Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannssprache - Goedel, Gustav - kostenlos E-Book

Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannssprache E-Book

Gustav, Goedel

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The Project Gutenberg EBook of Etymologisches Wörterbuch der deutschenSeemannssprache, by Gustav GoedelThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Etymologisches Wörterbuch der deutschen SeemannsspracheAuthor: Gustav GoedelRelease Date: May 22, 2012 [EBook #39762]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH ***Produced by Heiko Evermann and the Online DistributedProofreading Team at http://www.pgdp.net (This book wasproduced from scanned images of public domain materialfrom the Google Print project.)

Zur Transkription: Varianten der Schreibweise und Interpunktion wurden nicht angeglichen (Ausnahme: Waghenaer, „Spiegel der Zeewaerdt‟). Die im "Druckfehler-Verzeichnis" des Originals genannten Fehler wurden für diese Transkription korrigiert.

Transcriber's Note: Original spelling and punctuation variations have not been been standardized except for title and author of „Spiegel der Zeewaerdt‟ by Waghenaer. Errors mentioned in the original "Druckfehler-Verzeichnis" (errata) have been corrected by the transcriber.

Etymologisches Wörterbuchderdeutschen Seemannssprache.VonGustav Goedel.

Kiel und Leipzig.

Verlag von Lipsius & Tischer.

1902.

ABCDEFGHJKLMNOPQRSTUVWYZ

Druckfehler-Verzeichnis

A.

A. Dieser Buchstabe wird in der deutschen Seemannssprache angewandt zur Bezeichnung der Klasse, in der ein Schiff sich nach der Einschätzung seines Wertes durch den Germanischen Lloyd befindet. Die Jahre nach deren Verlauf die Besichtigung zu einer neuen Einschätzung zu wiederholen ist, werden dem Buchstaben eingefügt,

deuten also schon den höheren oder geringeren Wert eines Schiffes an, der dann noch näher bestimmt wird durch eine dem A vorgesetzte Zahl, die bis 100 gehen kann und die Klassennummer des Schiffes angibt; je höher die Nummer, desto größer der Wert. Im Übrigen s. Schiffsregister.

a. m. heißt ante meridiem. Von den astronomischen Berechnungen her ist dem Seemann diese Bezeichnung so geläufig, daß er sie auch am Lande gerne als Zeitbestimmung anwendet. Es ist auch deutlich und bequem zugleich, die Zeit von nachts 12 h bis mittags 12 h mit a. m. und die Zeit von mittags 12 h bis nachts 12 h mit p. m. (post meridiem) näher zu bestimmen. Es heißt dann a. m. nicht bloß vormittags, sondern auch morgens und nachts; denn 1 h a. m. bedeutet nachts 1 h; und p. m. heißt nicht nur nachmittags, sondern auch abends und nachts, indem 11 h 50 p. m. nachts 10 Minuten vor zwölf bedeutet. h. ist hora, Stunde, Uhr und kommt ebenfalls von den nautischen Berechnungen her.

abandonniren, von Seiten des Versicherten dem Versicherer ein verunglücktes oder vom Feinde genommenes Schiff gegen einen gewissen Prozentsatz der Versicherungssumme überlassen und sich aller Ansprüche darauf begeben. Ein Wort, das wir zwar in französischer Form gebrauchen, das auch samt dem Substantiv Abandonnement aus dem französischen Seerecht zu uns herübergekommen ist, das aber seinerseits doch wieder von dem echt deutschen Worte ban, bann stammt, welches ein Gebot oder Verbot unter richterlicher Strafandrohung, Gerichtsbarkeit und deren Gebiet bedeutet, entsprechend dem angelsächsischen bann, englisch bann, Bann, Acht, Aufgebot, Bekanntmachung (Kluge). Schon früh entlehnten die Franzosen das Wort aus dem Deutschen, vermutlich in der Merowingerzeit, und machten das altfranzösische bandon, Befehl, Jurisdiction, öffentliche Verkündigung daraus; in Verbindung mit dem Präfix a und der Endung er ward es zu dem neufranzösischen Zeitwort abandonner ausgestaltet, mit seinen zahlreichen Bedeutungen, denen allen aber der Begriff verlassen, aufgeben gemein ist.

abgewinnen. Es gilt für ein Zeichen besonderer seemännischer Tüchtigkeit, wenn es dem Kapitän eines Schiffes gelingt, einem anderen die Luv oder den Wind abzugewinnen, d. h. sein Schiff so geschickt zu führen, daß es näher, höher, dichter an den Wind kommt als das andere. Zu Zeiten der Herrschaft des Segels konnte dies für Kriegsschiffe in der Seeschlacht von entscheidender Bedeutung werden und ist es mehr als einmal geworden; jetzt handelt es sich dabei mehr um einen seemännischen Ehrenpunkt. Das andere Schiff ist dann „unter dem Winde‟ und hat die Luv verloren. Man sagt auch: einem den Wind abkneifen.

abdichten s. kalfatern.

Abendwache s. Wache.

abentern s. entern.

abfallen s. abhalten.

Abfahrtssignal s. Blauer Peter.

abflauen s. flau.

abfieren s. fieren.

abhalten 1. so segeln, dass das Schiff, das beim Winde segelt, raumeren (s. d.) Wind erhält, also „die Richtung des Schiffes dergestalt ändern, daß der Wind, welcher vorher auf das Vorderteil oder die Seite desselben gerichtet war, mehr von hinten in die Segel fällt‟ (Roeding). Natürlich kann man aber ein Schiff nur soweit abhalten bis der Wind recht von achtern kommt; würde das Abhalten dann noch fortgesetzt, dann würde Anluven daraus (s. d. und „Halsen‟). 2. überhaupt eine Kursveränderung vornehmen, ohne Rücksicht auf die Windrichtung, auch auf Dampfschiffen, wenn es gilt auf ein Ziel, das außerhalb der bisher gesteuerten Richtung lag, loszusteuern, z. B. abhalten auf ein begegnendes Schiff, auf ein treibendes Boot. Das Wort abhalten führt uns in die ältesten Zeiten germanischer Schiffahrt zurück, in denen man mit einem Riemen steuerte, den man frei in der Hand hatte und hielt; daher steuern im Althochdeutschen auch haban, halten hieß; abhalten also wörtlich: das Schiff von seiner alten Richtung ab in eine neue steuern.  —  Die Bewegung, die das Schiff macht, auf dem abgehalten wird, heisst abfallen, das Schiff fällt ab; was freilich auch manchmal ohne Abhalten, d. h. ohne Absicht, in Folge von Unachtsamkeit beim Steuern geschehen kann.  —  Abfallen ist fälschlich mit Abtreiben (s. d.) für eins gehalten worden.  —  Die Friesen gebrauchen affalle in übertragenem Sinne. „Wie täusche ich mich‟: „Ho falt my dat af‟ (Halbertsma).

abkleiden s. kleiden.

abkneifen s. abgewinnen.

ablandig, von einem Winde, der vom Lande ab nach See zu weht. Das Wort wird schon im Jahre 1400 gebraucht in einer Segelanweisung für die französische Küste: „Item van der Pleymark to Gloylande dat sind twe Kenninge; dat Kors is ostsutost up enen afflandigen wynt‟. „Item wille gy tusschen den sande doer segelen bet toe Kerkloe up enen afflandigen wint, so mote gy tusschen sunte Margreten sande unde deme lande insegeln uppe 6 offte 7 vademe unde leyden dat sant bet to Jerremode‟. (Eine Kenning war in jenen Tagen nicht nur ein Kennzeichen, sondern besonders eine gute Anseglungsmarke; hier aber ist eine gewisse Strecke Weges gemeint, drei oder vier Meilen, je nachdem ene cleyne, gude oder grote Kenning gemeint war. leyden heißt vorbeifahren).

