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Vier belletristische Darstellungen über die Entwicklung der Menschheit bis zur heutigen Zeit von Manfred Chaluppa in seiner speziellen Erzählweise. Die einzelnen Erzählungen sind untermauert mit Literaturquellen. Von Verfassern, die mit ihren gewonnenen Erkenntnissen beitrugen, doch etwas von dem Wirklichen aufzuzeigen. Der in dritter Person bezeichnete "Er" trägt es, wie von dem Psychoanalytiker C. G. Jung benannt, als "Archetypisches" vom Vergangenen bis zum Gegenwärtigen in sich. Das weit, weit Zurückliegende bis heute Erlebte, so wie es später ein Dichter als erduldeten Schmerz oder als etwas Hoffnungsvolles benannte.
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Seitenzahl: 135
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Vier belletristische Erzählungen mit Untermauerung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Beginnend mit der Entwicklung der Erdenwesen, als sie lernten sich aufzurichten, ihre Angst vor dem Feuer überwindend. Dann folgend, mit ihrem ungleichen Verhalten untereinander durch Trieb, Gefühl, Motiv, Wissen und Kampf einen Weg zu ihrer Existenzerhaltung zu finden. Auch immer wieder aufbegehrend, die ihnen im Wege stehenden Hürden überwinden zu wollen.
Vieles, was von den Theoretikern aufgeschrieben wurde, hat sich der Autor zu Eigen gemacht, um daraus zu lernen, dieses Wertvolle zu verarbeiten. Aber auch aufzuzeigen, dass aus der Besinnung des Vergangenen die Gegenwart sich formt.
Dieses Werk wurde im Zeitraum Juni 1974 bis Januar 2021 verfasst.
Geboren 1944 im damaligen Ostpreußen, besuchte Manfred Chaluppa die Volksschule und wurde von Beruf Maschinenschlosser. Nach einer Berufsqualifizierung erhielt er die Möglichkeit, an einer Fachhochschule und Universität zu studieren. Die meiste Zeit seiner Berufsjahre war er als Sozialpädagoge mit der Betreuung neuro-psychisch Erkrankter beschäftigt.
Er ist ein begnadeter, guter Zuhörer und macht sich stets Notizen über Gespräche. Nun fühlt er, dass seine Lebenserwartung immer kürzer wird. Auch das abnehmende Suchen hat ihm die innere Ruhe verschafft, all diese Mitteilungen in seinen Erzählungen darzulegen. Die Mitteilenden wurden dazu von ihrer Zahl her immer weniger.
1.
TEIL
Wie kam alles zustande?
Instinkt – Trieb – Selbsterhaltung – Fortpflanzung – Begreifen – Handeln – Dasein
2.
TEIL
Erdenkinder, dürft ihr noch bleiben?
Paradies auf Erden
Befähigt zum Handeln vor 40.000 Jahren?
Jäger, Sammler, Sesshafte – Feuer durch Reiben
Mama wird verschlungen
Gaia als Gottes Tempel
Ablösung des Gottesfürsten
Habende und Seiende
Reichtum durch Erfahrung
Großreich der Gottfürsten
Einführung der antiken Demokratie
Bauern, Werker, Arbeiter, Bürger
Aufstand der Leibeigenen und Bauern
Der Aufstand siegt
Arbeit kontra Gewinn?
Befreiung von der Ursünde
Erfahrung statt Glauben
3.
TEIL
Oh, ihr Erdenmenschen, wo wollt ihr hin?
Berührung zwischen den Lebewesen
Entwicklung der gesellschaftlichen Klassen
Aufbäumen für die Freiheit
Die Geburt der Nächstenliebe als Hoffnung?
Versuch zur Überwindung des Paradieses
Aufstand für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Entfremdung durch das Wirtschaftssystem?
Streben zur Machtentfaltung
Sozialismus gegen Entfremdung?
Diktatur des Proletariats als Übergang
Der Sieg der Sozialreformer unter dem Banner der Demokratie
Soziale Marktwirtschaft als Mittel zur Überwindung der Ungleichheit
Digitale Produktion zum gesellschaftlichen Fortschritt?
Abschwächung der gesellschaftlichen Entfremdung?
Überlegungen zur gerechten Gesellschaftsentwicklung
Kontrollierte Machtausübung
Demokratisch gelenktes Produzieren?
4.
TEIL
Oh, ihr Erdenkinder, konntet ihr was erreichen?
