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Europa ist nicht nur ein politisch und wirtschaftlich ausgerichtetes Staatengebilde, sondern vor allem auch eine kulturell-geistige Wertegemeinschaft. Diese Werte wurden und werden bestimmt durch spirituell-geistige Strömungen, die den jeweiligen geschichtlichen Ereignissen ihre tieferliegenden Beweggründe vermitteln und verleihen. Gerade heute ist es enorm wichtig, an diese spirituellen Impulse und Grundlagen für ein vereinigtes Europa sich anschließen zu können, da Europa von vielen Seiten umkämpft und angegriffen wird. Die vorliegende Schrift will deshalb zu einem bewußten und vertiefenden Anschauen der geistig-seelischen Hintergründe in der geschichtlichen und sozialen Entwicklung hin zu einem vereinten Europa beitragen, in dem Friede, Freiheit und Gerechtigkeit für alle Menschen darin wahr werden können.
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Seitenzahl: 152
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Gewidmet:
Für ein Europa des freien Geistes, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit
Vorwort
Europa – wohin?
Die Aufgabe Europas
Soziale Problematiken
Vom Technikwahn und unseren Zivilisationskrankheiten
Krieg und Frieden
Seelisch-geistige Ursachen von Krieg und Gewalt
Vom Speer des Schicksals
Von der spirituellen Signatur Europas
Wendezeit
Spiritualität, Politik und Wirtschaftsfragen
Für ein Europa des freien Geistes
Europa und der Gral
Ein Nachwort
Anhang
Literaturverzeichnis
Zahlreich sind die Probleme, Hindernisse und Aufgaben, die Europa noch zu bewältigen hat. Die anfängliche Begeisterung für ein vereintes Europa, wie sie die Gründerväter noch antrieb, scheint immer mehr zu verblassen. Man ist meist nur noch damit beschäftigt, Schwierigkeiten lösen zu können. Über neue Beitritte von Ländern im Osten kann sich kaum jemand mehr freuen; es überwiegt die Skepsis und die Angst vor noch mehr Problemen.
Diese sind vor allem die Diskrepanzen zwischen armen und reichen Ländern, aber auch das wachsende Ungleichgewicht von Arm und Reich in den „reichen“ Staaten. Die Flüchtlingsproblematik wird auch nicht kleiner werden, da für viele Menschen aus armen und instabilen Regionen der Erde Europa wie ein irdisches Paradies erscheinen mag. Zudem steuern wir immer stärker ökologischen und wahrscheinlich auch sozialen Katastrophen entgegen.
Die Arbeitslosigkeit und damit die wachsende Verarmung in vielen Ländern ist ein weiteres Thema, aber auch die vermehrte Gegnerschaft eines vereinten Europas innerhalb der europäischen Bevölkerung, die am liebsten in die alten und „sicheren“ Nationalstaatenordnungen zurückkehren wollen.
Natürlich kann ein aufgeblähter bürokratischer Zentralismus, wie er von Brüssel ausgeht, für reichlich Unbehagen sorgen. Demokratische Werte, in denen die Bürger entscheiden sollen, werden, auch durch die Einflussnahme seitens der Großkonzerne und diverser Lobbyisten, immer stärker negiert. Ein Europa der politischen und wirtschaftlichen „Eliten“ kann nicht wirklich zu einem vereinten Europa führen, denn dies ist nur mit der Zustimmung der Bürger möglich, die darin einen Sinn und ein Ziel erkennen müssen. Dieses Ziel kann aber nur durch geistige und humanistische Werte erreicht werden, wie dem Frieden, der Freiheit und der Gerechtigkeit.
Nur wenn soziale Gerechtigkeit herrscht, kann es zu Wohlstand für alle gereichen; nur wenn individuelle Freiheit gewährt ist, kann es zum Erblühen kultureller Werte in einer Gemeinschaft gereichen, die sich aus vielfältigen Bewegungen und Strömungen zusammensetzt, wie den verschiedenen Religionen, politischen Bündnissen und kulturellen Vielheiten. Und der Friede, ja, dies war das vordergründige Ziel des Gründungsimpulses nach dem zweiten Weltkrieg. Mit dem Balkankrieg oder auch mit Separatisten-Bewegungen in Nord-Spanien oder Nord-Irland zeigt sich aber, dass der Friede keine Selbstverständlichkeit ist. Auch wenn sich die Kriegsschauplätze immer mehr in außereuropäische Staaten verlagern, geht uns das Thema weiterhin etwas an.
