FCKNG X-mas: Benedict Thiago Ramirez - Marina Ocean - E-Book

FCKNG X-mas: Benedict Thiago Ramirez E-Book

Marina Ocean

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Beschreibung

Only darkness can show you the light. Vancouver und Yucatán. Beides ist meine Heimat - an beiden Orten werde ich gejagt. Ich bin krimineller Abschaum und auf der Flucht. Mehr tot als lebendig entkam ich der verfluchten Hölle. Und dann begegne ich ihr. Aurora. Ihr Vater führt ein riesiges Mafia-Imperium in Mexiko. Ohne es zu wissen, waren unsere Wege längst miteinander verbunden, doch ich wäre lebensmüde, mich mit der Tochter vom Boss einzulassen. Scheiße, sie ist das abgedrehteste Mädchen, das mir je begegnet ist! Sie benutzt mich. Ich sie ebenfalls. Sie rettet mein Leben und ich das ihre. Danach sind wir quitt. Oder? Wer hätte schon ahnen können, dass sie der Grund für das beschissenste FCKNG X-mas sein wird, das mir jemals widerfahren ist? Band 2 der Vancouver Underground-Reihe – zwielichtig und definitiv irre! Vorwissen aus der Bad Boys of Vancouver Reihe (Band 2: FCKNG New Year - Xavier McLane) ist für die Vancouver Underground-Reihe empfehlenswert. Die Vancouver Underground-Reihe von Marina Ocean Band 1: FCKNG New Year - Xavier McLane (ebenso Teil der Bad Boys of Vancouver - Reihe) Band 2: FCKNG X-mas - Benedict Thiago Ramirez Band 3: FCKNG Valentine - Pete Tremblay Band 4: FCKNG Halloween - Ty Sanguinar Hinweis: Für das beste Leseerlebnis wird empfohlen, die Reihenfolge einzuhalten.

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Vancouver Underground-Reihe 2

 

Marina Ocean

 

 

 

 

 

 

Impressum:

© / Copyright: 2022 Marina Ocean

Marina Oceanc/o Autorenservice GorischekAm Rinnergrund 14/58101 Gratkorn

Österreich

[email protected]

1. Auflage

Umschlaggestaltung: Nessuno Mass      https://www.instagram.com/nessunomass

Lektorat, Korrektorat: Grace C. Node, Kate Novella, Nika Sakraf,Summer Alesilia, Vivian Valentine

 

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über      http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

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Alle Charaktere in diesem Buch sind frei erfunden und eine Ähnlichkeit mit anderen lebenden oder verstorbenen, sowie etwaigen bereits bestehenden, fiktiven Personen wäre zufällig und ist somitkeinesfalls beabsichtigt.

Erwähnte Marken oder Titel dienen lediglich der Beschreibung. Die Rechte hierzu liegen ausschließlich bei den Markenbetreibern oder den Rechteinhabern       der jeweiligen Titel.

 

 

 

 

 

Inhalt

Only darkness can show you the light.

Vancouver und Yucatán. Beides ist meine Heimat - an beiden Orten werde ich gejagt.

Ich bin krimineller Abschaum und auf der Flucht. Mehr tot als lebendig entkam ich der verfluchten Hölle. Und dann begegne ich ihr.

Aurora.

Ihr Vater führt ein riesiges Mafia-Imperium in Mexiko. Ohne es zu wissen, waren unsere Wege längst miteinander verbunden, doch ich wäre lebensmüde, mich mit der Tochter vom Boss einzulassen.

Scheiße, sie ist das abgedrehteste Mädchen, das mir je begegnet ist!Sie benutzt mich. Ich sie ebenfalls.Sie rettet mein Leben und ich das ihre.Danach sind wir quitt. Oder?

Wer hätte schon ahnen können, dass sie der Grund für das beschissenste FCKNG X-mas sein wird, das mir jemals widerfahren ist?

Band 2 der Vancouver Underground-Reihe – zwielichtig und definitiv irre!

Vorwissen aus der Bad Boys of Vancouver Reihe ist nicht zwingend notwendig, jedoch empfehlenswert.

 

 

 

 

 

***

 

Wenn die Seele vor lauter Finsternisweder sehen noch atmen kann,dann benötigt es mehr Mut,sich für das Leben zu entscheiden,als für den Tod.

 

***

 

 

 

 

 
 Haziel

3 Wochen zuvor.

»Nimm die hier und dann verpiss dich!«Der breitschultrige Matrose vor mir drückt mir einen Zettel in die Hand und sieht mich anschließend feindselig an. Sein Gesichtsausdruck lässt keinen Zweifel daran, was er von mir hält, doch darüber kann ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich presse die Hand auf die schmerzende Wunde am Bauch. Sie ist wieder aufgegangen und ich vermeide es, den Blick auf meine Hand zu senken. Mit Sicherheit ist sie komplett rot. Mein Shirt ist bereits feucht und ich weiß, dass es nicht besser wird. Eine falsche Bewegung und schon war es passiert. Xaviers Arzt hat sie zwar notdürftig versorgt, doch dass es nicht ewig halten würde, war von vornherein klar. Ich brauche einen Arzt und das möglichst schnell, bevor die Haut noch weiter aufreißt. Bock zu verbluten habe ich nun wirklich nicht.

Um keinen Stress zu provozieren, nicke ich lediglich und wende mich zur Luke. Vor Schmerz stöhnend, klettere ich die wackelige Leiter empor und spähe über das Deck. Nichts Auffälliges zu sehen, also erklimme ich auch die letzten Sprossen, wuchte meinen massigen Körper nach oben und rolle mich erschlagen über die Dielen, bevor ich mich ächzend an der Reling hochziehe. Keuchend schnappe ich nach Luft und verfluche mich einmal mehr für meine Dummheit. Wie konnte ich auch annehmen, dass Randall mich einfach laufen lassen würde? Ich hätte es kommen sehen müssen, dass Thorne kurzen Prozess mit mir macht, wenn ich die Stimme gegen einen von ihnen erhebe. Aber auch das ist jetzt belanglos. Ich muss durchkommen, irgendwie … Und die Adresse auf diesem Zettel wird hoffentlich mein Überleben sichern.

»Wird’s bald?«, knurrt der Typ hinter mir und sieht sich nervös um, als ich mich ein wenig zu ihm umdrehe. Er ist in Hab-acht-Stellung und scannt die Umgebung, genauso wie ich. Kein Wunder. Wenn wir erwischt werden, würde das böse enden. Ich habe keine Ahnung, wie lange man in Mexiko als Schlepper in den Knast wandert, aber es wird nicht wenig sein. Die ganze Mannschaft ist ein enormes Risiko eingegangen, mich hierhin mitzunehmen. Dafür sind sie fürstlich bezahlt worden. Wenn man uns jetzt auf den letzten Metern erwischen würde, wäre das unschön. Ich kann ihn also verstehen, dass er mich antreibt, endlich das beschissene Schiff zu verlassen. Er will mich loswerden und er hat allen Grund dazu. Daher hangele ich mich an der Reling entlang und stolpere schließlich über eine Bohle von Bord.

