Forever Sold - Dana Jai - E-Book
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Forever Sold E-Book

Dana Jai

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Beschreibung

Was ist ein Happy End? Ist es das, wonach sich dein Herz sehnt? Etwas Süßes, was deine Knie weich werden lässt? Aber was wäre, wenn es blutiger ist, als man sich je hätte vorstellen können, und dennoch so perfekt, dass man es niemals vergessen wird? Denn manchmal liegt die Schönheit in der Dunkelheit, wo das Licht der Sterne am hellsten leuchtet und manchmal auch in grauen Regenbögen, die am Ende vielleicht sogar ihre Farben wiedererlangen. Willkommen im Finale. Willkommen in Mexiko.

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Inhaltsverzeichnis

Triggerwarnung

Playlist

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Danksagung

Triggerwarnung

Hey du, bevor du mit mir diese letzte Reise antrittst, halte einen Moment inne. Der Weg, den wir gemeinsam beschreiten werden, führt durch das weinende Herz der Finsternis, und nicht jeder wird den Mut und die Kraft finden, bis zum Ende zu gehen. In diesem letzten Band, der mir so viel bedeutet, erzähle ich von:

Emotionalen GeschehnissenTrauerVerlustFolterVergewaltigungVerstümmelung eines MenschenBraten von MenschenfleischAbhacken von KörperteilenDemütigung

Sei behutsam und achtsam, wie ein Wanderer, der einen gefährlichen Abgrund umrundet. Deine Grenzen sind wertvoll, und ich möchte nicht, dass dieser Pfad dich emotional bricht. Wenn du spürst, dass es zu schwer wird, nimm dir eine Pause, atme tief durch oder kehre um.

Musik besitzt die besondere Kraft, Emotionen zu intensivieren und die Vorstellungskraft anzuregen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die passende Musik das Leseerlebnis erheblich bereichern kann. Bitte beachte das folgende Logo:

Playlist

Adore you – Ali Brufkofski

Apologize – One Republic (slowed down, Think Loud)

When you´re gone – Brae Cruz

Dynasty – Miia

Mexico Cruise (Interlude) – DJ Zone

Everytime – Macy Hawj

Chasing Cars (Acoustic) – Jada Facer & John Buckley

Can´t Help Falling in Love – Alyssa Baker

Hallelujah – Pentatonix

Stop Crying your Heart out - Oasis

Prolog

Es ist nicht der Tod selbst, der uns die tiefsten Wunden zufügt, sondern das schmerzvolle Erlöschen dessen, was einst in uns lebendig war, während wir noch durch die Dunkelheit des Daseins wandeln. In den Abgründen meiner Existenz stehe ich ein weiteres Mal am Rande des Lebens. Mein Herz, einst zerschmettert und kalt, liegt nun mit einem neuen, pochenden Rhythmus in meiner Brust. Doch fühle ich mich nicht lebendig; meine Gefühle scheinen zu verblassen. Das Einzige, was mich noch an dieser Schwelle meines Lebens gehalten hat, ist die zarte Hoffnung, die ich in meinen Armen trage. Ein unsichtbares Band, das mich mit unbändiger Liebe und tiefer Sorge umschlossen hatte. Sie ist so schwer und dennoch so erfüllend, lehnt an meiner Brust, ein zarter Hauch von Liebe und Unschuld. Ich hatte die Hoffnung auf einen Morgen, welcher noch nicht geschrieben war. Ohne zu wissen, was die Zukunft gebracht hätte, halte ich es fest an mich gedrückt, als ob ich dadurch die Welt um uns herum aufhalten könnte. Denn in diesem Moment, in dem ich es halte, bin ich vollkommen.

Vollkommen im Glanz seiner unschuldigen Augen, vollkommen in der Kälte des kleinen Körpers. In diesem Moment wären alle Ängste und Sorgen verblasst und ich hätte mich lebendiger als je zuvor gefühlt. Und so halte ich diesen kühlen, metallischen Gegenstand fest an meine Haut gedrückt, obwohl ich weiß, dass er der Grund ist, weswegen mein Herz nicht mehr schlagen wird, warum ich nicht mehr atmen kann, warum ich nicht mehr lieben kann.

Nie wieder.

Kapitel 1

Rückblick

Ian

Der kühle Regen, der auf meine Haut niederprasselt, fühlte sich an, als würden mich tausend winzige Nadeln stechen. Der eisige Schauer durchdrang mein Shirt und breitete sich wie eine unwillkommene Invasion auf meiner Haut aus. Jeder Tropfen schien eine eigene Geschichte zu erzählen, von Kälte und Einsamkeit, die sich in meine Poren festsetzten. Als sie sich ihren Weg auf meinem Körper bahnten, hinterließen sie eine Spur der Kühle, die meine Nervenenden zum zittern brachte.

Diese unangenehme Nässe war wie ein eiskalter Griff, der sich um mein Herz schloss und es erstarren ließ.

Es war, als würde jede Perle meinen Körper betäuben und meine Sinne benebeln.

