Ermahnung zum Martyrium - Origenes - E-Book

Ermahnung zum Martyrium E-Book

Origenes

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Beschreibung

"Über das Martyrium" oder die "Ermahnung zum Martyrium", eine Schrift, die vollständig auf Griechisch erhalten ist, wurde einige Zeit nach dem Beginn der Verfolgung des Maximinus in der ersten Hälfte des Jahres 235 verfasst. Darin warnt Origenes vor jeder Verharmlosung des Götzendienstes und betont die Pflicht, das Martyrium mannhaft zu erleiden, während er im zweiten Teil die Bedeutung des Martyriums erläutert.

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Ermahnung zum Martyrium

 

ORIGENES

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Ermahnung zum Martyrium, Origenes

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660796

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Einleitung. 2

Ermahnung zum Martyrium  (Exhortatio ad martyrium)4

Fußnoten. 43

 

 

Ermahnung zum Martyrium

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Einleitung: Ermahnung zum Martyrium Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Ermahnung zum Martyrium In: Origenes, Schriften vom Gebet und Ermahnung zum Martyrium. Aus dem Griechischen übersetzt von Paul Koetschau. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 48) München 1926. Unter der Mitarbeit von: Manfred Kraut.

 

Titel Version: Ermahnung zum Martyrium (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Ermahnung zum Martyrium (Exhortatio ad martyrium) In: Origenes, Schriften vom Gebet und Ermahnung zum Martyrium. Aus dem Griechischen übersetzt von Paul Koetschau. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 48) München 1926. Unter der Mitarbeit von: Manfred Kraut.

 

 

 

 

Einleitung

 

1.

 Nach dem Zeugnis des Eusebius (Kirchengesch. VI 28) hat Origenes die Schrift vom Martyrium während der von dem Kaiser Maximinus Thrax veranlaßten Christenverfolgung verfaßt und seinen beiden Freunden Ambrosius und Protoktetus gewidmet. Danach ist die Schrift im Jahre 235 entstanden. Der Ort der Abfassung wird zwar nicht ausdrücklich genannt, doch scheint kein Grund vorzuliegen, weshalb man an einen andern Abfassungsort als Cäsarea Palästina denken müßte; vgl. die allgemeine Einleitung S. LIV f. Der Presbyter Protoktetus und der Diakon Ambrosius gehörten beide der christlichen Gemeinde dieser Stadt an und sind ihres Amtes wegen damals verfolgt worden, da der Kaiser Maximinus bekanntlich die Vorsteher der christlichen Gemeinden zu vernichten suchte. Der Zweck des Sendschreibens des Origenes an die beiden Geistlichen ist offenbar der, sie zum Ausharren und zum Erwerben der Märtyrerkrone aufzufordern. Ambrosius und Protoktetus haben sich auch nach dem Berichte des Eusebius damals als treue Bekenner bewahrt. Da nun in den Kapiteln 45 und 46 gewisse freiere, damals in christlichen Kreisen herrschende Anschauungen über den Dämonendienst erwähnt und scharf getadelt werden, so mag wohl Origenes seine Schrift nebenbei auch für solche schwankende und unklare Christen jener Zeit mitbestimmt haben. Denn daß es sich nicht nur um ein Privatschreiben an die beiden Freunde, sondern auch um eine an die Gesamtheit der damaligen Christen gerichtete Kundgebung jenes glaubensstarken und das Martyrium schon damals erstrebenden Vorkämpfers der christlichen Wahrheit gehandelt hat, dürfte sich wohl schon aus der umfassenden Art der Behandlung des Themas ergeben.

 

2.

