Say I’m yours - Mein Herz sagt ja - Corinne Michaels - E-Book

Say I’m yours - Mein Herz sagt ja E-Book

Corinne Michaels

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Beschreibung

Die Liebe hat immer eine zweite Chance verdient!

Seit der Highschool ist Grace in Trent, den ältesten der Hennington Brüder, verliebt. Zwanzig Jahre dauert ihre turbulente On-Off-Beziehung jetzt schon, weil Trent nie bereit ist, sich festzulegen. Als Grace den humorvollen, attraktiven Cooper kennenlernt, soll damit Schluss sein. Doch Trent gefällt es überhaupt nicht, dass die sanfte, brave Grace sich mit anderen Männern trifft. Zum ersten Mal in seinem Leben muss er kämpfen, um die Frau, die er liebt, nicht zu verlieren.

Moderne Romance mit Herz! Die leidenschaftliche Trilogie um drei attraktive Brüder aus Tennessee, die alle Herzen höherschlagen lassen - von New York Times Bestsellerautorin Corinne Michaels.

Band 1: Say you'll stay - Mein Herz in deinen Händen
Band 2: Say you want me - Mein Herz will dich
Band 3: Say I’m yours - Mein Herz sagt ja

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelWidmungZitatKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24EpilogDanksagungÜber die AutorinAlle Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Seit der Highschool ist Grace in Trent, den ältesten der Hennington Brüder, verliebt. Zwanzig Jahre dauert ihre turbulente On-Off-Beziehung jetzt schon, weil Trent nie bereit ist, sich festzulegen. Als Grace den humorvollen, attraktiven Cooper kennenlernt, soll damit Schluss sein. Doch Trent gefällt es überhaupt nicht, dass die sanfte, brave Grace sich mit anderen Männern trifft. Zum ersten Mal in seinem Leben muss er kämpfen, um die Frau, die er liebt, nicht zu verlieren.

CORINNE MICHAELS

SAY I’m

YOURS

M E I N H E R ZS A G T J A

Aus dem amerikanischen Englisch vonMichaela Link

Für meine Großmütter …

Oma Cory, ich weiß, du wirst das hier nie lesen, weil du nicht mehr unter uns weilst, aber ich bin sicher, du passt auf mich auf. Danke, dass du mir gezeigt hast, wie schön es ist, Spaß zu haben. Du hast dich im Leben für nichts gerechtfertigt und dein Faible für Liebesromane an mich weitergegeben. Danke, dass du die Bücher von Danielle Steel auf meine Augenhöhe ins Regal gestellt hast, dass du mir Geschichten aus deiner wilden Jugend erzählt und Zigaretten in der Küchenschublade liegen gelassen hast (auch wenn du nicht weißt, dass ich mir welche stibitzt habe). Ich liebe dich und vermisse dich jeden Tag.

Oma Mary, du hast mir die Augen geöffnet und mir die Frau gezeigt, die ich sein möchte. Ich wünsche jedem eine Oma, die nur halb so unglaublich ist wie du. Du hast meine Liebe zum Lesen und Schreiben mein ganzes Leben lang unterstützt. Mehr noch, du hast mir das Licht gezeigt, das ich in der Dunkelheit finden kann. Du bringst mich zum Lachen, du zauberst mir ein Lächeln ins Gesicht, und nur mit dir ist mein Herz vollkommen. Ich liebe dich!

Oma Gert, du bist der Inbegriff von Stärke und Schönheit. Du hast in deinem Leben mehr ertragen, als ich mir vorstellen kann. Dennoch hast du von ganzem Herzen geliebt. Danke, dass du mir gezeigt hast, wie man sich durchkämpft. Ich hoffe, ich kann wenigstens annähernd so sein wie du. Ich liebe dich!

»Du hast einen Platz in meinem Herzen, den niemand sonst einnehmen könnte.«

F. Scott Fitzgerald

Kapitel 1

»Geh nicht weg!«, ruft Trent, als ich mich in Bewegung setze. »Grace!«

Ich stocke. Diesen Tanz haben wir bereits hundertmal getanzt. Ich kenne die Schritte auswendig – zwei vor, zehn zurück. Wir umkreisen die Tanzfläche und finden nie unseren Rhythmus.

»Ich habe die Nase voll«, antworte ich mit dem Rücken zu ihm. »Davon, nur dann gut genug zu sein, wenn es dir gerade in den Kram passt. Zu warten und zu hoffen, dass du mir endlich sagst, dass du mich liebst. Ich kann so nicht weitermachen.«

Als ich ihn näher kommen höre, rast mein Herz. Wenn es etwas in meinem Leben gibt, dem ich nicht widerstehen kann, dann ist er es. Er weiß, was er tut, und hat es immer gewusst. Ich kann Trent einfach nicht loslassen. Mein Herz hat immer ihm gehört. Jedes Mal, wenn ich fortgehe, renne ich gleich wieder zu ihm zurück.

Dumm, ich weiß.

Es ist hart, einen Mann zu lieben, der meine Liebe niemals erwidern wird. Fast zwanzig Jahre lang habe ich darauf gewartet, dass Trent Hennington mir sein Herz schenkt. Endlich habe ich begriffen, dass das niemals passieren wird. Jetzt gebe ich auf, ich werde nicht mehr darum kämpfen.

»Bitte.« Dieses eine Wort lässt seine Stimme brechen. »Geh nicht. Nicht jetzt. Ich gebe mir wirklich Mühe, Liebling. Ich tue alles, um es auf die Reihe zu kriegen.«

Bei seinen Worten krampft sich mein Magen zusammen. Aber dieses Mal werde ich nicht weich. Dieses Mal komme ich nicht zurück.

Er packt meine Schultern, zieht mich an sich und drückt seine Lippen auf mein Haar. Sein Atem ist warm, ich schließe die Augen. Diese Sehnsucht, dieses Verlangen sind der Grund, warum ich doch immer wieder zu ihm zurückkehre. Die Art, wie er mich berührt und meinen Körper dazu bringt, mit seinem verschmelzen zu wollen, wie er jeden Nerv in mir zum Leben erweckt, gibt mir Hoffnung. Aber ich weiß, dass diese Hoffnung nur ein Traum ist. Weil ich mich der Realität nie stellen wollte.

Ich muss gehen.

Ich muss ihn loslassen. Nicht, weil ich ihn nicht liebe, sondern weil er sich niemals ändern wird.

Und ich brauche eine Veränderung.

»Wenn es dir endlich gelungen ist, hoffe ich, dass du glücklich wirst.« Ich drehe mich zu ihm um, damit er sieht, dass ich es ernst meine. »Ich hoffe, du findest die Frau, der dein ganzes Herz gehört, aber die bin nicht ich. Auch wenn ich versucht habe, es zu sein.« Eine Träne läuft mir über die Wange, ich lasse es geschehen. »Weiß Gott, das habe ich. Ich habe dir alles gegeben, während du mich hingehalten hast. Es ist die Hölle für mich, und das will ich nicht mehr. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Du bist der einzige Mann, mit dem ich mir jemals ein gemeinsames Leben vorgestellt habe.« Ich habe genug davon, hungrig zu sein. Ich möchte endlich das ganze verflixte Festmahl.

