Erinnerungen IV - Georg Papke - E-Book

Erinnerungen IV E-Book

Georg Papke

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Beschreibung

Endlich in Rente! Gerne hatte ich bisher in meinem Beruf gearbeitet, doch nun war dieses Kapitel zu Ende. Ja, ich hatte mich schon lange damit befasst und entschieden, schon mit 63 Jahren in Rente zu gehen - wohlgemerkt nach einem Modell ohne Abzüge. Na ja, schließlich hatte ich doch über 48 Jahre eingezahlt. Auch eine Menge Pläne hatte ich schon geschmiedet, sowohl für draußen wie auch für drinnen. Das heißt, zuerst wollte ich meine diversen Reisepläne realisieren. Ich träumte von vielen fremden, fernen Ländern. Aber ich wollte mich auch, so lange ich noch fit war, sozial engagieren und vor der Haustüre gab es auch zu tun. Und sollte ich eines Tages draußen nicht mehr können oder wollen, dann würde ich mich mit meinen vielen Reisebildern beschäftigen und Lichtbildervorträge halten. Und das besonders für Menschen, die selbst nicht mehr reisen können oder wollen. Außerdem animierten mich meine beiden Söhne immer wieder, meine vielfältigen Erlebnisse aufzuschreiben. Nach längerem Sträuben machte ich mich eines Tages ans Werk. Dabei stellte sich bald heraus, dass es über 1.000 Seiten ergab und ich daraus vier Bändchen machte - dies ist nun der Vierte. Gleichzeitig war es so ganz nebenbei auch eine Art Vergangenheitsbewältigung. Mit 80 Jahren ließ ich mich scheiden. Danach begann nochmals ein ganz neues, glückliches Leben für mich. Wichtig ist es immer im Leben, dass man nie aufgibt - mag es einem auch noch so schlecht gehen. Man muss nur den richtigen Weg finden. Dabei hat mir der nadi reader in Indien geholfen.

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ATTEMPTO! – ich wage es!!!

INHALT:

1.00 Endlich 63

1.10 Rentenberatung

1.20 Meine Verabschiedung

1.30 Ein Gedicht

1.40 Restarbeiten

2.00 Götz in Marth

2.10 Hof aufmessen

2.20 Baupläne Kastanienhof

3.00 Olaf in Reutlingen

3.10 Umbauplanung

3.20 Ausführungsarbeiten

4.00 Sozial-Arbeit

4.10 Vesperkirche

4.20 Reutlinger Tafel

5.00 Eine Buchstory

6.00 Hüft-OP

6.10 Hüftsport-Gruppe

6.20 OP- Vorbereitungen

6.30 Hüft-OP

6.40 Reha

6.50 Wieder Tafelladen

7.00 Reiselustiger Vater

8.00 Pauschalreisen

8.10 Mahdia

8.20 Port El Kantaoui

9.00 Gruppenreisen

9.10 Ägypten -Rundreise

9.20 Indonesien -Rundreise

9.30 Griechenland -Rundreise

9.40 Syrien, Jordanien

9.50 Südindien- Rundreise

9.60 Oasenreise Ägypten

10.00 Allein-Reisen

10.10 2. Israel-Radtour

10.20 Noch 3 mal Israel

10.21 Kibbuz im Herbst

10.22 Kibbuz im Frühjahr

10.23 Kibbuz im Winter

10.30 1. Alleinreise Bali

10.31 2. Alleinreise Bali

10.32 Letzte. Alleinreise Bali

10.40 Nadi Reader Indien

10.41 Beim Nadi Reader

10.42 Rätselhafte Begegnung

11.00 Trennung

11.10 Nebeneinander

11.20 Reine Freundschaft

11.30 Trennungsgedanken

12.00 Hausverkauf

13.00 Was nun?

14.00 Partnersuche

14.10 Partnervermittlung

14.20 Kontakt - Aufnahme

14.30 Attempto - ich wage es!

14.40 Gedicht nach 1 Jahr

15.00 Umzug

15.10 Einzug

15.20 Mein neues zu Hause

16.00 12 Jahre danach

16.10 Eingelebt

16.20 Rückblick

16.30 Gemeins. Kurzreisen

16.31 Heidelberg

16.32 Weimar

16.33 Bodensee

16.34 Rongchamp

16.35 Bu Ga Mannheim

16.40 Urlaubsreisen

16.41 Berlin

16.42 Binz auf Rügen

16.43 Amsterdams

16.44 Wieder Berlin

16.45 Marth

17.00 Das Leben mit 90

17.10 Mein 90. Geburtstag

17.20 Rückblick

17.30 Vorträge

17.40 Ausblick

1.00 ENDLICH 63

1.10 Rentenberatung

Als ich 62 Jahre alt war ging ich zur Rentenberatung ins Rathaus. Ich wollte erfahren, welches die beste Möglichkeit war, in Rente zu gehen. Das Ergebnis war, dass es gerade ein Rentenmodell gab, nach dem ich schon mit 63 Jahren in die Rente gehen könnte, ohne Abstriche zu erhalten. Mein jetziger Rentenanspruch erschien mir ausreichend, sodass ich mir überlegen sollte dieses Modell anzunehmen. Außerdem erklärte mir der nette Berater, dass ständig mit kleinen Änderungen in der Berechnungsmodalität zu rechnen sei, so dass am Ende nach zwei Jahren weiterer Einzahlung gar nicht mehr heraus käme als jetzt.

Das machte mich stutzig! Sollte ich wirklich noch 3 Jahre arbeiten – sozusagen für nichts???

Mein Entschluss stand nun fest, ich würde schon mit 63 aufhören. Als ich das meinem Chef erzählte meinte er, dass ich doch noch soooooooo fit sei.

„Eben“, antwortete ich, „genau deshalb möchte ich gehen. Damit ich auch noch fit bin, um etwas anderes zu tun.

Und außerdem möchte ich nicht warten, bis man mich mit den Füßen zuerst hier hinaus trägt.“

1.20 Meine Verabschiedung

Am 1. April 1997 war es dann etwas verspätet so weit.

Es gab eine bewegende Verabschiedung mit Urkunden und vielen Sprüchen und Gedichten. Frau Baur hatte es sich nicht nehmen lassen, extra einige Verse zu dichten. Dann nahm mich mein Chef beiseite und offenbarte mir, dass er es an meiner Stelle auch so gemacht hätte. Das beruhigte mich, brauchte ich deshalb also kein schlechtes Gewissen zu haben.

War ich aber wirklich auf diesen Moment gut vorbereitet? Hatte ich doch schon bei einigen Abgängern erlebt, dass sie fürchteten in ein Loch zu fallen. Und deshalb tauchten sie regelmäßig hier wieder auf, manchmal zum Leidwesen der Kollegen, weil sie gerne noch mitreden wollten. Wieder andere hatte ich erlebt, die wollten mit ihrer alten Arbeitsstelle niiiiiiiiiiiie mehr etwas zu tun haben, sie kamen auch zu keinem Fest und mieden jeden Kontakt zum Betrieb und zu den alten Kollegen.

Nein, bei mir war das ganz anders. Ich dachte gerne an meine Arbeitszeit zurück, aber ohne sie zu vermissen.

Ich hatte auch keine Angst etwa nicht mehr gebraucht zu werden. Im Gegenteil ich freute mich auf den neuen Lebensabschnitt, zumal ich mich selbst noch recht fit fühlte. Es kam mir vor als würde ich ein neues Leben beginnen. Denn nun durfte vieles anders, leichter, unbeschwerter werden und vor allem nicht mehr dem zeitlichen Zwang unterliegen.