Man kann in der nicht streng disponierten und wohl schnell entworfenen Gelegenheitsschrift etwa sieben, ziemlich locker aneinander gereihte Teile  unterscheiden. Der erste Teil (cap. 1—5) enthält auf Grund einer Auslegung von Is. 28, 9—11 die dringende Aufforderung zum Martyrium, der zweite Teil (cap. 6—10) die nachdrückliche Warnung vor Abfall und Götzendienst, der dritte Teil (cap. 11—21) die Aufforderung zur Standhaftigkeit während der Verfolgung. Nachdem dann Origenes im vierten Teil (cap. 22—27) auf Eleazaros und die sieben Märtyrer und deren Mutter im II. Makkabäerbuch als die leuchtenden Vorbilder für alle zum Martyrium Berufenen hingewiesen hat, handelt er im fünften Teil (cap. 28–44) ausführlich von der Notwendigkeit, dem Wesen und der Art des Martyriums Gott und Christus gegenüber. Es folgt im sechsten Teil (cap. 45, 46) ein Exkurs über die Verwerflichkeit der Dämonenverehrung, an den sich im letzten, siebenten Teile (cap. 47—50) nochmalige Mahnungen zum mutigen Ausharren in den Drangsalen der Verfolgung anschließen. Mit einem kurzen Schlußwort (cap. 51) endigt die Schrift.

 

3.

Aus der Not der damaligen Zeit entstanden, führt uns dieses Sendschreiben in die Stimmungen, Befürchtungen und Hoffnungen der christlichen Kreise des dritten Jahrhunderts vortrefflich ein und bildet zugleich eine wichtige Geschichtsquelle für das Jahr 235. Es legt aber auch in seiner ganz persönlichen Färbung Zeugnis von dem Glaubensmut und der Bekenntnistreue des großen Alexandriners ab, der nicht nur zu belehren, sondern auch zu begeistern und die heilige Glut der eigenen Überzeugung andern mitzuteilen wußte. Daß uns diese Gelegenheitsschrift vollständig erhalten geblieben ist, läßt sich nur daraus erklären, daß man sie auch nach 235 ah wertvollen Bestandteil der christlichen Literatur angesehen und hochgeschätzt hat.

 

4.

Überliefert ist „die Exhortatio" in zwei Handschiften, dem Codex Paris. Suppl. Grec Nr. 616 a. 1339 (von dem zwei Abschriften vorhanden sind) und dem Codex Venet. Marc. Nr. 45 saec. XIV. Meine Ausgabe (Origenes Werke I, Leipzig 1899, S. 1—47) beruht auf einer neuen Vergleichung dieser beiden  Handschritten und bietet ebenso wie meine hier folgende Übersetzung zum ersten Male den voll ständigen Text der Schrift. In der Einleitung zu meiner Ausgabe S. XX f. glaube ich wahrscheinlich gemacht zu haben, daß die Exhortatio zusammen mit der Dankrede des Gregorius Thaumaturgus und den acht Büchern gegen Celsus ursprünglich in demselben Codex, dem Vatic. gr. Nr. 386 saec. XIII., überliefert gewesen, jetzt aber nur noch in den beiden oben genannten Abschriften dieser Handschrift erhalten geblieben ist. Ebenda S. XVIII f. habe ich über die editio prineeps von Wettstein und die von ihr abhängigen Ausgaben von Delarue und Lommatzsch das Nötige gesagt. Dr. Jos. Kohlhofers Übersetzung (in der ersten Auflage der Bibliothek der Kirchenväter, Kempten 1874) ist von mir nachträglich verglichen worden. Als die erste Verdeutschung der Schrift vom Martyrium stellt sie eine recht anerkennenswerte Leistung dar, und ich bekenne gern, manches daraus gelernt zu haben.

 

Ermahnung zum Martyrium (Exhortatio ad martyrium)

 

1.

