Fight for me - Nur noch dieses eine Mal - Corinne Michaels - E-Book
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Fight for me - Nur noch dieses eine Mal E-Book

Corinne Michaels

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Beschreibung

Was zusammengehört, muss zusammenfinden. Oder gibt es Hürden, die selbst die Liebe nicht überwinden kann?

Mit zehn Jahren verliebt sich Declan Arrowood in Sydney Hastings, mit sechzehn verspricht er ihr ewige Liebe, mit zweiundzwanzig bricht er sein Versprechen.

Nach dem Tod seines Vaters kehrt Declan nun Jahre später zurück auf die Farm in Sugarloaf. Als er dort auf Sydney trifft, ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie ist immer noch diejenige, die er über alles liebt, aber er denkt, er habe sie nicht verdient. Und doch finden sie wieder zusammen. Das Glück hält allerdings nicht lange, denn nun ist es Sydney, die gehen muss. Declan weiß: Jetzt muss er kämpfen. Um sie. Und für das Leben, das sie sich beide so sehr wünschen ...

Die dramatische Reihe um die Arrowood-Brüder - warmherzig, romantisch und prickelnd!

Band 1: Come back for me - Weil ich dich nicht vergessen kann
Band 2: Fight for me - Nur noch dieses eine Mal

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelEinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfDreizehnVierzehnFünfzehnSechzehnSiebzehnAchtzehnNeunzehnZwanzigEinundzwanzigZweiundzwanzigDreiundzwanzigVierundzwanzigFünfundzwanzigSechsundzwanzigSiebenundzwanzigAchtundzwanzigNeunundzwanzigDreißigEinunddreißigZweiunddreißigDreiunddreißigVierunddreißigFünfunddreißigSechsunddreißigEpilogDanksagungÜber die AutorinAlle Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Mit zehn Jahren verliebt sich Declan Arrowood in Sydney Hastings, mit sechzehn verspricht er ihr ewige Liebe, mit zweiundzwanzig bricht er sein Versprechen.

Nach dem Tod seines Vaters kehrt Declan nun Jahre später zurück auf die Farm in Sugarloaf. Als er dort auf Sydney trifft, ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie ist immer noch diejenige, die er über alles liebt, aber er denkt, er habe sie nicht verdient. Und doch finden sie wieder zusammen. Das Glück hält allerdings nicht lange, denn nun ist es Sydney, die gehen muss. Declan weiß: Jetzt muss er kämpfen. Um sie. Und für das Leben, das sie sich beide so sehr wünschen …

CORINNE MICHAELS

fight

for me

N U R N O C HD I E S E S E I N E M A L

Aus dem amerikanischen Englisch vonBarbara Röhl

Eins

Declan

Vor acht Jahren

»Und was zum Teufel machen wir jetzt?« Jacob sieht mich an und verlangt Antworten von mir, die ich ihm nicht geben kann.

»Ich weiß es nicht«, sage ich und mustere das Autowrack vor mir.

Mein Herz hämmert, und ich habe das Gefühl, einen Film zu sehen statt der grausigen Realität.

»Dafür muss er büßen«, sagt Connor, dessen Hände immer noch zittern.

Niemand von uns dachte, dass der Abend so enden würde. Er sollte ein Fest werden, von Gelächter erfüllt. Endlich würden wir alle vier diese gottverdammte Stadt verlassen und unserem betrunkenen Vater entkommen, der uns misshandelte.

Endlich würde ich Sydney bitten, meine Frau zu werden.

Sie ist der einzige Grund dafür, weshalb ich atme. Sie ist alles, worauf es ankommt, und jetzt muss ich sie fortschicken. Es brauchte nur einen Moment. Dieses Auto, das in den Graben rutschte, die Geräusche, der Geruch des Todes. Ich kann nichts dagegen tun, dass es immer wieder in meinem Kopf abläuft.

Hier am Straßenrand zu bleiben ist keine Option. Dann werden meine Brüder den Kopf dafür hinhalten müssen, was er getan hat – und das kann ich nicht zulassen.

»Wir fahren.«

Drei Augenpaare starren mich ungläubig an.

»Und die beiden hier einfach liegen lassen?«, brüllt Connor und zeigt auf das Wrack.

»Uns bleibt nichts anderes übrig, Connor! Wir können nicht hierbleiben. Wir sind nicht gefahren, aber es wird so aussehen!«, schreie ich und packe meinen jüngsten Bruder an den Schultern. »Wir kommen zurück. Wir sorgen dafür, dass er sich morgen stellt.«

»Nein.« Connor, der unter uns das größte Herz hat, schüttelt den Kopf. »Nein. Wir sind nicht gefahren, und wir können diese Leute nicht zurücklassen.«

Jacob seufzt und berührt ihn an den Schultern. »Declan hat recht.«

Sean sieht mich an, und die Erkenntnis blitzt in seinem Blick auf. »Es war mein Auto …«

»Ich weiß, und deswegen müssen wir fahren. Dein Auto hat sie gerammt.«

Connor scheint gerade erst klarzuwerden, was das Problem ist. Mein Vater mag ja hinter dem Steuer gesessen haben, aber er hat Seans Wagen gefahren. Zu wem wird die Spur wahrscheinlich zurückführen? Zu Sean.

»Dec …« Seans Stimme bebt. »Wir können diese Leute nicht zurücklassen. Connor hat recht. Dafür wird er bezahlen. Aber niemand darf uns hier antreffen.«

Mir ist schlecht. Alles ist schiefgegangen. Mein Vater war betrunken und hat versucht, Streit mit Connor anzufangen, doch mein Bruder ist kein Kind mehr, und er hat Dad eine harte Lektion erteilt. Sosehr Dad auch darauf brennt, uns andere zu provozieren, wird er in meiner Gegenwart nichts tun. Nicht, weil sie sich nicht selbst verteidigen könnten, sondern weil er weiß, dass ich ihn umbringe, wenn er einen von uns noch einmal anrührt.

Doch jetzt gerade fühlt es sich an wie beim ersten Mal, als er mich geschlagen hat. Ich bin wie gelähmt bei dem Gedanken, dass jemand, von dem ich abstamme, so abscheulich sein kann.

Ich schaue das Auto an, das mit den Rädern nach oben auf dem Dach liegt. Rauch quillt aus dem Fahrzeug, und ich muss gegen meine Übelkeit ankämpfen.

Ein Augenblick, und mein ganzes Leben hat sich verändert.

»Lasst uns fahren«, sagt Jacob und zerrt Connor zum Wagen.

»Das ist verkehrt!« Er reißt ihm den Arm weg und geht zurück.

Ich empfinde genauso, aber ich muss meine Brüder beschützen. »Wir können nichts ändern, Connor. Sie sind tot, und wir stehen hier herum. Es war Seans Auto, und wir haben keine Ahnung, ob Dad es nach Hause geschafft hat. Wir müssen ihm nach, verdammt! Was, wenn er verletzt ist? Ich habe es Mom versprochen. Ich muss los.«

Er wirkt hin- und hergerissen, und meine Schuldgefühle überfallen mich so heftig, dass sogar Atmen schmerzt. Das hätte alles vermieden werden können, wenn wir wie immer die Autoschlüssel versteckt hätten. Aber es ist fast vier Jahre her, dass ich zuletzt ganz in Sugarloaf gelebt habe. Ich war leichtsinnig. Wir alle waren das.

Ich hätte wissen können, dass mein Vater das Auto nehmen würde. Ich bin der Älteste und habe meine Brüder immer beschützt, aber jetzt habe ich versagt.

Doch ich werde nicht zulassen, dass einer meiner Brüder unter den Folgen meiner Dummheit leidet.

