Fröhliches Morden überall - Margit Kruse - E-Book

Fröhliches Morden überall E-Book

Margit Kruse

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Beschreibung

Margareta Sommerfeld und ihr Partner, Kommissar Thomas Scheffel, beschließen, über die Feiertage, samt Mütter - die Scheffelmutter frisch verwitwet, Margaretas Mutter mangels Liebhaber durchhängend - ins verschneite Winterwunderland zu reisen, um sich vom Stress zu erholen. Ein gemütliches Ferienhaus ist schnell gefunden. Die kleine Auszeit entpuppt sich jedoch als keine gute Idee, unterm Tannenbaum fliegen die Fetzen. Thomas Mutter entscheidet nach einem Streit am Silvestergottesdienst teilzunehmen. Von dort kehrt sie jedoch nicht zurück …

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Margit Kruse

Fröhliches Morden überall

Weihnachtskrimi

Zum Buch

Eiszapfenstreich Margareta Sommerfeld und ihr Partner, Kommissar Thomas Scheffel, beschließen, über die Feiertage ins verschneite Winterwunderland zu reisen. Da Thomas’ Vater plötzlich verstorben ist, fühlt er sich verpflichtet, sich um seine Mutter zu kümmern. Und auch Waltraud, Margaretas Mutter, hängt durch. So beschließen die beiden Verliebten, ihre Mütter mitzunehmen. Ein gemütliches Ferienhaus ist schnell gefunden. Die kleine Auszeit entpuppt sich jedoch als keine gute Idee, denn beide Damen haben ihren eigenen Kopf. Nach einem Streit am Silvesterabend will Thomas’ Mutter den Gottesdienst besuchen. Von dort kehrt sie jedoch nicht zurück. Am späten Abend wird sie an einem abseits gelegenen Bauernhof gefunden. Erstochen … Thomas kann nicht glauben, was passiert ist. Gemeinsam mit Margareta macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Sollte eine Frau aus der Nachbarschaft, die seiner Mutter sehr ähnlich sieht, dran glauben? Oder war die ermordete Eleonore gar nicht die trauernde Witwe, für die man sie hielt? Margareta bringt die örtliche Polizei, die lange Zeit im Dunkeln tappt, zur Verzweiflung.

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben etlichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang zahlreiche Bücher veröffentlicht. Labrador Enja ist stets dabei, wenn sich Margit Kruse auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Margit Kruse ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller.

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[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Christine Braun

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Helgi / photocase.de

ISBN 978-3-8392-6910-7

Vorbemerkung

Dieser Roman spielt größtenteils in Bödefeld im Hochsauerland. Viele Gebäude und Einrichtungen sind real. Der Bauernhof sowie das Ferienhaus, zwei meiner Handlungsorte, sind jedoch Fantasiegebilde von mir. Es handelt sich hier um nichts weiter als um einen Roman, die Personen sind erfunden, der Plot ist fiktiv.

Prolog

Mein Blick geht zum Altar der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Bödefeld. Ein prunkvoller Altar, rechts und links flankiert von zwei herrlich beleuchteten Weihnachtsbäumen. Eine feuchte Kälte schlägt mir entgegen. Ich durchschreite den Mittelgang des Kirchenschiffes aus dem Jahr 1911 und gehe bis vorne zum Altar. Unschlüssig setze ich mich in die erste Reihe. Für den kleinen Ort eine recht große Kirche. Sie sollte mit den fünf Ausgängen viel Platz für die Wallfahrer zum Kreuzberg schaffen, die um die Jahrhundertwende noch zahlreich vorhanden waren. Die barocke Ausstattung sorgt für eine ganz besondere, ehrfürchtige Atmosphäre.

Was hoffe ich, hier zu finden?

Vergebung?

Ich habe es nicht gewollt. Das sagt sich so einfach. Dabei habe ich es bis ins kleinste Detail geplant.

Und dann kam alles anders. Ganz anders.

Ich habe immer nach Gottes Glauben gelebt, bin so erzogen worden. Und jetzt sitze ich hier und heule mich beim Herrn aus. Ich halte den Kopf gesenkt. Tränen tropfen auf den glänzenden Boden. Mein Jammern und Klagen hallt in dem großen Raum wider.

»Ein Mensch, der uns verlässt, ist wie eine Sonne, die versinkt. Aber etwas von ihrem Licht bleibt immer in unserem Herzen zurück. Herr, gib ihr die ewige Ruhe und vergilt ihr alle Güte und Liebe, die sie uns zukommen ließ.«

Ich lege den kleinen Zettel ins Gesangbuch zurück, dorthin, wo ich ihn gefunden habe, und schüttle verneinend den Kopf. Ich will nicht, dass Licht von der Toten in meinem Herzen zurückbleibt. Wozu? Vergessen will ich sie. Einfach nur vergessen, nachdem ich mir hier die Absolution von Gott geholt habe. Ist es wirklich so leicht?

Zum Mörder bin ich geworden aus purer Verzweiflung. Das muss Gott doch verstehen.

Verstehen und verzeihen?

Kann ich mit der Schuld weiterleben?

Ich schaue ein letztes Mal zu dem prunkvollen Altar. Mutter Marias Blick durchbohrt mich und sagt mehr als tausend Worte.

Nichts wird mir vergeben werden, das wird mir plötzlich klar.

Nichts!

1.

Margareta wischte zum zigsten Mal über die beschlagene Windschutzscheibe, um nach draußen sehen zu können. Was für eine blöde Karre besaß Thomas bloß? Angeblich war die Klimaanlage seines Passats in Ordnung. Konnten die Scheiben dann dermaßen beschlagen? Oder kam das daher, dass die beiden alten Damen hinten im Fond des Wagens so viel laberten? Ihre geschminkten Schnäbel gaben keine Ruhe.

Thomas auf dem Fahrersitz neben ihr stöhnte und starrte auf das Navi. Er tat gerade so, als führe ihr Weg ins tiefste Bayern, fernab jeglicher Zivilisation. Dabei ging es nur ins Hochsauerland, genauer gesagt, nach Bödefeld, einen Ortsteil von Schmallenberg. Ein winziges Bergdörfchen mit etwas mehr als 1.000 Einwohnern. Ein niedlicher Kirchturm, schwarz-weiße Schiefer- und Fachwerkhäuser, ein durchs Örtchen plätscherndes Flüsschen. 135 Kilometer vom Ruhrgebiet entfernt. Margareta kannte die Strecke im Schlaf, so oft war sie diese bereits gefahren. Mal war sie nur für einen Tag, mal für ein ganzes Wochenende dort gewesen. Als Kind hatte sie längere Urlaube im Hochsauerland verbracht.

Waltraud beschrieb gerade jeden einzelnen Aufenthalt im Sauerland äußerst ausführlich, was keiner der Anwesenden hören wollte. Eleonore hingegen machte alles nieder, konnte alles besser, war schon an ganz anderen Orten gewesen. An Orten, wo was los war, wo es Tanzlokale gab, wo die Post abging.