Ablenkung s. Variation.

ablegen, gleichbedeutend mit absetzen im Sinne von: ein Boot mit einem Bootshaken so weit vom Fallreep (s. d.) oder der Landungstreppe entfernen, daß man die bis dahin hochgehaltenen Riemen fallen lassen und anrudern kann. Beide Worte, ablegen und absetzen, haben auch die allgemeine Bedeutung von abfahren, jedoch nur der gegebenen Erklärung gemäß, mit dem Boot, nie mit dem Schiff‟. „Das Boot legt um 6 Uhr von der Mole ab.‟ „Der Kutter setzt Punkt 2 Uhr von Bord ab;‟ dabei ist die für das Boot eigentlich passive Bedeutung in die aktive Rede umgewandelt. Absetzen ist etwas gebräuchlicher als ablegen.

abmallen, auch bemallen. Wenn die Schiffszimmerleute ein Stück Holz in eine bestimmt und genau vorgeschriebene Form behauen wollen, so machen sie sich erst aus dünnen Brettern ein Mall, d. h. eine Art Modell. Nach diesem zeichnen sie sich die richtigen Linien auf dem zu behauenden Holz vor: das heißt ab- oder bemallen; offenbar nichts weiter als das Hochdeutsche malen, welches von Mal kommt, und dieses bedeutet Fleck, Narbe, Zeichen, malen also: mit einem Zeichen versehen.  —  Mit dem weitverbreiteten niederdeutschen Adjectiv mall hat das Wort wohl kaum etwas zu tun, denn das bedeutet wirbelig, mutwillig, leichtfertig, unklug, töricht, verliebt, toll, verrückt, schlimm, schlecht u. s. w.  —  Eine viel größere und wichtigere Rolle spielt das Mall im modernen Eisenschiffbau, wo es als Holzschablone, nach welcher die Eisenspanten und andere Teile des Schiffes ausgearbeitet werden, unentbehrlich ist. Mallkante der Spanten ist diejenige Kante, von welcher aus auf dem Schnürboden (s. d.), wo ein Schiff zuerst für die Bauausführung in natürlicher Größe aufgezeichnet wird, die Schmiege (s. d.) des Spantes der Schiffsform entsprechend abgesetzt wird. Eben nach der Linie der Spantenkanten wird das Mall angefertigt.  —  Gemallte Tiefe ist die Tiefe eines Schiffes, welche gemessen, bezw. berechnet wird um den Freibord (s. d.) festzustellen, oder die Tieflade-Wasserlinie. Hier heißt mallen einfach messen.  —  Wenn die Ableitung von malen nicht so nahe läge, müßte man sich versucht fühlen an das lateinische Wort für Maß modus zu denken, modulus, im Altfranzösischen contrahirt zu molle; englisch mould.

abmoien. Das nicht mit dem allgemein niederdeutschen Worte moie, Muhme, Tante, auch nicht mit moie, Mühe, Arbeit, Kummer, in Verbindung zu bringende Adjectiv moi scheint  — außer im seemännischen Gebrauch  —  nicht über Holland und Ostfriesland hinausgekommen zu sein. Hier ist es aber ganz allgemein verbreitet und im Sinne von schön im Gebrauch; en moie meid (holl: een mooie meisje) ein hübsches Mädchen, moi weer, schönes Wetter. Verfasser fuhr einmal in ostfriesischem Sprachgebiet durch frisches Maiengrün auf dem Rade. Da begegnete ihm ein Bauer, der mühsam etliche Schweine vor sich her trieb. „Dat is moier dan Swindriven,‟ meinte er vom Radeln.  — Wenn das Wetter sehr trübe und stürmisch war und der Himmel wird klarer (klart auf, siehe aufklaren 1.) und der Sturm nimmt ab, dann sagt der Seemann „es moit ab.‟ Beide Begriffe, das Schönerwerden des Wetters und das Abnehmen des Sturmes sind in abmoien sehr treffend vereinigt; offenbar hat auf die Zusammensetzung der Präposition ab mit dem von moi gebildeten Zeitwort moien der Gedanke an das Abnehmen, Abflauen (s. d.) des Windes eingewirkt.  —  Die Spanier erst scheinen das jetzt so sehr eingebürgerte Wort nach den Niederlanden gebracht zu haben. Sie führten wohl als Kenner weiblicher Schönheit ihr Wort majo, zierlich, geputzt, geschmückt, viel im Munde.  —  Daß es mit dem Mai, als dem Monat der die Natur schmückt, zusammenhängt, muß bezweifelt werden. Das hat sich ein Dichter so zurechtgelegt; die Sprache verfährt nüchterner. Hat doch „Wonnemonat‟ nicht einmal etwas mit Wonne zu tun. Bleibt also für majo nur die Herkunft aus dem lateinischen majus, groß, hehr, ansehnlich, stattlich, übrig.

abmustern s. mustern.

abschaken s. schaken.

abschlagen. 1. Auf Kriegsschiffen mit der Trommel ein Zeichen geben, daß die Musterung oder sonst ein Schiffsdienst beendet ist und die Leute wegtreten können.

2. Allgemein seemännisch: Ein Segel von einer Rahe losmachen, nicht im Sinne des Kommandos: Segel los! sondern im Sinne der Taklerarbeit ein Segel völlig von der Rahe loslösen und an Deck nehmen; das Gegenteil von „ein Segel unterschlagen‟. Der Gebrauch beider Wörter, wie auch von Beschlag und beschlagen, erklärt sich aus dem unter Schlag Gesagten.

abschleppen s. schleppen.

abschlingern. Wenn ein Schiff so heftig schlingert (s. d.), daß von der Gewalt der Schlingerbewegung ein Mast bricht und über Bord geht, so hat sich das Schiff diesen Mast abgeschlingert.

abschnüren. (Vergl. abmallen und Schnürboden). Mit einer Meßschnur die Form und Gestalt der einzelnen Teile eines zu erbauenden Schiffes im natürlichen Maßstabe aufzeichnen.

absegeln. 1. In See gehen. Ursprünglich von Segelschiffen gebraucht, erhielt es die allgemeine Bedeutung von abfahren, abreisen und wird heutzutage in diesem Sinne auch von Dampfern gebraucht die gar keine Segel führen.

2. Einen Mast, gewöhnlicher: sich einen Mast absegeln. Es geschieht wenn für die betreffende Windstärke zu viel Segel geführt werden oder wenn bei plötzlich aufkommender Bö die Segel nicht schnell genug verkleinert bezw. geborgen werden können.

3. Eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Zeit unter Segel zurücklegen.

abschricken s. schricken.

absetzen. 1. ein Boot s. ablegen. 2. Das Besteck, (s. d.), den Ort des Schiffes, an dem es sich nach der Mittags- oder einer sonstigen Berechnung oder auch nach Gissung (s. d.) zur Zeit befindet, auf der Karte durch ein kleines Kreuz mit einem Kreis darum (⨁) bezeichnen. Setzen (Factitiv von sitzen, urgermanisch aus der Wurzel sed, gothisch sitan, lateinisch sedere) verbunden mit ab, letzteres aus der Vorstellung heraus, daß das Etmal, (s. d.) das abgesetzt wird, ein von der ganzen zurückzulegenden Strecke abzuziehender, abzunehmender, abzurechnender Teil ist.

3. Das Deck mit dem Absetzer. Dieser ist ein einem Schrubber ähnliches Werkzeug, mit dem nach einem Regen oder nach dem Deckwaschen das Wasser nicht nur oberflächlich beseitigt, sondern, soweit es sich tun läßt, aus den Decksplanken herausgedrückt und gepreßt wird, damit sie desto rascher trocknen. Noch vor zwanzig Jahren nahm man auch auf Kriegsschiffen zu diesem Zweck ein einer Handspake (s. d.), nicht unähnliches Stück Holz, das an einem Ende entsprechend abgeflacht war, jetzt noch auf kleinen Handelsschiffen in Gebrauch ist und Handabsetzer heißt. Die K. M. gebraucht nur noch die schrubberähnlichen Gummiabsetzer.

