Johannes Kuhlo - Helmut Ludwig - E-Book

Johannes Kuhlo E-Book

Helmut Ludwig

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Beschreibung

Johannes Kuhlo (1856-1941) entstammte dem fruchtbaren Erweckungsboden des Minden-Ravensberger Landes. Schon im elterlichen Pfarrhaus empfing er entscheidende Eindrücke für sein späteres Leben, die während des Theologiestudiums auf den Universitäten Halle, Leipzig und Erlangen noch vertieft wurden. Eine Praktikantenzeit im Rauen Haus, der Gründung Wicherns, in Hamburg ließ den jungen Kandidaten der Theologie wertvolle Einblicke tun in die segensreiche Arbeit der männlichen Diakonie. Sein erstes Pfarramt in dem ländlichen Hüllhorst führte Kuhlo wieder in seine engere Heimat zurück, wo er zehn Jahre in großem Segen wirken durfte. Dann holte ihn Vater Bodelschwingh als Vorsteher des Brüderhauses Nazareth an die Betheler Anstalten bei Bielefeld. Hier hat Kuhlo fast fünf Jahrzehnte gelebt und gearbeitet. Noch im Ruhestand, ja bis zu seinem Heimgang im 85. Lebensjahr aber war er unermüdlich tätig als Vorkämpfer der Posaunenarbeit, die gerade ihm entscheidende Impulse verdankt. Sein Flügelhorn begleitete ihn das ganze Leben lang. Die Liebe zur Musik lag den Kuhlos im Blut. Schon im Elternhaus begann er als Sechsjähriger zu blasen, und später hat er sich in Wort und Schrift, auf ungezählten Reisen, Konferenzen und Festen für die Posaunensache eingesetzt. Kuhlos Posaunenbücher sind heute jedem christlichen Bläser ein Begriff, und als der »Posaunengeneral« lebt Johannes Kuhlo, der originelle Westfale, im Andenken der Gemeinde Jesu fort.

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Johannes Kuhlo – Der Posaunengeneral

Helmut Ludwig

Impressum

© 2. Auflage 2018 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Helmut Ludwig

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-063-6

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

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Autor

Helmut Ludwig (* 6. März 1930 in Marburg/Lahn; † 3. Januar 1999 in Niederaula) war ein deutscher protestantischer Geistlicher und Schriftsteller. Ludwig, der auch in der evangelischen Pressearbeit und im Pfarrerverein aktiv war, unternahm zahlreiche Reisen ins europäische Ausland und nach Afrika. Helmut Ludwig veröffentlichte neben theologischen Schriften zahlreiche Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene.1

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Ludwig

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Autor

Das Vorbild des Vaters

Johannes Kuhlo über seinen Vater

Verwurzelt im Ravensberger Land

Die entscheidenden Jugendjahre

Studienzeit

Im Rauen Haus

Ein nicht unpolitisches Zwischenspiel

Erste Gemeindepraxis in Hüllhorst

Brüderhausvorsteher in Bethel

Lebensabend und Heimgang

In eigener Sache

Zeugnisse über Johannes Kuhlo

Unsere Empfehlungen

Das Vorbild des Vaters

Nach Vätern sucht unsere heutige Generation. Und das ist bemerkenswert in einer Zeit, in der Jugend höchster Trumpf und größte Chance ist. Gerade die junge Generation unserer Tage aber sehnt sich insgeheim nach Vorbildern, nach echten Autoritäten. Man spürt im Zeitalter des Fortsturzes, wie der »Zukunft«-Autor Robert Jungk die zweite Hälfte unseres 20. Jahrhunderts bezeichnet, dass nur echte Vatervorbilder eine glaubwürdige ethische Linie aufzuzeigen in der Lage sind, in einer Zeit, in der vieles drunter und drüber geht, in der ganze Epochen übersprungen werden mussten, um den Anschluss an die rasende Entwicklung der Technik nicht zu verpassen.

