Überfall im Zeltlager - Helmut Ludwig - E-Book

Überfall im Zeltlager E-Book

Helmut Ludwig

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Beschreibung

Überfall im Zeltlager Eine christliche Jugendgruppe unternimmt eine Ferienfahrt nach Jugoslawien, wo sie vierzehn Tage in einem Zeltlager verbringen. Auf der Fahrt werden sie in einen Unfall verwickelt. Nun heißt es improvisieren: 45 Mägen wollen gefüllt und ebenso viele Schlafgelegenheiten bereitet werden. Schließlich erreicht die Gruppe nach manch anderer Aufregung das Ziel, wo das Abenteuer weitergeht … Das Attentat Bob und Mark dürfen in den Ferien mit Herrn Frost, einem väterlichen Freund, nach Bagdad fliegen. Ahnungslos geraten sie in ein gefährliches Abenteuer: Bei einem Rundgang durch die Stadt werden sie entführt und in einem iranischen Dorf festgehalten. Hier sollen sie in einem Beduinenstamm groß werden, ihren christlichen Glauben vergessen und als Moslems später nützliche Arbeit tun. Mark soll Schumacher werden, aus Bob will man einen Reiter und Krieger machen. Aber Bob kann bei einer günstigen Gelegenheit fliehen und später auch den verzweifelten Mark befreien. Auf mühsamen und gefährlichen Wegen kommen sie schließlich nach Bagdad zurück. Die Erlebnisse bei den Beduinen lassen in Bob den Entschluss reifen, später als Missionar zu ihnen zurückzukehren und in dieses Dorf die Botschaft von Jesus zu bringen. Peter wird geschnappt Mit viel Spannung erzählt Helmut Ludwig die Sorgen und Nöte heimatloser und elternloser Kinder. Peter möchte endlich ein Zuhause haben, wie andere Kinder auch und da muss er was riskieren, Hans sein Freund ist mit von der Partie. Abenteuer an der Elfenbeinküste »Ich dacht’, mich rammt ein Rotkehlchen«, stellt Markus fest, als in der langen Autoschlange vor dem Fährschiff zur Insel Elba ein Auffahrunfall passiert. Das bleibt jedoch nicht die letzte Überraschung für die Jugendgruppe aus Deutschland, genannt »Die Meute«, die zum Sommerferienlager nach Elba unterwegs ist. Markus bekommt noch genug Gelegenheiten, um seine Sprüche loszuwerden! Bei der Überfahrt stellt sich heraus: »Mann über Bord!« Und kaum ist die Meute einen Tag auf der Insel, da müssen die Zelte schon wieder abgebrochen werden: Der Campingplatz ist von einem Waldbrand bedroht! … Abenteuer über Abenteuer. Aber in diesem Sommer erlebt die Meute am eigenen Leib, dass Gott bewahren kann. Für Kinder ab 9 Jahren

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Überfall im Zeltlager

4 spannende AbenteuerAbenteuer-Band 7

 

Helmut Ludwig

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Helmut Ludwig

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-084-1

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

 

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Autor

Helmut Ludwig (* 6. März 1930 in Marburg/Lahn; † 3. Januar 1999 in Niederaula) war ein deutscher protestantischer Geistlicher und Schriftsteller. Ludwig, der auch in der evangelischen Pressearbeit und im Pfarrerverein aktiv war, unternahm zahlreiche Reisen ins europäische Ausland und nach Afrika. Helmut Ludwig veröffentlichte neben theologischen Schriften zahlreiche Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene.1

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Ludwig

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Dank

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Autor

ÜBERFALL IM ZELTLAGER

Start zur großen Fahrt

Auf der Autobahn

Es kracht

Unfreiwilliges Zeltlager

Intermezzo

Hilfe im sintflutartigen Regen

Interessantes Lagerleben

Es gibt mächtig viel zu tun

Eine schlimme Nacht

Nächtliche Abrechnung

Drei kommen wieder

Eine unterirdische Welt

Abgesang – Epilog

PETER WIRD GESCHNAPPT

Der Fluchtplan

Nächtlicher Aufbruch

Pech an der Autobahn

Zusammenstoß bei Kilometer 415

Feuer in der Nacht

Verfolgt?

Endlich am Ziel

Hans wird gefasst

Ein verhängnisvoller Tag

In der Zelle

Nun haben sie ihn doch geschnappt!

Der Zusammenbruch

Heimkehr

Eine neue Hoffnung

DAS ATTENTAT

Das Attentat

Sabotage

Nächtliches Gespräch

Lageralltag

Hilfe in der Not

ABENTEUER AUF ELBA

Plötzlich krachte es

Mann über Bord!

Zeltplatz in der Macchia

Baden, Ohnmacht und ein Skorpion

»Der Wald brennt!«

Löschversuche aus der Luft

Gottesdienst mit Fackeln

Ein hartes Fußballspiel

Bis zum bitteren Ende …

Eine unheimliche Nacht

Drei »Tatorte«

Ein Bergnest mit Schlägerfest

Irritierte Schiffskompasse?

Der große Regen

Unsere Empfehlungen

ÜBERFALL IM ZELTLAGER

Start zur großen Fahrt

Das war ein Gewimmel rund um das Pfarrhaus! So lebhaft ging es nur zweimal im Jahr dort zu: Erstens beim Start zur großen Sommerzeltfahrt, und zweitens bei der Rückkehr, wenn die Koffer und das viele Gepäck, die Zelte und die Luftmatratzen, die Spiele und die Kücheneinrichtung aus Bus und Hänger wieder ausgepackt werden.

Diesmal ging es nicht ums Auspacken, sondern ums Einpacken all der vielen Dinge, die für eine solche Großfahrt nötig waren. Fünfzig Jugendliche, einschließlich der Mitarbeiter, verreisten mit dem Pfarrerehepaar und dem Bürgermeister. Sie waren stolz darauf, dass sie weit und breit die einzigen waren, die mit Pfarrer und Bürgermeister gemeinsam eine große Fahrt gestalteten. Pfarrer Heiko Engel wurde kurz von allen respektvoll-sportlich »Chef« genannt, Bürgermeister Karl Bergmann achtungsvoll-wohlwollend »Sheriff«, weil er laut Gesetz als Bürgermeister zugleich auch die örtliche Polizeibehörde verkörperte. Aber das tat er auf seine unnachahmliche Art. Er hielt die Ordnung in der Gemeinde durch Humor und Pfiffigkeit aufrecht. Dazu kamen Frau Engel, die Frau des Pfarrers, und Herr Müller, der Busfahrer mit nahezu artistischen Qualitäten, der die Meute schon seit Jahren durch ein gutes Stück Europa gefahren hatte.