Der Kampf geht weiter
Es bewegt sich was
Neigung nach Machterfüllung
Kampf um globale Macht
»Revolutionäre Entwicklung« durch Digitalisierung und biologisch-chemische Erfindungen?
Biologisch-chemische Warenproduktion
Alternative Energieumwandlung
Problemlösungen mit dem demokratischen System?
Wissen, Kämpfen, Verbundenheit
Literaturliste
Weitere Veröffentlichungen
Die Horde, Männchen und Weibchen mit ihren Jungen, erwachte, fing an, sich zu regen.
Die Nacht hatten alle sich sicherer fühlend in den hohen Baumwipfeln verbracht. Hier fanden sie ihren erholsamen Schlaf; trotz allem, dass unter ihnen auf der Erde der Kampf ums Überleben – fressen oder gefressen werden – tobte.
Sie verhielten sich, geprägt durch ihren Instinkt, nach »der angeborenen Fähigkeit oder Notwendigkeit, auf eine bestimmte Gruppe von Reizen in stereotyper oder gleichbleibender Weise zu reagieren, in einer Reaktionsweise, die nach üblicher Auffassung ein Verhalten einschließt, das erheblich komplexer ist als das, was ein einfacher Reflex genannt wird. Der Instinkt eines Tieres mit einem zentralen Nervensystem setzt sich jedoch vermutlich wie ein einfacher Reflex aus einem Reiz irgendeiner Art von zentraler Erregung und einer motorischen Reaktion zusammen, die einen vorbestimmten Ablauf nimmt.« Das sagte einst ein Theoretiker darüber (n. Lit. 3a, S. 27).
Sie begannen nun, von der aufkommenden Sonne auch etwas erwärmt, sich zu entfalten. Es waren Wesen, deren Körper ein raues Fell bedeckte, mit langen, kraftvollen Armen und Händen, die schon Gegenstände umfassen und greifen konnten. Manchmal versuchend aufrecht zu laufen, benutzten sie diese, ihre Körper zu stützen, denn alleine mit ihren kurzen, krummen Beinen gelang ihnen das noch nicht.
Aus ihren Mündern ertönten immer wieder Laute, die von anderen gleichklingend erwidert wurden. Die Jungtiere, meist bei den Weibchen, hielten sich an deren Fell fest und saugten aus ihren Brüsten die warme, lebenserhaltene Flüssigkeit in sich auf.
Alle fingen an, auf den Ästen und Zweigen herumbalancierend nach Blättern und Früchten zu suchen. Denn sie wurden von quälendem Hunger getrieben und verspürten den Drang, diesen zu stillen. Diejenigen, die dazu nicht mehr in der Lage waren, schauten in sich zusammengeduckt nach den anderen. Nahm ihre Schwäche zu, dann fielen sie kraftlos auf die Erde und hauchten dort ihr Dasein aus, um von anderen Lebewesen verschlungen zu werden.
Einige, die noch spürten, nicht satt geworden zu sein, kletterten von ihren Bäumen herunter. Vorsichtig, nach allen Seiten riechend und schauend, hüpften sie aufrecht, sich dabei stützend auf ihre langen Arme, der Steppenebene zu. Raus aus dem Wald. Suchten weiter nach wohlschmeckendem Grün, Beeren, Früchten. Überraschten dabei kleinere Lebewesen, die sie dann auch verzehrten.
Nun sprang die gesamte Horde von den Bäumen herunter, folgte den anderen in die Graslandschaft. Alle suchten emsig nach etwas Nahrhaftem. Immer wieder schreckten sie bedrohliche Laute auf; zur Flucht bereit. Bei ihrem Umherstreifen entdeckten sie ein anderes totes Wesen. Schon fast zur Gänze von Beutetieren zerrissen und verschlungen. Vorsichtig näherten sie sich und nahmen auch einige Fleischreste auf, die sie sich in den Mund stopften, zerkauten und verschlangen.
Dann überraschte sie ein Grunzen und Brüllen. Eins der weiblichen Wesen bemerkte dies nicht rechtzeitig. Mit ihrem Jungen an ihren Körper geschmiegt geriet sie unter die Pranken eines nach Beute jagenden Tieres. Beide wurden zerfleischt und von diesem schnell in die nahen Büsche gezerrt. Die anderen der Horde rannten aufgescheucht, fluchtartig davon. Aufsuchend den sie schützenden Wald. Doch die Neugierde, das Suchen blieb.