4. Absetzdock nennt man eine neue besondere Art von Schwimmdocks (s. d.), welche das aus dem Wasser gehobene Schiff auf eine entsprechend konstruierte Helling abladen (absetzen) können, worauf sie dann sofort ein neues Schiff zu heben und abzusetzen im Stande sind. Englisch depositing dock.

5. Auf dem Schnürboden (s. d. und abmallen): die Formen des zu bauenden Schiffes in natürlicher Größe aufzeichnen.

abstoppen, Abstopper s. stoppen.

abtakeln s. takeln.

Abtrift. Das niederdeutsche Wort drift (Wurzel drib) heißt: 1. Viehweide, weil man dahin das Vieh treibt. 2. Eine Herde, die getrieben wird. 3. Betreiben, Trieb, Eifer, Ungestüm. 4. Das Antreiben von Schiffen und Gütern an den Strand. Eine Oldenburgische Urkunde vom Jahre 1565 sagt, dat alle angeschlagene roerlose schepe, wrack, drift und guider der hogen overicheit vorfallen sin. 5. Das Antreiben eines Schiffes an ein anderes. Ein altes Bremer Statut bestimmt: So welk man den anderen anzeghelt up ene drifft ... de anzeghelinge effte de drift scal men tughen (verklaren, s. d.). Dazu das Adjectiv driftich, auf dem Wasser treibend, von Schiffen und Gütern; Bremische Urkunde von 1564: Jacob R. sy mit synem bochsprete inn ohre houwet tow gedreuen, dar her also se beide thosamende drifftich gewurden unde inn grundt gedreuen weren.  —  Abtrift, Abtreiben (nicht zu verwechseln mit Abfallen) ist zwar nicht so schlimm, wie denn überhaupt das Wort drift seiner schlimmsten Bedeutung nach und nach verlustig gegangen ist und jetzt eigentlich nur noch den Sinn von Bewegung hat, indessen ist doch etwas Unangenehmes, weil nicht genau Berechenbares dabei. Abtrift entsteht nämlich wenn ein Schiff beim Winde segelt; dann kann die Richtung der Fortbewegung nicht ganz gleich der Richtung des Kieles sein, es wird stets etwas nach Lee (s. d.), nämlich nach der Seite hin abgetrieben, nach der der Wind weht. Daher bei Notierung des gesteuerten Kurses stets ein gewisser Bruchteil eines Kompaßstriches nach mutmaßlicher Schätzung als Abtrift in Rechnung gebracht werden muß.  —  Die Abtrift wird auch der Leeweg genannt. (s. Lee).

abwracken, s. Wrack.

Ache, die. Hochdeutsches, wohl nur mundartlich gebrauchtes Wort; die Ache, oft auch der Achen, niederdeutsch ak und aak, französisch aque, acque.  —  Früher hießen am Rhein hochbordige Boote mit flachem Boden so, in denen der Rheinwein nach Holland gebracht wurde. Jetzt kann man am Rhein jedes beliebige Ruderboot „Ache‟ nennen hören. In Ostfriesland heißt but-ak ein kleines Boot zum Buttfang. In Holland aak eine Art von Lastschiffen mit plattem Boden, eine „Kölnische‟ aak. Es ist unser allbekanntes Nachen mit abgefallenem N. Dieses selbst ist freilich in seiner Abstammung noch zweifelhaft. Kluge läßt die Verwandtschaft mit dem lateinischen Worte navis, bezw. den Übergang des indogermanischen nav  —  in das germanische naq  — dahin gestellt. Doornkaat steht nicht an, nicht nur ein abgefallenes n anzunehmen, sondern meint, es sei auch vor dem n noch ein s abgefallen, wie lateinisch nix aus snix entstanden sei. Dann böte die Abstammung aus der Wurzel snu, bewegen, laufen, eilen, fließen, schwimmen und treiben sehr wenig Schwierigkeit, und es wären zugleich auch die beiden Bootsbezeichnungen Schnicke und Schnacke und der Schiffsname Schmacke erklärt, (ostfriesisch smak, holländisch smakk, englisch, schwedisch smack) wovon französisch semaque, italienisch semaca, spanisch, portugiesisch zumaca kommen, „ein Seeschiff oder Frachtfahrzeug mit flachem Boden, was vorne und hinten sehr voll und rund gebaut ist und neben dem Hauptmast (aus einem Stück) hinten auf dem Heck noch einen kleinen Besahn-Mast hat‟. Dann wäre das Wort auch mit dem ostfriesischen snake, snak, Schlange, englisch snake verwandt, entweder wegen der Gestalt oder der Bewegung.

Achtknoten, Knoten in Gestalt einer 8; wie dergleichen Knoten geknüpft werden, ist einem, der nicht in die Geheimnisse des „Splissens und Knotens‟ eingeweiht ist, schwer verständlich zu machen.

achter, achtern steht allgemein im Niederdeutschen an Stelle des Hochdeutschen after, hinter, hinten. Im Altniederdeutschen, z. B. noch im Heliand, hieß es auch after, aber im 9. und 10. Jahrhundert brach sich die Lautverschiebung von f in ch Bahn; vergl. Luft mit lucht, Kraft und Kracht, Graft mit gracht.  —  Als Präposition, als Adjektiv, als Adverbium, stets bezieht sich achter oder achtern auf das Hinterteil des Schiffes, allein oder in Zusammensetzungen. Hier einige der wichtigsten. Achterebbe, die letzte Zeit der Ebbe, und achtervlot, die letzte Zeit der Flut, kommen an der Nordseeküste nachweislich schon um das Jahr 1400 vor. Achtersteven (s. Steven) ist schon 1548 bei Kilianus Duffläus zu finden, der puppis bald mit achtereynde, bald mit achterkasteel, bald mit achtersteven wiedergibt. Wenn ein Schiff sich rückwärts bewegt weil die Segel „back‟ (s. d.) stehen, so wird nicht ohne Galgenhumor gesagt: „wir segeln über den Achtersteven‟; wofür man auch sagen kann, „over stür‟, oder noch kürzer aber weniger fein „achterärs‟, welcher Bezeichnung die alte französische Redewendung culer ziemlich genau entspricht, um 1700 bei Aubin vorkommend. In Westfalen (Woeste) kommt ächteraers für rückwärts im Allgemeinen vor, vergl. die Redensart: „dat get ächteraers as de hane krasset,‟ wie denn daselbst auch von einem, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, gesagt wird: „vör bitt hä, ächter schitt hä‟, von einem Bauer hergenommen, der Birnenessen und seinen Behuf verrichten zu vereinigen wußte.  —  Die hintere Last (s. d.) im Schiffe heißt Achterlast; ist es hinten zu schwer beladen, so ist es achterlastig (welches Wort man in der Gegend von Groningen zur Bezeichnung eines gewissen Dranges anwendet). Bekanntes Kommando: „Alle Mann achteraus!‟ wenn die Mannschaft eines Kriegsschiffes sich auf dem Achterdeck, das sie nur dienstlich betreten darf, versammeln soll.  —  Auf größeren Schiffen hat der Kommandant außer einer mehr offiziellen Vor- noch eine mehr private Achterkajüte.  —  Edda: aptr, rückwärts, hinten, wieder, zum zweiten Male. Beówulf: äfter, darauf, nachher, zurück, in Folge; im Angelsächsischen blieb das f unverschoben und ist so ins Englische übergegangen.

„Der Admiral‟ wird auch oft kurzweg gesagt, wenn man das Admiralsschiff, das Flaggschiff meint. „Wir folgen im Kielwasser des Admirals.‟ „Durchläuchtigste Seehelden‟: „Die Schiffe waren: Amsterdam groß 400 Last als Admiral, und hatte 237 Mann auf, 20 Metalline und eiserne Stücken Geschütz. Delft der Vice-Admiral war gleichfalls 400 Last groß, mit 242 Köpffen bemannt‟ ...

