Einen Stein werd ich lieben - António Lobo Antunes - E-Book

Einen Stein werd ich lieben E-Book

António Lobo Antunes

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Beschreibung

Voller überraschender Bilder und praller Geschichten

António Lobo Antunes, der Sprachmagier der Weltliteratur, zeigt in diesem Roman zärtlich und doch unerbittlich, wie grausam es ist, vergeblich zu lieben. Er lässt die Mitglieder einer verzweigten Familie aus Lissabon zu Wort kommen und ihre Version eines stets vertuschten Skandals erzählen: Fünfzig Jahre lang hat sich der Vater mit seiner Jugendliebe einmal in der Woche heimlich in einem Stundenhotel getroffen, und dort ist er auch gestorben. Alle haben es gewusst, nie wurde darüber gesprochen, aber jeder hat auf seine Weise darunter gelitten.

Nach dem Tod des Patriarchen begleiten wir dessen langjährige Geliebte bei ihren Therapiesitzungen. Sie klagt über Depressionen und Schlafstörungen, seit ihr Geliebter in ihrem Beisein in dem erwähnten Hotel gestorben ist. Und auch der Psychiater selbst sowie die Menschen im Hotel werden zu Erzählern ...

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Seitenzahl: 841

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Buch

António Lobo Antunes, der Sprachmagier der Weltliteratur, zeigt in diesem Roman zärtlich und doch unerbittlich, wie grausam es ist, vergeblich zu lieben. Er lässt die Mitglieder einer verzweigten Familie aus Lissabon zu Wort kommen und ihre Version eines stets vertuschten Skandals erzählen:

Fünfzig Jahre lang hat sich der Vater mit seiner Jugendliebe einmal in der Woche heimlich in einem Stundenhotel getroffen, und dort ist er auch gestorben. Alle haben es gewusst, nie wurde darüber gesprochen, aber jeder hat auf seine Weise darunter gelitten.

Vielstimmig, voller überraschender Bilder und praller Geschichten – ein melancholisch-ergreifender Roman über die meist unerfüllte Sehnsucht des Menschen nach Liebe.

Autor

Geboren 1942 in Lissabon, studierte Lobo Antunes Medizin. Während des Kolonialkrieges war er 27 Monate lang als Militärarzt in Angola. Danach arbeitete er in der Psychiatrie und war lange Jahre Chefarzt in einer Psychiatrischen Klinik in Lissabon. Seine Werke sind in über dreißig Sprachen übersetzt und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, dem Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft und zuletzt mit dem prestigeträchtigen Camões-Preis.

António Lobo Antunes bei btb

Elefantengedächtnis. Roman (73424)

Der Judaskuß. Roman (73390)

Die Vögel kommen zurück. Roman (73387)

Reigen der Verdammten. Roman (73388)

Die Leidenschaften der Seele. Roman (73386)

Die natürliche Ordnung der Dinge. Roman (73389)

Geh nicht so schnell in diese dunkle Nacht. Roman (73131)

Was werd ich tun, wenn alles brennt? Roman (73298)

Guten Abend ihr Dinge hier unten. Roman (73655)

António Lobo Antunes

Einen Stein werd ich lieben

Roman

Aus dem Portugiesischenvon Maralde Meyer-Minnemann

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »Eu Hei-de Amar Uma Pedra« bei Publicações Dom Quixote, Lissabon.

Der Verlag dankt dem Portugiesischen Institut für das Buch- und Bibliothekswesen für die Förderung der Übersetzung.

Copyright © der Originalausgabe 2004 António Lobo Antunes und Publicações Dom Quixote

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2006 Luchterhand Literaturverlag, Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München, durch Vermittlung von The Colchie Agency, New York

Umschlaggestaltung: Design Team München

Umschlagcollage: Tina Deininger und Gerhard Jaugstetter

Satz: Greiner & Reichel, Köln

CP · Herstellung: BB

ISBN 978-3-641-32181-9V001

www.btb-verlag.de

 

Einen Stein werd ich lieben küssen dein Herz

Alte Weise aus Reguengos

Auf dieser Seite stand eine Widmungfür meine Eltern. Dort steht sie immer noch.

EINS

Die Fotos

Erstes Foto

Ich bin zwei Jahre alt und sitze auf dem Schoß meiner Mutter: Es ist eine Studioaufnahme, in erhabenen, verschnörkelten Lettern unterzeichnet mit Photo Royal Lda, der Stuhl, auf den man uns gesetzt hat, war für alle Kunden da, majestätisch, der Samt abgewetzt, ein Pappkeil unter dem rechten Bein, so hoch, daß die Schuhe meiner Mutter den Boden nicht erreichten

(steife, reglose Füße eines Gehenkten)

die Hintergrundleinwand wurde ausgewechselt

(eine Zirkusszene, eine Stierkampfarena, ein Urwald mit Wasserschlangen und Zebras, einmal ganz abgesehen von den wie Pullover mit niemandem darin an einem einzigen Arm von den Baumkleiderhaken herabhängenden Gorillas

und der Stuhl blieb stehen, die Leinwand, die diesmal hinter uns an die Wand gelehnt wurde

(übrigens schief, so daß die Hälfte unscharf war)

stellte das Schloß von Dornröschen auf dem Gipfel eines Berges dar, Spitzbogenfenster, Zinnen, die Prinzessin mit Schleife im Haar ruderte, im Tejo Grünalgen fischend, in einem Boot, auf meiner Schulter war der Abdruck eines Daumens, der Angestellte

– Was heißt hier Abdruck?

kam mit der Nase näher, log

– Ich sehe keinen einzigen Abdruck

rieb, abermals lügend, mit einem Tuch darüber

– Sieht man doch gar nicht

und man sah es noch deutlicher, die Schleife wurde rosa, meine Hosen blau angemalt, ein Tropfen Blau auf meinem Knie, ein weiterer auf dem Boot, das aus einem meiner Ohren herauszukommen schien

(wenn ich kratzen würde, könnte ich es ganz herausholen)

auf dem Boden Kabel und in der Ecke die Stange des Scheinwerfers, möglicherweise war da jemand, der Zeichen machte oder bei der Kamera irgend etwas sagte, denn der Mund meiner Mutter

– Wie bitte?

das Atelier Photo Royal Lda im Stadtteil Beato und sein Schaufenster, in dem sich vor demselben Schloß und demselben See, vor dem wir saßen, Bräute mit nackten Babys auf Kissen abwechselten, allerdings in größerem Format und ohne Daumenabdruck, mit der Zeit waren unsere Gesichter immer schlechter zu entziffern, der Mund nicht mehr zu den Zeichen

– Wie bitte?

kein Mund mehr, obwohl die Prinzessin immer noch ruderte, der Tropfen auf meinem Knie sich auflöste

(ich habe mich aufgelöst)

ein Teil des Kragens ist geblieben, und die Leinwand Nebel, ich nehme an, auch Photo Royal Lda Nebel, der Angestellte mit den von Säuren gelben Händen, der uns den Stuhl hingestellt hat, Nebel, der Spiegel mit der Bürste und einem Kamm zum Richten von Haarknoten und Strähnen Nebel, Beato hat sich verändert, Gebäude über Gebäude verbergen den Fluß, den die Zeit ebenfalls aufgelöst hat, ich rutsche von meiner Mutter herunter, und der Angestellte stellt, unsichtbar hinter den Kisten, Lichtbögen, Tüchern, der Ladelukenunordnung der Kulissen, Linsen ein

– Halten Sie ihn fest Madame

in dem Teil des Viertels, in dem wir gelebt haben, kleine Gemüsegärten, Hausgärten, erahnte man den Regen am Ingrimm der Möwen, der Klagen, die Schiffe suchten und Diesel vorfanden, ich war mir sicher, daß es die Bräute aus dem Schaufenster waren, die im schilfbestandenen Sumpf schluchzten oder auf den Regenrinnen hockend Algen aus den Flügeln pickten, die Babys hatten die Nase in die Luft gereckt, während die Bräute ihnen ruckelnd und krächzend Fischstücke in den Rachen steckten, nachmittags kamen und gingen sie über den Dächern, rissen Brautkränze mit sich, weiße Blümchen, Schleier, und das Schaufenster des Photo Royal Lda leer, nur noch Bilderrahmen, der von den Säuren zerfressene Angestellte rief vergebens von der Schwelle aus nach ihnen, die Babys rissen auf den Satinkissen der Nester hungrig die Münder auf, ich erinnere mich an den Nachmittag, an dem das Wasserflugzeug

(oder ein Albatros?)

abgestürzt ist, nach Quallen spähend direkt auf Cabo Ruivo zu herunterschwebte, und da brannte auch schon das Cockpit, die Bräute vor Schreck geduckt auf dem persischen Tanker, der am Ufer vergammelte, man ging übers Deck, und ein altes Echo, in dem greise Verwandte aufschreckten

– Bübchen

oder am Spazierstock sich hochziehende Damen in Kajüten aufstanden und auf Teetassen zeigten

– Wessen Sohn bist du?

abgestandenes Parfüm, Fußwärmer, Novenen, eine Traube Babys forderte am Schornstein Ebbemiesmuscheln ein, der Angestellte vom Photo Royal Lda trabte über den Anleger, der Albatros neigte sich seufzend, verlor einen Schwimmer, einen Propeller, man erkannte in den Fenstern Passagiere mit aufgerissenem Rachen und nach oben gereckter Nase, die wahrscheinlich auch wegen etwas zu essen zappelten, eine Benzinspur schoß durch den Schlamm und setzte das Röhricht in Brand, Cabo Ruivo, eine Wüste mit Wasserpfützen, in deren Unkraut sich die Wildenten und Seeschwalben versteckten, ich vermutete, daß Alcochete außer der Stille, eine Braut streifte unser Fenster, und gleich die greisen Verwandten, die in den Kabinen des persischen Tankers im Radio die Messe anhörten

– Was soll das?

