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Was tust du, wenn dein Leben den Bach runtergeht? Wenn du feststellst, dass alles, wofür du lange Jahre hart gearbeitet hast, nicht das ist, was die oberste Priorität für dich haben sollte. Wenn deine Beziehung am seidenen Faden hängt und du vermutest, dass dein Partner dich betrügt … Gibst du auf, oder kämpfst du für das, was du liebst? Finnley Hampton, 35 Jahre alt, erfolgreicher und angesehener Arzt in leitender Position, steht privat vor dem Aus seiner Ehe. Zu viele Diskussionen haben bereits ihren Lauf genommen, zu viele Anschuldigungen sind gesagt worden, zu viele Streitereien eskaliert. Ratlos ist er den Vorwürfen seiner Frau Maya ausgesetzt und nimmt frustriert die Feindseligkeit wahr, die sie ihm mittlerweile entgegenbringt. Doch so sehr er von ihr auch verletzt wird, er erkennt, dass er sie immer noch liebt … Beim Versuch, seine Ehe zu retten, kommt ihm jedoch plötzlich jemand in die Quere. Pikante Details kämpfen sich an die Oberfläche und das Unheil nimmt seinen Lauf. ***Enthält explizite Liebes-Szenen***
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Impressum
© / Copyright: 2018 Marina Ocean
Marina Ocean c/o Autorenservice Gorischek
Am Rinnergrund 14/5
8101 Gratkorn
Österreich [email protected]
5. Auflage (Juli 2024)
Umschlaggestaltung: Marina Ocean; Bilder: Adobe Stock, Pixabay Lektorat, Korrektorat: Britta Schmeinck, Nika Sakraf, Kate Novella, Sarah McAllister, Nova CassiniDas Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Inhalt
Was tust du, wenn dein Leben den Bach runtergeht? Wenn du feststellst, dass alles, wofür du lange Jahre hart gearbeitet hast, nicht das ist, was die oberste Priorität für dich haben sollte. Wenn deine Beziehung am seidenen Faden hängt und du vermutest, dass dein Partner dich betrügt … Gibst du auf, oder kämpfst du für das, was du liebst?
Finnley Hampton, 35 Jahre alt, erfolgreicher und angesehener Arzt in leitender Position, steht privat vor dem Aus seiner Ehe. Zu viele Diskussionen haben bereits ihren Lauf genommen, zu viele Anschuldigungen sind gesagt worden, zu viele Streitereien eskaliert. Ratlos ist er den Vorwürfen seiner Frau Maya ausgesetzt und nimmt frustriert die Feindseligkeit wahr, die sie ihm mittlerweile entgegenbringt. Doch so sehr er von ihr auch verletzt wird, er erkennt, dass er sie immer noch liebt … Beim Versuch, seine Ehe zu retten, kommt ihm jedoch plötzlich jemand in die Quere. Pikante Details kämpfen sich an die Oberfläche und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Inhaltsverzeichnis
Impressum 5
Inhalt 7
Inhaltsverzeichnis 8
Kapitel 1 14
Spendengala 14
Kapitel 2 31
Tag X 31
Kapitel 3 43
Schwester Sonja 43
Kapitel 4 55
Kollision 55
Kapitel 5 68
Alkohol 68
Kapitel 6 88
Zeit 88
Kapitel 7 102
Überraschung 102
Kapitel 8 115
Paradies 115
Kapitel 9 132
Wahrheit 132
Kapitel 10 145
Schmerz 145
Kapitel 11 162
Entscheidung 162
Kapitel 12 178
Alles auf Anfang 178
Kapitel 13 191
Brief der Verwüstung 191
Kapitel 14 202
Caro 202
Kapitel 15 218
Vergangenheit 218
Kapitel 16 229
Der Film 229
Kapitel 17 240
Absolution 240
Danksagung 254
Über die Autorin 255
Leseempfehlung 257
Liebe auf den ersten Blick: Leo und Lana 257
Love Hurts: Ins Chaos gestolpert 258
Ein kleines Stück Sommer: Verliebt auf Santorin 259
***
Für Lars
Danke, dass du mich liebst und
immer für mich da bist.
Ich liebe dich auch!