Admiralität hieß bis etwa vor zehn Jahren die oberste kaiserliche Marine-Behörde, als Oberkommando und Verwaltung noch in einer Hand lagen, in der Hand des „Chefs der Admiralität.‟ Die Behörde ist aufgehoben, nur der Titel Admiralitätsrat ist geblieben. Admiralitätsanker s. Anker.

Ahoi! Der Ruf mit dem ein Schiff oder ein Boot angerufen wird, „Schiff ahoi! Boot ahoi!‟ Man muß sich hüten tiefere Bedeutungen suchen zu wollen wo keine sind. Das Wort ist eine einfache Interjektion, weiter nichts, gebildet und gewählt von dem Bedürfnis weithin gehört zu werden. Im Englischen heißt es to hail a ship. Das hat man wohl übersetzt: einem Schiffe Heil zurufen; ist aber auch nur eine Interjektion und hat mit Heil nichts zu schaffen. Niederdeutsch halen, anhalen; es ist im Grunde dasselbe Wort wie das im Hochdeutschen so häufig gebrauchte holen. Das heißt niederdeutsch auch halen. Die Bedeutung der zu Grunde liegenden Wurzel ist: einen Ton oder Laut von sich geben; tönen, rauschen, lauten, schreien, rufen, hallen, Hallo machen, durch Halloschreien jemanden herbeirufen, näher kommen machen, also herbeiholen, man könnte sagen: einen herbeihalloen.  —  Auch der Ruf Gut Heil! oder All Heil! hat mit Heil nichts zu tun, sondern ist eben nur ein Ruf, ein Zuruf, ein Gruß, eine Interjektion. Ebenso der alte Schlachtruf der freien Friesen: „Eala fria Fresena!‟ Auch hier hat man eala mit Heil übersetzen wollen, da es doch nur eine Interjektion ist, wie die angelsächsische Übersetzung von Luc. VII. 14: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!‟ mit „eala geonge aris!‟ beweist.  —  Wird bei Dunkelheit ein auf ein Kriegsschiff zukommendes Boot mit ahoi! angerufen und die Antwort lautet nein! nein! so ist kein Offizier im Boot; ja! ja! so ist ein Offizier oder im Offizierrang Stehender darinnen; wird der Name des Schiffes geantwortet, so ist der Kommandant im Boot; heißt es: „Flagge‟! so kommt ein Flaggoffizier (Admiral).

Ahming, die. Auch kurzweg die Ahm genannt, bedeutet dieses Wort das vorn und hinten am Schiff angemalte Maß, welches den Tiefgang desselben anzeigt; beruht nach Kluge auf mittellateinischem Worte ama, Gefäß, Weinmaß, griechisch ame, lat. ama, Feuereimer. Im Mittelhochdeutschen wurde, wie in Mond, das a zu o, daher das neuhochdeutsche Ohm. Im Mittelniederdeutschen hieß es ame und bedeutete „das bei der Obrigkeit aufbewahrte (gewöhnlich kupferne) Richtmaß, nach welchem die im Verkehr zu gebrauchenden Meßgefäße geprüft und alsdann mit einem Zeichen ihrer Richtigkeit vom Eichmeister versehen wurden‟. Auch dieses Zeichen hieß ame; die Thätigkeit des Eichmeisters amen; hochdeutsch ahmen; daher das Wort nachahmen, das einzige von der Sippe, das uns in der Umgangssprache geblieben ist und alle Tage gebraucht wird: „nach Maßgabe eines Musters sich ähnlich ausdrücken oder betragen‟. Dieses Nachahmen hieß lange Zeit einfach ahmen.  —  Das Wort Ahming ist in Gefahr durch „Tiefgangsmarke‟ verdrängt zu werden; es wäre schade, man könnte dann auch ebenso gut Ausschlammungs-Maschine anstatt Bagger oder Holzglättungsinstrument anstatt Hobel sagen.

„Alle Mann!‟ Das Kommando demzufolge jeder an Bord, der an Manövern mit „Alle Mann‟ oder an der „Alle Mann-Musterung‟ teilzunehmen verpflichtet ist, an Deck, beziehungsweise an der ihm angewiesenen Stelle anzutreten hat, sei es, daß das Manöver zur Übung geschehe, sei es, daß eine Bö so stark einsetzt, daß ihr die Wache nicht gewachsen ist, daß ein „Mann über Bord‟ fiel oder sonst eine Arbeit zu tun sei, die alle Hände (engl. „all hands‟!) erfordert, z. B. wenn ein Schiff auf einem Korallenriff auffährt und nun alsbald die Bemühungen beginnen, wieder loszukommen; da heißt es dann abwechselnd „Alle Mann an Steuerbord‟ und „Alle Mann Backbord‟, „Alle Mann voraus‟, „Alle Mann achteraus‟.  —  Im Binnenlande rednerisch und dichterisch sehr oft, aber selten seemännisch ganz richtig gebrauchte Wendung; oft hört man „Alle Mann auf Deck!‟ sagen, was an Bord nicht gesagt wird, wo es bloß „Alle Mann!‟ heißt, allenfalls noch: „Alle Mann auf!‟, dann wird aber jedesmal hinzugefügt: „Klar zum Manöver!‟

am Winde segeln heißt so viel wie „beim Winde‟ segeln. Richtig am Winde liegen oder beim Winde segeln heißt so steuern, daß bei richtiger Segelstellung, bei welcher die unteren Segel etwas weiter angebraßt werden als die oberen, der Wind so weit von vorne einkommt, daß das Vorliek des Großoberbramsegels sich eben bewegt, oder, wie der Seemann sagt, killt (s. d.), dann stehen die übrigen, niedrigeren und größeren Segel alle voll Wind, weshalb auch beim Kreuzen das Kommando gegeben wird: „Voll Segel halten‟ oder „voll und bei‟. Wird zu hoch am Winde gesteuert, so besteht die Gefahr, daß man „eine Eule fängt‟, daß das Schiff „durchdreht‟.

An Bord. In dieser Wendung zeigt sichs besonders deutlich wie pars pro toto, Bord für Schiff gebraucht wird. An Bord gehen, an Bord sein, sich an Bord befinden, Bordkommando, Bordaufenthalt, Bordleben, Bordessen, Bordkleidung u. s. w.Bei diesen und unzähligen anderen Zusammensetzungen kann man für Bord Schiff einsetzen ohne den Sinn zu ändern. Das Signal für diejenigen, die an Bord gehören, daß sie an Bord kommen sollen, weil das Schiff in See zu gehen beabsichtigt, ist eine blaue Flagge, genannt „der blaue Peter‟.

Anholen. Wenn beim Bootssegeln beim Winde gesteuert werden soll, so muß der zu Luvart sitzende Bootssteurer das Großsegelsschothörn (s. Schothörn) möglichst nahe, oder wie der Seemann sagt möglichst hart, an sich heranbringen; was geschieht, indem er die Großsegelsschot anholt.  —  Bei Rahesegeln müssen, wenn vor dem Winde gefahren wird, beide Schoten angeholt werden, damit das Segel möglichst steif steht und seine ganze Fläche in möglichster Ausdehnung dem Winde darbietet. Schon Kilianus (1547) hat das Wort, und zwar gebraucht er die Wendung: anhaelen het seyl; aber er übersetzt das falsch mit stringere vela, es muß heißen pandere vela.

Anbrassen s. brassen.

Die althochdeutsche Form war ancher. Indessen scheint das Wort im Althochdeutschen doch noch nicht allgemein bekannt gewesen zu sein, wenigstens lesen wir in einer Bemerkung zu einer um das Jahr 1000 geschriebenen Übersetzung des Boëthius de consolatione philosophiae: „anchorae daz sint suarin isen‟. Das hätte nicht gesagt zu werden brauchen, wenn man es als allgemein bekannt hätte voraussetzen können.  —  Merkwürdig ist die Wandlung des Geschlechtes. Im Lateinischen ist das Wort weiblich, im Hochdeutschen männlich, der Seemann aber gebraucht es gerne sächlich.

