Einwurf für die Liebe - Alina Jipp - E-Book

Einwurf für die Liebe E-Book

Alina Jipp

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Beschreibung

Profisportler? Nein, danke!

Nach der schwierigen Trennung von ihrem Exfreund Tyler, einem erfolgreichen Rugbyspieler, steht Mailin vor den Trümmern ihrer Welt. Als seine Social Media Assistentin hat sie nicht nur ihren Job verloren, sondern auch das Vertrauen in die Liebe. Doch als Tyler seinem Cousin Aaron den Hund schenkt, den er Mailin bei der Trennung weggenommen hat, kreuzen sich ihre Wege auf unerwartete Weise.

Aaron, ein talentierter Fußballer, findet sich nach einem handgreiflichen Streit mit Tyler sich plötzlich inmitten eines Mediensturms wieder. Um die Wogen zu glätten, beschließen Mailin und Aaron, eine Fakebeziehung einzugehen. Was als taktischer Schachzug beginnt, entwickelt sich schnell zu einer aufregenden Reise voller Lügen und unerwarteter Gefühle.

Kann es eine Zukunft geben, wenn es mit einer Lüge beginnt?

Für alle Fans der Tropes Sportsromance, Fakromance und Wholsome Romance

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Epilog
Danksagung
Über die Autorin

 

 

Einwurf für die Liebe

 

Von Alina Jipp

 

 

 

 

 

 

 

 

Einwurf für die Liebe

 

 

 

Von Alina Jipp

 

 

 

Am Georg-Stollen 30

37539 Bad Grund

https://alina-jipp.de/newsletteranmeldung/

Coverdesign: Dream Design Cover and Art Renee Rott

Bildmaterial: Adobestock, Depositophotos

 

Lektorat und Korrektorat Sandra Paczulla

Korrektorat Ulrike Limacher

 

 

 

 

[email protected]

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1. Auflage, 2024

© 24.11.2024 Alina Jipp – alle Rechte vorbehalten.

Am Georg-Stollen 30

37539 Bad Grund

 

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1

Aaron

»Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Team.«

Endlich! Das Gefühl, das mich durchströmt, ist unbeschreiblich. Ich habe es geschafft. Ab jetzt bin ich ein Spieler meines Lieblingsvereins Waterford Shamrocks in meiner Heimatstadt Waterford City. Ich liebe den Osten Irlands mit seiner rauen Küste und die Geschichte der Stadt. Außerdem lebt meine Familie hier und ich hoffe, durch den Wechsel hierher, ein besseres Verhältnis zu ihnen zu bekommen. Auch wenn ich nur Fußball spiele und nicht Rugby wie mein Cousin Tyler, der der Star der Rugbynationalmannschaft ist. Aber jetzt will ich nicht an Ty und seinen Schatten denken, in dem ich schon mein ganzes Leben stehe. Hier und heute geht es nur um mich und meinen Erfolg.

Es folgt eine Pressekonferenz, bei der ich offiziell als neuer Stürmer der Waterford Shamrocks und als Hoffnung für die Zukunft des Vereins vorgestellt werde.

›Bloß keinen Druck‹, denke ich, lächle aber brav.

»Mit Aaron Doyle ist die Mannschaft für die neue Saison komplett und wir planen keine weiteren Verpflichtungen. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserem Team dieses Jahr große Chancen auf einen oberen Tabellenplatz haben …« Der Trainer spricht noch etwas über die neue Saison und ich sitze einfach nur da und lächle weiter. Danach werden Fotos von mir im neuen Trikot gemacht und dann bin ich für heute fertig.

»Glückwunsch. Das war ein guter Einstand.« Bennett, mein Manager, klopft mir auf die Schulter. Ihm habe ich diese Chance zu verdanken. Vorher habe ich in Dublin gespielt, aber dort stand ich immer in direkter Konkurrenz mit Dean Defford um die Spielzeit. Na ja, nicht nur darum, aber das tut ja nichts mehr zur Sache, sollte Tatjana doch glücklich mit ihm werden. Für mich sind die Kapitel Dublin, Dean und Tatjana nun Geschichte und außer zu den Spielen, die wir gegen meine alte Mannschaft austragen werden, muss ich sie nie wieder sehen. Und ich werde alles dafür tun, um Dean in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Doch dieses Mal ausschließlich auf dem Platz und nicht, weil er mir die Freundin ausgespannt hat. Die Medien haben das Ganze ziemlich aufgebauscht, da es zwischen uns zu einem Streit in der Halbzeitpause kam, bei dem es fast zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre. Aber halt nur beinahe. Schließlich bin ich eigentlich ein friedlicher Mensch und ich sammle auch auf dem Platz wenig Karten. Es tut einfach weh, wenn man die eigene Freundin mit einem anderen erwischt und noch dazu mit einem Teamkollegen.

»Lass uns feiern gehen. Der Vertrag bringt uns beiden gutes Geld und ich hab auch schon das perfekte Haus für dich gefunden.« Bennett grinst mich an.

»Bist du jetzt unter die Makler gegangen?«, necke ich ihn. Denn das gehört wirklich nicht zu seinen Aufgaben. Ich habe ihm zwar erzählt, dass ich ein Haus oder eine Wohnung suche, allerdings nicht, dass er sich darum kümmern soll.