Olivenbäume aus der Provinz, die die Stadt vergessen hatte, Uhren, denen das Interesse an der Zeit abhanden gekommen war, mit herunterhängenden Zeigern, das Wasserflugzeug hatte einen Krebs gesichtet, denn es stürzte sich mit ausgestreckten Krallen in einen Fleck Fluß, entledigte sich der Säcke, der Koffer, der Wäsche, die die Flut brachte, und inmitten von Aluminium- und Holzrelikten befehdeten sich die Bräute, stritten, zerrissen Stoffe, mir hätte es besser gefallen, wenn wir das Foto vor so einer Leinwand gemacht hätten, will heißen, vor einem Tanker, den Möwen und dem Jeep der Guarda Republicana, der die Vögel verscheuchte, der Angestellte des Photo Royal Lda

– Halten Sie das Bübchen fest das rutscht Ihnen nämlich gerade vom Schoß

und tatsächlich rutschte ich auf den Teppich, den die Füße meiner Mutter nicht erreichten, Schuhe, die ganze Nacht umbewohnt am Kopf des Bettes, verlassen, sie Haar und Bettücher, und ich durchforstete die Bettücher

– Was ist bloß aus Ihren Füßen geworden Mutter?

Schultern, die protestierend ihre Stellung veränderten, vielleicht Augen unter den Haarsträhnen, aber wo sind die Augen geblieben, ein Blick kam, sich aus Wimpern wickelnd, vom Kopfkissen aus mühsam zu mir

– Kannst du mich nicht schlafen lassen Herrgott noch mal

begann sich zu verlieren, und Dutzende von Augenlidern legten sich schichtweise über den Blick, nahmen ihn mit, die Schultern protestierten nicht einmal mehr, ankerten

– Bist du zum persischen Tanker geworden Mütterchen?

(der Lungenmotor arbeitete gedämpft)

wieso Motor, der Tanker besaß keinen Motor, jemand mit einem ausländischen Laster hatte ihn ausgebaut, im Abstellraum deponiert, und deshalb kein Lungenmotor, Fischschwärme schwammen in ihr ein und aus, der Angestellte des Photo Royal Lda, während er mit der Einstellung der Linsen fertig wurde

– Fühlen Sie sich nicht wohl Madame?

der See, das Schloß, die im Boot rudernde Prinzessin, eine der Bräute aus dem Schaufenster begann unvermittelt riesengroß im Bilderrahmen zu lächeln, ich bat sie

(ich eine Schleife aus Flechten)

– Friß mich nicht

diejenigen, die noch auf dem Tejo waren, verließen den Anleger und besetzten den Laden, Cousin Casimiro packte mich an der Taille, hob mich in die Luft, kitzelte mich, wurde böse

(ich glaubte, er sei böse)

– Worüber lachst du?

nachdem mein Vater gegangen war, indem er uns wegschob

– Quälgeister

schnürte Cousin Casimiro mir mit der Serviette die Luft ab, die Besitzerstimme feierlich

– Mach dich nicht schmutzig Bübchen

er setzte sich auf den Platz meines Vaters, kundschaftete die Terrine aus, verteilte das Mittagessen, schimpfte mit meiner Mutter

– Wirst du das ganze Leben lang an ihn denken Kleine?

und wenn er

– Wirst du das ganze Leben lang an ihn denken Kleine?

mein Vater wieder zu Hause, mit uns am Tisch, obwohl er keinen Löffel hatte, keinen Teller hatte, dort, wo meine Mutter ihn fragte

(sie in diesen Augenblicken zwei Hände an den Wangen, die Augen wie die Linsen des Fotografen)

– Warum?

mein Vater hingegen weder Schultern noch Augen, verächtliche Ellenbogen

– Quälgeister

von ihm blieben der Rasierpinsel mit trockenem Schaum an den Haaren auf dem Waschbecken zurück, Bügel, die meine Mutter im Schrank mit der Frage durchstöberte

– Warum?

die Bügel an der Stange schaukelten Gründe, die niemand verstand, wir machten ihnen die Tür vor der Nase zu, und sie schwiegen, meine Mutter hat den Rasierpinsel am Ende in den Müll geworfen, ihn ewig lange gereinigt

(er brauchte nicht gereinigt zu werden)

und ihn um Verzeihung gebeten, an Juniabenden stellte sie sich vor, es wäre mein Vater, der da hustete, und letztlich war es ein Rohr, irgend etwas auf der Straße, ein Knacken der Möbel, Cousin Casimiro stellte die Flasche auf die Anrichte zurück, die Worte gewannen im Mund nicht an Kraft, tropften, er sammelte sie im Taschentuch auf, das sich, nachdem es nicht in die Jackentasche gelangte, im Jackeninneren sorgte

(das Taschentuch, denn Cousin Casimiro blieb stumm)

– Willst du das ganze Leben lang an ihn denken Kleine?

er steckte beim Photo Royal Lda den Hals durch das Loch in der Leinwand mit den Wasserschlangen und Zebras, erschien einen Leoparden tötend im Bild, aber der Tropenhelm traf nicht mit dem Kopf zusammen, der gemalte Körper duckte sich auf einem Baumstamm, eins der Beine dick, das andere dünn, Cousin Casimiro, den Umfang vergleichend

– Von wegen mager Bübchen

im Rücken des Zebras gab es einen Riß und im Riß die Zirkustrapezkünstler, im Loch für den zweiten Jäger, der nichts zu tun hatte, balancierte ein Inder mit Turban Schwerter auf dem Kinn

(die Bräute verließen eine nach der anderen mit einem Packpapiergeräusch den Balkon des Ingenieurs, als ein Passagierdampfer tutete)

im Rest des Loches, in dem Cousin Casimiro steckte, ein gleich großes Stück Zirkus oder, besser gesagt, ein Eckchen Seehund, der mit einem Ball spielte, so etwas wie ein Kaninchen in der Schnauze des Leoparden, die Zartheit, die Zähnchen, zögerlich, aber hoffnungsvoll kam die Flasche von der Anrichte herüber

– Ich bin doch in Afrika nicht wahr?

an Tagen ohne Kundschaft malte der Angestellte mit den gelben Händen mit Hilfe einer Dose Farbe und eines Pinsels Dromedare, Rhinozerosse, Truhen transportierende Träger in Uniformen von Hotelfahrstuhlfahrern, der Angestellte didaktisch

– Das ist der Urwald Madame

vielleicht die Truhe aus unserer Wohnung

(mit wem darin?)

die die Patin meiner Mutter uns geschenkt hatte, wir besuchten sie in einem zweiten Stock am Jardim Constantino, ewig weit vom Tejo entfernt, ohne Wasserflugzeuge oder Bräute, wo die Patin meiner Mutter oder, besser gesagt, Decken und Umschlagtücher in einem Sessel verborgen zwischen den Schatten von Pflanzen oder Eckregalen hockten, denn auch Eckregale bewegen sich langsam, am späten Nachmittag spähte uns ein Fayencefunkeln, immer dasselbe

(eine Terrine, nehme ich an)

mal hier, mal dort aus, scharf, flüchtig

(ich behaupte, eine Terrine)

und entfernte sich von uns

(die Terrine oder eine Katze?)

die Patin meiner Mutter ein Schatten wie die anderen, die Decken Schatten, die Umschlagtücher Schatten, ein Schatten trat aus den Schatten hervor, wurde zu einem Zeigefinger, der sich, als er mich fand, sofort wieder zurückzog, und wieder nur noch der Sessel, die Umschlagtücher zu meiner Mutter, während sie die Keksschachtel schüttelten, die mit Silben gefüllt war, vermischt mit Krümeln und Zucker

– Das Bübchen ist dieses Jahr so gewachsen

(derjenige, der in unserer Truhe wohnte, fand mich manchmal, ich winzig auf dem Sofa

– Nein)

in der Nachbarschaft der Terrine schwankte ein Pianoleuchter einen Augenblick lang, und tschüs, meine Mutter öffnete die Truhe, und Tücher, sie schloß sie, und jemand, der mich nicht mochte, wälzte sich im Lavendel und brachte die Kniffe in Unordnung, die Kekse klebten am Gaumen fest, ließen mich keine Luft kriegen, ich lehnte mich verlegen an meine Mutter, trat mit einem Fuß auf den anderen

(– Sagst du mir nicht danke Bübchen?)

um mich selbst zu spüren, mich zu versichern, wer ich war, ich trage nicht die Stiefel meines Vaters, trage Sandalen

(– Ich trage lange Hosen schaut nur)

weil ich in diesem Jahr so viel gewachsen bin, bin ich erwachsen geworden, aber ich habe keine Lust, erwachsen zu sein, möchte nicht, daß man mich in Beato nicht mehr kennt

– Du gehörst nicht zum Viertel

in der Truhe nicht von Keksen erstickt, denn ich hörte ganz deutlich aus dem Lavendel

– Hilf mir

und wenn ich nicht mehr hierhergehöre, dann bleibt mir nur noch, bei den Bräuten des Photo Royal Lda zu schlafen oder in den Lagerschuppen am Fluß, wutentbrannt den Schaum der Fischkutter zu verfolgen, die nackten Babys mit den nach oben gereckten Kehlen zu ernähren, die aus Tülleiern geboren werden, das Dienstmädchen des Ingenieurs vertreibt mich vom Balkon

– Ihr macht mir alles kaputt weg mit euch

und der Pianoleuchter mit den wachsenden Sprüngen im Metall, Opernplatten, auf denen der Tenor und der Sopran von Cellos unterstützt sich brüllend bedrohen, sich gegenseitig mit Klarinetten und Tubas bewerfen, die Schatten schwiegen einen Augenblick lang, als der Wind in den Vorhängen wehte, und ich sah die Büsche draußen im Jardim Constantino, den Schlachterladen, splitternackte Hammel am Haken, die Verwandten auf dem runden Tischchen mit der bodenlagen Decke in ovalen Rahmen mit

In ewiger Liebe

darunter entschieden über mich

– Was machen wir mit ihm Schwager?