Thomas stöhnte erneut auf. Anstatt Margaretas Tipps, die Fahrstrecke betreffend, anzunehmen, glotzte er wie gebannt auf sein Navi, sein Allerheiligstes.

Was für eine Schnapsidee, die alten Damen in den Urlaub mitzunehmen. Da hatte sie wohl der Teufel geritten, als sie der spontanen Idee von Thomas, dem Ersten Hauptkommissar des KK 11 im Polizeipräsidium Buer, zugestimmt hatte. Wieso war sie an dem Abend so rührselig gewesen? Hatte sie zu viel getrunken?

Thomas’ Mutter Eleonore war seit einigen Monaten Witwe, jedoch längst nicht so trauernd und hilflos, wie Thomas es darstellte. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen, und Margareta mochte sie nicht, diese bissige Alte. Ihr Pessimismus, den Eleonore täglich mehrfach auslebte, wurde nun auch noch belohnt. Als der Vater noch lebte, hatte Thomas ständig über seine Mutter geschimpft und es irgendwann tatsächlich geschafft, dem Elternhaus zu entfliehen, in dem er während langer Krankheit Unterschlupf gesucht hatte. Er hatte sich eine Wohnung in der Hertener City gemietet. Dort kreuzte die Alte jedoch dreimal die Woche auf, hatte sogar einen eigenen Wohnungsschlüssel erbettelt, putzte die Wohnung, brachte dem Sohnemann etwas zu essen und bügelte seine Hemden. Natürlich steckte sie auch die Nase in seine Post. Bei Bedarf beantwortete sie diese gleich. Seit ein paar Wochen rannte sie dem Pfarrer Ansgar Morgenrot der katholischen St.-Johannes-Gemeinde die Kirche ein, schloss sich dort der Seniorenstube an und machte alle wuschig.

Da war Margaretas Mutter Waltraud anders. Zwar auch eine Nervensäge par excellence, aber sie ließ sich noch gut in die Schranken weisen. Nach einem endgültigen Zerwürfnis mit ihrem Gelegenheitsliebhaber Sepp, dem Bandleader einer Altherrencombo, war sie in Depressionen verfallen. Margareta hatte zugestimmt, Eleonore mit ins Sauerland zu nehmen, wenn auch Waltraud dabei sein dürfe. Die beiden ungleichen Frauen hatten sich erst heute im Auto kennengelernt. Ein Vortreffen hatte Margareta strikt abgelehnt. Sie wusste, warum.

»Ist denn da genug Platz in dem Haus, mein Junge? Du weißt, ich wohne nicht gerne eingepfercht«, kam es von hinten mit schriller Stimme. Selbstverständlich sprach sie nur Thomas an. »Und Schnee liegt auch nicht. Du hast gesagt, im Sauerland liege zu Weihnachten Schnee.«

Die selbstständige Privatermittlerin Margareta war für die dominante Frau ein lästiges Übel, das sie in Kauf nehmen musste, obwohl Thomas ihr in der Hinsicht mehrmals den Kopf gewaschen hatte.

»Ich habe dir das Haus schon 20 Mal beschrieben und dir Fotos gezeigt. Es hat 100 Quadratmeter und zwei Bäder. Du teilst dir mit Waltraud ein Bad, hast aber ein eigenes Schlafzimmer. Und was den Schnee betrifft, der kommt bestimmt noch. Immerhin ist es hier sechs Grad kälter als bei uns im Ruhrgebiet. Die Sonne scheint und die Landschaft ist mit einer Frostschicht überzogen. Das sieht zauberhaft aus. Erfreue dich doch an dem Anblick.«

Auf die wunderschöne Landschaft ging Eleonore nicht ein. »Ein Bad teilen? Ich weiß nicht.« Ein missbilligender Blick traf ihre Sitznachbarin Waltraud.

»Im Krankenhaus hast du dir das Bad auch teilen müssen.« Ab jetzt schwieg Thomas.

Margareta fragte sich, ob auch er die Idee inzwischen für vollkommen idiotisch hielt. Die gute Tat zu Weihnachten? Würde sie sich als Flop entpuppen? Außerdem: Wieso mussten sie schon vor dem Fest anreisen? Am 23.12.? Das war eine Schnapsidee, fand Margareta. So hatten sie zu Hause keine Arbeit, mussten keinen Baum kaufen und weniger Lebensmittel, meinte Thomas. Doch sie war sich sicher, dass er nur dem Ärger entgehen wollte, den die Frage, wo und mit wem man den Heiligabend verbringen wollte, mit sich bringen würde. Ärger wäre da vorprogrammiert gewesen.

Ein kurzer Blick in den Kosmetikspiegel in der Sonnenblende nach hinten ließ Margaretas Kinnlade noch weiter herunterklappen. Eleonore zupfte an ihren frischen schwarzen Strähnen herum, die der Friseur erst einen Tag zuvor in ihr grellgraues Haar gezaubert hatte. Irgendwie erinnerte sie Margareta an einen ausgestopften Tiger. Wenn das modern sein sollte, fand sie die dunkelblonde Einheitsfrisur ihrer Mutter tausend Mal besser. Waltraud saß da wie ein Häufchen Elend, das schon jetzt bereute, mitgefahren zu sein.

Der Passat erreichte die winzige Ortsmitte. Ein Edeka-Laden, ein schmuckes Café, schräg gegenüber das Hotel Albers mit Restaurant. Überall standen beleuchtete Weihnachtsbäume, die eine tolle Stimmung zauberten. Die Hunaustraße ging in die Graf-Gottfried-Straße über, und kurz darauf führte sie das Navi rechts weg in die kleine Straße »Zur Wahr«.

»Geradeaus, immer geradeaus, bis es nicht mehr weitergeht«, hatte die Vermieterin am Telefon den Weg beschrieben. Die befestigte Straße mündete in einen Feldweg, der bis zum Waldrand führte. Rechts der Strecke lag ein großer Bauernhof. Wenige Meter weiter konnte man das Ferienhaus direkt am Wald erblicken. Ein echter Wintertraum. Unwirklich schön lag es da in frostiger Umgebung, von der Sonne angestrahlt.

Margaretas Laune besserte sich. Thomas lächelte versöhnlich zu ihr herüber, nachdem er auf dem Parkplatz neben dem Eingang das Auto abgestellt hatte.

Seine Mutter zog einen schiefen Mund und fing gleich wieder an zu meckern. »Hier soll ich zehn Tage bleiben? In dieser Einsamkeit? Das Haus liegt ja am Arsch der Welt. Bis zum Ort sind es zu Fuß mindestens zwei Kilometer. Da musst du mich fahren, mein Junge.«

»Einen Teufel werde ich tun. Es sind genau 900 Meter bis zum Ort. Die kannst du gut zu Fuß zurücklegen. Das Auto wird nicht angerührt. Ich will mich erholen.«

Margareta musste grinsen. Er hatte ein Machtwort gesprochen, der 42-jährige Sohn, was äußerst selten vorkam. Sicherlich wollte er vor seiner Freundin und deren Mutter den durchsetzungsfähigen Kommissar herauskehren, dachte sie.