»Nein.« Er lacht. »Aber es würde gute Presse bringen, wenn du etwas hier in der Stadt kaufst. Es macht dich zu einem von ihnen. Der verlorene Sohn der Stadt kehrt zurück nach Hause. Was hältst du davon, mal bei deinem alten Verein vorbeizuschauen? So ein Kindertraining bedeutet immer super Presse.«

Automatisch nicke ich, das ist die erste Idee in letzter Zeit, die mich nicht so sehr nervt. Ansonsten höre ich von ihm immer nur Presse, Presse, Presse. Manchmal denke ich, dass er kein anderes Thema kennt. Na ja, außer Trikotverkäufe, Werbeverträge und Co. Dabei bin ich doch hier, um Fußball zu spielen.

»Du solltest dir einen Social-Media-Manager oder virtuellen Assistenten zulegen, vielleicht auch einen persönlichen Assistenten, der sich um alles kümmert, was du nicht willst oder schaffst, damit du dich voll und ganz auf den Sport konzentrieren kannst«, fährt er fort. Es ist nicht das erste Mal, dass er dieses Thema anspricht, aber mich nervt er damit. Ja, ich poste nicht täglich, allerdings schon ab und zu und meine Follower-Zahl wächst stetig. Nachher werde ich ein kleines Video von mir im neuen Trikot machen und in meine Story stellen. Das muss doch reichen.

Zum Glück klingelt jetzt mein Telefon und unterbricht dieses nervige Gespräch.

»Ich muss da drangehen«, sage ich, dabei habe ich nicht mal aufs Display geschaut.

»Wo bleibst du? Die Familie wartet mit dem Kuchen auf dich«, erklingt die Stimme meines Vaters ohne Begrüßung aus dem Telefon.

»Hi, Dad, danke für die Glückwünsche.« Die Ironie kann ich mir nicht verkneifen, aber natürlich ist sie an meinen Vater verschwendet.

Er schnaubt nur. »Wann bist du hier?«

»Bald, die Verträge sind unterschrieben und ich komme gerade von der Pressekonferenz. Nun muss ich nur noch etwas mit meinem Manager besprechen und dann mache ich mich auf den Weg.«

»Tyler war pünktlich hier, dabei hat er morgen ein wichtiges Spiel.«

»Ich bin bald da«, verspreche ich und lege auf. Am liebsten würde ich jetzt einfach nach Hause fahren und mich eine Runde auspowern. Das Problem ist nur, dass ich aktuell noch gar kein Zuhause habe. Meine Wohnung in Dublin fehlt mir jetzt schon, also warum sollte ich das Haus nicht nehmen, das Bennett für mich hat? Alles ist besser, als bei meinen Eltern einzuziehen, was sie mir sicher vorschlagen werden, falls ich ihnen berichte, dass ich aktuell noch in einem Hotel wohne.

»Sorry, meine Eltern warten. Also wenn du dich um alles kümmerst, nehme ich das Haus. Sag mir wann und wo ich die Verträge unterschreiben soll und ich bin da.« Das ist zwar mit einem gewissen Risiko verbunden, aber zur Not kann ich das Haus ja immer noch vermieten oder weiterverkaufen und mir etwas anderes suchen.

Bennett und ich schlagen ein und dann verabschiede ich mich, um mich meiner Familie zu stellen. Nur schade, dass Tyler auch da ist, und kein Auswärtsspiel hat oder so. Warum nur hat er das Angebot, nach Australien zu gehen, abgelehnt? Wie gern würde ich ihm am Flughafen hinterherwinken, weil er ans andere Ende der Welt zieht, aber dazu wird es wohl nicht kommen.

Es dauert dann doch etwa eine halbe Stunde, bis ich auf den Hof meiner Eltern fahre. Sie leben auf einem alten Bauernhof außerhalb der Stadt und näher am Meer. Mom und Dad in der umgebauten ehemaligen Scheune und mein Großvater lebt im ursprünglichen Bauernhaus. Oder besser gesagt, er residiert hier, wie ein alter Adliger aus längst vergangenen Zeiten und lässt sich von meiner Mutter von vorn bis hinten bedienen. Dabei stammt meine Familie von Bauern ab. Aber vielleicht war Großvater – er besteht auf diese Anrede, wehe jemand nennt ihn Grandpa – in seinem vorherigen Leben ein Großgrundbesitzer oder so.

Als ich den Wagen parke und aussteige, kommt ein schwarz-weißer Blitz auf mich zugerast. Seit wann haben meine Eltern denn wieder einen Hund? Noch dazu einen Border Collie. Wollen sie unter die Schafzüchter gehen oder warum holen sie sich einen Hütehund?

Zumindest ist das Tier freundlich und freut sich sichtlich, als ich ihn streichle.

»Buddy, sitz!«, ertönt da Tylers herrische Stimme. Doch der Hund denkt gar nicht daran, auf ihn zu hören, sondern schnüffelt weiter an mir und lässt sich nur zu gern von mir streicheln.

