und man hielt auf Stil in der Gruppe!
Überhaupt: Die Gruppe! Hier sind sie, die »Männer« der Gruppe: Volker, Manfred, kurz Mani genannt, Hartmut, Hans, Rainer, Stephan, Siegfried, Dickus, Rolf, Bernd, Christoph und eben Gerhard Erbe, der Boss. Zusammen eine große Zahl richtiger Jungen.
Sie waren also am Planen, Überlegen und Diskutieren über die bevorstehende Sommerferien-Großfahrt.
Irgendwann kamen sie dann dabei ins »Blödeln«. Und da hatte Stephan, der einen Stich ins Abenteuerliche entwickelte, so nebenbei gesagt: Zur Atlantis müsste man einmal fahren können. Und nach dem untergegangenen Erdteil tauchen.
Und dann hatten sie ein bisschen über die untergegangene Insel Atlantis phantasiert.
Gerhard erklärte: Die meisten Forscher sind sich wohl einig darin, dass die Atlantis eine sagenhafte Insel mitten im Atlantischen Ozean gewesen sein muss. Plato, der alte griechische Philosoph, hat Atlantis als ein mächtiges Reich mit hoher Kultur beschrieben. Er hat überliefert, dass das ganze große Reich rund 9 000 Jahre vor seiner Geburt durch eine gewaltige Naturkatastrophe vom Meer verschlungen wurde. Die ganze Insel war dabei! Die Schilderungen von Plato dürften es gewesen sein, die einige Forscher dazu bewegt haben, die untergegangene Insel Atlantis im Mittelmeer zu vermuten. Sie sagen, dass das Mittelmeer einst Land gewesen sei, das vom Wasser überschwemmt worden war. Danach waren Korsika, Sardinien und die andern Inseln die höchsten Bergteile gewesen, die den Wassereinbruch überragten. Hier hat man ja auch alte Kultreste und Gräberhügel gefunden. Nach der Ansicht dieser Forscher läge weit unter dem Spiegel des Mittelmeeres der übrige Erdteil begraben und ertrunken. Aber das sind Vermutungen, Spekulationen.
Andere Forscher vermuten Atlantis vor der Nordsee-Küste. Dort sind auch Echolot- und Tauchversuche unternommen worden. Nach dieser Theorie wäre die Nordsee, die ja auch in alten Schriften Mordsee genannt wird, Schuld am Untergang eines ganzen Kontinents. Wieder andere vermuten den geheimnisvollen, versunkenen Erdteil unter der riesigen Eiskappe des Südpols. Aber da sind heute noch immer riesige Gebiete unerforscht …
Volker sagte: »Ich habe mal gelesen, dass unter dem Eis des Südpols riesige Ölvorkommen vermutet werden. Auch Kohle, Uran und Gold sollen unter den Walfanggebieten der Antarktis versteckt sein.«
Gerhard ging darauf ein: »Stimmt, jedenfalls wird das von Forschern in Ost und West vermutet. Darum ist der Südpol mit der ganzen Antarktis so in das Interesse der Großmächte geraten. Der eigentliche Südpol liegt 2765 m hoch mitten im antarktischen Hochmassiv. Die großen Gebirge dort sollen unter der Eisdecke mit dem Hochmassiv der Anden verbunden sein. Darum vermuten dort einige den untergegangenen Erdteil Atlantis.« Gerhard machte eine Pause.
»Aber außer dem geographischen Südpol gibt es noch den magnetischen Südpol in der Antarktis-Eiswüste. Der magnetische Südpol«, fuhr Gerhard dozierend fort, »ist vom englischen Wissenschaftler Sir Ernest Shackleton entdeckt worden. Er hat in den Jahren 1900 bis 1904 an der ersten Entdeckungsfahrt von Kapitän Scott, dem Engländer, teilgenommen. Später hat er drei eigene Expeditionen in die Antarktis unternommen. Auf der ersten eigenen Expedition, ich glaube das war von 1907 bis 1909, hat er also den magnetischen Südpol entdeckt. Um den geographischen Südpol hat es ein grausames und dramatisches Wettrennen gegeben. Kennt ihr eigentlich die Geschichte der Entdeckung des Südpols?«
»Kennen, ist zu viel gesagt«, antwortete Rainer. »Ich habe schon mal etwas darüber gelesen. Das gäbe doch eine spannende Story ab. Was meinst du, Gerhard?«
Gerhard hatte nichts dagegen, nach dem Abendessen die Geschichte zu erzählen. So etwas konnte er aus dem »Handgelenk«. Er konnte nicht nur dozieren, vortragen, nein, auch richtig spannend erzählen. Seine Meute wusste das. Und so stimmten sie gerne zu. Gerhard hatte unwahrscheinlich viel gelesen und war mit einer einfühlungsreichen Phantasie begabt. Aber zunächst dozierte er eifrig weiter:
»Heute sind die USA, England, Australien, Norwegen, Argentinien, Chile, Frankreich und Neuseeland am Besitz der Antarktis sehr interessiert. Sie stellen sogar Territorialansprüche! Und natürlich sind die UdSSR und China sehr interessiert. Man hofft auf Ansiedlungsmöglichkeiten in der Antarktis und will die Bodenschätze abbauen. 1946 hat man zuerst das eisfreie Land der Bunger-Oase an der Ostküste des Antarktiskontinents entdeckt. Hier könnte man Menschen ansiedeln. Aber die Antarktis gilt als kälteste Gegend der Erde. Bis zu minus 67 Grad Celsius im Winter! Das hält kein Hund aus. Die UdSSR und die USA haben genau erkannt, dass die Antarktis als strategische Gegend sehr wichtig ist. Sie haben militärische Stationen geplant. Einige stehen mitten in Eis und Schnee. Dabei hat man 1930 erst richtig angefangen, die Antarktis planmäßig zu erforschen. Und man ist bis heute nicht fertiggeworden damit. Wenn man bedenkt, dass wir Menschen auf den Mond und zurückgebracht haben und da oben erstaunlich gut Bescheid wissen, dann ist es sonderbar, dass es in der Antarktis immer noch große unerforschte Gebiete gibt. Sieben Staaten haben Expeditionen in die Antarktis unternommen. Die gewaltigste war die unter dem amerikanischen Konteradmiral Byrd. Das war 1946 bis 1947. Er hatte zwölf Schiffe zur Verfügung, darunter einen Flugzeugträger und ein Forschungs-Unterseeboot. 4 000 Mann waren an der Byrd-Expedition der Amerikaner beteiligt. Seitdem nimmt man fest an, dass ein fester Kontinent unter dem Eis versteckt ist.«
Rainer mischte sich ein: »Aber an der Erforschung der Antarktis sind auch andere Experten anderer Länder maßgeblich beteiligt gewesen. Du hast ja schon den Kapitän der englischen Marine Robert Falcon Scott genannt. Der hat 1902 auch das King-Edward- VII-Land entdeckt und ist ins Innere des Victoria-Landes vorgestoßen. 1904 wurde er in England als erfolgreicher Entdecker gefeiert. Ich hab mal ein Referat in der Schule drüber halten müssen!«
»Gut«, sagte Gerhard, »stimmt. Aber den ersten Anlauf auf den Südpol hat Shackleton unternommen. Das war in den Jahren 1907 bis 1909. Er hat es übrigens nicht geschafft. Das Ergebnis war also negativ.
1909 weihte der Engländer Scott die Weltöffentlichkeit in seine Expeditionspläne ein. Das war zu früh. Er hätte es besser nicht so früh herausposaunt. Denn er hat sich mit der frühen Veröffentlichung eine geheime Konkurrenz herangezogen. Aber das konnte er nicht wissen, als er am 1. Juni 1910 England verließ, um für die britische Krone den Südpol zu erobern und dort die englische Flagge zu hissen.«
»Ist es ihm gelungen?« fragte Christoph. »Ich denke …«
»Moment, Junge! Nicht so stürmisch! Wenn wir jetzt schon alles vorwegnehmen, dann gibt es heute Abend keine Story zu erzählen«, wehrte sich Gerhard.
»Da war doch auch Amundsen, der die norwegische Flagge am Südpol in den Wind stellen wollte«, bohrte Rolf weiter.
Gerhard konterte: »Kommt ja alles heute Abend noch. Nun klaut euch doch nicht schon vorher die Pointe und die Spannung! Jedenfalls war Mister Byrd dann 1929 mit einem Flugzeug noch am Südpol und hat geschaut, welche Flagge denn da nun wehte.
Aber jetzt räumt erst einmal auf. Dann setzen wir uns um den Kamin. Und wenn genug Holz bereit liegt, erzähle ich die ganze spannende Story haarklein, einverstanden?«
Sie waren einverstanden und saßen bald in der Runde um das Kaminfeuer: Mäni, Stephan, Volker, Hartmut, Christoph, Hans, Siegfried, Rainer, Dickus, Rolf, Bernd und Boss Gerhard.
»Bevor ich anfange«, sagte Gerhard, »wollen wir daran denken, dass wir rechtzeitig aufhören müssen, weil wir morgen früh den Gottesdienst in Waldhausen besuchen wollen. Ich hebe mir dann den zweiten Teil der dramatischen Ereignisse bis morgen Abend auf. Aber es wird auch heute schon ganz schön spannend! Und jetzt geht’s los:
Die Kirchenglocken läuteten am 1. Juni 1910 in der englischen Hafenstadt Cardiff. Kapitän Scott mit seiner Frau und der ganzen Mannschaft der Expedition, die 65 Mann umfasste, wurden feierlich im Gottesdienst verabschiedet. Scott hatte sich Gottes Geleit für sein Unternehmen erbeten. Aber er tat es wohl von Anfang an in der festen Gewissheit, dass die Expedition so oder so gelingen musste. Mit einem Fehlschlag rechnete er nicht. Er wollte den Südpol ja für die englische Krone erobern. Und am Erfolg durfte es keinen Zweifel geben. Er hatte schließlich wieder und wieder alle Pläne und Einzelheiten am Schreibtisch überprüft. Und er war ein Mann mit langer Erfahrung, dem keiner etwas vormachen konnte.
Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Viele Zuschauer waren gekommen, um den berühmten Scott zu sehen.
Dann läuteten die Glocken, um den Gottesdienst zu beschließen. Und der Zug der Männer und Frauen bewegte sich zum Hafen. Viele Menschen standen herum und empfingen Scott und seine Mannschaft mit Hochrufen. Er war ein Star in ihren Augen, ein mutiger Welteroberer. Im Hafen lag das Expeditionsschiff ›Terra Nova‹, was soviel wie ›Neues Land‹ bedeutet. Schon der Schiffsname deutete an, dass die Mannschaft ihrer Sache, neues Land für England zu erobern, sicher waren. Früher hatte England Land in Kriegen erobert. Jetzt ging es um Landeroberung durch Expedition. Der Kampf würde nur gegen die Gewalten der Natur geführt werden. Und die englische Fahne lag für den Sieg der Südpoleroberung schon in der Kapitänskajüte bereit.