Doch langweilig sollte es nicht werden, dazu hatte ich noch viel zu viele Ideen.

1.30 HIER EIN KLEINER RÜCKBLICK In VERSFORM:

1. Ausgangssituation

Nun bin ich froh, hab ich vom Amt, dieses Papier fest in der Hand.

Herr Haufe von der OFD hat mir bescheinigt, dass ich geh`.

Schon fürchtete ich zuletzt, ich würde noch mal fest gesetzt.

Wie hat Herr Melchers mal gesagt, ein jeder Rentner würde verklagt,

dem Land zu zahlen Schadeneratz, für den verlassenen Arbeitsplatz.

2. Rückblick

Teils traurig, teils auch beglückt, schau ich jetzt noch mal zurück:

Ein Wort nun noch zum letzten Jahr, das für mich doch recht stressig war.

Auslaufen lassen, hat` ich geglaubt, doch fast hätt`s mir den Nerv geraubt.

Nichts war es mit Bequemen, nicht mal Urlaub konnt` ich nehmen.

Da war der Nachlass von Zwiefalten, den ich bis dahin musst` verwalten.

Von oben hatte man beschlossen, uns aus der Bauplanung zu entlassen.

Pläne, Akten war`n zu übergeben, ich dacht`ich würd`s nicht überleben.

Akten und Pläne aus 50 Jahren, was fast 50 Leut` gesammelt haben!

140 Ordner warf ich raus, mustert überholte Schreiben aus.

Auch die Pläne hatten Tücken, zu ergänzen war so manche Lücke.

Frau Henle hat mir bis zuletzt, den CAD dabei ersetzt.

Trotzdem 2000 Pläne blieben, wurden an`s PLK übergeben.

Ich wett` es hätte mancher leicht, dafür 6 Monate Freistellung erreicht.

Froh, los zu sein das PLK, hat ich am Hals die JVA.

Ich kam vom Regen in die Traufe, was ich erst merkte im Verlaufe.

Im PLK durft` selbst ich schließen, hier immer auf Beamte angewiesen.

Ich kam mir vor wie im Käfig, kaum Unterschied zu einem Häftling.

Ursprünglich wurd `ich eingesetzt, weil die Sanierung wichtig jetzt.

Auch stellte sich dann bald heraus, die Mauersichrung reicht nicht aus.

Die Torwache war auch geplant, jedoch am falschen Platz sie stand.

Noch vieles An`dre musste sein, dem Nutzer ständig fiel was ein.

Leider ging nicht alles glatt, wie es solch Bau so in sich hat.

Durch ein Loch der Giebelseite, suchten 4 Häftlinge das Weite.

Schnellstens hieß es reagieren, keine Zeit war zu verlieren.

Gefasst waren bald wieder alle 4, jetzt sitzen sie in sicherem Revier.

Ständig muß`t man auf der Hut sein, Häftlingen fiel immer was neues ein.

An Schnüren durch`s Fenster gechickt, wurd mancher Kassiber so verschickt.

Der Mauerschutz war ohne Frage, für uns die allergrößte Plage.

Viele Versuche haben wir gemacht, uns immer was neues ausgedacht.

Die Lösung war dann ungelogen, gerollter Nato-Draht ganz oben.

So wird`s auch stetig weiter gehen, mein Nachfolger wird es schon sehen.

Dann plötzlich kam es mir so vor, ich hätt` nen kleinen Mann im Ohr.

Was ich bisher noch nicht gewusst, Man nennt den Kleinen TINITUS!

Doch leider kam er nicht allein, der Tinitus kommt meist zu drei`n!

Gleichgewicht und das Gehör, leiden dabei noch viel mehr.

Ein Mittel gäbe es zum Glück, Fusionen - und zwar 10 Stück.

7 Wochen er mir glatt stahl, die Zeit lief weg - katastrophal!

Dies hatte deutlich Folgen, Tübinger Bauten machten Sorgen.

Das Vermessungsamt sollt` übergeben, um die Räume zu belegen.

Bisschen Sanierung war gedacht, das ist doch sicher schnell gemacht.

Ein wenig Umnutzung im Dach, sollte dabei schnell noch mit gemacht.

Doch leider lief es nicht nach Plan, weil die Baugenehmigung nicht kam.

Dann kein Geld auf 519 kommt, Baustopp gibt es für alle prompt!

Danach der Statiker schockiert, das Holzwerk falsch dimensioiert.

Abstände zu groß, Sparren zu schwach, desolat das ganze Dach!

kurzum verglichen kam ich drauf, es muss ein neuer Dachstuhl drauf.

Ein Preisvergleich hatte erbracht, billiger wird ein neues Dach.

Für Holzschutz wäre ungelogen, `ne größ`re Summe auszugeben.

Mit der Zeit stellt sich heraus, zu teuer wird das ganze Haus.

Frau Baur in ihrem Amte waltet, hat sich hier helfend eingeschaltet.

Nachdem noch vieles sollt` hinzu, die Amtsleitung kam auf einen Clou:

`nen Sammeltitel machen wir auf und hauen alle Kosten drauf!

Nun ist doch alles wohl vollbracht, mit viel Geduld der Bauherrschaft.

Und so ganz nebenbei noch lief, selten gerade, meistens schief,

das Institut Franco-Allmand, das kurz vor der Vollendung stand.

Das Bürö U 8 Aguilar, der planende Architekt hier war.

Doch schnell stellt sich dabei heraus, warum ich übernahm dies Haus.

Viel Führungsarbeit war zu leisten, Rechnungen nervten mich am meisten.

Z-Bau gab`s auch noch nebenher, mal wenig Arbeit und mal mehr.

Geldforderungen kamen dann, wenn man sie gad nicht brauchen kann.

Eilig war`n sie - das war klar, weil überall die Mittel rar.

So ließ ich manchmal alles stehen, um schnell mal nach Z-Bau zu sehen.

Jetzt ist Herr Benfeld mit dabei, da geht die Arbeit schlicht durch zwei.

Doch nun ist endlich ganz gewiss, hier zu End` für mich der Stress.

3. Kleine Satiere

Bevor ich nun meinen Ausblick gebe, erlaubt mir noch etwas Satire:

Wenn ich die Runde so betracht`, werden Erinnerungen wach.

Da fällt mir manches Stichwort ein, mach darauf noch schnell `nen Reim:

Her Melchers, als unser großer Lenker, Chef, Vater und Vordenker,

hat manches Neue mit Bedacht, in die Chefetage ein gebracht.

Montagsrunde oft ausbrütet, manch`Geheimnis, gut behütet.

Doch nicht zum Nachteil der Lakiaen, wenn`s mancher sich auch bildet ein.

Herr Wagner - immer Optimist, bereit zu schlichten jeden Zwist.

Für alles hat er dann ganz schnell, eine Lösung unkonventionell.

Gar nicht ist er dann beglückt, wenn Frau Baur ihn zurecht gerückt.

Möchte es doch nicht verhehlen, gut kann man mit ihm Pferde stehlen.

Geschäftsführende Beamte, man meist als lahme Säcke kannte.

Frau Baur bracht` mit viel Gefühl, frischen Wind auf dies Gestühl.

Dabei war selbstverständlich klar, dass mancher pessimistisch war.