Die Tortur, die von der Kugel ausging, die meine Brust durchbohrte, ließ mich aufstöhnen. Es war ein dumpfer, lähmender Schmerz, der sich langsam durch meinen gesamten Körper ausbreitete und mich dazu zwang, mich auf den Rücken zu rollen. Mein Blick hob sich zu den Wolken, die in einem stummen Tanz um die Sonne herumtanzten. Trotz ihrer düsteren und ebenfalls grauen Erscheinung ließ die Sonne ihr warmes Licht durch die Wolken brechen, als wolle sie mir Trost spenden inmitten meiner scheinbar letzten Atemzüge. Ein Regenbogen entfaltete seine Farben in meinem Blickfeld.

Sein Bogen erstreckte sich von dem Springbrunnen in meiner Einfahrt, bis hin zum unendlichen Horizont des Himmels. Doch das Pochen an meiner rechten Seite ließ mich vor Qual aufschreien, nur um im nächsten Moment von einer Leere erfüllt zu sein. Stumm beobachtete ich die Vögel, die miteinander um die Wette glitten - ihre Flügel schwingend, den Himmel durchschneidend. Neben meinem reglosen Körper, der am Boden lag, parkte ein Wagen, dessen Präsenz ich allerdings kaum wahrnahm.

Das Plätschern der Pfützen, die der Regen verursacht hatte, hallte in meinen Ohren wider. Schwere Schritte näherten sich mir, ihre Echos in der Stille der Luft, während gedämpfte Stimmen aus der Ferne auf mich einredeten. Doch meine Augen wurden schwer. Bleischwer, als ob sie die Last meines Schicksals tragen würden. Mein Atem wurde flach. Meine Lungen kämpften gegen die eisige Umklammerung der Verletzung an, während die Muskeln, die die Kugel durchdrungen hatte, in meiner Brust, sich gegen das Atmen zu stemmen schienen, als wollten sie mir das Leben entreißen.

Zwei feste Griffe umklammerten meine Oberarme und hoben mich schmerzerfüllt aus der roten Lache meines eigenen Blutes, welches sich mit dem Regen vermischte. Ein stummer Schrei entwich meinen Lippen, als ich erkannte, dass meine Männer mich ins Haus schleppten und mich auf ein Sofa niederließen. Einer von ihnen drückte mit der Decke, die auf der Couch lag, fest auf meine Wunde, was mich vor Leid aufschreien ließ. Es war unerträglich, aber wisst ihr, was in meinen Kopf kreiste? Nicht der Schuss, auch nicht die Rache, die ich am liebsten augenblicklich ausgeübt hätte. Nein, meine Gedanken kreisten um sie: Sky.

Ihr Blick, als Tyler mich niederstrecken wollte, tat mehr weh als der Schuss und die Wunde selbst. Sky wirbelte unaufhörlich in meinem Geist herum, und natürlich drängte es mich, aufzuspringen und zu ihr zu eilen, doch meine Jungs hielten mich zurück, ihre Griffe fest und unnachgiebig.

»Wir müssen zu Sky«, hustete ich, der Schmerz in meinen Lungen war so stark, als wäre ein Pfahl hindurch getrieben worden.

»Zuerst musst du gesund werden, danach kannst du zu ihr gehen. In deinem jetzigen Zustand kannst du ihr nicht helfen«, erwiderte einer meiner Männer, während er am anderen Ende der Leitung verzweifelt einen Arzt zu erreichen versuchte.

Dass meine Männer recht hatten, war mir durchaus bewusst, doch trotzdem musste ich einen Plan schmieden. Ob ich diesen Vorfall überleben würde oder nicht, schien in diesem Augenblick von geringerer Bedeutung zu sein. Mein einziger Fokus lag darin, Sky zu mir zurück zu holen. Mein Bewusstsein fühlte sich wie eine Achterbahnfahrt an. Mal war ich hier im Moment, im nächsten verlor ich mich und meine Sinne wurden von Dunkelheit umhüllt. Ich fragte mich tatsächlich, ob sich das Sterben so anfühlte. Würde ich kämpfen oder mich dem Fall ergeben und ihn siegen lassen?

Meine Augen schlossen sich und alles, was ich sah, war sie. Sie lief auf mich zu, in ihrem wunderschönen Blumenkleid, ihre langen Haare wehten im Wind, während sie sanft die Hand eines kleinen Wesens hielt, das zu ihr aufblickte. Ein warmes Lächeln lag auf ihren Lippen, und ich konnte spüren, wie mein Herz vor Freude hüpfte. Sie und das Kind streckten mir die Hände entgegen, und ich wollte nichts mehr, als zu ihnen zu gelangen, in ihre Umarmung, in ihre Welt aus Liebe und Glückseligkeit. Doch plötzlich wurde die Wärme um mich herum kalt und ein beklemmender Druck ergriff meine Brust. Ich kämpfte gegen die Dunkelheit an, die mich zu verschlingen drohte, und als ich die Augen öffnete, traf mich der stechende Blick des Arztes. Seine Miene verriet Besorgnis, und ich spürte den scharfen Funken der Realität, der mich aus meinem Traum riss.

»Fuck«, stöhnte ich hervor.

Gelähmt von dem Druck in meiner Brust.

»Sie hatten wahnsinniges Glück, Mr. Woll.«, hörte ich ihn sagen, und er fuhr fort.

»Die Kugel verfehlte das Herz, beschädigte aber die Muskeln in der Umgebung.«

Als er begann zu sprechen, verlor ich die Realität aus den Augen.