»Sitz, du altes Mistvieh.«

»Lass ihn doch. Er tut ja nichts.«

»Er tut ja nichts«, äfft Tyler mich nach. »Er soll hören, wenn ich etwas sage. Mann, ich hasse diesen Köter.«

»Wem gehört er denn?« Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es sein Hund ist. Tyler hatte es noch nie mit Haustieren. Tiere bedeuten schließlich Verantwortung und die scheut er.

»Mir. Leider. Willst du ihn haben? Ich schenke ihn dir, sonst bringe ich ihn wahrscheinlich ins Tierheim. Das Vieh ist unmöglich. Ja, du nimmst ihn. Das ist die beste Lösung.«

»Oh, das ist eine tolle Idee. Bei Aaron ist er gut aufgehoben. Du kannst ihn zum Joggen mitnehmen und mit ihm Ballspielen.«

Damit ist es für meine Familie beschlossen. Kurz überlege ich, zu protestieren, aber dann zucke ich mit den Schultern. Früher hatten wir immer Hunde und ich habe es geliebt. Warum also nicht und so muss der hübsche Kerl nicht ins Tierheim. Dann bin ich jetzt wohl Hundebesitzer.

Für meine Familie ist meine Zusage eh klar. So sind sie immer, sie überrollen mich mit ihren Ideen und ich soll brav das tun, was sie beschließen. Bisher habe ich mich nur ein einziges Mal wirklich durchgesetzt, als es um die Wahl meines Sportes ging und ich Fußball statt Rugby gewählt habe.

Mailin

 

Mein Handy klingelt und ich nehme mein Kissen, um es mir über den Kopf zu ziehen. Ich will jetzt nicht telefonieren. Am liebsten würde ich nie wieder mit irgendwem reden. Darf ich nicht einfach hier auf meinem verdammten Bett, das eigentlich nur ein Schlafsofa und dazu ziemlich unbequem ist, liegen und mich in meinem Elend suhlen? Endlich gibt es Ruhe und ich atme etwas auf, obwohl auch die Tränen noch immer fließen.

»Er ist es nicht wert!«, sage ich mir selbst und im Grunde weiß ich, dass es stimmt. Aber es hilft nicht.

Natürlich ist er es nicht wert, trotzdem kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Wie dämlich ich doch gewesen bin. Drei Jahre lang habe ich alles getan, um Tyler durch das College zu bringen, ich habe das Geld herangeschafft und zusammengehalten, den Haushalt erledigt, ihm Lernkarten geschrieben und mich um mein eigenes Studium gekümmert.

Sein Interesse galt von Anfang an eher dem Sport als dem Geldverdienen. Zwar hat er schnell ein Stipendium als Rugbyspieler ergattert, aber sein Konto war trotzdem immer schon in der Monatsmitte leer, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihn durchzufüttern. Daher war es auch nur logisch, dass er schon bald bei mir eingezogen ist. So konnten wir seine Miete sparen. Erst seit er in den Profisport gewechselt ist, in dem er jetzt richtig viel verdient, hat sich das geändert. Obwohl er auch jetzt noch gern Geld für unnütze Sachen ausgibt und ich darauf aufpassen musste, dass alle Rechnungen pünktlich bezahlt wurden, war er es nun, der die meisten Kosten übernahm. Allein schon, weil ihm die kleine Wohnung nicht mehr gereicht hat und es ein riesiges modernes Loft sein musste und von da an haben wir alle Kosten geteilt. Na ja, zumindest so lange, bis seine Ansprüche immer mehr gewachsen sind, mein Gehalt als seine persönliche Assistentin und Social-Media-Managerin allerdings nicht. Eigentlich wollte ich mir weitere Kunden suchen, um mithalten zu können, aber das hat er nie zugelassen. Die Wohnung war echt genial, das muss ich zugeben, und sie fehlt mir auch, doch eigentlich war sie für uns völlig überdimensioniert gewesen. Da er dort also das meiste bezahlt hat, wurde es automatisch zu meiner Aufgabe, mich um die Sauberkeit, das Kochen und alles andere zu kümmern. »Wir sind ein Team, Mailin. Nur wir beide und niemand sonst. Dass ich bezahle, macht nichts, so musst du weniger Steuern zahlen und was mein ist, ist ja auch dein«, hat er immer wieder betont und ich war so blöd, ihm jedes Wort zu glauben. Mit dem Endergebnis, dass auf dem Papier nun alles ihm gehört und unser Team nicht mehr existiert. Er hat mir alles genommen, inklusive meiner zweiten großen Liebe, meinen Hund Buddy.

Natürlich habe ich das freiwillig getan. Schließlich hatte ich ihn geliebt. Fuck! Ich liebe den Kerl ja immer noch irgendwie, auch wenn er das wirklich nicht verdient hat. Doch jetzt ist der Sturz dafür umso tiefer, vom Loft zurück in ein Einzimmerapartment mit winzigem Bad und Kochnische in der Ecke.

Ein Klopfen an der Tür lässt mich zusammenzucken und unterbricht damit meine Gedanken an Ty. Wer ist das denn jetzt?

»Mailin, mach auf. Ich weiß genau, dass du da bist.« Die Stimme meiner besten Freundin Maya klingt entschlossen.