Teile eines Ankers: Der Schaft, das Kreuz, die Arme mit den Händen, Spaten, Schaufeln oder Pflügen, der Ankerstock, durch das obere dünnere Ende des Schaftes gesteckt, das Auge mit dem Schäckel d. h. der Röring. (s. d.)

Man unterscheidet nach ihrer Gestalt, ihrer Konstruktion oder ihren Konstrukteuren: Admiralitäts- oder Normalanker, Inglefieldanker, Hallanker, Martinsanker, Trotmannsanker, Smithanker, Porteranker, Rodgeranker, Schirm-, Pilz-, Schild- oder Minenanker, Dregganker. (s. d.)

Nach Art der Verwendung unterscheidet man Buganker, Heckanker, Warpanker, Rüst- oder Reserveanker, Not- oder Pflichtanker, (s. Pflicht) Bootsanker.

Siehe auch Katten, Fischen, Schweinsrücken, Baxterlagerung.

Ankerboje, die. Da das vor Anker liegende Schiff schwoit (s. schwoien), d. h. sich unter dem Einfluß des Windes oder Stromes um seinen Anker herumbewegt, also seinen Ort des Öfteren wechselt; da es aber nötig ist, stets zu wissen, wo der Anker liegt, so wird ehe derselbe zu Wasser gelassen wird eine Boje (s. d.) an ihm befestigt; die schwimmt dann über ihm auf dem Wasser, zeigt seine Lage an und heißt Ankerboje.

Ankerdobber, der.

Ankerflott, das.

Flotten kommen gewöhnlich und hauptsächlich bei Fischernetzen vor. So heißen die runden Holz- oder Korkstücke rings um das Netz herum, die es flott (s. d.) d. h. schwimmend erhalten.

Kogert dürfte mit Kogge (s. d.) zusammenhängen, sei es, daß etwa die Kriegskoggen der Hansa zuerst solche Vorrichtung führten, sei es, daß das Zeichen in Gestalt einer Kogge aus Holz oder Kork geschnitten war, sei es, daß das Wort mit Kogge zusammen auf die Muschelgestalt zurückgeht. Jedenfalls ist das Wort alt und stammt aus der Zeit der Koggen, denn in dem „ältesten Stadt-, Schiff- und Landrecht Hamburgs‟ steht die gesetzliche Verordnung: „unde licht enich anker sunder douwer efte kogert, unde schade aff queme, den schall he half beteren.‟ (307,5, herausgeg. v. Lappenberg, vergl. Schiller und Lübben, II, 513.)

Ankergrund, der. Die Stelle wo man zu Anker gehen kann. Wenn der Grund daselbst die geeignete Tiefe hat, nicht zu weich (schliekig, s. d.) zum Festhalten des Ankers ist, wenn er rein, d. h. ohne Klippen ist, so heißt er guter Ankergrund.  — 

Es liegt auf der Hand, daß alles, was auf das wichtige Geschäft des Ankerns Bezug hat, in der Gedankenwelt und demgemäß auch in der gewöhnlichen Umgangssprache des täglichen Lebens der Seeleute und Küstenbewohner auch am Lande eine große Rolle spielt. So ist der Anker das Sinnbild der Hoffnung geworden, auch bei Binnenländern, so spricht ein alter Seemann auch „am Wall‟, daß er irgendwo vor Anker gehe, so heißt es von einem ungeschickten Menschen, er sei wie ein Anker, der immer ins Wasser komme und doch nicht schwimmen lerne und im Friesischen (vergl. Halbertsma, Lex. Fris.) wird das Wort Ankergrund bildlich so gebraucht: „Lien him nat; daer is nin ankergroun‟, borg ihm nicht, er kanns nicht wiedergeben.  —  Im Mittelalter (Seebuch, 1400) sagte man: „dar is gud anckerholt‟; ein Grund, der den Anker gut „hält‟.

Ankern, zu Anker gehen. Das ganze seemännische Ankermanöver wird damit bezeichnet, von dem Kommando an: „Klar zum Ankern‟ bis zum Ausbringen der Fallreepstreppe. Im Jahre 1400 ist im Niederdeutschen ancker setten bezeugt, auch wohl kurzweg setten. Besonders auch Waghenaer, 1588, und die „Beschriving van der Kunst der Zeevaerdt‟, 1673, gebrauchen setten oder setzen für ankern.

Anlaufen s. Anlegen.

Anlegen. Ein Boot legt an. Von seegehenden Schiffen sagen Seeleute nicht, daß sie anlegen im Sinne von „irgendwo ankommen‟. Es wird im Gegenteil als unseemännisch belächelt und höchstens einer Dame verziehen, wenn sie fragt: „Legen Sie auch in Montevideo an?‟ schon weil man daselbst gar nicht „anlegen‟, sondern nur ankern kann. Wird ein Hafen vorübergehend besucht, so heißt es ihn anlaufen; „wir laufen Singapore an‟. Wenn man den Bestimmungshafen nennen will, sagt man: „Das Schiff geht nach Rio‟ ... „ist unterwegs nach Newyork‟, „ist bestimmt nach Kalkutta‟, „segelt (auch von Dampfern) nach, oder besser noch: auf Valpareiso, fährt auf Yokohama‟. Englisch: bound for ... und das kommt nicht etwa von to bind, binden, so daß das Schiff mit gebundener Segelordre führe, sondern heißt eigentlich boun. Das d ist angehängt entsprechend dem d in sound, von sonus; isländisch buinn, von bua, bearbeiten, vorbereiten, fertig machen, verwandt mit „Bauer‟.

Willing wie sought your shores, and hither bound

The port so long desired at length we found.

Dryden.

Am Bestimmungsort angekommen, geht das Schiff vor Anker, legt sich längsseit einer Pier oder Kaje (Quai) oder „macht fest‟ an einem Bollwerk, einem Dükdalben, einer Boje. Wird ja das Wort anlegen gebraucht, so geschieht es mit dem Akkusativ: „Das Schiff legt an das Bollwerk an‟, während ein Boot an dem Bollwerk, an der Treppe, an dem Fallreep anlegt.

Anliegen. „Was liegt an?‟ Diese Frage bedeutet dem Sinne nach dasselbe wie: „Welcher Kurs wird gesteuert?‟ Nur wird erstere mit größerer Genauigkeit und Bestimmtheit gestellt, etwa vom Kommandanten im Sinne der Beaufsichtigung, wenn er sich vergewissern will, ob der befohlene Kurs auch wirklich gesteuert wird, was, wenn das Schiff beim Winde segelt, nicht immer möglich ist. Das Wort erklärt sich aus der Einrichtung des Kompasses, dessen Scheibe in Striche eingeteilt ist und der an seinem festen Teile einen Strich hat, nach dem gesteuert wird. Der dem zu steuernden Kurs entsprechende Strich der beweglichen Kompaßscheibe muß „anliegen‟ d. h. an dem Strich liegen, genau dem Strich gegenüber liegen, der an der unbeweglich mit dem Schiff verbundenen Kompaßdose angebracht ist und die Richtung des Kiels angibt.  —  Französisch: „ou as-tu le cap?‟; wohin ist der Bug, der Schnabel, oder wie der Seemann lieber sagt, die Nase gerichtet?

Anluven s. luv.

Anmustern s. mustern.

Anracken s. Rack.

Anschlagen. Mit der Glocke oder der Trommel ein Zeichen zum Beginn eines allgemeinen Schiffsdienstes geben, anschlagen zur Musterung, zu „Klar Schiff‟, zum Gottesdienst.

Ansegeln. 1. Das Ansegeln, die Eröffnung der Segeljahreszeit beim K. „Yachtklub‟ zu Kiel.