»Grace«, sagt Trent und tritt einen Schritt vor.

»Nein.« Ich weiche einen Schritt zurück. Dann hebe ich die Hand und wiederhole: »Ich bin nicht die richtige Frau für dich. Ich spiele da nicht mehr mit. Es tut zu weh. Erst letzte Woche habe ich dir gesagt, dass es vorbei ist, aber dann bist du gestern Nacht aufgetaucht, und alles ging wieder von vorn los. Erst bist du süß und liebevoll, dann ziehst du mir den Boden unter den Füßen weg. Das machst du nicht noch mal mit mir. Wenn du mich jemals auch nur ein bisschen geliebt hast, lässt du mich jetzt gehen.«

Trent Hennington wird mich vernichten, wenn ich noch länger bleibe.

»Du bist diese Frau! Du bist es immer gewesen!« Er kommt näher. »Du bist diejenige, die ich will, Gracie.«

»Nein, bin ich nicht.« Ich schlüpfe aus der Ecke, in die er mich getrieben hat.

»Ich brauche dich!«, ruft Trent. »Ich will dich!«

Ich halte inne und sage über die Schulter hinweg: »Bitte, ich flehe dich an, lass das.«

Ohne seine Antwort abzuwarten, laufe ich zügig weiter.

Als ich endlich wieder den Saal betrete, in dem der Hochzeitsempfang meiner besten Freundin Presley stattfindet, bleibe ich stehen.

Obwohl die Musik laut aufgedreht ist, höre ich nur das Echo von Trents Worten. Meine Füße sind wie gelähmt, ich starre meine Freunde an, die das Fest genießen. Presley und ihr Mann, Zachary Hennington, liegen einander in den Armen, freudestrahlend. Sie haben um ihr Glück gekämpft und es nie als etwas Selbstverständliches betrachtet. Presley war schon einmal verheiratet und hat zwei Söhne im Teenageralter, und trotzdem haben Zach und sie ihren Weg gefunden. Auch Trents jüngerer Bruder Wyatt ist heute hier, mit seiner frischgebackenen Ehefrau Angie. Sie alle sind glücklich, während ich mich fühle, als würde ich zerbrechen.

Ausgerechnet ich musste mich in den Hennington verlieben, der niemals klüger und erwachsen wird.

»Bitte, Gracie. Verlass mich nicht.«

Ich höre Trents tiefe Stimme und atme kurz aus.

»Ich möchte das hier«, sage ich und betrachte die Szene vor mir. »Ich will heiraten. Ich will eine Liebe, die erst der Tod scheidet. Eine Liebe, wie deine Brüder sie gefunden haben. Ich will, dass du mich liebst, aber du tust es nicht. Du wirst mir niemals dein Herz schenken.«

Er steht so nah hinter mir, dass ich seine Wärme im Rücken spüre, als er murmelt: »Du irrst dich.«

Nein. Tue ich nicht. Ich habe ihm so viele Chancen gegeben, mich an sich heranzulassen. Ich habe ihm Jahre geschenkt, die ich niemals zurückbekommen werde. Zorn kocht in mir hoch, weil er mich wieder nicht freigibt. »Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, und ich habe es satt zu warten.«

»Du brauchst nicht zu warten, Grace. Ich stehe direkt hier bei dir.«

Ich begegne Presleys Blick, und sie runzelt die Stirn. Dann macht sie einige Schritte auf mich zu, aber ich schüttele den Kopf. Es ist ihre Hochzeit, sie muss mir nicht zu Hilfe kommen. Es wird höchste Zeit, dass ich anfange, mir selbst zu helfen.

Ich drehe mich um, damit Trent sehen kann, dass ich es ernst meine. »Es sollte nicht so schwer sein, mich zu lieben. Ich bin kein liebeskranker Teenager mehr. Das mit uns ist zu Ende. Es ist schon seit Jahren zu Ende. Es war zu Ende, als ich vor drei Monaten Schluss gemacht habe, und heute ist es definitiv zu Ende. Egal, was du sagst, es wird nichts daran ändern.«

Mit ernster Miene greift er nach meinen Armen. Er drückt seine Lippen auf meinen Mund. Obwohl ich es nicht will, schlinge ich ihm meine Arme um den Hals und halte mich an ihm fest. Unsere Lippen bewegen sich im Einklang miteinander, aber mein Herz zieht mich fort.

Das hier ist mein Lebewohl.

Es ist das allerletzte Mal, dass meine Lippen seine berühren.

Es war mein voller Ernst, als ich gesagt habe, dass es zu Ende sei.

In diesem Kuss liegt eine schreckliche Verzweiflung. Ich spüre, wie er darum kämpft, dass ich an uns festhalte, aber ich habe bereits losgelassen.

Er beendet unseren Kuss und lehnt sich zurück, um mir in die Augen zu schauen. »Ich werde es auf die Reihe kriegen«, verspricht er. »Ich werde dir zeigen, dass wir zusammengehören. Ich weiß, dass ich es vermasselt habe. Ich habe dir allen Grund gegeben zu gehen. Aber ich will dich nicht verlieren.«

»Warum?«, frage ich. Das verwirrt mich wirklich. Warum will er jetzt um mich kämpfen, wo er mich doch vor einer Woche bereitwillig hat ziehen lassen? »Warum jetzt?«

Trent streicht mir über die Wange. »Weil du zu mir gehörst. Du bist meine Frau.«

Ich schüttele den Kopf. »Da irrst du dich gewaltig.« Bestimmt schiebe ich seine Hand weg und nehme all meine Kraft zusammen. Es ist Zeit, endlich einen Schlussstrich unter unsere Geschichte zu ziehen. »Ich gehöre nicht zu dir, Trent.«

Meine Beine zittern, aber ich schaffe es, mich abzuwenden und davonzugehen. Tränen trüben meine Sicht, und mein Herz fühlt sich so schwer an wie Blei. Jeder Schritt, den ich mache, schmerzt, aber ich gehe weiter und erlaube einer einzelnen Träne, über meine Wange zu rollen, als ich meine Vergangenheit hinter mir lasse.

»Auf die Braut und den Bräutigam!« Ich hebe mein Glas, um meiner besten Freundin und ihrem frisch angetrauten Ehemann zuzuprosten. Alle wiederholen meine Worte, während wir auf Presley und Zach trinken.

Als ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse, setze ich ein unechtes Lächeln auf, das sofort verschwindet, sobald ich Trent sehe. Ich blicke in das Spiegelbild meines Schmerzes. Mir bleibt die Luft weg, und die Zeit scheint stillzustehen. Er schaut mich an, während er sich mit den Händen durch sein sandfarbenes Haar fährt und leicht auf seinem Stuhl hin und her rutscht. Er weigert sich, den Blickkontakt zu beenden. Alles an ihm strahlt Selbstbewusstsein und Männlichkeit aus, doch nun lese ich in seinen Augen auch großen Kummer.

Ich sollte wegschauen. Ich sollte aufstehen und gehen und dem auf der Stelle ein Ende bereiten, aber ich kann den Blick nicht von ihm losreißen. Ich bin offensichtlich nicht ganz bei Sinnen, wiederhole ständig meine Fehler, in der Hoffnung, dass diesmal alles anders wird. Aber das wird niemals geschehen. Ich habe es satt, es sattzuhaben. Mehr als alles andere habe ich die ständige Zurückweisung satt. Aber auch wenn ich mit ihm Schluss gemacht habe – alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen, und er ist die älteste Gewohnheit, die ich habe.