»Geh weg«, rufe ich zurück, wische mir aber schnell die Tränen weg. Sie wird nicht gehen, das weiß ich genau und wenn ich ihr nicht öffne, wird sie so lange Theater machen, bis die Nachbarn sauer sind. Die Wände hier in diesem Haus sind einfach zu dünn und ich hasse es. Das Loft fehlt mir, dort hört einen niemand und nicht nur die Wohnung fehlt mir. Mein Hund noch viel mehr und sogar Ty. Das Arschloch.

Nein! Nicht schon wieder daran denken. Die Zeit mit Tyler ist vorbei und ich muss nach vorn sehen.

»Mailin! Mach auf.«

»Ich komme ja schon«, schreie ich zurück und stehe auf. Sie wird eh keine Ruhe geben. Wenn Maya auf einer Mission ist, gibt sie nicht auf, bis sie ihr Ziel erreicht und jetzt ist es wohl ihr Ziel, mich aus meiner Trauer zu holen.

Schnell wische ich mir mit einem Taschentuch die letzten Tränen weg. Eigentlich würde ich mir jetzt gern erst das Gesicht waschen, damit ich nicht ganz so verquollen aussehe, aber Maya killt mich wahrscheinlich, wenn ich sie noch länger warten lasse. Oder sie schlägt die Tür ein.

Also öffne ich die Tür und trete schnell einen Schritt zurück, als meine beste Freundin wie ein Wirbelsturm hereinstürzt.

»Oh, Süße. Du siehst echt scheiße aus. Aber das kriegen wir hin. Jetzt bin ich ja da.« Sie zieht mich in eine Umarmung, bevor ich etwas auf ihr zweifelhaftes Kompliment erwidern kann.

Nachdem sie mich losgelassen hat, sieht sie sich suchend um.

»Wo ist denn Buddy?«

Sofort muss ich wieder gegen die Tränen ankämpfen. Ich habe es bisher nicht fertiggebracht, ihr davon zu erzählen und sie konnte nicht früher zu mir kommen, da sie bis vor Kurzem beruflich in England war.

»Tyler hat ihn weggegeben. Er hat den Hund gekauft und somit ist er sein Eigentum. Er weigert sich, mir zu sagen, wo Buddy ist.«

Das ist fast noch schlimmer als seine Weibergeschichten. Ty hat mich nicht nur betrogen, sondern mir auch meinen geliebten Hund weggenommen.

»So ein Arsch!«, schimpft Maya. »Warum hast du mir das nicht früher erzählt? Da muss man doch etwas dagegen machen können. Immerhin bist du es, die Buddy versorgt hat, du hast ihn erzogen, mit ihm trainiert und das über ein Jahr lang.«

»Ich habe schon überlegt, mir rechtliche Hilfe zu holen, aber ob das etwas bringt? Der Kaufvertrag läuft auf seinen Namen und er kann sich bessere Anwälte leisten als ich.«

Schließlich habe ich nicht nur meinen Freund an eine andere verloren, sondern auch meinen Job als seine persönliche Assistentin. Somit bin ich wieder bei null, nun muss ich neue Kunden akquirieren oder mir einen anderen Job suchen und das möglichst schnell, bevor ich mir selbst für diese Absteige die Miete nicht mehr leisten kann. Aber im Moment fehlt mir einfach jede Energie, um mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.

»Du hättest nie kündigen dürfen, um für ihn zu arbeiten.« Maya sieht mich mitleidig an.

»Ja, hinterher ist man immer schlauer, aber es war die beste Möglichkeit, um mit ihm reisen zu können.« Mir entkommt ein Seufzen. »Mir die Fehlentscheidungen des letzten Jahres vorzuhalten, heitert mich bestimmt nicht auf.« Das ist jetzt vielleicht unfair, so mit ihr zu reden. Aber ich weiß selbst, dass ich in der Scheiße sitze und die Vergangenheit kann ich nun einmal nicht mehr ändern.

»Sorry, eigentlich wollte ich dich aufmuntern und nicht runterziehen.« Maya blickt zu Boden und das schlechte Gewissen ist ihr anzusehen.

Wie soll ich ihr da noch länger böse sein?

»Schon gut. Ich muss einfach wieder den Arsch hochkriegen und mir einen neuen Job suchen. Nur als was? Persönliche Assistentinnen von Profisportlern werden nicht so sehr gesucht und sonst habe ich keine große Berufserfahrung, wenn man von den Praktika in Werbeabteilungen absieht.« Wieder entkommt mir ein Seufzen. Was nutzt ein Bachelor in Marketing und Erfahrung im Einzelhandel, weil ich da während des Studiums gearbeitet hatte? Schließlich will ich nicht wieder im Supermarkt Regale einräumen oder kassieren und im Marketing fehlt mir einfach die Berufserfahrung. Nicht einmal ein Zeugnis oder einen Empfehlungsbrief von Tyler habe ich und ich will ihn auch nicht schon wieder kontaktieren, um ihn darum zu bitten.