Waltraud freute sich und schmunzelte. »Ich finde das Häuschen wunderschön.«

»Tja, wenn man in einer Mietwohnung lebt, ist das sicherlich schön. Für einen Hausbesitzer sieht das völlig anders –«

»Halt den Schnabel, Mutter. Unser Haus stammt aus der Erbmasse der Scheffels. Das hast du nicht erarbeitet«, meinte Thomas mit energischer Stimme.

»Ach, ich hab nichts gearbeitet? Habe ich dich nicht großgezogen? Und Papa den Rücken freigehalten? Zählt das nicht?«

»Das steht doch hier gar nicht zur Debatte.«

Sie wollte es nicht kapieren, die aufgetakelte alte Frau. Fehlte nur noch, dass sie mit der Geschichte kam, in der sein Vater sie durch die Eheschließung aus dem Konsum befreit hatte.

Wütend schloss Thomas das Häuschen mit dem Schlüssel auf, den er unter der Fußmatte gefunden hatte. Thema beendet. Für ihn jedenfalls. Eleonore hingegen wetterte weiter, trennte Eigentum von Mietobjekten laut und unnachgiebig, zählte Vor- und Nachteile auf. Thomas war sonst eher zurückhaltend, aber jetzt waren die harschen Worte, die er an seine Mutter gerichtet hatte, bitter nötig gewesen.

In dem Haus war es nicht gerade warm, doch das würde sich mit einem Dreh an den Heizkörpern schnell ändern. Alles machte einen gemütlichen Eindruck, rustikale Möbel in Kiefernholz, Sauberkeit pur. Eleonore war wütend, dass sie ihre beiden Reisetaschen selbst hineintragen musste. Doch Thomas war der Meinung, wer Wasserkästen für seine Nachbarn in deren Keller schleppen konnte, konnte auch sein Gepäck ins Haus tragen.

Waltraud hatte ihren Koffer, zwei Taschen und fünf Plastikbeutel bereits während Eleonores Gezeter ins Haus gebracht. Wenn Margareta gehofft hatte, Thomas sei ein Kavalier alter Schule und wäre ihr gepäckmäßig behilflich, hatte sie sich getäuscht. Er trug nur sein winziges Köfferchen sowie seinen Laptop hinein.

Die Zimmerverteilung oblag Margareta. Zwei fast identische kleine Doppelzimmer mit Blick zum Wald waren für Eleonore und Waltraud bestimmt. Thomas und Margareta zogen in das Schlafzimmer unters Dach.

Ein erstes Treffen im gemütlichen Wohnzimmer mit freiem Blick auf den Ort sollte einige Dinge klären, zu denen sich Thomas eine Liste gemacht hatte. Doch seine Mutter, die ihren blauen Thermomantel samt roter Mütze achtlos auf einen Sessel geworfen hatte, legte los, bevor er die Liste vorlesen konnte.

»Wir könnten für Heiligabend Grünkohl kochen. Im Ort gibt es einen Metzger und einen Edeka, habe ich gesehen. Und einiges an Vorräten haben wir ja mitgebracht.«

»Heiligabend isst man Kartoffelsalat mit Würstchen. Ganz traditionell. Den kann man schon morgens zubereiten. Das macht viel weniger Arbeit. Bei uns ist das seit jeher so, dass es an Heiligabend Kartoffelsalat gibt. Nicht wahr, Margareta?« Waltraud nahm auf dem Sofa Platz und schaltete den Fernseher ein. »Meine Lieblingssendung fängt gleich an. Die darf ich nicht verpassen.« Mit der freien Hand griff sie nach den selbst gebackenen Plätzchen auf dem Teller, der als Willkommensgruß auf dem Wohnzimmertisch stand.

»Moment, Moment, hier kann nicht jeder machen, was er will. Ich habe einige Punkte notiert, die ich gerne verkünden möchte.« Thomas brach der Schweiß aus, den er sich mit dem Ärmel seines schicken dunkelblauen Pullovers abtupfte.

Margareta sagte nichts, seufzte nur und setzte sich neben ihre Mutter auf das Sofa. Sie wusste, dass diese Liste sinnlos war. Die alten Frauen würden sich niemals danach richten.

»Und wir werden sehen, was wir an den Feiertagen auf den Tisch bringen. Vielleicht einen Braten?«, fragte Eleonore, starrte ihren Sohn an und hoffte, dass er jetzt nichts Falsches sagte.

»Wir sind nicht zum Kochen und Braten hergekommen. Erholung ist angesagt. Im Ort ist ein gutes Restaurant, da werden wir an den Feiertagen essen. Dazu habe ich mir Folgendes notiert.«

Doch wieder unterbrach ihn seine Mutter und polterte los: »Was soll ich denn den ganzen Tag machen, wenn ich nicht kochen darf? Der Fernseher ist ja von der hier belegt.« Verächtlich deutete sie auf Waltraud.

»Du kannst eine Wanderung unternehmen. Der Pilgerweg auf den Kreuzberg ist äußerst interessant. Damit kannst du beginnen und dabei über deine Schandtaten nachdenken. Hm, was meinst du, Mutter?«

»Willst du, dass ich gleich wieder abreise? Was soll das? Außerdem: Wer weiß, was die da im Lokal kochen!«

»Ich verlese jetzt meine Notizen, hört zu. Bezüglich des Fernsehgerätes habe ich mir gedacht …«

Weiter kam er nicht. Eleonore und Waltraud bekamen sich in die Haare und es flogen verbal die Fetzen.

Margareta wurde es zu bunt. Sie zog sich ins Schlafzimmer im Obergeschoss zurück. Sie musste schmunzeln. Genau so hatte sie es sich vorgestellt. Das konnte nicht gutgehen. Sie ging zum gardinenlosen Fenster und schaute hinaus. Was für ein friedlicher Anblick. Das kleine Örtchen, wie es im frostigen Überzug dalag. Die Sonne schaffte es nicht, die Eiszapfen, die am tiefen Dach hingen, zum Schmelzen zu bringen. Wie die Soldaten reihten sie sich nebeneinander auf und glitzerten traumhaft schön. Margareta öffnete das Fenster. Eine eisige Kälte schlug ihr entgegen. Neugierig brach sie sich einen Zapfen ab, um festzustellen, wie kalt er war. Ein wunderbares Stück Natur, dachte sie, bevor sie den Zapfen auf den Rasen warf und das Fenster schloss. Sie widmete sich ihrem Gepäck, entschied sich für das rechte Bett, hievte ihren Koffer und die große Reisetasche darauf und begann nach einem Blick in den Kleiderschrank mit dem Auspacken.