2. einen Hafen, einen Leuchtturm, ein anderes Schiff ansegeln, ihm segelnd nahen. Früher sagte man „antun‟, sich dem Lande nähern, in Sicht von Land kommen, soviel wie:

Ansteuern. Ist das Fahrwasser unbekannt, ist anzunehmen daß die Karten ungenau sind oder hat man sonst Grund besonders vorsichtig zu sein im Ansegeln einer Küste oder Hafeneinfahrt, so schickt man ein Boot dem Schiffe voraus, das Fahrwasser auszuloten; dieses Verfahren nennt man, weil dabei die Wassertiefe festgestellt wird: Antiefen.

Arbeiten. Der Seemann personificirt sein Schiff gerne. Darüber hat sich der Dichter und Reichsministerialrat Wilhelm Jordan in einem Etatsvorschlag für die ehemalige deutsche Flotte so ausgesprochen: „Das Schlimmste aber ist, daß auf dem Dampfer wie schon oben angedeutet, kein vollendeter Seemann ausgebildet werden kann. Denn seine Segel sind nur Nebenkraft und selbst bei voller Bemastung und Takelung läßt sich die feinere Segelführung, die das Schiff zugleich durch die Leinwand steuert, daß es, wie das Pferd der bloßen Führung am Halse, dem leisesten Winke gehorcht, auf dem langgestreckten und rudergelenkten Dampfschiff niemals gründlich erlernen. Darum ist es auch dem Seemann ein toter, äußerlich bewegter Körper, dem nicht er, sondern der stets mit scheelen Augen angesehene Maschinist und der mißachtete Heizer gebieten, während ihm sein Segelschiff zum lebendigen Wesen wird, mit dem er bald durch eine geistige Zuneigung verwächst. Und dies in jeder Schilderung des Seelebens als sein innerster Kern, als sein höchster Reiz hervortretende eigene Verhältnis, das es dem Matrosen notwendig macht, sein Fahrzeug als Femininum zu denken und benennen, ist keineswegs bloß ein schöner Flitter des Seeberufs: es ist von der höchsten praktischen Bedeutung, es bildet ein Hauptfundament der Seemannsehre, und wo es fehlt, da ist der Gehorsam und die Pflichttreue bis zur Wagnis des Lebens für die Erhaltung des Schiffes bloß ein abstraktes Gebot. So seltsam sich eine solche Hinweisung auf ein so feines und phantastisches psychologisches Moment in Gesellschaft der trockenen Zahlen einer Budgetvorlage ausnehmen muß, kann ich doch nicht umhin, es als einen Hauptgrund mit geltend zu machen für die Notwendigkeit, baldmöglichst auch einige Segelschiffe auf den Stapel zu stellen‟.

Eine Personification ist es auch, wenn gesagt wird: „das Schiff arbeitet‟, d. h. es bewegt sich schwer in stürmischer See. Es liegt dann auch nahe, die dabei unvermeidlichen Reibungs- und andere Geräusche als Seufzen, Ächzen und Stöhnen zu bezeichnen.

Armada, die. Das spanische Wort für Kriegsflotte kommt meines Wissens im Deutschen zum ersten Male vor in dem 1565 zu „Frankfurt am Mayn‟ erschienenen Buche von Leonhart Frohnsperger: „Von Kayßerlichen Kriegßrechten Malefitz und Schuldhändeln, Ordnung und Regiment‟ x. x., aus welchem ein Abdruck der die Kriegsführung zur See betreffenden Abschnitte in der Marine-Rundschau, 1898, 2. Heft mit seemännischen Anmerkungen erschienen ist.

Arsenal, das, aus dem Arabischen dar-azzana, Werkhaus, unter Carl V. und durch den damaligen lebhaften Verkehr der Deutschen mit Italien und Spanien zu uns gekommen, wie Armada (s. d.) und viele andere Mittelmeerwörter. Werkhaus erinnert an die eigentliche Bedeutung von Werft (s. d.). Nach Roeding (1794) begriff man zu seiner Zeit unter dem Namen Arsenal nicht allein die Gebäude, in welchen alle zur Ausrüstung einer Flotte erforderlichen Sachen aufbewahrt werden, sondern auch die Werftstellen, wo solche verfertigt werden, als Reepschlägereien, Segelmachereien, Stückgießereien, Ankerschmieden, Bäckereien, Schiffszimmerwerfte u. s. w.Er schreibt: „Die ältesten Arsenäle, wovon wir Nachricht haben, sind diejenigen, welche der König Salomo anlegen ließ. Eins derselben befand sich zu Joppe für seine Schiffe auf der mittelländischen See, und das andere zu Eziongeber, welches für seine Schiffe auf dem Roten Meer bestimmt war. Die Griechen und Römer hatten ebenfalls Arsenäle, wovon der letztern ihre sich zu Ravenna, Misena und Frejus, am Pontus Euxinus, am Rhein und an der Donau befanden. (Thucid. lib VII. Sueton in August. c 49, Tac. Annal. lib IV). Das berühmteste von allen See-Arsenälen ist jetzt das Venezianische, wo sogar Linienschiffe unter Dach liegen‟.

Auf und nieder, ein der Seemannssprache  —  auch im Holländischen (op en neer), Dänischen (op og ned) und Schwedischen (up och ned) eigentümlicher, aber die Sache sehr deutlich und anschaulich treffender Ausdruck für die Richtung in der sich ein Gegenstand befindet, die wir senkrecht oder lotrecht nennen, die Rahe ist „auf und nieder‟ (zum Aufhissen), der Anker ist „auf und nieder‟, d. h. er hängt frei am Krahnbalken, bereit entweder fallen gelassen oder gekattet zu werden. (s. Katten).

„Auf Riemen!‟ Kommando beim Bootsrudern, veranlaßt die Bootsruderer, ihre Riemen mit dem Blatt so hoch aus dem Wasser zu nehmen, daß sie in der Richtung der Duchten (s. d.) frei in die Luft hinausragen, und sie in dieser Lage, genau ausgerichtet, so lange zu halten, bis das Kommando „Ruder an!‟ kommt. Es geschieht teils zur Minderung der Fahrt, teils als Ehrenbezeugung für Offiziere, während für Kommandanten und Flagg-Offiziere „Riemen hoch!‟ kommandiert wird, worauf die Riemen senkrecht „auf und nieder‟ gehalten werden.

Aufbänken. Wenn aus irgend einem Grunde eine Zeit lang kein Dampf gebraucht wird, die Maschine aber doch bereit sein soll, baldigst wieder in Gebrauch zu treten, so werden die Feuer unter den Kesseln aufgebänkt, d. h. klein gemacht, dadurch daß man sie nicht über den ganzen Rost ausgebreitet brennen läßt, sondern in Gestalt einer schmalen Bank aufhäuft, doch so, daß sie in kurzer Zeit wieder ausgebreitet und zum vollen Brennen gebracht werden können.

Aufbrassen, s. brassen.

Aufduven, s. lenzen.

Aufentern, s. entern.

Auffangen, greifen, fassen, festmachen (skr. pàça, Strick, weil dieser „faßt!‟). Die seemännische Bedeutung ist: etwas festbinden, was lose ist, aber nicht lose sein soll und sich nicht bewegen darf. Offenbar ist das Wort in Gebrauch gekommen im Gedanken an ein sich bewegendes, im Winde oder von der Bewegung des Schiffes hin und her schlagendes Tau, das man zu fangen, zu erhaschen suchen muß; das ist die erste Bedeutung von auffangen. Aber zur Tätigkeit des Fassens gehört die des Haltens, daß das Tau nicht wieder schlagen kann; das wird verhindert durch Festbinden, welches die zweite Bedeutung von auffangen ist. Die hat sich dann dahin erweitert, daß man auch nichtschlagendes Tauwerk auffängt; wenn z. B. Deck gewaschen werden und das an Deck aufgeschossene Tauwerk nicht im Wege sein und nicht naß werden soll, wird es aufgefangen, d. h. zusammengebunden und hoch gehängt. Von hier aus ist der Begriff noch weiter und zwar so ausgedehnt worden, daß auffangen ganz allgemein für aufhangen gebraucht wird, so daß man, wenn die niederdeutsche Form opvangen dem nicht entgegen wäre, auf den Schluß kommen könnte, es müßte auffangen dasselbe wie aufhangen sein.