»Was kannst du sonst noch? Außer PA zu sein?«

»Ich kann mit Tieren umgehen, besonders mit Hunden. Jedenfalls sagen das alle, die Buddy kennen. Wobei der echt einfach zu erziehen war.«

»Und wenn du dich mit einer Hundeschule selbstständig machst? Oder als freiberufliche Hundetrainerin? Dann kannst du zu den Leuten nach Hause gehen und brauchst nicht mal Räumlichkeiten.« Maya malt sich schon sichtlich aus, was ich alles machen kann.

Aber ich bin nicht von der Idee überzeugt. Klar, ich kann ganz gut mit Tieren, das qualifiziert mich allerdings nicht dazu, mich um besonders schwere Fälle zu kümmern.

»Ich habe keinerlei Erfahrungen mit Problemhunden und wahrscheinlich suchen gerade solche Leute keinen Trainer, der ins Haus kommt, sondern einen, der einen Hundeplatz vorzuweisen hat fürs Training. Ich kann höchstens einen Gassiservice anbieten oder so. Vielleicht auch Urlaubsbetreuung für Hunde im Haus der Kunden. So als Kombination aus Haus- und Hundesitting.« Außerdem habe ich dafür ja nicht studiert.

Mayas Mundwinkel heben sich noch mehr als ohnehin schon und sie fängt an, aufgeregt auf und ab zu hüpfen.

»Das ist doch genial. Und wenn du einen Job als PA bekommst, kannst du das vielleicht sogar verbinden. Es gibt ja auch virtuelle Assistenten, die sich online um den Kram ihrer Kunden kümmern, wie du das mit Tys Social-Media-Accounts getan hast, nur ohne ihm auch noch den Arsch hinterherzutragen.«

Obwohl ich bei der Erwähnung von Tys Namen schon wieder mit den Tränen kämpfe, muss ich gleichzeitig darüber lachen, wie Maya sich ausdrückt. Ich lache, bis mir die Luft wegbleibt und ich fast ersticke. Ist das schon hysterisch? Wahrscheinlich, doch ich kann es nicht ändern. Im Moment ist mir nur noch alles zu viel. Aber ich bin froh, dass ich meine Freundin habe, die mich nun in ihre Arme zieht und mich einfach hält, während ich erneut in Tränen ausbreche.

Mayas Nähe hilft mir, mich relativ schnell wieder zu beruhigen.

»Denk dran, du hast nicht alles verloren, du hast mich und deinen Dad und seine Schwester. Wir stehen immer zu dir.«

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, bei ihr stimmt das, aber bei meiner Familie? Dad weiß nur, dass ich umziehe, nicht einmal, dass ich bereits hier bin. Er war schon immer gegen Ty. Mich jetzt hier zu sehen, wird ihn nur darin bestärken, dass ich alles falsch mache und am besten zu ihm und Tante Cat ziehen soll. Und das will ich nicht. Sobald ich wieder auf eigenen Füßen stehe, werde ich ihm alles beichten. Na, wenn das kein Ziel ist. Ich werde wieder auf die Beine kommen, um meinem Vater zu beweisen, dass ich erwachsen bin.

 

 

Aaron

Es ist mein erstes Spiel im neuen Team und es läuft heute so gar nicht. Verdammt. Ich habe jetzt schon zweimal den Ball verloren und mein letzter Pass ist auch nicht dort gelandet, wo er hinsollte.

Mit jeder Minute, die vergeht, werde ich angespannter, ich gebe alles, doch es scheint nie zu reichen. Wieso bin ich heute immer zu langsam, zu spät oder nicht am richtigen Ort? Es ist wie verhext.

Am Ende ist es ein eins zu eins und ich gehe mit gesenktem Kopf vom Platz. So habe ich mir mein erstes Spiel nicht vorgestellt. Wenigstens muss ich nicht mit zur Pressekonferenz. Unser Torwart wird herausgepickt, da er Schlimmeres verhindert hat.

Nach Ende der Pressekonferenz hält uns der Trainer in der Kabine eine Standpauke und ich beschließe, noch härter zu trainieren, um beim nächsten Mal besser dazustehen. Noch mal will und darf ich mein Team nicht so hängen lassen.

Hinterher gehen einige aus der Mannschaft noch zusammen aus und wahrscheinlich sollte ich mitgehen, um sie kennenzulernen, doch heute ist mir einfach nicht danach und außerdem muss ich nach Buddy sehen. Wir sind erst gestern in das riesige Haus gezogen, das Bennett mir vermittelt hat, und ich traue dem Hund noch nicht wirklich.

»Sorry, ich muss heim. Beim nächsten Mal. Aber mein Hund ist allein im neuen Haus und ich habe Angst, dass er es zerlegt.«

Michael, einer unserer Abwehrspieler, ohne den wir heute sicher haushoch verloren hätten, nickt verstehend. »Ich habe auch einen Hund, allerdings betreut meine Haushälterin ihn, wenn ich unterwegs bin. Hast du niemanden?«

»Nein, ich bin ja gerade erst hierhergezogen und muss mir noch jemanden suchen, der sich um alles kümmert. Bisher hatte ich nur eine Wohnung und keine Tiere.« Falls es mit dem Alleinbleiben nicht klappt, kann ich Buddy vielleicht nächstes Mal zu meinen Eltern bringen oder einen Hundesitter suchen. Aber das muss ich erst sehen. Beides erscheint mir nicht so ideal. Eventuell kann auch die Haushälterin, die Bennett für mich organisieren will, Buddy hüten, wenn ich nicht da bin.