Als ich endlich wieder festen Grund unter den Füßen habe, muss sich mein Gleichgewichtsorgan erst daran gewöhnen, dass der Boden unter meinen Füßen nicht mehr schwankt. Die Wochen auf See haben Spuren hinterlassen. Dafür taumele ich nun umso mehr. Nicht nur, weil mir die Umstellung nach der ewig langen Schifffahrt schwerfällt, sondern weil mir inzwischen auch der Schweiß auf der Stirn steht. Die Anstrengung, mich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, wird langsam zur Qual. Der Schmerz bringt mich fast um. Eine Bauchwunde ist wahrhaft kein Zuckerschlecken, sondern fällt eher in die Kategorie lebensgefährlich.

Im Schutze der Nacht schleiche ich, so schnell es meine Verletzung zulässt, über das Hafengelände. Ich dränge mich dicht an Containerstapeln vorbei und versuche, das Licht der Laternen großräumig zu umgehen, bis ich schließlich zu einem Zaun und ein paar Schranken komme. An einem kleinen Wärterhäuschen schleppe ich mich im Schatten vorbei und lasse wenig später das Hafengelände hinter mir.

Immer weiter schlurfe ich vorwärts, flüchte durch Straßen auf mexikanischem Boden und habe doch keine Ahnung, wo ich eigentlich bin. Ich weiß weder, in welcher Stadt ich mich befinde, noch, wie weit ich gelaufen bin, als ich mich an einer Hauswand abstützen muss. Es ist glücklicherweise schon tiefe Nacht, weshalb nicht mehr viele Menschen unterwegs sind. Und die, die mir entgegenkommen, interessieren sich entweder nicht für mich oder weichen mir bewusst aus, als sie meine Verletzung entdecken. Ich bin sicher, dass nicht einer von ihnen scharf auf Ärger ist. Und niemand will sich einen Klotz ans Bein binden, schon gar keinen, den sie nicht kennen. Doch ein wenig Hilfe wäre mir jetzt sehr willkommen.

Angestrengt rufe ich nach einem Mann auf der anderen Straßenseite, der vorbeiläuft. Meine Stimme ist nur mehr ein Krächzen und ich bin nicht sicher, ob er mich überhaupt hört. Wenn ja, dann reagiert er zumindest nicht. Daher schleife ich mich mit letzter Kraft zur nächsten Hausecke und stelle fest, dass es von dort aus in einen dunklen Hinterhof geht. Eine Ecke, die alles andere als vertrauenerweckend aussieht, doch um ein wenig Kraft zu tanken, sicher mehr als ausreichend. Ich habe auch gar keine Wahl. Auf Hilfe hoffe ich hier offenbar vergebens und ich darf nun einmal keine Aufmerksamkeit erregen. Viel zu gefährlich. Also bleibt mir nicht mehr, als mich in die dunkle Nische hineinzubugsieren und mich an der Hauswand hinabsinken zu lassen.

Kurz löse ich die Hand von der Wunde, doch ich presse sie direkt wieder drauf. Der Anblick hat mir gereicht, um Übelkeit heraufzubeschwören. Verkrustetes Blut vermischt sich mit neuem, das bereits gerinnt. Die Fleischwunde sieht richtig mies aus, das sehe selbst ich als Laie. Allerdings habe ich nichts, um die Blutung zu stillen. Generell habe ich nicht das Geringste dabei, außer Geld und einem gefälschten Pass. Letzterer hilft mir nicht weiter, aber von Ersterem könnte ich zumindest einen Arzt bezahlen, wenn ich denn einen finden würde, verflucht!

Zwar habe ich eine Adresse, jedoch keinen Plan, wie ich dort hingelangen soll. Weit und breit ist kein Taxi in Sicht. Von den Passanten habe ich auch keine Hilfe zu erwarten und öffentliche Verkehrsmittel scheiden mit einer solchen Verletzung definitiv aus. Unbemerkt käme ich nicht eine Station weit. Was also tun? Mir bleibt nur, mich auszuruhen und dann weiterzulaufen, in der Hoffnung, irgendwo einen Stadtplan zu finden.

Doch daraus wird wohl nichts. In dem Moment, als ich das Klicken einer Beretta höre, erstarre ich zur Salzsäule. Dieses kleine Geräusch, welches mir so vertraut ist, jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ich würde es unter einhundert Waffenfabrikaten wiedererkennen, weil es das gleiche Klicken ist, das meine Waffe auch von sich gegeben hat, bevor ich sie in dem großen Hangar zurücklassen musste, um mein Leben zu retten.

»Name?«, höre ich das tiefe Knurren einer männlichen Stimme. Über mir taucht eine große Gestalt auf, doch ich kann sein Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen. In meinem Kopf rotiert es und ich versuche, mich an die wenigen Buchstaben im neuen Pass zu erinnern.

»Haziel.«

»Und hat Haziel auch einen Nachnamen?«

»Wer will das wissen?«»Ich will das wissen, Arschloch!«Ich schnaube, obwohl ich weiß, dass mit dem vor mir sicher nicht gut Kirschen essen ist.

»Willst du überleben?«, fragt er mich nun und starrt dabei auf meine Hand, die blutrot ist. Warme Flüssigkeit läuft zwischen meinen Fingern hindurch. Schweiß perlt mir von der Stirn und rollt über meine Nase sowie die Schläfen. Mir ist kalt, obwohl hier eine Affenhitze herrscht. Selbst nachts noch. Meine Hände beginnen zu zittern und mein Sichtfeld verschwimmt. Nicht gut, ganz und gar nicht gut.

»Ich habe dich etwas gefragt!«, setzt er nach.»Ja«, flüstere ich leise, weil allmählich meine Stimme versagt. Daraufhin bewegt er sich ein Stück weiter in den Lichtkegel der Straßenlaterne hinein und ich sehe das dreckige Grinsen in seinem Gesicht, welches seine Augen nicht erreicht.»Dann sag mir, was du hier zu suchen hast und wie du heißt.«Wieder schnaube ich, obwohl ich das tunlichst unterlassen sollte. Was der Typ vor mir offenbar genauso sieht. Er findet es alles andere als witzig, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Wie gern würde ich ihm seine vorlaute Visage polieren, doch ich bin momentan nicht in der Position, etwas Dummes zu tun.Ihm sagen, was er wissen will, kann ich jedoch auch nicht. Es ist zu gefährlich.

»Hörst du schlecht?«»Scheint so«, gebe ich leise zurück und recke mit letzter Kraft mein Kinn in die Höhe, wohlwissend, dass ich gerade dabei bin, mein Todesurteil zu unterschreiben. Aber diese verdammten Schmerzen lassen mich nicht klar denken.