– Stecken wir ihn in die Truhe?

– Entführen wir ihn?

machte man die Lampe an, waren sie als Leute von früher verkleidet, harmlos, im Glas gefangen, machte man die Lampe aus, ein Aufruhr von Regenmänteln

– Entführen wir ihn?

die Tapete löste sich, und unter der Tapete eine weitere, dunklere, noch stärker abgewetzte, die sich ebenfalls löste, nimmt man sie ab, ist Lissabon eine Dame, die auf einer Bank den Fußknöchel massiert zwischen Bäumen, Tauben, will heißen, mit den Händen auf dem Rücken wartend auf und ab gehende Bräutigame, während die Möwen in Beato Ebbegerüche tratschten, die Wasserlippe kräuselte sich im Zurückziehen, und ein Abfallsaum, der mir sehr abgenutzt vorkam, denn ihn zierten Karavellen, Masten, Holzfässer, Reichtümer Indiens, die keinen Heller wert waren, auf der Leinwand, die mir am besten gefiel, legte man das Kinn so auf den Rand, daß es mit dem Pullover eines Radfahrers übereinstimmte

(der Angestellte wies uns an

– Eine Handbreit nach rechts Vorsicht mit den Nägeln)

und dann strampelte man auf einem roten Fahrrad auf ein Ziel zu, wobei eines der Räder oval war, und das ohne Glieder und Gesichtszüge hingepfuscht gemalte Publikum

(nichts weiter als ein paar Striche)

applaudierte, weit weg radeln, weg von der Nacht, in der Cousin Casimiro und meine Mutter nicht existierten, ihr Knie existierte, ein nackter Fuß von vorn, und Cousin Casimiro atmete, mir den Rücken zukehrend

(oder aber ganz Beato schnaufte an seiner Stelle, der an- und abschwellende Zweig eines Apfelsinenbaumes, das Gestolper des Tejo)

während die karierte Krawatte in seinem Nacken hing, ein paar fremde Gegenstände in der gleichen Farbe, in der gleichen Machart wie immer, aber fremd, als seien sie nicht an uns gewöhnt, als hätte man sie extra im Wohnzimmer aufgestellt, damit sie mir weh taten, Böses antaten, die Miniatur der Freiheitsstatue, die Vase, der heilige Expeditus, der warnte

– Guck nicht hin

und wieso nicht hingucken, riet

– Versteh das nicht

(ganz schnell auf dem roten Fahrrad strampeln)

und wieso nicht verstehen, würde ich ihn fragen

– Warum soll ich das nicht verstehen?

würde er beharrlich

– Du sollst das nicht verstehen Punktum ich darf es dir nicht sagen

ich die Nase am Lenkrad, das hingepfuscht gemalte Publikum applaudierte, der Angestellte des Photo Royal Lda

– Niemand kann dich einholen Bübchen

das Sofa verrückt, der Teppich zerknautscht und das Sofa und der Teppich

– Versteh das nicht

ist ja gut, ich akzeptiere es

– Ist ja gut ich verstehe es nicht laßt mich in Ruhe

oder

– Ist ja gut

damit sie mich in Ruhe lassen, denn trotz der Stille und der Geheimnisse, des Geflüsters, des Gewispers schrie alles

– Deine Mutter

– Euer Cousin

ich

– Meine Mutter und unser Cousin was denn?

anstatt mir zu antworten, mit mir zu reden, herablassende, mitleidige Seitenblicke, nicht nur die Freiheitsstatue und der heilige Expeditus, einer der von der Vase festgehaltenen Geldscheine

– Deine Mutter ist reich hast du das nicht gemerkt?

das ganze Haus voller Bewegungen, Gesten

(sie immer so still, fern aller Gezeiten)

versucht mir Absatz für Absatz zu erläutern, was ich zu wissen mich weigerte, ich sehnte mich nach dem Fahrrad von der Leinwand, danach, daß mein Kopf auf den Pullover paßte, und in diesem Augenblick das Knie meiner Mutter reglos, spitzer und weißer, als wenn ich es anfaßte, der Fuß reglos, ihrem nicht ähnlich und dennoch ihrer, der Zweig des Apfelsinenbaums, dessen Apfelsinen ich zu zählen in der Hoffnung angefangen hatte, daß alles zur Normalität von vorher zurückkehren würde

– Ich brauche das Fahrrad nicht danke

als ich nach sechs Apfelsinen zur siebten kam, nun auch mein Cousin Casimiro reglos, eine kleine Pupille nahm mich wahr, zuerst erschrocken und wachsam, dann

(mit den Apfelsinen weitermachen, neun, zehn, elf)

fixierte sie mich von der Krawatte herab, ich steckte bei der Zwölf fest

– Nach der Zwölf?

und Leere, sagt mir kurz die Zahl nach der Zwölf, nun mal schnell, nicht sechzehn, nicht neunzehn, der Apfelsinenbaum half mir

– Dreizehn

und obwohl ich

– Dreizehn

hörte, ich die

– Dreizehn

fast erreichte und gerettet wäre, ich

– Ich schaffe es nicht

zum Photo Royal Lda zurückkehren, am Tresen erklären

– Tut mir leid aber wenn ich es mir genauer überlege brauche ich das Fahrrad doch Senhor Querubim

in dem Augenblick, in dem mein Gehirn wieder durchlässig war und

– Dreizehn

meine Lippen strahlend

– Dreizehn

wurde der Fuß meiner Mutter auf dem Teppich größer, zum Glück ihr Fuß

(damals kannte ich ihre Füße besser als ihr Gesicht)

und mit dem Fuß das Knie, der Rest des Körpers gewann vom Knie ausgehend an Dichte, die Pupille, die Cousin Casimiro gefehlt hatte, trat an die Seite der anderen und zeigte die Einzelheiten des Gesichts, die aus so großer Nähe eigenartig waren

(Ohren, Stirn, Wangen, Dinge, zwischen denen keine Verbindung bestand)

die Krawatte nicht im Nacken, gerade

(das Händchen versicherte sich, daß die Krawatte geradesaß)

die Gegenstände nicht fremd, unsere

(hallo, Tisch, hallo, Vase)

das Klappern von Sohlen, die sich eilig näherten, und leider waren es die Pleuelstangen einer Korvette am Ufer, nicht mein Vater, der zurückkam, ich erinnere mich nicht nur an

– Quälgeister

ich erinnere mich an die Angelruten auf dem verglasten Balkon, an ihn, wie er hin und wieder zu meiner Mutter

– Komm her

und das Knie und der Fuß, mein Vater, der mir den Rücken zukehrend atmete

(oder ganz Beato, das an seiner Stelle schnaufte)

die Gegenstände anders, aber weniger anders als bei Cousin Casimiro, ein Teil von ihnen gehört uns, ein anderer nicht, der Angestellte empfiehlt mir das Fahrrad, und ich zögere

– Lassen Sie uns noch eine Minute warten

mein Vater rückte ab, wie die Hähne im Hühnerstall meiner Großmutter in Condeixa von den Hühnern abrücken, wobei sie ihren Kropf schütteln, weder die Miniatur der Freiheitsstatue noch die Vase

– Guck nicht hin

sie sind mit sich selber beschäftigt, ganz selbstverständlich, unaufmerksam, mein Vater allein auf dem Anleger mit den Angelruten

(der Rauch der Zigarette unheimlich viel größer als er)

und meine Mutter schüttelte Mörtel und Erde ab, machte die Hühnchen nach, sobald die Hähne, und tschüs, ich prüfte ihren Rock, doch weder Mörtel noch Erde, aber wenn weder Mörtel noch Erde da waren, wovon befreite sie sich dann, ich zum Hühnchen, das sich noch putzte

– Wovon befreien Sie sich?