»Hey.« Angie, Wyatts Frau, versetzt mir einen sanften Stups. »Hör auf, ihn anzustarren. Er ist keine einzige weitere Sekunde deiner Zeit wert.«

»Ich weiß. Ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, er wäre ein anderer.« Das Eingeständnis tut weh.

»Er wird sich niemals ändern«, mahnt Angie.

Obwohl wir noch nicht sehr lange befreundet sind, weiß sie mehr über meine Beziehung mit Trent als irgendjemand sonst. Bei einem gemeinsamen Mittagessen vor einigen Monaten habe ich ihr mein Herz ausgeschüttet: wie verletzt ich war und dass ich schon überlegt hatte, mit einem anderen Mann auszugehen, was unglaublich dumm war – und immer noch ist –, wenn man bedenkt, dass dieser andere Mann der Bruder meiner besten Freundin ist.

Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es nicht viele Alternativen gibt. In Bell Buckle aufzuwachsen ist eine echte Herausforderung. Es gibt kaum Privatsphäre, das Angebot an jungen Männern ist knapp, und es ist ein Ding der Unmöglichkeit, gewissen Leuten aus dem Weg zu gehen. Angie versteht das und ist wahrscheinlich die einzige Menschenseele, die ich kenne, der ich mein Herz ausschütten kann, ohne verurteilt zu werden.

Es ist Wahnsinn.

Es ist frustrierend.

Es ist das Leben in einer Kleinstadt.

»Ich hasse ihn«, murmele ich mit Tränen in den Augen.

»Nein, das tust du nicht, aber es wäre besser, wenn du es tätest.«

Sie hat recht. Ich habe – verrückt, wie ich nun mal bin – gehofft, dass Trent mich ebenfalls lieben würde, aber das war offensichtlich ein Irrtum.

»Ich glaube, er sieht mich jetzt nur deshalb, weil ich ihn endgültig verlassen habe.« Ich greife nach meinem Glas und kippe einen großen Schluck Wein hinunter.

Angie nimmt meine Hand. »Was daran liegt, dass du ihn nie dazu bringst, etwas anderes zu sehen.« Sie richtet sich auf ihrem Stuhl auf. »Hör mal, ich bin weit davon entfernt, die weltbeste Expertin in Sachen Männer zu sein. Aber als ich Wyatts Rückzug nicht länger ertragen konnte, bin ich gegangen. Es war die einzige Möglichkeit, ihn zu der Entscheidung zu zwingen, ob unsere Liebe es wert ist. Du musst das Gleiche tun, Liebes. Du kannst so nicht weiterleben. Du bist zauberhaft, und dein Mann sollte dich so behandeln, als seist du sein Ein und Alles. Also, zeig ihm, dass du es ernst meinst und nicht mehr warten wirst.«

Das ist ein weiterer Grund, warum ich Angie so mag und ihr vertraue. Sie ist unabhängig und hat viel mehr Mut als ich. Wyatt und sie haben einiges durchgemacht. Selbst als es mit ihrer Beziehung bergab ging, war sie so viel tapferer, als ich es jemals sein könnte. Als Wyatt sie zurückgewiesen hat, hat sie ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Ich wünschte, ich wäre genauso stark. Denn am Ende hat ihr Mann sich endlich richtig verhalten. Er hat alles aufgegeben, um sie zurückzugewinnen.

»Ich bin nicht wie du.«

Angie schüttelt den Kopf. »Du traust dir nur nicht genug zu.« Sie schaut durch den Raum und hält dann inne. »Es gibt hier jemanden, der dich sieht. Ich meine, der dich wirklich sieht.«

Ich drehe mich gerade weit genug auf meinem Stuhl herum, um festzustellen, wen sie meint. Zugegeben flattert mein Magen ein ganz klein wenig, als ich ihn entdecke. Cooper Townsend. »Ich kann nicht.« Ich wende mich wieder zu ihr um und schüttele den Kopf. »Wir haben schon darüber gesprochen. Erstens ist er Presleys Bruder!«, zische ich. »Zweitens liebe ich Trent immer noch, auch wenn ich Schluss gemacht habe.«

Ihr Blick wird mitfühlend. »Das weiß ich. Und Cooper weiß es ebenfalls. Das ist auch der Grund, warum er die Sache nicht weiter forciert hat. Der Mann ist nicht blind, aber vielleicht hat er noch eine Chance verdient?«

»Ich will ihm nicht wehtun.«

Angie zuckt mit den Schultern. »Ich denke, Cooper ist mehr als bereit, dieses Risiko einzugehen. Und ich denke, dass es ihm großen Spaß machen würde, meinen Schwager zu ärgern. Die beiden haben nicht mehr viel füreinander übrig.«

Das ist die Untertreibung des Jahres. Cooper und Trent mochten früher mal Freunde gewesen sein, mittlerweile aber trennt sie so gut wie alles. Im letzten Monat ist es noch schlimmer geworden. Ich denke, Trent weiß, dass Cooper mehr als freundschaftliche Gefühle für mich hegt. Bei dem Gedanken daran muss ich seufzen. Mein Leben ist zu einer Südstaaten-Seifenoper geworden.

»Angie, du hast deinen Verstand verloren.«

»Über einen Mann kommt man am besten mit einem anderen Mann hinweg, das ist mein Motto.«

Ich mache große Augen. »Das ist nicht dein Ernst.«

»Und wie. Du bist keine Nonne. Du bist frei und ungebunden und hast nichts falsch gemacht. Es ist dein gutes Recht, mit wem auch immer du willst zu schlafen. Wenn du meinem neuen Schwager damit nebenbei eine Lektion erteilen kannst, umso besser. Das Ego der Henningtons ist groß, meine Liebe. Es wird Zeit, es anzukratzen.«

Ich schaue über meine Schulter, und Cooper lächelt mich an. Das Beste, was ich zustande bringe, ist ein zaghaftes Winken, bevor ich mich wieder zu Angie umdrehe. »Und wenn ich Cooper dabei wehtue?«

Sie lacht spöttisch. »Wenn du ehrlich zu ihm bist, wirst du ihm nicht wehtun.«

»Ich glaube, ihr Yankees vergesst, wie die Dinge hier unten laufen.«

»Wenn du das sagst. Ich werde jetzt nach Presley sehen. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde. Denk dran, da ist ein wirklich toller Typ, der sich für dich interessiert …«

Angie steht auf, und ich unterdrücke den Drang zu schreien. Mit Cooper ausgehen? Wie soll das überhaupt funktionieren? Er ist nicht einmal mein Typ. Er ist nett, liebevoll, aufmerksam … normal.

Ich stehe mehr auf den gebrochenen Typ Mann, der sich nicht binden will.

Während ich die Hochzeitsgäste auf der Tanzfläche beobachte, denke ich daran, wie anders alles hätte sein können. Trent und ich hätten verheiratet sein und Kinder haben können, wir hätten glücklich sein können, aber das ist nicht der Fall. Stattdessen vollführen wir immer wieder den gleichen Tanz: Er zieht sich zurück, ich klammere erst und lasse dann los.