»Ich wollte das rechte Bett«, meldete sich Thomas zu Wort, der soeben den Raum betrat.

»Die Frau liegt rechts, der Mann links. Das ist auch in einer Gruft so.«

»Wer sagt das? Ist das ein Gesetz? Außerdem habe ich noch nicht vor, zu sterben. Ein Mann muss immer in der Nähe zur Tür schlafen, um die Frau im Notfall beschützen zu können.«

»Ich kann mich alleine verteidigen«, widersprach Margareta, entnahm ihrem Koffer Kleidungsstück für Kleidungsstück und legte es in den rustikalen Bauernschrank. Das kann ja heiter werden, dachte sie, nahm es jedoch gelassen. Zur Not war im Zimmer ihrer Mutter noch ein Bett frei.

Thomas knetete sein Kinn und wartete ab. Als Margareta keine Anstalten machte, das Bett zu räumen, belagerte er beleidigt das linke Bett.

»Und, haben sie sich die Punkte auf deiner Liste angehört, die beiden Damen? Jedenfalls herrscht da unten Ruhe.«

»Ich bin auf taube Ohren gestoßen. Meine Mutter ist beleidigt. Sie ist zu Fuß los in den Ort, um einzukaufen. Deine Mutter hat die Beine hochgelegt und schaut fern.«

»Willst du ihr das verbieten?«

»Nein, natürlich nicht. Aber ich bin der Meinung, dass wir das Fernsehen zeitlich begrenzen sollten.«

»Warum? Ist das hier eine Jugendherberge? Sie sind doch erwachsen. Wenn sich jemand gestört fühlt, kann er sein Zimmer aufsuchen.« So ein Paragrafenreiter, dachte Margareta und fragte sich, ob er schon immer so kleinkariert war.

»Ordnung hat noch niemals geschadet!«

»Wir beide schauen kaum fern. Sollen sich die beiden doch um die Fernbedienung schlagen.«

»So siehst du das?«

»Ja, klar. Du kannst nicht alles regeln. Das ergibt sich schon. Lass es locker angehen!« Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu, schmiegte sich in seine Arme und küsste ihn. Margareta wollte sich das wohlige Gefühl, dass sich in ihr ausbreitete, nicht kaputt machen lassen. Weihnachten, das Fest der Liebe, der Wärme und der Hoffnung. Und das Fest des guten Essens. Das Hotel Albers war ihr mehrfach empfohlen worden. Wieso sollte es dort kein gutes Weihnachtsessen geben? Die Mütter fügten sich schon noch. Eleonore würde alte Geschichten erzählen und Waltraud würde ihre beisteuern. Schlimmstenfalls würden sie sich zanken. Das konnte durchaus auch unterhaltsam sein.

Als Margareta eine Stunde später die Treppe ins Untergeschoss hinunterstieg, herrschte im Wohnzimmer eitel Sonnenschein. Eleonore war zurück und hatte Kaffee für alle gekocht. Nachdem sie sich gemeinsam an den Tisch gesetzt hatten, erzählte sie eine Anekdote von Weihnachten 1947. »Damals gab es gar nichts. Mein Vater musste seine geerbten Skier opfern, um den Ofen für das Badewasser anzuheizen. Ich war gerade ein halbes Jahr alt«, gab ihr frisch geschminkter Mund von sich.

Thomas schüttelte den Kopf. Er kannte diese Geschichte zur Genüge. Der Clou war, dass immer etwas anderes dran glauben musste. Einmal wurden Skier verheizt, ein weiteres Mal die Gitarre und manchmal sogar ein guter Esszimmerstuhl. »Da siehst du, wie schlecht die Zeiten waren, Mutter. Zum Glück sind hier moderne Badezimmer, und wir brauchen kein Möbelstück zu opfern, um dich zu baden. Heute gibt es Extreme in die gegensätzliche Richtung. Zum Beispiel, wenn du dir für 120 Euro eine total bekloppte Frisur machen lässt.«

Empört riss Eleonore den Mund auf. »Das geht dich überhaupt nichts an. Das habe ich von meiner Rente bezahlt.«

»Nur komisch, dass du, solange Vater noch lebte, herumgelaufen bist wie eine graue Maus. Seit es in deinem Leben diesen Pfarrer Morgenrot gibt, trägst du diese extravagante Zebrafrisur.«

»Passt es dir nicht, dass Pfarrer Morgenrot sich so rührend um mich kümmert? Man könnte meinen, du wärst eifersüchtig?«

Jetzt musste Thomas lachen. So laut und heftig, dass er sich an einem Zimtstern böse verschluckte und um Luft rang. »Denk daran, dass dieser dickliche Pfarrer an das Zölibat gebunden ist«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte.

»Thomas«, protestierte seine Mutter lautstark und errötete.

2.

Ein herrliches Fleckchen Erde, stellte Margareta einmal mehr fest. Ganz anders als das hektische Ruhrgebiet. Nach einer einigermaßen ruhigen Nacht, einem chaotischen Frühstück mit zwei sich beharkenden Müttern und einem genervten Thomas waren die vier zur Ortsmitte gelaufen. Eleonore hatte geklagt, wieso ihr Sohn nicht den Wagen nehme, Waltraud hatte nichts mehr gesagt.

Margareta suchte die Kirche auf, Thomas ging hinauf zur kleinen Kreuzbergkapelle, während die alten Damen sich in den überfüllten Edeka-Markt pressten. Anschließend wurde im Gasthof Albers, in dem zünftigen, typisch sauerländischen Lokal zu Mittag gespeist. Sie hatten sich darauf geeinigt, das Mittagessen auswärts einzunehmen und den Abend mit Kartoffelsalat und Würstchen im Ferienhaus zu verbringen.

Während Margareta, Thomas und Waltraud das Bödefelder Schnitzel wählten, konnte Eleonore sich nicht entscheiden und machte einen Staatsakt aus der Bestellung. Etliche Male fragte sie sich und die anderen, ob sie ebenfalls das Bödefelder Schnitzel oder lieber das Hunauragout nehmen sollte. Nachdem Thomas, Margareta und Waltraud total genervt waren und der Hunger sie quälte, wählte sie endlich das Schnitzel, änderte jedoch sämtliche Komponenten. Statt Kroketten wollte sie Salzkartoffeln, statt mit Käse überbacken mehr Pilze, statt Rucola mehr Tomaten.

Als sie das Lokal gegen 15 Uhr verließen und bei strahlendem Sonnenschein Richtung Ferienhaus marschierten, beschloss Margareta spontan, eine Wanderung allein zu unternehmen, bevor sie sich der Gemütlichkeit des Heiligen Nachmittags hingeben würde. Thomas schaute sie traurig an, als sie ihm mitteilte, ihn nicht dabeihaben zu wollen.