Cousin Casimiro ein Pupillenpaar und eine gerade Krawatte, ein Hahn aus Condeixa, der seinen Kropf schüttelte, ich

– Nach der Zwölf?

bei rechtem Licht betrachtet, ist es ganz einfach, dreizehn, jeder

– Dreizehn

ohne Schwierigkeiten, ohne nachzudenken

– Dreizehn

Cousin Casimiro schätzt das Geld ab, das unter die Vase geklemmt ist, läßt, die Sporen schärfend, vom Geld ab, einundzwanzig Apfelsinen, das heißt dreizehn plus acht, ich werde es nie wieder vergessen, dreizehn, bis heute, wenn mir diese Nacht einfällt, ich

– Dreizehn

ohne mich zu kitzeln, mich auf den Arm zu nehmen

(ich bin zwei Jahre alt und sitze auf dem Schoß meiner Mutter beim Photo Royal Lda)

– Worüber lachst du?

der Angestellte, der gerade den Staub vom Schloß abwedelt, mißtraut mir

– Worüber lachst du wo ich doch nicht einmal angefangen habe?

wo ich mich überhaupt nicht daran erinnern kann, gelacht zu haben, ich erinnere mich, daß ich Angst vor den gemalten Gorillas und Wasserschlangen hatte, vor dem Krächzen der Bräute, die mit flatternden Kränzen ins Schaufenster drangen, Dutzende von Bräuten, denn wahrscheinlich waren meine Mutter und ich ein Fleck Diesel im Tejo, die Ahnung eines Aals, wer garantiert mir, daß die Zebras und die indischen Jongleure nicht die Szene mit dem Vorhang vertauscht haben, der das Fenster verdecken soll, der Angestellte beruhigt mich

– Kein Zebra, siehst du?

aber die Streifen der Rolläden auf dem Fußboden stoben mal schwarz, mal weiß im Galopp los, wenn der Vorhang flatterte, die Motte erfand auf dem Stoff ein Auge, und das Auge wurde, zu mir hin aufgerissen, grün vom Tejo, der Angestellte ließ den Vorhang herunterfallen, versuchte mich in die Irre zu führen, und als er ihn herunterfallen ließ, bäumte sich der Rolladen wütend auf, Senhor Querubim, obwohl er wußte, daß das Zebra noch im Laden war

– Wo soll da ein Zebra sein Bübchen?

meine Mutter versuchte mir zu helfen, und der Angestellte kreuzigte sie an der Rückenlehne

– Machen Sie mir die Pose nicht kaputt Madame

mit seinen gelben Händen, an denen eine Armbanduhr phosphoreszierte wie eine dieser Nachttischmadonnen, die die Schlaflosigkeit vergrößern, die ausgebreiteten Zeiger erteilten Vergebung, der Heiligenschein der Zahlenkreis, würde meine Großmutter in Condeixa ihn bemerken, sie würde nicht die Uhrzeit ablesen, sie würde ihn anbeten, selbst wenn sie dem Federvieh die Kehle durchschnitt, würde sie immer weiterbeten, die Schwänze würden Ewigkeiten gegen die Schürze schlagen, die Füße reglos, die Schädel reglos und die Schwänze

zack zack

so schnell wie die Bewässerungsmühle, die Scheinwerferkabel waren wartende Wasserschlangen oder Aale, nach denen die Bräute mit lippenstiftroten Schnäbeln gierten, Cousin Casimiro ist nach Amerika ausgewandert, und es hat geregnet, ich dachte, Tränen, aber es waren keine Tränen, Regen aus dem Schnurrbart, der Verbenenduft des Rasierwassers

– Ich komme bald wieder zurück Bübchen

während ich dachte, kommen Sie ruhig wieder, wenn Sie dazu Lust haben, aber einstweilen wischen Sie mal mit dem Taschentuch den Regen aus dem Schnurrbart, mein Herr, mich machte das leichte Zittern der Unterlippe nervös, die Tatsache, daß er den Koffer nicht fand, die Tatsache, daß er ihn abstellte, nachdem er ihn gefunden hatte, und das Wackeln der Augenbrauen

– Ich komme bald wieder zurück Bübchen versprochen

wobei er sich nicht an mich, sondern über mich an meine Mutter wandte, er setzte dazu an, mich auf den Arm zu nehmen, mich zu kitzeln, sich zu wundern

– Worüber lachst du?

versuchte den Regen runterzuschlucken, bevor der Regen am Kinn, meine Mutter nicht

– Warum?

wie bei meinem Vater, sie entwand sich einer Umarmung, die nicht zu einer Umarmung wurde, die Ärmel Cousin Casimiros tanzten einen Augenblick lang, zögerten, gaben auf, einer streifte stotternd, schüchtern meine Mutter, bewegte sich, ohne an sich selber zu glauben, in einer Spirale abwärts zum Beton des Kais

– Ich habe geschworen daß ich eines Tages zurückkommen werde

(und ich zerschmolz vor Mitleid)

auf dem die ungeschickten Zangen der Kräne, nur Mittelfinger und Daumen

(die Zuckerzange der Patin meiner Mutter ist so)

keine Zuckerwürfel, sondern Dreck, Dämpfe, eine in einer Remise vergessene Kutsche aus der Zeit der Karavellen hochhoben, genau die, die die Verurteilten zum Galgen von Belém fuhr, das Volk von Portugal, das Arme, träumte von Goas und Brasiliens, meine Mutter wollte, den Möwen folgend, nach Hause gehen, und apropos Möwen, ihr Brautkleid lag in der Truhe unter Kopfkissenbezügen, Bettlaken, wollte sich von so viel altem Duft, so viel alter Erinnerung befreien

(Bänder, Schleifen, Veilchenbouquets)

flehte

– Bübchen

ich hatte nicht die Kraft, die Truhe zu öffnen und ihm zu Hilfe zu kommen

– Der Schlüssel zur Truhe Mama Ihr Kleid hat mich gebeten

meine Mutter, die das Knie, den Fuß bereute, folgte den Möwen, kitzeln Sie mich nur, wenn es Sie erleichtert, Cousin Casimiro, es macht mir nichts aus, ich willige ein, richten Sie den Schnurrbart, wischen Sie diesen Tropfen mit der Hemdmanschette ab

nun machen Sie schon

fragen Sie mich, warum ich lache, regnen Sie nicht, wenn meine Mutter wenigstens etwas Sympathie, ein Anzeichen von Interesse aufbringen würde, beispielsweise

– Warum?

geben Sie sich einen Ruck, Mutter, gehen Sie jetzt nicht mit mir weg, sehen Sie ihn an, wie er, ein Murmeln pfeifend, so tut, als würde er mich kitzeln

– Worüber lachst du?

schließlich den Koffer nimmt, so wie er mich immer auf den Arm nahm, und ich war schwer, ich war groß, noch dünn, aber groß, das war ich, die Aknepickel, die Stimme, die auf der Stufe der tiefen Töne ausglitt und mich auf einen hohen Ton rutschend verriet, meine Züge unvollständig, und der Pianokerzenleuchter stimmte mir zu

– Das bist du Bübchen

ich spürte den Verbenenduft nicht mehr und sah ihn, wie er von der Öffnung im Schiffsrumpf her die Finger in einem letzten Zwicken bewegte, während die Lippen wegen der Schiffskessel nicht zu verstehen waren, ich weiß nicht, ob

– Worüber lachst du?

ob

(dem Schulterzucken nach zu urteilen)

– Das bist du?

wollen Sie nicht, wenn Sie in Beato ankommen, den Schleier, den Kranz aufsetzen, Mutter, über den Anleger hinwegfliegen, weil Sie sich wünschen, mein Vater mit der Zigarette und den Angelruten wäre da, weil Sie sich wünschen, den Grund zu erfahren

– Warum?

Cousin Casimiro hat nie aus Amerika geschrieben und Sie getadelt

– Quälgeist

es gab ihn überhaupt nicht, es hat ihn nie gegeben, nicht wahr, Mutter, er schenkte Ihnen Päckchen mit Maisbrot, Schokoladeneier ohne mit vor Hunger zitternden Babys mit aufgerissenem Rachen, die die Schale durchbrechen, er tötete auf einer ausgebleichten Leinwand einen Leoparden, und meine Mutter beobachtete, ohne das Foto in die Hand zu nehmen, meinen Vater, der die Treppe hinunterstieg, der nicht befehlen wird

– Komm her

so wie er mir auch nicht die Serviette um den Hals band und sich nicht um mich kümmerte, Sie mit einem Winken zum Ausguck des Passagierschiffs, Mama, das Foto von Cousin Casimiro in der Schublade mit dem Telefonbuch des vergangenen Jahres, mit dem kaputten Hammer, den durchgebrannten Glühbirnen

– Ich muß diesen Krempel wegwerfen

geben Sie es Senhor Querubim, der so stolz ist auf

– Ein schönes Werk nicht wahr?

es mit einem von Säuren zerfressenen Daumen nimmt, die verschnörkelte Unterschrift Photo Royal Lda in erhabenen Lettern, der Verbenenduft von Cousin Casimiro blieb in Alcântara zurück zwischen Dreck, Dämpfen, wenn wenigstens Päckchen mit Maisbrot, Traben auf den Treppen am Sonntag, der Schnurrbart glücklich

– Hallo

der Finger der Patin meiner Mutter taucht gerührt aus den Schatten

– Der Casimiro der ist nun mal so

und die Terrine

(oder die Katze?)

teilt ihre Meinung, wenn ich sie zum Abschied küßte, ein feiner staubiger Dachbodengeschmack, bald schon der ovale Rahmen und

In ewiger Liebe

darunter, anstatt auf dem Sessel bald schon auf dem Tischchen mit der bodenlangen Decke bei den anderen Verstorbenen, sagen Sie nicht

– Das Bübchen ist dieses Jahr so gewachsen

Patin, sagen Sie

– Was machen wir mit ihm Schwager?

– Stecken wir ihn in einen Sack?