Wieder begaben sie sich von ihrem Hunger getrieben in die Steppe. Diesmal trafen sie auf einige Beutetiere, die dabei waren, ein gerissenes Tier zu verschlingen. Sehnsüchtig hätten sie auch gerne dessen Fleisch zum Stillen ihres Hungers verschlungen. Einige der kräftigsten Aufrechten wagten sich näher an die Tiere heran. Diese bemerkten sie, ließen von ihrer Beute ab, um die sich ihnen Nähernden zu verjagen oder auch zu töten. Die meisten von ihnen suchten fluchtartig schützende Bäume auf. Doch dann, ein paar von ihnen, liefen nicht davon. Erfassten sodann herumliegende dickere Äste und stellten sich zur Gegenwehr auf. Stoppten den Angriff der Beutetiere. Verschreckt hielten diese inne. Die Aufrechten hoben nun Steine auf und bewarfen damit ihre Angreifer. Diese verspürten die Gefahr und zogen sich zurück. Nun hatten die Aufrechten das Fleisch des getöteten Wesens für sich. Rissen sich Stücke aus dessen Körper heraus und verschlangen sie.
Die auf die Bäume Geflüchteten, auch die weiblichen mit ihren Jungen, kamen, ihre Angst verdrängend, aus den Verstecken und fingen ebenso an, das Fleisch des getöteten Tieres zu verzehren. So spürten alle, dass man somit sein quälendes Hungrigsein stillen konnte. Zu den Mutigsten, die diese anderen Ungeheuer standhaft vertrieben hatten, schauten viele, meist weibliche Wesen zuneigend empor. Diese Stärksten verspürten dieses wohlwollende Verhalten.
Nachdem sie alle satt geworden waren, kamen sie in der Gruppe zusammen. Die weiblichen Wesen zeigten sich dabei bereit, sich mit diesen Stärksten der Horde zu paaren, aber nur, wenn ihre triebhafte Neigung zur Fortpflanzung sie dazu bewegte. War die Situation nicht gegeben, dann wehrten sie sich sehr aggressiv gegen ihre verlangenden männlichen Artgenossen.
Danach zog man sich wieder, in Sicherheit wähnend, in die hohen Bäume zurück.
Der Kampf, sein Dasein zu erhalten, musste fortgesetzt werden, wollten die Aufrechten nicht ausgelöscht werden.
Dieses hoch über ihnen, erst sehr dunkel Werdende, dann hell Aufleuchtende, dem nach einem gewaltigen Einschlag ein heißes Aufflammen folgte, bereitete ihnen schreckliche Angst. Sie flüchteten davor. Aber wohin? Es gab nichts, was sie hätte beschützen können. Aus der Ferne sahen sie dann, wie dieses Nichtfassbare, dieses Heiße, all das, was es verschlungen hatte, in graudunklem Pulver erkaltet zurückließ. Immer wieder geschah dies vor ihren Augen und fraß auch häufig ihresgleichen mit auf, die sich nicht schnell genug davor in Sicherheit brachten. Nachdem alles erloschen war, fanden sie diese nun als schwarze Klumpen dort liegen. Berührten sie neugierig. Schlitzten sie auf. Nahmen Stücke von ihnen in ihren Mund. Zerkauten und schluckten sie. Sie spürten, dass es sie wohltuend sättigte.
Doch dann sahen einige von ihnen, dass sich in diesem fast schon erkalteten Dunkel noch etwas auf und ab bewegte. Manchmal loderte es hellrot und heiß auf.
Nun taten sich wieder die Mutigsten unter ihnen hervor. Aber diesmal waren es die weiblichen aus der Horde. Vorsichtig schlichen sie sich, immer zur Flucht bereit, auf dieses Feurige zu. Da sie schon zum Greifen fähig waren, packten sie, bedacht darauf, einen sicheren Abstand einzuhalten, nach einem noch nicht brennenden Stockende und schwenkten dieses mit seiner heißen Spitze hin und her. Es passierte ihnen dabei nichts. Ihre Angst hatten sie überwinden können. Sie hielten das züngelnde, fauchende Ende an ein trockenes Grasbüschel. Dieses flammte auf. Vorsichtig, immer wieder sich nach anderen Fressfeinden umschauend, trugen sie den brennenden Stock zu ihrem Sammelpatz. Legten diesen auf einen Stein. Ihre Jungen sammelten weitere Hölzer und legten sie auf die noch lodernde Glut. In deren Nähe war es für alle sehr angenehm. Erwärmte so guttuend ihre Körper.
