Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Vier Schnüffelnasen machen eine tolle Entdeckung. Liegt des Rätsels Lösung bei der alten Burgruine? Vorsichtig schleichen sie hin. Dort erwartet sie eine Überraschung.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 109
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Treffpunkt alte Burgruine
Heinz Böhm
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Heinz Böhm
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-075-9
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.
Impressum
Hurra! Der Schwarzwald ruft
Dr. Croninger taucht auf
Knolle und der Knollenblätterpilz
Auf nach Freiburg
Eine dicke Überraschung
Zwei Jungen staunen Bauklötze
Knolles heile Welt wackelt
Eine wichtige Beratung
Wenn Dummheit weh tat’...
Nachts bei der Burgruine
Vier Schnüffelnasen in Gefahr
Wachtmeister Lammers tritt in Aktion
Eine Minute zu spät
Die Polizei überlistet
Ein Gedanke von Schiller
Geschnappt
Unsere Empfehlungen
Axel Brenner konnte es kaum fassen, dass er leibhaftig auf dem Balkon der Pension „Waldfrieden“ stand, vor sich die bewaldeten Rücken des Schwarzwaldes, hinter sich das Lachen seiner beiden neuen Freunde Knolle und Rettich. Bei einem Preisausschreiben einer Waschmittelfirma hatte er den zweiten Preis gewonnen, und das hieß: Zwei Wochen Ferien im Schwarzwald.
Heute morgen war er von Oberhausen, sozusagen aus dem Herzen des Ruhrgebiets, hier im Schwarzwald angekommen. Herr Streifle und seine zwei Söhne hatten ihn auf dem Bahnhof in Titisee abgeholt. Es war alles ganz unkompliziert abgelaufen. Die beiden Brüder Willi und Wolfgang Streifle (Knolle und Rettich waren ihre Spitznamen) hatten sich ehrlich über den Gast aus der Großstadt gefreut. Sie waren mächtig stolz gewesen, als Axel ihre schöne Heimat in den höchsten Tönen gelobt hatte.
Axel überlegte, ob er seine Eltern anrufen sollte, dass er gut angekommen sei, vor allen Dingen aber sagenhaft untergebracht war. Er wandte sich an Knolle. „Kann man hier mal telefonieren?“ Der kleine Dicke schaute ihn an. „Na klar, oder denkst du, wir verständigen uns noch mit Brieftauben wie im Mittelalter?“ Axel lachte laut heraus, und die beiden Brüder stimmten fröhlich mit ein.
Der folgende Tag begann mit einem empfindlichen Misston. Robby, der Sohn des Möbelschreiners Rietmayer, ein Freund von Rettich und Knolle, blickte den drei Jungen nicht gerade freundlich entgegen. Knolle hatte bewusst nur knapp angedeutet, dass sie einen Feriengast aus dem Ruhrpott erwarteten, weil er hoffte, die beiden würden sich beim ersten Zusammentreffen sofort gut verstehen. Aber diese Rechnung ging offenbar nicht ganz auf. Mit zusammengekniffenen Augen musterte Robby den Neuen.
Im gleichen Augenblick bog auch noch Thomas Hofstetter, der ebenfalls zu dem Freundeskleeblatt gehörte, aus dem Waldweg heraus und schlenderte auf die Gruppe zu.
„So, das ist unser Gast aus Oberhausen, von dem ich ja schon erzählt habe“, lachte Knolle. Er hoffte, durch seine Freundlichkeit sofort eine Brücke zwischen Axel und Robby zu schlagen, sie sozusagen anzustecken. Aber weit gefehlt.
Robby zog seine Augenbrauen hochmütig nach oben. „So, so, du kommst also aus dem Ruhrpott, da wo die Säuglinge mit einer Staublunge geboren werden.“ Rettich wechselte die Farbe, das heißt, er wurde noch ein wenig blasser, als er im normalen Falle schon war. Das war doch eine glatte Unverschämtheit von Robby.
Axel blickte den braungebrannten kräftigen Burschen, der seiner Schätzung nach genauso alt sein mochte wie er selber, mit seinen hellen blauen Augen an. Knolle fühlte geradezu handgreiflich die aufkommende Gewitterschwüle zwischen den beiden. Wenn Axel dem andern mit gleicher Münze heimzahlte, war in den nächsten Sekunden eine Schlägerei unvermeidlich. Und das wollte Knolle auf jeden Fall verhindern.