– Entführen wir ihn?

wenn die Lampe brannte, Sie Umschlagtücher, ängstliche Runzeln, die im Licht zwinkerten, ein Heiligenbildchen mit dem König in Uniform, fast nichts also, wenn die Lampe nicht brannte, faltete sich die Dunkelheit in Husten, der über mir losbrach, während der Pianoleuchter Zärtlichkeiten flammte

– Bübchen

den König verstand man wegen des Räusperns nicht, das die Stellung der Gegenstände veränderte, ich hatte das Gefühl, daß der Verbenenduft bei uns sei und Casimiro

– Kuckuck

aus der Terrine zu meiner verärgerten Mutter herauslugte, im zweiten Stock am Jardim Constantino Kabuffs über Kabuffs im Dunkeln, ein blasser Schein dessen, was eine Küche sein könnte, irgendwo ein Wasserhahn

(näher, ferner)

nie an der gleichen Stelle, man hörte einen Tropfen und zählte gespannt wie ein Flitzebogen die Sekunden, flehte um den nächsten, der nächste

plack

dichter als eine zerplatzte Feige unvorstellbarer Herkunft von weit über den Dächern, nahm er an Umfang zu, während sich unendlich langsam der nächste Tropfen zu bilden begann, der Finger der Patin meiner Mutter irrte verloren umher, zeigte auf Schatten

– Das Augenlicht läßt nach verstehst du?

schützt sich mit ihnen, indem sie sie über die Umschlagtücher und die Decken häuft

– Das Bübchen ist dieses Jahr so gewachsen

was meine Mutter stolz machte

– Fast so groß wie der Leuchter stimmt doch?

größer als der Leuchter, der Leuchter unten, oder aber durch das Kreisen der Monate versinken die Möbel allmählich im Fußboden, eine Nähmaschine stopfte im Hintergrund in einer Abstellkammer die Stille

(in einer Speisekammer, einer Anrichte?)

der Klang der Maschine trotz der Entfernung fast direkt bei uns, monoton, deutlich stichelte sie die Terrine

(die Katze?)

und verband sie mit uns, die Patin meiner Mutter verkündete

– Meine Tochter die Arme

so flüchtig, so nervös

(– Stell dir vor sie verläßt kaum noch das Haus)

in dem Augenblick, in dem der andere Tropfen, und deshalb stichelt sie auch den Wasserhahn, die Tochter mit ihrem Regenschirm und ihrem abgenutzten Köfferchen voller Angst, daß ich sie wegschicken würde, denn seit dem Tod der Patin meiner Mutter ich der Verantwortliche, der Vormund, der Besitzer, daß ich sie wegschicken würde, die sie in sechzig oder siebzig Jahren in Lissabon nur in diesem Haus gewohnt hat

(fast siebzig, achtundsechzig Jahre Lissabon)

in achtundsechzig Jahren Lissabon erhielt sich in ihr nicht nur die Nähfrau, zu der sie später wurde, sondern auch die Bäuerin aus einem elf Kilometer von Arganil entfernten Flecken, die sie immer geblieben war, angezogen wie die Karikatur der Stadtdamen, für die sie arbeitete

(solange es noch die Stadtdamen gab, die ihr Arbeit gaben)

die Trauerkleider wahrscheinlich geschenkt

(ich würde darauf wetten)

und nicht ganz schwarz, grau oder einmal schwarz und von der Zeit angegraut, weil sie angegraut waren, hatte man sie ihr geschenkt

– Da nimm

und sie hatte die fehlenden Perlmuttknöpfe durch Plastikknöpfe ersetzt, eine kleine herzförmige Brosche schloß ihren Kragen

(so eine, wie es sie vielleicht noch auf uralten Drucken gibt, wie sie heutzutage aber niemand mehr trägt)

eine Karikatur der Stadtdamen mit dem in der Mitte gescheitelten Haar, den Gebärden

(grazile Gesten eines dieser Konsoltischfigürchen, die man in den Auslagen der Pfandhäuser antraf, wo sie mit Porzellanhändchen die leere Luft formten)

die Tochter, die die Patin meiner Mutter in die Abstellkammer verbannt hatte, die ein kleines, von Rost und der Angst vor Dieben zugeschweißtes Fenster hatte

(– Du kannst dir gar nicht vorstellen wie viele Diebe es in diesem Land gibt Bübchen)

in dem Bäume, Dächer fehlten, nur dreckige Scheiben

eine einzige dreckige Fensterscheibe und hinter der Scheibe eine ebenfalls dreckige Abwesenheit, in der ein paar dreckige Amseln im September ein Bett beleuchteten

(der Angestellte des Photo Royal Lda

– Fummel nicht am Stecker herum)

eine Art Bett, besser gesagt, eine Matratze auf ein paar Brettern, die von den Stadtdamen geschenkten Kleider in einem kleinen türlosen Schrank, ich der Verantwortliche, der Vormund, ich der Herr, denke

– Ich hätte hier nicht reinkommen sollen

denke

– Soll ich mich dafür entschuldigen?

beschließe

– Ich werde mich nicht dafür entschuldigen daß ich hereingekommen bin ich werde diese Wohnung verkaufen

und als ich beschließe

– Ich werde diese Wohnung verkaufen

hilft mir dies, die Tochter davon in Kenntnis zu setzen

– Bis zum Ende des Monats müssen Sie hier raus sein

sie steht vor mir mit ihrem Regenschirm

(– Wischen Sie den Regen aus dem Schnurrbart Cousin Casimiro)

und ihrem abgewetzten Köfferchen, nicht überrascht, nicht wütend, sie berührt allenfalls die Brosche, versucht sich vorzustellen, was man ihr dafür beim Goldschmied geben würde, weiß, daß nicht einmal einen Schein, Münzen, wiederholt insgeheim in ihrem Schrecken

– Fünf oder sechs Münzen mein Gott

sie hat kaum noch Kunden außer denen, die sie aus Mitleid behalten hatten

– Nach so langer Zeit die Arme

sie stimmte mir zu, sagte ja, unterwarf sich, denn in der vorangegangenen Woche der Notar, der mit einem Zahn beschäftigt war, was man an den Zungenbewegungen im Mund erkannte, das Universum stand unvermittelt still, er prüfte den Gaumen, ersetzte die Zunge durch den Füllfederhalter, bat

– Einen Augenblick bitte

um, eine Hand vor dem Mund, auf den Weisheitszahn zu klopfen

– Eine Wohnung im zweiten Stock am Jardim Constantino unterschreiben Sie bitte auf dieser Linie

während die Zunge ihre Arbeit wieder aufnahm, der Füllfederhalter drückte auf ein mit Bleistift gemaltes Kreuz

– Hier

und die Wange wurde inmitten von Heften und Aktendeckeln kleiner, die in Textur und Farbe der Tapete über der Tapete der Patin meiner Mutter ähnelten, das Büro des Notars ein Zimmer mit Sesseln und Schatten, in dem

(wie konnte es anders sein)

eine Nähmaschine

(oder Schreibmaschine?)

in einem Anrichteraum oder einer Speisekammer, die ein kleines, von Rost und der Angst vor Dieben zugeschweißtes Fenster hatte, in dem Bäume, Dächer fehlten, nur dreckige Scheiben

eine einzige dreckige Fensterscheibe, eine ebenfalls dreckige Abwesenheit, in der ein paar dreckige Amseln im September, wenn es denn September war, wenn es denn Amseln waren

– Eine Wohnung im zweiten Stock am Jardim Constantino unterschreiben Sie bitte auf dieser Linie

er schaute nach, ob der Name, den ich auf das Papier geschrieben hatte, ähnlich war

(in Textur und Farbe)

wie die Tapete über der Tapete der Patin meiner Mutter

– Haben Sie unterschrieben?

während zugleich die Nähmaschine oder Schreibmaschine wieder zu arbeiten begann, man spürte an der Unruhe der Vögel, daß sich etwas verändert hatte, die Tochter hielt mit dem Nähen des Saums inne, starrte mich an, und ein Terrinenfunkeln war in ihren Augen

(das Funkeln einer Terrine oder einer Katze?)

der Angestellte neben der Leinwand mit dem Fahrrad

– Beweg dich jetzt keinen Millimeter mehr

die Tochter eines dieser Hühnchen oder Hühner oder einer der Enten oder Bräute, die meine Großmutter in Condeixa zwischen den Beinen erstickte, Röcke

(oder Schwänze?)

gegen die Schürze, während der Verbenenduft von Cousin Casimiro aus Alcântara verschwand und ich auf dem Schoß meiner Mutter im Photo Royal Lda aufhörte, ihn zu spüren, ich im kleinen Fenster aufgelöst, in dem nicht einmal ein Baum, ein Dach, nur dreckige Scheiben, eine einzige dreckige Scheibe, auf die kein kleiner Finger

– Das Bübchen ist dieses Jahr so gewachsen

meinen Namen schreiben würde.