Oft hört man sie ganz herzlich lachen, nicht alles kann man mit ihr machen.

Wer meinte, dass sie es nicht schaffe, weil nicht gut firm in der Bausache,

der hat sich gründlich wohl vertan, mit Tricks kommt man bei ihr nicht an.

Manchem sie das Fürchten lehrte, kaum einer, der sich ernsthaft wehrte.

Denn recht bald stellte sich heraus, sie kennt sich hier schon ganz gut aus.

Mit Weitsicht und mit Freundlichkeit, hat sie uns alle längst durchschaut!

Willst Du sie wirklich einmal testen, versuch`s mit Offenheit am besten.

Ihr Arbeitspensum, das ist enorm, trotzdem bleibt immer sie in Form.

Was keiner je hier hat erreicht, 4 Dinge macht sie stets zugleich:

Lesen, Hören, Lächeln, Sehen, das soll einer noch verstehen.

Mit Arbeit ist sie stets eingedeckt, wie sie`s nur schafft, ist mir suspekt?!

Herr Zettler, der war jeder Zeit fair zu mir und hilfsbereit.

Immer weiß er einen Rat, umsetzen müssen wir es in die Tat.

War' s manchmal auch nicht leicht, bis man am Schreibtisch ihn erreicht.

Drum würd` es der Abteilung nützen, ließ ihn der Chef beim Volke sitzen.

Frau Folbert ist ein liebes Wesen, auf ihrem Platz so gar kein Besen.

Personalien und auch Verträge, leitet sie schnell in die Wege.

Auch die Umläufe sie verfasst, sind bei manchem recht verhasst.

Wenn sie` s nicht mehr durchblickt, hat sie noch mehr dazu gekriegt.

Material ausgibt hier nun Frau Sahm, sie`s von Herrn Sauer übernahm.

Bei dem hieß es ganz entschlossen: "Wer hier reinkommt wird erschossen!!"

Doch sie nicht so gefährlich ist, obwohl sie`s gerne manchmal `möcht`.

Hier gilt, was der Volksmund spricht`s: "Hunde die bellen, beißen nicht."

Einst Cowboy und Krokodilien-Fänger, heut` unser Hausmeister und Sänger.

Das ist unser Heinz-Otto Dreier, macht jede Arbeit, schnell und sauber.

Doch still nun wird`s um ihn enorm, ist er nicht mehr so recht in Form??

Waren`s die Frauen oder der Schnaps, sein Herz hat jedenfalls `nen Knaks.

Wie er stets Lebenskünstler war, schafft sicher er noch die paar Jahr`.

Mit Abteilung Technik ist`s so `ne Sach`, mancher hat mit ihnen Krach.

Es haperte dort aber schon immer, mal mehr und manchmal schlimmer.

Doch dabei muss dies gar nicht sein, läßt man sie nicht zu sehr allein.

Wenn man sie bestens informiert, läuft alles glatt, grad` wie geschmiert.

Denn Teamarbeit ist Zweisamkeit, beide Seiten müssen dazu bereit.

Ja, die Technik bei uns im Amt, wird stets gelobt und auch verdammt.

Funktioniert sie, ist es famos, hapert es, dann ist was los.

Manche Buchung schon liegen blieb, weil da wohl Sand war im Getrieb?

Die Anschaffung des Faxgerät kam zwar, doch reichlich spät.

Bei Firmen zählte lange schon, dieses Gerät zum guten Ton.

Zögernd wurd` es angewandt, obwohl der Vorteil auf der Hand.

Die Technik bracht`uns in die Lage, Angebot einzuholen an einem Tage!

EDV es jetzt überall gibt, zuerst verdammt, jetzt heiß geliebt.

Bei uns sie Einzug hielt vor Jahren und das, obwohl wir sollten sparen.

PCs hat auch nun jedes Büro, heben damit das Amtsniveau.

Muss ich im Alter auch noch ran, an den verdammten Computerkram?

Doch ich muss sagen, es beglückt, hast Du das Ding erst mal durchblickt.

Manch Schrieb wär` heute noch Konzept, Hätt` man ihn nicht gleich selbst getippt.

Früher war`s manchmal nicht leicht, bis man am Platz jemand erreicht.

Die neue Telefonanlage versetze uns nun schnell in die Lage,

Gespräche dorthin umzuleiten, wo grad` Kollegen noch arbeiten.

Doch wird der Vorteil kaum genutzt, was manchen Anrufer verdutzt.

Es scheint, als sei das ganze Amt, schon gar nicht mehr bemannt!

Die Post ist schnell bei uns, Hura! Kaum abgeschickt, ist sie schon da.

Glaubst Du die Antwort in der Hand, es ist der Schrieb, den Du versandt!

Ein Eingangsstempel ist nun mehr, sonst ist alles, wie vorher.

Gespart ist Geld und Zeit vielleicht, das Ziel ist leider nicht erreicht.

Sollt wirklich etwas eilig sein, tu`s in die Umlaufmappe rein.

T a g e können nun vergeh`n bis wieder ist der Schrieb zu seh`n.

Die Zeiterfassung, der letzte Clou, den sich das Bauamt legte zu.

Richtig genutzt ist es famos, ist auch der Hang zum Mogel groß.

Fehlt Dir ein Tag, macht es nichts aus, das Programm gleicht automatisch aus.

Zwei Sternchen wohl am Ende stehen, doch die sind leicht zu übersehen.

Ein Stichwort fällt mir ein zum Schluss, das ich doch noch erwähnen muss.

Oft hörte ich hier im Amt, wie das Betriebsklima verdammt.

Wer dieses ernsthaft kritisiert, frag` sich, wie er sich engagiert?!

Man kann meckern und kann loben, es wird n i c h t bestimmt nur von oben.

Die Güte man nur daran misst, wie jeder dran beteiligt ist.

Nicht alles ich erwähnen kann, es dauerte dann viel zu lang.

Ich hoff` ,dass keiner bös`wird sein, es war doch nur ein Schüttelreim.

4. Ausblick

Nun möcht`ich meinen Ausblick geben, ich hoff,`ich darf es noch erleben.

Erst 63, muss ich gestehen und möchte schon in Rente gehen.

Auch wenn ich früher will ausscheiden, ist es kein Grund mich zu beneiden.

47 Jahr mit aller Kraft, hab ich im Leben nun geschafft!

Was nützt es, wenn ich hier noch bleib`, trotzdem alterte der Leib.

Gerne tauschte ich mit jedem, der noch jünger ist im Leben.

Wenn ich nun gehen will ist klar, ich habe sicher noch was vor:

Nicht nur bis in die Puppen schlafen, abends lange Fernseh`n gaffen.

Nicht täglich nur zum Einkaufen, etwa den Angeboten nach laufen.

Nicht nur Haus und Garten pflegen, mehr werde ich mir überlegen.

Dass aus der Freiheit man was mache, das ist für mich rein Ehrensache.

Manchen Wunsch werd`ich erfüllen, zuerst die Reiselüste stillen.

Das sag`ich Euch, ihr habt mein Wort, bestimmt geht es mal ganz weit fort.

So lange der Boddy dazu taugt und die Gesundheit es erlaubt.

Ich liebe keine Rentner-Reisen, es geht zu sehr auf festen Gleisen.

Bin immer schon auf eig`ne Faust, viel lieber durch die Welt gebraust.

Rad fahren, reisen, wandern, nicht zugleich - eins nach dem anderen.