Sie hatten Italien, Frankreich und die Niederlande kennengelernt und hatten auf den Inseln Korsika und Sardinien gezeltet. Diesmal sollte es nach Jugoslawien ans blaue Meer gehen. Sie hatten sich fast ein Jahr auf die Fahrt vorbereitet. Und nun war es soweit. Die große Meute zählte 45 Mädchen und Jungen verschiedener Altersklassen. Die Mitarbeiter hießen Claudia, Heido, Karin, Gerhard und Fred. Jeder hatte neun Jugendliche in seiner Gruppe. Die Gruppemitglieder durften ihre »Bosse« wählen. Das hatte sich in den vergangenen Jahren gut bewährt. Aus den Mitarbeitern und dem Leiterteam setzte sich der sogenannte »Krisenstab« zusammen, wie die Meute die Gesamt-Fahrtenleitung nannte, obwohl es bisher nie eine Krisensituation gegeben hatte. Es klang ganz einfach zeitgemäß und höchst wichtig. Das Leitungsgremium der großen Unternehmung war ja auch eine wichtige Geschichte!

Jetzt holten sie gemeinsam die Materialien und Lebensmittel aus dem Gemeindesaal und verstauten sie im großen Zweiachs-Hänger und in den Ladeklappen im unteren Teil des großen Omnibusses. Die gesamte Verpflegung für fast drei Wochen wurde im Hänger untergebracht. Dazu die Zelte und Spiele und die Kücheneinrichtung. Zur Kücheneinrichtung zählten drei große Gasbrenner vom Pfadfinder-Rüsthaus in Süddeutschland und drei große Propangasbomben. Außerdem Töpfe, Pfannen, drei Riesenkellen, Eimer, Schüsseln und viel Kleinkram.

Die gesamte Verpflegung wurde von Deutschland mitgenommen, um unabhängig zu sein. Unterwegs war nicht immer genügend Verpflegungsnachschub für über fünfzig hungrige Mägen aufzutreiben. So aber konnte man auf jedem Parkplatz abkochen. Die einzige Bedingung war, dass Wasser vorhanden sein musste.

An dieser Stelle muss eine der wichtigsten Persönlichkeiten des ganzen Unternehmens vorgestellt werden: Frau Steuber. Ihre Aufgabe war es, alle hungrigen Mägen zu sättigen und tagtäglich mit drei vollen Mahlzeiten zu versorgen. In den zurückliegenden Jahren hatte sich gezeigt, dass Frau Steuber die Mutter der ganzen Meute war. Sie kannte jeden mit seinen Stärken und Schwächen: Klaus, der nie gerne Küchendienst machen wollte und doch, wie jeder andere, irgendwann an die Reihe kam. Arno, der beim Kartoffelschälen immer nur kleine Würfel übrigbehielt, weil er den Rest »abgeschält« hatte. Ronald, der immer hilfsbereit war, auch wenn das Trinkwasser einige hundert Meter weit in großen Eimern herbeigeschleppt werden musste. Dieter, der Frau Steuber als Dank für alle Mühe, öfter Blumen geholt und, in leere Getränkebüchsen gesteckt, auf den Küchentisch gestellt hatte. Keiner ahnte, wo Dieter damals im karstigen Inneren Sardiniens Blumen aufgetrieben hatte. Doris, die gegen alle möglichen Küchengerüche allergisch, hochempfindlich war und damit beim Küchendienst »weit vom Schuss« blieb. Da war Roger, der gerne aus dem großen Topf probierte, »ob es schon gut war …«

Frau Steuber kannte sie wirklich alle.

Gerade brachte der Bäcker die frisch gebackenen Vierpfünder, die besonders gut durchgebacken sein mussten, um nicht unterwegs zu schimmeln. Achtzig Vierpfünder-Brote verdrückte die Meute auf einer solchen Fahrt. Das waren erprobte Werte. Frau Engel und Frau Steuber besaßen eine lange Check-Liste, auf der die Erfahrungswerte und Mengen der Lebensmittel vergangener Fahrten aufgeführt waren. Die Liste wurde von Jahr zu Jahr auf den neusten Stand gebracht. Auch die Sonderangebote der großen Firmen waren dort vermerkt. So hatten die Erwachsenen mit den Mitarbeitern bereits tagelang vor Anbruch der großen Fahrt eine Menge zu tun. Sie erledigten die ganzen Einkäufe und lagerten alles im großen Gemeindesaal, in dem es vor der Abfahrt, laut Aussagen von Gero, aussah, wie bei Hempels unter dem Sofa!

Das war so ein Lieblingsausdruck Geros.

Die Nachbarn rund um das Pfarrhaus hingen in den Fenstern und beobachteten, wie die vielen Utensilien für die große Fahrt verstaut wurden. Einige Eltern halfen beim Einpacken mit. Andere standen herum, beobachteten das Ganze und hielten die entsprechenden Kommentare bereit. Ein Vater, der gehbehindert war, hatte sich ein Camping-Stühlchen geschnappt und verfolgte sitzend mit sichtlichem Genuss das bunte Gewimmel.

Jetzt kamen die Kartoffelsäcke in den Bus-Hänger. Sieben Zentner Kartoffeln brauchten sie für eine solche Fahrt. Auf Sardinien hatten sieben Zentner noch nicht gereicht.

Als große Neuerung hatte der Sheriff eine Quelle aufgetan, durch die sie preiswert Bundeswehr-Manöver-Verpflegung einkaufen konnten. Da gab es vier verschiedene Mittagessen, die alle in Alu-Folienpackung eingeschweißt waren, aus der man direkt essen konnte, nachdem das Essen im heißen Wasser angewärmt worden war. Die Folie wurde anschließend weggeworfen. Das war praktisch, weil man sich die Spülarbeit sparen konnte.

Nachdem die Verpflegung verstaut war, kamen die zusammengerollten Zelte dran. Es waren Dreimann-Hauszelte. Es brauchten sich nur zwei in den Dreimann-Zelten häuslich einzurichten, damit genug Platz für das Gepäck blieb, das bei manchen jungen Damen nicht gering war, obwohl der Chef immer wieder gesagt hatte, dass ein solches Unternehmen keine Modenschau sei. Es sollte nur das Wichtigste mitgenommen und in die Koffer gepackt werden, damit der Bus in den Bergen mit dem Hänger vorankommen könnte. Die alten Reise-Hasen erkannte man am wenigen Gepäck! Jahr für Jahr kamen neue hinzu, weil alte Mitglieder der Meute arbeiten mussten, ihren Beruf begannen oder in den Ferien Geld verdienen wollten.

Nachdem endlich alles verstaut war, bat Frau Engel drei Mädchen und zwei Jungen, den Gemeindesaal zu säubern. Aus einigen Zelten war schließlich noch Sand vom Strand Sardiniens gerieselt.

Pünktlich um 18.30 Uhr schloss Herr Müller die Klappen der Kofferräume am Bus und verriegelte den Hänger.

Die Mädchen und Jungen gingen noch einmal vor der großen Fahrt nach Jugoslawien nach Hause. Um fünf Uhr früh am kommenden Morgen wollte man am großen Platz vor der Kirche abfahren.

Der »Krisenstab« saß mit dem Chef noch eine halbe Stunde im Gemeindesaal zur Lagebesprechung zusammen. Das hatten sie immer vor der Abfahrt so gehalten. Sie vertrauten sich und das große Unternehmen Gott an. Für diese Fahrt hatten sie sich vorgenommen, unterwegs und am Zielort das Lukas-Evangelium, Stück für Stück, Abschnitt für Abschnitt zu lesen und darüber die Bibelarbeit zu gestalten. Auf Sardinien hatten sie das erste, älteste Evangelium, den Markus-Bericht gelesen. Jeder nahm seine Bibel mit. Das war schon seit Jahren selbstverständlich.