Zweites Foto

Cousin Casimiro behauptete steif und fest, er habe auf dem Foto, das er meiner Mutter geschenkt hat, keinen Leoparden getötet: Seiner Meinung nach hatte er einen Löwen gefangen, und er legte sich mit jedermann an, der behauptete, es handele sich nicht um einen echten Löwen, sondern um ein auf ein Fotografenszenario gemaltes Tier, er legte sich mit jedermann an, der böswillig behauptete

– Daß der gemalt ist sieht man daran daß nicht mal die Zebras ordentlich gemalt wurden

wo doch die Zebras perfekt waren

(drei Zebras, ein großes und zwei kleine)

die mit mehr Hufen, als man erwartet hätte

(das große Zebra hatte sechs)

auf dem ausgebleichten Rasen galoppierten, er verbot jedes Gespräch darüber, daß sich im großen Zebra ein Riß befand, denn man könne doch gleich sehen

(jeder, der etwas von Tieren versteht)

daß es nur ein Streifen auf dem Rücken sei, er zankte sich mit dem erstbesten, der behauptete, nur sein Kopf sei echt, obwohl er weder mit dem Hut noch mit dem Körper zusammenpaßte, neben ihm sei noch ein Loch, der zweite Entdecker

(Cousin Casimiros Gehilfe

– Mein Gehilfe ein mutiger Kerl ein Held)

hatte nicht einmal einen Kopf, da war nur ein Loch, und bei einer der Hände waren anstatt fünf drei Finger gemalt, alles Argumente, die Unkenntnis hinsichtlich Afrikas zeigten, eines Ortes, der die Weißen erbarmungslos mittels Moskitos, abgestandenen Wassers und Intoleranz seitens der Hyänen verschlingt, meine Mutter, die den Tejo gewohnt war und der diese Kenntnisse fehlten, zeigte auf eine Wasserschlange auf dem Foto

– Hat Senhor Querubim Aale da reingemalt?

und vergaß es auf der Arbeitsplatte der Küche, wir hörten die Möwen auf dem Balkon des Ingenieurs, wo sie auf die Gezeiten warteten, von einigen, allerdings weiter entfernten im Madre-de-Deus-Viertel oder bei der Calçada do Grilo hieß es, sie würden auf den Palmen des Ateneu ihre Eier legen, das ist aber gelogen, die Eier legen sie in die Spalten der Mauer, daher dieses Kindergreinen nachts, wenn Cousin Casimiro sich von uns verabschiedete, das fast aus dem Wasser aufstieg, und die Weibchen schützten sie mit einem Flügelwirbel vor den Ratten, in die der Schlamm sich im Dunkeln verwandelte, ich greinte auch, wenn er mich auf den Arm nahm, schon vor dem Kitzeln

(er fand, es war Greinen, ich greinte überhaupt nicht, war stumm)

und Cousin Casimiro tat so, als wunderte er sich

– Worüber lachst du?

meine Mutter kein Flügelwirbel, keine Neugier, was uns betraf, das steigende Wasser überschwemmte langsam das Ufer, mit jedem Voranschreiten kam es der Tür näher, Cousin Casimiro argwöhnte

Cousin Casimiro war sicher, daß meine Mutter an meinen Vater dachte, das Geräusch des Wassers übertönte das Gemüse in den Gärten, manchmal war mir so, als würde jemand

(einer von uns)

weinen, man hörte genauer hin, und letztlich war es der Wind im Schiffsrumpf des Tankers, eine Katze, die dicht an der Mauer entlangstrich, die Pfoten vorsichtige kleine, im Schlaf gerundete Finger, eine Seeschwalbe verweilte auf der Balkonbrüstung, schaute hinein, brachte ein Wort hervor, das nichts mit uns zu tun hatte

(kein Krächzen, ein ganzes Wort)

und verschwand, uns mit Mißachtung strafend, zum Röhricht hin, während meine Mutter, das Gesicht zu einem Tropfen geronnen

(ein Schweigen stotternder Tropfen)

weiterhin

(Cousin Casimiro kam es so vor und es mag ja so sein, wer weiß)

an meinen Vater dachte, kaum fragte er

– Wirst du dein ganzes Leben lang an ihn denken Kleine?

starrten die fast übereinanderliegenden Augenbrauen ihn an, die restlichen Züge fern von Cousin Casimiro, taub, er suchte, überzeugt, daß die Augenbrauen ihn haßten, die Flasche auf der Anrichte, stellte sie auf das Häkeldeckchen, die Augenbrauen an ihrem Platz

(zwei Disteln)

und meine Mutter kratzte mit dem Fingernagel einen Fleck von der Bluse, haßte ihn weniger, Cousin Casimiro wußte nicht, ob der Fingernagel den Fleck oder ihn wegkratzte

(er kratzte ihn weg)

die Schatten verkrochen sich bei Beginn der Dunkelheit in den Gärten, löschten die Zweige des Apfelsinenbaums, obwohl die Früchte im Licht verblieben, sieben Uhr abends in den Zweigen und Mittag in den Früchten, ein Rest Sonne zitterte noch in den Straßenlaternen, obwohl sie bereits brannten, und zitterte dort unten immer weiter, während meine Mutter die Tischdecke auseinanderfaltete, Cousin Casimiro half, um Verzeihung zu erwirken, beim Besteck, und ich sah sie an, sah ihn an, hatte Angst vor etwas, was ich nicht gestehen werde, und zählte die Apfelsinen, während ich mit der Gabel auf sie wies, ich kam bei der Zwölf an und hielt inne, weil mich ab der Zwölf eine Verzweiflung, eine Qual erfaßte, die Gabel hielt in der Luft inne, wenn sie zufällig auf die Angelruten meines Vaters deutete, die an der Wand beim Herd lehnten, wo ein Foto in einem Rahmen, genau so eines wie vom Photo Royal Lda, sich zu verblassen weigerte, ein Foto mit einer Braut darauf, die bei meinem Vater eingehakt war, der vor zehn Jahren mit dem Emigrantenzug nach Paris gefahren war, und kein einziger Brief, keine Postkarte, der Nachbar erklärte, daß mein Vater, als er uns an der Treppe abschüttelte

– Quälgeister

nicht auf der Treppe zum Tejo, auf der hinter dem Haus ohne Handlauf, von der wir nur die ersten Stufen erkannten und die gleich darauf in der Gasse verschwand, hinter der kleine Gärten, Olivenbäume lagen, der Ort, in dem Sie aufgewachsen sind, Cousin Casimiro, die Ruine der Synagoge, erinnern Sie sich, oder, besser gesagt, ein Bogen und ein paar Steine, mein Vater, ohne sich zu verabschieden, mit leiser, ärgerlicher Stimme

– Quälgeister

und der Hut entfernte sich in der Gasse, nicht die Jacke, denn man konnte weder die Jacke noch das Gepäck sehen, der Hut, eine Apfelsine an einem unsichtbaren Zweig, bewegte sich in Richtung Straßenbahn und zum Ladenschild der Pastelaria, der Nachbar erzählte Cousin Casimiro, daß meine Mutter, deren Haar ungekämmt war, mitten auf der Treppe wiederholte

– Warum?

im Bilderrahmen an der Wand neben den Angelruten als Braut gekleidet, in Satin gewickelt, der ihren Schrecken milderte, ich, einmal ganz abgesehen davon, daß ich

(das Bübchen)

Früchte addierte, bei der Zwölf strandete, versuchte die Zwölf zu überwinden, kehrte Apfelsine für Apfelsine zum Anfang zurück, sieben, acht, neun, zehn, wurde nervös

– Und jetzt?

wütend auf mich selber, weil ich mir sicher war, daß mein Vater, wenn ich es zur Dreizehn schaffte, in Beato, in unserer Wohnung sein oder daß er auf dem Anleger, von Gekrächze, Schnäbeln, Füßen umgeben, rauchen würde und alles normal, alles gut wäre, der heilige Expeditus, die Freiheitsstatue, die Vase, in die Cousin Casimiro neue Blumen stellte, während mein Vater ihn überwachte und ich sie beide überwachte, er wechselte das Wasser, schnitt die Stengel an, zupfte die Blätter zurecht, und die Möbel im Wohnzimmer weniger zerkratzt, teurer, wohingegen, wenn er es nach der Erinnerung an das

– Quälgeister

und an den Hut in der Gasse tat, der Lack Dutzende von Kratzern aufwies und der Preis der Möbel der alte war, oder, anders gesagt, er würde sich weiter an mich hängen, weiter so tun, als wunderte er sich

– Worüber lachst du?

obwohl keiner von uns beiden ruhig genug war, um an dieses Spiel zu glauben, sondern desinteressiert, bitter, meine Mutter brachte die Terrine mit dem allgegenwärtigen

– Warum?

das unsere Seele erblassen ließ, hin und wieder ein leichter Regen oder die Uhr der Kirche von Beato, die die Viertelstunden ansagte, das Telefon der Invaliden im Keller kämpfte mit der Stille, wurde von ihr besiegt, verstummte, wir auch eine endlose Viertelstunde lang stumm, ich klebte mit vollem Mund an Cousin Casimiros Rockaufschlag und verkündete

– Dreizehn

und sooft ich auch

– Dreizehn

verkündete und durch die Gardine die anderen Leute auf der Straße ausspähte, nie der Hut und das Gepäck, andere Angelruten, selbst wenn Cousin Casimiro sich mit der Flasche auf der Anrichte beschäftigte, überwachte meine Mutter den Anleger genau wie ich, Flecken auf dem Fluß, womöglich Algen oder abgepauste Wolken, die Kirche entschied sich, Gott sei Dank, zu einer die Zeit ausblendenden Viertelstunde, die Flasche rief nach Cousin Casimiro, und um die Flasche zu ärgern, deckte er den Tisch ab und beobachtete den Boden der Synagoge und die Ecke einer Wand, die die Steine bildeten, erinnerte sich an Olivenbäume, die älter als diese waren, und daran, daß er in der Öffnung eines Stammes eine Eule gefunden hatte, deren Gesichtsausdruck von einer Brille verstärkt wurde, deren Gläser man nicht sah, und die eine Art Ohren mit zu ihm gewandten wachsamen Haarbüscheln besaß, als er ins Wohnzimmer trat, wischte er die Hände an der Hose ab

(und Spülmittel, Fett)

glaubte, in ein anderes Wohnzimmer zu treten, viele Jahre zuvor, die Tante hängte dort Zwiebelzöpfe an Haken, ein undeutlicher Herr mit einer Stahlkette an der Weste

der Großvater?