Einfach mit Rucksack, wie ein Tramp, finde ich überall ein Camp.

Ich mag die Sonne, warm und trocken, der Nordpol kann mich wenig locken.

Mein größter Wunsch ist es noch, zu fahren an der Erde tiefstem Loch.

Nach Israel an`s Tote Meer, ich gerne noch einmal hin begehr`.

Istambul scheint es auch wert, dass man ausgiebig dort hinfährt.

Von Pyramiden hab`ich viel gelesen, doch bin ich niemals dort gewesen.

Ich will, dass es mir auch so geht, wie Rentnern, denen immer fehlt,

die Zeit zum rasten und zum Ruhen, weil sie immer haben was zu tun.

Dabei ist wichtig bis zuletzt, dass man sich niemals überschätzt.

Und wird`s der Frau einmal zu viel, such`ich alleine dann mein Ziel.

Es gibt da auch noch einen Freund, der wie ich, vom Fernweh träumt.

Dann ist der Wohnwagen noch da, wartet drauf, dass ich ihn fahr.

Württemberg, Bayern und Baden, Rheinland Pfalz mich noch einladen.

Am Wege , ohne abzubiegen, Mecklenburg,Thüringen, Sachsen liegen.

Eins` versprech ich euch jetzt prompt, aufgepasst, `ne Karte kommt!

Auch den Jungen helfen-dann und wann, so lange ich noch schaffen kann.

Zuerst kam mein Sohn Götz daher, Pläne seines Hofes gibt es nicht mehr.

Tagelang werd ich wohl messen, Bis alle Pläne aufgerissen.

Teamarbeit ist bei uns angesagt, später dann nur noch mein Rat.

Lässt das Wetter es nicht mehr zu, setz` ich mich lange nicht zur Ruh.

Lesen, Schreiben, vielleicht studieren, man kann ja noch was ausprobieren.

Graphologie ist ein Gebiet, das mich schon lange fasziniert.

Meine Kinder sagen oft zu mir, bringe doch alles Erlebte zu Papier.

Viel erzählst Du, doch nur bleibt, unvergessen, was man aufschreibt.

Meine Antwort war dann prompt, ich habe dazu doch kein Talent.

Schriftsteller haben besond`re Gabe, die ich ganz gewiss nicht habe.

Und bisher hatte ich dazu, keine Zeit und keine Ruh.

Auch werd` ich eines weiter tun, ehe ich anfange auszuruhn.

Sport hielt immer mich auf Trab, lenkt auch von den Wehwehchen ab.

Drum saht ihr ständig mich hier flitzen, nichts hasse ich mehr als stille sitzen.

Ist dann der Wendepunkt erreicht, weil sich was Ernsthaftes doch zeigt,

mit Knoblauchpillen und mit Tee, ich in die letzte Runde geh`.

Ein guter Roter, richtig trocken, dabei lässt es sich auch gut hocken.

Dann lehn`ich ruhig mich zurück, hatt` doch mit meinem Leben Glück.

Bedanken möcht` ich mich bei allen, es hat mir hier ganz gut gefallen.

Möget Ihr des Amtes Wehen, unbeschadet überstehen.

Nun hör`ich wirklich auf zu reden, damit das Fest kann weiter gehen.

Langt alle zu, ganz radikal, es ist von mir das letzte Mal.

Georg Papke.

1.40 Restarbeiten

Es klappte nicht genau ab meinem Geburtstag im Februar in den Ruhestand zu gehen, weil ich gebeten wurde, doch noch die Endabrechnung meines letzten Bauvorhabens aufzuarbeiten. Das hatte ich bald fertig. Es fehlte lediglich noch die Endabrechnung der Zimmermanns-Arbeiten, weil die Unterlagen von der Firma immer noch unvollständig waren.

Nach ein paar Wochen rief mich Frau Baur, unsere damalige Geschäftsführende Beamtin, an und fragte mich, ob ich auch noch die letzte Abrechnung mit der Zimmerer-Firma machen könne. Kein anderer getraute sich an diese Arbeit.

Ich sagte zu aber unter der Voraussetzung, dass ich dafür kein Geld haben wollte.

„Warum?“

„Damit Sie mich nicht nach Belieben noch öfter holen können.“

Ich rief den alten Zimmermeister Arnold an und fragte, wie weit die Endabrechnung sei. Da beichtete er mir, dass er da nicht mehr durchsehe.

Ob ich sie nicht für ihn machen könne. Er wisse, dass ich ihn immer korrekt behandelt hätte und deshalb sollte ich für ihn die Endabrechnung machen. Er würde alles blind unterschreiben was ich aufsetze.

Gut, ich machte mich an die Arbeit.

Zu fast jeder Rechnung fehlten tatsächlich irgendwelche Belege, obwohl die Leistung erbracht worden war. Das wusste ich aus meinen alten Aufzeichnungen.

Da hatte ich eine ganze Menge Arbeit vor mir, zu der ich tatsächlich einige Tage brauchte.

Ich ergänzte einige Belege, andere schrieb ich sogar ganz neu. Als alles „wasserdicht“ fertig war trafen wir uns und ich erläuterte ihm alles. Er war hoch zufrieden, sah er sich doch nicht betrogen und unterschrieb alles. Damit konnte ich nun ins Amt gehen und abliefern.

Frau Baur sah die Unterlagen durch und war zufrieden. Es war wohl so gut belegt, dass es keinerlei Beanstandungen weder durch die Rechnungsprüfung der OFD noch durch den Rechnungshof geben würde.

2.00 Götz in Marth

Nun hatten mit einigen Kommilitonen den Kastanienhof gekauft.

Der Kastanienhof in Marth

Und damit auch eine Menge Verpflichtungen übernommen, denn der ganze Hof steht unter Denkmalschutz. Das bedeutete, dass bei jeder Umbaumaßnahme der Denkmalschutz gehört werden musste. Aber darin hatte ich ja Erfahrung genug aus Reutlingen.

2.10 Hof aufmessen

Dann stand Götz auf der Matte.

Er brauchte dringend Pläne von seinem frisch erworbenen Bauernhof Kastanienhof in Marth in Thüringen, nahe der ehemaligen Zonengrenze. Die vorhandenen alten Pläne waren alle unvollständig und überholt. Es waren, wie üblicherweise, an den meisten Gebäuden im Laufe der Zeit Veränderungen vorgenommen worden, die aber in den Plänen nicht vermerkt waren. Hier half nur alles neu zu vermessen.

Dazu fuhr ich nach Marth und richtete mich bei Götz häuslich ein. Mein Domizil war mein alter Wohnwagen „Troll“, der ja bei Götz hinten auf der Wiese stand. Nun erwartete mich hier eine Menge Arbeit. Aber das war für mich kein Problem, denn schließlich hatte ich schon viele Bauaufnahmen in meinem Leben gemacht. Und Zeit hatte ich ja nun genug.

Die erste gründliche Besichtigung brachte Ernüchterung! Weil der Hof seit den letzten Jahren vor dem Mauerfall nicht mehr bewohnt war, hatte das Anwesen doch recht gelitten. Aber ich hatte Götz ja schon vor dem Kauf gewarnt, dass man für so ein Unternehmen zwei Leben braucht:

Eines, um den Kauf zu finanzieren und eines um den Hof zu restaurieren.

Auch hatte ich ihm unmissverständlich klar gemacht, dass ich mich da nicht finanziell beteiligen wolle.