Ich sehe, wie Angie und Presley glücklich lächeln, und es versetzt mir einen schmerzhaften Stich.

In Gedanken versunken schenke ich mir noch ein Glas Wein nach und nehme einen großen Schluck. »Ein anderer Mann«, wiederhole ich Angies Worte und schnaube verächtlich. »Wer denn? Schließlich stehen die Männer nicht gerade Schlange, um mit einer ehemaligen Miss Bedford County auszugehen.« Entschlossen schüttele ich den Kopf. »Cooper? Pfft. Cooper hat kein Interesse an …«

»Kein Interesse an was?«

Oh nein. Fettnäpfchen. Nur ich kann mitten im Satz dabei ertappt werden, wie ich laut mit mir selbst rede wie eine Irre. »Cooper, hi.« Meine Wangen werden heiß, als er mich angrinst. »Nichts. Ich habe nur mit mir selbst geredet. Du weißt schon, ich beobachte und kommentiere.«

Weil ich eine Idiotin bin.

Er streicht mir mit dem Zeigefinger über die Wange, die daraufhin umso heißer brennt. »Und was hast du in meinem Fall beobachtet?«

»In deinem Fall?«, piepse ich und räuspere mich dann. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst. Ich hab dich nicht mal angesehen.«

Er grinst. »Aber ich habe dich meinen Namen sagen hören, Grace Rooney.«

Am liebsten würde ich mich unter diesem Tisch verkriechen und nie wieder zum Vorschein kommen. »Es ist nichts. Ich habe eine Bemerkung über etwas gemacht, das Angie erwähnt hatte. Darüber, dass du … ein … ein … Pferd kaufen willst«, lüge ich. »Jep. Ein Pferd.«

Er schmunzelt. »Klar.« Cooper schnappt sich einen Stuhl und setzt sich verkehrt herum darauf. »Ich kenne Angie, und sie redet für gewöhnlich nicht über Pferde. Außerdem hat sie gar nichts mit dem Geschäft zu tun. Also, woran genau habe ich kein Interesse?«

Mein Puls beschleunigt sich, während ich versuche, mir etwas auszudenken. »Es ist nichts.«

»Grace«, beharrt er mit warmer Stimme.

»Fordere die Dame zum Tanzen auf, Junge.« Mrs Townsend taucht wie aus dem Nichts auf. »Sie hat fast den ganzen Abend allein hier gesessen.«

Na wunderbar. Jetzt verkuppelt mich die Mutter meiner besten Freundin. Wahrscheinlich kann sie meine Verzweiflung riechen. Sechsunddreißig, ehemalige Schönheitskönigin, nie verheiratet gewesen und außerstande, endlich unter die Haube zu kommen. Ich bin der Traum jeder Südstaatenmutter.

»Ich glaube, Cooper will nicht tanzen, Mrs Townsend. Er ist …«

»Tatsächlich«, widerspricht er und steht von seinem Stuhl auf, ohne mich aus den Augen zu lassen, »wäre es mir eine Ehre.« Er hält mir die Hand hin und wartet. Ich starre ihn an und warte darauf, dass mir einfällt, was ich antworten soll, während mein Magen sich verkrampft. Es ist ja nicht so, dass ich nicht bereits seit einer Weile mit dem Gedanken gespielt hätte, aber wenn wir jetzt hier tanzen, wird das ein Statement sein. Und ich weiß nicht, ob ich es wirklich setzen will.

Mein Herz rast, als ich seine ausgestreckte Hand betrachte. »Grace?« Cooper sieht mich mit seinen grünen Augen eindringlich an.

Es ist nur ein Tanz. Trent ist nicht mein Freund. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, haben wir unserer Beziehung nie eine offizielle Bezeichnung gegeben. Außerdem habe ich beschlossen, was immer das zwischen uns war, zu beenden, und Angie zufolge hat Presley nichts dagegen einzuwenden, wenn ich mit ihrem Bruder tanze. Also gibt es keinen Grund, es nicht zu tun, oder?

Richtig.

Ich setze ein Lächeln auf, lege meine Hand in seine und sage: »Ich würde liebend gern tanzen.«

Seine warme Hand umschließt meine, und er führt mich zur vollen Tanzfläche hinüber. Wir bleiben am Rand der Menschenmenge stehen, und er dreht sich zu mir um. »Entspann dich.« Er legt seine kräftigen Arme um mich. »Es ist nur ein Tanz, und ich bin derjenige, der mit dir tanzt. Wie früher, als wir noch Kinder waren.«

Ich schüttele den Kopf und grinse, obwohl der Vergleich hinkt. Damals war er ein Freund, fast ein Bruder, aber das hier hat nichts Geschwisterliches an sich. »Ich weiß.«

»Dann hör auf zu zittern wie Espenlaub.«

»Es ist eben einfach so, dass du du bist …«

Und wahnsinnig heiß.

»Und du bist …«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich bin ich. Wir kennen uns, seit ich sieben war. Ich meine, du bist Cooper! Der Junge, der an meinen Zöpfen gezogen und Dreck auf mein Sandwich geschmiert hat.«

Er lacht. »Das war nur ein einziges Mal, und ich war davon überzeugt, dass du ›Cooper Townsend isst Popel‹ an die Wand auf der Toilette geschrieben hast.«

Das war tatsächlich ich, auch wenn es nie rausgekommen ist. Damals glaubte ich, ich sei in ihn verliebt, während er allen Jungs erzählte, ich würde wie Käse riechen. Daraufhin rächte ich mich, so wie Mädchen sich eben rächen: indem sie dumme Sprüche an die Toilettenwand kritzeln. In unserer winzigen Stadt hat es nicht lange gedauert, bis sich die Neuigkeit über das Kunstwerk verbreitet hat. Natürlich stritt ich alles vehement ab, woraufhin Cooper es sich zur Mission machte, den Urheber zu finden.

»Möchtest du die Wahrheit wissen?« Ich grinse.

Cooper zieht die Mundwinkel hoch, als er versteht. »Wusste ich’s doch! Ich wusste, dass du es warst.« Seine Augen funkeln.

»Nun, du warst gemein zu mir! Und ich war damals in dich verknallt.«

»Wirklich?«, fragt er.

»Ähm.« Ich kichere. »Ja. Das hast du genau gewusst!«

Er schüttelt den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung.«

»Egal. Es hat nur ungefähr zwei Tage angehalten. Dann hast du irgendeine eklige Jungensache gemacht, und ich war darüber hinweg, aber in diesen zwei Tagen … war ich hin und weg. Außerdem, wenn meine Mom je in Erwägung gezogen hätte, dass du und ich … also, dann hätte ich nicht mehr bei Presley übernachten dürfen. Und so wichtig warst du mir auch wieder nicht.«

Ich habe Cooper nicht wirklich gemocht. Sicher, er war gut aussehend und witzig, aber er hat mich immer angesehen, als sei ich ein nerviges kleines Mädchen. Was ich zugegebenermaßen auch war. Allerdings hing er ständig mit Trent zusammen, als wir jünger waren. Und für den hatte ich auch damals schon Gefühle entwickelt.