Sie ging nicht den Waldweg entlang, sondern zurück in Richtung Ortsmitte, bog dann jedoch, bevor sie auf die Graf-Gottfried-Straße kam, rechts ein und lief ortsauswärts, passierte den voll bewirtschafteten Fronenhof und ging weiter über gefrorene Wiesen, den Wald immer zu ihrer Rechten. Links lag in einiger Entfernung die wenig befahrene L740. Irgendwann kreuzte die schmale Nebenstraße Mechterkuse, die zu einem Wanderparkplatz führte.

Ihr Handy klingelte. Der besorgte Thomas wies sie darauf hin, dass es bereits dunkel wurde und sie zurückkommen möge.

»Gleich, gleich komme ich«, vertröstete sie ihn, verspürte jedoch, als sie im Hintergrund die Stimmen der beiden Mütter hörte, absolut keine Lust dazu.

Sie ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Eleonore hatte mindestens 20 Mal das Aussehen des tollen Weihnachtsbaumes kommentiert, eine duftende Blautanne, ganz in Blau geschmückt. Ja, es war total nett von der Vermieterin, ihnen einen Weihnachtsbaum aufzustellen, doch irgendwann hatte Margareta es nicht mehr hören können und sich bereits gegen 21 Uhr in ihr Schlafzimmer verzogen, um zu lesen. Thomas war noch bei den Müttern geblieben. Er hatte wohl Angst gehabt, die seine könnte ausrasten, wenn auch er sich vom Acker machte. Margareta hatte Thomas angemerkt, dass er sehr zwiegespalten war. Oft wusste er nicht, für wen er Partei ergreifen sollte: für seine dominante Mutter, der er durchaus hin und wieder die Meinung sagte, oder für seine immerhin fünf Jahre ältere Freundin. Mit seiner Mutter hatte er aber auch kein leichtes Los, dachte sie schmunzelnd. Darf eine zur Witwe gewordene Mutter eigentlich alles?

Von der ach so tollen neuen Strähnchenfrisur war am heutigen Morgen nicht mehr viel übrig gewesen. Eleonore hatte Margareta an einen alten Dachs erinnert.

Waltraud hatte ständig ihren Blick gesucht. Mutter und Tochter waren noch nicht dazu gekommen, sich zu zweit auszutauschen.

Als sie sich vom Wanderparkplatz aus auf den Rückweg am Wald entlang machte, fiel Margaretas Blick auf einen idyllischen Bauernhof im Wald. Magisch angezogen lief sie darauf zu. Inzwischen war es fast dunkel und die Heilige Nacht brach an. Das Wohnhaus lag rechts, die Fenster der unteren Etage waren weihnachtlich geschmückt und beleuchtet. Das Tor des großen Kuhstalls stand offen. Man hörte Metallstangen klirren und das Muhen der Kühe. Neonbeleuchtung schaffte dem Bauern und seiner Frau genügend Licht. Sie waren dabei, die Tiere zu füttern und zu melken sowie die Ställe zu säubern. Eine niedliche, dunkel getigerte Katze kam ihr schnurrend entgegen und rieb sich an ihren Beinen, als wollte sie sagen: »Nimm mich mit, irgendwohin, wo es warm ist.«

Nach einer Weile betrat Margareta den Stall und sah sich neugierig um, nachdem sie die Bauersleute freundlich begrüßt hatte. Die nette Frau grüßte wohlwollend zurück und fragte, was Margareta hier um diese Uhrzeit mache, ob sie sich verlaufen habe.

»Nein, nein, alles in Ordnung. Ich wohne mit meiner Familie in einem Ferienhaus oberhalb von Bödefeld und mache noch eine Abendrunde. Darf ich mir Ihre Tiere hier im Stall ansehen?«

Äußerst zuvorkommend führte die Frau, die sich als Ellen Voss-Grobe vorstellte, herum und erklärte ihr alles. Ihr Gatte, der auf die Hilfe seiner Holden angewiesen war, sah das gar nicht gerne. Die Zeit drängte, schließlich war Heiligabend. Er wollte essen und dann bescheren.

Margareta war von den neugeborenen Kälbchen begeistert, von deren unschuldigen Blicken regelrecht fasziniert. Zärtlich streichelte sie ihnen die warmen Nasen und das kuschelige Fell. Die beiden Ponys wurden bestaunt, anschließend die Ziegen begrüßt und schlussendlich die Hühner. Die Bäuerin verkaufte ihr auf Wunsch zehn Eier von den frei laufenden Tieren. Zufrieden verabschiedete sich Margareta von der Frau, bedankte und entschuldigte sich, ihr heute Abend die kostbare Zeit gestohlen zu haben. Sie trat in der Dunkelheit den Heimweg an, der jedoch gut ausgeleuchtet war. Sie liebte den Bauernhofgeruch von Heu und Stroh, Milch, warmen Tieren und Mist. Als Kind hatte sie etliche Urlaube auf Bauernhöfen verbracht und war die meiste Zeit im Stall anzutreffen gewesen.

Gegen 18 Uhr erreichte sie ein wenig durchgefroren das gemütlich warme Ferienhaus und konnte nicht verstehen, dass Thomas sich Sorgen gemacht hatte. Wer sollte ihr hier in diesem friedlichen Ort etwas Böses antun? Hier, wo bei einbrechender Dunkelheit die Bordsteine hochgeklappt wurden und nur noch Ruhe und Frieden herrschten.

Die beiden Mütter hatten nicht warten können und aßen bereits am spartanisch gedeckten Tisch den Kartoffelsalat, den Waltraud am Vormittag zubereitet hatte.

»Wo warst du?«, fragte Waltraud vorwurfsvoll und griff nach einer dampfenden Wurst.

Als Margareta von dem Besuch des ungefähr zwei Kilometer entfernten Bauernhofs berichtete und ihre Begeisterung über die vielen Tiere kundtat, zog Eleonore die Nase kraus. »Du warst in einem fremden Kuhstall?«

»Ja, wieso nicht? Das war äußerst interessant. Der Bauer und seine Frau bewirtschaften ihn ganz alleine, wie es aussah.«

»Du riechst nach Kuhmist!« Eleonore konnte sich den Kommentar nicht verkneifen. Sie warf einen abfälligen Blick auf den Eierkarton, den Margareta auf die Küchentheke gestellt hatte. »Eier habe ich bereits von Edeka mitgebracht.«

»Diese Eier hier sind von frei laufenden Hühnern, die ich heute persönlich kennengelernt habe. Das kann man nicht vergleichen mit Eiern aus Käfighaltung.«

»Pah«, schnaubte Eleonore.

Margareta, bis zu dem Zeitpunkt in einer friedvollen Heiligabendstimmung, kam die Galle hoch. Dieses abfällige »Pah« brachte das Fass zum Überlaufen. Wieso haben wir die bloß mitgenommen, fragte sie sich, die verdirbt uns die schönen Tage. Sie schaute Thomas an, der ihr jedoch keine Hilfe war. Er aß seine Wurst und starrte auf den TV-Bildschirm. Immerhin hatte er während ihrer Abwesenheit den Kaminofen angeheizt, was nicht nur schön anzusehen war. Die knisternden Holzscheite waren Musik in Margaretas Ohren.