Dann kamen auch die männlichen Wesen zurück. Sie hatten andere kleinere Tiere erbeutet. Verteilten diese zum Stillen des Hungers an alle. Einer legte eines der getöteten Tiere auf das Feuer. Das Fell ging in Flammen auf. Danach nahm er es an sich, um es zu verzehren. Mit seinen schmatzenden Lauten verkündete er den anderen, dass es ihm sehr gut bekomme. Forderte die anderen auf, es ihm gleichzutun, und sie zeigten sich alle damit zufrieden. Gesättigt zog sich die Horde auf die Bäume zurück. Nach ihrem Schlaf schauten sie nach diesem feurig Heißen. Doch es war verschwunden. Grau und kalt schaute diese Stelle sie an.
Sie wollten weiterleben; getrieben, sich zu erhalten. Mussten wieder nach etwas Sattmachendem suchen.
»Was wir jedoch beim Menschen als Trieb nennen, schließt die motorische Reaktion nicht ein, sondern nur den Zustand zentraler Erregung als Reaktion auf die Reizwirkung. Triebaspekte sind danach der Sexual- und der Aggressionstrieb. Beide sind regelmäßig gemischt, aber nicht unbedingt zu gleichen Anteilen.« (n. Lit. 3a, S. 27 u. S. 30) Sie dienen prinzipiell der Selbsterhaltung im Dasein.
»Die Quelle des Triebes ist ein erregender Vorgang in einem Organ, und das nächste Ziel des Triebes liegt in der Aufhebung des Organreizes.« (zit. S. Freud, Bd. 1, S. 530, Jg. 1933, 1980; aus Wikipedia/Triebtheorie, S. 3)
So zogen die immer wieder sich aufrichtenden Wesen, meist gemeinsam die Steppe aufsuchend, weiter umher. Fanden für sich Nahrhaftes, verschlangen auch die von anderen Tieren zurückgelassenen Beutereste. Verhielten sich zwar vorsichtig, aber nicht mehr gleich zur Flucht bereit vor diesem Feurigen. Nahmen es immer wieder mit zu ihren Rastplätzen. Meist blieben dann die weiblichen Wesen mit ihren Jungen bei dem Feuer. Es gab ihnen auch etwas Sicherheit, von anderen beutesuchenden Tieren nicht überfallen und gefressen zu werden, da diese noch eine große Furcht vor diesem feurig Heißen hatten.
Die anderen männlichen Wesen zogen aus, um andere Tiere einzufangen und zu töten. Brachten dann diese mit zu dem Sammelplatz, um das Fleisch der Tiere mit anderen aufzuteilen. Meist wurden die Fleischstücke nun in das Feuer gehalten, damit sie besser und auch schmackhafter zu verzehren waren. Die weiblichen Wesen achteten nun auch zunehmend darauf, dass diese Feuerstelle nicht erlosch. Die Gruppe suchte zum Rasten jetzt öfter eine Höhle auf, die auch die Kälte der Nacht etwas milderte. Des Nachts wachte dann einer von ihnen, damit das Feuer nicht erlosch und Tiere sie nicht überfielen.
Immer mehr verhielten sich die Einzelnen in der Horde auch gegenüber dem stärksten und erfolgreichsten Jäger sehr anerkennend, in Zuneigung zu ihm bedacht.
Um sie herum, überall dies hörend, sehend, fühlend, spielte sich Unfassbares, nicht für sie zu Begreifendes ab. Regte sich etwas sehr Angsteinflößendes. Es war nur nicht zu erblicken. Zur Dämpfung ihrer Furcht vor diesem scheinbar überall Wirkenden, versetzten sie sich in von allen gemeinsam klangvoll empfundenen Bewegungen. Meist sich im Kreise um das Feuer stampfend. Einer von ihnen trommelte mit einem Holzstück auf ein eingespanntes Tierfell, einladend zum Tanz. Dabei forderten sie ihren Stärksten und Mutigsten auf, sie zu führen. Es war ja derjenige, welcher sich zur Lebenserhaltung aller hervorgetan hatte. Viele in der Horde gaben auch immer wieder durch anerkennende Gebärden und Laute zu verstehen, dass dieser sicherlich auch mit diesem unfassbar Furchtauslösenden in Verbindung sein konnte, der ihm auch seine Kraft, seinen Mut, sein Können mitgegeben haben musste.
