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Mit Hartz IV und Schwarzarbeit versuchen Leon und Noel über die Runden zu kommen. Dumm nur, wenn man beim Großstadtgangster Santini in der Kreide steht und die Kohle häufig nicht für die Raten reicht. Doch Leon und Noel haben ganz eigene Ideen, wie sie die Schulden tilgen können. Vielleicht nicht immer die besten … Ca. 48.000 Wörter Im gewöhnlichen Taschenbuchformat hätte dieses Buch ungefähr 240 Seiten
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Mit Hartz IV und Schwarzarbeit versuchen Leon und Noel über die Runden zu kommen. Dumm nur, wenn man beim Großstadtgangster Santini in der Kreide steht und die Kohle häufig nicht für die Raten reicht. Doch Leon und Noel haben ganz eigene Ideen, wie sie die Schulden tilgen können. Vielleicht nicht immer die besten …
Ca. 48.000 Wörter
Im gewöhnlichen Taschenbuchformat hätte dieses Buch ungefähr 240 Seiten
von
Sandra Busch
und
Sandra Gernt
Noel gab langsam Gas und der Wagen rollte brav vorwärts. Plötzlich war da Widerstand und obwohl Noel ihn erwartet hatte, trat er vor Schreck auf das Gaspedal. Ein hässliches Geräusch ertönte, als der Twingo einen Sprung nach vorne machte. Hinter ihm schepperte es laut.
Vollbremsung!
Er ruckte im Gurt nach vorne und bemerkte im Rückspiegel Leon, der wie wild winkte und an seine Seite gerannt kam.
„Du Vollpfosten hast die Stoßstange abgerissen“, zischte ihm sein Freund durch die offene Seitenscheibe zu. Teddybärbraune Augen funkelten ihn durch die Löcher in der schwarzen Skimaske zornig an.
„Wieso musstest du auch einen Wagen ohne Anhängerkupplung besorgen? Daran hätte man das Seil prima befestigen können“, schimpfte Noel zurück. Ohnehin … Was war bitte ein Twingo für ein unmöglicher Fluchtwagen?
„Ich hatte nicht unbedingt die große Auswahl“, knurrte Leon. „Ich habe den Wagen vom Schrottplatz geliehen. Da gibt es nicht mehr viele, die noch fahren.“
„Hat uns jemand gehört?“ Unruhig schaute sich Noel um. Sein Freund spähte ebenfalls um sich, zuckte erst mit den Schultern und schüttelte gleich darauf den Kopf.
„Wir haben wohl Glück gehabt. Ich befestige das Seil jetzt an den Rücksitzen. Fahr ein paar Meter zurück, ja?“
Noel nickte und schaltete in den Rückwärtsgang. Fluchend sprang Leon beiseite, als er viel zu schnell rückwärts setzte. Hoffentlich waren seine Füße noch heil. Noel war halt nervös, die Lippe hatte er sich unter der eigenen Skimaske fast zerkaut. Ein Spleen, der immer dann auftrat, wenn er aufgeregt war. Mit den behandschuhten Fingern umklammerte er das Lenkrad fester, als Leon erneut am Fenster auftauchte.
„Fahr mich bitte nicht wieder um. Ich muss an den Kofferraum.“ Leon verschwand und gleich darauf wurde die Heckklappe geöffnet. Noels Freund kroch mit dem Seil in der Hand ins Innere und fummelte eine Zeitlang an den Rücksitzen herum.
„Beeil dich!“, forderte Noel ihn auf. Nicht dass noch ein später Spaziergänger mit seinem Schnuffi ums Eck bog und die Bullen rief.
„Jaja“, brummelte Leon. „Fertig! Das Ganze nochmal, aber bitte mit mehr Gefühl.“
Gefühl. Gefühl! Als ob sie sich zusammen auf den Laken wälzten. Da konnte Leon Gefühl erwarten. Noel hatte seit Ewigkeiten nicht mehr hinter einem Steuer gesessen. Einen eigenen Wagen konnten sie sich nämlich nicht leisten. Eigentlich konnten sie sich gar nichts leisten, nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln. Deswegen trugen sie ja Skimasken … und versuchten, den verdammten Geldautomaten zu klauen. Was Leons bekloppte Idee war. Die Kupplung kreischte, als er gewaltsam den Gang einlegte. Noel begann zu schwitzen. Sie waren einfach zu laut. Unmöglich, dass sie nicht doch jemand hörte. Auch wenn hier in der Nähe des Stadtparks in erster Linie Obdachlose hausten. Er sah sich schon als nettes Spielzeug für einen von Kopf bis Fuß tätowierten, glatzköpfigen Schrank in einer hübschen Gemeinschaftszelle mit schwedischen Gardinen. Behutsamer als zuvor betätigte er das Gaspedal. Langsam rückte der Twingo vor. Da war der Widerstand. Noel gab weiter Gas und hörte die Sitzhalterungen hinter sich ächzen.