***
Kapitel 1
Spendengala
Ich sollte ruhig bleiben, ganz eindeutig. Wenn das nur nicht so verdammt schwer wäre! Mein Puls rast und die pure Wut steigt in mir auf. Angespannt balle ich meine Hände zu Fäusten und versuche, mir nichts anmerken zu lassen, doch in mir brodelt es gewaltig. Ein ums andere Mal rede ich mir gut zu, bemühe mich, langsam ein- und auszuatmen. Weiß ich doch aus medizinischer Sicht, dass es sich dabei nur um Ausschüttung von Stresshormonen, sogenanntem Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol handelt, was gerade meinen Blutdruck in Wallung bringt. Gelassenheit ist somit das beste Mittel, um aufkeimender Aggression zu begegnen. Doch wenn ich nun hinüber zu meiner Frau und meinem Assistenzarzt schaue, kommt mir sprichwörtlich die Galle hoch! Gelassenheit? Am Arsch! Es ist nicht mit anzusehen, wie sie ihn anstrahlt und er sie mit Blicken verschlingt. Die pure Gier auf ihren Körper steht ihm ins Gesicht geschrieben. Wie er sich die Lippen leckt, ihr immer wieder ins Ohr flüstert … Ich sollte ihn auf der Stelle packen und vor die Tür zerren, um ihm dort mal ordentlich Manieren beizubringen!
Warum nur habe ich sie heute Abend überhaupt mit zu dieser Spendengala der Klinik genommen? Sie hatte doch gar keine Lust mitzukommen. Wenn ich so darüber nachdenke, wäre es wohl das geringere Übel gewesen, meine Frau bei allen Anwesenden zu entschuldigen und vorzugeben, dass sie sich nicht wohl fühlt, anstatt mir dieses Balzverhalten ansehen zu müssen.
Noch dazu frage ich mich, welcher Teufel sie geritten hat, dass sie heute tatsächlich mit leuchtend roten Haaren vom Frisör nach Hause gekommen ist. Ich meine, rot? Ernsthaft? Und warum tut sie das ausgerechnet an dem Tag, an dem wir zu dieser versnobten Spendengala gehen müssen? Es ist ein eindeutiges Zeichen der Provokation von ihr, so viel ist sicher.
Neben mir stoppt eine hübsche Bedienung mit einem Tablett und ich greife mir eines der Gläser, die sie darauf balanciert. Champagner, wie mir scheint. Na großartig! Ich hasse dieses Zeug! Haben sie hier denn keinen Whisky? Ich könnte jetzt locker einen Doppelten vertragen.
Sie nickt mir freundlich zu, doch ich habe momentan kein Lächeln für sie übrig. Daher trollt sich die Kellnerin wieder von dannen und lässt mich mit dem Glas in der Hand zurück. Es ist recht filigran. Somit muss ich aufpassen, dass ich es nicht zu fest halte und womöglich noch den Stiel dabei durchbreche. Bei meinem Glück würde ich vermutlich noch eine Arterie in der Hand treffen.
Je länger ich über dieses Szenario nachdenke, desto mehr nehme ich an, dass es meiner Frau vermutlich sogar ganz gelegen käme, wenn ich hier und jetzt das Zeitliche segne.
Würde es ihr tatsächlich so wenig ausmachen, wenn ich plötzlich sterbe? Tue ich ihr damit nicht doch Unrecht?
Meine Fantasie geht mit mir durch, denn ich sollte wissen, dass ein Schnitt in der Hand gar nicht tödlich ist. Da müsste ich schon die Pulsadern am Handgelenk erwischen und eine ganze Weile bluten, was hier dann doch relativ unwahrscheinlich wäre. Dafür sind in dieser Halle eindeutig zu viele Ärzte versammelt. Nichts, worüber ich mir somit Gedanken machen müsste. Über etwas anderes kann ich jedoch nicht aufhören, zu grübeln.
Was zum Henker ist nur mit uns und unserer Ehe passiert? Es gab Tage, da waren wir verdammt glücklich gewesen. Wo ist diese Zeit nur hin? Mein Blick gleitet wieder zu Maya zurück und augenblicklich sehe ich rot, als der Schmierlappen seine Hand an ihre Taille legt. Ich habe mir dieses Spiel nun lange genug angesehen und setze mich in Bewegung, laufe geradewegs auf die beiden zu. »Alec«, grüße ich ihn herablassend und widme mich dann Maya. »Kann ich dich mal kurz unter vier Augen sprechen?«
»Hallo, Finnley. Nein, ich denke, das hat Zeit. Wir unterhalten uns momentan, wie du siehst.« Bei ihrer Antwort presse ich meine Kiefer aufeinander und muss mich beherrschen, Alec nicht auf der Stelle eine reinzuhauen, um sie anschließend mitnehmen zu können.