Auf der Autobahn

Benno träumte in dieser Nacht wirres Zeug zusammen und wälzte sich in seinem Bett von einer Seite auf die andere. Er hatte zu viel zu Abend gegessen. Wer wusste schließlich, ob Manöververpflegung, die für die An- und Rückfahrt unterwegs gedacht war, ausreichen würde? Was Frau Steuber kochte, das hatte Benno zwei Jahre in den Sommerferien ausprobiert. Das war Klasse. Aber dieser neumodische Kram »Bundeswehr-Manöververpflegung«! Benno war misstrauisch und wollte sich an Mutters Tisch noch einmal richtig satt essen. Doch nun hatte er sich überessen.

Benno wälzte sich in Alpträumen. Er träumte von Staus auf der Autobahn, von Mäusen im Zelt, von Ameisen im Schlafsack und einem Strand mit lauter spitzen Steinen, die einem den Zugang zum Meer vermiesten. Ferner träumte er von einer Autokarambolage, von Unfällen auf eisglatter Bahn. Und das mitten im Sommer!

So war Benno am nächsten Morgen, als ihn der Wecker um vier Uhr aus wirren Träumen riss und jäh emporfahren ließ, geschafft. Er war unausgeschlafen und hatte Kopfschmerzen. Seine Mutter kannte das schon. »Das ist das übliche Lampenfieber«, sagte sie. »Nun benimm dich unterwegs, und mach Pfarrer Engel und dem Bürgermeister keinen Ärger!«

Solche gutgemeinten Ermahnungen schätzte Benno gar nicht. Wenn man Kopfschmerzen und vielleicht sogar »Lampenfieber« hatte und sich dann noch gutgemeinte Ermahnungen anhören sollte! »Kannst du nicht mal auf eine andere Welle schalten, Mutti? Als ob ich dem Chef je Ärger gemacht hätte. Da gibt's aber Schlimmere als mich!« Bennos Mutter erlaubte sich dazu einige Randbemerkungen. Die hörte Benno aber nicht mehr, weil er inzwischen unter der Dusche stand und sich wachrieseln ließ, wie er das nannte.

Um fünf Uhr saßen alle im Bus. Alle! Der Bus war bis zum letzten Platz gefüllt. Draußen standen auf dem großen Kirchplatz die Eltern und winkten, als der Bus mit dem Hänger in Richtung Autobahn entschwand.

Um diese Zeit waren Straße und Autobahn noch weithin frei. Man kam gut voran. Sie wollten und mussten Land gewinnen, weil sie die lange Anfahrtsstrecke in einem Tag bezwingen wollten. Am meisten würde der Loibl-Pass aufhalten. Der Chef hatte an einem Vorbereitungsnachmittag vom Loibl-Pass erzählt, als es darum ging, so wenig Gepäck wie möglich mitzubringen.

Benno döste auf seinem Sitz vor sich hin und erinnerte sich an das, was der Chef über diesen Pass erzählt hatte. Von Klagenfurt nach Ljubljana, das früher einmal Laibach hieß, führte die Straße über diesen Pass. In gewaltigen Serpentinen, hatte der Chef gesagt. Hoffentlich käme man da mit dem Zwei- achs-Hänger um die engen Kehren! Der Pass liegt, entsann sich Benno, inmitten der schönsten Karawankengipfel in einer Höhe von 1366 Metern. Er bietet bei schönem Wetter einen herrlichen Ausblick auf die Hochalpen. Er ist nur von Mai bis November für den Verkehr geöffnet. In der übrigen Zeit bleibt der Loibl-Pass gesperrt; und die Autofahrer müssen große Umwege in Kauf nehmen. Auf der österreichischen Seite beträgt die Straßensteigung 26 Grad und auf der slowenischen Seite, also schon in Jugoslawien, 28 Grad. Benno hatte gut aufgepasst: Die Straße fällt dann rasch talwärts ab nach Slowenien bis nach Sveti Ana, einem schönen Gebirgsdorf. In der Umgebung sollte es sogar Steinböcke und Gemsen geben, die man manchmal von der Straße aus beobachten könnte. Dann wollten sie ins Tal hinunterfahren und die Hauptstraße nach Ljubljana ansteuern.

Während Benno vor sich hindöste und solche Teilinformationen aus der Vorbereitungszeit vor sich Revue passieren ließ, rauschte draußen die Autobahn vorüber. Herr Müller kam gut voran, bis sie bei Würzburg in den ersten Stau gerieten. Die Sonne stand längst sommerlich klar am Himmel. Nun hieß es abwarten, bis der Stau sich aufgelöst hatte. Niemand konnte sagen, wie lange das dauern würde und wann der nächste Stau kam. Gut, dass sie so früh aufgebrochen waren!

Fast eine Stunde hatten sie durch den Stau bei Würzburg eingebüßt. Herr Müller hörte über das Radio im Bus die laufenden Durchsagen von »Bayern 3«. Er überlegte zusammen mit dem Chef, ob sie die Autobahn verlassen und über die Bundesstraße weiterfahren sollten, um Zeit zu sparen und die verlorene Stunde aufzuholen. Bei Holledau war ein weiterer Stau gemeldet. Aber der Chef hoffte, dass er sich aufgelöst hatte, bis sie mit dem Bus die Holledau-Gegend erreichten.

Pfarrer Heiko Engel sollte recht behalten. Der Verkehr war zwar unterwegs auf der Autobahn vor der Baustelle bei Holledau zähflüssig. Aber sie kamen besser voran, als sie gedacht hatten.

Es kracht

Fünfzig Kilometer vor München gerieten sie in einen Konvoi. Wagen stand hinter Wagen, Lastwagen hinter Lastwagen. Dazwischen waren mehrere Omnibusse. So auch der Bus mit der Meute und Herrn Müller am Steuer. Das Konvoi-Fahren ist schwierig und zeitraubend. Einige Busse hatten bereits überholt. Herr Müller wollte nichts riskieren. Der PKW-Verkehr auf der Überholspur war hektisch.

Der Chef las im gedruckten Reiseführer Informationen über München, an dem sie vorbeifuhren, um in Richtung Österreich weiterzukommen. Sie mussten über Salzburg fahren. Aber man würde von der Autobahn aus das BMW-Hochhaus der Bayerischen Motorenwerke sehen, das wie vier riesige Motorzylinderkolben gebaut war. Weit vor München konnte man bei dem strahlenden Sommerwetter den Münchner Fernsehturm erblicken und die Häuser des Olympia-Dorfes, wo sich vor Jahren das furchtbare Drama abgespielt hatte, das die Welt den Atem anhalten ließ. Sie würden am riesengroßen Schutt- und Müllablagerungsberg der bayerischen Hauptstadt vorbeikommen, der nun mit Erde zugeschüttet und bepflanzt worden war. Monte Klamotti, Klamottenberg nannten Witzbolde diese gewaltige Abraumhalde.