„Adieu Sitze“, trällerte er leise. „Adieu und auf Wiedersehen.“ Hinter ihm krachte es, der Twingo schoss vorwärts und ein hässliches, nicht gerade leises Schleifgeräusch untermalte die Schlingertour des Wagens. Ein Baum erschien vor der Kühlerhaube und Noel latschte mit aller Kraft auf die Bremse. Stopp und schwupps! Seine Stirn kam nur Millimeter vor dem Lenkrad zum Stehen. Der uralte Wagen besaß nicht einmal einen Airbag, er hätte sich beinahe umgebracht.
„Heilige Scheiße!“
Wäre ein Handtaschenraub nicht einfacher gewesen?
Noel setzte den Wagen bis kurz vor den aus der Verankerung gerissenen Geldautomaten zurück, wo Leon einen Freudentanz wie Rumpelstilzchen hinlegte. Rasch schnallte er sich ab, öffnete die Tür und eilte zu seinem Freund.
„Hoch mit dem Ding, rein in den Kofferraum und weg!“ Leon klang, als würde er unter seiner Maske im Kreis grinsen.
„Das sieht schwer aus.“
„Ach was. Ist ja bloß Papier drin.“
Noel packte eine Ecke des Automaten und versuchte ihn anzuheben. Der Schweiß brach ihm aus, seine Muskeln spannten sich mit aller Kraft an und neben ihm schnaufte Leon vor Anstrengung.
„Kacke!“
Das konnte er blind unterschreiben. Das Ding war nämlich höllenschwer. Von wegen bloß Papier. Und in diesem Moment fiel ihm noch etwas auf. Noel ließ den Geldautomaten los und schob die Skimaske bis auf die Stirn empor.
„Bist du verrückt? Man kann dein Gesicht erkennen“, flüsterte Leon, als wäre das Herausreißen des Automaten leiser gewesen. Dort, wo das hübsche Instrument gestanden hatte, befanden sich nun Putz, Mauerwerk und zahlreiche Kabel.
„Kannst du mir erklären, wie du das Ding im Twingo transportieren wolltest?“, fragte Noel und deutete auf den Kofferraum. Deutlich war zu erkennen, dass der Geldautomat viel zu groß ausfiel – unabhängig davon, dass sie ihn zu zweit unmöglich soweit anheben konnten, um ihn in den Wagen zu wuchten. Leon schwieg betreten, ließ seine Ecke des Automaten allerdings auch los.
„Hups“, sagte er verlegen.
„Mehr fällt dir dazu nicht ein?“ Noel war versucht, seinem Freund vors Schienbein zu treten.
„He, Sie! Was treiben Sie da eigentlich!“, schallte eine Stimme über die menschenleere Straße. Noel zuckte zusammen und schaute unwillkürlich in die Richtung, aus der der Ruf ertönt war. Leon riss ihm die Skimaske wieder herunter, leider nicht richtig, sodass er nur noch auf einem Auge etwas erkennen konnte, weil sich die Löcher verschoben hatten.
„Weg!“ Leon hatte kaum ausgesprochen, da rannte er schon. Und Noel flitzte hinterher.
Der Automat und der Twingo blieben zurück.
„Ich bin wieder da.“ Leon kam in die Küche und legte eine Tüte auf dem Küchentisch ab.
„Prima. Der Kaffee ist auch gerade fertig.“ Mit anderen Worten, das Wasser kochte, mit dem sie den billigen Instantkaffee für ihr Frühstück aufrührten. Noel griff stirnrunzelnd zur Tüte.
„Solltest du nicht Toast holen?“, fragte er.
„Donuts schmecken besser.“
„Donuts? Du holst Donuts? Wir haben kaum einen Cent in der Tasche und du kaufst die teuren Dinger? Vom Toast hätten wir ein paar Tage essen können und es kostet bloß einen Bruchteil davon.“
Beleidigt sah ihn Leon an. „Dann geh das nächste Mal selbst. Da!“ Er knallte die kostenlose Lokalzeitung, die er aus dem Briefkasten geholt hatte, auf den Tisch. „Wir sind die Lachnummer der ganzen Stadt.“
Ein Foto von dem verlassenen Twingo und dem daran gebundenen Geldautomaten war das Titelbild. Ohne den Artikel zu lesen, zerknüllte Noel die Zeitung und warf sie in die Tasche, in der sie das Altpapier sammelten.
„Dein toller Plan …“
Leon hielt ihm ablenkend einen Donut entgegen. „Ich habe dir welche mit Zuckerguss mitgebracht. Die magst du doch viel lieber als Schokolade.“
„Die Schokoglasur macht dick.“
Sein Freund starrte ihn entgeistert an. „Zuckerguss etwa nicht?“
Noel schnappte ihm den Donut aus der Hand und nahm einen großen Bissen. „Nein“, nuschelte er. Hm … Köstlich. Und ganz frisch. Mindestens sieben Toastbrote hätte Leon anstelle der Donuts bekommen können. Aber die waren echt lecker. Er grub in der Tüte nach einem zweiten.