»Oh, ihr kennt euch?«, kommt es daraufhin überrascht von meinem Assistenzarzt. Interessiert mustert er uns und setzt dabei das Glas an seine Lippen.
»Das kann man so sagen. Maya ist meine Frau«, knurre ich ungehalten, woraufhin Alec sich sogleich an seinem Champagner verschluckt. Seine Reaktion zeigt mir nur allzu deutlich, wer die Übeltäterin in diesem Spiel ist.
Alec Cooper ist erst seit Kurzem am Mark Sloan Hospital angestellt und offensichtlich hat sich meine Frau ihm nur mit Vornamen vorgestellt. Unheilvoll sehe ich daher auf sie herunter, doch sie hält meinem Blick stand und zuckt noch nicht einmal mit der Wimper.
»Finnley, bitte entschuldige. Das war mir nicht bewusst«, stammelt er sich aus der Affäre, doch ich beachte ihn gar nicht. Mein Blick ruht nur noch auf Maya und ihre mandelförmigen dunklen Augen schauen herausfordernd zu mir auf. In ihrem hübschen, asiatisch angehauchten Gesicht blitzt Trotz auf.
»Ich glaube, ich sehe mich mal nach Dr. Wellinger um«, teilt er uns mit und tritt daraufhin diskret den Rückzug an. Will ich ihm auch geraten haben.
»Kannst du dich nicht wenigstens hier einigermaßen normal verhalten?«, frage ich sie angepisst, als Alec außer Hörweite ist.
»Verhalte ich mich denn so ungewöhnlich, Finnley?« Weshalb nennt sie mich eigentlich laufend Finnley? Ja, das ist mein Name, aber wo zum Teufel ist denn ihr liebenswertes Finn geblieben?
»Keine Ahnung, sag du es mir? Ist es denn normal, sich dem untergebenen Assistenzarzt deines Mannes an den Hals zu werfen?«
Jetzt schnaubt sie entrüstet auf.
»Du siehst eindeutig Gespenster! Ich habe nichts Verbotenes getan.«
»Glaubst du wirklich selbst, was du mir versuchst aufzutischen?«
»Du bist ein Arschloch, Finnley! Weißt du das? Mach mich nicht dafür verantwortlich, dass unsere Ehe am Ende ist.«
»Ach, willst du damit sagen, dass ich daran schuld bin? Und du bist natürlich die arme Heilige, die nun furchtbar leidet, habe ich Recht?« Ich muss mich zusammenreißen, um nicht gleich durch den ganzen Saal zu brüllen.
Maya sieht mich wütend an, dann atmet sie einmal tief durch, bevor sie mir antwortet: »Ich werde mich jetzt nicht mit dir streiten. Unsere Probleme gehen hier niemanden etwas an.«
»Ach ja, ich vergaß! Die vernünftige Heilige …«, wobei ich das Wort vernünftige untermale und es dabei mit den Fingern bildlich in Anführungszeichen setze.
»Thema beendet, Finnley!«, zischt sie mir drohend zu. Dann dreht sie sich um und lässt mich einfach stehen. Verdammte Scheiße!
Ich sollte ihr dankbar sein, dass sie uns auf dieser Gala gerade eine Szene erspart hat, doch am liebsten würde ich sie erwürgen! Allerdings besinne ich mich, atme dreimal tief durch, bevor ich mich ebenfalls in Bewegung setze und meiner Frau zu den Tischen folge.
Der restliche Abend zieht sich wie Kaugummi und ich bin total genervt von dem hochnäsigen Getue dieser hochkarätigen Wichtigtuer um mich herum.
Wenigstens Maya scheint in ihrem Element zu sein, denn sie beteiligt sich fleißig an den Spendengeboten. Natürlich gibt sie dabei mein Geld aus, denn sie hat an diesem heutigen Abend schon mehr verprasst, als sie mit ihrem Halbtagsjob im Büro innerhalb von einem Jahr verdient. Auch wenn sie die Sekretärin eines durchaus bekannten und hohen Wirtschaftsbosses ist.