Echte Vaterautorität ist in der Lage, die Generation der Söhne im guten Sinne zu prägen. Gerade dies wird deutlich, wenn wir das Leben des Vaters Johannes Kuhlos betrachten und prüfen. Er war der Vater, die prägende Autorität der sogenannten Jünglings vereine und der Posaunenchöre im Minden-Ravensberger Land.

Karl Eduard Gotthilf Kuhlo war der jüngste Sohn des hochmusikalischen Kantors Hermann Kuhlo. Er erblickte am 21. Dezember 1822 in Gütersloh das Licht der Welt. Bald zogen seine Eltern hinüber nach Heepen. Von dort aus besuchte Eduard Kuhlo das Gymnasium in Bielefeld. Nach der Reifeprüfung hörte er die Vorlesungen der hervorragenden Theologieprofessoren in Berlin und Bonn. Er saß zu Füßen von Hengstenberg, Neander, Nietzsch und Sack, um nur einige jener Lehrer zu nennen, die das geistliehe Leben Eduard Kuhlos bestimmten.

Daneben nutzte er die Berliner Zeit, um als Mitglied der dortigen Singakademie die großen Meister kennenzulernen und sich auch von ihnen fördern zu lassen. Die Musik war sein großes Hobby. Schon damals in Berlin spürte Eduard Kuhlo den Wunsch und die innere Berufung, die gute Musik vielen Mitmenschen zugänglich zu machen und damit einer seichten und kitschigen Pseudomusikalität im Volke entgegenzuwirken.

Kuhlo bestand seine beiden theologischen Examina mit Gut und ging zunächst für kurze Zeit als Amtshilfe nach Schildesche. Dann betätigte er sich als Hauslehrer, wie das damals weithin üblich war, auf dem Rittergut Behme bei Löhne und hatte so die Möglichkeit, auch seine pädagogischen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Dort lernte er auch seine Frau kennen: Ida von Laer. Sie ist ihm später zu einer treuen Gehilfin in Haus und Amt geworden.

Zeitlebens erinnerte sich Eduard Kuhlo gern seiner Ordination am 10. April 1851 in Gohfeld. Er war sich bewusst, dass er ein schweres und verantwortungsvolles, aber auch unendlich schönes Amt antrat. Später berichtete er oft, dass ihn ein altes gläubiges Mütterchen in Berlin stark beeindruckt und in seinem Glaubensleben gefördert habe. So kam zur theologischen Lehre auf der Universität und zur musikalischen Schulung durch die Berliner Singakademie das Vorbild schlichten, reifen Glaubens einer einfachen Frau. Zu den vielseitigen Begabungen Kuhlos kam ein nie ruhender Eifer, ein starker Drang zur Weitergäbe und Verkündigung dessen, was ihn frei und froh machte. Das alles gehörte zum innersten Kern seiner Persönlichkeit. Dieser Eifer übertrug sich auch auf seinen Sohn Johannes, der bis ins hohe Alter hinein rastlos unterwegs war, um das Evangelium weiterzutragen. Mit die wichtigsten Worte im Glaubensbekenntnis waren für den Vater Eduard Kuhlo die beiden Wörtchen: Ich glaube! Das Wort Gottes blieb immer höchste und letzte Instanz seines vielseitigen Lebens und Wirkens.

Heimweh nach der Ewigkeit ist in unseren Tagen weithin selten geworden. In der Verkündigung Eduard Kuhlos aber kam es unüberhörbar zum Ausdruck. Er hat oft darauf hingewiesen, dass alles irdische Leben vergänglich ist. An dieser Stelle spürte man ihm den ganzen Ernst seiner Verkündigung deutlich ab, und sie hinterließ bei vielen

Menschen des Minden-Ravensberger Landes einen tiefen Eindruck. Aber gerade aus diesem letzten Ernst heraus suchte Eduard Kuhlo die Gemeinschaft seiner Mitmenschen, seiner Gemeinde und der Jugend. Aus diesem Suchen nach Gemeinschaft unter Gottes Wort entstand die Einrichtung regelmäßiger Versammlungen, in denen intensive Bibelarbeit getrieben wurde.