Seine Worte drangen zwar in meine Ohren, aber meine Gedanken schienen plötzlich auf Abwegen geraten zu sein, als ob sie von einem unsichtbaren Strom mitgerissen wurden. Seltsamerweise fühlte es sich an, als würde mich eine unsichtbare Hand zurück in die Vergangenheit ziehen. Meine Sinne wurden von einem plötzlichen Einbruch von Erinnerungen überflutet, und plötzlich war ich nicht mehr in diesem Raum, sondern an jenem Tag, an dem Sky aus dem brennenden Inferno vor mir fliehen musste.

Die Hitze der Flammen schien mir immer noch auf der Haut zu brennen, während ich die verzweifelten Schreie und das Knistern des Feuers in meinen Ohren hallen hörte. Der Geruch von Rauch drang in meine Sinne und meine Augen brannten von den Tränen, die sie an jenem schrecklichen Tag vergossen hatten.

Sky's Gestalt tauchte vor mir auf, umhüllt von den Flammen, aber mit einem Ausdruck der Entschlossenheit in den Augen, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist.

»Lass mich los, Ian, bitte.«, weinte sie und versuchte, sich von mir loszureißen. Ihre verzweifelte Worte waren wie ein Schrei in der Nacht, und ich spürte, wie mein Herz schwer wurde, als ich sah, wie sie sich gegen mich wehrte.

Mit dem Griff des Messers schlug sie immer wieder auf mich ein, in der Hoffnung, dass ich von ihr ablassen würde. Aber ich wollte ihr nicht weh tun, ich wollte mich retten, uns retten. Ich hatte keine Wahl, aber das wusste sie damals noch nicht. Ihr gegenüber verschloss ich mich mit dem dunklen Geheimnis, welches ich mit Claire trug. Und es nagte an mir, es zerfetzte mich innerlich, ihr nicht sagen zu können, was die Wahrheit war. »Gib mir das Messer, Sky, mach keinen Blödsinn!«, rief ich immer wieder. Sie wollte sich gegen mich wehren, aber ich ließ ihr keinen Ausweg. Ein stechender Schmerz in meinem Bauch durchzuckte mich plötzlich wie ein Blitz, als sie sich ungeschickt in meine Richtung drehte und das Messer tief in mein Fleisch stieß.

Ein ersticktes Stöhnen entrang sich meiner Kehle und vor Erschöpfung ließ ich mich auf sie fallen. Doch sie, von einer unbändigen Kraft angetrieben, schob mich mit aller Macht von sich weg und ich fand mich auf dem Teppich des brennenden Hauses wieder. Die Flammen tanzten um uns herum wie hungrige Geister, während der Rauch unsere Lungen zu ersticken drohte.

Mein Blick folgte ihr, als sie hastig aus dem Haus stürzte, und ich konnte die brennende Sehnsucht in mir spüren, sie nicht allein zu lassen, selbst wenn meine Kraft mich verließ.

»Bitte, lass mich nicht allein«, flüsterte ich fast lautlos, als sie außer Reichweite war und trotz der unaufhaltsamen Hitze, spürte ich die Kälte der Einsamkeit, die mich umfing, als sie weg war. Meine Hand krampfte sich um den Griff des Messers, das noch immer in meinem Bauch steckte und ich zog es mit einem schmerzerfüllten Schrei heraus, bevor ich es in den lodernden Flammen des Hauses fallen ließ.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich die Kraft fand, mich aus dem brennenden Inferno zu befreien. Jeder Husten wurde von einem Schwall Rauch begleitet, der meine Lungen füllte, aber das Adrenalin pumpte durch meine Adern und trieb mich vorwärts.

Meine Beine trugen mich durch die Tür hinaus auf den Hof, wo die Realität mich erneut einholte: Mein Auto war verschwunden. Mit einem müden Seufzer setzte ich meinen Weg fort, meine Schritte wurden zu einem mühsamen Kampf gegen die Qual und die Erschöpfung. Doch ich gab nicht auf, bis das Haus hinter mir verschwand und ich mich endlich auf einer Wiese niederlegen konnte.

Mein Atem wurde flacher, der Schmerz verschärfte sich langsam, und ich konnte spüren, wie das Adrenalin nachließ. Die Sirenen der Einsatzkräfte heulten in der Ferne des Himmels wie Hyänen, die sich um ihre Beute stritten. Da wurde mir klar, sie war weg.

Sie hasste mich.

Könnte ich ihr das übel nehmen?

Die Stimme des Arztes drang gedämpft an mein Ohr, aber ich konnte nicht reagieren. Meine Seele war in der Vergangenheit gefangen. In den Flammen, in dem Augenblick, als ich sie gehen ließ.

»Mr. Woll«, wiederholte der Arzt geduldig, und ich spürte den Drang, mich aus dieser Erstarrung zu lösen und zurück in die Realität zu finden. Doch ein Teil von mir war noch immer an jenem Tag gefangen. Aber jetzt, da ich hier lag, umgeben von den Konsequenzen meiner vergangenen Taten und Entscheidungen, wusste ich, dass ich es anders machen würde. Ich würde sie zurückholen, sie beschützen, sie von Tyler befreien. Ihr das Leben bieten, das sie verdient hatte. Selbst wenn es mich mein Leben kosten würde.