Entschlossen trat er einen Schritt vor und sah den braungebrannten Burschen fest an. „Wenn du glaubst, Robby, dass du hier den Boss markieren und unsern Gast beleidigen kannst, dann verzichten wir auf deine Freundschaft. Wir kommen sehr gut ohne dich aus.“
Robby schien sich verhört zu haben. Was fiel denn dieser Dickwurzel ein. Axel legte Knolle die Hand auf die Schulter. „Danke für deine Schützenhilfe, aber ich kann mich selber verteidigen. Auf solch eine Gefrierhausatmosphäre lege ich ohnehin keinen Wert.“
Rettich, durch das tapfere Wort seines Bruders ermutigt, drehte sich entschlossen um. „Hast recht, Willi, auf den sind wir nicht angewiesen. Kommt, wir hauen ab.“
Robby schluckte seine Wut hinunter. Was war denn in die beiden Streifles gefahren? Sogar Thomas, der meistens seiner Meinung war, sah ihn nicht gerade aufmunternd an. Hier war es wohl am klügsten, zunächst auf alle Bossgelüste zu verzichten.
Er trat einen Schritt auf Axel zu und schlug ihm sogar freundschaftlich auf die Schulter.
„Spiel nicht gleich die beleidigte Leberwurst, war doch nicht so gemeint.“ Zum ersten Mal lachten sich die beiden freundlich an, und die kalte Luft zwischen ihnen wärmte sich um einige Grade. Knolle und Rettich atmeten auf. Axel sah sich auf dem sonnigen, breiten Weg um.
Indessen überlegte Robby, wie er sich bei dem Neuen Respekt verschaffen konnte; denn bei Licht besehen, war Knolles Reaktion eine empfindliche Niederlage für ihn gewesen.
„Wie wär’s denn“, Robbys Stimme war die personifizierte Harmlosigkeit, „wenn wir mal einen kleinen Wettkampf veranstalten würden?“ Axel verstand nicht ganz. „Wettkampf?“ Robby nickte. „Ich dachte so an wettklettern, schwimmen, laufen, oder so. Natürlich nur, wenn du Lust hast.“
Axel sah Knolle an. Der kleine Dicke nickte ihm aufmunternd zu. „Warum nicht, das wäre mal ’ne Abwechslung in unserm grünen Alltag.“
„Okay, ich bin dabei.“
Robby setzte sich in Bewegung, und die andern vier folgten ihm. Sie rannten den Waldweg entlang, kletterten nach etwa zweihundert Metern den Abhang hinauf und strichen durch hohe Waldbeersträucher im wohltuenden Schatten mächtiger Tannen. Axel spähte zwischen den Tannen hindurch, ob er nicht die alte Burgruine, von der Knolle ihm gestern erzählt hatte, entdecken könnte. Er sah noch nichts, aber ein anderer Anblick ließ sein Herz vor Freude höherschlagen. Die Heidelbeerbüsche hingen übervoll von den herrlichsten Beeren. Axel bückte sich und zupfte ein paar ab. Robby drehte sich um. „Gut gegen Staublunge“, lachte Axel, und Robby winkte mit der Hand. „Vergiss das, Axel.“ Knolle und Rettich kannten diesen Stimmungsumschwung bei Robby, und sie rechneten es ihm hoch an, dass er den Schneid besaß, sich für seine launische Art zu gegebener Zeit, egal bei wem es auch war, zu entschuldigen.
Die fünf Jungen waren etwa zehn Minuten gestiegen, da tat sich eine weite Lichtung auf. Auf einem von Bäumen eingefassten Hügel schimmerten einige graue Mauerreste zwischen den Stämmen.
Axel blieb keuchend stehen. „Mann o Mann“, stöhnte er und sah den offenbar aprilfrischen Knolle neben sich erstaunt an.