„Wir müssen unbedingt Gleitgel kaufen. Die Tube ist fast leer“, sagte Leon, beugte sich über den Tisch und wischte ihm einem Zuckerstreusel von der Oberlippe.
Noel schnaufte und leckte sich über den Mund. „Wir können froh sein, wenn die uns Ende des Monats nicht den Strom abstellen.“
Sein Freund seufzte und vergrub den Kopf in den Händen. Sie waren Loser, alle beide. Noel hatte keinen Vater, zumindest keinen, der auf seiner Geburtsurkunde eingetragen war. Seine Mutter hatte sich im Komasaufen geübt, seit er ein kleiner Knirps gewesen war. Inzwischen lebte sie mit ihren zwei verbliebenen Hirnzellen in einem Pflegeheim. Da er bereits als kleiner Junge den kompletten Haushalt hatte wuppen und nebenbei seine besoffene Mutter betreuen müssen, war er in der Schule nicht mehr mitgekommen. Zu übermüdet, zu unkonzentriert, zu aggressiv seinen Mitschülern gegenüber. Klar, seine Nerven hatten damals blank gelegen. Nie hatte er gewusst, ob er lallende Ansprache erhielt, wenn er von der Schule nach Hause kam, oder ob ihn frustrierte Schläge erwarteten, weil kein Schnaps mehr in den Schränken zu finden war. Den Hauptschulabschluss hatte er mit Müh und Not geschafft. Zwei Lehrstellen hatte er danach angefangen. Der Malermeister, der ihm den ersten Ausbildungsplatz ermöglicht hatte, wurde auf der Autobahn totgefahren, bevor Noel das zweite Lehrjahr erreichte. Und in der Bäckerei hatte er nach wenigen Monaten gekündigt, als sich herausstellte, dass er unter einer Mehlstauballergie litt. Den Führerschein hatte er damals vom Amt gesponsert bekommen, damit er später als Maler zu seinen Kunden fahren konnte. Seitdem hatte sich beruflich irgendwie nichts ergeben, woran wahrscheinlich seine katastrophale Schulbildung schuld war. Oder besser gesagt, die mangelnde Schulbildung. Er hatte es mit mehreren Ausbildungsberufen probiert, packte aber jedes Mal den schulischen Teil nicht. Trotzdem hielt er an dem Traum einer vernünftigen Ausbildung fest, denn die Aussicht, sein Leben lang als Hiwi auf einer Baustelle zu arbeiten, behagte ihm überhaupt nicht.
Leon hingegen kannte beide Elternteile, weitergebracht hatte ihn das leider auch nicht. Die beiden hatten an ihrem dreißigsten Geburtstag, der zufällig auf dasselbe Datum fiel, einfach beschlossen, dass aussteigen viel schöner als malochen und Steuern zahlen war. Also hatten sie ihren damals dreijährigen Sohn unterm Arm gepackt, ihr Erspartes in einen Wohnwagen gesteckt und waren quer durch Europa getourt. Im Winter ans Mittelmeer, im Sommer nach Skandinavien. Und wieder zurück. Die wildromantische Idylle finanzierten die beiden mit verrückten Einfällen. Polkatanz in Finnland, Sandwichverkäufe ohne Lizenz oder sonstigen Albernheiten in Portugal, Höhlenmalkurse in den Pyrenäen – einige blöde Touristen waren darauf abgefahren – Showkochen in Dänemark ... Sie waren extrem kreativ und vollkommen talentbefreit und somit auch erfolglos. Ihr wahres Talent bestand darin, den richtigen Moment abzupassen, wann sie dringend abhauen mussten, um keinen Ärger mit den Behörden zu bekommen. Ihren Sohn hatten sie unterwegs Lesen, Schreiben, Rechnen beigebracht, statt ihn in eine Schule zu geben. Irgendwann waren sie an einer deutschen Raststätte aufgegriffen worden, als sich Leons Mutter dort für die Klofrau ausgegeben und fleißig Kleingeld abkassiert hatte. Sie hatte geglaubt, es gäbe keine Dienstleisterin an diesem gar nicht so stillen Örtchen. Die echte Dame für diesen Job hatte sich leider bloß verspätet und sofort die Polizei gerufen. Es kam heraus, dass Leons Vater keinen gültigen Führerschein besaß, seine Mutter in Frankreich wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung gesucht wurde – da war ein hässlicher Vorfall mit einem Touristen gewesen, der sich betrogen gefühlt hatte – und ein Elfjähriger im Wohnwagen saß, der noch nie eine Schule von innen sehen durfte, aber in vierzehn Sprachen fluchen konnte.