Einige der hier dargelegten Artikel sind dann auch während des Balkankrieges entstanden. Ich veröffentliche sie hier, weil die Thematik immer noch brisant ist, da es letztlich um grundsätzliche Einstellungen geht, die über bestimmte Zeitereignisse hinausreichen. Einige Artikel sind neu, da neuere Begebenheiten, wie die Angriffe aus der Finanzwelt, auf Schwachstellen in Europa hinweisen beziehungsweise die Finanzkrise im Ganzen, neue Denkweisen, neue Einstellungen im Umgang mit Geld und materiellen Werten herausfordern. Und dies nicht nur auf politischem oder wirtschaftlichen Felde. Denn letztlich werden vor allem geistige Werte, Fähigkeiten und Eigenschaften benötigt, die den zahlreichen Attacken auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Felde etwas Ebenbürtiges entgegen-setzen können. Diese Werte kommen aber vor allem aus einem spirituellen Geist heraus. Diesem einenden Geist Europas sollen wir uns folglich nähern können. Daraus können wir Kräfte und Impulse empfangen, um die anstehenden Aufgaben lösen zu können. Dazu wollen die nachfolgenden Gedanken eine Hilfe anbieten.
Ich bin mir dabei durchaus bewusst, dass dieser Versuch nur ein recht bescheidener Ansatz sein kann, da die praktische Ausarbeitung beziehungsweise deren Umsetzung die größten Hürden darstellen. Doch ohne geistige Erkenntnisse und Impulse, nur allein auf pathetische „Sonntagsreden“ oder ein auf bestimmten persönlichen und wirtschaftlichen Vorteilen aufgebautes Europa, wird dieses nicht in einer gesunden Weise gelingen können.
Da müssen schon tiefere Beweggründe hinzukommen, die einer menschheitlichen Notwendigkeit entspringen, die also spirituell-geistige Wurzeln haben. Diese etwas aufzuzeigen, sei vor allem auch der Sinn dieser vorliegenden Schrift.
Franz Weber im Januar 2014
Als Motto dieser Arbeit habe ich ein Gedicht von Friedrich Schiller ausgewählt mit dem Titel: Deutschlands Größe. Ich habe es so abgeändert, dass es für Europa gelten kann.
Europas Größe
Dies ist nicht Europas Größe, obzusiegen mit dem „Schwert“ - in das Geisterreich zu dringen, Vorurteile zu bezwingen, menschheitlich mit dem Wahn zu ringen, das ist seines Eifers wert.
Höhern Sieg hat der errungen, der der Wahrheit Blitz geschwungen, der die Geister selbst befreit.
Freiheit der Vernunft erfechten, heißt für alle Völker rechten, gilt für alle ewige Zeit.
Stürzte auch in Kriegesflammen, Europas politisches Reich zusammen, Europas Größe bleibt bestehn.
Europas neuer Tag wird scheinen, wenn sich viele Völker vereinen in der Menschheit schönes Bild.
In heutiger Zeit wird immer wieder von einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise gesprochen, unter der dann zwangsweise auch Europa leiden muss. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass die eigentliche Ursache dieser Krise im Finanzsektor selbst zu finden ist. Die Wirtschaft wird dabei mit hineingezogen, denn sie ist auf Kredite der Banken angewiesen. Und diese scheinen mehr Gefallen am Spekulieren mit Geldbeträgen gefunden zu haben, als dass sie ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen, eben dem Regulieren beziehungsweise dem Vermitteln von Geld, nämlich dorthin, wo es sinnstiftend gebraucht wird.