Doch jetzt bin ich mit Trent fertig, und Cooper steht vor mir.

Er hält mich fest in seinen Armen. Trent und er sind ganz unterschiedliche Typen. Cooper hat dunkelbraunes Haar, grüne Augen und einen Dreitagebart, wie ihn Frauen lieben. Außerdem ist er sehr groß und dank der Arbeit auf der Farm muskulös.

»Also?«, reißt Cooper mich aus meinen Gedanken. »Hast du noch mal über mein Angebot nachgedacht?«

Ich habe gehofft, er würde dieses Thema nicht noch einmal zur Sprache bringen. Ich bin hin- und hergerissen. Mich auf ein Date mit Cooper einzulassen, würde vieles ändern. Trent und ich sind erst seit einer Woche getrennt, und ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, wieder mit jemandem auszugehen, so kurz nach meinem Streit mit Trent – der mit einem Kuss endete. Ich brauche einfach etwas Zeit.

»Ich habe darüber nachgedacht, aber noch keine Antwort.«

»Kein Problem, ich kann warten.«

Ich seufze, und er wirbelt mich erneut herum, vollkommen unbeeindruckt von meinem Ausweichmanöver. »Du musst vielleicht noch eine ganze Weile warten.«

»Das bin ich ja schon gewohnt.« Er zieht unsere verschränkten Hände zwischen unsere Oberkörper. »Ich kann geduldig sein, wenn es sich lohnt.«

Jedes seiner Worte ist ehrlich gemeint.

»Was, wenn wir niemals mehr sein werden als gute Freunde? Was, wenn sich deine Gefühle als nicht echt erweisen?«

»Nun.« Cooper grinst. »Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Ich darf eine heiße Braut ausführen.« Er zieht mich auf, aber sein Blick ist feurig.

Ich verdrehe die Augen. »Wie auch immer.«

»Ernsthaft, Grace. Dunkelbraunes Haar und hellblaue Augen, das ist selten. Du bist die Verkörperung der Xena-Fantasie, die ich mit vierzehn hatte.«

»Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt oder gekränkt fühlen soll.« Aber schön zu wissen, dass er mich heiß findet. »Also bin ich nur eine Eroberung? Damit du dich besser fühlst, nach deinem Date mit Betsy?«

Im vergangenen Jahr hatte Cooper eine Verabredung mit Betsy Barker – ohne es vorher zu wissen. Es ist allgemein bekannt, dass sie einander hassen. Immer gehasst haben. Betsys Mom hat Vivienne Townsend irgendwie dazu gebracht, ihn zu einem Blind Date mit Betsy zu schicken.

Natürlich haben Presley und ich gewusst, wen er treffen sollte, aber seine Ahnungslosigkeit hat es umso unterhaltsamer gemacht, das Ganze zu beobachten.

Er schaudert. »Du belegst den zweiten Platz direkt hinter dieser Teufelin. Ich weiß nicht, ob du ihr Level an Abscheulichkeit erreichen wirst. Obwohl du es vielleicht schaffen könntest.«

Ich schlage ihm auf die Brust und lächele. »Blödmann. Aber ernsthaft, ich brauche mehr Zeit zum Nachdenken.«

Cooper schaut mich ernst mit seinen olivgrünen Augen an. »Genau damit musst du aufhören. Du denkst viel zu viel nach, und es wird Zeit, dass du anfängst zu handeln. Hör ausnahmsweise einmal auf dein Herz.«

»Und du denkst, mein Herz sagt, es will dich?«, frage ich mit aufrichtiger Miene.

»Ich schätze, darauf werden wir es ankommen lassen müssen, nicht wahr?«

Als Cooper mich wieder herumwirbelt, fange ich Trents Blick auf. »Ja.« Ich schaue nicht weg. »Ich schätze, das müssen wir.«

Kapitel 2

Als Cooper und ich unseren Tanz beendet haben, gehe ich hinüber zur Theke. »Also«, erklingt Presleys Stimme hinter mir, »du und Cooper, hm?«

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. »Es war nur ein Tanz, Pres.«

Sie hebt kopfschüttelnd die Hände. »Ich sage ja nicht, dass es was Schlechtes ist, Süße.«

Vielleicht tut sie das nicht, aber es ist gewiss auch nichts Gutes. Ich bin mir nicht sicher, ob aus Cooper und mir jemals mehr werden kann als das, was wir jetzt sind – nämlich Freunde. Nicht nur, weil mein Herz einem anderen gehört, sondern auch, weil es schwerwiegende Folgen hätte, wenn es nicht funktioniert. Unsere Mütter sind beste Freundinnen, Presley ist eine meiner engsten Freundinnen, Cooper hat geschäftlich mit den Henningtons zu tun … eine vorprogrammierte Katastrophe. Und ich mittendrin. Darauf kann ich wirklich verzichten.

Der Barkeeper reicht mir meinen Drink, und ich kippe den Alkohol herunter und bestelle dann ein Glas Wasser. »Da läuft nichts.«

»Ihr habt beim Tanzen sehr süß ausgesehen.«

»Sicher.«

Sie schaut zu ihm hinüber und dann wieder zu mir. »Er mag dich schon seit einer ganzen Weile, weißt du?«

Ich habe es in der Tat gewusst, aber mir war nicht klar, dass sie es ebenfalls wusste. »Wann hast du das bemerkt?«

Sie grinst und hakt sich bei mir unter. »Gleich nach meiner Rückkehr nach Bell Buckle, da hat er dich anders angesehen. Erinnerst du dich an den Abend, an dem wir zum ersten Mal wieder zusammen ausgegangen sind?« Ich nicke. »Da ist es mir aufgefallen. Ich dachte, ich bilde es mir vielleicht nur ein, aber als du und Trent wieder zusammen wart, hat er damit aufgehört. Und als du dann wieder Schluss gemacht hattest, war offensichtlich, dass er dich wirklich mag.«

All das war mir damals nie aufgefallen, aber ihre Beobachtungen kommen mir äußerst plausibel vor. »Als Trent und ich mal wieder eine Beziehungspause eingelegt haben, hat Cooper mich zum Essen eingeladen«, gestehe ich.

Ich wollte es ihr schon früher erzählen, schließlich haben wir nicht viele Geheimnisse voreinander. Aber auch nur die Erwägung, mit Cooper auszugehen, fühlte sich so falsch an, dass ich beschloss, dass es auch falsch ist. Dann kam die Hochzeit, und Presley hatte andere Sorgen, und Angie zog hierher – und je mehr Zeit verging, umso merkwürdiger fühlte es sich an, ihr davon zu erzählen.

»Aber du hast Nein gesagt?«

»Er ist dein Bruder! Und er ist mit Trent befreundet, der nicht nur mein Ex, sondern auch der Bruder deines frischgebackenen Ehemanns ist. Ich meine, geht es eigentlich noch komplizierter?«

Wehmütig lässt sie den Blick durch den Raum schweifen. »Ich habe vor nicht allzu langer Zeit gelernt, wie kostbar das Leben ist. Man bekommt nichts geschenkt. Es gibt für rein gar nichts eine Garantie. Ich stehe hier und schaue mich voller Ehrfurcht um. Ich habe nichts Weltbewegendes getan. Ich rette keine Leben oder unterrichte Kinder.« Sie stupst mich mit dem Ellbogen an. »Aber jetzt habe ich zwei unglaubliche Söhne und einen Mann, den ich nicht verdiene. Warum solltest du weniger Glück verdienen als ich, Grace? Warum solltest du allein bleiben, weil ein Mann, den du liebst, seinen Hintern nicht hochbekommt?«

Darauf weiß ich keine Antwort.