Ein paar Sekunden später steigen wir vier wieder ins Auto. Niemand spricht. Was sollten wir auch sagen? Ich denke an die Leute, die wir zurückgelassen haben. Ob sie die Eltern von jemandem waren? Waren es gute Menschen, die mein Vater aus dieser Welt gerissen hat?

Als wir wieder am Haus sind, sind wir alle trübsinnig und unsicher. Unser Vater liegt volltrunken auf der Couch, als hätte er nicht gerade zwei Menschen umgebracht. Ich trete nach ihm, weil ich so wütend bin und es mir egal ist, aber er grunzt nur und schläft wieder ein.

»Und was jetzt?«

»Jetzt bleiben wir hier, bis er aufwacht, und dann stecken wir ihn ins Gefängnis.«

Es wird Morgen, und ich stehe als Erster auf.

Ich fühle mich unruhig, also verlasse ich das Haus und gehe zu den Autos, um sicherzugehen, dass ich die Ereignisse von gestern Nacht nicht geträumt habe.

Aber Seans Stoßstange ist verkratzt und weist eine Beule auf, der rote Lack hat blaue Streifen, und die Stoßstange hängt schief. Ich schließe die Augen und hasse es, dass ich wieder einmal vor einer Schweinerei stehe, von der ich nicht weiß, ob ich sie in Ordnung bringen kann.

Ich denke an meine Mutter und daran, wie enttäuscht sie wäre. Sie war ein Engel, der zu früh von uns gegangen ist. Ihre Wärme, Liebe und Hingabe an ihre Kinder waren einzigartig. Seit ihrem Tod waren wir auf uns gestellt, und ihr letzter Wunsch ist der einzige Grund, aus dem ich hier bin.

Ich habe ihr auf dem Sterbebett etwas versprochen. Damals habe ich ihr gesagt, ich würde meine Brüder beschützen und dafür sorgen, dass sie zu vernünftigen Menschen heranwachsen. Ich habe ihr mein Wort gegeben, doch jetzt sieht man, was sie davon haben.

Ich falle auf die Knie, starre den Schaden an und bete darum, dass dieser Mann, der immer nur an sich gedacht hat, dieses Mal das Richtige tun wird.

Da höre ich hinter mir etwas rascheln.

»Dec?« Connor spricht leise, aber in der stillen Morgenluft klingt es wie ein Schrei.

Er sucht bei mir nach Antworten.

»Es ist wirklich passiert«, sagt Jacob.

»Ja …« Ich wünschte, es wäre nicht wahr, aber hier ist der Beweis.

Als Sean die Tür öffnet, wirkt sein Gesicht eingefallen, und er sieht aus, als wäre er um Jahre gealtert. »Ich kann dieses Auto gar nicht ansehen.«

Bevor ich etwas sagen kann, kommt mein Vater herausmarschiert und reibt sich mit der Hand übers Gesicht. Er rennt gegen Sean und richtet sich dann auf.

»Was macht ihr vier Idioten da?«, lallt er.

»Kannst du dich überhaupt erinnern, was du letzte Nacht getan hast?«, will ich von ihm wissen.

Es fällt mir schwer, ihn anzuschauen, weil das nicht der Mann ist, der mich großgezogen hat. Er ist ein Betrüger, ein Säufer und ein gewalttätiger Mistkerl, der glaubt, seine Wut an uns auslassen zu können.

»Du musst dich stellen.« Mein Ton lässt keinen Raum für Diskussionen. »Du hast heute Nacht zwei Menschen getötet und deine Söhne in Gefahr gebracht – schon wieder. Ich bin fertig damit, dich zu schützen.«

Mein Vater wirft einen Blick auf das Auto und sieht dann uns an. Wir sind bereit, uns ihm zu widersetzen, komme, was wolle.

»Den Teufel werd ich tun.«

»Du bist ein elender Scheißkerl!«, schreit Sean und stürzt auf ihn zu. Ich packe meinen Bruder am Arm und halte ihn fest. »Du hast unser aller Leben ruiniert! Meins, ihres! Ich erlaube das nicht mehr! Du wirst zur Polizei gehen!«, brüllt er.

Sean war immer der Ruhige unter uns, und Mama pflegte ihn ihren »lieben Jungen« zu nennen. Er ist die Sanftmut selbst, und deswegen sind wir alle sprachlos, ihn so außer sich zu sehen.

Dad tritt einen Schritt näher heran. Er bläht den Brustkorb auf, und Speichelbläschen bilden sich auf seinen Lippen. »Du willst mich zwingen, Junge? Dein Auto hat den Schaden. Ihr vier habt doch gestern Nacht eine Spritztour gemacht, stimmt’s? In der Stadt wissen alle, dass die Arrowood-Brüder zurück sind, und dieser Truck ist laut. Seid ihr euch sicher, dass euch niemand gehört hat?«

Ein nie gekannter Zorn steigt in mir auf. »Du bist gefahren.«

Sein boshaftes Grinsen wird breiter. »Das weiß aber keiner, mein Sohn.«

»Ich bin nicht dein Sohn.«

»Ihr vier solltet mal darüber nachdenken, wie das aussehen würde. Ihr seid alle wieder da, Seans Auto ist beschädigt, und ihr habt gesagt, zwei Menschen wären tot …«

Connor atmet jetzt hörbar lauter, und ich sehe, wie er die Fäuste ballt. »Du bist abstoßend.«

»Kann schon sein, aber es sieht aus, als hättet ihr euch da in eine Sauerei hineingeritten. An eurer Stelle würde ich den Mund halten, um euren Bruder nicht ins Gefängnis zu bringen. Und niemand wird einen Ex-Häftling in die Armee aufnehmen.« Dann sieht er Sean an. »Es wäre ein Jammer, wenn du dieses Stipendium verlieren würdest, oder?« Er grinst mich höhnisch an und geht dann ins Haus. Wir vier stehen da wie vor den Kopf geschlagen.

»Das kann er nicht machen!«, schreit Jacob. »Er kann das doch nicht uns in die Schuhe schieben, oder?«

Die anderen sehen mich an – immer mich –, und ich zucke die Achseln. »Keine Ahnung.«

»Ich darf nicht ins Gefängnis kommen, Dec«, sagt Sean.

Nein. Sean ist dabei, etwas aus sich zu machen. Das gilt für uns alle, und all das spielt sich weit weg von dieser Stadt ab. Und auch Sydney kann ich das nicht antun. Ich kann ihr nicht die Last dessen, was gestern Nacht passiert ist, aufbürden und die Zukunft zerstören, nach der sie sich so verzweifelt sehnt. Was für ein Leben könnte ich ihr bieten, sollte er seine Drohung jemals wahrmachen? Wie könnte sie Jura studieren und mit einem Mann verheiratet sein, der zwei Menschen tot am Straßenrand liegen gelassen hat?

Und wenn ich nicht mit ihr zusammen sein kann, wird es nie wieder eine Frau für mich geben.

Es gibt nur eine Möglichkeit: mit den einzigen drei Menschen, die mir mehr als mein Leben bedeuten, einen Schwur abzulegen.

»Wir leisten einander einen Schwur«, erklärt Declan. Wir stehen im Kreis und halten uns an den Handgelenken. »Wir schwören, niemals wie er zu werden. Wir werden schützen, was wir lieben, und nie heiraten oder Kinder bekommen. Einverstanden?«

Das bedeutet, dass ich Syd aufgebe. Es heißt, dass ich jeden meiner verdammten Träume zerstöre, aber das ist der einzige Schutz, den ich ihr geben kann. Sie wird einen anderen Mann finden – einen besseren – und glücklich werden. Sie muss.