»Mutig bist du auch noch? Oder eher unfassbar dumm. Niemand, absolut niemand spricht so mit mir.«»Und mit wem habe ich das zweifelhafte Vergnügen?«»Jeder in diesem Land weiß, wer ich bin. Ich agiere als die rechte Hand von Don Juan. Und du, Arschloch, leckst mir jetzt die Schuhe als Strafe für dein freches Maul! Ich werde dich lehren, in meiner Gegenwart deine Zunge zu hüten, sonst schneide ich sie dir ab.«»Vergiss es!«

In diesem Moment spüre ich, wie sich der Lauf seiner Waffe zwischen meinen Fingern hindurch schiebt und sich in die Wunde am Bauch bohrt. Ich stöhne qualvoll auf, lasse ihn dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen. Augenblicklich weiß ich, dass ich das hier nicht überleben werde, wenn ich nicht mache, was er sagt. Mein Schicksal ist besiegelt, aber ich will zumindest mit Würde abtreten!

»Ach ja? Sag das noch mal.«»Fick dich, rechte Hand von Don Juan!«, stoße ich erstickt hervor. Ich sollte das nicht tun und meinen Mund halten, das weiß ich. Aber mein Stolz, mein verdammter Stolz, lässt es nicht zu, dass ich vor ihm krieche. Ich bekomme kaum noch Luft, denn schon bohrt sich der Lauf weiter in Richtung meiner Eingeweide. Alles um mich herum verschwimmt, das Licht der Straßenlaterne beginnt zu flackern. Der Schmerz überrollt mich mit einer Brutalität, die mir die Sinne raubt. Niemals zuvor habe ich so etwas Bestialisches gespürt, war einer Ohnmacht so nahe.Als das Licht schwächer und es still wird um mich herum, sehe ich nur noch dieses grässliche Lächeln, mit dem mein Gegenüber auf mich herabsieht. Es sind die letzten Sekunden meines Lebens, das Letzte, was ich sehe, bevor mein Körper nachgibt, meine Lider sich schließen und ich nach vorne in den Lauf der Waffe kippe. Dann verliere ich das Bewusstsein.

 

 

Haziel

Jetzt ist es soweit: Ich will sterben! Auf der Stelle einfach das Zeitliche zu segnen, wäre mit Sicherheit das Humanste, was mir momentan passieren könnte. Auf jeden Fall allemal besser, als mein derzeitiger Zustand. Ich schwitze und friere gleichzeitig, mein Körper zittert unkontrolliert und meine Arme sowie Beine fühlen sich an, als hätte man sie mit Blei ausgegossen. Ein Fieberkrampf nach dem nächsten schüttelt mich. Es hört gar nicht mehr auf und ich habe das Gefühl, gleich zu verglühen. Alles ist seltsam weit weg und ich spüre, dass ich gar nicht richtig ansprechbar bin. Lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal so kraftlos und elend gefühlt habe. Ich habe einen permanenten Druck auf der Lunge und diese Kopf- sowie Gliederschmerzen machen mich mürbe. Meine Augen brennen, ich kann sie nicht öffnen, aber im geschlossenen Zustand fühle ich ein unangenehmes Gefühl auf den Lidern. Dazu kommt, dass die Wunde an meinem Bauch beinahe glühend heiß ist. Sie pulsiert unangenehm. Und wenn es nicht die Kopf- und Gliederschmerzen sind, dann bringt mich in Kürze dieser allumfassende Schmerz um.

Als ich versuche, die Augen zu öffnen, verschwimmt meine Sicht. Ich sehe nichts Klares vor mir, bis auf sie. Über mich gebeugt steht vermutlich die schönste Frau der Welt, doch es könnte mir nicht gleichgültiger sein. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie tatsächlich da ist oder es sich um reine Einbildung handelt. Ein Bild, dass sich mein Hirn im Fieberwahn zurecht spinnt. Aber es ist mir egal. Der Wunsch, dass diese Qualen endlich aufhören mögen, ist so übermächtig, dass mich nichts anderes mehr interessiert.

Ich bilde mir ein, dass mir diese Schönheit etwas auf die Stirn legt. Dabei zucke ich zusammen, was jedoch nicht weiter auffallen sollte, bei dem Schüttelkrampf, der mich derzeit wieder heimsucht. Und doch bringt dieses Etwas auf meinem Kopf leichte Linderung. Nicht sehr lange, aber doch ein wenig. Ob es auch Einbildung ist, so wie ihre Erscheinung? Während ich noch überlege, vernehme ich leise Stimmen. Sie sprechen mexicos, eine Abwandlung der spanischen Sprache. Ich kann nur ein paar Brocken verstehen, obwohl es meine Muttersprache ist. Doch heute gehorchen mir weder meine Ohren noch mein Gehirn. Ich will eigentlich gar nichts mehr denken oder hören. Als ich im Halbschlaf darüber sinniere und krampfhaft gegen die Schmerzen anzukämpfen versuche, drifte ich wieder ab in die tiefe und willkommene Dunkelheit. Beinahe angenehm fühlt es sich an, als ich hinfortgerissen werde, denn hier sind zumindest die Qualen erträglich.

 

*** 

 

Heute

»Aufstehen!«, wird mir ein spanischer Befehl entgegengeschleudert. Anschließend landen ein paar Kleidungsstücke auf meinem Gesicht und ich schrecke hoch, sehe dabei in ein herrisches Antlitz, dessen Mimik mir alles andere als wohlgesonnen ist. Es kommt mir merkwürdig bekannt vor, doch ich kann es nicht zuordnen. Keine Ahnung, ob ich den Kerl schon einmal gesehen habe oder nicht.

»Ich weiß, dass du mich verstehst, also guck nicht so blöd! Zieh dich an!« Mit einem Kopfnicken deutet er zu den Klamotten auf mir. Meinen Klamotten, wird mir klar, als ich sie anschließend näher betrachte und meinen Puls versuche, wieder auf ein normales Level zu senken. Sie riechen sauber und frisch, definitiv anders als ich sie in Erinnerung hatte, als ich vom Schiff … Das Schiff! Die Verletzung! Panisch sehe ich zu meinem Bauch und bemerke erst jetzt das penetrante Ziepen. Die Wunde sieht viel besser aus. Sie ist bereits so weit verheilt, dass ein Verband überflüssig geworden zu sein scheint.

»Hörst du schlecht?«, werde ich sogleich noch mal angemault. Daher schlage ich die Decke zurück und stelle erstaunt fest, dass meine Haut anders riecht. Duftender, weichgespülter Scheiß, der an mir haftet. Großartig! Beinahe macht es den Anschein, als wäre ich frisch geduscht. Doch ich fühle mich verschwitzt. Es ist allerdings nichts, worauf ich derzeit Rücksicht nehmen sollte, wenn ich mir den Typ am Bettende so anschaue. Zumindest haben Sie mir die Unterhose gelassen. Auch die scheint gewaschen zu sein. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Keine Ahnung, wie lange ich in diesem Bett gelegen habe, aber zumindest stinke ich nicht mehr wie ein Iltis kurz vorm Verrecken. Meine Umgebung wirft allerdings eine andere Frage auf: Wo zur Hölle bin ich hier?

Behäbig schwinge ich die Beine von der weichen Matratze und stelle fest, dass ich einen ziemlich wackelig Stand habe. Wann habe ich das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken? Daran kann ich mich absolut nicht erinnern. Und wenn ich mir ansehe, wie gut die Wunde inzwischen verheilt ist, dann befürchte ich, dass dies alles länger her ist, als mir lieb sein könnte. Was meine körperliche Schwäche erklären dürfte. Zwar steht auf dem Nachttisch ein halb gefülltes Wasserglas, doch ob das von mir ist ... Ich habe keine Ahnung.