Presley fährt fort: »Eins sage ich dir – wenn du dir eine Chance durch die Lappen gehen lässt, werde ich dir in deinen hübschen Hintern treten.«

Die letzte Bemerkung klingt aus ihrem Mund so absurd, dass ich prustend lachen muss. »Presley!«

»Ich meine es ernst!« Sie reicht mir eine Serviette, und wir kichern. »Du bist eine meiner besten Freundinnen, und ich habe dich viel zu lieb, um zuzusehen, wie du eine Chance vertust. Also, triff dich mit Cooper. Wer weiß, vielleicht steht ihr ja wirklich aufeinander. Was, wenn er der Mann deiner Bestimmung ist?«

Ich schaue in ihre grünen Augen, die voller Liebe und Verständnis leuchten. »Was, wenn es schiefgeht?«

Sie zuckt mit den Schultern. »Nun, das wirst du nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst, oder?«

Mein Blick wandert zu Cooper hinüber, der mit seiner Mutter tanzt. Er strahlt, während er sie mühelos über die Tanzfläche wirbelt. Ich erinnere mich an das Gefühl seiner starken Arme unter meinen Händen und denke über Presleys Worte nach. Was, wenn er der Richtige ist? Was, wenn ich den Mann direkt vor meiner Nase übersehen habe, während ich darauf gewartet habe, dass Trent endlich erwachsen wird?

Cooper schaut zu mir herüber, und ich ziehe schnell den Kopf ein. Ertappt – wieder einmal.

Langsam drehe ich mich zu meiner Freundin um, weil ich unbedingt Coopers Blick meiden will. Presley steht da und beißt sich auf die Lippen. »Sag jetzt bloß nichts.«

Sie hebt die Hände. »Meine Lippen sind versiegelt«, antwortet sie und lächelt mich an.

»Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht«, lenke ich ein, obwohl ich weiß, dass ich es nicht sollte. Das Letzte, was ich im Moment brauche, ist ein anderer Mann. Noch dazu Cooper Townsend. Das ist die dümmste Idee, von der ich je gehört habe.

»In Ordnung.« Presley lächelt. »Jetzt gehen wir tanzen!«

Die Musik wechselt zu einem Line Dance, den ich nur allzu gut kenne. Sie greift nach meiner Hand, und wir stürzen uns ins Getümmel.

Den Rest des Abends verbringe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht und erfreue mich am Glück meiner besten Freundin, denn wenn irgendjemand diesen Tag verdient – dann sie.

»Grace!«, brüllt meine Mutter in den Hörer. »Bist du das, Süße?«

Mama ist auf ihrem Mädelsausflug mit Mrs Kannan, Mrs Townsend und Mrs Hennington. Einmal im Jahr nehmen sie sich eine Auszeit, trinken Gott weiß was und tun so, als seien sie immer noch jung. Es ist entzückend und ein wenig albern, wenn sie uns nach ihrer Rückkehr die Fotos zeigen. Das Bild von meiner Mutter, wie sie in New Orleans einen persönlichen Striptease bekommt, hat sich auf ewig in mein Gehirn eingebrannt.

»Ja, Mama. Ich bin’s, du brauchst nicht zu brüllen. Ich bin nicht taub – noch nicht.«

»Na ja, wir sind weit weg in Mexiko.«

Wie oft ich es ihr auch sage, sie begreift einfach nicht, dass ich sie hören kann, egal wie weit sie entfernt ist.

»Dein Handy funktioniert auch in Mexiko hervorragend. Amüsiert ihr euch?«, frage ich und werfe mich aufs Sofa.

»Und wie!« Sie lacht spöttisch, als sollte ich es inzwischen besser wissen. »Morgen wollen wir mit dem Gleitschirm fliegen. Macie hat gesagt, entweder das, oder wir gehen schnorcheln. Du weißt, was ich davon halte, mir das Haar nass zu machen, daher habe ich dem Gleitschirmflug zugestimmt.«

Ich unterdrücke ein Lachen. Sie ist verrückt. Gut, diese Damen sind alle verrückt, aber dass sie sich mehr Sorgen um ihr Haar macht, als mit einem Gleitschirm über dem Wasser in der Luft zu schweben … unglaublich. »Nun, Mama, klingt so, als sei das eine vernünftige Entscheidung gewesen.«

»Wir werden garantiert Spaß haben. Du kennst uns, wir sorgen überall für Stimmung, ganz gleich, wo wir sind.« Oh, das weiß ich nur zu gut. »Da dein Vater in seinem Männerdomizil ist … müsstest du mir einen Gefallen tun.«

»Klar, was brauchst du?«

Meine Mutter ruft einmal täglich wegen irgendwelcher Gefälligkeiten an. Mit dem Beginn der Sommerferien vor einer Woche hat sie mir ihre gesamte Das-macht-normalerweise-mein-Ehemann-Liste übergeben. Keine Ahnung, wer von meinen Eltern diese Auszeiten mehr genießt. In der Woche, in der Mom fort ist, schließt Daddy sich in seiner Jagdhütte ein. Kein Handy, kein Fernsehen und keine Menschen. Er nennt es sein Stückchen vom Paradies.

Ich denke, nächstes Jahr werde ich mich ihm anschließen.

»Du müsstest zu Vivienne fahren und etwas von Cooper holen. Ich wollte es erledigen, bevor wir aufgebrochen sind, aber ich habe es vergessen.«

Mein Magen gerät ins Schlingern. »Kann das nicht warten?«

»Nein, Grace.« Sie schnaubt. »Es kann nicht warten. Oder gibt es etwa einen Grund, deiner Mama nicht zu helfen?«

Es überrascht mich, dass sie so lange gebraucht hat, um sich einzumischen. Ich kann eigentlich noch froh sein, dass sie und ihre Freundinnen mich nicht dazu verdonnert haben, tausend Cupcakes zu backen. »Und weiß Cooper, dass ich rüberkomme, um das zu holen, was du brauchst?« Ich zwirbele eine Haarsträhne zwischen den Fingern, während ich darauf warte, dass sie mir ihre miserable Lüge auftischt.

Genau das verblüfft mich jedes Mal: Die alten Damen dieser Stadt – meine Mutter eingeschlossen –, die es für ihre Bürgerpflicht halten, sich in alles einzumischen, sind nicht einmal gute Lügnerinnen. Sie lassen sich die verrücktesten Dinge einfallen, und die Hälfte davon ergibt keinen Sinn. Doch ganz gleich, wie lächerlich diese Pläne auch sind, die Leute in der Stadt spielen mit.

»Das kann ich dir nun wirklich nicht sagen, Schatz.«

»Mama«, sage ich warnend.