Das alles ging dem Chef durch den Kopf. Er wollte gleich aufstehen und nach hinten gehen, um zu sehen, ob alle zufrieden waren, ob jemand Fragen hätte. Pfarrer Heiko Engel klappte die linke Armlehne seines Reiseleitersitzes zwischen Kühlschrank und dem langen Omnibusschalthebel hoch. Da fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, nachzusehen, ob der Kühlschrank mit Getränkebüchsen aufgefüllt worden war. Er fasste rechts neben sich, öffnete die Kühlschrank-Klappe und war zufrieden, dass der Schrank bis obenhin auf gefüllt war. Mit dieser Getränkeladung würden sie bis nach Jugoslawien auskommen.

Herr Müller sah immer wieder in den Spiegel und wartete auf eine günstige Gelegenheit zum Überholen.

Harald hatte sich vom Fahrer die beiden Karten von Deutschland/Österreich und von Jugoslawien geben lassen und war mit Hilfe seines unentbehrlichen Taschenrechners dabei, die Kilometer, die sie noch vor sich hatten, zusammenzurechnen. Ohne den kleinen Rechner war Harald im Rechnen gänzlich aufgeschmissen. Aber damit konnte er gut umgehen. In seiner Klasse hatten sie alle einen Rechner. Er war sogar als Hilfsmittel in der Schule erlaubt. Harald kannte aber einen Menschen, der gut im Kopf rechnen konnte. Das war sein Mathematik-Lehrer! Seine Eltern konnten das auch noch, kamen dafür aber mit dem praktischen Taschenrechner nicht klar.

Roger sortierte mitgebrachte Brote, weil seine Mutter Angst hatte, die Manöververpflegung auf der Hinfahrt würde Roger nicht genügen. So hatte sie ihm eine Anzahl Brotschnitten eingepackt, die Roger jetzt nach Käse und Wurst sortierte. Wie sollte er diese Brotschnitten nur verdrücken? Damit könnte er beinahe seine ganze Gruppe einen Tag mit über die Runden bringen.

Heike prüfte im Spiegel, ob ihre Frisur noch saß. Dieter gab sich ganz der Landschaft hin.

In eben diesem Augenblick sah Herr Müller in einer langgezogenen Rechtskurve die Chance zum Überholen, um endlich aus dem Konvoi herauszukommen. Er blinkte vorher lange und vorschriftsgemäß. Er war als guter und umsichtiger Fahrer bekannt. Die Überholspur war vorn und hinten frei. Herr Müller scherte vorsichtig aus und wechselte zur Überholspur hinüber. In diesem Augenblick kam ein roter Mercedes mit rasend schnellem Tempo angeschossen. Der Fahrer blinkte gleich dreimal nervös mit der Lichthupe. Er hatte erkannt, dass er auf fahren musste, wenn der Bus nicht zurückscherte.

Herr Müller sah das Blinklicht im Spiegel. Es ging um Bruchteile von Sekunden. Und in dieser winzigen Zeitspanne musste sich Herr Müller am Steuer des großen Omnibusses entscheiden. Als routinierter Fahrer hatte er die Lage erfasst: Fuhr der Mercedes auf den Bushänger auf, würde das bei der Geschwindigkeit, mit der der rote Wagen heranschoss, kaum ohne großen Unfall abgehen, vermutlich nicht einmal ohne Todesopfer. Andererseits wäre dann deutlich gewesen, wer an dieser Situation auf der Autobahn die Schuld trug. Die einzige Möglichkeit, dem Auffahrunfall auszuweichen, war wieder in die Lücke einzuschwenken. Dafür entschied sich Herr Müller. Als er den Bus nach rechts hinüberzog, war der nachfolgende Lastzug mit Planenwagen dabei, aufzuholen, zu beschleunigen, um die Lücke bis zum Vordermann zu schließen. Herr Müller, der eben noch in den Spiegel geblickt hatte, um die Reaktion des heranschießenden Mercedes zu beobachten, wusste, dass Bremsen jetzt zu einer Katastrophe geführt hätte. Er hatte den Blinker nach rechts betätigt. Das kam aber so spät, dass der Lastzugfahrer sein Tempo nicht mehr drosseln konnte. Sollte er wieder nach links hinüberziehen? Den Mercedes doch auffahren lassen? Entsetzlicher Entscheidungszwang im Bruchteil von Sekunden! Herr Müller konnte nur hoffen, dass der Lastzug scharf bremsen würde. Das geschah nicht. Da versuchte Müller, den Bus zu bremsen, versuchte Vollbremsung, in der Hoffnung, um Zentimeter neben dem Lastzug die Situation in den Griff zu bekommen. Fahrer Müller befand sich in einer schrecklichen Situation. Er hatte Leben retten und einen schweren Auffahrunfall verhindern wollen …

Der Chef, zwischen Kühlschrank und Gangschaltknüppel auf dem schmalen Reiseleitersitz eingepfercht, sah plötzlich den Lastzug voranschießen, sah, wie die Tür vom Bus sich löste und losflatterte, hörte, wie Müller verzweifelt schrie »Festhalten!« und erkannte, dass das Rammen zwischen Bus und Lastzug unvermeidbar war.

Dann krachte es furchtbar. Die Insassen des Busses wurden von den Sitzen gerissen. Die Vollbremsung von Fahrer Müller hatte einige im Schlaf aufgeweckt und sie mit dem Körper nach vorn gerissen.

Der Chef sah, wie sich die Verbundglasscheibe nach innen bog, hörte das Knirschen, Splittern, Krachen und hatte den Eindruck, als geschehe diese blitzartige Aufeinanderfolge von Ereignissen im Zeitlupentempo. So hatten sich die aufeinanderfolgenden Szenenabschnitte, die in Blitzesgeschwindigkeit abrollten, ihm eingeprägt. Mit vor Schrecken weit geöffneten Augen ließ Pfarrer Engel sich ebenso blitzschnell, wie sich die Verbundglasscheibe in das Innere des Busses drückte, nach hinten fallen, mitten auf die Gummimatte des Gangs zwischen den Sitzreihen. Dann krachte es noch einmal. Und der Bus stand, stand quer zwischen Überhol- und Fahrspur. Er hatte den Lastzug voll in dessen Seite gerammt.

Pfarrer Heiko Engel war sofort wieder auf den Beinen. Er hatte nicht umsonst das Goldene Sportabzeichen! Sein erster Blick galt den Insassen im Bus. Offensichtlich war keiner von ihnen ernsthaft verletzt worden. Die meisten hatten auf Fahrer Müllers Schrei sofort reagiert und sich festgehalten, hatten sich gegen die Lehne des Vordersitzes gestemmt. Arno, der geschlafen hatte, war mit dem Kopf gegen die Vordersitzlehne gedrückt worden und blutete an der Lippe. Frau Engel zog sich die feinen Glassplitter der großen Verbundglasscheibe aus den Haaren und blutete leicht von einigen winzigen Schnittwunden im Gesicht. Klaus rieb sich die Schulter. Er hatte im Gang gestanden und war hingefallen, als die Vollbremsung losging. »Ruhe!« rief der Chef, »nur keine Panik!«

Erst dann fand er Zeit, sich seinen eigenen Sitz anzusehen. Seine Frau, die aufgesprungen war, hatte es längst entdeckt: Der schwere, vollgepackte Kühlschrank hatte sich mit der linken Ecke voll in den Reiseleitersitz hineingebohrt. Der Sitz war total zerstört. Jener Sitz, auf dem Sekunden vorher noch Pfarrer Heiko Engel gesessen hatte.