Okay, was habe ich alles verpasst? Zum Teufel, mein Filmriss gefällt mir absolut nicht!

»Könnte …« Ich räuspere mich, weil meine Stimme mir nicht ganz gehorcht. Sie fühlt sich kratzig an, springt hin und her, als wäre ich im Stimmbruch und ich kann sehen, dass der Kerl vor mir das auch ziemlich amüsant findet. Daher versuche ich es erneut und gebe mir diesmal Mühe, mit fester Stimme zu sprechen, auch wenn diese sich immer noch fremdartig anhört. »Könnte ich ein wenig Privatsphäre bekommen?«

»Warum? Ich schaue dir schon nichts weg.«

Okay, wohl nicht. Tief atme ich durch, dann stehe ich auf. Einen Moment muss ich mich am Bettgestell festhalten, bis ich einen sicheren Stand finde. Fast wäre ich dabei umgekippt, weil meine Beine drohen, unter dem Körpergewicht nachzugeben. Erst als ich ein paar Sekunden stehe, schaffe ich es, nach meiner Kleidung zu greifen und diese anzuziehen.

»Geht doch«, murmelt der Mann. Ich dagegen ziehe es vor, erst einmal gar nichts zu sagen, bevor ich nicht weiß, was hier vorgeht. Er schreitet voran, aus dem Zimmer hinaus und läuft dann mit schnellen Schritten den Flur entlang. Ich habe große Mühe, ihm zu folgen, da ich noch nicht ganz auf der Höhe bin, doch auch das überspiele ich bestmöglich.

Ich werde in einen großen Raum geführt und sehe mich hastig um. Mein Puls steigt, weil ich nicht weiß, was mich nun erwartet, doch auch hier versuche ich, mir das nicht anmerken zu lassen.

»Willkommen Haziel«, begrüßt mich ein älterer Herr. Sein graumeliertes Haar schimmert im Sonnenlicht, welches durch die Fenster hineinscheint. In den Lichtstrahlen tanzen kleine Staubpartikel, weshalb ich den älteren Mann nur schemenhaft ausmachen kann. Zumindest so lange, bis er aufsteht und durch die Lichtstrahlen auf mich zutritt. In seiner rechten Hand hält er ein Glas mit einer ordentlichen Menge Rum darin. Vielleicht ist es auch Tequila, das kann ich bei der bräunlichen Flüssigkeit nicht genau sagen. Er schwenkt sie besonnen hin und her, trinkt einen Schluck und mustert mich dabei unentwegt. An seiner Hand befinden sich mehrere Ringe, die allesamt protzig und überdimensional groß sind. Kurz: Sein Wohlstand ist nicht zu übersehen. Das Zimmer spiegelt ebenso einen üppigen Lebensstil wider, auch wenn es recht altbacken eingerichtet ist.

»Wie geht es dir?«In seinen Augen sehe ich ehrliches Interesse, daher antworte ich direkt.»Besser, danke.«»Gut, gut«, ist alles, was er dazu sagt, bevor sein Blick ernst wird und er mir meinen Ausweis auf den Tisch wirft. »Was suchst du hier?«»Bitte? Ich verstehe nicht …«»Du hast meinen Grund und Boden betreten. Außerdem hattest du die Adresse meines Arztes bei dir.« Sein Blick wird inquisitorisch und ich beginne, mich merklich unwohl zu fühlen. Als ich ihn jedoch nur verwirrt anstarre, redet er weiter. »Er kennt dich auch nicht, also wo kommst du her?«»Ich bin auf der Durchreise und suche Arbeit«, ist das Erste, was mir einfällt.Der Blick des Alten wird spöttisch, als er nachsetzt. »Mit einer Schusswunde am Bauch!?«Shit! »Das war keine Absicht. Ich bin offenbar in eine Meinungsverschiedenheit geraten.«»Die Wunde war bereits versorgt, die Kugel entfernt. Du hattest Medikamente bei dir.«»Die Verletzung ist auf meiner anstrengenden Reise wieder aufgegangen.«

»Und woher hattest du die Adresse?«»Hat mir ein Matrose auf dem Schiff gegeben und gesagt, ich solle mich dorthin wenden.«»Welches Schiff?«Ich darf den Namen nicht verraten, unter gar keinen Umständen, weil sonst auffliegt, dass ich illegal eingereist bin. Daher zucke ich bedauernd mit den Schultern, als wüsste ich es nicht mehr.»Mein Arzt praktiziert nicht offiziell. Weshalb also sollte man dir einen Mediziner nennen, der in gefährlichen Kreisen arbeitet?«»Vielleicht, weil mir diese Kreise ebenso vertraut sind.«Daraufhin verengen sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Er checkt mich ab, das sehe ich deutlich. Und hinter seiner Stirn beginnt es zu arbeiten. Auch der Mann schräg neben mir, der mich hergebracht hat, wird nun etwas nervös. Er legt seine Hand an den Rücken und ich weiß augenblicklich, dass er dort eine Waffe trägt.»Wirst du mir Ärger machen?« Der Alte kommt noch etwas näher auf mich zu. Er ist zwei Köpfe kleiner als ich, doch sein Blick macht das wieder wett. Er ist ohne Zweifel das größte Alphatier im Raum.»Nein, Señor!« Es ist die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. »Wie ich schon sagte: Ich suche Arbeit und auch eine Bleibe. Das ist alles.« Daraufhin läuft er in Zeitlupe einmal um mich herum, beäugt mich von oben bis unten, bevor er wieder vor mir stehen bleibt.

»Wem gilt deine Loyalität?«»Mir selbst.«Jetzt lacht er amüsiert auf, dann mustert er mich weitaus wohlwollender. 

»Das ist gut. Kann man sie kaufen, deine Loyalität?«»Wenn der Preis stimmt.«Sein Lachen wird lauter.

»Geld hätte ich genug, daran soll es nicht scheitern.«»Dann stehen Sie hoch im Kurs.«»Ist das so?«»Ja, Señor. Wenn wir uns einig werden, bin ich Ihr Mann. Ich hätte gerade Zeit.«Wieder lacht er, schallend diesmal.

»Du gefällst mir. Aber kannst du auch mit einer Waffe umgehen und bist du bereit, sie zu benutzen?«»Soll ich es Ihnen demonstrieren?«

»Alles zu seiner Zeit«, sagt er, klopft mir auf die Schulter und stellt sein Glas auf einen kleinen Beistelltisch ab. Und an den Kerl neben mir gewandt, fährt er harsch fort: »Bringt ihn zu Theodora.«

 

*** 

 

Eine halbe Stunde Fahrzeit später sehe ich mich einer alten Frau gegenüber, die irgend einen Humbug betreibt. Ich will nicht sagen, dass ich nicht an Übersinnliches glaube, aber den Singsang, den die Alte da veranstaltet, finde ich mehr als merkwürdig. Sie tanzt um eine Glaskugel herum, zündet dabei ein Räucherstäbchen nach dem anderen an und meditiert sich anschließend in Trance. Soweit so gut. Doch als sie mit geschlossenen Augen aufsteht, auf mich zukommt und direkt vor mir zum Stehen kommt, wird es mir doch etwas mulmig. Es ist unmöglich, dass sie mich so sehen kann und dennoch greift sie zielstrebig nach meinen Händen, hält sie in die Höhe und liest anschließend in den Handflächen.