Schätzungsweise tut sie das nur, um mich zu ärgern. Doch es ist mir egal. Als leitender Arzt verdiene ich genug Geld, um mir die paar Tausender hier locker leisten zu können. Außerdem ist es für einen guten Zweck und ich gönne ihr den Spaß. Trotzdem genehmige ich mir einen Champagner nach dem anderen. Ich bin froh, als sich der Abend schließlich dem Ende neigt und wir endlich aufbrechen können.
Doch so leicht lässt sie mich nicht davonkommen. Als uns Alec noch einmal über den Weg läuft, sehe ich genau, wie sich sein Blick wieder verlangend auf meine Frau richtet. Jedoch nur kurz, als er erkennt, dass sie nicht alleine ist. Maya allerdings schert kurzerhand aus, um ihn zu verabschieden. Natürlich umarmt sie ihn dabei, gibt ihm ein Küsschen links und rechts auf die Wangen und presst ihre Titten provokativ an seine muskulöse Brust. Verdammt noch mal, was soll der Scheiß?
Und wieder flüstert er ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie erst kichert, dann kurz zu mir sieht und anschließend nickt. Ich für meinen Teil bin nun kurz vorm Platzen, als sie sich von ihm abwendet und wieder zu mir kommt. Grob packe ich sie am Arm und ziehe sie nach draußen, bugsiere sie in eines der wartenden Taxis vor dem Eingang, bevor auch ich mich auf der Rücksitzbank niederlasse. Grollend nenne ich dem Fahrer unsere Adresse, während Maya mich stumm beobachtet. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, schaut sie demonstrativ aus dem Fenster. Dabei wende ich mich nach vorn, um den Fahrer eingehend zu beobachten, als er das Fahrzeug in Bewegung setzt. Wir schnallen uns an, ohne den anderen eines Blickes zu würdigen.
Ich bin ein verflucht schlechter Beifahrer und muss ständig alles im Blick haben, um notfalls reagieren zu können, auch wenn das vom Rücksitz aus schwer werden dürfte. Und meine Wut steigert dieses Kontrollbedürfnis noch um ein Vielfaches. Doch im Moment bin ich froh darüber, denn wenn ich auf die Straße sehe, verhindere ich, dass ich weiter über meinen schmierigen Assistenzarzt nachdenke und wie gern ich gerade auf sein schmeichelhaftes Schönling-Antlitz einschlagen würde.
Wenig später stehen wir vor unserem Haus und ich ziehe meine Brieftasche hervor. Gereizt werfe ich dem Taxifahrer sein Geld auf die Armlehne, inklusive eines üppigen Trinkgelds, versteht sich und steige wortlos aus. Ich knalle die Autotür zu und laufe zu unserem Eingang, während Maya mir folgt. Doch erst als wir im Haus sind und die Tür geschlossen haben, spreche ich wieder mit ihr.
»Und? Wann trefft ihr euch?« »Wovon bitte sprichst du?«, fragt sie verständnislos. »Du und Alec. Ein Blinder würde sehen, wie scharf du auf ihn bist! Also? Wann lässt du ihn ran? Wann darf er dich ficken, Maya?«
Nun kommt sie drohend auf mich zu, der blanke Hass funkelt in ihren Augen und plötzlich scheuert sie mir eine. Ihre Hand landet schnell und präzise auf meiner Wange und hinterlässt einen brennenden Abdruck auf meinem Gesicht. Okay, vielleicht war das wirklich etwas zu viel des Guten.
»Du bist widerlich, Finnley!«, gibt sie nun eiskalt zurück und versucht, sich an mir vorbei zu drücken. Doch ich halte sie auf, umfasse ihren Arm, der mittlerweile rote Flecken von meinem letzten Griff vor dem Taxi aufweist. Als ich das sehe, versuche ich krampfhaft, mich zu beruhigen.
Tief atme ich durch. »Lass uns damit aufhören«, bitte ich sie versöhnlicher und lockere meinen Griff. »Du kannst mich mal!«, schleudert sie immer noch stinksauer zurück, was auch meine Wut wieder anheizt.