„Du keuchst ja überhaupt nicht.“ „Noch so ein paar Touren, Axel, und dir macht das Klettern auch nicht mehr so viel aus.“
Knolle zeigte auf einen hohen Baum am anderen Rand der Lichtung. „Siehst du da drüben die Prachtkiefer. Das ist unser Kletterbaum.“ Sie überquerten die mit Himbeerbüschen überzogene Lichtung. Wundervoll gemasert, wie von einem Künstler bearbeitet, ragte die Kiefer in den blauen Sommerhimmel. In einer beträchtlichen Höhe wuchs der erste starke Ast aus dem turmgeraden Stamm.
Die fünf umstellten den Baum wie einen Gefangenen. Axel blickte nach oben. Zwischen den langen, grünen Nadeln splitterte der blaue Himmel.
„Wir klettern also da hinauf“, erklärte Robby. „Berühren den ersten Ast und lassen uns dann heruntergleiten.“ Robby zog seine Turnschuhe aus, und Axel tat das gleiche mit seinen Schuhen.
„Thomas, du achtest genau auf die Zeit, die jeder braucht. Wenn Axel es geschafft hat, bin ich an der Reihe.“ „Das soll also heißen, dass ich da zuerst rauf soll?“ Robby nickte, und schon sein Nicken drückte aus, dass er sich dem Großstädter im Klettern weit überlegen fühlte.
Axel spuckte in seine Hände, umklammerte den Stamm, dann robbte er los. Zunächst legte er ein Tempo vor, dass Knolle ihm begeistert nachschaute. Doch leider kam dieser Schwung bald zum Erlahmen. Prustend, wie ein dicker Kaugummi, hing Axel an dem Stamm und blickte nach unten zu den Kameraden. Selbst von unten sah man auf seiner Stirn die Schweißperlen glänzen. Nur Axel wusste, dass es nicht nur von der Anstrengung kam, sondern dass dieser Schweiß auch von der Angst herausgepresst wurde.
„Weiter, weiter, Axel!“ feuerte Knolle den Freund an. „Mensch, das ist mir zu hoch, mir wird schwindlig“, schrie Axel hinunter, doch dann schob er sich weiter nach oben.
Der dicke Ast war in verlockende Nähe gerückt. Axel fühlte, wie die Kräfte nachließen, aber er biss die Zähne zusammen. Endlich hatte er es geschafft. Mit einem befreiten Seufzer ließ er sich an dem glatten Stamm herunterrutschen.
Thomas grinste; denn er kannte Robbys Bestzeit, und davon war der Fremde weit entfernt. „Knapp zehn Minuten“, sagte er nach einem prüfenden Blick auf seine Uhr.
„So, jetzt bist du dran, Robby.“ Axel lehnte sich schweratmend gegen einen dicken Baumstamm.
Robby drehte sich lachend um. „Ich bin schon unterwegs.“ In einem wahren Rekordtempo zog Robby sich an dem glatten Stamm hinauf, und ohne einmal abzusetzen, erreichte er den ersten Ast, schlug kurz dran, und wie ein alter Paternoster näherte er sich den staunenden Jungen.
„Donnerwetter“, platzte Axel heraus und machte aus seiner Bewunderung keinen Hehl. „Deine Kletterkunst lässt auf einen verdächtigen Stammbaum schließen.“ Die vier grölten los, und das Klima zwischen ihnen entsprach der sommerlichen Temperatur.
Am Schluss blieb Robby Sieger, nur im Laufen hatte Axel ihn geschlagen. Gut gelaunt und auf dem besten Wege, gute Freunde zu werden, saßen die fünf in Robbys romantischer Bude, nahe der Modellschreinerei, und berieten, was in den nächsten Tagen fällig sein sollte. Knolle machte den Vorschlag, am nächsten Morgen unter Axels bewährter Leitung einmal Pilze zu sammeln. Robby und Thomas waren sofort einverstanden, nur Rettich warf seinem verfressenen Bruder einen giftigen Blick zu, den dieser aber ungerührt übersah.
Knolle ging es gewissermaßen wie den alten Griechen. Die waren immer darauf aus, etwas Neues zu hören, Knolle dagegen wollte immer etwas Neues zu essen. Und der Genuss von frischen Pilzen war ihm, aus Angst sozusagen, bisher leider versagt geblieben.