Auffrischen ist dasselbe Wort das auch das Neuhochdeutsche gebraucht, wenn es sagt: „Der Maler frischt das Bild auf,‟ nur daß es hier transitiv gebraucht wird, während es im Seemännischen intransitiv ist: „Der Wind frischt auf‟. Frisch ist etwas, das eben erst entstanden ist, frisches Obst, frisches Gemüse. „Es frischt auf‟ heißt also: es kommt ein neuer und zwar stärkerer Wind auf, es fängt stärker an zu wehen.

Aufgeien. Vermittelst der Geitaue, Bukgordinge und Nockgordinge die Segel unter die Rahen holen, damit sie festgemacht werden können. Das Wort kommt nur in der Seemannssprache vor, niederländisch opgyen, schwedisch giga up, dänisch gige, gie op; die Etymologie ist unter geien gegeben.

Aufhissen, s. hissen.

Aufholen. Der Unterschied zwischen aufholen und aufhissen wird schwerlich ganz genau festgehalten werden können. Sie bedeuten beide dasselbe, nur der seemännische Sprachgebrauch entscheidet, wo das eine, wo das andere Wort anzuwenden ist. Im Allgemeinen muß jedoch gesagt werden, daß aufholen sich  —  von den Fällen, in denen es sich um einen Aufholer handelt, abgesehen  —  auf die allereinfachste Tätigkeit mittels eines allereinfachsten Werkzeuges, nämlich eines schlichten Taues bezieht. Wenn z. B. einem Manne im Mars ein Teertopf hinaufgegeben werden soll, so läßt er ein Tau herab, der Topf wird daran befestigt und dann holt er ihn Hand über Hand hinauf; hier könnte man nicht von aufhissen sprechen. Doch darf man darum nicht denken, daß einer immer oben ist, wenn er „aufholt‟; wenn z. B. irgendwo ein Aufholer geschoren ist, der durch einen oben befestigten Block an Deck läuft oder eine Talje darstellt, so kann von unten aus aufgeholt werden, und dafür kann man ebenso gut auch aufhissen sagen, wie beim Aufholer eines Stagsegels, Rackaufholer, Brokaufholer, Dempgordingsaufholer. Beim Stückpfortenaufholer wird man indessen seiner ganzen Beschaffenheit nach nur von aufholen, nicht von hissen sprechen.

Aufklaren. 1. Gleich „sich aufklären‟, hell werden, besser Wetter werden. „Es klart auf‟, es wird schön. 2., „Klar Deck‟ machen d. h. nach einem Manöver wieder alles aufräumen, wegbringen was im Wege ist, und alles so in Stand setzen, daß es zu einem neuen Manöver gebrauchsfähig ist. Das Kommando heißt „Deck aufklaren‟. 3., Überhaupt: Ordnung machen, aufräumen. Siehe klar.

Aufkommen, eigentlich in die Höhe kommen, zu Macht, Ansehen, Einfluß, Stellung und Geltung kommen; neu auf der Bildfläche erscheinen und näher kommen; seemännisch: „Das eine Schiff kommt dem anderen auf‟, es fährt schneller, holt es ein; dann: nach gelegtem Ruder wieder auf die alte Ruderlage kommen, überhaupt sagt man, wenn ein Schiff dem Ruder gut gehorcht: „es kommt vor seinem Ruder auf‟.

aufmachen, in der Verbindung „Dampf aufmachen‟, heißt Dampf erzeugen und bereit halten, damit auf gegebenes Kommando die Maschine angehen könne. Dampf „aufmachen‟ kommt nicht etwa daher, daß ein Absperrventil aufgemacht, geöffnet würde, ist auch nicht in dem Sinne gebraucht in dem der verlorene Sohn sagte: „ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen‟; auch nicht wie man sagt „eine Ware hübsch aufmachen‟, zurichten, zurechtmachen, sondern „Dampf aufmachen‟ ist falsch geschrieben, es muß heißen „‚Dampf auf!‛ machen‟, so wie man sagt „‚Alle Mann!‛ machen‟ oder: „wir machen ‚Anker auf!‛‟ Das Kommando heißt: „Dampf auf‟. Wenn das ausgeführt ist, dann hat das Schiff „Dampf auf‟. Man kann aber eben so gut sagen „das Schiff liegt ‚unter Dampf‛‟. Die Präposition „auf‟ ist also nicht so genau zu nehmen; man könnte sonst an das Aufsteigen des Dampfes beim Sieden des Wassers denken.

Aufkreuzen, s. kreuzen.

Aufkrimpen, s. krimpen.

Aufscheeren, vergl. scheeren. Wenn ein seemännisches Manöver zu Ende ist und „klar Deck‟ gemacht wird, so wird das laufende Tauwerk „aufgeschoren‟, d. h. zu neuem Manöver in Ordnung gebracht (s. aufschießen). Aufscheeren ist also der Teil des Deckaufklarens, der sich auf das Tauwerk bezieht. Das letzte Kommando z. B. beim Wenden war früher nicht „Klar Deck‟, sondern „Scheert auf die Taue‟.  —  Aufscheeren bedeutet auch so viel wie aufkommen, ein anderes Schiff einholen, ihm längsseit kommen.

Aufschiessen, im Hochdeutschen im Sinne der Seemannschaft nicht gebräuchlich, kommt vom althochdeutschen sciozan, fortschnellend bewegen. Eine solche Bewegung machen die Matrosen, wenn sie bei „Klar Deck‟ das laufende Gut aufklaren, aufscheeren oder aufschießen. Man unterscheidet: mit der Sonne, gegen die Sonne, segelklar, in Scheiben, in Buchten aufschießen.

Aufpentern. Das was jetzt Krahnbalken heißt (und auf Kriegsschiffen auch bereits „im Verschwinden gepeilt‟ wird) hieß früher Penterbalken: der vorn am Schiffe außenbords quer abstehende Balken an dem der Anker frei auf und nieder hängen kann. Das Substantivum Penterbalken ist veraltet, aber das Zeitwort aufpentern ist geblieben: den am Penterbalken oder vielmehr Krahnbalken hängenden, aufgekatteten (s. katten) Anker mit dem Penterhaken fassen und mit der Pentertalje an das Schiff heranholen und festmachen. Mittelniederdeutsch pin, niederländisch penn, ostfriesisch penne, niederdeutsch penn heißt Pinne (s. d.), Pflock, Zapfen zum Festhalten, zum Festmachen. Davon dürfte das Zeitwort, das ja festmachen bedeutet, weitergebildet sein. Das t ist das ostfriesische Einschiebe-t vor n in Diminutivformen; so wie aus Anna Antje, so wird aus penn pentje gemacht und davon pentjern, pentern gebildet sein.

Aufschricken, s. schricken.

Aufstoppen, s. stoppen.

Auftakeln. Mit der Takelage (s. d.) versehen, ein Schiff seemännisch zurüsten. Auch in übertragenem Sinne: aufputzen, nicht nur im Munde der Seeleute, Immermann im „Münchhausen‟ spricht von einem „ganz blümerant aufgetakelten‟ Fräulein. Man erzählt sich einen Scherz, der von keiner geringeren Stelle als von der allerhöchsten stammen soll. „Warum ist im Englischen Schiff stets weiblich und auch im Deutschen ein männlicher Schiffsname weiblich gebraucht („die Moltke‟)?‟ „Weil es so viel kostet es aufzutakeln‟.

Auftun. „Die Küste tut sich auf‟ heißt sie kommt in Sicht, bildlich gesprochen wegen des allmählichen Höherkommens, Heraufkommens des angesteuerten Landes; wohl auch im Gedanken daran, daß sich irgendwo eine vorerst dem Auge noch nicht sichtbare Einfahrt öffnen, auftun wird.

Auftoppen, s. toppen.