»Lieber nach Kuhmist riechen als nach verschwitzter Oma«, hielt sie dagegen, obwohl sie sich von der Frau nicht provozieren lassen wollte und ihre Worte, kaum ausgesprochen, bereits bereute.

»Ich rieche nach verschwitzter Oma?«, brüskierte sich Eleonore, stand von ihrem Stuhl auf und durchquerte nervös das Zimmer. »Thomas, nun sag doch was«, wandte sie sich an ihren Sohn und rüttelte ihn an der Schulter.

»Margareta, du solltest dich bei meiner Mutter entschuldigen. Schließlich haben wir Heiligabend!«, sagte er kleinlaut.

»Sag mal, tickst du noch richtig? Du schlägst dich auf die Seite deiner Mutter? Außerdem hat sie gestern und heute nicht geduscht. Diese Läppchenwascherei bringt doch nichts. Das ganze Zimmer stinkt nach Schweiß. Und schon wieder hat sie den gleichen Pullover an.« Margareta schämte sich. Musste sie sich auf dieses Niveau begeben? Sie war nicht besser als Eleonore. Nur Waltraud zuliebe blieb sie am Tisch sitzen.

Mit hämischem Grinsen verließ Eleonore wenig später das Wohnzimmer und suchte ihr Zimmer auf. Anscheinend telefonierte sie. Hin und wieder hörte man sie abwechselnd laut auflachen und übel schimpfen.

»Da steckt ein neuer Mann dahinter. Sie hat so Andeutungen gemacht«, brach Waltraud das Schweigen.

»Wie kannst du so etwas sagen«, ärgerte sich Thomas. »Mein Vater ist erst ein knappes halbes Jahr tot. Meine Mutter steckt noch mitten in der Trauerphase.«

»Davon merkt man nicht viel. Sie hat mir jedenfalls von einem Mann erzählt, den sie in der Kirchengemeinde kennengelernt hat. Vielleicht ist ja alles ganz harmlos.« Gedankenverloren trank Waltraud von ihrer Pfirsichbowle, die sie am Nachmittag zusammengeschüttet hatte.

»Mit Sicherheit ist alles ganz harmlos.« Margareta horchte allerdings auf. Eleonore hatte einen neuen Mann? Das ging aber schnell.

Thomas schien fix und fertig. »Mutti hat meinen Vater geliebt. Jawohl! Da sucht sie sich doch nicht so schnell einen neuen Kerl, kaum dass Papa kalt ist. So eine ist meine Mutter nicht!« Er holte sich eine Flasche Pils aus dem Kühlschrank, öffnete sie und trank direkt aus der Flasche.

Margareta fragte sich, wo seine guten Manieren geblieben waren. Haute ihn diese Nachricht dermaßen aus den Latschen?

»Ach, Junge, du hast keine Ahnung. In unserem Alter ist ein halbes Jahr eine lange Zeit. Wenn sie das Glück hatte, jemanden kennenzulernen, ist das doch was Tolles. Wer weiß schon, was morgen ist? Gönnst du ihr das nicht?« Waltraud traten Tränen in die Augen.

»Nein, das Trauerjahr sollte sie einhalten.« Da hatte Thomas klare Vorstellungen.

»Trauerjahr, Trauerjahr. In welchem Jahrhundert lebst du denn?« Waltraud füllte sich ihr Glas erneut mit der köstlichen Bowle und leerte es in einem Zug. Fast hätte sie sich an den Pfirsichspalten verschluckt. Ob sie doch besser, wie Eleonore vorgeschlagen hatte, Glühwein hätte zubereiten sollen? Plötzlich war es um sie geschehen. Sie schluchzte unvermittelt los und sackte regelrecht in sich zusammen. »Ich vermisse Sepp so sehr. Die letzten Jahre habe ich immer mit ihm zusammen Weihnachten gefeiert. Was hatten wir für schöne Zeiten! Dieses Jahr wollte er nicht. Ist bei seiner Frau geblieben.«

»Liebe Waltraud!«, sagte Margareta. Sie nannte ihre Mutter meistens beim Vornamen. »Bleib doch mal objektiv. Wie sahen sie denn aus, deine schönen Zeiten? Die Zeit, die er mit dir verbracht hat, hat er sich gestohlen, und ist danach ganz schnell wieder in die Arme seiner Alten geflüchtet, von der er sich nie lösen wird. Vergiss ihn endlich!« Margareta musste an das Weihnachtsfest denken, an dem sie den alternden Bandleader dieser Altherrencombo zum ersten Mal getroffen hatte. Ihre Mutter hatte ihn in einem zwielichtigen Tanzschuppen für Greise kennengelernt. Es war im Wohnzimmer ihrer Mutter Waltraud im Kreise der engsten Familie gewesen. Der Hesse aus Nidda hatte Unterschlupf bei ihrer Mutter gesucht. Und nicht nur das. Margareta hatte Felix, den Obdachlosen, mitgeschleppt, um ihm schöne Feiertage zu bescheren. Und da hatte auch Sepp am Tisch gesessen, dieser tattrige Opa, der am zweiten Weihnachtstag mit dem Geld aus dem Bankraub in Buer, welches er beschützen sollte, dreist getürmt war. Zum Glück hatte ihn die Polizei geschnappt. Das Geld konnte er daraufhin vergessen. Immer wieder hatte er danach vor Waltraud auf den Knien gelegen und um Verzeihung gebettelt. Immer wieder war er jedoch kurz darauf zu seiner Frau zurückgekrochen und hatte Waltraud ganz schnell vergessen. Gut, dass das jetzt hoffentlich ein Ende hatte.

Während Thomas den Tisch abräumte, betrat Eleonore vergnügt das Zimmer, als wäre nichts gewesen, und setzte sich auf ihren Platz am großen Küchentisch.

»Sag jetzt nichts Falsches«, zischte Margareta Thomas zu, während sie ihm beim Abräumen half.

»Wie wäre es mit einer Runde Halma? Ich habe im Schrank eine Spielesammlung gesehen.« Munter kramte Eleonore das Spiel heraus und setzte sich wieder an den Tisch.

»Wieso nicht«, meinte Thomas. »Spielen wir Halma.«

Der eventuell vorhandene Lover von Eleonore, der treulose Sepp, der Kuhstallmief sowie der Schweißgeruch waren schnell vergessen. Es wurde tatsächlich ein richtig schöner Heiligabend mit Pfirsichbowle, Pils und Spielesammlung und einem herrlichen Kaminfeuer.

Am anderen Morgen, dem ersten Weihnachtstag, hatte es geschneit. Eine ungefähr fünf Zentimeter hohe Schneeschicht überzog die Landschaft.