Sean nickt rasch. »Ja, wir werden niemals lieben, weil wir vielleicht wie er sind.«

Jacobs Stimme klingt stahlhart. »Wir werden die Fäuste nie im Zorn erheben, sondern nur zu unserer Verteidigung.«

Wut tritt in Connors Blick. Seine Hand fühlt sich wie ein Schraubstock an, als er fester zudrückt und mich ansieht. »Und wir werden niemals Kinder haben oder hierher zurückkehren.«

Wir schütteln einander die Hände. Die Arrowood-Brüder brechen keine Versprechen, die sie sich gegeben haben.

Einige Stunden später haben wir das Auto in die verlassene Scheune im hinteren Teil des Grundstücks gebracht. Wir sind alle müde, niedergeschmettert und erschöpft. Jacob, Sean und ich brechen morgen auf, aber Connor muss noch ein paar Wochen hier verbringen, bevor er ins Bootcamp einrückt.

»Dec?« Als ich an Sean vorbeigehe, packt er meinen Arm.

»Ja?«

»Du brauchst das nicht zu tun, weißt du?«

»Was?«

Er seufzt und streicht sein Haar zurück. »Ihr das Herz zu brechen. Ich weiß, was wir gesagt haben und dass es für uns drei in Ordnung ist, da wir alle … Idioten sind. Aber du liebst Sydney.«

Ja. Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt; genug, um sie gehen zu lassen. So sehr, dass ich ihr mit dieser Entscheidung ein besseres Leben ermögliche, als ich das selbst je könnte. Und ich liebe sie genug, um zu wissen, dass es das beste Geschenk ist, das ich ihr je machen kann, wenn ich ihr das Herz breche.

»Ich kann sie nicht lieben und ihr diese ganze Last aufladen. Ich kann ihr keine Zukunft bieten, und ich werde zu meinem Wort stehen.« Allein bei dem Gedanken bricht mir schon das Herz, aber ich muss stark sein. »Wenn ich mit ihr zusammenbleibe, werden wir immer an diese Stadt gefesselt sein. Das kann ich nicht. Ich muss fortgehen, ein neues Leben anfangen und ihr die Chance geben, das Gleiche zu tun.«

Sean kneift sich in den Nasenrücken. »Sie wird dich niemals fortlassen.«

Ich schüttle den Kopf und stoße den Atem aus. »Ihr bleibt nichts anderes übrig.«

Ich gehe weg, weil es nichts mehr zu sagen gibt. An diesem Punkt fühle ich nur den Schmerz und die Verletzungen durch die Entscheidungen, die wir getroffen haben. Das muss ich ihr ersparen. Von diesem Moment an muss ich mich daran festhalten, das Richtige zu tun. Ganz gleich, wie sehr es mich umbringt.

Als alle schlafen, verlasse ich das Haus und streife durch die Felder. Diesen Weg zu Sydney könnte ich im Schlaf finden. Sie war immer der Magnet, der mich anzieht. Als wir uns kennengelernt haben, waren wir wenig mehr als zwei Kinder, die furchtbare Väter hatten, aber wir haben beieinander eine Nähe gefunden, von der ich nie wusste, dass sie möglich war. Jetzt muss ich dieses Band zerreißen.

Als ich ihr bescheidenes Farmhaus erreiche, klettere ich auf die Eiche, auf der ich so nahe an ihrem Fenster bin, dass ich viermal klopfen kann.

Ein paar Minuten später wird das Fenster hochgeschoben, und ich habe das Gefühl, wieder atmen zu können.

Sydney hat sich das lange blonde Haar zu einem Zopf geflochten. Vielleicht hat sie geschlafen, aber jetzt leuchten ihre Augen und sind voller Leben.

»Was ist los?«, fragt sie sofort.

»Ich fahre heute Abend zurück nach New York.«

»Ich dachte, du bleibst den ganzen Sommer?« Ich nehme ihre Enttäuschung in jedem Wort wahr.

Ich muss sie loslassen. Ich liebe sie zu sehr, um sie mit mir herunterzuziehen. »Ich kann nicht bleiben.«

Sie seufzt zutiefst. »Geh zur Scheune und warte dort auf mich. Ich will meine Mutter nicht wecken.«

Bevor ich etwas sagen kann, schiebt sie das Fenster zu, so dass mir nichts anderes übrigbleibt. Ich kann entweder von dem Baum steigen und gehen, ohne mich mit ihr zu treffen – was mich zu einem noch größeren Mistkerl machen würde –, oder ich kann tun, worum sie mich bittet, und ihr sagen, dass dies wirklich das Ende ist.

Als meine Füße festen Boden berühren, steht Syd schon da. Sie hat meine Collegejacke eng um den Körper gezogen und trägt Jogginghosen.

Sie war noch nie schöner.

Ohne nachzudenken, trete ich einen Schritt auf sie zu.

»Warum gehst du fort, Dec?«

Ich hebe die Hand und streiche das verirrte Haar zurück, das sich aus ihrem Zopf gelöst hat. Nie wieder werde ich ihr Gesicht berühren. Nie wieder sehen, wie sie lächelt, und sie in meinen Armen spüren. So viele letzte Male sind schon vorbei. Ich kann sie mir nicht zurückholen, aber ich werde sie in mir bewahren.

»Ich muss.«

»Dein Dad?«

Ich nicke. »Die Sache ist die, Syd, dass ich nicht wiederkomme.«

Sie öffnet die Lippen und atmet ruckartig ein. »Was?«

»Ich bin mit dieser Stadt fertig, ich kann nicht mehr hierbleiben. Dieses ganze … Kleinstadtleben, ich kann das nicht.«

Sie blinzelt ein paarmal und schlingt dann die Arme um den Körper. »Was ist mit all deinen Versprechungen? Mit deinem Schwur, mich nie im Stich zu lassen? Du weißt, dass ich nicht von hier fortkann. Meine Mutter und meine Schwester brauchen mich, und ich liebe mein Leben hier.«

»Und ich liebe New York.«

»Liebst du mich denn?«

Mehr als alles andere. Mehr, als ich ihr je sagen kann.

»Nicht genug, um zu bleiben.«

Ich sehe, wie ein verletzter Ausdruck über ihr Gesicht huscht, und sie tritt ein Stück zurück. »Nicht … genug?« Dann kneift sie die Augen zusammen. »Was zum Teufel ist los, Declan? Das sind nicht wir. Das bist nicht du. Du liebst mich. Ich weiß, dass du mich liebst!« Sie kommt näher, nimmt meine Hand und legt sie flach an ihre Brust. »Ich spüre es hier drinnen. Ich kenne dich besser als alle anderen. Lüg mich nicht an.«

Ich muss das schnell beenden. Sie kennt mich wirklich besser als alle anderen, und ich muss sie vor den Folgen schützen, die die Tat meines Vaters haben wird. Ich habe geschworen, dass ich tun werde, was ich tun muss, um meine Brüder zu beschützen, und das heißt, dass ich heute Abend zwei Herzen brechen muss – ihres und meins.