Das gesamte rechte Vorderteil des großen Busses war etwa einen Meter in das Businnere hineingedrückt worden. Die Seitentür war weg, der Ausstieg bis auf einen schmalen Spalt zusammengequetscht. Die Verbundglasscheibe hing wie ein Sack nach innen. Sie war tausendfach gerissen, aber zusammengeblieben, nur undurchsichtig geworden. Nur einige wenige feine Glassplitter hatten sich durch das Stauen der Scheibe beim gewaltigen Gegendruck gelöst und lagen herum.

Fahrer Müller war kreidebleich. Er hielt sich beide Hände vor das Gesicht und holte immer wieder ganz tief Luft.

Dann vermochte der Chef durch ein Stück noch durchsichtigen Verbundglases zu sehen, dass neben ihnen der Lastzug gestoppt hatte, dass dessen Plane von oben bis unten auf geschlitzt war. Durch das Loch in der Plane erkannte Pfarrer Heiko Engel, dass die Bustür wie ein ausgebreiteter Schmetterling auf dem Holzboden des Lastzuges lag. Sie war durch die Plane hineingedrückt worden. So gewaltig war der Aufprall gewesen.

Die Wagen hinter ihnen hatten gestoppt und bildeten eine lange Schlange. In diesem Augenblick kam der Fahrer des roten Mercedes, der mit dem Leben davongekommen war und seinen Wagen weiter vorn mitten auf der Autobahn zum Stehen bekommen hatte und schimpfte und gestikulierte wild herum. Herr Müller wollte das Fenster hinunterdrehen, um sich mit dem eigentlichen Unfallverursacher auseinanderzusetzen. Da rief der Chef kurz und deutlich: »Fenster zu! Es gibt hier keine Auseinandersetzung. Die Polizei muss her!«

Pfarrer Heiko Engel stieg durch die hintere Bustür aus. Der Mercedesfahrer wollte sich gleich auf ihn stürzen. Da nahm Pfarrer Engel sich den Mut, fasste ihn beim Kragen und zischte, so dass keine Widerrede mehr möglich schien: »Kein Wort! Wir haben Zeugen genug. Ihr Wagen ist heil geblieben. Sie sind am Leben. Danken Sie Gott dafür! Und jetzt fahren Sie mich zum nächsten Autobahntelefon, damit die Polizei benachrichtigt wird.«

In das Businnere hinein rief der Chef: »Ich telefoniere und hole die Polizei. Drei vernünftige Leute regeln mit dem Sheriff den Verkehr am Unfallort! Hat jemand Kreide oder einen Breitschreiber, einen Signalstift?«

Herr Müller hatte Fettkreide in roter Farbe in seiner Materialtasche vorne links neben seinem Fahrersitz. An der linken Seite war bis auf den zersplitterten Scheinwerfer nichts am Bus beschädigt. Die rechte Vorderseite aber war voll eingedrückt und total zerstört. Von außen konnte man jedoch erst die Größe des Schadens überblicken. Es sah bös aus. Was sollte aus der Jugoslawien-Fahrt werden? Sie war vorläufig hier zu Ende!

Der Chef ging mit dem Mercedesfahrer nach vom, markierte mit der Fettkreide den Umriss auf der Autobahn, genau dort, wo der Mercedes zum Stehen gekommen war. Die lange Bremsspur hatte ihre eigene Signalzeichnung auf dem grauen Betonband der Autobahn hinterlassen.

Der Fahrer des Mercedes wollte den Chef hinten einsteigen lassen, da vorn eine Dame saß, die Frau des Fahrers, wie sich bald herausstellte. Aber der Chef sah den Hund auf dem hinteren Sitz, der die Zähne fletschte und bestand darauf, dass er vorne sitzen und man den Hund vorher beruhigen sollte.

Dann fuhren sie zusammen die wenigen hundert Meter bis zum nächsten Autobahntelefon. Pfarrer Heiko Engel hatte noch nie mit einem solchen Apparat zu tun gehabt. Aber der rote Mercedesfahrer schien sich gut auszukennen. Er klappte die Verschlusskappe nach unten und zeigte auf die km-Nummer, die auf der Innenseite der Verschlusskappe angebracht war. Dann kam die Stimme vom anderen Ende der Leitung aus dem Autobahntelefon: »Bitte, sprechen Sie!«

Pfarrer Heiko Engel, der gerade mit dem Leben davongekommen war, streifte alle Aufregung ab und sprach langsam in den Mikrophonteil des Autobahntelefons hinein: »Hören Sie bitte! Unfall vor Autobahnkilometer 43 in Richtung München. Ein Omnibus hat einen LKW gerammt. Keine Verletzten. Aber bitte Polizei benachrichtigen.«

Von der anderen Seite kam die Bestätigung und die Aufforderung: »Markieren Sie die Unfallstelle, und versuchen Sie die Unfallfahrzeuge aus dem laufenden Verkehr zu bekommen!«

Der Chef sagte knapp: »Verstanden!«

Dann hieß es, warten bis die Polizei eintreffen würde. Wieder versuchte der Mercedesfahrer die Schuld von sich wegzuschieben. Aber Pfarrer Engel brach seine Einwände ab und sagte: »Das klärt die Polizei. Ich habe im Spiegel deutlich sehen können, wie Sie unseren Busfahrer mit der Lichthupe mehrfach genötigt haben. Sie wissen selbst, wie hoch Ihre Geschwindigkeit war. Wenn Herr Müller nicht eingeschwenkt und den LKW gerammt hätte, ständen Sie jetzt nicht mehr hier. Und Ihre Frau säße auch nicht mehr im Wagen!« Damit gab der Fahrer Ruhe.

Sie gingen einander aus dem Weg und warteten auf das Eintreffen der Polizei.

Der Chef überlegte, wie es nun weitergehen müsste. Zuerst musste er mit Herrn Müllers Chef, dem Busunternehmer, telefonieren und ihm den Unfall melden.

Unterhalb der Autobahn verlief eine Bundesstraße. An dieser Straße stand ein Restaurant. Man konnte die Reklame von der Autobahn her deutlich sehen. Pfarrer Engel fragte den Mercedesfahrer, dessen Autonummer er für alle Fälle notiert hatte: »Können Sie mich zum Restaurant herüberfahren? Ich muss mit dem Busunternehmer telefonieren. Wir sind auf der Fahrt nach Jugoslawien!«

Wortlos ließ der Mercedesfahrer den Chef einsteigen, fuhr die wenigen Meter bis zur nächsten Abfahrt und setzte seinen Fahrgast vor dem Restaurant ab.

Als Pfarrer Engel die Tür zum Restaurant öffnen wollte, entdeckte er das Schild: »Heute Ruhetag!« Auch das noch, dachte der Chef. Aber dann kam nach zweimaligem Klingeln doch eine Frau, die Wirtin, wie sich herausstellte, und fragte nach den Wünschen.