Mit seinen benachbarten Amtsbrüdern Schmalenbach, Seippel und Braun kam es zu einer tragenden, zurechthelfenden Gebetsgemeinschaft, der er einen großen Teil seiner Zeit widmete. Hier fand er neue Kraft, wenn er spürte, dass die Hände leer wurden, dass mit unserer Kraft nichts getan ist, wenn nicht Gottes Vollmacht dahintersteht. Zahllose Hausbesuche trugen die Frucht dieser stillen Stunden weiter, in die Familien seiner Gemeinde hinein. Eduard Kuhlo liebte und prägte die »Stillen im Lande«. Das muss man sehen, wenn man seine großen Öffentlichkeitserfolge recht würdigen will.

Die Hochzeitsreise musste über den vielen Amtsgeschäften immer wieder auf geschoben werden. Schließlich holte Kuhlo sie nach, indem er mit seiner Frau nach Hermannsburg fuhr, um den großen Missionsmann Ludwig Harms in seiner umfangreichen Tätigkeit kennenzulernen. Harms verstand elf Sprachen und galt als ein Genie. Er war in vielen wissenschaftlichen Disziplinen zu Hause. Nach Feierabend hatte er oft einen ausgesuchten Kreis von Freunden aus aller Welt und aus vielen Ständen und Berufen um sich versammelt. Hier kam keine theologische Einseitigkeit auf, hier pulsierte weltweites Leben.

Kuhlo kehrte bereichert aus Hermannsburg nach Hause zurück. Es war darum nicht verwunderlich, dass hinfort auch sein Herz für die Mission schlug. Er wurde einer der fortschrittlichen Missionsmänner unter seinen Amtsbrüdern und hat nicht geringe Summen für die Mission zusammengetragen.

Er erbat das Geld weniger aus den Geldbeuteln als aus den Herzen der Geber. Die Opfer gingen an verschiedene Missionsanstalten, auch nach Hermannsburg.

Bei einer Missionsverkündigung verstand es Kuhlo, kräftig und deutlich gegen die Ursünde des Geizes anzugehen, und sein Wort überzeugte. Zusammen mit seinen Helfern erzielte er für die damalige Zeit ungewöhnlich hohe Kollekten. Seine Mitarbeiter gewann er aus den Kreisen seiner Bibelstunden und Jugend Veranstaltungen. So hatte er bald eine Schar ehrenamtlicher Diakone zur Verfügung, die auch Kranken- und Hausbesuche machten, um ihrem Pfarrer einen Teil der vielfachen Dienste abzunehmen.

Von Harms hatte Eduard Kuhlo gelernt, dass ein Pfarrer kein »Einmanntorpedo« sein darf. Die Idee des Teams, die heute wieder besonders propagiert wird, wurde von Kuhlo bereits im vorigen Jahrhundert segensreich praktiziert.

Gleich nach seinem Amtsantritt in Gohfeld begann der junge Pastor eine weitgespannte Jugendarbeit, die damals als Jünglings- und Jungfrauenvereine die Vorbilder späterer weltweiter Bewegungen darstellten. Zur gleichen Zeit fing er mit dem Chorsingen in seiner Gemeinde an. Dabei galt es zunächst viele Vorurteile zu überwinden. Als aber die ersten mehrstimmigen Chöre eingeübt waren, schwand die Kritik, und viele Kranke freuten sich über das Singen im Krankenzimmer. Selbst der Hausarzt meinte, dass das Singen seine ärztliche Arbeit nicht unbeträchtlich unterstützte. Hier wurden Dinge praktiziert, die später erst von den Psychologen neu entdeckt wurden.