»Du kennst mich gar nicht!«, schreie ich beinahe. »Du und ich … das war lustig, aber ich bin es leid. Wir haben uns nur etwas vorgemacht, als wir dachten, wir können mit einer Fernbeziehung leben. Außerdem haben wir noch nicht einmal das College abgeschlossen. Niemand heiratet seine Highschool-Liebe. Versprechen werden gebrochen, und ich habe die Nase voll davon, mich daran abzuarbeiten. Du willst hierbleiben, schön. Aber ich werde nie wieder eine Nacht in dieser verdammten Stadt verbringen, solange ich lebe.«

Sydney dreht mir den Rücken zu und nickt. Doch das ist nicht mein Mädchen. Sie ist eine Kämpferin, und als sie mich aus ihren blauen Augen ansieht, glühen sie vor Wut. »Verstehe. Also, zur Hölle mit mir? Scheiß darauf, dass ich dich sieben Jahre lang geliebt habe? Egal, ob ich auf dich gewartet habe? Die ganze Zeit für dich da gewesen bin? Bedeute ich dir so wenig, Declan?«

Sie bedeutet mir die Welt, aber das darf ich ihr nicht sagen.

»Nicht auf diese Art, Syd. Ich tue schon eine Weile nur so. Ich wollte nie heiraten. Ich werde nie Kinder haben. Und ich kann dich nicht so lieben, wie du willst.«

Ihr klappt die Kinnlade herunter, und sie stößt mich vor die Brust – und zwar fest. »Verdammt sollst du sein! Verflucht dafür, dass du das zu mir sagst! Ich habe dir alles gegeben, und das ist jetzt der Dank? Weißt du, was? Geh einfach. Geh, und genieße dein Großstadtleben. Geh, und lauf vor allem davon, was wir einander versprochen haben. Du wirst allein und traurig sein, und weißt du, was? Du hast es verdient. Ich hasse dich! Du bist genauso schlimm wie mein Vater. Und was ich von dem halte, wissen wir beide.«

Dann dreht sie sich um und rennt davon. Ich bleibe allein zurück und hasse mich mehr, als sie mich jemals hassen kann.

Zwei

Sydney

Gegenwart

Oh Gott, Declan ist hier. Er ist in dieser Stadt, von der er geschworen hat, sie nie wieder zu betreten, und ich habe das Gefühl, mit tausend Nadeln gestochen zu werden. Ich bin stolz darauf, mutig zu sein, und doch verstecke ich mich hier wie ein Feigling, weil ich das nicht kann.

Es war schlimm, ihn vor fast sieben Monaten zu sehen. Wir haben beim Begräbnis seines Vaters nicht miteinander geredet, aber ich habe ihn in meiner Seele gespürt. Ich stand da, habe ihn mit seinen Brüdern beobachtet und gesehen, wie erleichtert sie wirkten. Er sah noch besser aus als in meiner Erinnerung. Sein haselnussbraunes Haar war nach hinten gekämmt, doch nicht gegelt, und sein Anzug schien wie für ihn gemacht zu sein. Verdammt, wahrscheinlich war er maßgeschneidert. Declan Arrowood hat es zu etwas gebracht. Ich habe seine Karriere verfolgt, weil ich masochistisch veranlagt bin, und er hat mich an jedem Punkt beeindruckt.

Trotzdem kann ich mich nicht dazu überwinden, ihm zu verzeihen oder mit ihm zu reden.

In jener Nacht hat er mir das Herz gebrochen, aber mit jedem Tag, den er fortblieb oder sich weigerte, Kontakt zu mir aufzunehmen, hat er es immer weiter zerstört, bis es nicht mehr zu retten war.

Ich beuge mich vor, pflücke eine Blume, die am Ufer des Teichs wächst, halte sie in der Hand und erinnere mich daran, welche Gefühle er früher in mir hervorgerufen hat. Er hat versprochen, dass wir nach dem College einen Weg finden würden.

Noch zwei Jahre, sagte er nach unserem zweiten Studienjahr.

Zwei Jahre, dass ich nicht lache.

Ich werfe die Blüte in den Teich und sehe zu, wie sie im Wasser schwimmt. Komisch, dass ich dasselbe Gefühl bei meinem Leben habe. Ich … treibe einfach darin. Ich gehe nicht unter, dazu bin ich viel zu stark, aber ich bin immer noch in diesem Teich und lasse mich von der Strömung tragen, wohin sie will.

Man sollte meinen, dass ich nach so vielen Jahren darüber hinweg wäre. Und das war ich auch. Ich habe mein Jurastudium abgeschlossen; ich bin ehrenamtliche Sanitäterin, und ich habe Freunde; aber in meiner Brust klafft immer noch ein Loch, nachdem ein dummer Junge mir das Herz herausgerissen und nie zurückgegeben hat.

Und jetzt ist derselbe dumme Junge in Sugarloaf, und alles, was ich verdrängt hatte, steigt erneut in mir auf.

Mein Handy klingelt. Es ist Ellie, meine beste Freundin, der ich aus dem Weg gehe, bis Declan wieder verschwunden ist.

»Hey«, sage ich so munter, wie ich kann.

»Hey, kommst du nicht zur Party?«

Ich beiße mir auf die Unterlippe und überlege, wie ich ihr das beibringen soll. »Ich kann nicht, Ells.«

»Weil er hier ist?«

Ja. »Nein.«

»Warum dann? Hadley fragt nach dir. Sie hat uns erzählt, dass du gesagt hättest, du bist gleich zurück, aber das ist über zwei Stunden her. Sie lässt uns nicht ›Happy Birthday‹ singen, Kuchen essen oder Geschenke öffnen. Gar nichts, bis ihre Tante Syd hier ist.« Ihre Stimme überschlägt sich fast.

Ich bin so ein verfluchter Feigling. Ich habe Hadley zu Hause abgesetzt, und als sie ins Haus gerannt ist, bin ich geflüchtet. Ich bin noch nicht bereit, mich im selben Raum mit ihm aufzuhalten. Das wäre zu peinlich und zu sehr … wir.

Doch ich kann Hadley nicht enttäuschen. »Ich bin unterwegs. Aber … wenn es mir zu viel wird …«

»Lenke ich ihn ab«, beendet Ellie das, was ich nicht aussprechen konnte.

»Danke.«

»Sieh nur zu, dass du herkommst, bevor sie uns alle noch verrückter macht, als wir schon sind.«

Ich lächle, denn ich weiß, dass Hadley ganz genau das tun wird, und ich verlasse meinen Zufluchtsort, um zurück in die Hölle zu gehen.

Unterwegs versuche ich, mich an die schlimmen Dinge zu erinnern. Wenn ich wütend bin, werde ich mich in seiner Nähe nicht wie eine liebeskranke Idiotin fühlen. Ich denke an den Abend, an dem er mir gesagt hat, dass es vorbei ist. An diese Wochen danach, in denen ich ihn angefleht habe, zurück zu mir zu kommen, damit wir alles in Ordnung bringen könnten. Den ganzen Kummer, den ich ertragen habe, weil ich dachte, er würde es sich anders überlegen.

Er hat es nicht getan.

Er hat mich fallengelassen, als wäre ich ein Nichts, und mir nie einen Grund dafür genannt.

Mistkerl.

Ich gehe durch das Feld und komme an dem Palast von einem Baumhaus vorbei, den Connor für Hadley gebaut hat. Ernsthaft, dieses Kind wickelt ihn nicht nur um den Finger, sondern um die ganze Hand. Es ist allerdings süß, und ich habe mich schon gefragt, ob es dumm von mir ist, dass mein Liebesleben inzwischen auf der Strecke geblieben ist.

Ich habe die Liebe aufgegeben. Es hat Männer gegeben, aber nichts davon hat wirklich etwas bedeutet. Alles, weil meine Angst davor, dass mir noch einmal jemand das Herz brechen könnte, stärker war als meine Sehnsucht, wieder zu lieben. Doch Declan hat mir nicht nur das Herz gebrochen – nein, er hat es mir aus der Brust gerissen.

Ich schleppe mich die Treppe hinauf, halte mich an dem Zorn und Groll fest, die er vor all den Jahren in mein Herz gepflanzt hat, und öffne die Tür.