Eigentlich möchte ich ja gar keine Angestellten, die im Haus wohnen, obwohl es eine Extrawohnung mit drei Zimmern und zwei Bädern dafür gibt. Aber es könnte eine Lösung sein.

In den nächsten Tagen entwickelt sich eine neue Routine. Aufstehen, mit dem Hund joggen, Frühstück und dann ab zum Training. Mittags schnell nach Hause, eine Runde mit dem Hund laufen und das Chaos aufräumen, das er verursacht hat, Mittagessen und später noch eine Runde in den heimischen Trainingsraum.

Inzwischen haben sich zwei Haushälterinnen vorgestellt und die eine ist gleich rausgefallen, da sie eine Hundehaarallergie hat, doch die zweite klingt ganz gut. Wir werden es miteinander probieren und sie ist gerade dabei, die Wohnung zu beziehen. Es geht also vorwärts.

Im nächsten Spiel sitze ich auf der Bank und sehe meinem Team bei einem knappen Sieg zu. Es fällt mir schwer, nur zuzusehen, aber ich feiere trotzdem mit den anderen. Zuerst gehen wir in einen Club und dort in den VIP-Bereich, es sind zwar nicht alle Spieler dabei, doch die meisten.

»Na, was feierst du eigentlich? Dein Herumsitzen?«, stichelt Damian und prostet mir zu. Er ist heute der Held des Tages, deshalb schlucke ich die blöde Bemerkung, die mir auf der Zunge brennt, hinunter. Er ist der heutige Torschütze und der Teamkapitän, daher sollte ich mich nicht mit ihm anlegen, sondern mich lieber beweisen.

»Dich«, gebe ich deshalb nur zurück und proste ihm zu. Dann kippe ich mein Bier auf ex hinunter. Normalerweise trinke ich so gut wie nie Alkohol und erst recht nicht auf ex, aber heute kann ich mich nicht beherrschen. Aus einem Bier werden zwei und dann drei oder sind es schon vier? Im Laufe des Abends verliere ich völlig den Überblick. Wir feiern und flirten mit Frauen, die auf einmal zahlreich den VIP-Bereich bevölkern. Keine Ahnung, wer die hier reingelassen hat, aber mir soll es recht sein. Eine kleine Blondine sitzt plötzlich auf meinem Schoß und beginnt, mich zu küssen und dabei ihren Unterleib an mir zu reiben. Bevor ich noch reagieren kann, flammen auf einmal Blitzlichter auf.

»Fuck!«, stoße ich aus und versuche aufzustehen, mit der Blondine auf meinem Schoß ist das aber gar nicht so einfach. Ich sehe die neuen Schlagzeilen schon vor mir. Wahrscheinlich bin ich jetzt der Frauenaufreißer und Partyspieler oder so. Obwohl die meisten anderen aus dem Team auch noch hier sind.

»Was hast du denn? So ein paar Fotos sind doch genial, die geben meinem Kanal sicher richtig Auftrieb.«

Sie ist also auf die Aufmerksamkeit aus und nicht auf mich. Na super. So schnell es geht, mache ich mich von ihr los.

»Viel Erfolg, aber für so was bin ich mir zu schade.« Stinksauer lasse ich sie stehen und verlasse den Club. Warum nur läuft im Moment alles schief?

Auch am nächsten Morgen frage ich mich das, als ich die Schlagzeilen in den Medien sehe.

›Partyfußballer Aaron Doyle lässt es lieber im Club als auf dem Platz krachen.‹

›Sind Aaron Doyle und Beauty Chrissy ein Paar?‹›Das neuste Opfer von Beauty Chrissy!‹ Darunter ein Foto der Blondine, die auf meinem Schoß sitzt.

»Fuck«, fluche ich laut. Was erst auf den anderen Plattformen wie Instagram und Co abgeht, will ich gar nicht wissen. Daher ignoriere ich alle Apps und werfe mein Handy aufs Sofa.

»Komm, Buddy, wir drehen eine Runde. Ich muss den Kopf freibekommen.«

Natürlich klingelt mein Handy, noch bevor ich das Wohnzimmer verlassen kann. Am liebsten würde ich das Telefon ignorieren, aber sicherheitshalber werfe ich doch einen Blick aufs Display, falls es jemand von den Waterford Shamrocks ist.

Allerdings ist es mein Großvater, ich ignoriere den Anruf, denn auf ihn und seine Standpauke habe ich jetzt wirklich keine Lust. Meine Sehnsucht nach dem Meer wächst, aber für einen Ausflug an die Küste fehlt mir die Zeit. Nachher ist noch Training und das darf ich auf keinen Fall versäumen oder auch nur zu spät kommen.

Kaum hört das Klingeln auf, beginnt es schon wieder. Dieses Mal ist es allerdings nicht mein Großvater, sondern Bennett und ihn traue ich mich nicht zu ignorieren. Also gehe ich dran.

»Morgen«, nuschle ich.