»Blut!«, ruft sie dann aus. »So viel Blut!«

Ich zucke zusammen. Was zum Henker ...? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass mir gerade jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht. Ihr strenger Tonfall verdeutlicht, dass sie sehr genaue Bilder vor Augen hat. Und wenn sie damit meint, wie oft ich bereits meine Waffe gezogen und auf jemanden geschossen habe, dann liegt sie damit gar nicht so verkehrt. Nicht unbedingt die beste Art, für sich Werbung zu machen, denn die ganze Zeit werde ich bei dem Schauspiel kritisch von dem Grauhaarigen und dem Typ, der mich geweckt hat, gemustert.

»Er ist loyal bis in die Fingerspitzen. Er wird dir gute Dienste leisten. Doch ich sehe auch eine dunkle Energie. Es ist nicht auszuschließen, dass er dir ebenso die dunkelsten Stunden deines Lebens bescheren könnte, Don Juan. Auch wenn er damit einer anderen Seele helfen würde. Einer Seele, die dir nahesteht und die ihn brauchen wird.« Es entsteht eine Pause, bevor sie fortfährt. »Deine Entscheidung ist gefallen. Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, das weißt du. Er wurde dir geschickt und du wirst ihn annehmen, auch wenn es deinen Schmerz bedeuten wird. Denn wenn du ihn verstößt, wird das Schicksal auf andere Weise zu dir zurückkommen.«

Die Alte muss irre sein, ganz eindeutig! Was faselt die da?

Plötzlich öffnet sie ihre Augen und sieht mich an. Mir rutscht das Herz in die Hose, denn ihre Iriden glühen in einer hellgelben Farbe, wie ich es noch niemals zuvor an einer Person gesehen habe. Das hier hat nichts Irdisches mehr! In diesem Moment bereue ich es, meine Gedanken nicht gezügelt zu haben. Was ist sie? Eine Schamanin?

»Das Orakel hat gesprochen.« 

Nun schließt sie ihre Augen und öffnet sie sogleich wieder. Und diesmal sind sie in genau demselben dunklen Braun, die sie hatten, als wir ihr kleines esoterisches Reich betreten haben. Doch das mulmige Empfinden bleibt.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass mich dieses Wesen, was auch immer die Alte darstellen mag, soeben von Kopf bis Fuß durchleuchtet hat. Und ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, was sie da erzählt.

 

 

Haziel

Diverse Bodyguards flankieren mich, laufen vor, neben und hinter mir, wobei sie mich von ihrem Boss abschirmen. Mehrfach werde ich skeptisch beäugt, als könnte ich gleich einen Anschlag verüben. Das ist absolut lächerlich! Ich habe gar kein Interesse an Stress. Und eine Waffe besitze ich gerade auch nicht. Vermutlich wäre ich schneller tot, als ich meinen Namen buchstabieren könnte. Das hält die Leibwache jedoch nicht davon ab, penibel darauf zu achten, dass ich keinen Unfug anstelle und ihrem Anführer nicht zu nahekomme.

Sie führen mich zu den schwarzen Geländewagen, mit denen wir hergefahren sind. Diese stehen in einer nahegelegenen Tiefgarage, die ebenfalls bewacht und hermetisch abgeriegelt ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Kerl hinter mir, der keinen Schritt ohne seine Leibgarde unternimmt, kontrolliert das ganze Viertel. Vermutlich ist das noch untertrieben und er kontrolliert die ganze Stadt. Wundern würde mich das bei seinem Auftreten nicht.

»Matteo, wir fahren noch auf der Wache vorbei und holen Aurora ab.« Sagt er nun.

»Sehr wohl, Señor«, antwortet einer der Kerle mit dunkler Sonnenbrille aus seinen Reihen. »Und was machen wir mit ihm?«»Nimm ihn mit. Ich werde mich nachher mit ihm beschäftigen.«

Daraufhin gibt dieser Matteo ein Zeichen an einen der Kerle neben mir, welcher anschließend meinen Arm packt und mich zu einem der Geländewagen schiebt. Er öffnet die Tür zum Fond und bedeutet mir mit einem Kopfnicken einzusteigen. Ich gehorche. Was auch sonst?

Keine Ahnung, was mich noch erwarten wird. Doch aus einem mir unerfindlichen Grund bin ich mir sicher, dass wenn ich keinen Ärger anzettele, meine Chancen relativ gut stehen. Natürlich habe auch ich gehört, was das Orakel gesagt hat. Im Klartext: Ich werde dem Boss irgendwann den Arsch retten. Und gleichzeitig werde ich seine größte Enttäuschung sein. Warum? Da habe ich jedoch keinen blassen Schimmer. Ich habe gewiss nicht vor, zu einer Bedrohung für ihn zu werden oder ihm gar etwas zu stehlen. Sollte er mir eine Chance geben und mir Unterschlupf gewähren, dann kann er sich meiner Loyalität sicher sein. Was hätte ich für einen Grund, die Hand zu beißen, die mich vielleicht nähren wird?

Ich schüttele die wirren Gedanken ab, sehe zu Matteo, wie er noch ein paar Sätze mit dem Boss wechselt und dann ebenfalls zu mir auf die Rückbank gleitet. Vorne nimmt der Fahrer Platz, der mir die Tür geöffnet hatte. Wenige Minuten später rollen wir bereits zurück auf die Straße und lassen die Tiefgarage hinter uns. Wir fahren ein paar Minuten, während ich aus dem Fenster sehe. Dabei lasse ich die Stadt an mir vorbeiziehen. Einige Leute bleiben stehen, sehen dem Konvoi unserer Fahrzeuge nach, andere wiederum erblicken uns und wenden sich schnell ab. Ein sicheres Zeichen, dass die Bevölkerung ganz genau weiß, wem diese schwarzen Jeeps gehören, auch wenn die Scheiben verdunkelt sind und sie das Innere der Autos unmöglich sehen können.

»Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll«, raunt Matteo mir plötzlich zu. Erschrocken fahre ich zu ihm herum und sehe, dass er sich zu mir herübergebeugt hat. Seine rechte Augenbraue ist angehoben und blitzt über einem der dunklen Gläser seiner Sonnenbrille hervor. »Und ich weiß auch nicht, ob ich die Meinung vom Boss teile. Mir gefällt nicht, was über dich gesagt wurde.« Natürlich nicht. Er war ebenfalls im Raum und hat selbst mitbekommen, was das Orakel über mich prophezeit hat. »Sei dir sicher, dass ich dich im Auge behalten werde! Wenn du wirklich so loyal bist, wie die Alte es gesagt hat, werde ich meine Meinung überdenken. Wenn du uns jedoch verarscht …«

»… machst du mich kalt«, beende ich seinen Satz, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ist weiß Gott nicht der Erste, der mir droht und nach dem Leben trachtet.