Kapitel 2

Hunter

Um zu verstehen, warum ich dabei war die Hochzeit zu crashen, muss man wissen, wer ich bin.

Ich bin ein Mann, der sich nicht verarschen lässt, jemand, der gerne Klartext redet. Viele kommen damit nicht klar, aber ich habe Mittel und Wege gefunden, das zu bekommen, was ich möchte.

Ich bin kein Mann, der sich leicht von den Erwartungen anderer beeinflussen lässt. Seit meiner Kindheit habe ich gelernt, meinen eigenen Weg zu gehen und für meine Überzeugungen einzustehen. Manche nennen mich stur und egoistisch, aber ich nenne es Entschlossenheit.

Doch als ich erfuhr, dass sie einen anderen heiraten würde, fühlte ich mich betrogen und verraten.

Ich hatte mich damals einfach weggeschlichen, das ist wahr, aber was fiel ihr ein, den Antrag eines anderen anzunehmen? Nachdem wir beide so verdammt heißen Sex hatten?

Mir war bewusst, dass Sky nicht wirklich freiwillig handelte. Ein klares Nein kam jedoch nie von ihrer Seite. Ein verdammtes klares, "Fick dich, Tyler", das war es, was ich gebraucht hätte. Stattdessen stand sie da, regungslos, und wunderte sich, warum ich ging. Sie schien naiv zu sein und ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie so handelte.

Es war, als ob sie in einer anderen Welt lebte. Eine Welt, in der sie sich den Erwartungen anderer beugte, anstatt für ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzustehen. Und ich konnte nicht anders, als mich von ihr abzuwenden, denn ich konnte nicht mit jemandem zusammen sein, der sich selbst nicht treu war.

Zumindest dachte ich das.

Ich saß hinter dem Lenkrad meines Wagens, während ich dem Konvoi der Polizeifahrzeuge folgte, die den Weg zur Location vor mir bahnten. Mein Blick war starr auf die Straße gerichtet, doch meine Gedanken kreisten wirr umher.

Weder Tyler noch Sky, noch einer ihrer heuchlerischen Freunde und Gäste konnten erahnen, was sich jetzt ereignen würde.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich darüber nachdachte, dass sie ihn geheiratet hätte. »Nope Sky, nur über meine Leiche. Wenn du dich nicht für mich entscheiden konntest, dann kriegt er dich ebenfalls nicht.«

Ich würde nicht zulassen, dass sie ihr Leben an jemand anderen verschwendete, während ich im Dunkeln zurückblieb.

Als ich aus dem Wagen stieg, trat einer der Polizeibeamten auf mich zu und begann, mich über die Vorgehensweise zu informieren. Seine Worte waren wie ein ständiges Brummen in meinen Ohren, während er mir erklärte, wie wir vorgehen würden. Aber seine Art und Weise, mir zu sagen, was zu tun war, ließ einen bitteren Geschmack in meinem Mund zurück. Er konnte mich gepflegt am Arsch lecken.

Ich ließ mir nicht sagen, wie ich etwas zu tun hatte.

Ich unterbrach ihn abrupt und hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.

»Danke für die Informationen, Officer«, sagte ich mit einer Kälte in der Stimme, die meine Entschlossenheit widerspiegelte.

»Aber ich mache es auf meine Art.«

Der Idiot sah mich überrascht an, offensichtlich nicht daran gewöhnt, dass jemand so mit ihm sprach.

Doch ich ließ mich nicht von seinem erstaunten Blick beeindrucken.

Glotz nicht so dämlich, du Spinner, dachte ich mir nur und ging zu dieser vermeintlichen Trauung und konnte es kaum abwarten, diese endlich zu sprengen.

Beim Garten angekommen, sah ich bereits Sky, wie sie mit ihm da vorne stand und ihre Hände sich berührten. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber es ließ eine Wut in mir aufsteigen, als ich zusehen musste, wie sie sich beinahe das Ja-Wort gaben. Deswegen erhob ich meine Stimme:

»Liam Garcia!«, rief ich in die Menge rein, sodass sich die Köpfe der anwesenden Arschlöcher zu mir drehten. Was danach passierte, wisst ihr ja bereits, das müssen wir hier an dieser Stelle nicht nochmal durchkauen.

Als dann die Polizisten Tyler und seine Gefolgschaft festnahmen, hatte ich Zeit, mich um Sky zu kümmern. Sie meckerte selbstverständlich. Doch ich konnte sie längst nicht mehr ernst nehmen. Offensichtlich war sie von meinem Handeln empört, was absoluter Bullshit für mich war. Sie war einfach nur müde, von allem.

Mein erster Instinkt wäre gewesen, sie nach Hause zu bringen und mit ihr nach Los Angeles zu ziehen. Dort konnten wir von vorne anfangen, ohne all den Ballast und die Lügen, die sie hier gefangen hielten. Ich hatte genug von New York und all dem Drama.

Den Brief, in dem Claire offenbart, dass Ian Schuld am Tod von Valeria, der Schwester von Rio war, hätte ich Rio per Post geschickt und mein Leben mit ihr in Ruhe verbracht.