Pfarrer Engel stellte sich vor, sagte, dass es sich um einen Busunfall auf der Autobahn handelte und bat, telefonieren zu dürfen. »Dauernd kracht es in dieser Gegend auf der Autobahn«, sagte die Wirtin. »Warten Sie, ich stelle die Gebührenuhr ein. Wissen Sie die Nummer, oder müssen wir vorher die Auskunft anrufen?«

Nein, die Nummer kannte der Chef von vielen Telefonaten vergangener Jahre, Monate und Wochen auswendig. Der Busunternehmer Altmann war sofort in der Leitung. Pfarrer Engel schilderte, was sich abgespielt hatte und erklärte, dass der Bus abgeschleppt werden müsste.

»Wie kommen Sie jetzt weiter?« fragte der Unternehmer den Chef. Der antwortete: »Keine Ahnung! Soll ich in München oder hier in der Umgebung einen Bus chartern? Zahlt das die Versicherung? Oder was meinen Sie?«

Einen Augenblick hörte man nichts in der Leitung, dann: »Genügt es, wenn Sie bis morgen früh einen anderen Bus mit Kupplung für den Hänger haben, der

Sie dann nach Jugoslawien und zurück fährt?«

Der Chef überlegte kurz und sagte dann: »Das ginge. Wir müssten dann hier irgendwo die Zelte aufschlagen und übernachten.«

»Gab es Verletzte?« wollte der Unternehmer wissen.

»Nur Kleinigkeiten, nicht der Rede wert, soweit ich das bisher beurteilen kann.« Pfarrer Engel wollte sich nicht absolut festlegen, falls sich hinterher doch noch eine Zerrung oder Stauchung herausstellen sollte. Schließlich war es eine Vollbremsung mit Aufprall. Und Pfarrer Engel wusste vom Sport her, dass sich Schmerzen manchmal erst hinterher, wenn der erste Schrecken und Schock abgeklungen sind, heraussteilen.

Unternehmer Altmann sagte einen neuen Bus für morgen zu.

An der Unfallstelle tat sich in der Zwischenzeit folgendes: Der Sheriff hatte mit Harald zusammen die Nummern der Fahrzeuge notiert. Schon vom Businneren her hatte er sich die Nummer des roten Mercedes aufgeschrieben. Harald ging auf Wunsch des Bürgermeisters zum Lastzug und notierte dessen Nummer. Der Fahrer des Lastzuges gab sich gelassen. Er sagte nur: »Für heute habe ich Feierabend. Die Versicherung muss ohnehin alles bezahlen.« Dann zeichnete er gemeinsam mit Harald den Umriss des Lastzugs, der schräg aus der Bahn gedrückt worden war, auf den Beton der Autobahn. »Da habt ihr aber Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist, dass niemand ernsthaft verletzt ist«, sagte der Lastwagenfahrer. Harald antwortete aus ehrlichem Herzen: »Gott sei Dank! Es wäre nicht auszudenken!«

Karin, Heido und Fred hatten unmittelbar nach dem Unfall zwei große Warndreiecke, die zum Bus gehörten, in einiger Entfernung hinter der Unfallstelle auf gebaut.

Bürgermeister Karl Bergmann machte seinem Spitznamen als Sheriff alle Ehre. Er organisierte mit Gerhard, Klaus und Heiner die Verkehrsregulierung. Nachdem der Bus auf dem Beton markiert war, nachdem auch die Bremsspuren nachgezeichnet waren, bat er Herrn Müller, den Bus zum nächsten Parkplatz oder zur nächsten Ausfahrt rollen zu lassen, damit nicht noch ein Auffahrunfall passieren konnte.

Herr Müller hatte sich vom ersten Schock einigermaßen erholt und nahm aus dem Kofferraum einen Besen heraus. Damit kehrten Dieter und Roger die Scherben und Blechteile von der Autobahn.

Dann ließ der Sheriff, noch bevor der Bus sich in Bewegung setzte, den Unfallort aus verschiedenen Blickwinkeln fotografieren. Das besorgte Gero bestens mit seiner japanischen Kamera.

Schließlich versuchte Herr Müller, während der Umleitungsverkehr vorsichtig auf der Überholspur vorüberglitt, den Bus anzulassen, was zu aller Erstaunen auch gelang. Nur ein Gangwechsel war nicht möglich, weil der Gangknüppel verbogen und der Gang, der während des Unfalls drin gewesen war, verklemmt war. Als Herr Müller die Kupplung langsam schleifen ließ, holperte der Bus mehrmals, als hätte er den ganz großen Schluckauf und rollte dann bergab, jener Stelle zu, an der das Autobahntelefon stand, bis kurz vor die nächste Abfahrt. Die Mädchen und Jungen der Meute saßen größtenteils im Bus. Nur die zur Verkehrsregelung nötigen Jugendlichen folgten zu Fuß, indem sie den vorbeifahrenden Verkehr bis zum Nothalteplatz am Autobahntelefon auf die Überholspur dirigierten. Der Lastzug folgte nach. Dann floss der Verkehr wieder weiter und der nicht unerhebliche Unfallstau löste sich auf.

Bald hörte man hinter der Unfallstelle, von der der Sheriff die beiden Warndreiecke entfernt hatte, das Martinshorn und sah kurz darauf das Blaulicht der Polizei.

Unfreiwilliges Zeltlager

Zwei Polizeiautos waren eingetroffen. Während die Besatzung des zweiten Wagens den Verkehr noch einmal auf die Überholspur dirigierte, fotografierte, notierte und skizzierte einer der Beamten die Markierungen auf der Betondecke der Autobahn.

Der erste Wagen war bis zum Bus durchgefahren und lotste den frontal völlig zerstörten Bus zur Ausfahrt bis zum Parkplatz jenes Restaurants, an dem Pfarrer Engel und der rote Mercedes warteten. Es folgten die üblichen Verhöre, Protokolle, die unterschiedlichen Aussagen der Beteiligten und die Zeugenaussagen.

Herrn Müller zitterten noch immer deutlich sichtbar beide Hände.

»Was soll jetzt werden?« fragte Gero. »Wie kommen wir jetzt nach Jugoslawien?«

Benno antwortete: »Da frag mich mal etwas Leichteres!«

Die Wirtin kochte auf Bitten des Chefs Kaffee, der Herrn Müller wieder Farbe in das schneeweiße Gesicht trieb.

Der Chef sammelte die Meute um sich und gab eine Erklärung zur Lage ab: »Schreibt bitte von dem Unfall bis auf weiteres nichts nach Hause. Man würde sich dort sehr auf regen. Es entstünden Gerüchte. Und das würde einige Eltern vielleicht in Panikstimmung treiben. Wir werden uns heute Abend oder morgen darauf einigen, was wir nach Hause mitteilen, damit es eindeutig ist und keine Auslegungsschwierigkeiten aufkommen. Glaubt mir, es ist wichtig, dass wir jetzt nichts verkehrt machen! Ich habe inzwischen mit dem Busunternehmer telefoniert. Wir haben keinen Feriennachteil durch das Unglück und wollen Gott von Herzen dankbar sein, dass es so abgegangen ist. Ohne ernste Verletzungen und ohne Opfer an Menschenleben. Wenn der Mercedes voll aufgefahren wäre, hätte das nicht nur unseren Hänger stark beschädigt. Es wäre nach meiner Meinung dann auch nicht ohne Todesopfer abgegangen. Gott hat trotz allem seine Hand über alle Beteiligten gehalten.«

»Was soll denn nun werden?« wollte Ramona wissen, die immer nicht abwarten konnte.