Leon hatte seine Eltern nie wiedergesehen. Die beiden hatten sich bei der erstbesten Gelegenheit abgesetzt und waren offenkundig damit zufrieden, dass ihr einziges Kind bei einer Großtante aufwachsen musste. Den Realschulabschluss hatte er wider Erwarten gut geschafft, was wohl eher an seinem Talent lag, die Lehrer charmant zu bequatschen, ihm noch eine Chance zu geben, immerhin hatte er eine schwierige Kindheit. Er konnte nichts vollständig, dafür von allem ein bisschen. Ausbildungen lagen ihm nicht, er hasste das Gefühl, wenn ihm andere Leute sagten, was er wie zu tun habe und interpretierte Aufgaben gerne auf seine Weise. Seine Einstellung zu Recht und Gesetz war ebenfalls eher ... kreativ. Dabei betonte er ständig, dass er komplett anders als seine Eltern sei, sesshaft sein wollte, konservativ eingestellt war.
Na ja. Im Vergleich zu den beiden war er das wohl auch.
Eigentlich hätten sie mit ihrem Arbeitslosengeld vom Jobcenter einigermaßen über die Runden kommen können, wenn es keinen Jacopo Santini gegeben hätten. Nach einem kleinen Gelage in einer Schwulenbar, waren Leon und Noel liebevoll miteinander rangelnd nach Hause gegangen. Wer zuerst ins Straucheln geraten war, wussten sie gar nicht mehr zu sagen. Fakt war jedoch, dass sie versucht hatten, sich aneinander festzuhalten. Und im Fallen waren sie gegen ein Motorrad gekommen, dass daraufhin umstürzte. Die heißgeliebte Maschine des hiesigen Zuhälters Jacopo Santini! Damit war ihr Schicksal besiegelt. Wollten Sie nicht mit Betonschuhen an den Füßen enden, mussten sie ihre Schulden für die Reparatur der Maschine abzahlen. Zweihundert Euro jeden Monat. Hundert davon betrugen allein die monatlichen Zinsen, die Jacopo ihnen abknüpfte. Schlappe achtzehntausend hatten sie noch vor sich. Als Noel sich darüber beschwert hatte, dass die Reparatur nie im Leben so viel Geld gekostet haben konnte, lag er drei Tage lang mit einer Gehirnerschütterung und geprellten Rippen im Bett. Essen hatte er auch nichts mehr wollen, denn einer von Jacopos Hieben hatte ihn mitten im Magen getroffen. Er konnte Leon auf Knien danken, dass der den wütenden Zuhälter hatte beruhigen können.
„Wenn wir nicht einmal mehr miteinander schlafen können, gebe ich mir die Kugel“, sagte Leon. Er hatte Schokoglasur in seinen honigblonden Haaren, die er neuerdings im Zopf trug. Ein Friseurbesuch war leider zu teuer. Zusammen mit den goldenen Bartstoppeln und den verträumten Teddyaugen hatte er etwas von einem Künstler an sich. Ein kleinkrimineller Künstler. Noel wünschte, er würde mehr und bessere Nebenjobs auftun können, damit sein Freund auch mal wieder ganz in Ruhe nach gutbürgerlichen Betätigungen suchen würde, statt Überfälle zu planen.
„Wir haben noch Sonnenblumenöl.“ Noel lächelte aufmunternd und zupfte ihm die Schokolade aus dem Zopf. „Und ich streiche gleich bei Frau Blumenthal den Flur. Wenn ich es gut mache, lässt sie vielleicht etwas mehr springen.“ Maler waren immer gefragt, sodass er ab und an etwas schwarz verdienen konnte, obwohl er die Ausbildung nie abgeschlossen hatte. Zumindest wusste er, wie man einen Pinsel hielt. Peinlich war es gewesen, als ein ehemaliger Kunde ihn an einen Bekannten weitervermittelt hatte und er plötzlich seinem Sachbearbeiter aus dem Jobcenter gegenüberstand. Er hatte sich schweigend umgedreht und war gegangen. Weder er noch Herr Kröppke hatten den Vorfall jemals angesprochen. Zumindest bekam er seinen Weiterbewilligungsantrag ohne die übliche Schikane bewilligt. Trotzdem war die Sache furchtbar peinlich gewesen.
„Ich hab dich lieb“, sagte Leon aus heiterem Himmel.
„So lieb, dass du nachher die Wäsche machst?“
Ein abgrundtiefes Stöhnen antwortete ihm. Typisch. Leon putzte lieber Fenster, als dass er die Waschmaschine bediente, mit der er ohnehin auf Kriegsfuß stand. Noel konnte sich noch gut an die letzte Schaumparty erinnern, die in der Küche nach dem übermäßigen Einfüllen von Shampoo – Waschmittel war damals aus – stattgefunden hatte. Die anschließende Schrubberparty war dann ausgeartet. Nackt waren sie eng umschlungen durch den Schaum über den Fußboden gerollt … Noel durfte nicht darüber nachdenken, sonst bekam er gleich wieder einen Ständer. Und ehrlich gesagt, hatte er auf Sonnenblumenöl in der Arschritze nicht unbedingt Lust.