Am Flughafen herrschte ein hektisches Treiben, Menschen eilten hin und her, Koffer rollten über den Boden, und die Anzeigetafeln blinkten ununterbrochen mit neuen Abflugzeiten und Gates. Inmitten dieses Trubels standen Sky und ich, jeder von uns mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.

»Willst du einen Kaffee?«, fragte ich sie und versuchte, ein Stück Normalität in diese verwirrende Situation zu bringen. Sie sah mich einen Moment lang an, ihre Augen spiegelten Dankbarkeit wider, bevor sie schließlich nickte. An der Theke bestellte ich uns die Getränke, aber während ich in der Warteschlange stand, nagte ein unbehagliches Gefühl an mir. Es war, als ob mein Bauch mir leise zuraunte, dass etwas nicht stimmte. Doch ich schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte mich darauf, die heißen Becher entgegenzunehmen.

Als ich zurückkehrte, war sie jedoch spurlos verschwunden. Mein Herz begann wild zu pochen. Mein Blick suchte das Gate und die umliegenden Sitze ab, aber es gab keine Spur von ihr. Wo zur Hölle war sie hin?

Ich suchte alles ab, bis in die Damentoiletten ging ich hinein, aber sie war nicht da. Die Menschenmengen um mich herum verwandelten sich plötzlich in eine undurchdringliche Masse. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und meinen Verstand zu sammeln. Mein Telefon klingelte erneut, aber ich beachtete es nicht weiter, mein Fokus lag ganz auf der Suche nach ihr.

»Suchen Sie nach jemandem?«, hörte ich jemanden hinter mir fragen. Eine ältere Dame stand hinter mir und ich drehte mich zu ihr um, mit der Hoffnung auf eine Antwort in ihren Augen.

»Ja, meine Freundin, sie hat langes braunes Haar und hatte einen türkisen Koffer bei sich«, antwortete ich, als wäre sie die einzige Frau am Flughafen gewesen. Die Dame runzelte die Stirn, und ich spürte, wie mein Herz vor Neugier schneller schlug.

»Oh, die ist vor ein paar Minuten mit einem Mann verschwunden«, sagte sie, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich blickte zu ihr und spürte den Zorn der in mir aufstieg

»Wie sah der Mann aus?«

Ich kannte die Antwort bereits, bevor sie es sagte.

»Er war im Anzug gekleidet, hatte keinen Koffer, aber eine auffällige Narbe über dem Auge.« Ich schmiss die vollen Kaffeebecher in den nahestehenden Mülleimer und ballte die Fäuste vor Wut und Enttäuschung. Dieser Mistkerl hatte sie gefunden und sie ist ihm, vor lauter Naivität, schon wieder in die Arme gesprungen.

Mein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, doch es war kein Ausdruck von Zufriedenheit, sondern von gefährlicher Entschlossenheit.

Dieses Arschloch hatte meine Aufmerksamkeit erregt, und ich schwor mir Rache. Ich zog mein Handy zügig aus der Hosentasche und wählte die Nummer meines Cousins Rio.

»Wenn ich dich sehe, töte ich dich«, begrüßte er mich, als er den Hörer abnahm.

»Spars dir«, erwiderte ich knapp.

»Ich habe, was du brauchst.«

Es war die einzige Antwort, die er hören wollte und wir wussten beide, was ich meinte.

»Gut, dann komm nach Hause«, antwortete Rio ohne Umschweife.

Mit diesen Worten legte er auf, und mir war klar, dass ich keine Zeit verlieren durfte. Ich kaufte sofort ein Ticket nach Mexiko.

Tijuana, um genau zu sein - der gefährlichste Ort der Welt, aber auch mein Zuhause. Ich lächelte düster, als ich daran dachte, was mich erwarten würde. Rache war süß, und ich würde alles tun, um das Arschloch, welches Valeria auf dem Gewissen hatte, zur Rechenschaft zu ziehen.

Keine Gnade, keine Vergebung.

Nur kalte, harte Rache.

Kapitel 3

Tyler

Meine Frustration dehnte sich aus, als ich mit geballten Fäusten im Streifenwagen saß, unfähig, meinen Frust zu kontrollieren. Die Lichter des Polizeiwagens leuchteten, während ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Stimmen der Anwesenden drangen nur gedämpft zu mir durch. Ich starrte durch das Fenster, verspürte die Wut, die Frustration und die Hilflosigkeit, die meinen ganzen Körper erfüllten. Der Blick auf Sky verschärfte meine Emotionen noch mehr. Sie stand da, mit erschrockenen Augen, unfähig zu begreifen, was gerade passierte. Das Gefühl, sie nicht beschützen zu können, schnürte mir die Kehle zu.

Die Polizisten um mich herum schienen meine Lage auszunutzen, sich in ihrer Macht zu sonnen, während sie mich wie ein Stück Vieh behandelten. Ihr arrogantes Verhalten verstärkte nur meinen Entschluss, sie für ihre Demütigung zur Rechenschaft zu ziehen.

Meine Finger krampften sich zu Fäusten, als ich schwor, dass sie dafür bezahlen würden, mich vor den Augen aller so zu demütigen.