»Das wirst du gleich hören«, antwortete Pfarrer Engel und fuhr fort: »Der Unternehmer, also der Chef unseres Herrn Müller, schickt morgen früh einen anderen Bus mit Kupplung für den Hänger. Nicht jeder Bus hat eine Kupplung, um den großen Hänger wegziehen zu können. Wir packen jetzt gleich, sobald die Polizei fertig ist, den Bus aus und holen die Zelte heraus. Ich habe mit der Wirtin gesprochen. Wir dürfen heute Nacht unter den Bäumen ihrer großen Obstplantage zelten.«

Bevor Harald aufjubeln konnte, fuhr Pfarrer Engel fort: »Ich habe mein Wort gegeben, dass die Früchte an den Bäumen unberührt bleiben. Fallobst ist ohnehin noch nicht da. Das Obst ist längst noch nicht reif. Wir verlieren keinen Tag unserer Fahrt, denn Herr Altmann, der Busunternehmer, hängt uns einen Tag ohne Verrechnung an unser Programm dran; das finde ich anständig.«

»Was wird mit Herrn Müller?« wollte Ilona wissen. »Er wird mit dem Bus abgeschleppt und durch Herrn Pussel abgelöst, den wir ja vom vorvorigen Jahr, als Herr Müller durch Krankheit ausfiel, kennen.«

Bürgermeister Bergmann, der Sheriff, schaltete sich jetzt ein: »Es gilt also, nicht weitere Zeit zu verlieren. Wir wollen froh und dankbar sein, dass der Chef das Goldene Sportabzeichen hat und sich geistesgegenwärtig rückwärts fallen ließ. Er lebte sonst nicht mehr. Ihr habt den Reiseleitersitz mit dem hineingebohrten Kühlschrank gesehen.«

Ronald rief »Bravo« und meinte damit das geistesgegenwärtige Verhalten Pfarrer Engels. Die Meute fiel ein und klatschte. Ein Polizist, der zur Vernehmung von Herrn Müller im Bus weilte, steckte den Kopf aus der hinteren Tür, um zu sehen, was es da zu klatschen gab.

Der Chef wehrte ab und stellte richtig: »Es hätte alle Geistesgegenwart nichts genützt, wenn ich nicht zufällig vorher die linke Armlehne hochgeschoben hätte, weil ich nach hinten kommen und nach euch sehen wollte. Das hat mir das Leben gerettet. Gott benutzt solche Zufälle manchmal, um Wunder zu tun …«

Der Sheriff fuhr fort: »Fred, du lässt dir von der Wirtin den Platz zeigen, wo die Zelte stehen sollen. Dann organisierst du mit Heidi den Aufbau des Lagers. Karin und Claudia, ihr sorgt euch um den Aufstellungsort der Küche. Das Lager ist erst fertig, wenn die Küche steht!«

Frau Steuber warf dem Sheriff einen dankbaren Blick zu und fragte: »Wer macht heute freiwillig Küchendienst?«

Es meldeten sich mehr, als Frau Steuber brauchen konnte. Der Sheriff suchte unter den Meldungen die brauchbarsten Typen heraus. Es war wichtig, dass der Küchendienst von Anfang an gut klappte!

Die beiden Beamten waren mit Herrn Müllers Vernehmung fertig. Sie kletterten aus dem Bus, hatten die Fahrtenschreiber-Scheibe sichergestellt und baten den Chef zu sich in den Unfallermittlungswagen, um seine Aussage zu Protokoll zu bringen.

Unterdessen begann ein eifriges Treiben in der Meute. Herr Müller, noch immer vom Schrecken gezeichnet, öffnete die Kofferraumklappen und half beim Ausladen des Gepäcks. Der Hänger wurde abgekoppelt und aufgeschlossen, damit die Zelte herausgegeben werden konnten. Immer zwei Mann ein Zelt!

Eine knappe Stunde später stand das ganze Lager malerisch schön unter den Obstbäumen der großen Plantage hinter dem Restaurant der hilfsbereiten Wirtin. Sie durften die Wasch- und Toilettenanlage des Restaurants benutzen. Frau Steuber ließ Wasser zum Aufkochen holen, damit die in Alufolie verschweißten Esspackungen der Bundeswehrverpflegung heiß gemacht werden konnten.

Dann gab es mit der unfallbedingten Verspätung ein zünftiges Mittagessen. Alle hatten nach dem großen Schrecken Hunger bekommen.

Während die Polizei noch immer die Aussagen des Mercedesfahrers und seiner Frau zu Protokoll brachte und den havarierten Bus von verschiedenen Seiten fotografierte, begann die Meute nach dem Tischgebet des Pfarrers die hungrigen Mägen zu stopfen.

Die Wirtin hatte beschrieben, wie man zu dem nahegelegenen Schwimmbad kam. So zog die Meute eine Stunde nach dem Mittagessen, es war schon früher Nachmittag geworden, in Gruppen zum Schwimmbad.

Abends kehrten alle heißhungrig zu Frau Steubers Lagerküche zurück.

Dann saßen die Mädchen und Jungen um das Lagerfeuer, das die Wirtin genehmigt hatte. Sie sangen zu den Gitarren und zum Schifferklavier, das Thomas spielte.

Am Ende des Abends las Pfarrer Engel die Tageslosung aus dem Losungsbuch: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürcht ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.«

Ganz »zufällig« war das der Losungsvers eines Tages, an dem Gott spürbar und sichtbar über die Insassen des großen Omnibusses auf der weiten Fahrt nach Jugoslawien seine schützende Hand gehalten hatte.

Pfarrer Engel brauchte dazu nicht mehr viel zu sagen. Die Ereignisse des Tages sprachen für sich und waren die überzeugendste Auslegung dieses vierten Verses aus dem dreiundzwanzigsten Psalm.

Nachdenklich krochen die Jungen und Mädchen nach dem Abendsegen in ihre Zelte. Bald danach schliefen sie einem neuen Tag entgegen. Das laute Schnarchen des Sheriffs übertönte das ganze Lager; und es schien so, als ob über diesem Schnarchen selbst die Obstbäume der friedlichen Plantage ihre Wipfel schüttelten.

Intermezzo

Am nächsten Morgen waren die Zelte nass vom Tau. Sie mussten stehen bleiben, bis die ersten Sonnenstrahlen sie getrocknet hatten. Inzwischen wuschen sich die Mädchen und Jungen in den Waschräumen der Toiletten des Restaurants. Das Schlangestehen wurde gern in Kauf genommen. Harald hatte Küchendienst. Und Benno und Heike ebenso. Während Frau Steuber mit ihren Helfern die Marmeladenbrote strich, rechnete Harald mit einer Tabelle und seinem Taschenrechner die Kalorieneinheiten aus. Mit der neuen Joul-Zählung kam er noch nicht ganz zu Rande. In der Schule hatten sie mit Kalorien gearbeitet. Harald war mächtig stolz auf seine schlanke Linie und trug stets die Kalorientabelle in seiner Hosentasche mit sich herum. Fahrer Müller war in der Nacht noch abgeschleppt worden und brachte den havarierten Bus zur Werkstatt nach Kassel.