Ich drehe mich um, und da ist er.

»Syd.«

»Mistkerl«, gebe ich zurück und verschränke die Arme.

Er fährt sich durch das volle Haar, schiebt es aus seinem Gesicht und schlägt die Augen nieder. »Das habe ich verdient.«

»Dann sind wir uns ja in dem Punkt einig.«

Unter seinen Wimpern, die für einen Mann verboten dicht sind, schaut er mich an und grinst. »Gut siehst du aus.«

Du auch.

Nein, nein, Syd. Er sieht nicht gut aus. Er sieht aus wie der Teufel, der dir das Herz gebrochen und nie zurückgeblickt hat.

Das alles darf ich nicht vergessen. Denn wenn ich es tue, dann kann ich vielleicht nicht ignorieren, dass er mein Herz immer noch zum Stolpern bringt oder dass ich mich bei niemandem je so sicher in den Armen gefühlt habe. Und dabei habe ich verdammte acht Jahre damit verbracht, einen Mann zu finden, der nur halb so perfekt ist wie Declan Arrowood. Und noch wichtiger ist, dass ich versuche, Abstand von ihm zu halten, damit er nicht auf falsche Ideen kommt und glaubt, dass es auch nur im Traum eine Chance auf Versöhnung gibt.

Bescheiß mich einmal, Schande über ihn. Bescheiß mich zweimal, und ich bin eine dumme Gans, die eins auf die Nase verdient.

»Wir sind uns sicher auch einig darüber, dass wir das wirklich nicht zu tun brauchen. Wir müssen nur sechs Monate überstehen, und dann können wir wieder so tun, als würde der andere nicht existieren.«

Declan tritt ein wenig näher heran, und das Eau de Cologne, das er trägt, seit er siebzehn war, schleicht sich an mich an. Die erste Flasche hatte ich ihm zu Weihnachten geschenkt. Es war moschusartig und stark, so wie ich ihn empfand. Mir tut das Herz weh bei der Erkenntnis, dass er es immer noch trägt.

»Das habe ich nicht getan.«

Ich schüttle den Kopf und bin nicht bereit, mir Lügen anzuhören. »Sechs Monate, Declan. Ich bitte dich, mir für die sechs Monate, die du hier festsitzt, aus dem Weg zu gehen und so zu tun, als würde ich nicht hier leben oder du mich nicht kennen.«

»Ich hasse meinen Vater dafür.«

Wir alle hassen seinen Vater. Als er starb, hätten seine vier Söhne die Arrowood-Farm erben sollen. Sie hätten in der Lage sein müssen, sie zu verkaufen und ihr Leben weiterzuführen. Aber Declans Vater war gemein und egoistisch, sogar im Tod. Eine Klausel in seinem Testament verfügte, dass jeder der vier Brüder sechs Monate auf der Farm leben muss. Am Ende können sie dann mit dem Besitz tun, was sie möchten.

Das heißt, dass sie keine andere Wahl haben, wenn sie ihr Erbe antreten wollen, obwohl sie geschworen haben, nie wieder herzukommen. Und jetzt muss ich den Mann sehen, über den ich nie hinweggekommen bin.

»Wenigstens das bist du mir schuldig.«

Ein kurzer Schmerz blitzt in seinen Augen auf, doch er wendet den Blick ab. »Du warst schon immer schön und unwiderstehlich, wenn du dich nicht zurückgehalten hast.«

Klar. Sicher. So sehr, dass er mich so verflucht einfach verlassen konnte. Ich werde meinem Herzen nicht erlauben, mehr hineinzuinterpretieren. Ich muss mich schützen, denn mein Problem war noch nie, Declan zu lieben. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan, und es war so natürlich wie Atmen.

Ich recke die Schultern und starre ihn aufgebracht an. »Tja, mein Freund wird es sicher zu schätzen wissen, dass du so denkst. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss Geburtstagskuchen essen.«

Ich schiebe mich an ihm vorbei und bete, dass meine Knie nicht nachgeben.

Als ich um die Ecke biege, bricht die Hölle los, und ich brauche mir keine Gedanken mehr um meine Knie zu machen, weil ich hochgehoben werde.

»Sydney!« Jacob packt mich und dreht mich in seinen Armen um. »Du verflucht umwerfende Frau. Sieh dich nur an.«

Ich lächle. Noch ein Arrowood, und zwar einer, den ich mag. »Schau dich selbst an!« Ich schlage ihm spielerisch auf die Schulter. »Du bist total berühmt und alles.«

Dann ist Sean da. »Gib mir dieses Mädchen.« Wärme liegt in seiner tiefen Stimme. »Du hast mir gefehlt, Syd.«

Ich umarme und drücke ihn. »Ich hab euch auch vermisst – jedenfalls einige von euch.«

Sean und Jacob lachen. »Wenigstens die besseren Brüder.«

Wir alle lachen, und dann schlingen beide einen Arm um mich und ziehen mich in ihre schützende Umarmung. Ich hatte ganz vergessen, wie sehr ich sie liebe. Sie haben alle immer dafür gesorgt, dass mir niemand wehtat. Sie waren treu und haben mich als die Schwester adoptiert, die sie nie hatten.

Als mein Vater uns verlassen hat, da haben diese Jungs die Beschützerrolle übernommen.

»Du bist wieder da!« Hadley stürzt strahlend herbei.

»Natürlich! Ich musste nur dein Geschenk holen.«

»Wusstest du schon? Onkel Declan kauft mir ein Pony!« Das letzte Wort schreit sie mit leuchtenden Augen.

Am liebsten möchte ich eine scharfe Bemerkung über den Mann machen, der seine Versprechen nicht hält, aber ich verzichte darauf. Hadley hat das nicht verdient, und hinter meiner Meinung stecken Jahre voller Verbitterung. Außerdem muss ich wirken, als wäre mir das gleichgültig, wenn ich diesen Mist über einen angeblichen Freund aufrechterhalten will.

»Das ist wunderbar. Ich hoffe, das wird richtig teuer. Du solltest ihn um ein zweites bitten. Pferde brauchen Freunde.«

Sie kichert. »Ich hoffe, es ist weiß, hat eine lange Mähne und reitet gern aus, und vielleicht passt es ja in mein Baumhaus!«

Connor tritt von hinten an sie heran und legt ihr eine Hand auf die Schulter. »Wir reden später über das Pony.«

Hadley sieht über die Schulter zu ihm auf, schiebt eine Lippe vor und klimpert mit den Wimpern. »Aber ich wünsche es mir wirklich, Daddy.«

Oh, er ist so etwas von erledigt, und sie hat ihn Daddy genannt.

Tränen treten mir in die Augen. »Schenk ihr das verdammte Pony, Connor.«

Er lächelt mir zu. Wir wissen beide, dass er ihr rein gar nichts abschlagen kann.

Dann kommt Ellie mit dem Kuchen aus der Küche. »Kein Pony. Jedenfalls nicht jetzt.«

Er zwinkert Hadley zu.

»Okay, Mommy. Jetzt nicht.« Dieses Mädchen weiß, was es tut.

»Kann ich irgendwie helfen?«, frage ich laut und trete zu Ellie. Ich muss in Bewegung bleiben und ihn meiden wie die Pest.

Ellie schüttelt den Kopf. »Vor einer Stunde hätte ich dich gebraucht, aber jetzt ist alles fertig.«

Ich starre sie aufgebracht an, und sie grinst hämisch.

»Kommt dein Freund auch, Syd?« Als ich Declans Stimme höre, dreht sich mir der Magen um.