Er gründete zusammen mit einigen Kommilitonen einen Verein und kaufte den Hof trotzdem. Denn er wollte unbedingt seine Selbstständigkeit.

2.20 Baupläne Kastanienhof

14 Tage hatte ich gebraucht, um alles aufzumessen, Skizzen zu machen, zu vermaßen und zu fotografieren.

Nun konnte ich nach Hause fahren und aufzeichnen. Aber leider gab es an vielen Ecken doch immer noch Fragen. Das lag hauptsächlich an den Ungenauigkeiten, die so ein Komplex nun mal in sich hat, denn kaum eine Ecke hatte einen exakten rechten Winkel! Das kannte ich zur Genüge vom Kloster in Zwiefalten.

Kastanienhof Marth: EG-Grundriss

Also musste ich erneut mit meinen halb fertigen Plänen hinfahren und ergänzen.

Dann waren eine Menge Besprechungen zu führen mit der Genehmigungsbehörde, der Brandschutzbehörde und dem Landedenkmalamt. Durch wiederholte Gespräche entwickelte sich so ein sehr gutes Verhältnis zu allen Behörden. Das lag aber auch vorwiegend daran, dass sie merkten, dass sowohl ich wie aber auch Götz viel Verständnis für ihre Anliegen hatten. Außerdem wusste ich, wie man mit diesen Leuten umgehen muss, um sie nicht zu verprellen. Denn schließlich hatte ich in Reutlingen über 25 Jahre andauernd mit der Brandschutzbehörde und der Denkmalpflege zu tun und kannte so ihre Einstellung.

Als ich die Pläne fertig hatte machte ich noch einen Kostenvoranschlag für alle anfallenden Arbeiten. Die Formulare dazu hatte ich noch vom Hochbauamt.

Dann fertigte ich das Baugesuch in 7-facher Ausführung, in dem alle Abbrucharbeiten gelb und die neuen Bauteile rot angelegt waren. Das ganze Paket übergab ich dann Götz mit der Bitte, die Zustimmung seiner Nachbarn einzuholen und dann im Bauamt in Heiligenstadt einzureichen.

Damit war vorerst meine Mission erfüllt!

3.00 OLAF IN REUTLINGEN

3.10 Umbauplanung

Weil es mit den Plänen für Götz so gut geklappt hatte meldete sich eines Tages Olaf, ein Freund von Götz, bei mir. Er hatte von Götz erfahren, dass ich noch Bauplanungen mache.

Er wohnte in Reutlingen in einem Altbau, den seine Frau erben würde. Da seine Räumlichkeiten im Dachgeschoss momentan aber zu klein waren und er Nachwuchs erwartete fragte er mich, ob ich ihm eine Planung für eine Erweiterung machen könne.

Ich sah mir das Haus an und fand Gefallen an der Arbeit.

Also sagte ich zu.

Auch hier musste ich zuerst anfangen das ganze Haus neu auf zu messen, denn die alten Pläne aus den 30-er Jahren stimmten vorne und hinten nicht mehr.

Eigentlich wollte Olaf den Spitzboden ausgebaut haben. Ich versuchte es ihm auszureden, denn der war im Grunde viel zu niedrig. Außerdem genehmigte uns die Denkmalbehörde keine zweite Reihe liegende Dachfenster, denn darunter gab es bereits eine Reihe Dachgauben.

So suchte ich nach einer anderen Lösung.

Seitlich gab es aber einen Anbau einer Garage, die ich aufstocken könnte und so ein Zimmer dazu gewinnen würde. Olaf und seine Frau waren froh eine Lösung auf einem Stock gefunden zu haben und ich zeichnete die Pläne und reichte das Baugesuch ein.

Ohne Probleme wurde es genehmigt.

3.20 Ausführungsarbeiten

Danach ging ich an die Ausschreibung der

Gewerke: Rohbau, Zimmerer, Dachdecker, Gerüstbau, Gipser, Flaschner, Maler usw.

Dazu nahm ich die Formulare des Hochbauamtes und frisierte sie so um, dass sie völlig neutral aussahen, aber inhaltlich alles abdeckten. Das war schon eine Heidenarbeit, sah aber am Ende sehr gut aus.

Auch die Auftrags-Formulare „gestaltete“ ich entsprechend um. Somit war alles wasserdicht und perfekt von den Preisen bis zu den Terminen und eventuellen Vertragsstrafen.

Leider aber hatte Olaf Probleme mit der Finanzierung und so gab es zwischendurch Verzögerungen.

Dadurch wurden die Arbeiten nicht ganz fertig bis zu meinem schon lange geplanten Urlaub. Aber Olaf nahm das locker in Kauf, weil sein Bruder auch Architekt war und für mich einspringen würde. Außerdem hatten es sich inzwischen eingebürgert, dass die Baubetriebe 14 Tage Sommerurlaub machten.

Mitten in der Umbau-Arbeit übergab ich also mit rechtem Bauchweh an seinen Bruder und fuhr für 7 Wochen nach Israel in Urlaub, wo ich 5 Wochen auf einem Kibbuz arbeitete.

Als ich wieder kam musste ich feststellen, dass während meiner Abwesenheit auf dem Bau kaum etwas passiert war. Denn sein Bruder hatte noch nie in seinem Leben einen Umbau begleitet bei dem man viele Details nicht vorher zeichnen, sondern erst vor Ort mit dem entsprechenden Handwerker besprechen muss. Und das kannte er wohl noch nicht.

Na gut, nach meiner Rückkehr nahm ich den Laden wieder in die Hand und so wurde dann doch noch alles zufriedenstellend fertig; wenn auch mit ein wenig Verzögerung. Aber dafür war ich im Grunde ja nicht verantwortlich.

Für mich war diese Arbeit aber eine Lehre:

Dies sollte mein letztes Bauvorhaben gewesen sein. Künftig wollte ich keine Planung mehr machen, außer für Götz, denn dort war noch lange nicht alles fertig. Es schien mir an der Zeit zu sein, den Beruf vollends an den Nagel zu hängen, weil es für mein Alter zu stressig war. Lieber wollte ich mich anderen Aufgaben zu wenden. Mitglied in der Architektenkammer blieb ich aber.

4.00 SOZIAL -ARBEIT

4.10 Vesperkirche

In den 90-er Jahren wurde von der Diakonie in Reutlingen die Vesperkirche ins Leben gerufen, die jedes Jahr im Januar/Februar für 6 Wochen Essen für minderbemittelte Menschen anbot.

Dazu wurden viele Helfer gebraucht, die alle ehrenamtlich arbeiteten.

Ich meldete mich auch an und war in jedem Jahr für eine ganze Woche am Stück dabei. Es machte Freude, weil man die Dankbarkeit sofort bei manchen Leuten ablesen konnte.

4.20 Reutlinger Tafel

1999 wollte die Diakonie dann auch noch die Reutlinger Tafel gründen. Sie sollte ebenfalls durch ehrenamtliche Mitarbeiter betrieben werden. Von Supermärkten sollte überschüssige Ware geholt werden, die dann aufzuarbeiten waren, um sie an Minderbemittelte billig abzugeben.

Auch hier meldete ich mich, um ehrenamtlich 1x in der Woche zu arbeiten. Die Arbeit war in drei Bereiche geteilt:

eine Gruppe holte morgens die Ware.

eine andere Gruppe sortierte sie im Laufe des Vormittags und

eine dritte Gruppe verkaufte die Waren dann am Nachmittag.