Die Vereine bekamen immer wieder neue Aufgaben gestellt und wuchsen daran. Eduard Kuhlo wusste, dass man seine Leute verliert, wenn man sie nur bedient und in eine ausschließliche Empfängersituation drängt; dass man sie aber behält, vermehrt und bereichert, wenn man sie fordert, ihnen Aufgaben stellt und sie mitarbeiten lässt.

Der Gottesdienst wurde durch alte, mehrstimmige Choräle belebt. Es war Kuhlos Initiative zu verdanken, dass die alten, lebendigen Rhythmen wieder freigelegt wurden und damit das steiffeierliche Singen der Gemeinde auf Schwung gebracht wurde.

Im Mai des Jahres 1874 war die Arbeit so weit gediehen, dass ein großes Kreisfest der Vereine im Salzufler Wald veranstaltet werden konnte. Pastor von Bodelschwingh, Eduard Kuhlo und Augener standen als Festprediger zur Verfügung.

Als die örtlichen Vereine wuchsen, entstand unüberhörbar der Ruf nach einem Zusammenschluss auf übergemeindlicher Basis. Damit war eine weitere Tiefen- und Breitenwirkung verbunden. An diese Aufgabe wendete Kuhlo seine ganze Kraft und seinen Ideenreichtum. Er schloss die einzelnen Vereine zusammen und strebte ein Bundesverhältnis an. Auch damit war er seiner Zeit wieder um eine Nasenlänge voraus. Er gab Notenbücher heraus, um damit dem planlosen Üben, dem Aneinandervorbeiarbeiten ein Ende zu bereiten. Ein einheitliches Programm und ein Treffen großen Ausmaßes war das gesteckte Ziel, in dem bereits kleine Kirchentage sich abzeichneten.

Kuhlo wusste, dass diese Ideen nicht von ihm allein verwirklicht werden konnten. So suchte und fand er überall Mitarbeiter im Lande, die eine segensreiche Entwicklung einleiteten und am Fortgang einer Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung arbeiteten. Wieviel unermüdlicher und ehrenamtlicher Einsatz steckte hinter solchen Ideen! Wieviel freiwillige Drangabe der nicht gerade großzügig bemessenen Freizeit seiner Gemeindehelfer und Mitarbeiter!

Dann kamen die Früchte der Arbeit in den großen Vereinsfesten und Gemeindetreffen. Man nannte sie bald kurz und bündig »Posaunenfeste«. Das erste fand am Reformationsfest des Jahres 1874 in der Münsterkirche

zu Herford statt. Man beschloss nach diesem überzeugenden Erfolg, nun jährlich solche Feste zu feiern. Es wurden kirchenmusikalische Höhepunkte für viele Gemeinden. Von weit her im Umkreis kamen die Leute angereist, um das mitzuerleben. Die ersten Vorläufer der Kirchentage waren in freilich noch bescheidenem Umfang Wirklichkeit geworden.

Eduard Kuhlo wies den Dank und alle Anerkennung immer von sich und gab beides weiter an seine unermüdlichen Mitstreiter für die gemeinsame Sache. Daran wurde sein bescheidenes Wesen überzeugend deutlich.

Ein einheitliches Programm lag diesen ersten großen Treffen zugrunde. In vielseitiger Abwechslung wurden Chöre, Motetten, Lieder und Choräle, auch klassische Oratorien geboten. Mädchen- und Jungmännerchöre traten in gegenseitigem Wettstreit auf. Hunderte von Posaunenbläsern lieferten die unvergesslichen Höhepunkte solcher Feste.

Am 3. Mai 1882 konnte bereits das 8. Vereinsfest in Herford gefeiert werden. Dazu waren aus nah und fern so viele Gäste zusammengekommen, dass die große Kirche die vielen Menschen nicht fassen konnte. Allein dreihundert Bläser waren beteiligt. Die Mädchenchöre stellten sechshundert Sängerinnen. Nach dem Gottesdienst wurde vor der Kirche in Herford der Choral geblasen: »Wachet auf, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne!«

Auch der ernste Trauermarsch von Händel musste draußen wiederholt werden. Über allem aber schwebte der Taktstock Eduard Kuhlos. Viele Besucher mussten zugeben: So etwas ist noch nie dagewesen!