»Also, Grace. Ich bitte dich um Hilfe. Aber wenn du zu beschäftigt bist, dann werde ich deinem Daddy Rauchzeichen schicken müssen, und er wird ziemlich unglücklich über diese Störung sein.« Ich lege den Kopf in den Nacken und stöhne leise. »Wenn du das möchtest, mache ich es, aber dann kannst du dich um deinen Vater kümmern.«

Wenn es eine olympische Disziplin wäre, anderen Leuten Schuldgefühle einzureden, hätte meine Mutter schon längst eine Goldmedaille darin gewonnen. »Na schön«, brumme ich. »Ich werde rüberfahren und Cooper bitten, mir diesen überaus wichtigen Gegenstand zu geben, von dem ich immer noch nicht weiß, was es überhaupt ist.«

»Du bist so lieb.« Ihre Stimme klingt nun wieder verdächtig munter. »Ich muss Schluss machen, sie fangen mit der Karaoke-Party an! Adios!« Sie legt auf, bevor ich noch etwas sagen kann.

Seit Presleys Hochzeit sind zwei Wochen vergangen, und ich habe es ziemlich gut hinbekommen, sowohl Cooper als auch Trent aus dem Weg zu gehen, was in dieser Stadt eine echte Herausforderung darstellt. Cooper hat sich seitdem überhaupt nicht bei mir gemeldet. Anders habe ich es von ihm auch nicht erwartet. Trent hat hingegen keine Ruhe gegeben. Als hätten meine Gedanken ihn heraufbeschworen, piept mein Handy und kündigt eine neue Nachricht von dem Mann mit der Bindungsphobie an.

Trent: Ich hab’s kapiert. Es ist Schluss, aber wir waren Freunde. Du warst meine beste Freundin. Ich weiß, du willst jetzt nicht reden, und ich respektiere das. Du sollst nur wissen, wenn du mich jemals brauchst … Ich bin da. Ich werde immer da sein.

Warum tut er mir das an? Ich will schreien und weinen und mit etwas um mich werfen, aber im nächsten Moment möchte ich wieder zu ihm laufen. Das Ganze ist nicht leicht für mich. Vor allem, wenn er so was schreibt. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich ihn nicht vermisse. Ja, ich vermisse ihn. Auch wenn ich genug davon habe, auf ihn zu warten, werde ich ihn immer lieben. Er ist tief in meinem Herzen und meiner Seele verankert. Das einzige Problem ist, dass seine Liebe mir nicht guttut, dass sie Gift für mich ist und ich sie deshalb ein für alle Mal auslöschen muss, bevor sie mich umbringt.

Ich schnappe mir meine Schlüssel und fahre zu den Townsends. Wenn ich Glück habe, wird Cooper nicht da sein, und ich kann den ominösen Gegenstand holen und wieder verschwinden, ohne ihm zu begegnen.

Als ich in die Einfahrt einbiege, sehe ich, dass das Glück natürlich nicht auf meiner Seite ist. Das Glück ist niemals auf meiner Seite, und diesmal scheint es sich sogar zurückzulehnen und mich auszulachen.

Cooper ist nicht nur zu Hause, er steht auch mit bloßem Oberkörper auf der Veranda und repariert die Kette der Hollywoodschaukel.

Großartig.

Ich steige aus dem Wagen, und er dreht sich zu mir um, mit einem trägen Lächeln auf den Lippen. »Grace.« Der warme Klang seiner Stimme hüllt mich ein.

»Coop.« Ich erwidere sein Lächeln, während ich meinen Blick über seine nackte Brust schweifen lasse. Die Sonne, die hinter mir untergeht, bringt jeden Zentimeter seines herrlichen Körpers zum Leuchten. »Meine Mom hat mich hergeschickt, deine Mutter hat etwas für sie?«

Er prustet. »Und das hast du geglaubt?«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, aber ich weiß, dass sie überprüfen wird, ob ich ihren Auftrag erfüllt habe. Also gehe ich lieber auf Nummer sicher.«

Er steigt von der Leiter und kommt auf mich zu. »Findest du nicht, dass wir ein wenig zu alt sind, um uns verkuppeln zu lassen?«

»Du hast nicht angerufen«, gebe ich zurück.

»Ich dachte, du wärst am Zug.«

»Und ich dachte, du wüsstest, dass das nicht passieren wird.«

Cooper kommt näher, während ich still dastehe. Ich weiß nicht, was ich noch zu ihm sagen soll. Ich fühle mich seltsam und leicht unbehaglich. »Aber ich habe darauf gehofft.« Seine Stimme ist leise und heiser.

Ich wende den Blick nicht von ihm ab. »Ach ja?«

Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?«

Doch, eigentlich schon … Er und Presley waren ziemlich deutlich. Aber ich bin an diese direkte Art nicht gewöhnt. Ich habe über zwanzig Jahre voller versteckter Andeutungen und Halbwahrheiten mit Trent hinter mir. Bei Männern weiß ich nicht, ob mein Kompass in die richtige Richtung zeigt oder ob ich auf der falschen Fährte bin. Männer behaupten, Frauen seien verwirrend, aber ich halte dagegen – sie sind keinen Deut besser.

»Nun ja, wir haben miteinander getanzt, das war schön, aber danach haben wir nichts vereinbart.«

Er umfasst mein Handgelenk mit seiner großen Hand. »Ich denke, wir tanzen schon seit einer ganzen Weile um diese Sache herum.«

»Seit wann bist du denn so offensiv?«, frage ich und versuche, das Zittern in meiner Stimme zu kontrollieren.

»Seit du Single bist.«

Gute Antwort. »Oh.«

»Oh?«

Ich bin mir nicht sicher, was er von mir hören möchte. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Coop. Ich kenne dich seit einer Ewigkeit. Ich kenne all deine Jugendsünden, sogar dass du mal auf *NSYNC standest.« Herausfordernd ziehe ich eine Augenbraue hoch. »Es ist ein komisches Gefühl, dass du dich plötzlich für mich interessierst, als Mann, meine ich.«

Er zupft an meinem Arm und grinst. »Das ist schon immer so gewesen. Du hattest einfach einen anderen Mann im Kopf. Ich habe abgewartet.«

Wer hätte das gedacht? Offensichtlich habe ich alle Anzeichen übersehen.

»Und«, fährt Cooper fort, »ich stand nie auf *NSYNC.«

»Und ob! Auch wenn du es nicht wahrhaben willst.«

Ihm entfährt ein raues Lachen. »Es gibt eine Menge, was wir übereinander wissen, und noch viel mehr, wovon keiner von uns einen Schimmer hat. Ich bitte dich nur um eine Chance, mit dir zu reden, dich kennenzulernen. Es gibt eine Menge Themen, denen ich mich gern widmen würde.«

»Darauf möchte ich wetten.« Als sein Blick über meine Brust wandert, ist klar, dass die Themen, denen er sich widmen möchte, weder Angeln noch Sport sind, aber ich lasse es dabei bewenden. Ich muss mir nicht vorstellen, wie er sich mir widmen würde. »Geh und zieh dir ein Hemd an«, sage ich und schüttele den Kopf.

»Bring ich dich durcheinander?« Er strahlt mich zufrieden an.

»Neiiin.«

Ja.