„Ich habe noch eine andere Idee, wie wir an Kohle kommen.“
„Ach?“ Noel war skeptisch.
„Ich könnte im Schwimmbad ein paar Spinde leerräumen.“
„Leon, glaubst du nicht, dass man mit einer Skimaske im Schwimmbad auffällt?“
Sein Freund murrte. „Immer hast du etwas auszusetzen. Was ist mit dem Kiosk?“
„Welcher Kiosk?“
„Den an der Ecke zum Stadtpark.“
„Willst du den auch abreißen und in einen Kofferraum stopfen?“
„Ha, ha. Sehr witzig.“ Leon war beleidigt und schmierte mit einem Stückchen Schokoglasur auf dem Küchentisch herum. „Jacopo Santini wird bestimmt auch lachen, wenn wir die Rate für diesen Monat nicht zusammenbekommen.“
„Okay, okay. Du brütest über der Waschmaschine einen Plan aus und wir reden später darüber, wenn ich wieder zurück bin. Einverstanden?“
„Bekomme ich gerade die Wäsche aufgedrückt?“
„Bingo. Oder möchtest du lieber malern gehen?“ Noel machte Anstalten aus seinem fleckigen Overall zu steigen, was unnötig war, da Leon abwehrend die Hände ausstreckte.
„Drohungen sind unnötig. Ich bespaße ja die Waschmaschine. Schäkere du mal mit Frau Blumenthal, die hat ohnehin einen Narren an dir gefressen.“
Noel umarmte Leon und gab ihm einen Kuss. „Bis später. Und mach bitte nichts kaputt.“
Leon knurrte leise, als die Tür ins Schloss fiel. Als ob er jemals mit Absicht etwas kaputt gemacht hätte! Dieser billige Chinesen-Elektrokram war doch in Wahrheit darauf programmiert, sofort auseinanderzufallen, damit man auch ja beständig Nachschub kaufte. Das konnte man ihm nicht vorwerfen.
Anscheinend wurden neuerdings auch Geldautomaten in China hergestellt. Im unteren Drittel des Zeitungsartikels stand nämlich:
„Auch wenn es nicht die Absicht der Twingo-Räuber gewesen sein kann, so haben sie möglicherweise mit ihrer Tat Leben gerettet. Die Sachverständigen stellten bei Besichtigung des Schadens fest, dass die Elektronik des Geldautomaten fehlerhaft gewesen sein muss. Es sei ein Wunder, dass noch kein Bankkunde beim Geldabheben einen tödlichen Schlag erlitten hat.“
„Da seht ihr’s. Lauter Billigkram. Welch ein Glück, dass wir zur Stelle waren“, brummte er und warf die Zeitung zurück in den Müll, aus dem er sie noch einmal hervorgekramt hatte. Sie hätten den blöden Twingo aufpolieren und an irgendeinen Idioten verkaufen sollen, dann hätten sie wenigstens die Monatsrate zusammenbekommen. Und noch Kleingeld für Gleitgel übriggehabt. Aber er wollte so dringend ihre Schulden auf einen Schlag loswerden! Die Situation war unerträglich.
Schlecht gelaunt räumte er die Kaffeetassen in die Spüle und wusch ab. Seine Eltern hatten das nie getan. Die ließen benutztes Geschirr einfach im Regen stehen. Oder, wenn es zu schlimm war, wurde eine Pfanne mal für dreißig Sekunden unter Wasser gehalten. Brrr! Am liebsten würde er jedes Mal eine halbe Flasche Spülmittel benutzen, um jeden Teller und jeden Löffel einzeln einzuseifen. Leider war Spülmittel teuer, also durfte er das nicht. Es war zum Haare raufen! Was hatte sich das bescheuerte Schicksal dabei gedacht, dass sie ausgerechnet die Maschine von diesem Zuhälter umsemmeln mussten!
Manchmal dachte er darüber nach, mit Noel zusammen wegzulaufen. Nicht gleich auf einen Roadtrip. Nein. Aber zum Beispiel nach Österreich oder in die Niederlande könnten sie gehen und versuchen, dort einen Neuanfang zu starten. Diese Scheiße hier hinter sich zu lassen. Sie waren mit zweiundzwanzig zu jung, um von früh bis spät nichts als Sorgen zu haben und auf der ewigen Verliererseite zu stehen! Dann überkamen ihn allerdings Albträume von Nächten, in denen er mit seinen Eltern fast erfroren wäre. In denen es von sämtlichen Seiten in ihren Wohnwagen reinregnete. In denen ...
Bloß nicht daran denken.