Knolle sah den blitzenden Wagen zuerst. „Ich werd’ verrückt“, rief er begeistert aus. „Mensch, ich werd’ verrückt!“
„Was heißt hier, ich werd’ verrückt“, brummte Rettich, der sich noch immer über den in Aussicht stehenden Pilzgang seine Gedanken machte. Hoffentlich brachte Knolles Fressgier sie nicht alle an den Rand des Grabes.
„Tolle Kiste, da auf dem Hof“, bemerkte Axel und schaute seinen Begleiter Thomas an. Thomas hatte sich den dreien noch angeschlossen, um sich von Knolle noch ein spannendes Buch auszuleihen.
Sie hatten sich inzwischen auf etwa sechzig Meter dem Haus genähert, und jetzt sahen sie alle den rassigen Sportwagen im Schatten des weiten Daches stehen.
„Mensch, Dr. Croninger ist da.“ Knolle gab diesen Satz mit einem gewissen Stolz von sich. Axel fragte: „Was ist denn das für ein Dr. Croninger?“ „Ein ganz toller Hecht“, erklärte Knolle dem Fragenden. Er hat eine Bombenstellung unten in Freiburg, in einer großen technischen Firma.“ „Ach, dann ist er kein Arzt?“ „Nee“, Knolle schüttelte seinen Kopf. „Du wirst ihn ja noch kennenlernen … und Humor hat der. Ab und zu taucht er hier auf, manchmal nur für ein Wochenende, manchmal für ein paar Tage.“
Da öffnete sich die Haustür, und begleitet von Herrn Streifle, trat Dr. Croninger aus dem Haus. Er nannte einen wunderbar silbernen Haarschopf sein eigen, um den ihn jeder Filmstar beneidet hätte. Dann war noch etwas an Dr. Croninger. Er hatte ein Handikap am linken Bein, und zwar so stark, dass er offenbar ohne Stock sich überhaupt nicht fortbewegen konnte.
„Ach, da ist ja Knolle!“ rief er. Seine Stimme klang wie gut eingeölt. Knolle war stolz darüber, dass Dr. Croninger seinen Spitznamen behalten hatte.
„Ja, der Herr Doktor ist vor etwa einer halben Stunde hier angekommen“, sagte Herr Streifle. Dann nannte er dem
Gast aus Freiburg die Namen der vier Jungen. Dr. Croninger reichte den vieren die Hand. „Das ist also Knolle“, er strich sich mit zwei Fingern über die Stirn, und Axel bemerkte, dass er schlanke, wundervoll geformte Hände hatte. „Rettich, du bist Rettich, nicht wahr?“ „Ja, Herr Doktor.“ „Nun lasst mal das Doktor weg; entweder ihr nennt mich Herr Croninger, oder Onkel Albert. Doch für den Onkel Albert müssen wir erst mit Coca Bruderschaft trinken. Ich geb’ gleich einen aus.“
In seinen Augen blitzte der Schalk, und Axel konnte verstehen, warum Knolle so begeistert war. Dieser Dr. Croninger strahlte etwas aus, das einfach ansteckte.
„Haben Sie noch Gepäck raufzubringen?“ fragte Knolle. Er warf einen schrägen Blick in das Innere des Wagens. „Heute habe ich kaum Gepäck, Junge. Ich wollte mal ein paar Tage bei euch ausspannen.“ Dr. Croninger schien ein phantastisches Gedächtnis zu besitzen. Er lachte Axel an.
„Dich hab’ ich hier noch nicht gesehen, oder irre ich mich etwa?“
„Es stimmt, Herr Doktor, ich komm’ aus dem Ruhrgebiet, da wo die Säuglinge mit einer Staublunge geboren werden“, erinnerte Axel sich an Robbys Bemerkung, und er war der Meinung, dass diese immerhin originelle Aussage jetzt hierher passte. Dr. Croninger lachte.
Anderthalb Stunden später saßen die vier Jungen um Dr. Croninger herum, und Frau Streifle hatte Coca und andere Getränke auf einen kleinen Tisch gestellt. Die Atmosphäre war sozusagen urgemütlich. Axel blickte den Mann von der Seite an.
„Worüber haben Sie denn promoviert?“ fragte er plötzlich. In Knolles Augen blitzte Hochachtung auf.
„Pro, pro“, versuchte er das Wort zu wiederholen.
„Was ist das denn wieder?“