Schon einen Tag vor der Eröffnung war ich unterwegs, um die ersten Waren zu besorgen. Damit war ich also wirklich von

Anfang an dabei. Ich hatte die anstrengende Aufgabe als einer der Fahrer übernommen.

Das war der härteste Job.

Wir fuhren am Anfang mit unseren Privatautos, weil es noch keinen Lieferwagen gab. Die Arbeit war recht anstrengend, weil immer volle Bananen-Kartons zu tragen, sowie ein- und auszuladen waren. Außerdem gab es bisher noch wenige Kontakte zu den Supermärkten. Manchmal sahen wir, dass noch gute Ware einfach in den Müllcontainer geworfen war – wie bisher. Aber so langsam wurden die meisten Bereichsleiter sensibler und stellten für uns Ware bereit.

Bei einem Supermarkt in Pfullingen klappte es lange nicht. Als ich einmal an kam, sagte man mir, dass die Ware dort auf dem Hof im Müllkontainer zu holen sei. Als ich das sah, platzte mir der Kragen!

Ich ging zum Bereichsleiter und stellte ihn zur Rede. Ob er überhaupt wüsste welche Arbeit wir leisteten? Ob er auch bereit wäre, Ware aus dem Müllkontainer selbst noch zu essen. Und ob er bereit sei, für mich in den stinkigen Container zu klettern und die Ware heraus zu holen. Und außerdem müsste ihm ja wohl auch klar sein, dass auch für unsere Ware noch ein Mindestmaß an Vorschriften einzuhalten seien.

Das zeigte Wirkung!

Er entschuldigte sich bei mir und versprach, künftig unsere Ware besser zu behandeln. Er würde alles sauber gestapelt im Flur, also nicht draußen in der Sonne für uns bereit stellen lassen. Mit der Zeit lief es mit allen Märkten reibungslos.

Aber nun wurden auch bei uns die Gesetze angewandt, die normalerweise im Lebensmittelbereich gelten. dazu bekamen wir Besuch vom Wirtschafts- Kontrolldienst.

Mir machte die Arbeit richtig Spaß und lastete mich tageweise voll aus.

Ich erzählte natürlich auch meiner Frau von meiner Tätigkeit, aber sie wollte davon nichts wissen. Anfangs hatte sie noch gemeint, mich mal zu Arbeitsende in der Tafel ab zu holen. Sie kam aber nie.

Als ich sie dann gelegentlich darauf ansprach, gab sie erst ausweichende Antworten, bis sie schließlich meinte:

„Deine Weiber von der Tafel interessieren mich überhaupt nicht!“ Seit dem sind das „meine Weiber“.

Bald zeigten sich bei mir die Auswirkungen der schweren Arbeit. Das Ergebnis war, dass ich größere Probleme bekam mit meiner linken Hüfte. Und dadurch schied ich für einige Zeit aus, um mich operieren zu lassen.

5.00 EINE BUCHSTORY

Eines Tages erzählte mir Karin aus unserem Tafel-Team, dass ein Professor für Sozialpädagogik und Sozialwissenschaft an der Hochschule in Ludwigsburg dabei sei ein Buch zu schreiben über das Rentnerdasein der Männer.

Das sei ein Bereich, der noch viele weiße Flecken hatte, weil sich eben nur wenig Männer intensiv damit befassten.

Dazu suchte er dringend pensionierte Männer, die bereit wären, ihm ihre persönliche Story zu erzählen.

Ich hatte damit kein Problem und willigte ein. So kam kurz darauf ein Treffen bei Prof. Dr. Hammer in Reutlingen zustande. Wir saßen gemütlich in seinem Wohnzimmer und plauderten. Dabei erklärte er mir sein Vorhaben.

Nach einer Weile fragte er ohne Umschweife, wie ich mir denn meinen Ruhestand vorgestellt hätte.

Diese Frage hatte ich nicht erwartet. Ich hatte geglaubt, er wolle mir nur einzelne Fragen stellen.

Ich lehnte mich zurück, holte tief Luft und begann ganz aus dem Stegreif zu erzählen, was ich noch vor hatte.

Ich sei nicht in Rente gegangen, um nichts mehr zu tun.

Mit Sozialarbeit würde ich helfen wollen, wie zum Beispiel in der Reutlinger Tafel, wo mir die Arbeit richtig Spaß machte.

Es gäbe da auch noch ein Projekt in einem Israelischen Kibbuz, in dem ich schon gewesen sei. Dort wollte ich erneut ehrenamtlich arbeiten. Dies und noch vieles mehr erzählte ich ihm.

Damit gab sich der Professor zu Frieden und fragte mich, ob er meine Story ins Buch aufnehmen dürfe, natürlich unter einem anderen Namen.

Ich willigte ein.

Und so flatterte im Frühjahr 2010 mir das Buch „DAS BESTE KOMMT NOCH“ als Geschenk ins Haus, in dem sich unter dem Namen Enno E. folgende wahre Geschichte wieder fand:

„Der entscheidende Impuls für Enno E. kam von seinem Hausarzt, als er diesen über seine bevorstehende Pensionierung mit 63 Jahren informierte: „Kommen Sie mir nur nicht mit Ihrem Garten! Im Winter ist eh nichts zu tun und im Sommer ist es den Rentner zu heiß. Überlegen Sie sich bloß was Vernünftiges!“

Diese Überlegungen wurden ihm erst einmal von seinem Sohn abgenommen, der die Bau-Erfahrungen seines Vaters für die Renovierung eines alten Bauernhofes in Anspruch nahm. Bald war Herrn E. jedoch klar, dass er sich nicht mehr so einbinden lassen und dass er mit seinem Beruf als Architekt abschließen wollte. So gehorchte er der Verordnung seines Hausarztes und überlegte sich etwas für draußen, wo es ihn hinzog, und etwas für drinnen für die klimatisch und gesundheitlich schlechten Tage.

Draußen, das hieß zunächst einmal und heißt bis heute: seine Reiseträume zu verwirklichen - pauschal und stationär mit seiner Frau, individuell und auf Achse mit Freunden. Draußen, das begann aber auch schon vor seiner Haustüre, und da gefiel ihm der Zustand der öffentlichen Grünanlage nicht. Er kümmerte sich zusammen mit seinem Nachbarn ein wenig darum und fand sich plötzlich zum städtisch anerkannten Grünflächenpartner erklärt. Er ist davon überzeugt, wenn sich alle Älteren um irgend etwas oder jemanden kümmern würden, stünde es um unsere Gesellschaft insgesamt viel besser.

So war es für Enno E. kein weiter Weg zu einem sozialen Engagement, zumal er im Übrigen als zweimal im Leben Geflüchteter existenzielle Not auch am eigenen Leibe besonders gut kennt.