Thomas lief von Fenster zu Fenster und konnte sich gar nicht beruhigen. Ach, wie schön, ach, wie toll. Bereits fertig angezogen saß er anschließend am Frühstückstisch und wollte schnellstmöglich raus, zu Fuß zum Skigebiet Hunau, ungefähr vier Kilometer vom Ferienhaus entfernt. Auf Eleonores Einwand, er könne doch überhaupt nicht Ski fahren, wurde er knurrig. Nur schauen wollte er, einfach nur schauen.

»Und du? Willst du den ganzen Tag vor dem Fernseher abhängen? Da läuft die 5.000ste Wiederholung der Schwarzwaldklinik, und Waltraud und du starrt gebannt hin, als würdet ihr den alternden Gockel von Professor zum ersten Mal sehen. Seid ihr zum Fernsehen hergekommen?«

»Ich denke, wir haben Urlaub, da können wir machen, was wir wollen«, antwortete Eleonore ihrem Sohn, ohne den Blick vom tollen Professor Brinkmann in seinem wehenden Kittel abzuwenden.

»Ich finde, wir sollten die TV-Zeiten beschränken. Sagen wir: pro Tag zwei bis drei Stunden?«, schlug er vor.

»Bei dir piept es wohl, Junge. Ich entscheide immer noch selbst, wie ich meine Zeit verbringe«, meinte Eleonore.

Wenigstens hatte Mutter Scheffel am frühen Morgen ausgiebig geduscht, dachte Margareta. Und frische Klamotten trug sie auch. Sogar ihre Dachsfrisur hatte sie in Form gebracht. Gar nicht so falsch, mal was zu sagen. Margareta lächelte in sich hinein.

»Ihr zwei könnt hoch zur Kreuzbergkapelle marschieren, von dort aus rüber zum Wanderparkplatz Mechterkuse, und schon seid ihr wieder hier an der Hütte. Sind höchstens acht Kilometer. Bin ich gestern auch gelaufen. Heute ist es viel schöner bei Schnee«, schlug Thomas vor.

»Da hättest du den Bauernhof im Wald sehen müssen, den ich mir gestern angeschaut habe«, meldete sich Margareta zu Wort.

»Habe nicht drauf geachtet.«

»Das ist mir zu weit. Ich habe Hüftprobleme, ich kann nicht so weite Touren machen.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Waltraud die rechte Hüfte. »Bis zur Ortsmitte schaffe ich es.«

»Dann lass uns in dieses Café gehen und dort was Schönes zu uns nehmen«, sagte Eleonore begeistert. »Die haben tolle Torten und weiße Trinkschokolade.« An ihren Sohn gewandt: »Und du heize schon mal den Kaminofen an, damit wir es gemütlich haben, wenn wir durchgefroren heimkommen.«

»Später«, antwortete Thomas einsilbig und verließ kopfschüttelnd den Raum. »Torte essen, so schnell nach dem Frühstück«, murmelte er dabei vor sich hin.

Margareta war froh, dass die beiden Frauen sich besser verstanden und sich keine Gemeinheiten mehr an den Kopf knallten wie am Vortag. Am späten Abend hatte Waltraud Eleonore die ganze Sepp-Lovestory haarklein erzählt, was ihr wohl Pluspunkte eingebracht hatte. Doch keine fromme Kirchenmaus, die gute Eleonore? Margareta musste schmunzeln. Hatte sie sich tatsächlich schon einen Kerl aufgerissen?

Arm in Arm schoben die beiden älteren Damen wenig später dick vermummt ab, was Margareta vom Wohnzimmerfenster aus beobachtete. Eleonores lautes Gemecker konnte sie durch die Scheibe hören.

»Hätte uns mit dem Auto mal nach Winterberg fahren können, mein lieber Sohn.«

Dem stimmte Margareta zu. Irgendwie war Thomas schon wie ein bequemer Opa, fand sie. Und das mit 42 Jahren. Trotzdem lächelte sie ihn an, als er sich ihr von hinten näherte.

»Haben wir uns überhaupt schon frohe Weihnachten gewünscht?«, fragte er mit sanfter Stimme und nahm sie in die Arme.

3.

Eleonore war missgelaunt. Sie fühle sich leer. Das Jahr ging zu Ende. Das neue konnte nur besser werden. Nun war Robert schon fast ein halbes Jahr tot. Einen qualvollen Tod hatte er gehabt. Zum Schluss hatte er sich die Lunge aus dem Hals gehustet und nur noch Blut gespuckt, bevor er endlich in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer in Herten für immer die Augen schloss. Es war seinem Bergmannsposten unter Tage geschuldet, dass der Krebs seine Lunge aufgefressen hatte. Eine schlimme Zeit, ihn mithilfe des Pflegedienstes zu versorgen. Wie oft hatte sie daran gedacht, einfach das Weite zu suchen und abzuhauen, egal wohin, Hauptsache weg. Doch wäre das christlich gewesen? Er hatte ein Leben lang für sie gesorgt, da war es das Mindeste gewesen, ihn zu pflegen.

Letztendlich war sie froh, bis zum Schluss ausgeharrt und die liebende, sich kümmernde Ehefrau gespielt zu haben. Das hatte ihr besonders bei Pfarrer Ansgar Morgenrot der St.-Johannes-Gemeinde in Herten enorm viele Pluspunkte eingebracht. Voller Hochachtung lobte er sie in der gesamten Gemeinde, in der sie sich vor Roberts Erkrankung kaum hatte sehen lassen. Kirche und das ganze Drumherum gingen ihr am Allerwertesten vorbei, hatte sie jedem erzählt, der sie gefragt hatte, wieso sie nicht am Gemeindeleben teilnahm.

Wie rührend sich der Pfarrer trotzdem nach Roberts Tod um sie gekümmert hatte und es noch tat, verwunderte sie. Er hatte bei den zahlreichen Hausbesuchen in ihre verweinten Kuhaugen gestarrt und sich – wieso auch immer – verpflichtet gefühlt, genau diesem Schäfchen seine volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Diese beschränkte sich nach der Beisetzung zunächst auf die Vorbereitung des sonntäglichen Gottesdienstes am Samstagnachmittag. Nicht gerade nett von ihm, Ursula Kaminski diesen Posten zu entziehen und ihn Eleonore aufs Auge zu drücken. Besondere Umstände veranlassen ihn dazu, hatte er versucht, der Kaminski einzureden, die oft sehr zudringlich wurde. Kerzenständer polieren, Altarblumen dekorieren, Gesangsbücher ordnen, Messwein auffüllen und seinen Talar abbürsten zählten zu den Aufgaben einer Samstagnachmittagshelferin. An Eleonore war eine Schauspielerin verloren gegangen, so gut spielte sie ihre unterwürfige Rolle.