Ein letzter Blick zu ihr durch das Fenster und plötzlich wurde meine Sicht von Hunter neben ihr gefangen. Sein höhnisches Grinsen traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wusste, dass er seine Finger im Spiel hatte. Dieser Mistkerl muss definitiv etwas mit meiner Verhaftung zu tun haben und ich schwor mir, ihn dafür büßen zu lassen.

Mit den Füßen trat ich zornig gegen den Sitz des Polizisten, der nichts anderes tat, als selbstsicher meinen Weg ins Gefängnis von New York zu führen. Ich war unschuldig und das würden die Arschlöcher bald herausfinden, dafür würde ich sorgen.

Während ich da saß und hilflos mitansehen musste, wie ich mich mit jedem Kilometer, den der Streifenwagen zurücklegte, weiter von ihr entfernte, tauchte ein seltsamer Gedanke in meinem Kopf auf: Warum war Hunter plötzlich wieder hier?

Was hatte er in dieser Situation zu suchen und warum stellte er sich plötzlich an ihre Seite?

Ein ungutes Gefühl nagte an mir und flüsterte mir leise eine Vermutung zu, die ich lieber nicht aussprechen wollte.

»Welche Beweise habt ihr gegen mich?«, fragte ich schreiend in Richtung der Polizisten. Doch diese schwiegen um die Wette, als hätte den Bastarden jemand die Münder mit Klebeband abgedeckt.

Gut, ich kannte meine Rechte. Ohne Beweismittel würde es nicht zu einer Anklage kommen. Ihre Vermutung über meine angebliche Schuld war für mich ein Rätsel, denn sie schien aus dem Nichts zu kommen. Der Wagen fuhr langsam durch das massive Gittertor, das von anderen uniformierten Arschlöchern mit stoischen Mienen geöffnet wurde. Ein höhnisches Lachen entrang sich meinen Lippen, als ich darüber nachdachte, wie sie mich hier behandeln würden. Es war, als ob ich bereits in ihren Augen weniger als ein Mensch war, eher wie ein lästiges Insekt, das man am besten schnellstmöglich zerquetschte, um es loszuwerden. Die Kälte ihrer Blicke und die raue Atmosphäre um mich herum verstärkten das Gefühl der Entmenschlichung, das mich umgab.

»Los, raus hier«, dröhnte eine dumpfe Stimme, als sich die Tür auf meiner Seite des Wagens öffnete. Ich unterdrückte den starken Impuls, ihm seine schwarze Sonnenbrille aus dem Gesicht zu schlagen.

Dummes Arschloch, dachte ich mir.

Er hatte keine Ahnung, mit wem er es tatsächlich zu tun hatte. Mein Inneres brodelte, während ich langsam aus dem Wagen stieg und den Blick des Polizisten herausfordernd erwiderte. Grinsend sah er mich an, dachte wohl, dass er mir überlegen sei. Vor lauter Wut spuckte ich ihm kaltblütig vor die Füße, um unmissverständlich klarzustellen, dass seine bloße Präsenz mich in keiner Weise beeindruckte. Mein Blick durchbohrte ihn mit Verachtung und Trotz, während ich darauf wartete, dass er darauf reagierte.

»Dein süßer Hintern ist hier drinnen ohnehin fällig«, spottete er und schickte mir provokativ ein Küsschen zu. Diese unverschämten Worte waren zu viel für mich. Ich explodierte. Mit einer geschickten Geste konterte ich, indem ich ihm mit meiner Stirn einen kräftigen Schlag auf seine Nase versetzte. Ein lautes Knacken war zu hören, gefolgt von einem Schwall aus Blut, das seinen Weg über sein Gesicht fand, während er zu Boden sackte.

Der Schmerz und die Überraschung zeichneten sich in seinem Gesicht ab, während ich mit einem Gefühl der Befriedigung darauf blickte.

»Fick dich«, merkte ich noch an, ehe sich die anderen Wärter, Arschlöcher oder wie auch immer man diese miesen Wichser nennen möchte, auf mich stürzten, um mich zu bändigen, wie eine Horde wütender Gorillas. Doch zumindest für den Moment, wenn auch nur von kurzer Dauer, war meine Wut wie weggeblasen. Ein Gefühl der Befriedigung und Triumph überkam mich, als ich sah, wie er auf dem Boden lag. Es war, als ob ich für einen Augenblick die Kontrolle zurückgewonnen hätte, selbst in dieser ausweglosen Situation.

Sie packten mich grob an den Armen und führten mich ins Innere des kalten Gebäudes, in die Gemäuer, wo sich brutale Kriminelle aufhielten. Bei der, nun nennen wir es mal “Anmeldung”, wurden Fingerabdrücke genommen, und sämtliche Gegenstände, die ich bei mir hatte, wurden einfach ungefragt beschlagnahmt. Sie schubsten mich in einen Raum, wo ich mich ausziehen sollte. Verdammt, wie erniedrigend das Ganze war. Keine Fragen, keine Antworten, nichts. Nur ich und der Beamte allein in diesem Raum, den ich am liebsten eigenhändig dort erwürgt hätte.

»Umdrehen«, hörte ich ihn sagen, als ich nackt vor ihm stand. Mein Inneres kochte.

»Und jetzt bück dich«, forderte er mich auf.

»Wieso? Lässt deine Frau dich etwa nicht ran, du Pisser«, platzte es aus mir heraus, meine Verachtung kaum verhüllend.