»Höchstpersönlich!«

Ich nicke, während ich versuche, seine scharfsinnigen Augen hinter den dunklen Gläsern auszumachen. Es gelingt mir nur teilweise, was jedoch kein Problem darstellt. Ich besitze ein ebenso gutes Pokerface wie er. Jahrelange Übung, die sich nun bezahlt macht.»Du kannst beruhigt sein.«»Das werden wir noch sehen. Ich habe jedenfalls kein Problem damit, meinen Fehler in der Gasse zu korrigieren und dir nachträglich noch eine Kugel in den Leib zu jagen.«

Ein Erinnerungsfetzen durchzuckt mein Hirn. Dunkelheit umgibt mich, während ich mit dem Rücken eine Hauswand nach unten rutsche. Schmerz, der mich durchfährt, als der Lauf einer Waffe in meine Bauchwunde gedrückt wird. Ein Stich an dieser Stelle sagt mir, dass es nicht nur pure Einbildung war, aber das Bild verblasst augenblicklich und verhindert, dass ich es zu fassen bekomme.Schnell schüttele ich den Gedanken ab.

»Ich sage es gerne noch einmal: Mir liegt es fern, Ärger zu machen. Glaub es, oder lass es.« Damit wende ich mich wieder ab. Ich könnte ohnehin sagen, was ich wollte. Ob wir uns zukünftig verstehen werden, kann nur die Zeit zeigen. Mühe, in eine unnötige Diskussion zu investieren, erscheint mir schwachsinnig. Klar habe ich kapiert, was er mir sagen will, weiter müssen wir das Thema nicht ausführen.

Mehrere Minuten fahren wir schweigsam weiter. Des Öfteren bemerke ich, wie mich der Blick des Fahrers im Rückspiegel trifft und auch Matteo schaut immer wieder zu mir herüber. Sie trauen mir nach wie vor nicht, aber das würde ich auch nicht, wenn ich mich gerade erst kennengelernt hätte. Plötzlich fahren die Fahrzeuge rechts ran und halten vor einem großen Gebäude. Es wirkt unscheinbar und sieht nicht anders aus, als die vielen anderen in der Straße. Zwei der Männer mit schwarzen Anzügen steigen aus einem anderen Fahrzeug aus und gehen in das Haus hinein. Nach etwa zehn Minuten verlassen sie es wieder und haben dabei eine braunhaarige Frau zwischen sich. Als ich sie sehe, wird es mir gleichzeitig heiß und kalt.

»Wer ist das?«, rutscht es mir heraus und ich würde mir am liebsten auf die Zunge beißen.

Matteo blickt mich flüchtig an, sagt jedoch nichts und wendet den Blick wieder auf seine Leute.

Ich könnte schwören, dass ich sie schon einmal irgendwo gesehen habe, kann mich jedoch nicht erinnern, wo. Das ist absolut unmöglich, da ich hier niemanden kenne. Zwar stamme ich ursprünglich aus Yucatán, doch ich komme aus einer anderen Ecke des Landes weiter südlich. Ich war jahrelang nicht in der Gegend.

Die Frau spricht mit einem der Bodyguards. Er antwortet ihr und anschließend wenden sie sich unserem Fahrzeug zu. Mit energischen Schritten kommen alle drei auf uns zu, wobei die Kerle die Umgebung sondieren. Sie öffnen ihr die Tür und die Frau nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Sofort weht ein Windhauch ins Fahrzeug. Er trägt den lockenden Duft eines Parfums mit sich, der mir direkt in die Nase steigt. Ein wahrhaft verführerischer Duft nach frisch gewaschener Haut mit blumiger Note.

»Ah, es geht Ihnen besser«, stellt sie fest und sieht mich dabei an. Ich muss ziemlich verwirrt aussehen, weil ihr Gesichtsausdruck von erfreut zu amüsiert wechselt. Das ist jedoch nicht das Einzige, was mir auffällt. Ihre Augen … Halleluja! Sie sprühen regelrecht Funken, als sie mich ansieht und ich kann nicht verhindern, dass sich ein aufregendes Kribbeln unter meiner Haut einstellt, als ich sie ansehe. Diese Augen werden mich vermutlich in meinen Träumen heimsuchen. Groß, freundlich und kugelrund starren mich dunkle Iriden an. Sie sind hübsch gerahmt von ellenlangen Wimpern und dieser Augenaufschlag bringt mein Blut in Wallung. Shit! Wer zur Hölle ist diese Frau?

»Aurora!«, klinkt sich Matteo streng ein und unterbricht damit unseren Blickkontakt. Abschätzig fliegt sein Blick zwischen uns hin und her. Das Missfallen ist ihm deutlich anzumerken. Ich gehe sofort zu einer unbeteiligten Haltung über und sehe wieder aus dem Fenster. Eigentlich kann es mir vollkommen egal sein, wer sie ist. Sie untersteht offenbar dem Schutz von Don Juan. Definitiv ein Grund, mich ihr nicht einmal gedanklich zu nähern. Diese Frau, wer auch immer sie sein mag, muss tabu für mich sein. Ich werde es sicher nicht drauf ankommen lassen, mir wegen eines Weibsstücks Ärger einzuhandeln. Und bei Gott, Frauen machen immer nur Ärger! Das scheint ein ungeschriebenes Gesetz der Natur zu sein.

Matteo wendet sich ein Stück nach vorne. Ich sehe es an seiner Körperhaltung, wie angespannt er ist, auch wenn er noch so lässig tut. Und gerade erdolcht er die Schöne mit seinem Blick, zumindest soweit ich das aus dem Augenwinkel erkennen kann. Sie scheint das jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken, denn sie hält seinem Blick ohne Weiteres stand. Noch bevor er etwas zu ihr sagen kann, fallen aus heiterem Himmel Schüsse. Und dem Klirren des Metalls nach zu urteilen, zielt jemand genau auf unseren Wagen. Matteo schaltet sofort, packt Aurora im Genick und drückt sie nach unten, um sie aus dem Sichtfeld des Schützen zu schaffen. Er und ich ducken uns ebenfalls, während er lautstark auf mexikanisch zu fluchen beginnt.

»Fahr los!«, schreit er dem Fahrer zu, der den Jeep augenblicklich in Bewegung setzt und mit quietschenden Reifen anfährt. Er rast durch die Straßen, während das Handy von Matteo klingelt. Ich kann Bruchstücke einer aufgeregten Stimme hören, die eindeutig männlicher Natur ist. Anscheinend ist es einer der Bodyguards hinter uns, der uns informiert, dass sich alle Fahrzeuge in Bewegung gesetzt haben. Doch offenbar sind nicht nur wir losgefahren, denn wir werden von einem schwarzen Dodge RAM verfolgt. Zumindest entnehme ich das dem Anrufer. Ich höre Schüsse aus der Leitung und frage mich insgeheim, wo ich hier gelandet bin. Mir scheint ein ruhiges Leben wohl nicht vergönnt zu sein. Erst werde ich beinahe erschossen und muss mal wieder um mein Leben fürchten, während ich flüchte und das Land verlasse. Und dies alles nur, um danach festzustellen, dass ich geradewegs erneut in Probleme schlittere.