»Spar dir dein Morgen! Wo hast du gestern dein Hirn gehabt? In der Hose? Wenn du so weitermachst, sitzt du den Rest der Saison auf der Ersatzbank. Ist dir das eigentlich klar? Und Sponsorenverträge bekommst du so auch nicht.«

Als wäre mir das nicht alles selbst bewusst. Der Einstand ist richtig mies gelaufen, nun muss ich unbedingt zeigen, was in mir steckt, und das werde ich auch tun. Deshalb nehme ich Buddy an die Leine und laufe los, während mein Manager mir weiter einen Vortrag hält. Ich werde ihm schon beweisen, dass er sich nicht in mir geirrt hat und der Verein auf mich zählen kann.

Die nächsten Tage sind ein Auf und Ab und ich konzentriere mich voll und ganz darauf, mich auf dem Platz von meiner besten Seite zu zeigen. Alle Einladungen lehne ich aber ab, obwohl meine Haushälterin – Diana – gut mit Buddy zurechtkommt. Sie mag ihn zwar nicht besonders, versorgt ihn jedoch gewissenhaft und darum geht es. Der Hund wächst mir immer mehr ans Herz. Trotzdem habe ich keinen Bock auf Party. Die Folgen der letzten Clubnacht reichen mir. Fußball ist im Moment das Einzige, was zählt. Obwohl ich immer noch der Außenseiter bin und durch meine Weigerung, an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen, wahrscheinlich auch zum Teil Schuld daran habe, kann ich wenigstens die Trainer im Training von mir überzeugen.

»Wenn es jetzt keine weiteren Negativschlagzeilen gibt, bist du bald wieder voll im Einsatz«, verspricht Bennett mir. Sein Wort in Gottes Ohr.

Mailin

Die Tage ziehen dahin und ich kämpfe jeden Tag dafür, mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Zwei neue Kundinnen habe ich finden können. Es sind zwar nur kleine Aufträge, die nicht viel einbringen, aber nicht viel ist immer noch besser als nichts. Sie sorgen zumindest dafür, dass ich den Kühlschrank füllen kann. Trotzdem suche ich fleißig weiter nach Kunden und mache Werbung für mein Business. Gleichzeitig sehe ich mich nach einem Nebenjob um, damit ich etwas mehr Geld habe. Dogsitter, Haushälterin, Putzkraft für einen Pub … Außer Dogsitter alles keine Traumjobs, aber trotzdem melde ich mich nach und nach telefonisch bei jedem. Der Dogsitterjob ist allerdings leider schon vergeben und für den als Haushälterin werden Referenzen verlangt, die ich nicht nachweisen kann. Aber wenigstens der Besitzer des Pubs hat Interesse und lädt mich zu einem Vorstellungsgespräch am Abend ein. Das ist zwar absolut nicht das, was ich machen möchte, aber ein Anfang. Immerhin muss ich auch meine Miete bezahlen und nicht nur essen. Außerdem will ich eine andere Wohnung, denn meine ist einfach furchtbar, man hört jeden der Nachbarn durch die dünnen Wände und ständig beschwert sich jemand über mich, obwohl der Krach gar nicht von mir kommt. Aber daran will ich jetzt nicht denken, sondern nur an mein Vorstellungsgespräch. Einen Schritt nach vorn, und auch wenn er noch so klein ist, er hilft mir voran.

Am liebsten würde ich Maya sofort anrufen und ihr Bescheid geben, aber die ist auf der Arbeit, also schreibe ich ihr nur eine Nachricht und wähle stattdessen die Nummer meines Vaters.

»Hey, Mailin. Wie geht es dir? Hier geht gerade alles drunter und drüber, wir haben einen Wasserrohrbruch und …« Er lässt mich gar nicht zu Wort kommen, sondern erzählt ausführlich von dem Chaos im Haus, nachdem das Wasser durch die Decke gelaufen ist. »Wir müssen so viel entsorgen und dann renovieren. Eine Heidenarbeit, das kann ich dir sagen, die Kinder sind auch nicht die größte Hilfe, obwohl sie sich Mühe geben.« Na ja, Tante Cats Kinder sind noch relativ klein. Zumindest in meinen Augen. Mandy ist gerade mal zwölf und Connor neun, was erwartet er? »Aber nun sag, wie es dir geht.«

»Gut, hier ist alles wie immer«, lüge ich. Er hat schließlich schon genug Probleme, ohne dass ich ihn mit meinen noch zusätzlich belaste. Nach Tyler fragt er zum Glück nicht. Dad weiß zwar, dass ich eine Beziehung mit ihm habe, hat ihn allerdings nie getroffen. Eigentlich traurig, wenn man bedenkt, wie lange wir zusammen waren, aber darüber will ich jetzt wirklich nicht nachdenken, deshalb wünsche ich meinem Vater nur alles Gute und dass sich der Schaden in Grenzen hält. Dann lege ich auf.