»Ja, wirklich witzig, aber deinen verdammten Humor wirst du hier ganz schnell verlieren«, knurrte der Fettsack, während er mich grob durchsuchte, als wäre ich bereits schuldig.

»Schalt dein verdammtes Hirn ein! Denkst du ernsthaft, ich verstecke bei meiner eigenen Hochzeit Drogen in meinem Arsch? Was zum Teufel ist los mit dir?«, fauchte ich ihn an, meine Geduld längst am Ende.

»Nennt sich Routine. Los, zieh das an«, blaffte er zurück, während er mir einen orangefarbenen Overall mit einer Nummer auf dem Rücken hinschmiss. Die Kommunikation war ein einziger Albtraum und ich konnte spüren, wie der Zorn in mir sich zu beruhigen versuchte, während ich widerwillig den Overall anzog und mich der Erniedrigung fügte. Als ich mich vor ihm aufstellen musste, legte er mir die Handschellen an, die viel zu eng um meine Knöchel schnappten.

Absichtlich?

Ganz bestimmt.

Doch ich gab ihm nicht die Genugtuung, mich darüber zu beschweren. Selbst als er sich vor mich kniete und mir Fußschellen anlegte.

»Die perfekte Position, um meinen Schwanz zu lutschen, damit du zumindest einmal in deinem Leben etwas Großes in den Händen hältst«, verhöhnte ich ihn, meine Worte voller Verachtung.

Er wollte nicht wirklich was dazu sagen und packte mich am Oberarm, als er mit mir den Raum verließ.

»Der hier ist sauber«, mit diesen Worten übergab er mich dem nächsten widerlichen Exemplar in Uniform.

Der lange Korridor des Traktes war schmutzig und übersät mit Müll, den die Insassen auf die Wächter warfen. Es war laut, ein ohrenbetäubendes Chaos aus Stimmen, Gelächter und Schreien, das in einem wilden Durcheinander zusammenfloss. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Orkan, der all das um mich herum in einem Sog aufnahm und aus meinen Gedanken zog. Ich konzentrierte mich darauf, was als nächstes passieren sollte, während ich durch den Korridor schritt, jeweils von einem Wächter flankiert. Ihre Anwesenheit neben mir wirkte erdrückend und ließ mich den stummen Druck spüren, der von ihnen ausging.

Als würden sie jede meiner Bewegungen beobachten, wartend, dass ich einen Fehler machte. Doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben und meinen Blick nach vorne zu richten.

»Hier, dein neues Zuhause, Prinzessin«, kommentierte der Pisser und öffnete die Zelle.

Mein Gesichtsausdruck blieb so beherrscht wie möglich, während ich meinen Zorn in mir begrub. Es war für mich nur von Vorteil, meine Emotionen zu kontrollieren, um nicht noch weiter die Macht über mich zu verlieren.

In dieser feindseligen Umgebung war das Bewahren der Fassung meine einzige Verteidigung. Jede Regung meinerseits könnte als Schwäche ausgelegt und gegen mich verwendet werden. Also atmete ich tief durch und zwang mich dazu, äußerlich ruhig zu bleiben. Bevor sie zurückgingen, befreiten sie mich aus den engen Hand- und Fußschellen und schlossen die Zelle hinter mir.

Ein Bett und ein Pissbecken zierten meine Aussicht.

Wie zum Teufel konnte es so weit kommen? Vor lauter Wut brach plötzlich ein bitteres Lachen aus mir heraus, als ich mich auf das Bett setzte. Es war ein Lachen voller Ironie, welches die Absurdität der Situation betonte.

Mein Kopf fühlte sich an wie eine leere, endlose Ebene, doch durch diese Leere hallte unaufhörlich dasselbe Szenario wie ein unruhiger Geist, der keine Ruhe finden konnte.

Meine Knöchel glühten vor Spannung, als ich behutsam über sie strich. Konnte ich es kaum erwarten, dem Richter entgegenzutreten?

Ja!

Dann würde dieser Zirkus hier ein Ende nehmen.

Kapitel 4

Sky

Mein Blick schweifend über die großen Fenster, verfolgte ich das Schauspiel der Flugzeuge, die auf der Landebahn landeten, abhoben und das geschäftige Treiben der Bodencrew, die dabei half, das Gepäck in den Stauraum des Fliegers zu transportieren. Für mich war dies mehr als nur eine Reise nach Hause – es war eine Rückkehr in eine Welt, die mir fremd geworden war, eine Rückkehr in ein Zuhause, das eigentlich nie wirklich meines gewesen war.

»Hast du Angst?«, durchbrach Hunters Stimme meine Gedanken.

Ich wandte meinen Blick zu ihm. Seine stechend blauen Augen schienen jeden meiner Schritte zu verfolgen.

Obwohl ich ihn sehr mochte, war er nicht der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Da war etwas an ihm, das ich nicht recht greifen konnte. Eine Kälte, die mich abstieß, aber gleichzeitig auch anzog.

»Sag mir eines«, setzte ich an und blickte herab auf meine Hände, ehe ich weitersprach:

»Wieso bist du damals, als wir bei Tyler waren, gegangen?«

Ohne ihn anzusehen, wusste ich, dass sein Blick mich durchbohrte.