Akribisch wischte er den Küchentisch sauber. Noel hätte die Idee mit den Schwimmbadspinden nicht sofort weglachen dürfen. Natürlich wäre er dort nicht mit Skimaske aufgetaucht. Er wusste schließlich, welche Ecken im Stadtbad nicht von der Kamera erfasst wurden. Einfach dafür sorgen, dass es keine einzige scharfe Einstellung des Gesichts gab. Handschuhe an, um keine Abdrücke zu hinterlassen und dann ran. Handys ließen sich prima verticken und die meisten Leute nahmen ausreichend Kleingeld mit ins Bad. Da wären bestimmt zweihundert Euro zusammengekommen. Wer schwimmen gehen konnte, war in den meisten Fällen gut genug betucht, dass ihm der Verlust von dreißig, vierzig Euros nicht wehtat.
Klar.
Es gab Ausnahmen.
Leon konnte nur an seinem Geburtstag ins Bad. Da hatte er freien Eintritt, wenn er seinen Ausweis mitbrachte, um diese Tatsache beweisen zu können. Das hatten sie tatsächlich getan. Vor vier Monaten, an seinem Geburtstag, waren sie schwimmen gegangen. Noel hatte den Eintritt bezahlen müssen, das hatten sie sich gerade noch leisten können. Da sie vor über zwei Jahren im Freibad zusammengekommen waren, war es Leon wichtig gewesen. Der schönste Geburtstag, den er sich vorstellen konnte. Allzu viel Kuscheln konnten sie im Becken natürlich nicht. Sie wollten schließlich keinen Ärger provozieren. Aber sich einfach mal eine Runde austoben, zwischendurch Händchen halten, in Noels grünbraunen Augen versinken ... Wundervoll.
Okay! Es gab nichts mehr zu tun. Sich noch länger zu drücken half auch nicht weiter. Langsamen Schrittes näherte er sich der Waschmaschine.
„Wir beide werden uns gut vertragen, oder?“, fragte er sie misstrauisch. Dieses Gerät und er waren keine Freunde, oh nein. Er empfand bereits dieses Farbsortieren als Zumutung. Und nie konnte er sich merken, was bei wie viel Grad gewaschen werden sollte. Noel hatte ihm ein Poster gemalt und es über die Maschine gehängt. Mit kleinen T-Shirts in der 30°-Spalte und Bettwäsche und Handtüchern in der 60°-Spalte. Sah niedlich aus. Er streckte dem Poster die Zunge raus.
Ganz dick rot unterstrichen war auf dem Ding der Satz: NIEMALS ÜBERLADEN!
Pfff. Er wollte doch bloß Wasser und Waschmittel sparen. Jawohl. Wie schlimm konnte es schon sein, wenn man etwas mehr Zeug reinstopfte? Er würde auf keinen Fall jedes Mal für drei Teile die Maschine anwerfen, das war totale Verschwendung!
Motzend und stöhnend verschwendete er zehn Minuten kostbarste Lebenszeit damit, die Weißwäsche zu sortieren. Weiß war nicht einfach weiß. Noel trug gerne dunkelgrau. Passte hervorragend zu seinen dunkelbraunen Wuschelhaaren. Leon wusste nie, ob diese Teile wirklich noch zur Weißwäsche gehörten oder besser in den hellbunten Stapel geworfen werden sollten. Was für eine Zumutung!
Als er endlich fertig war, stopfte er das Zeug in die Trommel. Natürlich waren bloß noch fünf Teile übrig, als er den angeblich so perfekt-idealen Beladungszustand erreicht hatte, mit Luft nach oben. Blöd, dass diese Teile etwas sperriger waren, darunter eine weiße Jeans. Leon drückte, stopfte und schob, bis der letzte Stoffzipfel verstaut war. Geschafft! Er wischte sich erschöpft über die Stirn. Immer wenn er Dinge tun musste, die er nicht tun wollte, fühlte er sich sofort überfordert und überanstrengt, als hätte er einen Marathon hinter sich gebracht.
Im Moment war das ein Dauerzustand. Er wollte keine Schulden bei einem fiesen Schläger haben, verdammt! Er wollte nicht darum zittern müssen, ob sie am Ende des Monats noch Strom benutzen oder etwas zu essen haben würden. Und ganz bestimmt wollte er nicht Sonnenblumenöl als Gleitgelersatz ertragen.
Nun denn. Das Waschmittel maß er mit dem letzten bisschen Konzentration ab, das er noch aufbringen konnte. Fertig!
Jetzt war er fast schon reif fürs Bett. Aber das war nicht drin. Leon würde niemals zulassen, dass sich Noel allein für sie, ihre Schulden, ihren Lebensunterhalt abrackerte. Darum schnappte er sich seinen roten Strohhut, warf einen letzten kritischen Blick auf die Waschmaschine – seit einigen Wochen machte die ziemlichen Krach im Schleudergang, das fand er nervtötend und machte ihm auch ein bisschen Angst – und verließ die Wohnung. Das Wetter war perfekt zum Arbeiten!