»Aha.« Seine Augen leuchten auf, und er deutet in Richtung Haus. »Komm mit rein. Ich werde das geheimnisvolle Päckchen holen, das unsere Mütter instrumentalisiert haben, um uns zusammenzubringen.«

Ich nicke und bin dankbar, dass Cooper mich nicht weiter in dieses äußerst unangenehme Gespräch verwickelt. Dabei fühle ich mich gar nicht wirklich unbehaglich. Es ist einfach völliges Neuland für mich. Cooper hat recht. Als erwachsenen Mann kenne ich ihn noch nicht.

Nachdem Presley aufs College gegangen ist, habe ich ihn zwar immer noch gesehen, aber wir haben nie wirklich Zeit miteinander verbracht. Wenn wir uns begegnet sind, waren unsere Gespräche oberflächlich. Ich weiß nicht, warum er in Bell Buckle geblieben ist oder warum er aufgehört hat, an Autos zu schrauben oder Rodeos zu reiten. Ich habe keine Ahnung, ob er immer noch Rockmusik mag oder ob er jetzt mehr auf Country steht. Offensichtlich mag er keine Boygroups mehr, aber die Wahrheit ist … Ich weiß nichts über den Mann, zu dem Cooper geworden ist.

Diese Erkenntnis trifft mich mit voller Wucht. Auf einmal begreife ich, dass ich Cooper niemals wirklich als Erwachsenen wahrgenommen habe. Mein Blick schnellt zu seinen gestählten Muskeln, als er sich in Bewegung setzt, und dann zu den beiden Grübchen an seinem unteren Rücken. Ich werde rot und starre auf den Boden. Es besteht kein Zweifel daran, dass Cooper erwachsen geworden ist.

Wir gehen ins Haus. In der Küche hält er mir einen Umschlag hin. »Hier.«

»Das musste ich unbedingt sofort für sie holen?«

»Ich denke, es geht mehr darum, wer es dir aushändigt«, mutmaßt er. »Und ich lasse mir eine solche Gelegenheit nicht durch die Lappen gehen.« Er kommt näher.

Oh nein. Auf so etwas bin ich nicht vorbereitet. Ich weiß nicht, wie ich das alles finden soll. Es ist zwei Wochen her, eigentlich drei, seit ich mit Trent Schluss gemacht habe, aber trotzdem! Obwohl ich Cooper heiß finde, weiß ich tief im Herzen, dass ich nicht wirklich etwas für ihn empfinde, zumindest nicht im Moment. Mein Herz hängt immer noch an Trent. Auch wenn ich wünschte, ich hätte dieses Band definitiv gekappt, als ich beschlossen habe, mich endgültig von ihm zu trennen, aber das war unmöglich. Das Band, das uns seit so vielen Jahren verbindet, ist stark, und es braucht Zeit, es komplett zu lösen.

Es wäre Cooper gegenüber nicht fair – oder mir selbst gegenüber.

»Cooper«, warne ich ihn. »Hör zu, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du so … direkt bist. Es ist schön, ausnahmsweise einmal mit einem Mann zu tun zu haben, der weiß, was er will, aber ich muss ehrlich zu dir sein.«

Er kommt noch einen Schritt näher, und ich weiche zurück. »Ich weiß, was du als Nächstes sagen wirst.«

»Das bezweifle ich.«

»Du wirst sagen, dass du immer noch in Trent verliebt bist. Dass es zu früh ist und dass du nicht bereit für etwas Neues bist. Bin ich nah dran?«

Ja, könnte man sagen. Ich nicke.

»Das ist mir alles klar. Ich weiß, dass du Angst hast …«

»Hey, halt! Ich habe nicht gesagt, dass ich Angst habe.«

Er grinst. »Das musst du auch gar nicht.«

Dieser Mann hat vielleicht Nerven. Ich habe keine Angst. Ich tue das Richtige. Es ist einfach nicht fair, jemanden an der Nase herumzuführen, gerade ich kenne mich damit nur zu gut aus. Außerdem könnte alles Mögliche passieren. Es wäre töricht zu denken, dass niemand verletzt würde, wenn die Sache schiefgeht. Ganz zu schweigen davon, dass für mich – ebenso wie für ihn – eine Freundschaft auf dem Spiel steht.

Also bedeutet es jetzt, dass man Angst hat, wenn man vernünftig ist?

Da bin ich anderer Meinung.

»Weißt du was?«, frage ich und schnaube aufgebracht. »Ich tue das Richtige. Du magst mich, oder zumindest glaube ich, dass du mich magst. Aber ich habe bereits selbst eine Liebe erlebt, die nicht erwidert wurde. Ich habe keine Angst. Du machst mir keine Angst, Cooper Townsend.« Ich bohre den Finger in seine Brust, und meine Worte überschlagen sich. »Was mir Angst macht, ist die Vorstellung, dich zu verletzen. Dich glauben zu lassen, es bestünde eine Chance, während mein Herz so schlimm gebrochen ist, dass ich nicht mal weiß, ob ich jemals wieder etwas für einen anderen Mann empfinden kann. Ich bin nett. Ich bin eine Freundin. Ich tue das Richtige für uns beide.«

»Ich bin nicht auf Freundschaft aus.« Cooper packt mich an den Armen. »Ich frage nicht danach, was fair oder richtig ist. Ich bitte um eine Chance, dir zu zeigen, dass dein Herz nicht gebrochen ist. Ich weiß, dass du Trent geliebt hast. Da mache ich mir nichts vor.« Ich schüttele den Kopf, während er meinen Blick festhält. »Ich weiß, es zerreißt dich innerlich immer noch, aber du kannst ihn loslassen. Du verdienst mehr als das, was er dir gegeben hat. Zwischen uns ist etwas. Ich weiß, dass du es spürst.«

»Das heißt nicht, dass wir dem nachgeben müssen, Coop.« Er lockert seinen Griff, und meine treulose Hand wandert ganz automatisch zu seiner Brust. »Ehrlich, ich weiß nicht, was ich fühle. In meiner Welt war alles so lange auf den Kopf gestellt, dass ich jetzt nicht mehr wirklich weiß, wo oben und unten ist. Kannst du das verstehen?«

Ich warte darauf, dass meine Worte zu ihm durchdringen, denn auf keinen Fall will ich ihn verletzen. Das Leben ist kurz, und die Menschen um einen herum sind alles, was wir haben. Cooper gehört, seit ich denken kann, zu meiner erweiterten Familie. Ich weiß nicht, ob meine Gefühle für ihn stärker sind als die, die ich schon immer für ihn hatte. Und bevor ich das nicht herausgefunden habe, komme ich nicht weiter.

»Ich bitte dich nur um ein Date. Du hast versprochen, darüber nachzudenken. Und du schuldest mir eins, weil du diesen Mist über mich an die Toilettenwand geschrieben hast.«

Ich seufze und schüttele den Kopf.

Wenn ich eines über die Männer hier weiß, dann, dass sie nicht aufgeben. Mittlerweile bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob es tatsächlich meine Mutter war, die das hier eingefädelt hat. Wie es aussieht, war es Cooper selbst. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich tun soll. Gehe ich mit ihm aus? Bleibe ich standhaft und sage Nein?