(er erinnerte sich an die Hände, er erinnerte sich nicht an die Gesichtszüge)

aß Weintrauben auf einem dreibeinigen Stuhl, die Zunge der Hündin rauh und hart, wenn sie die Handflächen leckte, als er wegen der Flasche auf der Anrichte ins Wohnzimmer trat

(das Telefon der Invaliden eine Zornesaufwallung)

ich lehnte mich sofort

– Dreizehn

an meine Mutter, schützte sie, ein von Alhandra kommender Fischkutter reizte die Möwen, und der Anleger verlassen, die Mauer verlassen, auf dem Schornstein des persischen Tankers kein Albatros, der Großvater reichte ihm Trauben aus seiner Ecke oder, besser gesagt, winzige Beeren, die Traube gerupft

– Du wirst einfach nicht dicker Casimiro

eine eben gerade gesprossene Beere, ein grüner Punkt, und ich

– Dreizehn

verteidigte meine Mutter, als würde die

– Dreizehn

sie retten, wovor, wußte ich nicht, will heißen, dadurch, daß ich mich zwischen sie stellte und sie von Cousin Casimiro wegschob, der, seitdem mein Vater weggegangen war, unsere Miete zahlte und Geldscheine unter die Vase steckte, sagen Sie Ihrem Großvater, daß Sie zehn Kilo zugenommen haben, obwohl es nicht so aussieht, zwingen Sie ihn, die Spuren der Schnalle am Gürtel zu sehen, Cousin Casimiro bemerkt nicht, daß der Großvater weit in der Vergangenheit gestorben war, die Hündin wurde vergiftet, als Sie acht Jahre alt wurden, sie wurde auf der Seite liegend in den Tomatenpflanzen gefunden, wo sie todmüde schwitzte, Ihre Tante rief sie, und sie erkannte euch, ohne sich zu erheben, der Schwanz schlug ein- oder zweimal gegen die Rankstangen der Bohnen, man hörte den Zug im Weinberg des Franzosen, und Cousin Casimiro

– Das Tier wird sterben nicht wahr?

glaubte nicht, daß jemand, nicht einmal ein Tier, im August sterben würde, wenn die Serra de Arga blau war, Schmetterlinge über den Kohlköpfen flogen und die Mühle stillstand, Sie haben den Veterinär nicht angerufen, haben Ihrer Mutter nicht Bescheid gesagt, warteten, bis der Schwanz wieder klopfte, und das einzige, was geschah, war, daß ein Stück Kinnlade zwischen den Lefzen wuchs, die Haut über den Rippen sich in gleichmäßigem Rhythmus zusammenzog und weitete, ein grüner Schmetterling

ein lila Schmetterling zwischen weißen lenkte Ihre Aufmerksamkeit von der Hündin ab und flatterte am Zaun, Ihre Tante piekste das Tier mit einem Stöckchen

(es gibt Augenblicke, in denen wir mit einem Stöckchen pieksen sollten, nicht wahr?)

und das Stöckchen, obwohl es Sie nicht berührte, auch an Ihrem Bauchnabel, ich zwang Sie, Fünfjahressprünge zu machen und meine Mutter mit dem Arm zu umfangen

– Dreizehn

die Schmetterlinge begegneten sich in der Erinnerung, und Sie verloren sie, so wie Sie die Serra de Arga und die Mühle verloren haben

(der Mühle fehlten vier Schaufeln)

die Hündin verloren haben, die Tante

(man sollte häufiger mit einem Stöckchen pieksen)

die Serra de Arga, die die Abwesenheit des Großvaters ausgelöscht hatte, Sie mit der Flasche von der Anrichte in der Hand und die Vermutung, daß irgendwo im Wohnzimmer, wo das Lampenlicht nicht hinreichte, mein Vater Ihre Gesten mit derselben Gleichgültigkeit beobachtete, mit der er, rauchend auf einer Taurolle sit- zend, die Angelruten beobachtete, die Flasche auf die Anrichte zurückstellen, im Mund den Geschmack der Weintrauben, nicht den von reifen, sondern von rosaroten, von sauren

(was heißt hier vier, der Mühle fehlten fünf Schaufeln, Sie entdecken, daß der Mühle fünf Schaufeln fehlen)

und die Taurolle meines Vaters verlassen, bei Ebbe legte sich der Rumpf des Tankers mit dem Klang schmerzenden Eisens auf die Seite, ich entwischte, als er versuchte, mich auf den Arm zu nehmen, meinen Bauch zu drücken, so zu tun, als würde er sich wundern

– Worüber lachst du?

und ich

(oder mein Vater, ich und mein Vater)

umfing die Taille meiner Mutter, überwachte ihn

– Dreizehn

obwohl er unsere Miete bezahlte, uns Geldscheine unter die Vase klemmte, ihr Schwanz schlug ein- oder zweimal auf den Boden, ein Stück Kinnlade wuchs zwischen den Lefzen

(am nächsten Tag Fliegen, Fliegen)

die Augenbrauen meiner Mutter starrten ihn, fast eine über der anderen, mit einem Eulenausdruck an, der von einer Brille verstärkt wurde, deren Gläser man nicht sah, auf dem Hochzeitsfoto nicht in Ihrer Begleitung, warum, wer wechselte das Blumenwasser für sie, wer deckte den Tisch für sie ab, quälte sich ihretwegen, Ihre Tante, als sie die Kinnlade sah, zum Tier

– Worüber lachst du?

packte es am Nacken, nicht böse, das war ein anderes Gefühl

– Worüber lachst du?

man vergiftet ein Stück mit Fleisch gefülltes Brot, einen Keks, eine Schale Reis, man läßt das Tier dies fressen, und anschließend empört man sich

– Worüber lachst du?

Ihnen kam es so vor, als weinte die Tante im Kelterhaus, hätten Sie damals etwas über Lissabon gewußt, damals legte ein persischer Tanker sich bei Ebbe auf die Seite wie, nachdem ich ins Bett gegangen war und Sie allein mit meiner Mutter waren, auch Ihr Körper schmerzendes Eisen, läßt von der Flasche ab

(die braune Hündin mit einem grauen Fleck, damals kam sie Ihnen groß vor, jetzt wissen Sie, daß sie nicht groß war, eine mittelgroße Hündin

kleiner als mittelgroß, eine unbedeutende Hündin, reden wir nicht mehr darüber)

im Nebenzimmer war die Überdecke des Bettes zu sehen, das fast immer ungemacht war, die Kette, die meine Mutter damals, zu Zeiten meines Vaters, getragen hatte und die nach der Sache mit dem Zug am Griff der Kommode hing, die Kette mit dem verrosteten Verschluß zu Ihnen

– Ich bin nicht echt oder?

am Zweig deutlich sichtbare Apfelsinen färbten die Stille rötlich, Cousin Casimiro erhob sich, um zu gehen

(oder die Flut hob den Fußboden an)

beschloß

– Ich gehe

sah auf das Foto der Braut an der Wand, hielt inne

– Soll ich wirklich gehen?

erinnerte sich daran, daß der Zeitpunkt gekommen war, die Miete zu zahlen, und setzte sich wieder, überlegte, wie er es anstellen konnte, das Geld so aus der Brieftasche zu ziehen, daß meine Mutter so tun konnte, als sähe sie es nicht, er trennte die Scheine voneinander, versuchte, deren Wert an der Dicke, an der Größe festzustellen, und irrte sich im Betrag, voller Furcht, ich sei wach, würde lauschen, wäre bereit, meine Mutter zu umarmen und ihn abzuweisen

– Dreizehn

während ein Zuviel an Fingern die Auswahl erschwerte

(woher hatte er so viele Finger?)

die Hand, die nicht in der Brieftasche suchte, makellos, die Hand, die man nicht sah, ein Dutzend voneinander unabhängiger Tentakel, Sie zogen sie aus der Jacke, um heimlich nachzuschauen, und außerhalb der Jacke war sie genau wie die andere, will heißen, fünf Finger und dazu die Warze, die der Krankenpfleger abgebrannt hat, Sie stützten sie auf die Schulter meiner Mutter, und die Schulter sofort hart, sie akzeptierte sie nicht, wies sie aber auch nicht ab, war reglos, das Bein entwischte, ohne den Platz zu wechseln, der Leib wich, ohne sich zu bewegen, zurück, ein Knopf, der sich weigerte, gab nach, blieb aber, obwohl er nachgab, geschlossen, sie wollten die Haut auf dem Foto berühren, nicht die meiner Mutter, den Brautkranz, das weiße Kleid, die Blumen anstelle des karierten Hemds meines Vaters, das zu lang war, ein am Rücken geknotetes Handtuch als Schürze, der Verdacht, daß das Hemd ihn von einer Taurolle her überwachte, auf der Möwen saßen, ein Korb und zwei Angelruten an die Wand dieser Wohnung gelehnt, die nur existierte, wenn der Regen sie zwang einzugestehen

– Ich bin hier

und gleich darauf die Regenrinne, die Fenster, der Truhenton des sich im Wind biegenden Apfelsinenbaums

(oder ich im Schlaf

– Dreizehn)

der Fluß, der Schwanz einer Hündin, die die Zigeuner vergiftet haben, schlägt gegen die Mauer, die Tante zum Tier

– Na?

die Stengel der Melonen unvermittelt so schwarz, die zwanzig Finger der rechten Hand taten sich schließlich zusammen und steckten das Geld unter die Vase, und meine Mutter wartete auf dem Sofa, aber nicht auf Sie wartete sie, sie wartete auf den Hut in der Gasse, zu dem sie

– Warum?