„Herrschaften, hier geht’s lang!“, rief Leon auf Spanisch. Er hatte keine Lizenz als Fremdenführer. Die benötigte man in Deutschland auch nicht, den Job konnte jeder machen, der sich dazu berufen fühlte. Was man allerdings benötigte, war ein Gewerbeschein für freiberufliche Tätigkeiten. Den hatte er nie beantragt, denn dann würde er auch eine Steuererklärung ablegen müssen und die staatliche Fürsorge gegengerechnet werden. In einigen wenigen Punkten hatten seine Eltern seiner Meinung nach durchaus recht gehabt: Es konnte nicht angehen, dass Leute hart arbeiteten und dennoch verhungern mussten, weil der Staat von ihnen Steuern verlangte, während riesengroße Konzerne Milliarden scheffelten und dafür kaum einen Penny abgezwackt bekamen, weil das ja schließlich tolle Arbeitgeber waren. So nicht! Die paar lausigen Kröten, die er mit seinen Fremdsprachenkenntnissen verdiente, indem er vollgefressene Touristen an Kirchen und Brunnen und Statuen vorbeiführte, die sollten gefälligst ihm gehören. Darum marschierte er auch grundsätzlich bloß bei nieseligem Wetter los. Da waren die Hyänen vom Ordnungsamt nicht so auf der Hut. Leider konnte er ausschließlich Führungen in Spanisch übernehmen. Sein Französisch wäre auch noch gut genug, da war allerdings die Profi-Konkurrenz zu groß. Diejenigen, die brav ihren Schein besaßen und sich von Reiseunternehmen anheuern ließen. Diese Leute mochten ihn nicht und nannten ihn einen Scharlatan. Bloß weil er den Touristen gelegentlich Unsinn erzählte.
„Sehen Sie hier die Statue?“, rief er und zeigte auf eine Frauenfigur, die aus einer Hauswand herauszutreten schien. Das hatte keineswegs historische Bedeutung, sondern war lediglich ein Gimmick des Häuslebauers gewesen. Leon strickte daraus eine lokale Legende, die angeblich heute nur noch wenigen Menschen bekannt war und deshalb weder in Stadtführern noch im Internet gefunden werden konnte. Sie beinhaltete sehr viel Blut, einen eifersüchtigen Ehemann und ein armes Frauchen, das gerade noch fliehen konnte, nachdem sie mitansehen musste, wie ihr Liebhaber entmannt worden war. Im Wald hatten Wölfe sie niedergemacht und bei lebendigem Leib gefressen. Mit ihrem letzten Atemzug hatte sie ihren Gatten verflucht und dafür gesorgt, dass er bis zum Ende seiner Tage von schrecklichen Albträumen heimgesucht wurde.
Alles Unfug. Doch die Touristen liebten es, freuten sich, etwas scheinbar echte Folklore mitzunehmen und sich bei ihrer Führung amüsieren zu dürfen. Leon freute sich ebenfalls. Das lief spitze! Nur noch den ollen Domplatz, dort konnte er seinen Hut rumreichen. Er ließ die Leute gerne selbst entscheiden, was sie zahlen wollten, statt vorher einen Festpreis zu vereinbaren. Zufriedene Kunden waren am Ende meistens großzügiger. Trotzdem bekam er häufig genug gar keinen Lohn. Jedes Mal, wenn das Ordnungsamt auf dem Domplatz herumstolzierte. Dann musste er fluchend abbrechen und seine Gruppe im Stich lassen, denn die Hyänen kannten ihn längst. Oder wenn Paolo da war. Einer seiner Konkurrenten mit Gewerbeschein. Paolo war die Pest. Er ...
„Buenos días, señoras y caballeros”, erklang die verhasste Stimme prompt hinter ihm. Paolo, ein rund zwanzigjährer Kotzbrocken mit dunklem Lockenschopf und drahtiger Figur begrüßte die Herrschaften seiner Gruppe höflich und teilte ihnen mit, dass er die letzte Etappe der Führung übernehmen würde, weil ihr bisheriger Führer auf einen Notfall reagieren müsse. Innerlich kreischend vor Wut musste Leon es mit einem Lächeln hinnehmen. Widerstand war zwecklos. Paolo wusste, wo Leon wohnte und es würde ihn bloß einen Anruf beim Ordnungsamt kosten, um ihn zu verpfeifen.
„Es tut mir sehr leid und ich hoffe, Sie haben die bisherige Tour mit mir genießen können“, knurrte Leon und schwenkte seinen Hut. Eine übergewichtige Dame in grellorangefarbenem Sommerkleid steckte ihm fünf Euro zu. Der Rest der Gruppe hatte ihn bereits vergessen und folgte nun Paolo, diesem Parasiten. Eine Stunde Dauergesabbel und durch die Gegend rennen – umsonst.
Na ja.