»Schön, wie du willst.« »So lange du mir solche Frechheiten unterstellst, wüsste ich nicht, weshalb ich mit dem Streiten aufhören sollte.«
»Jetzt erzähl mir nicht, dass er dich bei seiner Verabschiedung nicht nach einem Treffen gefragt hat.«
»Alec hatte Recht! Du kochst geradezu vor Eifersucht.«
»Ach, hat er das bemerkt, ja? Wenigstens etwas!« »Es war ja nicht zu übersehen!« »Also? Hat er dich um ein Treffen gebeten? Oder um mehr? Was hat er zu dir gesagt?«, lasse ich mich nicht ablenken.
»Er sagte, dass ich lieber Abstand halten soll, weil er nicht will, dass du ihm sonst die Fresse polierst!« »Er scheint ja doch ein schlauer Mann zu sein. Hätte ich gar nicht erwartet.«
Wutschnaubend entwindet sie mir nun ihren Arm und läuft ins Schlafzimmer, um sich ihre hochhackigen Pumps und das edle, schwarze Satinkleid auszuziehen. Normalerweise würde ich ihr beim Reißverschluss helfen, doch heute fragt sie mich nicht, müht sich stattdessen ab, den winzigen Zipper zwischen ihren Schultern über ihrer Wirbelsäule zu erreichen. Und ich? Ich schaue ihr stumm hinterher und frage mich erneut, wann unsere Beziehung begann, aus dem Ruder zu laufen.
Ob Maya über unsere Ehe oder unseren Streit nachdenkt, kann ich nicht sagen. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass die Sache zwischen uns so eskaliert. Sie verkriecht sich im Bett und kommt auch heute nicht mehr raus.
Ich dagegen gehe schnurstracks auf unsere Hausbar zu und gieße mir nun einen Whisky ein. Endlich etwas Ordentliches zu trinken! Nicht so ein Frauengesöff der Schönen und Reichen, mit dem sich die Klinikleitung wohl etwas beweisen wollte.
Seufzend lasse ich mich auf die teure, weiße Designer-Couch fallen und denke nach. Was zum Henker soll ich nur tun, damit Maya und ich uns wieder annähern? Diese giftige Atmosphäre hält ja kein Mensch aus!
Wir sind gerade einmal drei Jahre verheiratet. Wenn wir so weitermachen, überleben wir keinen weiteren Monat mehr. Entweder, weil wir uns scheiden lassen - vielleicht noch einen Rosenkrieg anzetteln. Das wäre wohl die harmlose Variante. Oder weil wir uns irgendwann gegenseitig an die Gurgel gehen werden. Und das wiederum halte ich derzeit für sehr viel wahrscheinlicher. Irgendetwas muss also passieren, denn so kann und darf es nicht weitergehen. Ich will sie nicht verletzen. Verdammt, ich liebe sie immer noch. Auch wenn sie mich mittlerweile verachtet. Aber wenn wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen, habe ich Schiss, aus der Haut zu fahren. Dass ich die Kontrolle verliere … Das hätte sie nicht verdient.
Ich kenne dieses Gefühl nur allzu gut, da es mir schon einmal passiert ist. Nur einer göttlichen Fügung habe ich es zu verdanken, dass der Typ, dem ich damals das Gesicht zu Brei geschlagen habe, keine Anzeige erstattet hat. Wahrscheinlich, weil seine kriminelle Scheiße dann auch aufgeflogen wäre. In völligem Blutrausch habe ich ihm seine Knochen zermalmt, bis er nur noch als ein Häufchen Elend vor mir gelegen hatte. Eigentlich hätte ich ihn umbringen sollen! Denn wenn ich darüber nachdenke, dass er vermutlich immer noch genauso weitermacht wie vor meinem Übergriff, wird mir speiübel.