Connor und Ellie sehen mich an, und ich schüttle leise lächelnd den Kopf. »Nein, er arbeitet heute.«

Ellie beobachtet mich, und ihre Augen sagen, was sie nicht ausspricht: Darüber reden wir noch.

Doch mein liebstes Kind aller Zeiten springt auf, als sie den Kuchen sieht. »Zeit für Kuchen!«

Und ich bin gerettet und brauche meine dumme Lüge nicht weiter auszuschmücken.

Drei

Sydney

»Dummes Mädchen!« Ich reiße noch eine Handvoll Wildblumen aus und werfe sie in den Teich. »Dummes Herz. Dumm, dumm, dumm!«

Ich wusste, dass die Geburtstagsparty schwer werden würde, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie mich fast umbringen würde.

Die ganze Zeit habe ich versucht, seinem Blick auszuweichen. Ich habe mit allen außer ihm geredet, und jetzt bin ich so frustriert und aufgedreht, dass ich nicht schlafen kann. Deswegen bin ich wieder hier.

Meine Mutter hat die Farm vor zwei Jahren verlassen. Meine Schwester hat geheiratet, Kinder bekommen und ist drei Stunden westlich von Sugarloaf auf eine neue Farm gezogen. Dieses Land ist seit über hundert Jahren in der Familie meiner Mutter, und ich liebe die Farm, daher konnte ich nicht zulassen, dass sie sie verkaufte, also habe ich sie am Ende übernommen. Na ja, gewissermaßen.

Wir haben seit meiner Kindheit dieselben Angestellten, und sie werden wahrscheinlich bis zu ihrem Tod an Bord bleiben. Eigentlich betreiben sie die Farm, obwohl mein Name auf der Besitzurkunde steht.

»Was machst du denn hier draußen, Beanie?«, fragt Jimmy, der Vorarbeiter und außerdem mein Taufpate.

»Ich denke nach.«

»Über den Arrowood-Jungen, vermute ich mal, denn diese Miene habe ich lange nicht gesehen.«

Mit einem betrübten Lächeln drehe ich mich um. »Er ist wieder da.«

»Ich hatte Gerüchte gehört, dass er zurückkommt, aber ich dachte, es wäre noch Zeit.«

Ja, gewusst haben wir das alle, doch das macht es nicht einfacher. Es ist wie bei einem Hurrikan, der sich vor der Küste bildet. Alle stehen am Fernseher und sehen zu, wie er wächst und sich in Bewegung setzt. Die Vorhersagen kommen herein, und man kann nichts anderes tun, als abzuwarten und zu beten, dass er nicht zuschlägt. Dann ist es so weit und … bäm.

Ich befinde mich im Auge des Sturms.

»Ja, ein paar Wochen. Aber es ist nicht so wichtig. Ist mir wirklich egal, wann er zurückkommt, denn ich habe nicht vor, viel von ihm zu sehen.«

Er lacht leise. »Klar. Dann lügst du dir jetzt selbst etwas vor?«

Ich verdrehe die Augen. »Besser, als die Wahrheit zuzugeben.«

»Vielleicht, Sydney, aber du bist eigentlich klüger. Solche Lügen nehmen nie ein gutes Ende. Besser, der Schlange jetzt den Kopf abzuschlagen.«

Das Bild bringt mich zum Lachen. »Ich dachte, inzwischen würde es mir nicht mehr so viel ausmachen. Dass ich über ihn hinweg wäre, oder dass seine Nähe in mir nicht den Wunsch wecken würde, mich in seine Arme zu stürzen und ihn anzubetteln, mich wieder zu lieben.«

Er legt eine Hand auf meine Schulter und drückt sie sanft. »Eine Art, darüber hinwegzukommen, ist, dich endlich damit auseinanderzusetzen. Geh ins Bett und ruh dich aus. Morgen früh kannst du besser denken. Er ist ein Idiot, wenn er nicht sieht, was für ein Schatz du bist.«

Jimmy ist wie ein Vater für mich. Seit ich ein kleines Mädchen war, ist er jeden Tag hier gewesen, und seit mein Vater vor fünfzehn Jahren fortgegangen ist, hat Jimmy mir väterliche Ratschläge erteilt. Als mein Vater weder zurückkam noch angerufen, geschrieben oder Rauchzeichen geschickt hat, war es Jimmy, der dafür gesorgt hat, dass es etwas weniger wehtat.

Obwohl noch so viel Liebe von ihm mich nicht vor dem Schmerz bewahren konnte, als ich Declan verloren habe.

»Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass irgendein Mann das auch so sehen würde, aber sie verlassen mich immer.«

Jimmy schüttelt den Kopf. »Nicht alle, Beanie.«

»Du wirst dafür bezahlt, mich zu lieben«, scherze ich.

»Nicht annähernd genug in Anbetracht dessen, in was für Schwierigkeiten du dich bringst. Ich meine mich zu erinnern, dass ich ein paarmal Fußspuren im Schnee verwischt habe, wenn du dich hinausgeschlichen hast.«

Lächelnd denke ich an diese Nacht zurück. Ich musste Declan sehen und konnte unmöglich widerstehen. Nachts, wenn ich mich allein fühlte, sehnte ich mich verzweifelt nach seiner Wärme. Dec hielt mich in den Armen, und ich weinte und wünschte mir, dass mein Dad zurückkommen und mich liebhaben würde.

Und bei anderen Gelegenheiten wollte ich einfach mit meinem heißen Freund knutschen. Trotzdem hat Jimmy meine Geheimnisse vor meiner Mutter gehütet und mich dann später ausgeschimpft.

»Ich bin kein kleines Mädchen mehr, und du bist immer noch hier.«

Er lacht leise. »Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu sein. Geh wieder ins Haus und schlaf.«

Ich lege die Hand auf seine und nicke. »Ich gehe gleich rein.«

Jimmy weiß, dass er mich nicht drängen darf. Er zieht sich zurück, und ich bin wieder allein. Vielleicht hat er recht. Ich muss Declan gegenübertreten und ehrlich zu ihm und zu mir selbst sein. Er hat mich gebrochen, und ich tue mir keinen Gefallen, wenn ich etwas anderes vortäusche.

Als die Sonne hinter dem Waldsaum aufgeht, sitze ich im kühlen Gras. Ich sehe zu, wie der Himmel warme Rosa- und Rottöne annimmt, die die Blau- und Schwarztöne verblassen lassen, und nehme den neuen Tag an. Ich kann das.

Ich bin klug, und ich habe im Leben auch etwas erreicht. Für eine Kleinstadtanwältin bin ich angesehen, und ich helfe anderen. Diese Farm hilft Menschen, und ich tue das alles allein.

»Ich bin etwas wert. Ich bin eine gute Frau, die dich immer noch liebt. Wenn du das nicht begreifst, kannst du mich mal, Declan Arrowood!«

»Tja, das könnten wir bestimmt arrangieren«, sagt er hinter mir.

Nein, nein, nein, das passiert nicht wirklich.

Ich stehe auf, denn ich muss mich aufrichten, obwohl er mich bei weitem überragt. Er war schon immer so groß und stark. Das habe ich geliebt. Ich war ihm kostbar, und er hat immer getan, was er konnte, um dafür zu sorgen, dass ich das wusste.

»Das war kein Angebot.«

Er grinst. »Ich weiß. Ich wollte nur die Stimmung ein wenig auflockern. Können wir reden?«

Meine ganze Angeberei von wegen ehrlich sein ist verflogen. »Ich kann nicht. Ich muss zur Arbeit.«

»Nur ein paar Minuten, Syd. Ich weiß, dass ich das nicht verdiene, aber ich möchte reden. Wir haben eine lange Zeit vor uns, in der wir uns immer wieder begegnen werden, und ich möchte, dass wir zivilisiert miteinander umgehen.«

Höchst unwahrscheinlich.