Schaut man die Staaten und Gesellschaften in der Eurozone vorurteilsfrei an, so kann im Weiteren bemerkt werden, dass wir inzwischen in einem System leben, in dem die Finanzwelt die Wirtschaft mehr und mehr beherrscht. Die Wirtschaft wiederum und da vor allem die Großkonzerne schreiben im Weiteren mit der Drohung von Massen-Entlassungen oder Auswanderungsbestrebungen vor, was die Politik, was die Regierungen zu tun haben. Und die Regierungen wiederum regeln das Rechts- sowie leider auch das Kultur- und Geistesleben immer gravierender, zum Beispiel in der Schul- und Hochschulpolitik oder in der allgemeinen Kunstförderung. Somit dienen wir in letzter Konsequenz alle schon dem „Geld regiert die Welt“, so wie dieser Spruch auch schon recht lange im Unbewussten der Menschen herumgeistert. Der Mammon, die Finanzwelt, sei es durch Großbanken wie Goldman Sachs oder die Deutsche Bank, seien es die Fonds oder Hedge Fonds, da wo das Geld hinfließt, das bestimmen schon lange nicht mehr die Politiker, geschweige denn das Volk.
In diesem System beziehungsweise durch dieses System wird mit der Zeit jedoch alles kulturelle und politische Leben zu einer Farce. Das freie Kultur- und Geistesleben soll ja zuallererst die verschiedensten Fähigkeiten der Menschen ausbilden können. Denn diese sind unser eigentliches Kapital, so wie dies schon Joseph Beuys ausdrückte. Aus dem Kulturleben sollen dann auch die Ideen herkommen können für eine gesunde Politik beziehungsweise für ein System, das allen Menschen dient und nicht nur ein paar Reichen und Mächtigen. Somit müsste die Politik das gesellschaftliche Leben so regeln können, dass sie Rahmenbedingungen schafft für das Kultur- sowie für das Wirtschaftsleben. Und sie müsste die Finanzwelt so ordnen und regeln können, damit diese allen drei Bereichen der Gesellschaft, dem Geistes-, dem Rechts- und dem Wirtschaftsleben dienen kann. Die eigentliche Aufgabe der Politik ist die Gestaltung eines Rechtslebens, damit alle Bürger einem Gemeinwohl beitragen können.
In der sozialen Dreigliederung einer Gesellschaft gehört folglich das Freiheitsprinzip in das Kultur- und Geistesleben hinein, die Gleichheit in das Rechtsleben, damit jeder vor dem Gesetz gleichgestellt ist und die Brüderlichkeit beziehungsweise die Solidarität in das Wirtschaftsleben, wo es vor allem um die Bedürfnisbefriedigung der Menschen gehen soll. Da gehört gerade kein Wettbewerb und kein Konkurrenzdenken hin, so wie dies heutzutage vorherrscht und dies leider immer mehr auf Kosten der Arbeitenden und der Ressourcen unserer Erde.
Viele Menschen bezweifeln heute eine positive Zukunft Europas und der Welt. Einige rechnen schon mit schlimmen Katastrophen und Zusammenbrüchen. Viele Probleme häufen sich denn auch zu stark an. Das wirtschaftliche Nord-Süd Gefälle oder die Flüchtlingsströme aus armen Ländern sind nur zu lösen, wenn eine Solidarität entwickelt wird, in dem die Reichen die Armen unterstützen. Heute werden meistens noch die ärmeren Südländer Europas mit den Flüchtlingsproblemen ziemlich alleine gelassen. Der Norden ist weniger davon betroffen und so werden diese Probleme noch gerne weggeschoben. Doch Spaltungen können nicht zu einer Einheit und Einigung hinführen. Da braucht es schon noch einen anderen Geist.
Mit einer gescheiten Intellektualität, wie sie von vielen Intellektuellen referiert wird, kommt bisher auch nur ein Reparieren und Flickschustern zustande. Der Intellekt analysiert, kombiniert und schafft Wissen an. Dies allein reicht aber nicht aus, um die Probleme meistern zu können. Da gehört auch noch eine „Portion“ Weisheit hinzu.
Werden die vielfältigen Probleme, die Jugendarbeitslosigkeit, die Finanzkrise, die Schuldenfalle, das Arm-Reich Gefälle, der Klimawandel, die Überfremdung und die Flüchtlingsströme nicht in einem humanen Geist gelöst, werden sich mit der Zeit in den Völkern Europas nationalistische Kräfte, die sich an die Ängste der Menschen wenden und diese für ihre Belange ausnutzen, vermehren und vielleicht auch durchsetzen können.