 „Die der Milch entwöhnt, die von der Mutterbrust genommen sind, Drangsal auf Drangsal erwarte, erwarte Hoffnung auf Hoffnung, nur noch kurze Zeit, nur noch kurze Zeit, um der Verachtung der Lippen willen, durch eine andere Zunge1.“ So habt nun auch ihr, gottesfürchtiger Ambrosius und frommer Protoktetus, als nicht mehr „fleischliche“, auch nicht „in Christus unmündige“ (Christen) in euerem geistigen „Alter zugenommen2“ und „bedürft nicht mehr der Milch, sondern fester Speise3“. Da ihr also nach Jesaja „der Milch entwöhnt und von der Mutterbrust genommen seid“, so vernehmt, wie euch als den „der Milch entwöhnten“ Kämpfern nicht einfache Drangsal, sondern „Drangsal auf Drangsal4“ verkündet wird. Wer aber die „Drangsal auf Drangsal“ nicht von sich abweist, sondern sie als wackerer Kämpfer erwartet, der erwartet sofort auch „Hoffnung auf Hoffnung“, die er bald nach „der Drangsal auf Drangsal“ genießen wird; denn solche Bedeutung hat das Wort: „nur noch kurze Zeit, nur noch kurze Zeit5.“

 

2.

Aber wenn uns auch diejenigen, welche der Sprache der heiligen Schriften fremd gegenüberstehen, verachten und geringschätzig als Gottlose oder Toren bezeichnen sollten, so laßt uns daran denken, dass „die Hoffnung auf Hoffnung“, die - es währt „nur noch kurze Zeit“ - uns verliehen werden wird, „um der Verachtung der Lippen willen, durch eine andere Zunge“ verliehen werden wird. Und wer möchte wohl nicht „Drangsal auf Drangsal“ erwarten, damit er sofort auch „Hoffnung auf Hoffnung6“ erwarten kann, wenn er mit  Paulus erwägt, „dass die Leiden der Gegenwart“ für die wir uns gleichsam die Seligkeit erkaufen, „nichts wert sind gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll7“ durch Gott; und besonders da „unsere augenblickliche leichte Drangsal“ - „leicht“ dem Wesen und dem Namen nach für die, welche sich durch ihre Umgebung nicht beschweren lassen -, je mehr sie alles Maß überschreitet, uns eine desto größere und reichlichere „Last ewiger Herrlichkeit erwirbt8“. Nur müssen wir, ungelegen für die, welche uns bedrängen und gleichsam unsere Seelen zusammenpressen wollen, unsere Gedanken von den Mühsalen abwenden und anstatt der bevorstehenden Mühsale, die Belohnungen im Auge haben, welche den „ordnungsmäßigen“ Christus-Streitern9 um ihrer dann bewährten Standhaftigkeit willen durch Gottes Gnade aufbewahrt sind. Denn Gott vervielfältigt seine Wohltaten und spendet über den Wert der von dem Kämpfer erduldeten Leiden hinaus so große Gaben, wie es sich für Gott ziemt, der keine Kleinigkeitskrämerei treibt, sondern große Geschenke macht und einsichtsvoll seine Wohltaten denen gegenüber vergrößert, die durch Geringachtung des „tönernen Gefäßes10“ nach Kräften ihre aus „ganzer Seele11“ dringende Liebe zu Gott bewiesen haben.

 

3.

“Mit ganzer Seele” aber wird, wie ich glaube, Gott von denjenigen geliebt, die aus dringendem Verlangen nach der Gemeinschaft mit Gott ihre Seele nicht nur von dem irdischen Körper, sondern auch von jedem Körper losreißen und trennen, die sogar ohne Umschweife und Schwankungen den “Leib der Erniedrigung12” abzulegen imstande sind, sobald sich Gelegenheit bietet, durch den für alle bestimmten “Tod” den Leib “des Todes” auszuziehen und erhört zu werden, wenn man mit dem Apostel betet und spricht: “Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Todesleibe13? Denn wer von denjenigen, die (noch)  von der”Leibeshütte" umschlossen unter dem Druck des vergänglichen Leibes “seufzen14”, vorher das Wort gesprochen hat: “wer wird mich erlösen von diesem Todesleibe15?” - sollte der nicht auch (nachher) Dank sagen, wenn er sieht, dass er, durch das Bekenntnis16 von dem “Todesleibe” erlöst, in heiliger Weise ausrufen kann: “Dank sei Gott durch Christus Jesus unsern Herrn17”? Wem aber solches Handeln schwer dünkt, der hat nicht “gedürstet nach Gott, dem starken, dem lebendigen”, auch nicht “verlangt nach Gott, wie die Hirschkuh verlangt nach den Wasserbächen18”, auch nicht gesprochen: “Wann also werde ich kommen und von Gottes Angesicht geschaut werden19?”, und auch nicht bei sich erwogen, was der Prophet, als ihm “täglich gesagt wurde”: “Wo ist dein Gott20?”, erwog, indem er “seine Seele” in sich ausschüttete21 und sie schalt, dass sie noch in Schwachheit betrübt und erschüttert sei, und die Worte sprach: “Denn ich werde hindurchgehen an den Ort des wunderbaren Zeltes bis zu dem Hause Gottes, mit der Stimme des Jubels und des Bekenntnisses einer festlichen Menge22.”