Fast umsonst.
Leon wusste, dass es sinnlos war, sich über Misserfolge zu ärgern. Es würden andere Tage kommen. Vielleicht ein Tag, an dem Paolo sich beide Beine brach und wasserartigen Durchfall erlitt. Also zuckte er mit den Schultern und ging in die nächstgelegene Drogerie. Gleitgel kaufen. Und darüber nachdenken, zu welcher Uhrzeit man den Kiosk am besten überfallen könnte, ohne Zeugen zu riskieren.
„Und dann meinte doch die Gerda, ich hätte die ganzen Beine voller Besenreiser und müsste die dringend mal gemacht bekommen. Ich sag dir, Noel, die hat jetzt voll den Vogel, nachdem sie sich die Lippen hat aufspritzen lassen. Nun hat der Schönheitswahn sie direkt in den Hintern gebissen und alle müssen mitziehen. Meine Beine müssen nicht mehr toll aussehen, ich bin schließlich keine zwanzig mehr. Ich bin ja nicht mal mehr sechzig. Wen soll ich denn noch mit meinen Beinen becircen? Herrn Huttenbröker? Ha! Dass ich nicht lache!“ Frau Blumenthal kam aus der Küche, wo sie während ihrer Lamentiererei mit Töpfen und Pfannen klapperte. Es roch längst lecker nach Essen, was Noels Magen zum Knurren brachte.
„Hier! Sind für ihr Alter doch noch gut, oder?“ Sie streckte ihm ein Bein entgegen und hob dazu die gestreifte Kittelschürze etwas an.
„Ich habe an Ihren Beinen nichts auszusetzen, Frau Blumenthal“, antwortete Noel brav, ohne im gleichmäßigen Abrollen inne zu halten.
„Na, bitte!“ Frau Blumenthal, klein, mollig, stets in Kittelschürze und blickdichten Nylons – wie, um Himmels Willen, hätte er da Besenreiser erkennen sollen? – sowie einen ordentlichen Dutt, verschwand wieder in der Küche.
„Und der alte Huttenbröker ist wohl untervögelt“, hörte Noel sie weiter erzählen. „Spielt sich hier auf, bloß weil er der Hausmeister ist. Als ob das Haus sein Königreich wäre … Er hat sich tatsächlich bei mir über euch Jungs beschwert. Angeblich hättet ihr das Treppenhaus nicht geputzt. Herr Huttenbröker, hab ich gesagt, Herr Huttenbröker, auf meine Jungs lasse ich nichts kommen. Der Leon muss mit einem Putzlappen in der Hand geboren worden sein, der hat die Treppe gewienert, bis man sich in den Stufen spiegeln konnte. Das hab ich gesagt. Ich bekomme doch mit, wenn jemand die Treppe putzt.“
Natürlich bekam sie es mit. Frau Blumenthal entging nur selten etwas.
„Der alte Tunichtgut könnte mal lieber selbst seine Treppe putzen, anstatt auf euch Jungs zu schimpfen. Was sagst du dazu, Noel?“
„Der Stinkstiefel kann uns nicht leiden.“ Noel strich überschüssige Farbe von der Rolle und malerte weiter. Er hatte gute Farbe besorgt und das machte sich bezahlt. Sie deckte hervorragend und man konnte sie sparsam verwenden. Und der Farbton würde prima sein, wenn alles trocken war. Er hatte ein ganz besonders sonniges Gelb für Frau Blumenthal angemischt.
„Stinkstiefel trifft es. Ein alter Sack ist er, jawohl. Und die Gerda hat bloß einen Narren an ihrem Schönheitschirurgen gefressen und will ihm nur imponieren, indem sie ihm ihren kompletten Freundeskreis in die Praxis schickt. Und was hat sie davon? Nichts! Gestern habe ich die alte Schmittke gesehen, wie sie am falschen Haus stand und versuchte hineinzukommen. Mit ihrer Demenz gehört die ins Heim, wenn sie dauernd vergisst, dass sie ein Haus weiter wohnt. Eines Tages wird sie es versäumen, den Herd auszuschalten und wir können dann beobachten, wie sie in ihrer eigenen Wohnung geröstet wird. Die gehört eindeutig in Pflege, genau wie der Aubold. Der hat nämlich nach wie vor das offene Bein und kann kaum krauchen. Aber ich soll mir die Besenreiser operieren lassen. So’n Quatsch! Die Gerda war ja seit jeher etepetete und wollte was Besseres sein. Wer braucht denn mit zweiundsiebzig noch Lippen wie Schlauchboote, Noel? Als ob sie damit über den Jordan setzen will. Hui, war die böse, als ich sie das gefragt habe.“
Noel grinste.
„Hörst du mir zu?“
„Klar. Sie sind eine wirklich fiese Zicke, Frau Blumenthal.“
„Ja, sicher bin ich das. Mir nimmt man nicht die Butter vom Brot.