Damit wird wohl das so einfach nicht zu Verstehende aufgetaucht sein. Es trat unter diesen Artgleichen in Erscheinung, dass es Kraftvolle und Schwächere, Befähigte und Nichtbefähigte, Begreifende sowie Nichtbegreifende in ihrer Horde gab.
Dieser von allen sehr durch Zuneigung Bewunderte fühlte auch, dass er sich gegenüber den anderen hervorhob, glaubend, etwas Besonderes und von diesem Nichtfassbaren ein Gesandter sein zu müssen. Überzeugt nun auch von sich selbst, mehr als seinesgleichen der Botschafter dieses Unbegreiflichen, aber doch über allem Wirkenden zu sein. So suchte er nach einem ihn bindenden Kontakt zu diesem. Er verspürte, dass er durch seine rhythmischen, mit Gesang unterstützenden Bewegungen um eine Feuerstelle in demutsvoller Darbietung von pflanzlichen und tierischen Speisen diesen Unfassbaren sicherlich in seinen Botschaften vernehmen könne. Er auch von diesem so angenommen werde. Die anderen umringten ihn erwartungsvoll, lauschten gespannt seinen Tänzen und glaubten ihm auch, wollten sogar hören, dass er von diesem Nichtfassbaren Botschaften erhalte, die er dann weissagend in der Horde weitergeben sollte. Alle waren voller Ahnung, dass diese bestimmt geschehen würden.
Was mochten das wohl für Mitteilungen gewesen sein? Deutungen konnten aus entdeckten Höhlenmalereien erkannt werden, die aus jener Zeit stammen und diese Szenen darstellen.
Ihr Götzenbote verlangte ein tiefes Glaubensbekenntnis, weiter auch ihm hörig zu sein. Dass ihm, so wolle es dieser Unfassbare, von den erarbeiteten Sachen der anderen ein Anteil zustünde. Dieser müsse an ihn, seinen Gesandten, abgegeben werden. Kämen sie all diesen auferlegten Geboten gehorchend nach, würden sie in ihrem Dasein dafür belohnt. Er könne somit viel Unheilvolles von ihnen abwenden. Die meisten waren davon überzeugt, denn es minderte doch sehr diese in ihnen immer aufkommende Furcht. Häufig trafen ja die Weissagungen ihres Anführers, der mit diesem Nichtsichtbaren Kontakt habe, auch ein.
Doch was steckte nun dahinter, was konnte die Ursache sein, dass dieser Anführer sein Verhalten zu den anderen nicht mehr in Gleichheit aller, sondern zu seiner eigenen Selbsterhaltung ausrichtete? Bis dahin war er doch durch sein Suchen, Sammeln, Jagen, Beutemachen bestrebt, damit auch die anderen in seiner Horde am Leben erhalten zu wollen. Nun verhielt er sich anders. Sein Begreifen hatte sich dahingehend fortentwickelt, dass ihm bewusst wurde, dass man dieses Feuer, um das er tanzte, erhalten lassen muss.
Es musste somit auch ein Morgen für dieses Nutzbringende geben. Es durfte nicht verlöschen. Er hatte damit die Befähigung, nicht nur das Heute zu erfassen. Er verstand nun auch, das Zukünftige zu beachten. Damit unterschied er sich von den Tieren. Er war nun ein Mensch. Sein Handeln, herkommend aus der Natur, war fortan von seiner Möglichkeit des Denkens, was morgen sein würde, geprägt.
Er verlangte durch sein Überlegen deshalb von den anderen ihre Unterordnung und Abgabe der Arbeitsprodukte. Er selbst wollte nicht mehr arbeiten und forderte, dass die anderen an diesen Unbegreiflichen, mit ihm als seinen Boten, glauben mussten.
Welche Eigenschaften waren es nun, die sein menschliches Verhalten bestimmend steuerten?
Einmal wurde ja erkannt, dass die Menschen, erschaffen von der Natur, einen Antrieb zur Erhaltung ihres Daseins in sich hätten, der auch wirkt. Das ist der Trieb zur Selbsterhaltung sowie zur Fortpflanzung ihrer Art.
Doch kann man damit auch dieses zielgerichtete, ichbezogene Verhalten des Anführers dieser Horde erklären?
Dazu gibt es verschiedene Erörterungen: Eine ist die Triebtheorie aus den psychoanalytischen Erkenntnissen. Was ist ihr zu entnehmen?
Fangen wir mit deren Begründer Sigmund Freud, 1856 - 1939, an:
»Die Quelle des Triebes ist ein erregender Vor