Früher, vor Moms plötzlichem Tod, hatten wir ein Haus hier in Waterford City, ein modernes in einem Neubaugebiet, aber ich habe schon als Kind den alten Teil der Stadt geliebt. Die historischen Häuser am Hafen, die in verschiedenen Farben gestrichen sind, die Turm- und Wehranlagen, die hunderte Jahre alt sind, und die engen Straßen und Gassen. Dagegen war unser Haus eher langweilig. Na ja, vor fünfzehn Jahren ist es ein Neubau gewesen und meine Eltern sind mit mir dorthin gezogen, als ich sieben war. Doch als meine Mutter, wenige Wochen nach meinem Auszug, nur eine Straße von zu Hause entfernt von einem Lastwagen erfasst und gestorben war, hat Dad es dort nicht mehr ausgehalten. Nun lebt er in einem kleinen ehemaligen Bauernhof direkt am Meer, zusammen mit seiner Schwester und deren zwei Kindern, da auch ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Sie helfen sich gegenseitig über den Verlust der Partner hinweg und ihre Wohngemeinschaft funktioniert wohl ganz gut. Zumindest wenn nicht gerade das Haus unter Wasser steht. Seinen Beruf als Programmierer kann er zum Glück von überall ausüben, wobei er auch oft zu den Kunden hinfährt, die meiste Zeit arbeitet er allerdings von zu Hause aus.

Was soll ich jetzt nur tun? Zu ihm fahren und helfen? Aber wenn Dad Hilfe brauchen würde, hätte er sicher etwas gesagt. Also muss ich mir eine andere Aufgabe suchen. Langeweile ist was Neues für mich und ich kann es nicht ausstehen.

Bis vor Kurzem wusste ich oft vor lauter Terminen, bei denen sich die meisten um Tyler gedreht haben, kaum, wie ich meinen Haushalt schaffen sollte. Und wenn ich doch mal Ruhe hatte, ist da ja auch noch Buddy gewesen, der immer Zeit und Lust für eine Extrarunde oder eine Trainingseinheit auf dem Hundeplatz hatte. Wo mein Süßer jetzt wohl ist?

Allein der Gedanke an Buddy sorgt dafür, dass es mir wieder schlechter geht, und kurz überlege ich sogar, Tyler anzurufen und ihn noch einmal anzuflehen, mir meinen Hund zurückzugeben, doch dann sehe ich mich in der winzigen Wohnung um. Ideal ist es hier nicht für einen Hund und Haustierhaltung ist noch dazu verboten, aber ich kann mir ja auch etwas anderes suchen. Wohl fühle ich mich hier eh nicht.

Schnell schnappe ich mir einen Zettel, eigentlich ist es der Briefumschlag einer Rechnung, die ich unbedingt bezahlen muss, und einen Stift und schreibe eine To-do-Liste. Listen haben mir schon immer geholfen.

1. Mindestens drei neue Kunden suchen – möglichst keine Sportler!

2. Bis das Einkommen wieder stimmt, einen Nebenjob annehmen.

3. Bessere Wohnung suchen.

4. Buddy zurückholen.

Das klingt doch nach einem guten Plan. Zumindest rede ich es mir ein. Daran, dass Tyler meinen Hund vielleicht weitergereicht haben könnte, möchte ich gar nicht nachdenken, obwohl er das behauptet. Immerhin kenne ich seinen Spielplan und seinen Tagesablauf, im Grunde genommen hat er gar keine Zeit, sich anständig um den Hund zu kümmern.

Da ich nichts weiter zu tun habe, raffe ich mich auf und beschließe, etwas die Umgebung meiner neuen Wohnung zu erkunden. Bis zu meinem Vorstellungsgespräch im Pub sind es noch fünf Stunden und wenn ich bis dahin hier herumsitze, werde ich bloß wahnsinnig.

Hätte ich ein Auto, würde ich einfach ans Meer fahren, aber im Moment habe ich keins. Tyler besitzt vier … schnell verdränge ich den Gedanken an meinen Ex wieder. Vielleicht hätte ich ›Tyler aus dem Kopf kriegen‹ als ersten Punkt auf die Liste setzen sollen.

Meine Wohnung befindet sich in der zweiten Etage eines älteren Gebäudes. Das Haus ist ein wenig heruntergekommen, die Mieten sind billig und so wohnen hier die verschiedensten Leute. Menschen ohne Job, Studierende und auch Rentner. Es riecht etwas muffig im Treppenhaus. Was wohl daran liegt, dass sich die Fenster nicht öffnen lassen. Aber gut, ich halte mich hier im Flur ja nicht lange auf.

Schnell laufe ich die zwei Etagen hinunter und trete nach draußen in den Sonnenschein. In einigen der Häuser hier gibt es Geschäftsräume, in meinem nicht, aber gleich nebenan ist eine Bäckerei und ich beschließe, mir nachher ein Stück Kuchen zu holen, wenn ich zurückkomme. Eigentlich habe ich dafür zwar kein Geld übrig, aber heute muss ich mir etwas gönnen, um mit einem guten Gefühl zum Vorstellungsgespräch gehen zu können.

Ab jetzt wird es aufwärtsgehen, es muss einfach.

 

2

Aaron

Als ich mein Wohnzimmer betrete, trete ich in etwas Glitschiges, Feuchtes. »Fuck!«, entkommt es mir, als ich den Duft wahrnehme, und mir steigt die Galle hoch, lieber gar nicht hinsehen.

---ENDE DER LESEPROBE---