Meine damalige Beziehung ist danach in die Brüche gegangen. Maya weiß davon. Sie weiß alles über mich und hat auch diesen dunklen Moment meines Lebens einfach so akzeptiert. Sie weiß, dass mir meine Tat von damals irgendwann einmal das Genick brechen könnte und damit unsere Existenz auf dem Spiel steht. Doch sie hat es einfach hingenommen. Sie hat sogar akzeptiert, dass ich nach wie vor sporadischen Kontakt zu meiner Ex Caroline pflege, weil ich wissen muss, wie es ihr geht; ob sie zurechtkommt. Maya wusste, dass ich nur sie liebe und es bei meiner Ex lediglich um ein tiefes, in mir verankertes Verantwortungsgefühl geht, das mich quält. Nicht mehr. Und sie hat nie ein schlechtes Wort darüber verloren, wenn ich Caro geschrieben, sie angerufen oder besucht habe. So gesehen, wissen außer mir drei Leute davon, die mir damit eine ganze Menge Probleme bereiten könnten. Doch alle haben ein Interesse daran, dass es nicht rauskommt. Der Scheißkerl, weil sonst seine kriminellen Machenschaften auffliegen. Caro, weil ihr die Sache absolut unangenehm ist und sie selbst genug Probleme mit sich hat. Noch nicht einmal ihre Eltern wissen davon. Und Maya, da sie unsere Existenz aufs Spiel setzen würde, wenn ich meinen Job verliere. Nun gut, zumindest ist das der aktuelle Stand. Die Einzige, bei der sich diese Sachlage ändern könnte, ist meine Frau. Sollte sie mich verlassen und mir eins auswischen wollen, hätte sie ein Mittel, mich regelrecht zu Grunde zu richten. Sie würde meinem Ansehen, meiner Person und meinem Leben auf einen Schlag den Todesstoß versetzen. Wenn das irgendwann rauskommt, kann ich meinen Job an den Nagel hängen! Der feine Saubermann im Arztkittel hat keine so saubere Weste, wie er sie vorgibt zu haben. Ich sehe schon die Schlagzeile in der Zeitung.
Anerkannter Arzt schlägt Mann zum Krüppel!
Hervorragend und welcher Widerspruch in sich. Dass jemand, der geschworen hat, Menschenleben zu retten, selbst kurz davor war, eins zu nehmen. Das würde mich meine Zulassung kosten. Definitiv! Also kann ich nur hoffen, dass Maya das niemals gegen mich verwenden wird. Doch so wütend sie auch auf mich sein mag, ich traue es ihr nicht zu. Selbst wenn ihr die Galle übergeht, ist sie dennoch vernünftig. Das hat sich vorhin auf der Spendengala gezeigt. Lieber kehrt sie mir den Rücken zu, als eine Szene vom Zaun zu brechen. Manchmal kotzt mich ihre neunmalkluge Art einfach nur an. Sie ist immer so verdammt gefasst, als hätte sie tausende von Jahren Lebenserfahrung. Auch wenn es vorhin wirklich unglaublich besonnen war, so zu reagieren, würde ich mir manchmal wünschen, dass sie mir verflixt noch mal die Meinung geigt. Dass sie mir ins Gesicht schreit, was eigentlich ihr verdammtes Problem ist!
Seufzend nehme ich noch einen Schluck und reibe mir über die Stirn. Hinter ihr tobt der reinste Gedankenkrieg. Ich muss unbedingt ruhiger werden. Also schalte ich meinen scheißteuren Flachbild-Fernseher ein und lasse mich vom Programm berieseln. Damit meine Gedanken endlich zur Ruhe kommen und ich Ablenkung finde. Unnötig zu erwähnen, dass es überhaupt nicht funktioniert.
Im Moment pisst mich einfach alles an, sogar der Wert meiner luxuriösen Bude, inklusive aller enthaltenen Einrichtungsgegenstände. Ich habe den ganzen Kram für uns angeschafft. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass all das ohne Wert ist, denn wenn es hart auf hart kommt, bleibt hiervon nichts übrig. Jedenfalls nichts, was dann noch von Bedeutung wäre. Ein Haus ohne Leben darin ist ein bemitleidenswerter Ort.
Wie lange ich an diesem Abend noch hier sitze, weiß ich nicht, aber ich gehe stark davon aus, dass es Maya nur recht ist, wenn ich heute auf der Couch schlafe.
Da die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten sich in meinen Kopf geschlichen haben und anscheinend auch nicht vorhaben, mich so schnell in Ruhe zu lassen, zücke ich mein Smartphone und tippe eine Nachricht. Vielleicht auch, weil ich keine Lust habe, mir weiter über Maya den Kopf zu zerbrechen.
Hey. Wie geht es dir?
Ihre Antwort folgt beinahe sofort.
Hey, Finn.
Ich komme klar.
Wie geht’s dir?
Ich muss nicht lange überlegen, was ich schreibe, denn sie mit meinen Problemen zu belasten, steht nicht zur Diskussion.
Wie immer, alles bestens.
Das freut mich. Es ist schön, von dir zu lesen.
Danke, ebenso.