Seine Antwort kam, wie aus der Pistole geschossen:

»Weil ich gehen musste. Ich hatte keinen Platz mehr in deinem Leben, nachdem du dich für ihn entschieden hattest.«

Neben den Männern in meinem Leben fühlte ich mich so unbeschreiblich naiv. Ich war wie ein Blatt im Wind, hin- und hergeworfen, verletzt und verwundet, während ich verzweifelt nach Liebe suchte. Ich schüttelte den Kopf, als ich zu ihm sah. Es gefiel mir nicht, dass er glaubte, ich hätte freiwillig alles mit mir machen lassen. Ein müder Lacher entwich ihm.

»Schüttle nicht den Kopf, du hast kein einziges Mal 'Nein' gesagt.«

Auch mir entwich ein verzweifelter Lacher, als er diese Worte aussprach, denn ich wusste, dass sie der Wahrheit entsprachen.

»Was hätte es für einen Unterschied gemacht? Er hat mich nicht gefragt, Hunter. Oder soll ich dich Liam nennen?«, fiel mir plötzlich der Name ein, den er an meiner Hochzeit lauthals geschrien hatte.

»Ja, doch. Es hätte einen großen Unterschied gemacht«, runzelte er die Stirn, gefolgt von einem nachdenklichen Blick, ehe er fortfuhr:

»Ich wäre nicht gegangen. Ich hätte dich anders behandelt, und wir hätten einen Ausweg zusammen finden können.«

Meine Brust hob sich, als ich tief Luft holte, denn ich war es so leid, dieses ewige Thema der Männer immer und immer wieder durchzukauen. Mir kam der Gedanke, dass sie nichts anderes wollten als die völlige Kapitulation der Frauen.

Hunter war nicht anders, er strebte danach, mich zu kontrollieren, mich zu seinem Besitz zu machen. Aber wieso waren Männer so?

»Wer bist du wirklich?«, ohne ihn auch nur anzusehen, huschte die Frage über meine Lippen.

Gerade als er antworten wollte, erklang die Durchsage des Flughafenpersonals. Die Passagiere wurden darauf aufmerksam gemacht, dass der Flug sich ein wenig verspäten würde. Das verstärkte meine Nervosität nur umso mehr.

»Das erzähle ich dir im Flugzeug, wir haben genug Zeit, darüber zu reden.« Er setzte seinen Koffer ab und blickte zu mir.

»Willst du einen Kaffee?«, fragte er mich mit einem leichten Lächeln, als ich mich auf den Sitz vor dem Gate niederließ, den Blick auf die Anzeigetafel gerichtet.

»Ja, Kaffee klingt nach einer großartigen Idee«, erwiderte ich, während sich Erschöpftheit auf meinem Gesicht abzeichnete.

Adore you - Ali Brustofski

Mit einem Nicken entfernte er sich und ich ließ meine Hände fest um die Gittersitze krallen, ein Zeichen meiner Erschöpfung. Das Leben, die Liebe und die ständigen Begleiter, die meine Schutzengel abgelöst hatten, hinterließen mich müde und verunsichert.

Angst und der Tod waren meine neuen Begleiter.

Ich war dankbar, dass er für mich da sein wollte, aber dennoch nagte die Ungewissheit und das schlechte Gewissen gegenüber Tyler an mir.

Zu diesem Zeitpunkt schien ich die Einzige zu sein, die wusste, dass Tyler unschuldig war und Claire nicht von ihm getötet wurde.

Zumindest glaubte ich das.

Ich hätte mir niemals träumen lassen, was mich noch erwarten würde.

In einem Augenblick der Stille, in dem ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, durchdrang eine Stimme die Luft wie ein loderndes Feuer oder besser gesagt wie ein Feuerwerk, das in den Himmel geschossen wurde.

»Hey, Kleines.«

Als seine Stimme erklang, reagierte mein Körper sofort.

Was?

Eine Welle unbeschreiblicher Emotionen durchströmte mich, Tränen füllten erneut meine Augen und meine ganze Existenz richtete sich auf ihn aus.

Dort stand er, der Mann, der mein Herz so rasend schnell schlagen ließ, dass es eine eigene Melodie in meinem Inneren zu erzeugen schien.

Ein Gefühl von Zuhause umgab mich sofort und ich konnte mich nicht zurückhalten, mich ihm zu nähern. War er wirklich hier? War das real? Sein warmherziger Blick und seine rehbraunen Augen funkelten mich an und ich konnte nicht anders, als in seine Umarmung zu fallen.

»Ian?«, flüsterte ich, mein Körper bebte in seinen Armen. Es fühlte sich an, als ob die Last, die schwer auf meinen Schultern lag, plötzlich auf ihn überging.

»Meine Kleine«, flüsterten seine Worte in mein Ohr, während er mich festhielt, als hätte er Angst, dass ich jeden Moment wieder aus seinem Leben verschwinden könnte.

Es fühlte sich an, als ob die Zeit soeben ihre Bedeutung verloren hätte. Wir waren wie eine Insel der Ruhe und des Friedens inmitten eines Ozeans aus Menschen und Problemen.

Die Sorgen und Ängste, die uns sonst belasteten, schienen in seinen starken Armen zu verblassen, als ob sie nie existiert hätten.