und eine Zigarette verließ sie, sie wartete auf die Überraschung der zurückgekehrten Zigarette, den Hut am Haken, der befahl

– Komm her

und ich nicht bang, nicht

– Dreizehn

umschlang niemanden mit dem Arm, schwieg, während der Regen die Fenster sichtbar machte, das Fenster voller Furcht, wir könnten nicht glauben, was es uns versicherte

– Ich bin ein Fenster das seht ihr doch

die Decke veränderte sich mit den Schritten oben und den an einer Stelle herunterfallenden Tropfen, war nicht groß, winzig, mal so groß wie ein Pantoffel, mal so groß wie ein Tropfen, manchmal wie eine Münze oder eine Untertasse, die sich erst aufrecht und dann in Kreisen drehte, lange brauchte, bis sie ganz platt dalag

– Ich bin die Decke ich bin jetzt wieder still

und die Zeit, die bislang unaufmerksam gewesen war, ging wieder allzu eilig weiter, schämte sich dafür, sich in den Viertelstunden der Kirche vergessen zu haben, als er sich von meiner Mutter löste, hatte sie die Augen geöffnet, schaute sie weit hinter Cousin Casimiro in eine Zeit, zu der Sie keinen Zugang hatten, mein Herr, Esmoriz beispielsweise, wo die Spatzen die Farbe von Steinen hatten, sich mit diesen vermischten, bis man nicht mehr erkennen konnte, wer auf der Straße hüpfte, Augen, die ihn nicht kannten

ihn nie gekannt hatten

(– Wir haben dich nie kennengelernt Ehrenwort)

die sich von Ihnen auf dem Passagierschiff in Alcântara verabschiedeten, dieses Tuten der Schiffe, das innen kratzte, diese Leute

(diese wimmelnden Spatzen)

und in ihrer Mitte keiner mit Hut, alles sehr klein, stark vergrößert, wieder ganz klein, Motoren, die an die Wohnung der Schwägerin Ihrer Tante am Jardim Constantino mit der Nähmaschine erinnerten, die im Hintergrund pick pick, ein Schatten verdichtendes Piano

(einer der Leuchter kaputt)

das nicht spielte, Verzierungen applizierte, die Schwägerin zur Tochter

(die Nähmaschine reglos, eine kleine Gestalt zwischen Tür und Angel)

– Der Casimiro der ist nun mal so

die kleine Gestalt verflüchtigte sich zwischen Tür und Angel, und die Nähmaschine stichelte ihre Freude

– Der Casimiro der ist nun mal so

mit einem Saum, einem Kopfkissenbezug zusammen, ich hörte die Schwägerin Ihrer Tante kauen, die Hand unter dem Kinn, um die Krümel zu halten

(Sie stellten sich vor, sie sei nur ein Zeigefinger, und letztlich eine ganze Handfläche, die die Krümel hielt)

während sie schluckte, bewegte sich das Umschlagtuch auf den Schultern auf und ab, sie verbot Ihnen, den Vorhang zu öffnen

– Meine Augen verstehst du?

der Leuchter kam und ging im Dunkel, so daß die ganze Wohnung durch ihn atmete, will heißen, der kleine runde Tisch mit der bodenlangen Decke, die Fotos, ein zweites Heiligenbildchen des Königs mit einem Gewehr und einer Admiralsmütze vor einer Leinwand, die überhaupt nichts darstellte, nur Brüche, Flecken, eine unleserliche Unterschrift, kein

In ewiger Liebe

ein anderer Satz, aber welcher, im Zimmer der Tochter

(nicht eigentlich Zimmer, eine Abstellkammer)

das kleine Fenster leer, ohne Bäume, vielleicht Amseln im September auf einer dieser Wolken, mit denen der Sommer in der Dämmerung die Hitze zerlegt, donnerstags gab die Tochter die Wäsche bei den Kundinnen ab, und die Stummheit der Nähmaschine rückte die Gegenstände näher, alles melancholisch, abgewetzt, die Terrine ahmte Chinesisches nach, der Teppich hatte keine Fransen, Cousin Casimiro begrüßte niemanden auf den Fotos

(ein Mädchen mit Zöpfen, eine Gruppe Priester, ein Herr im Regenmantel)

so wie auch sie ihn nicht begrüßen würden, würde er aus Amerika zurückkommen, Alcântara verändert, Beato verändert, der Tanker, den die Gezeiten Stück für Stück

(den Rumpf, die Kabinen, die hohlen Tanks)

in Richtung Mündung wegschleppten, vielleicht die Möwen dieselben und die Seeschwalben, die über den kleinen Gräsern des Sumpfes kreisten, würde er zur Serra de Arga zurückkehren, eine Wüste aus Kiefern und Steinen, die dem Wind nicht widerstanden, was möglicherweise vom Weinberg oder vom Haus übrig war

(eine Böschung, ein paar bemalte Fliesen)

bei den vertrockneten Tomatenpflanzen, Cousin Casimiro wettet, daß der Großvater mit Weste die Weintraube hochhält

– Du nimmst einfach nicht zu Casimiro

vielleicht, wenn Sie aus Amerika zurückkommen, die Möwen und die Seeschwalben, aber höchstwahrscheinlich die Möwen

(wenn es dann noch Möwen gibt)

weiter oben, in Cabo Ruivo, und die Seeschwalben in Trafaria oder Algés, kein Bübchen, zu dem Sie verwundert

– Weshalb lachst du?

Cousin Casimiro, der glaubt, daß nur eine Nähmaschine, wo er sie nicht sehen konnte, im Dunkeln weitermachte, außer donnerstags, wenn der zweite Stock am Jardim Constantino unbewohnt war, die Tochter die Wäsche zu den Kundinnen brachte, und ich

nicht ich, ein Mann, der sich nicht an ihn erinnerte, in einem Sessel des Wohnzimmers saß, nicht wagte, sich zu bewegen, obwohl er jetzt der Verantwortliche, der Vormund, der Herr, die Umrisse meiner Mutter, meines Vaters betrachtete, das von Cousin Casimiro geschenkte Foto fand

(Photo Royal Lda in erhabenen, verschnörkelten Lettern)

auf dem Sie nicht einen Leoparden, sondern einen Löwen töten und sich mit jedem anlegten

(– Mit wem auch immer Bübchen)

der ihm ins Gesicht sagte, daß es sich nicht um einen Leo

daß es sich nicht um einen Kulissenlöwen handelte

(– Der Beweis dafür daß es sich um eine Kulisse handelt ist daß die Zebras nicht ordentlich gezeichnet sind)

drei Zebras, zwei große und ein kleines oder ein großes und zwei kleine

(es ist verständlich, daß Sie sich nach so vielen Jahren nicht mehr erinnern, Cousin Casimiro)

die bis zum Ende des Bildes auf der Savanne galoppierten, und man sollte ihm nicht damit kommen, daß eines der großen Zebras einen Riß hatte

(das große Zebra)

der von hinten mit Heftpflaster und Leim geklebt war

(Senhor Querubim flickte es von hinten mit Heftpflaster und Leim

– Niemand merkt das Casimiro)

denn jeder, der was von Tieren versteht, sieht gleich, daß dies weder Heftpflaster noch Leim sind, sondern ein Streifen auf dem Rücken

(Zebras sind so)

das Foto, das meine Mutter nicht angesehen hat, auf der Arbeitsplatte in der Küche liegen ließ, wo es mit seinen echten Affen und Gorillas Saucenspritzern ausgesetzt war, der kopflose Gehilfe von Cousin Casimiro warnte mit erhobenem Arm ängstlich

– Gehen Sie nicht zu nah ran Chef

er auf der anderen Seite der Kulisse, wo noch mehr Leinwände, noch mehr Kabel, auf einer Kiste, um bis zum Loch zu reichen, während Senhor Querubim die Reparatur des Zebras überprüfte

– Nun sag bloß das sieht nicht lebendig aus Casimiro

der Fluß erreichte draußen langsam die algige Mauer, der Löwe

(der Leopard)

der Löwe

(na ja)

wegen eines Scheinwerfers mit aufgerissenen Augen, erschreckte ihn, wenn Sie versuchen würden zu laufen, wären Ihre an einem Stamm nachgebenden Beine nur gemalt, sie bewegten sich nicht, obwohl eine Wasserschlange gierig nahte, falls Sie meine Mutter bitten würden

(nur einmal angenommen)

– Rette mich vor der

würde Sie meine Mutter auf der Treppe zur Gasse nicht hören

– Warum?

sich nicht um Sie kümmern, wegen eines Hutes, der sie verließ, vielleicht würde ich Sie treffen, Cousin Casimiro, jetzt, wo Sie weit weg, gestorben sind, aber ich weiß nicht, ob Sie gestorben sind, ich werde nie erfahren, ob Sie gestorben sind, sie verweilte beim Foto, sah Ihren Gehilfen

(– Ein feiner Kerl mir wirklich sehr zugetan)

den Löwen, die Affen

(ich habe Löwe gesagt, haben Sie das gemerkt?)

und drehte den Bilderrahmen zum Abend hin, in dem modernere Dächer Lissabon seit Ihrer Abreise verändert haben, ich

– Wer ist das?

der Zweig des Apfelsinenbaums, mein leises überraschtes Lachen

(– Worüber lachst du?)

oder nichts dergleichen, eine Stimme auf der Treppe

– Quälgeister

und Zigarettenglut, die auf dem Anleger wartet

Sie tot, meine Mutter tot, wenn Sie mit mir hierüber reden würden, Cousin Casimiro, ich

– Ich kann mich nicht erinnern ich weiß nicht