Die Anfangs-Ideale der Europäischen Vereinigung schwinden zusehends dahin, auch weil man manchmal allzu naiv an die Aufgaben heranging, wie zum Beispiel bei der Euro-Einführung und der zu schnellen Ost-Erweiterung. Eine Einigung braucht Zeit und sie muss einem Urbild folgen können, sie muss also eine geistige Ausrichtung bekommen. Ein Europa kann man nicht bauen, schon gar nicht in der Art des Turmbaus zu Babel; es muss viel eher organisch wachsen können. Es muss also gepflegt und gehütet werden, zumindest anfangs, damit es gedeihen und stark werden kann.
Sicherlich wollten sich beim Entwurf Europas viele Politiker darin profilieren, sich einen Namen in der Geschichte aufbauen, dies zweifellos mit guten Vorsätzen und dem Ideal des Friedens und des Wohlstands für alle. Doch wie die Verträge dann gemacht wurden für ein politisches und wirtschaftliches Europa, ist darin leider recht wenig demokratischer Wille zu erkennen, dagegen ist jedoch vermehrt ein neoliberaler Wirtschaftsgeist und eine elitäre Politikergemeinschaft entstanden. So nimmt es kein Wunder, wenn sich immer mehr Menschen von diesem Geist Europas zurückziehen und auf den kleinen, überschaubaren Nationalstaat hoffen.
Doch der Geist Europas, er ist da, auch in einem guten Sinne. Er will erkannt werden. Dazu kann uns auch die Ur-Idee, der Name Europa aus der antiken Mythologie weiterhelfen.
Der Name der Göttin Europa bedeutet: „die mit den weiten Augen“ oder „die mit dem breiten Gesicht“. Dies weist auf Mondenkräfte hin. Sie sind ein Zeichen und ein Symbol für die weiblichen Weisheits- und Gemeinschaftskräfte.
Die Geschichte, die von ihr erzählt wird, nimmt in Phönizien, einem östlichen, lichthaften Land ihren Anfang. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen dem Zeus, dem Göttervater und der schönen Europa, die sich im weiteren in Kreta abspielte.
Zeus erblickte Europa, als sie am Gestade des Meeres Blumen pflückte. Er näherte sich ihr in Gestalt eines Stieres und entführte sie. Es muss also ein besonderer Zauber von ihm ausgegangen sein, denn Europa setzte sich willig auf den Stier und ließ sich über das Meer nach Kreta tragen. Dort heirateten sie und vereinigten sich, nachdem er wieder seine sonnenhafte Gottgestalt angenommen hatte. Sie gebaren drei Söhne, einer davon war Minos, der ein weiser irdischer König und Gesetzgeber Kretas wurde.
Auffallend bei der Geschichte ist die Gestalt des Stieres, die auch in vielen anderen Geschichten immer wieder erscheint und eine tiefere Bedeutung hat. In manchen Ländern wie in Spanien wurde lange Zeit versucht, die Stierkraft in Arenen zu beherrschen und zu besiegen, in dem man diese Tiere bekämpfte. Stierkräfte stehen für Potenz, Kraft und Triebhaftigkeit. Diese sollen uns natürlich nicht beherrschen. Die Göttin Europa reitet darauf. Sie ist eine anmutige weibliche Gestalt, die das stierhafte, männliche Element besänftigen kann. Durch Kampf können diese Kräfte nicht wirklich besiegt werden, wie dies Spanien aufzeigt, das heute noch stark unter der Gewalt der Finanzmächte zu leiden hat.
Astrologisch weisen die Stierkräfte im Tierkreis nämlich auf Besitz, Vermögen und Geld hin, aber auch auf Ausdauer und Beharrlichkeit und einen natürlichen Umgang mit dem Leben selbst. Nicht zufällig steht vor der Börse in Frankfurt ein Stier. Ist der aber schon besänftigt von Europa oder gebärt er sich noch in einer unbewussten und triebhaften Form? Trägt er Europa schon über das Meer zu sanften Ufern? Ist das Geld also schon im Dienst der Europäischen Vereinigung?