Immer wieder ging Kuhlo der jungen Generation nach, die zu einem großen Teil solche Veranstaltungen mittrug und gestaltete. Manche Nachtstunde war von unermüdlichem Planen und vom Nachdenken über neue Wege ausgefüllt.

Darüber kam die Gemeindeseelsorge nicht zu kurz. Stundenlang konnte Kuhlo, wenn er gerufen wurde, sich die Probleme unglücklicher Ehen und Familien anhören, um dann mit einem echt seelsorgerlichen Wort zu helfen und zu heilen. Er verstand es auch, mit den Müden zu reden und die Leidenden und Trauernden wieder aufzurichten. Dabei war ihm alles weichliche und schwächliche Wesen fremd. Er selbst war ein kräftiger, groß gewachsener Mann, der, wenn es sein musste, auch befreiend losdonnern konnte. Er wusste, dass zur rechten Zeit ein »Gewitter« eine »geladene« Atmosphäre am besten zu normalisieren geeignet war. Er hatte es ja mit erdgebundenen Menschen von echtem Schrot und Korn zu tun. Und er wusste mit ihnen zu reden, platt so gut wie hochdeutsch, normal so gut wie »Fraktur«!

Seine schlichten Predigten scheuten nicht vor volkstümlich derben Vergleichen zurück, wenn es darum ging, eine Sache deutlich und klar auszusprechen. Er war gegen alle Verniedlichung und falsche christliche Verzierung. Seine Verkündigung war darum anschaulich, zupackend und mitten aus dem Leben gegriffen, dazu originell, volkstümlich und stets schriftgemäß. Von Spiegelfechterei und kunstvoll gedrechselten Sätzen auf der Kanzel hielt Kuhlo wenig. In der Familienseelsorge galt er als Anwalt geistliehen Rechts, der oft um Rat und Hilfe in Erbstreitigkeiten und anderen Fällen gebeten wurde. Sein höchstes Ziel dabei war immer, Frieden zu stiften. Aber er galt auch als unbestechlicher Mann, der nur eine Partei ergriff, die Partei des Wortes Gottes mit seiner richtenden und schlichtenden Kraft. Darüber konnte er mit seiner eigenen Person ganz in den Hintergrund treten. Er war eben nicht Kommandeur und Rechthaber, sondern ein wirklicher Vater seiner Gemeinde. Hätten wir heute nur mehr solcher Väter!

Kuhlo hasste alle Selbstbeweihräucherung, Eitelkeit, Ehr- und Eigenliebe. Er lernte gern und nahm es dankbar an,

wenn der andere die besseren Argumente hatte, die er allerdings zuvor immer erst auf ihre Stichhaltigkeit an der Autorität der Schrift maß. Wenn etwas dieser Autorität entgegenstand, beharrte er unerschütterlich auf dem Recht des Wortes Gottes. Hier gab es für ihn kein Nachgeben, keine falschen Zugeständnisse.

In den langen Jahren der Wirksamkeit dieses Vaters der Gemeinde saßen viele Menschen unter seiner Kanzel: Weise und Ungebildete, Niedere und Hohe. Sie nahmen ihm seine Verkündigung ab, weil sie wussten, dass sie aus einem väterlich liebenden Herzen kam. Dass der Vater der Vereinsarbeit und der Posaunenchöre ein gesuchter Festredner war, lag in der Natur der Sache und in seinem geraden Charakter begründet. Er nannte die Dinge beim Namen und predigte nicht lange drumherum. Er bekämpfte allen widerchristlichen Liberalismus mit Wort und Tat und hatte eine saubere Theologie echter Frömmigkeit und Hingabe.