»Keine Ahnung, wie wir das fertigbringen sollen.«

»Vielleicht nicht, aber wir können es wenigstens versuchen.«

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. »Vielleicht.«

»Du hast mir wirklich gefehlt«, sagt er, und ein Teil meines kalten Herzens taut auf. »Ich weiß, dass du alles wert bist, und …«

»Und du hast mich gehen lassen.«

Er schließt die Augen und ballt dann eine Faust. »Es war nicht so, wie du dachtest.«

»Es war genau so, wie ich dachte. Du warst fertig mit mir und hast mich weggeworfen! Genau wie mein Vater! Du warst genau wie er, Declan!«

»Nein! Das war ganz anders als bei deinem Vater!« Ich sehe die tiefe Niedergeschlagenheit in seinem Blick und wende mich ab.

Es ist das Gleiche. Als er mit mir fertig war, hat er mich weggeworfen. »Das sagst du, aber du hast genau das getan, was du versprochen hattest, nicht zu tun. Du bist fortgegangen, ohne jemals zurückzukommen.«

»Ich musste!«

»Warum? Warum musstest du?«

Mein Zorn wächst, und ich stelle fest, dass ich mich auf ihn zubewege.

»Das ist jetzt nicht wichtig.«

Gott, und da irrt er sich. »Für mich ist es wichtig. Begreifst du überhaupt, dass ich jahrelang versucht habe, das zu verstehen? Aber es gibt keine Antworten. Keinen Hinweis auf den Grund. Du tauchst einfach eines Tages auf und beschließt, dass es vorbei ist.«

Er schüttelt den Kopf und scheint mit dem zu ringen, was ihm durch den Kopf geht. »Ich habe getan, was ich tun musste.«

»Was du tun musstest? Was zum Teufel soll das bedeuten?«, schreie ich und stoße ihn vor die Brust, doch er macht einen Schritt auf mich zu, als würden wir magnetisch voneinander angezogen.

Declan umfasst mein Handgelenk und streicht mit dem Daumen zärtlich über meinen rasenden Puls. Seine Stimme klingt sanft, doch es liegt eine Spannung in seinen Silben, als er mir tief in die Augen sieht. »Ich konnte dir nicht wieder wehtun. Ich konnte nicht … ich musste mich fernhalten. Aber jetzt … jetzt kann ich nicht.«

»Jetzt musst du«, rufe ich ihm ins Gedächtnis.

»Sag mir, dass du nicht so fühlst, Beanie.«

Ich schließe die Augen, denn ich weiß, dass ich ihn nicht ansehen kann, wenn ich lüge. »Ich fühle nichts.«

»Weißt du denn, was ich empfinde?«

Ich will ihn immer noch nicht ansehen, aber in Anbetracht dessen, dass ich meinen Arm noch nicht zurückgezogen habe, widersetze ich mich nicht so vehement, wie ich sollte.

In der kühlen Luft spricht er leise, während wir an unserem Teich stehen; dem Ort, an dem für uns alles begann. »Ich habe das Gefühl, dass mein Herz platzt, weil es so heftig schlägt. Ich habe das Gefühl, dass jeder Nerv in mir, der seit Jahren geschlummert hat, erwacht ist. Ich spüre deinen warmen Atem und wie dein Puls jetzt schneller geht, und Gott, Sydney, ich weiß, dass ich mich von dir fernhalten sollte, aber …«

Ich schlage die Augen auf, und er starrt mich durchdringend aus seinen grünen an. Ich weiß, was jetzt kommt. Er lässt mir eine Rückzugsmöglichkeit, doch ich kann sie nicht wahrnehmen. Er schlingt die Arme um mich, und dann küsst Declan mich.

Sein Kuss fühlt sich an, als würde ich nach Hause kommen. Es ist, als ob unsere Atemzüge jede alte Erinnerung austauschen, voller Liebe und Verzeihung.

Sämtlicher Zorn und alle Frustration, die ich empfunden habe, sind verflogen. Ich kann mich nicht erinnern, warum ich ihn hasse. Ich kann nur daran denken, wie ich mich acht lange Jahre danach gesehnt habe.

Declan legt die Hände um mein Gesicht und neigt meinen Kopf im richtigen Winkel. Jedes Mal, wenn seine Zunge über meine streicht, wischt sie eine weitere Verletzung weg. Ich weiß, dass ich eine Idiotin bin. Ich höre sogar die leise Stimme in meinem Hinterkopf, die mir sagt, dass ich ihn aufhalten soll, doch ich bringe sie zum Schweigen.

Ich muss ihn berühren und ihn haben. Ich habe noch nie mit einem anderen geschlafen.

Es ist so lange her – viel zu lange, und Gott, in diesem Moment ist mein Begehren stärker als mein Selbsterhaltungstrieb.

Er lässt die Hände zu meinem Hals und dann zu meinen Schultern gleiten und zieht mich fester an seine Brust. Ich kralle die Finger in sein Shirt und gebe keinen Millimeter nach. Dieses Mal werde ich ihn nicht gehen lassen. Ich kann nicht.

Ich habe nicht gelogen, als ich Ellie sagte, dass ich geträumt und gehofft habe, dass wir beide einen Weg finden würden, um wieder zusammenzukommen. Und wenn das hier alles ist, was ich je bekommen werde, dann werde ich die Gelegenheit nicht vergeuden. Ich erwidere seinen Kuss und lege sämtliche Emotionen, die ich seit dem Tag, an dem er fortgegangen ist, empfunden habe, hinein.

»Declan«, sage ich und lasse die Hände auf seinen Rücken gleiten. Er fühlt sich fest und sicher an. Das brauche ich. »Bitte.«

»Nicht betteln, Syd. Ich kann nicht …«

Wir legen die Stirn aneinander und schnappen nach Luft. »Ich bettle nicht, ich bitte.«

Seine wunderschönen grünen Augen finden meine und suchen etwas darin. »Worum bittest du?«

Ich bin nicht so dumm, ihn um sein Herz zu bitten, und ich bin klug genug, um zu wissen, dass das … das hier nie funktionieren wird. Wir sind zu zerbrochen, und es ist zu lange her. Möglich, dass ich Declan für immer lieben werde, aber ich kann nicht darauf vertrauen, dass er mir nicht wehtut.

Ich glaube, was ich brauche, ist … ein Abschied.

»Liebe mich jetzt, damit wir endlich loslassen können.«

Ich halte mich für eine kluge Frau. Normalerweise treffe ich gute Entscheidungen und folge moralischen Prinzipien, die meine Mutter mir mit großer Mühe anerzogen hat.

Doch jetzt gerade bin ich das dümmste Mädchen aller Zeiten. Hier liege ich neben diesem blöden Teich im Gras, mit unseren heruntergerissenen Sachen als Decke, und bin nackt – mit Declan.

Die einzig andere plausible Erklärung ist, dass ich mich in einer fremden Dimension befinde und das hier nicht wirklich passiert.

Ja, das muss es sein, denn anders ist nicht zu erklären, dass Declan auf mir liegt und versucht, zu Atem zu kommen, nachdem wir miteinander geschlafen haben.

Gott, ich habe mit Declan geschlafen.

Was zum Teufel ist los mit mir? Was habe ich mir dabei gedacht?

Ich habe gar nichts gedacht, so viel ist verdammt sicher. Ich habe mir eingeredet, dass es … was war? Abschiedssex? Eine eigenartige Version von einem Schlussstrich und nicht die Tatsache, dass ich einsam bin und der Dummkopf mir fehlt? Das weiß ich eigentlich besser.