Wenig später hatte er sie in die Seniorenstube eingeführt. Da biss er bei dem alteingesessenen Stamm allerdings auf Granit. Vier Frauen der ungefähr 20 Mitglieder waren seit vielen Jahren befreundet und trafen sich auch privat. Dazu zählte Ursula Kaminski, was die Sache nicht leichter machte. Carola Blasius, Angelika Thomas und Petra Halstenbach empfand Pfarrer Morgenrot auch als aufdringlich, jedoch längst nicht so unerträglich wie die Kaminski. Eleonore hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um von dieser kleinen Gruppe wahrgenommen zu werden und sich ihr anschließen zu dürfen.

Nach Roberts Tod hatte sich Eleonore einer aufwendigen Rundumerneuerung unterzogen, wozu eine neue Frisur gehörte, die diese altbackene Haarpracht abgelöst hatte. Die gesamte Omagarderobe war in Säcken zum Roten Kreuz gewandert, die riesigen hautfarbigen Baumwollschlüpfer mit Bein hatte sie durch tolle Dessous in den schönsten Farben ersetzt. Sie hatte ein stattliches Sümmchen vom Sparkonto abgehoben und sich neu eingekleidet. Thomas und seine Margareta hatten Bauklötze über die Verwandlung gestaunt, jedoch nichts gesagt.

Trotz ihres Alters von 72 Jahren, war Eleonore eine schöne Frau, fand sie. Das Leben als Hausfrau und Mutter hatte ihr viel abgefordert in den vergangenen Jahren. Sie hatte regelrecht gespürt, wie dieses Leben tagtäglich Unze für Unze ihres Sex-Appeals auffraß. Was war zum Schluss von ihr geblieben? Ein einsames, übel aussehendes, verkümmertes Mütterlein, das seine Zeit am Herd verbracht hatte.

Nun erwachte wieder Leben in ihr. Nach der äußerlichen Veränderung fühlte sie sich mindestens zehn Jahre jünger. Grund für die Veränderung war jedoch nicht das hinterlistige Frauenquartett aus der Seniorenstube, das ging Eleonore sonst wo vorbei. Interessant war für sie einzig und allein das männliche fünfte Rad am Wagen: nämlich Fritz. Fritz brachte Saiten in ihr zum Klingen, die sie längst vergessen geglaubt hatte. Die vier Weiber betrachteten diesen Mann als ihr Eigentum und umgarnten ihn. Komischerweise waren sie dennoch nicht eifersüchtig aufeinander.

Fritz genoss das. Bei jedem Kompliment, das aus einem der Frauenmünder kam, schwoll ihm der Kamm. Fritz Wennemann war 72 Jahre alt, groß und schlank, dunkelhaarig mit grauen Strähnen. Stets modisch gekleidet und wunderbar duftend. Unter seinen markanten Augenbrauen wachten braune Augen, die wie eine Überwachungskamera hin und her wanderten und denen nichts entging. Sein äußerst charmantes Lächeln setzte er ein, wo immer er es für angebracht hielt, dazu ein flotter Spruch, den er aus seinen schönen Lippen fallen ließ, und die Frauen schmolzen dahin. Er wusste, was weibliche Wesen, besonders die älteren grauen Mäuse, hören wollten. Das hatte er wahrscheinlich in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Kneipenwirt zigmal getestet. Doch er besaß noch etwas, auf das die Damen scharf waren, und zwar einen silbernen Volvo V70, mit dem er die pfundige Carola Blasius regelmäßig zum Wochenmarkt fuhr, obwohl sie selbst einen fahrbaren Untersatz hatte. Außerdem half er ihr beim Marmelade-Einkochen, die sie anschließend bei Veranstaltungen zugunsten benachteiligter Leute verscherbelte.

Allein vom Äußeren her war die stets hilfsbereite Carola kein Frauentyp, der zu Fritz passte. Mit ihrem grauen fettigen Haarknoten im Nacken und der verwaschenen Trachtenkleidung am Leib passte sie eher in den Schwarzwald auf einen maroden Bauernhof als in den Kohlenpott.

Die mollige Angelika Thomas, ebenfalls Trägerin einer Knotenfrisur, erkochte sich das Herz von Fritz mit Rindsrouladen und Stielkottelets. Ihr gehörten der Dienstag und der Donnerstag. Fritz kutschierte sie zum Einkaufen und zum Friseur, der ihr den gefärbten Wischmopp im Nacken aufbrezelte. Eleonores Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, um sich Fritz vorzustellen, wie er die biedere Angelika über ihre geblümte Tagesdecke zog und dabei das Haarkunstwerk in Unordnung brachte.

Die streitsüchtige Petra Halstenbach, die Mineralwasser soff, als bekäme sie dafür einen Preis, fuhr er zum Getränkemarkt und zum Tennis. Auf dem Tennisplatz war Fritz allerdings nur Zuschauer. Er durfte der tollen Petra zusehen, wie sie mit ihrer raspelkurzen grauen Kerlsfrisur altersschwache, sabbernde, arg zitternde Männer zum Match herausforderte. Warum Fritz sich das antat, erschloss sich Eleonore auch nach Monaten nicht.

Dann wäre da noch die langnasige Ursula Kaminski, die Fritz einmal die Woche zu ihrer Tochter nach Dortmund fuhr. Als Belohnung lud sie ihn auf eine Bottroper Schlemmerplatte in der angeblich besten Pommesbude im Ruhrgebiet ein, in den Distel-Grill in Herten.

Fritz tat das alles, ohne zu murren, man hatte tatsächlich das Gefühl, er mache das gern. Mit wem er sich heimlich, zu was auch immer, traf, blieb sein Geheimnis. Eleonore musste sich schwer zusammenreißen, um bei den Cafébesuchen, zu denen sie Fritz einlud, nicht über die vier Frauen abzulästern und Hass zu schüren. Kommt Zeit, kommt Hetzen, sagte sie sich. Also lächelte sie nur, starrte auf Fritz’ sehnige Hände mit den gepflegten Fingernägeln und sprach stets Gutes, wenn Fritz sie auszuhorchen versuchte. Immerhin gehörte ihr der Sonntag, was eine große Auszeichnung und den vier Gegnerinnen ein Dorn im Auge war. Stolz ließ sie sich in die schönsten Cafés am Rande des Ruhrgebiets kutschieren, um den Anekdoten des lebenserfahrenen Fritz zu lauschen und dabei herrliche Torten zu verspeisen. Im Blick immer seine schönen Hände, die sie gerne überall an ihrem Körper spüren würde.

Eleonore wusste nicht, dass er für die Maniküre seiner langen Griffel jede Woche 35 Euro investierte, was seine Wirkung bei Frauen anscheinend nicht verfehlte. Dafür sparte er bei der Fußpflege. Seine Hornhauthacken, die man mittlerweile ordentlich mit dem Hobel bearbeiten konnte, sah sowieso niemand. Seine Devise lautete: Nachts sind alle Hacken grau, und notfalls kann man die Socken dabei anlassen.