Ein Zeitungsartikel führte Herrn E. in die örtliche Vesperkirche, wo er für einige Jahre mit dafür sorgte, dass Bedürftige ein warmes Essen bekommen. Daraus ergab sich seine Mithilfe beim Aufbau eines Tafelladens, wo überschüssige Lebensmittel gegen einen geringen Preis an arme Menschen abgegeben werden. Anfangs klapperte er als Fahrer die Supermärkte der Stadt auf der Suche nach noch verwertbaren Lebensmitteln - die er noch selbst essen würde - ab. Seit seine Hüfte nicht mehr so recht mitspielt, arbeitet er einen Tag in der Woche im Verkauf des Tafelladens. Nachdem am Vormittag die Ware sortiert und aufbereitet ist, steht er nachmittags am Brotregal, gleich neben der Eingangtür und freut sich, alte und neue Kunden begrüßen und mit manchem ein kleines Schwätzchen halten zu können. „Ich will nicht nur billig verkaufen, sondern den Leuten auch ein freundliches Wort mitgeben.“ Das ist ihm das Wichtigste und auch das Lohnendste, denn dafür erfährt er viel Resonanz und Dankbarkeit. So den Leuten auf der Schattenseite dabei zu helfen, ihre Würde bewahren zu können, erfüllt ihn seit 10 Jahren. Daneben fühlt er sich wohl in einem eingespielten Team, wo keiner herumkommandiert, wo jeder sieht, was er zu tun hat und wo die Ehrenamtlichen viel Spaß miteinander haben. „Denn ich gehe nicht in die Tafel, damit ich beim lieben Gott eine Bank weiter nach vorne komme!“ Und wenn den 75-jährigen wieder das Reisefieber packt, nimmt er sich selbstverständlich frei, um vielleicht noch einmal, wie vergangenes Jahr, einige Wochen in einem Kibbuz in Israel ehrenamtlich mitzuarbeiten.

Die Aktivitäten von Enno E. für drinnen haben viel mit Computer und Digitalkamera zu tun, mit denen er seine Reisevorträge erarbeitet, Kontakte pflegt und im Internet unterwegs ist. Auch an seine Flüchtlingsgeschichte hat er sich gemacht, hat sie aufgeschrieben, was für ihn eine gute Form der Vergangenheitsbewältigung war.

Seine Frau hatte seiner Pensionierung mit Bangen entgegen gesehen, weswegen er sich vorgenommen hatte, ihr nie eine Last, sondern ein Helfer zu sein. Und so erledigt er drinnen auch seine handfesten Putzdienste, durch die ihre Putzfrau überflüssig wurde und die seine Frau beruhigten, auch wenn sie gelegentlich der Meinung war, er würde doch den ganzen Tag nix Gescheites machen“.

Natürlich gab es in dem Buch außer meiner auch noch einige andere interessante Geschichten von Rentnern. Im Vergleich kam ich am Ende zu dem befriedigenden Ergebnis, dass ich nichts hätte anders machen wollen in meinem Rentnerleben.

Aus heutiger Sicht, muss ich feststellen, es ist fast alles genau so eingetroffen.

6.00 Hüft - OP

6.10 Hüftsport -Gruppe

Schon vor längerer Zeit hatte ich mich mit diesem Thema befasst, immer noch in dem Glauben, es ginge auch ohne OP. Doch langsam musste ich einsehen, dass ich wohl nicht drum herum komme, denn die Schmerzen wurden immer intensiver und dauernder. Deshalb hatte ich mich bei einer Hüftsportgruppe angemeldet, die regelmäßig Übungen machte. Zweck der Sache war, sich gut auf die OP vor zu bereiten, also alle in Betracht kommenden Muskeln und Sehnen gut auf die notwendige Ruhepause vor zu bereiten.

Das klappte prima, sogar die Krankenkasse übernahm die meisten Kosten. Was aber noch viel wichtiger war, wir waren eine sehr nette Gruppe, so dass es keinen Stress gab, sondern eher Spaß machte, obwohl wir alle mit Schmerzen kämpfen mussten. Nacheinander ließen wir uns nun operieren. Eines Tages hatte auch ich mich durch gerungen. Ich sagte zum Übungsleiter, dass ich nun auch bald fehlen würde.

Sie sind doch noch so fit, gab er zurück.

Ich sagte, dass das nur so scheine.

6.20 OP -Vorbereitungen

Dann sprach ich mit meinem Orthopäden.

Der empfahl mir, mich vom vom Reutlinger Chefarzt operieren zu lassen, aber nicht von seinem Oberarzt, der hätte noch zu wenig Erfahrung.

Da das Münsinger Krankenhaus auch zu Reutlingen gehört, bekam ich einen Besprechungs-Termin in Münsingen. Dieses Krankenhaus ist ganz neu und macht einen sehr guten Eindruck. Ich konnte mir gut vorstellen, hier mich operieren zu lassen.

Lange musste ich warten, trotz Termin. Dann endlich kam ein junger Mann in einem verwaschenen und zerknitterten T-Shirt und bat mich ins Sprechzimmer. Er stellte sich nicht vor , so das ich keine Ahnung hatte, mit wem ich es hier zu tun habe. Mit der Zeit hatte ich den Eindruck, dass dies wenigstens ein Arzt war.

Er untersuchte mich und meinte dann, wir könnten nun einen OP-Termin machen, z. B. schon am nächsten Donnerstag, den 15. August.

So langsam fasste ich dann doch Vertrauen und wagte es sogar einen Wunsch zu äußern. Aber ich möchte vom Chef operiert werden. Der ist aber am Donnerstag gar nicht hier, gab der Arzt zurück.

Dann geben Sie mir einen Termin, wenn der Chef da ist. Widerwillig gab er mir nun einen Termin beim Chef und ich konnte wieder gehen.

Daraufhin wurde ich dann ins Reutlinger Krankenhaus bestellt, um noch ein paar vorbereitende Untersuchungen für die OP zu machen. Dabei wurde fest gestellt, dass die Durchblutung meines Herzens nicht in Ordnung sei und es wurde eine Katheder-Untersuchung angeordnet.

So etwas hatte ich noch nie erlebt. Deshalb war es auch für mich unheimlich. Der behandelnde Arzt musste mir natürlich alle Risiken, die nun entstehen könnten vor lesen. das war schon unheimlich. Aber am Schluss meinte er, dass es in der Regel keine Komplikationen gäbe.

Natürlich willigte ich zu allem ein, hätte auch sonst nichts genutzt.

Durch einen kleinen Schnitt in der Leistengegend verschafft er sich Zugang. Nach einer Weile war er mit seiner Spirale am Herzen angelangt. Das war dann schon ein komisches Gefühl, tat aber nicht weh.

Alles was der Arzt hier mit mir anstellte beobachtete der Chef durch das Fenster vom Nebenraum.

Nach einer Weile meinte er, dass es eine Stelle gäbe, wo eine Ausweitung vorgenommen werden müsste, um die Durchblutung wieder zu gewährleisten. D. h. man müsste einen Stent setzen. Nun fragte er mich, ob ich damit einverstanden sei. Darauf antwortete ich ihm, dass ich doch her gekommen sei, um mich für die OP vorzubereiten. Was erforderlich sei, müsste er nun wohl entscheiden.

Darauf setzte er mir einen Stent und ich wurde mit einem Sandsack auf der Einstichstelle ins Aufwachzimmer geschoben.

Am nächsten Morgen lag ich immer noch so da, nur dass ich jetzt einen ausgewachsenen Hunger bekam. Bald merkte ich, dass ich total verkabelt war. Alle Werte wurden auf einem Monitor seitlich neben mir angezeigt. Interessiert beobachtete ich nun die Anzeigen.

Nach einer Weile gab das Gerät einen Dauerton, der sofort einen Pfleger alarmierte. Der verstellte nur das Gerät leicht und ging wieder. Nun hatte ich erkannt was da den Alarm ausgelöst hatte. Mit der Zeit fiel mein Puls so stark, dass wieder Alarm ausgelöst wurde.