Durch Finanzspekulanten ist da eher noch ein Angriff auf einzelne, meist schwächere Staaten in Europa zu erkennen. Mit üblen Geldgeschäften soll versucht werden, manche Regierungen erpressen zu können, damit diese ihr Volk und ihre Besitztümer ausbeuten, sprich privatisieren können. Das Wort privare bedeutet ausbeuten, rauben.
Fazit: Der Geist Europas ist heute mehr denn je sehr umkämpft. Europa reitet noch lange nicht auf dem Stier. Eher bedrängt und vergewaltigt der Stier Europa noch.
Wie muss Europa sich folglich wandeln, damit der Stier sie nicht mehr angreift, sondern sie zu lieben und zu tragen beginnt?
Das anmutige Bild der schönen Frau, die am Strande Blumen pflückt, kann hier vielleicht weiterhelfen. Wo sind diese weiblichen Kräfte des Anmutigen und Natürlichen in Europa heute? In einer von Männern dominierten, auf Leistung, Wettbewerb und Erfolg getrimmten Gesellschaft sicherlich nicht. Als weibliche Göttin weist Europa in das Kultur- und Geistesleben hinein. Dieses soll sich frei entwickeln können, das heißt aber auch, dass es nicht mehr am „Tropf“ von Staat und Wirtschaft hängen soll.
Europa hat weite Augen, sie hat also einen weiten, allumfassenden Blick und ein breites Gesicht, das alles annehmen und aufnehmen kann. Die Kultur Europas ist daher entscheidend und muss folglich gestärkt und befreit werden. Nicht das Geld und die Finanzwelt, das „Geld regiert die Welt“ soll unsere Gesellschaft beherrschen und bestimmen, sondern die Kultur, die auf dem Finanz- und Wirtschaftssektor reitet.
Dies kann als ein Bild gesehen werden, als ein Ideal, dem wir entgegenstreben dürfen. Eine echte Vereinigung, eine Hochzeit will sich ereignen von Kulturen, von Religionen, von kultureller Entwicklung und individuellen Fähigkeiten, also von individueller Freiheit mit den irdischen Notwendigkeiten und Aufgaben. Das Irdische, also auch der Bereich des Wirtschaftslebens und damit auch der schaffende männliche Geist, er soll das Geistige, die Kunst, die Wissenschaft und die Religion tragen und stützen, nicht mehr darüber herrschen, dann gereicht das Ganze zum Heil.
Die Vision eines zukünftigen Europas kann also weit über das hinausgehen, als es heute schon verwirklicht ist. Dabei wird der Umgang mit dem Geld und dem Besitz, dem Grund und Boden, eine zentrale Rolle spielen. Eine gemeinsame Währung, die heute wieder von vielen bezweifelt wird, ist keine schlechte Idee, wenn sie richtig umgesetzt ist. Wir müssen dafür aber ein neues Geldsystem kreieren, das nicht nur den Reichen dient, sondern das zur Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen gereichen kann. Die Abschaffung des Zinseszins, der Börsenspekulation und das „alternde“ Geld sind dafür notwendige Maßnahmen.
Solche Gedanken mögen heute noch vielen fremd sein, aber ohne soziale Erneuerungen werden gravierende Folgen für das gesellschaftliche Leben auftreten, die mit der Zeit keine anderen Möglichkeiten zulassen werden. Je früher wir mit einem Bewusstseinswandel beginnen, um so besser wird es für uns, denn um so gnädiger wird uns das Schicksal sein können.
Ein gemeinsames Europa ist eine Aufgabe, ist eine Mission, die wir nicht zu leicht und aus Gründen persönlicher Gier und Vorteilsnahmen aufs Spiel setzen sollten. Die Resultate daraus wären nämlich allzu schrecklich. Europa hatte im letzten Jahr-hundert schon zweimal gewaltige Niedergänge zu durchleiden. Eine dritte Niederlage, eine soziale Katastrophe, ein Krieg um Geld, Besitz und wirtschaftliche Ressourcen, könnte die Menschlichkeit, könnte das Humane noch ärger beeinträchtigen, als dies Europa in früherer Zeit schon erleben musste.