 

4.

Ich wünschte nun, dass ihr, während des ganzen bevorstehenden Kampfes eingedenk des „reichen Lohnes“, der für die „wegen Gerechtigkeit und wegen des Menschensohnes Verfolgten und Geschmähten“ in den Himmeln bereit liegt23, euch freuet und frohlocket und tanzet, wie sich einst die Apostel freuten, da sie gewürdigt wurden, „um seines Namens willen Schmach zu leiden24“. Solltet ihr aber auch einmal  Beklemmung an eurer Seele verspüren, dann mag der in uns wohnende Geist Christi, wenn eure Seele auch diesen, so viel an ihr liegt, verwirren will, zu ihr sprechen: „Warum bist du betrübt, Seele? und warum erschütterst du mich? Hoffe auf Gott, da ich ihn laut bekennen werde25“; und (dasselbe) noch einmal. O dass doch auf keine Weise „die Seele erschüttert“, sondern auch angesichts der Richter und angesichts der gegen den Nacken erhobenen entblößten Schwerter von „dem allen Verstand übersteigenden Frieden Gottes26“ bewahrt werden und in dem Gedanken Ruhe finden möge, dass die, welche ihre „Leibeswohnung verlassen, Wohnung nehmen bei dem Herrn“ des Weltalls selbst27. Sind wir aber nicht so stark, um stets die unerschütterliche Ruhe zu bewahren, so möge die Erschütterung der Seele wenigstens nicht aus dem Inneren hervordringen und nicht den außen Stehenden sichtbar werden, damit wir Grund zur Rechtfertigung Gott gegenüber haben, indem wir zu ihm sprechen: „Mein Gott, in mir wurde meine Seele erschüttert28.“ Die Vernunft mahnt uns aber auch, dieser Stelle im Jesaja zu gedenken: „Fürchtet nicht die Schmähung der Menschen, und erliegt nicht ihrer Verachtung29.“ Denn da Gott offenbar über der Bewegung des Himmels und seiner Gestirne und über dem waltet, was zu Land und zur See bei der Entstehung und Gestaltung und Ernährung und Vermehrung von Tieren und Pflanzen allerlei Art durch seine göttliche Kunst vollbracht wird, so wäre es widersinnig, die Augen zu schließen und nicht auf Gott zu schauen, dagegen voll Furcht auf jene die Blicke zu richten, die in Kürze sterben und ihrer verdienten Strafe anheimfallen werden.

 

5.

Nun war dem Abraham einst von Gott gesagt worden: „Ziehe hinweg aus deinem Lande30“; zu uns aber wird wohl in Kürze gesagt werden: Ziehet hinweg aus der ganzen Erde. Diesem Wort muß man gehorchen,  damit es uns schnell die Himmel zeige, in denen sich das Reich, das den Namen „Himmelreich“ trägt, befindet. Man kann nun das Leben erfüllt sehen von Kämpfen und Kämpfern um viele Tugenden. Denn es wird sich zeigen, dass um Enthaltsamkeit auch andere, als die zu „Gottes Anteil31