Dagegen wusste ich ein Mittel. Ich durfte mich mit meinem Sandsack nicht bewegen, hatte aber die Hände frei. Also fing ich jedes mal, wenn die Alarm-Stufe beinahe erreicht war an, die Hände kräftig auf und zu zu machen.

Das half. der Druck sank wieder.

Das machte ich ein paar Mal, bis es mir zu dumm wurde. Ich ließ es einfach wieder piepsen. Als der Pfleger kam, um nach mir zu sehen sagte ich zu ihm, dass ich schon ein Mittel wüsste, wie man den Blutdruck stabilisieren könne.

Wie denn?

Sie brächten mir nur etwas zu essen bringen und alles wäre wieder im Lot.

Darauf bekam ich Frühstück und die Werte stabilisierten sich ganz von selbst.

Am nächsten Tag wurde ich entlassen mit der Bestätigung, dass nun der OP nichts mehr im Wege stände.

6.30 Hüft-OP

Die OP war dann wirklich fast Routine.

Tatsächlich war zu meinem Termin der Chef da und besuchte mich sogar vorher an meinem Bett, um mit mir die OP zu besprechen.Nun war ich beruhigt.

Die OP verlief ohne Komplikationen und ich fand mich in einem Bett mit Alb-Ausblick wieder. Mit linkes Bein lag fest in einer harten Schale, so dass ich ständig auf dem Rücken liegen bleiben musste. Aber daran gewöhnte ich mich schnell.

Ich hatte einen wunderbaren Ausblick auf die Schwäbische Alb, was sicher zur Gesundung bei trug.

Schon am kommenden Wochenende stand plötzlich ein netter Therapeut vor mir und meinte, ich müsse nun zum ersten Mal auf stehen, damit ich keine Embolie bekäme. Ich dürfe aber vorläufig das linke Bein absolut nicht belasten, denn man hatte die Prothese nicht einzementiert, sondern sie müsste langsam einwachsen. Das hätte den Vorteil, dass bei einer späteren Komplikation ein Eingriff leichter wäre. Nur mit zwei Unterarm-Stützen durfte ich mich bewegen. Am darauf folgenden Montag wurde ich auch schon zur ersten Übung bestellt. Das fiel mir alles gar nicht schwer, denn durch den vorherigen Hüftsport hatte ich keinerlei Defizit. Da mir Bewegung vor geschrieben war nahm ich es ernst. Am Abend lief ich mit meinen beiden Unterarm-Stützen mehrfach im Stations - Flur auf und ab. Das brachte mir eine Bemerkung der Stations - Schwester beim Therapeuten ein. Beruhigen Sie den Patienten, der rennt am Abend zig- mal in der Station auf und ab! Machte mir aber nichts.

Man versuchte das Risiko einer Komplikation so gering wie nur möglich zu halten. Deshalb wurde ich zur Vorsorge mit Medikamenten regelrecht voll gepumpt. Das störte mich und ich fragte, ob ich denn alle Schmerzstill- Mittel wirklich ein nehmen müsse. Man erlaubte mir, die nun erst nach Bedarf ein zu nehmen. Man wies mich aber darauf hin, dass dieses Mittel auch gegen Entzündungen eingenommen würde.

Es ging mir von Tag zu Tag besser, so dass ich auch bald außerhalb des Hauses mich bewegte. So konnte ich das ganze Haus auch ringsum genießen, Es ist wirklich eine schöne Gesamt- Anlage.

6.40 Reha

Nach ein paar Tagen kam eine Schwester, um mich auf die Entlassung vor zu bereiten. Natürlich wäre nun eine REHA wichtig. Man überließ es aber mir, wo ich die antreten wolle.

DRK-Reha-Klinik Bad Urach

Ich könne erst nach Hause gehen und die REHA erst danach antreten, was aber nicht zu empfehlen sei. Darauf entschied ich mich für Bad Urach und zwar gleich im Anschluss an die OP, das klappte ganz ausgezeichnet, weil mich ein Krankenwagen direkt in die REHA- Klinik fuhr.

Ich hatte mich für ein Gebäude entschieden, dass der DAK gehört und in dem auch Patienten kurierten, die vorher keine OP gehabt hatten. Das merkte ich aber erst nach einiger Zeit, weil mache Patienten ganz fit waren. Mein Problem begann schon am nächsten Morgen beim Frühstück. Hier gab es Selbstbedienung, was eigentlich absolut angenehm war. Aber ich musste ja noch mit zwei Krücken gehen, wie sollte ich da den Teller tragen? Eine Schwester kam mir zur Hilfe und belegte mir den Teller und trug ihn auch an meinen Tisch.

Eingangsbereich zur REHA -Klinik

Das Essen klappte einwandfrei. Dann ging es jeden Tag zu den Anwendungen, wobei jeder Tag richtig voll ausgelastet war.

Auch hier hatte ich wieder ein sehr einfühlsamen Therapeuten. Er erklärte mir genau, was ich tun sollte und wo ich mich noch zurück halten müsste.

Eines Tages war Nording Walking auf dem Programm. Die junge Therapeutin erklärte uns kurz, wie wir die Stöcke einzusetzen hätten und schon marschierte sie los. Natürlich war das Tempo auf gesunde ausgerichtet und nicht auf Leute mit zwei Krücken, so dass ich bald zurück fiel. Nach eine Weile kam die Therapeutin zu mir und meinte, dass ich wohl nicht mehr könne. Da gab ich ihr zu verstehen, dass ich frisch operiert sei und mir mein Therapeut ausdrücklich Gewaltmärsche verboten hat. Darauf entschuldigte sie sich bei mir und drosselte das Tempo.

Auch beim Anziehen der Strümpfe hatte ich anfangs Probleme und musste aus Verzweiflung sogar nach einer Schwester klingeln Es kam eine sehr nette junge dunkelhäutige Schwester und half mir. Sie bot sich auch gleich an, jeden Morgen mir zu helfen. Das fand ich zwar sehr nett, ich kam mir dabei aber etwas schäbig vor. Darauf überlegte ich, wie ich mir doch selbst helfen könne. Es gelang mir, den Fuß ganz stark nach hinten zu halten, wobei ich dann sozusagen hinter meinem Rücken den Strumpf anziehen konnte. Ganz stolz spazierte ich nun zum Essen. Als mich die junge Schwester von gestern sah, war sie überrascht und fragte, wie ich das gemacht hätte. Ganz stolz zeigte ich es ihr. Da hatte ich das Gefühl, dass sie mir dafür sogar etwas böse war. Sicher wäre sie jeden Morgen gekommen um mir zu helfen, vielleicht auch in der Hoffnung auf ein Trinkgeld.

Mit der Zeit unternahm ich auch ganz alleine Wanderungen durch den schönen Park. Ging auch abends zu Veranstaltungen in andere Häuser, so dass es mir nicht langweilig wurde.

Nach 2 Wochen wurde ich dann als geheilt entlassen und durfte nach Hause.

6.50 Wieder Tafel - Laden

Als ich nach der REHA dann wieder normal gehen konnte, meldete ich mich in der Tafel, um als Springer im „Innendienst“ tätig zu werden.

So geriet ich in eine Gruppe von 5 Frauen die immer montags den ganzen Tag arbeitete– also zwei Schichten hintereinander machten. Sie kamen nämlich schon morgens, arbeiteten die Ware auf, um sie dann ab 13.00 Uhr auch selbst zu verkaufen.

Genau hier fehlte noch eine Person.

Vor den 5 Frauen hatte ich recht Respekt!