Auftuchen, ein Tuch, Kleid (s. d.), Segel, einen Teppich, eine Flagge zusammenlegen, zusammenrollen. Wenn eine Flagge kunstgerecht „aufgetucht‟ ist, so kann sie aufgetucht vorgehißt werden, um erst auf ein gegebenes Kommando alsbald ausgerissen zu werden und sofort auszuwehen.

Aufziehen. „Segel aufziehen‟ ist in der heutigen Seemannssprache nicht mehr geläufig, man sagt dafür Segel setzen, aufholen, hissen etc. etc., es scheint aber früher eine sehr gangbare Redewendung gewesen zu sein, da dieselbe in übertragenem Sinne im Neuhochdeutschen weit verbreitet ist: „Alle Segel aufziehen‟ um etwas zu erreichen, alle Minen springen lassen, etwas mit allem Eifer und allen Mitteln betreiben; neuerdings: etwas mit „Volldampf‟ betreiben.

Auge, das. Jede in ein Tau gemachte künstliche Schlinge, auch eine runde Öffnung in einem Handwerkszeug, im Ankerschaft, in einem Bolzen, daher Augbolzen; eines Stags Auge ist der Teil des Stags der um den Top des Mastes liegt. Immer ist die Erklärung aus der bildlichen Redeweise gegeben. Auch sonst gebräuchlich, wo irgend etwas nur von Ferne einem Auge ähnlich sieht: Fettauge, Pfauenauge, Punkt auf dem Würfel, Loch im Hammer für den Stiel. Ochsenauge hat eine doppelte Bedeutung; seemännisch bezeichnet es eine kleine, runde Fensteröffnung; gastronomisch das was man gewöhnlich Spiegeleier nennt.  — Augplatte und Augsplissung erklären sich hiernach von selbst.

„Aus dem Ruder laufen‟ ist eine in engem Fahrwasser, in Kanälen und Flußläufen sehr gefährliche, in ihren Ursachen noch kaum ganz aufgeklärte Erscheinung. Sie zeigt sich (nach Dick und Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft) sowohl bei Schraubendampfern als auch bei Raddampfern und Schleppzügen und charakterisiert sich dadurch, daß ein seitlich der tiefen Fahrrinne fahrendes Schiff plötzlich scharf nach der tieferen Seite des Fahrwassers hinüberscheert und in dieser Bewegung auch durch Ruderlegen hartgegenan nicht oder wenigstens nicht sofort aufgehalten werden kann. Fällt in diesem Fall nicht sofort ein Anker oder kann man der Drehbewegung nicht sofort durch verschiedenen Schraubengang wirksam entgegentreten, so läuft das Schiff in der Regel auf dem gegenüber liegenden Ufer auf. Auch können unter solchen Umständen leicht Kollisionen stattfinden.

2. transitiv: eine Leine, eine Trosse ausfahren, deren eines Ende an Bord des Schiffes bleibt. Das andere Ende wird in einem Boot an irgend eine Stelle gefahren um es da an einer Boje, einem Poller, einem Spill festzumachen. Wird dasselbe dann weiter an einem andern Poller festgemacht, so heißt diese Tätigkeit verholen. Über das Verholen eines Schiffes s. verholen.

Ausfracht, s. Fracht.

Ausguck, der, nicht bloß seemännisch sondern auch sonst im Reich gebraucht für den Ort, von wo aus einer Ausschau hält, für die Tätigkeit des Ausguckens und für den Mann der ausguckt, (letzteres ähnlich wie der Posten, die Schildwache, das Frauenzimmer, der Hof gebraucht). Doch ist das Ausgucken nicht auf den Ausguck beschränkt, „sie hat sich schier die Augen ausgeguckt nach ihrem Liebsten.‟ Die „Gucke‟ heißt in Süddeutschland das Tuch, das die Mädchen und Frauen bei Feldarbeit so weit über den Kopf gezogen haben, daß sie nur eben noch herausgucken können. Der Ort hieß in alten Zeiten Wart oder Luginsland, welch letzteres Wort heute noch als Ortsbezeichnung vorkommt (Worms). Niederdeutsch Kieken, s. Kieker. Im Allemannischen heißt gucken lugen und in der österreichischen Marine dementsprechend der Ausguck Auslugg, (s. Dabovich, nautisch. techn. Wörterbuch).

Ausholer, der, ist ein laufendes Tau das etwas ausholt, oder vielmehr mit dem etwas ausgeholt wird. Ein Gaffelsegel wird mit dem Ausholer so geholt, daß es sich bis zur Nock der Gaffel oder bis zur Nock des Besansbaums ausdehnt, ausbreitet, ausspannt. Auch der Klüver hat seinen Ausholer, das Gegenteil des Klüverniederholers. Sogar der Klüverbaum kann einen Ausholer haben, durch den er nach außen geschoben wird; hier vertritt dann der Ausholer die Stelle dessen, was bei den Stängen Windreep heißt.

ausklarieren, s. verklaren und klar.

auslegen. Auf das Kommando „leg aus!‟ laufen die vorher aufgeenterten und bereit stehenden Matrosen nach Steuerbord und nach Backbord auf die Rahe hinaus und legen sich da mit dem Leibe auf die Rahe, die Füße in die Pferde (s. d.) stellend, den Rücken nach hinten, den Kopf und den Oberkörper nach vorn geneigt um, auch ohne sich mit den Händen festzuhalten, das Gleichgewicht zu behalten.

Ausleger heißt ein bewegliches Bugspriet oder ein beweglicher Besan zum Ein- und Ausholen; auf Wangerog utliger.

Auslieger. 1. ein Schiff das „draußen‟ liegt oder fährt als Küstenwachtschiff.

2. die eigenartige Vorrichtung der Südseeinsulaner bei ihren Booten, die sich gleichsam als ein zweites, kleineres Boot neben dem Hauptboot darstellt, mit ihm fest verbunden zur Verhütung des Kenterns. Durch zahlreiche aus der Südsee mitgebrachte, von dortigen Fischern verfertigte Modelle ist diese sinnreiche Einrichtung bei uns bekannt geworden.

auslothen s. lothen.

ausösen s. ösen.

ausscheiden, aufhören mit einer Arbeit, aufhören zu reden u. s. w., ein sonst im Deutschen in diesem Sinne ungewöhnliches Wort. Man sagt wohl „aus einer Gesellschaft oder einem Verein ausscheiden‟, „einen Fall aus der Verhandlung ausscheiden‟ u. s. w. „Ausscheiden mit Zeugflicken‟, „ausscheiden mit Deckwaschen‟, „ausscheiden mit Unterricht‟ u. s. w. im Sinne von aufhören ist aus dem Niederdeutschen in die Seemannssprache gekommen, und zwar nicht in dem Sinn, daß etwa ein Einzelner aus der Reihe der Zeugflickenden ausscheiden solle, sondern daß das ganze Zeugflicken ein Ende zu nehmen habe. Doch ist auch hier der Begriff trennen der ausschlaggebende: wenn die Leute sich vom Deckwaschen trennen, so bedeutet das eben das Aufhören des Deckwaschens. Vergl. scheitern.

ausscheeren s. scheeren.

aussegeln. 1. in See gehen.

2. ein Schiff aussegeln heißt schneller fahren als es, es ein- und überholen (also mehr wie ihm „aufkommen‟). Man kann auch den Wind aussegeln, das müßte aber eigentlich ausdampfen heißen, denn es wird gesagt wenn der Wind von hinten kommt und das Schiff unter Dampf so viel Fahrt macht, daß der Wind nicht zu spüren ist, weil man vor ihm herläuft.

Aussenhaupt s. Schleuse.

Aussenschot s. Schot.

auswehen s. auftuchen.

Aviso, der, engl. advice-boat, franz. barque d'avis, ital. barca d'avviso, span. und portug. yaque de aviso. Vom lat. visum gesehen, altital. viso, provençalisch, altfranz. vis, Gutachten, Nachricht, Anzeige; also ein Nachrichtenschiff.

Axiometer