Pünktlich um acht Uhr brauste der Ersatzbus mit Fahrer Gerd Pussel an und wurde von allen mit lautem Hallo begrüßt. Dem Chef fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen!

Nach der Morgenandacht und dem anschließenden Frühstück wurden die Zelte abgebaut, der Zweiachshänger wurde angekuppelt und der Ersatzbus beladen. Alles in allem dauerte weniger als eine Stunde. Um viertel nach neun Uhr waren sie auf der Autobahn. Der Bus rollte dem Südosten entgegen, Richtung Balkan. Die freundliche und hilfsbereite Wirtin hatte noch lange gewinkt, bis der Bus auf der Autobahn ihrem Blickfeld entschwunden war.

Der neue Fahrer, den die meisten schon von der Sardinienfahrt kannten, zeigte bald seine Fahrkünste im dichten Ferienverkehr auf der Autobahn. Einem großen Stau vor München, der durch Radio Bayern 3 angekündigt worden war, wich er über die Bundesstraßenumgehung aus.

Gerd Pussel nahm den Loibl-Pass mit großer Eleganz. Die Verkehrsdichte war hier nicht mehr so schlimm. Kurz vor Jesenice überfuhr der Bus die Grenze von Österreich nach Jugoslawien. Die Passkontrolle war gründlich, die Aussicht schön, die Autoschlange lang. Dann war die Meute in Slowenien. Man sah die einzigartige Kulisse der Julischen Alpen mit dem großen Triglav im Hintergrund. Slowenien war schon immer die Landschaft, durch die hindurch man ohne Schwierigkeiten den Zugang zum Adriatischen Meer hatte. Dadurch war Slowenien in der Vergangenheit strategisch wichtig gewesen. Der Chef erklärte, dass im Altertum schon die Germanen und die Hunnen das erkannt hatten, die genau durch den Landstreifen, den sie jetzt mit dem Bus befuhren, zum Mittelmeer durchstießen. Man befand sich also auf geschichtlichem Boden. Später führte durch Slowenien der berühmte »Bernsteinweg«, der durch Slowenien hindurch über Triest nach Wien und zu den Handelsstädten des Nordens ging. Erst im 6. Jahrhundert nach Christus wanderte der slawische Volksstamm der Slowenen in das Ostalpengebiet ein. Damals war das von den Slowenen besiedelte Gebiet, so wusste der Chef der Meute durch das Bordmikrophon zu erklären, dreimal so groß wie das heutige Slowenien. Im 7. Jahrhundert entstand das alpenslawische Fürstentum Karantanien, in dessen Zentrum das heutige österreichische Bundesland Kärnten liegt. Rund hundert Jahre lang bestand diese selbständige Staatsgründung der Slowenen. Dann war sie dem Zerfall preisgegeben. Die Alpenslawen kamen unter die Herrschaft der Bayern, dann der Franken, bis sie schließlich dem österreichischen Staatsbund zugeschlagen wurden, wo sie bis 1918, also zum Ende des Ersten Weltkrieges, verblieben. Das heutige Slowenien bildete damals die Kronländer Krain, Küstenland, Istrien und den südlichen Teil von Kärnten.

Das slowenische Gebiet blieb unter österreichischer Verwaltung, während die anderen südslawischen Völker in der Zeit zuvor immer wieder in große Stammeskriege und blutige Kämpfe mit den Türken verwickelt wurden. Das erste slowenische Nationalgefühl entwickelte sich mit dem Aufkommen des Buchdrucks. Das erste slowenische Buch, so erklärte der Chef, während Gerd Pussel den Bus durch die schöne slowenische Landschaft steuerte, kam im Jahr 1551 heraus. Primus Trüber hatte es unter dem Titel »Abecedarium und der Klein-Katechismus« drucken lassen. Primus Trüber war der damals bedeutendste Vertreter des Protestantismus in Slowenien. Diesem ersten Katechismus folgten eine ganze Anzahl weiterer protestantisch-evangelischer Schriften. Erst die katholische Gegenreformation beendete diese Entwicklung. Das war aber nur vorübergehend der Fall. Gegen Ende des 17. und im 18. Jahrhundert gab es einen neuen protestantischen Aufschwung in Slowenien. Die französische Besetzung von 1809 bis 1813 brachte weitere Erleichterungen mit sich, besonders auch auf kulturellem Gebiet. Dann kam die illyrische Bewegung, die das Zusammenkommen der slowenischen Sprache mit den kroatischen Dialekten zu einer neuen illyrischen Sprache zum Ziel hatte. Sie führte, zusammen mit der aufkommenden Romantik, zu neuer Blütezeit der slowenischen Literatur. Das damit wieder aufkommende slowenische Nationalgefühl floss bald in das Zusammengehörigkeitsgefühl der südslawischen Völker.

»Am Ende des vorigen Jahrhunderts«, fuhr Pfarrer Engel seinen Exkurs in die Geschichte fort, »wurde dieses Zusammengehörigkeitsgefühl immer stärker. Eine entgegengesetzte Entwicklung setzte erst mit dem Ende des Ersten Weltkriegs ein. Damals wurde Österreich-Ungarn aufgelöst. Slowenien wurde damit ein Teil des neuen Staates Jugoslawien. Weil sie so lange zu Österreich gehört hatten, sprechen die älteren und alten Leute hier in Slowenien noch sehr viel deutsch.«

Damit beendete der Chef seine Ausführungen. Die ersten Schilder wiesen zur Hauptstadt Sloweniens: Ljubljana, das früher Laibach genannt wurde.

Bei schönem Wetter konnte man von der Anfahrt auf Ljubljana den schönen Ausblick auf die Karawanken und die Julischen Alpen genießen. In Ljubljana wurde die Meute von einem schweren Gewitter überrascht. Unterwegs hatten sich die Wolken schon verdichtet und getürmt. Dann zuckten die ersten Blitze, und es begann zu regnen. Fahrer Pussel tröstete durchs Mikrophon: »Das geht schnell vorüber.«

Pfarrer Engel erzählte: »Ljubljana hat eine lange Geschichte aufzuweisen. Die Stadt wurde unter den Römern gegründet und hieß damals Aemona. Viel später machten die Habsburger sie zur Hauptstadt des Herzogtums Krain und nannten sie Laibach. Heute noch ist die große Stadt katholischer Bischof sitz. In der kurzen Interimszeit von 1809 bis 1813 war die Stadt der Hauptort der Illyrischen Provinzen Napoleons. Die Straßen in Ljubljana, die jetzt vom Regen glänzten, sind sauber und gerade gebaut. Die Häuser an den Straßen machen einen gepflegten Eindruck. Sie werden überragt von dem mächtigen Hochhaus im Zentrum der Stadt. Die Altstadt zwischen dem Schlossberg und dem Ljubljanica-Fluss ist im Barockstil errichtet. Hoch über der Stadt liegt die mittelalterliche Zitadelle und grüßt vom Berg herab die Besucher.«