Die Europäische Vereinigung können wir als Aufgabe und Wachstumsmöglichkeit begreifen, um die beschränkenden Nationalismen abbauen zu lernen. Dabei ist vor allem ein Zusammenkommen der verschiedenen Gesellschaften und Völker im Sozialen nötig. Die reichen Länder geben den ärmeren von ihrem Überfluss und schaffen somit einen gerechten Ausgleich. Dadurch kann sich ein brüderlicher Umgang vor allem im Bereich des Wirtschaftlichen zeigen und ausbilden, womit die materiellen Bedürfnissen aller Menschen befriedigt werden sollen.
Die Gleichheit des Einzelnen vor dem Recht, also vor dem Gesetz sollte nicht durch mächtige und wohlhabende Interessengruppen gemindert werden können. Auch wäre eher an eine Dezentralisierung in regionale Verwaltungsbereiche zu denken, als an einen anonymen Apparat in Brüssel oder Straßburg, wo oftmals Entscheidungen getroffen werden, die an den wirklichen Nöten in den verschiedenen Regionen vorbeigehen. Zudem müssten die unterschiedlichen Volksgruppen in Europa ihre kulturelle Identität bewahren und stärken können. Dazu ist vor allem ein freies Bildungs- und Schulwesen nötig, wo nicht mehr von zentralen, staatlichen Stellen Programme erlassen werden, die individuelle Fähigkeiten und schicksalhafte Aufgaben der einzelnen Menschen recht wenig fördern können, stattdessen meist nur noch brauchbare Spezialisten für die Wirtschaft erzeugt werden sollen.
Ein echter Pädagoge wird die ganz persönlichen Anlagen eines Kindes fördern und emporheben wollen. Da sind dann ganz andere Vermittlungen des zu Erlernenden nötig, zunächst einer allgemeinbildenden Fähigkeiten-Entwicklung, wie dies von einem Bürokratentum gar nicht so leicht zu leisten oder auch einzusehen ist. Die Freiheit im Geiste ist im sogenannten Einheitsstaat, der alle Bereiche des Gesellschaftslebens lenken will, eben noch nicht wirklich gewährleistet.
Im dritten Jahrtausend soll an dessen Stelle die Dreigliederung des sozialen Organismus in verschiedenen Ländern Europas immer mehr verwirklicht werden. Mit einem zentralistischen Europa, das nur noch den Interessen der Konzerne und Mächtigen dient, wären soziale und ökologische Katastrophen vorprogrammiert und der einzelne Mensch würde immer mehr zum „Rädchen“ in einem technokratischen und bürokratischen Getriebe abgestempelt, das auf die Dauer gesehen ins Unmenschliche und Unsoziale ausufern müsste. Ein Verständnis der geistigen Struktur und damit der spirituellen Aufgabe Europas kann deshalb für die kommenden Herausforderungen sehr hilfreich sein.
Seit dem 15. Jahrhundert lebt die europäische Menschheit in der sogenannten Neuzeit, nach dem das beschauliche und religiöse Mittelalter immer mehr einem menschlichen Forscher- und Entdeckerdrang weichen musste. In der Anthroposophie wird von da an von der sogenannten angelsächsischen Kultur gesprochen, nach der vorherigen griechisch-römischen Kulturepoche, da ab dieser Zeit von einer Bewusstseinsseelen-Entwicklung der Menschen gesprochen werden kann beziehungsweise diese von da an möglich wurde. Diese Bewusstseinsseelenentwicklung wird vor allem in den Englisch sprechenden Ländern gewährleistet. Verschiedene Sprachen fördern nämlich auch gewisse Seelenprägungen. So wurde und wird die Verstandesseelen-Entwicklung vor allem in Französisch sprechenden Ländern am stärksten gewährleistet und die Empfindungsseele kann sich hauptsächlich in den romanischen Völkern und Sprachen artikulieren. Die englische Sprache ist dabei mehr auf exoterische, das heißt auf äußere Begebenheiten ausgerichtet, die deutsche Sprache kann mehr das Esoterische, die geistige Seite ausbilden helfen.
Mittel-Europa und die deutsche Sprache dient vor allem der Ich-Entwicklung. Das Ich im Menschen ist die Instanz, die die verschiedenen Seelenbereiche verbinden und gestalten kann. So kommt auch Mittel-Europa eine zentrale Rolle und Aufgabe zu bei der Bewältigung unserer Zukunftsaufgaben.