Vielleicht ist das ja ein Traum? Ein echt lebhafter, aber möglicherweise habe ich das ja gar nicht getan …

Ich hebe die Hand und kneife ihn. »Autsch! Wofür war das denn?«

Jepp, er ist real, und das hier ist wirklich passiert. »Wollte nur wissen, ob das ein Traum war.«

Er schaut auf mich herunter. »Es war real.«

Ich schubse ihn, und er gibt nach und rückt zur Seite. »Na toll.«

Es war ein Fehler, und ich muss von hier verschwinden. Ich schnappe mir mein Shirt, das kalt ist, nachdem es auf dem Boden gelegen hat, und ziehe es an, bevor ich mich auf die Suche nach meinen Hosen mache.

»Syd.« Auf seinen Lippen klingt mein Name weich.

»Es ist in Ordnung. Uns geht es gut. Das wird alles wieder. Sobald ich meine Hosen gefunden habe.« Ernsthaft, haben sie sich in Luft aufgelöst, als er sie berührt hat? Ich stehe auf, beginne, mich umzusehen, und hasse die Tränen, die in meinen Augen brennen.

Ich bin so wütend, weil es nur einen Kuss gebraucht hat, um mich komplett den Verstand verlieren und mir alle möglichen Ausreden einfallen zu lassen, warum das in Ordnung wäre. Er wird nie in Sugarloaf bleiben, und ich werde nie von hier wegziehen. Nicht, dass er mir einen Vorschlag in dieser Hinsicht gemacht hätte.

Herrgott, reiß dich zusammen, Syd.

»Ich bin hergekommen, um zu reden … Keine Ahnung, wie wir …«

Ich drehe mich so schnell um, dass mein Haar fliegt und mir dann ins Gesicht peitscht. »Wie wir … was? Wie wir auf einmal nackt waren und es im freien Feld wie die Teenager getrieben haben?«

Er fährt sich mit der Hand durchs Gesicht und wirkt zerzaust und unwiderstehlich. »Wie wir hier gelandet sind, wollte ich sagen, aber das andere ist auch gut.«

Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu und mache mich wieder an die Arbeit.

Meine Hände zittern, und ich weigere mich, darüber nachzudenken, was das alles bedeuten soll und was zur Hölle ich getan habe. Ich muss heute arbeiten. Außerdem wollte ich einen Schlussstrich, also werde ich das hier als meine Chance nehmen, die sprichwörtliche Tür zuzuknallen und zu gehen.

»Wir haben das schließlich schon oft hier am Teich getan. Als wir Teenager waren, war das immer gut.«

»Weißt du, was nicht gut ist? Keine Hosen!«, kreische ich, als meine Emotionen überkochen. »Ich muss von hier verschwinden und einen Seelenklempner anrufen, weil ich ganz offensichtlich einen Nervenzusammenbruch habe.«

»Weil …«

Ich drehe mich um und starre ihn aufgebracht an. »Weil ich klug bin. Weil ich so etwas nicht tue. Weil ich …«

»Weil du einen Freund hast.«

Großartig. Das hatte ich vergessen. Ich habe meinen imaginären Freund betrogen. »Das auch, aber größtenteils bereue ich es.«

Ein verletzter Ausdruck tritt in Declans Blick. »Wir müssen darüber reden, was gerade passiert ist.«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, ich muss gehen, und du musst mich lassen.«

Declan beugt sich vor, greift nach etwas und setzt sich dann wieder auf. »Hier«, sagt er und hält mir die oben erwähnten verschwundenen Hosen entgegen.

Ich nehme sie, und während ich sie anziehe, redet keiner von uns ein Wort. Was gibt es da auch zu sagen? Wir haben beide einen großen Fehler gemacht.

Er zieht sich an, und dann stehen wir da und sehen einander an.

»Ich weiß, du hast gesagt, dass du nicht reden willst, aber hoffentlich bist du bereit, mir zuzuhören. Ich habe nicht nach dir gesucht, damit es so ausgeht. Ich bin gekommen, weil ich nicht wollte, dass wir Feinde sind, und gehofft habe, wir könnten vielleicht eine gemeinsame Basis finden. Ich war damals jung, und ich weiß, dass ich dir wehgetan habe.«

»Du hast mich vernichtet«, verbessere ich ihn.

»Ich war dumm.«

Mit ganzer Macht versuche ich, nicht zu weinen. Ich werde mich den Emotionen, die in mir brodeln, nicht ergeben. Ja, ich bin wütend, aber mehr als alles andere fühle ich mich verletzt. Ich leide, weil jetzt alles wieder da ist, wenn ich ihn ansehe, ihn berühre und seine Stimme höre.

Als er in mir war, habe ich mich ganz gefühlt.

Ein fehlendes Stück von mir war gefunden worden und zurück an seinem Platz. Und das ist die größte Lüge, die ich mir je erlauben darf.

Er wird weder bleiben noch mich wieder zusammensetzen. Er wird fortgehen.

»Bleibst du in Sugarloaf?«, frage ich, aber ich weiß die Antwort schon.

»Jetzt?«

Ich lache auf und verdrehe die Augen. »Sei nicht dumm, Dec. Ich meine, nachdem du deine sechs Monate abgesessen hast. Wirst du nach Hause kommen, dich wieder in mich verlieben und bleiben?«

Er schweigt.

»Nein. Wirst du nicht.« Er braucht die Worte nicht auszusprechen. Sie stehen ihm ins Gesicht geschrieben. »Du wirst nach New York gehen, und ich bleibe abermals zurück und wünsche mir, ich wäre dir mehr wert.«

»Hör auf, Sydney.«

»Nein. Ich werde nicht aufhören. Ich werde nie aufhören, mir zu wünschen, du wärest noch der Mann, in den ich mich als kleines Mädchen verliebt habe.«

Declan macht einen Schritt nach vorn und umfasst seinen Nacken. »Warum muss es so kompliziert sein?«

Ich spüre, wie meine Augen feucht werden, aber ich halte die Tränen zurück. Ich muss das jetzt sagen, damit ich hocherhobenen Haupts von ihm fortgehen kann. »Weil du einem zehnjährigen Mädchen versprochen hast, sie bis an ihr Lebensende zu lieben. Mit dreizehn hast du diesem Mädchen einen Ring geschenkt, den du aus einem Löffel gemacht hattest, und versprochen, dass du ihn einmal durch einen Diamanten ersetzen würdest. Dann, mit sechzehn, hast du sie in den Armen gehalten und sie geküsst, als wäre sie dein ganzer Lebenssinn, und sie hat sich dir hingegeben. Erinnerst du dich daran? Weißt du noch, wie wir mit Kerzen und Decken in die Scheune geschlichen sind und einander Versprechungen gemacht haben?«

Aus seinen grünen Augen sieht er mich eindringlich und standhaft an. »Ich erinnere mich an alles.«

»Dann weißt du bestimmt noch, wann du dein Versprechen gebrochen hast, oder? Ist dir entfallen, dass du zu demselben Mädchen gegangen bist, das alles für dich getan hätte, und ihr erklärt hast, dass du es leid bist, diese Beziehung mit Gewalt fortsetzen zu wollen? Du willst wissen, warum es kompliziert ist, Declan? Weil du dieses Mädchen zugrunde gerichtet hast.«

Und dann drehe ich ihm den Rücken zu, genau wie in der Szene vor vielen Jahren, gehe davon und lasse die Fragmente meines zerschmetterten Herzens zu seinen Füßen liegen.

Vier

Sydney

Zwei Monate später