Ich sehe Matteo an, beobachte ihn, wie er in kurzen Befehlen dem Anrufer antwortet und schiele dabei immer wieder auf den Tacho. Mit 120 Sachen mitten durch die Stadt. Mir wird schlecht, als ich mir vorstelle, dass ein Zusammenprall mit einem anderen Fahrzeug, der uns stoppen würde, immer wahrscheinlicher wird. Oder einer mit unseren Verfolgern.

»Halt den Wagen an!«, brüllt Matteo plötzlich neben mir und ich sehe zusammen mit ihm vor uns auf die Straße. Der Fahrer geht in die Eisen und legt eine Vollbremsung hin, dennoch rutscht der Jeep weiter über die Fahrbahn. Unausweichlich steuern wir auf Stopp Sticks zu, die uns gleich die Reifen zerfetzen werden, wenn der Fahrer die Karre nicht sofort zum Stehen bringt. Doch in dem Moment, als ich es gedacht habe, ist es auch schon passiert. Die lauten Schläge, als der Luftdruck schlagartig entweicht, erschüttern die ganze Karosserie, bevor der Jeep ins Schlingern gerät.

»Fuck!«, ist alles, was ich noch sagen kann, während wir uns alle an irgendetwas festkrallen und das Auto sich kurz darauf mehrfach überschlägt. Schier endlose Sekunden verliere ich die Orientierung, bevor das Wrack irgendwann zum Liegen kommt. Ich stöhne auf, halte mir den Kopf und mit der anderen Hand die Narbe am Bauch. Beides schmerzt höllisch, weil mein Körper mehrfach gegen die Karosserie geprallt ist. Als ich auf meine Hände sehe, ist eine davon wieder rot. Muss eine Platzwunde am Kopf sein. Ich habe den Aufprall gemerkt, bin jedoch froh, dass die Narbe am Bauch diesmal offenbar gehalten hat.

Matteo ist bereits abgeschnallt und kriecht aus dem Wagen, der inzwischen auf dem Dach liegt, während ich noch in den Gurten hänge. Doch auch ich löse diese umgehend. Draußen höre ich schon den Schusswechsel. Eine Kugel durchschlägt die Scheibe an der Fahrerseite und tötet den Fahrer mit einem gezielten Kopfschuss. Aurora schreit erstickt auf und kurz darauf läuft dem Kerl das Blut aus der Schläfe.

»Wir müssen hier weg«, weise ich sie an, doch sie starrt nach wie vor auf den Typ neben sich. Eilig durchsuche ich ihn, ziehe seine Waffe und nehme sie an mich. Anschließend krabbele ich auf der Seite von Matteo aus dem Wagen. Ich gebe ihm Feuerdeckung, so lange, bis mein Magazin leer ist. Er wirft mir ein neues zu und ich wechsele es in aller Eile.

»Schaff Aurora raus und bring sie zur nächsten Straßenecke! Da wartet ein weiterer Wagen von uns. Ich halte sie so lange in Schach.«

»Okay!«

Ich reiße die Tür der Beifahrerseite auf, löse ihren Gurt und fange sie auf. Noch immer bewegt sie sich nicht und ich habe die Befürchtung, dass es sie ebenfalls erwischt hat. Doch als ich ihr in die Augen sehe, erkenne ich das Leben und den Schock in ihnen. Erleichtert atme ich aus, packe sie fester um die Taille und schleife sie unsanft hinter mir her. Ob ich ihr weh tue? Ich weiß es nicht, aber für solche Befindlichkeiten ist gerade ohnehin keine Zeit. Aurora leistet keinerlei Widerstand, sondern rennt mit mir zum nächsten Auto. Anschließend suchen wir dahinter Deckung und arbeiten uns so von Fahrzeug zu Hausecke und wieder zum nächsten Wagen vor. Auf diese Weise machen wir einige Meter gut. Immer öfter sehe ich nach hinten zu Matteo. Ich kann erkennen, dass er getroffen ist. Einer seiner Arme blutet stark, doch er hält sich tapfer.

In diesem Moment sehe ich einen weiteren Schützen aus einem der Häuser kommen. Unmittelbar zielt er auf Matteo, doch ich bin schneller. Aus einem Impuls heraus, jage ich ihm eine Kugel in den Kopf und er beginnt augenblicklich zu taumeln. Allerdings hat ihn das nicht davon abgehalten, seinen Schuss noch abzufeuern. Gott sei Dank hat er die Waffe jedoch verrissen, sodass die Kugel nur neben Matteo ins Metall des Jeeps einschlägt. Sofort fährt dieser herum, erfasst die Situation und richtet die Waffe auf den toten Schützen, der nun in sich zusammensackt und auf dem Boden aufschlägt. Im Anschluss findet sein Blick den meinen und ich sehe die Erkenntnis in ihm aufblitzen, dass ich ihm soeben den Arsch gerettet habe. Doch genau in diesem Moment werden seine Augen groß und ich wirbele herum, feuere erneut und jage einem Angreifer hinter uns eine weitere Kugel in den Leib. Diesmal direkt in die Brust. Er war uns bereits so nahe, dass er Aurora fast erreicht hatte. Ein letzter Blick zurück zu Matteo, dann laufen wir weiter. Noch zwei Schützen erledige ich, dann erreichen wir endlich die Hausecke, von der Matteo gesprochen hat. Ich zerre Aurora in die Straße hinein und direkt auf das dunkle Fahrzeug zu, das nur wenige Meter vor uns steht und uns Lichthupe gibt. Augenblicklich reiße ich die Tür zum Fond auf und Aurora klettert hinein. Ich folge ihr, schließe die Tür und atme durch, als das Fahrzeug losfährt.

»Bist du okay?«, fragt der Beifahrer meine Begleiterin. Sie nickt schnell, krallt ihre Hand dann jedoch in den Stoff ihres Shirts, was mir nicht entgeht, ganz im Gegensatz zu unserem Beifahrer. Doch ich sage nichts dazu, schiebe es auf den Schock. Vielleicht werde ich sie später dazu befragen, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte. Stattdessen will ich etwas anderes wissen.

»Was ist mit Matteo?«»Er kommt klar. Wo ist Domenico?«, bekommen wir als Gegenfrage gestellt.

»Tot«, flüstert nun Aurora und sowohl ich als auch die anderen beiden sehen sie erschrocken an. Ich bin mir nun sicher, dass es sich dabei um den Fahrer unseres Wagens von eben handelt, wische mir betroffen über das Gesicht und lasse mich in den Sitz zurücksinken. Was für eine gottverdammte Scheiße!

 

 Haziel

Etwa vor einer Stunde sind wir zurückgekommen. Nachdem wir durch das Hoftor des Anwesens gefahren und vor dem Haupthaus Halt gemacht haben, hat man mich zurück in mein Zimmer gebracht. Es gab die Anweisung, dass ich hier auf den Boss warten solle, doch seither ist nichts passiert. Nun sitze ich herum und starre die Wand an. Die Bilder der heutigen Schießerei lassen mich nicht los und wirbeln wieder und wieder in meinem Kopf umher. Ich werde mich davon erholen, das tue ich schließlich immer. Doch es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung für mich, damit klarzukommen, dass ich jemanden umgelegt habe. Ich weiß, es waren nicht die ersten Männer und es werden auch nicht die letzten sein, dennoch ist es ein Scheißgefühl, für den Tod eines Menschen verantwortlich zu sein. Selbst dann, wenn es aus Notwehr geschieht.

Nur langsam löse ich mich aus meiner Lethargie und stehe auf. Eine Weile laufe ich im Zimmer auf und ab, starre aus dem Fenster. Dabei sehe ich am Schutzwall eine Bewegung. Auf der Mauer läuft eine Frau mit dunklem Haar und starrt neben sich in die Tiefe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass es Aurora ist. Sicher bin ich mir allerdings nicht, denn sie ist zu weit weg. Nun bleibt sie stehen, lehnt sich über die Brüstung und schaut genauer nach unten. Anschließend setzt sie sich auf die Mauer. Sie schwingt ihre Beine auf die andere Seite, krallt sich am Mauerwerk fest und hört nicht auf, nach unten zu sehen. Bilde ich mir das ein, oder rutscht sie auch noch weiter auf die Kante zu?

Mein Puls steigt, ich kralle mich am Fensterrahmen fest und bin drauf und dran, aus dem Zimmer zu stürmen und einen Weg nach dort oben zu suchen. Als ich mich gerade umdrehen will, rutscht sie zurück, nimmt wieder eine sichere Position ein und ich entspanne mich etwas. Wirklich ruhiger werde ich jedoch erst, als sie wieder ein ganzes Stück von der Brüstung zurückgetreten ist. Was war das denn?

Im Augenwinkel sehe ich, dass drei Männer auf sie zugehen. Sie laufen an ihr vorbei, mustern und grüßen sie. Sie grüßt zurück, sieht ihnen jedoch nicht ins Gesicht. Kurz darauf läuft sie davon.

Ich finde das mehr als seltsam, wende meinen Blick wieder ab und tigere erneut durch den Raum. Doch als ich nach weiteren Minuten immer noch nichts höre, entscheide ich mich dafür, ins Bad zu gehen. Dann muss der Boss eben ein paar Minuten auf mich warten, falls er jetzt zu mir kommen sollte.

Ich ziehe mir das Shirt über den Kopf, trete ans Waschbecken heran und starre in den Spiegel. Die Platzwunde an meinem Kopf ist bereits verkrustet. Meine ganze linke Gesichtshälfte ist blutverschmiert, aber auch das ist kein ungewohnter Anblick für mich.

So viel Blut!, schießen mir die Worte des Orakels wieder ins Gedächtnis. Dabei starre ich auf meine Hände und würde mich am liebsten übergeben. Sie hat Recht.

Du hast getötet!,höre ich die Stimme meines Unterbewusstseins im Kopf.

Ich habe versucht, sie zu beschützen.

Du hast getötet!

Ich habe versucht, das Richtige zu tun.

Das Richtige? Dies ist nicht dein Krieg!

Nein, das ist er nicht.

Du hattest kein Recht zu töten.

Nein, das hatte ich nicht. Das hatte ich nie.

Ich fühle mich wie erschlagen, stütze mich auf dem Rand des Waschbeckens auf. Tief atme ich durch, schließe meine Augen und öffne sie wieder. Dann sehe ich mich erneut im Spiegel an. Es stimmt, das ist nicht mein Krieg.

Nachdenklich drehe ich den Wasserhahn auf, halte meine Handgelenke unter das kühle Nass und sehe dem Wasser dabei zu, wie es über meine Unterarme rinnt, das vertrocknete Blut mit sich nimmt und anschließend im Abfluss verschwindet. Es hat seine Schuldigkeit getan und kann gehen, einfach weiterfließen. In diesem Moment sehe ich die Parallele zu meinem Leben. Ich habe beschützt, meine Arbeit verrichtet und kann gehen …

Mit den Händen bilde ich eine Kuhle, fange das Wasser auf und werfe mir einen Schwall davon ins Gesicht. Dann noch einen und noch einen, bevor ich ein Handtuch nehme und notdürftig das restliche Blut fortwische. Der ganze Stoff ist nun rot. Ich betrachte es, drehe dabei das Wasser ab und stütze mich wieder auf das Waschbecken auf.

In diesem Moment klopft es draußen leise an der Zimmertür, doch ich reagiere nicht. Erneut klopft es, hartnäckiger diesmal, aber ich starre nur auf das rote Handtuch.

Domenico ist tot. Keine Ahnung, wer er war. Ich kannte ihn nicht, aber er ist für uns gestorben. Wegen uns. Es hätte uns alle treffen können. Und schon wieder wird mir klar, dass ich erneut mit dem Leben davongekommen bin. Drei Mal hintereinander in so kurzer Zeit. Irgendjemand scheint darauf zu bestehen, dass meine Zeit noch nicht gekommen ist.

Plötzlich erfasse ich eine Bewegung neben mir, fahre herum und nehme denjenigen augenblicklich in den Schwitzkasten. Mein Unterarm liegt am Hals auf der Kehle und meine Arme packen ein zierliches Handgelenk. Es ist eine kleine Person, merke ich nun und lasse am Hals locker. Sofort höre ich das Keuchen der Frau, deren Leben ich vor etwas mehr als zwei Stunden gerettet habe. Und als mir auch ihr sinnlicher Duft in die Nase steigt, lasse ich sie sofort los. Sie wirbelt direkt herum und funkelt mich erbost an.

»Spinnst du?«

»Das sollte ich eher dich fragen, wenn du dich so an mich heranschleichst.«»Ich habe angeklopft.«

»Und ich kann mich nicht erinnern, dich hereingebeten zu haben!« Was sie kann, kann ich schon lange.

»Das ist mein Haus. Ich kann mich innerhalb dieser Mauern bewegen, wo ich will.«

»Das hier ist meine Privatsphäre. Und wenn die Tür zu ist, dann hat das einen Grund«, knurre ich sie an. Sie zeigt sich jedoch nicht im Mindesten beeindruckt und starrt einfach zurück.

»In diesem Haus hast du keine Privatsphäre. Wenn du zustimmst, gehörst du meinem Vater und damit indirekt auch mir.« Ihre Augen sprühen Funken. »Gewöhn dich also besser schnell an mich.«

Diese Frau ist einfach unglaublich! Sie ist nicht nur frech und aufmüpfig, sie treibt es auch noch auf die Spitze. Aber wen wundert das schon? Hier kann ihr absolut nichts passieren. Das ganze Haus ist voller Bodyguards, die sie beschützen. Sie muss hier keine Angst haben. Vermutlich kannte sie bisher ein solch bedrohliches Gefühl wie heute Mittag bei der Schießerei überhaupt nicht.

---ENDE DER LESEPROBE---