Fürsten-Roman 2700 - Felicia Blum - E-Book

Fürsten-Roman 2700 E-Book

Felicia Blum

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die pflichtbewusste, doch ziellose Lexi Prinzessin von Rosenthal soll schon bald auf ihrem ersten Bankett die Verlobung mit dem Adelssohn Jahn Prinz von Hochwitten bekannt geben, dessen einflussreiche Adelsfamilie viel Macht genießt. Von dieser Zusammenführung versprechen sich die Eltern ein höheres Ansehen und vielversprechende finanzielle wirtschaftliche Kontakte. Mit diesem Ziel im Hinterkopf sagt der Fürst daher einer Homestory für die bekannte Zeitschrift Gold Exklusiv zu. Ausgerechnet Neuzugang Moritz Richter wird geschickt, der nur aus finanzieller Not heraus bei der Regenbogenpresse landete. Moritz sieht sich als Investigativ-Journalist, mit der Scheinwelt der Noblesse kann er wenig anfangen. Er ignoriert die starke Anziehung, die er gleich der Prinzessin gegenüber empfindet. Die Familie beantwortet alle kritischen Interviewfragen souverän, doch als Lexi plötzlich einem Moritz unbekannten Bruder erwähnt, endet das Interview abrupt. Zurück in der Redaktion recherchiert Moritz weiter und erfährt, dass der Prinz vor vier Jahren spurlos verschwand. Der Journalist wittert eine Story, und er weiß auch schon, wie er an die nötigen Details kommen wird ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 137

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Der Rosenthal-Skandal

Vorschau

Impressum

Der Rosenthal-Skandal

Roman um eine Titelstory mit Folgen

Von Felicia Blum

Die pflichtbewusste, doch ziellose Lexi Prinzessin von Rosenthal soll schon bald auf ihrem ersten Bankett die Verlobung mit dem Adelssohn Jahn Prinz von Hochwitten bekannt geben, dessen einflussreiche Adelsfamilie viel Macht genießt. Von dieser Zusammenführung versprechen sich die Eltern ein höheres Ansehen und vielversprechende finanzielle wirtschaftliche Kontakte. Mit diesem Ziel im Hinterkopf sagt der Fürst daher einer Homestory für die bekannte Zeitschrift Gold Exklusiv zu. Ausgerechnet Neuzugang Moritz Richter wird geschickt, der nur aus finanzieller Not heraus bei der Regenbogenpresse landete. Moritz sieht sich als Investigativ-Journalist, mit der Scheinwelt der Noblesse kann er wenig anfangen. Er ignoriert die starke Anziehung, die er gleich der Prinzessin gegenüber empfindet. Die Familie beantwortet alle kritischen Interviewfragen souverän, doch als Lexi plötzlich einen Bruder erwähnt, endet das Interview abrupt. Zurück in der Redaktion recherchiert Moritz weiter und erfährt, dass der Prinz vor vier Jahren spurlos verschwand. Der Journalist wittert eine Story, und er weiß auch schon, wie er an die nötigen Details kommen wird ...

Wenn Moritz Richter sich vor einem halben Jahr nicht dagegen gewehrt hätte, den Vorsitzenden einer kleinen Bielefelder Regionalpartei zu interviewen, wäre er heute sicher woanders.

Mit ein wenig mehr Geduld würde er heute vielleicht vorm Berliner Reichstagsgebäude stehen und die wichtigsten Politiker des Landes zu ihren Entscheidungen befragen. Oder er hätte endlich über diese Privatklinik schreiben dürfen, deren Gehaltsliste ihm eine Bekannte zugespielt und die eine erschreckende Schere zwischen Frauen und Männern aufgezeigt hatte.

Aber nein. Er hatte diese Chance vertan, weil er sich geweigert hatte, ein Interview mit einem Politiker zu führen, dem er keine einzige politische Frage hatte stellen dürfen.

»Der Anton hat einen richtig braven Hund. Frag ihn mal, wie er den trainiert. Er soll dir ein paar Kunststücke zeigen!«, hatte sein Chef ihm zufrieden aufgetragen und damit keinen Hehl daraus gemacht, dass es hier offensichtlich um eine freundschaftliche Gefälligkeit ging.

Da hatte Moritz erkannt, dass hier kein Hintergrundbericht über einen ignoranten Mann geplant wurde, der nur über Beziehungen an seine Position gekommen war. Es hätte ein Artikel über einen braven Hund, eine treue Ehefrau und ein beeindruckendes Blumenbeet im Garten werden sollen.

»Das ist doch wohl ein Witz?«, hatte Moritz entrüstet gefragt.

Er war ein aufsteigender Journalist im Politik-Ressort, seit Jahren bemühte er sich um aufwendig recherchierte Geschichten, die ihm den Eintritt zur Süddeutschen Zeitung ermöglichen sollten. So eine Geschichte gehörte definitiv nicht dazu. Sie würde viel mehr seinem Ruf schaden, war Moritz sich damals sicher gewesen. Also hatte er sich auf den Pressekodex berufen, von seiner ethischen Verantwortung und der Wichtigkeit journalistischer Unparteilichkeit geredet und kurzfristig den Auftrag abgelehnt.

»Überschätz dich nicht, Richter«, hatte sein Chef gemahnt. »Anton ist einer unserer größten finanziellen Förderer. Ich werde es mir sicher nicht mit ihm verscherzen. Und das solltest du auch nicht. Ich kann niemanden in meinen Reihen gebrauchten, der mit seiner Überheblichkeit unsere Existenz gefährdet.«

Doch Moritz hatte an seinem Standpunkt festgehalten.

Als nur wenig später sein Vertrag nicht verlängert und er die Redaktion des Lokalblattes verlassen musste, war er immer noch der Überzeugung gewesen, das Richtige getan zu haben. Das änderte sich, als er auch nach Monaten keine neue Festanstellung fand und ihm langsam das Geld ausging.

»Komm schon. Du weißt doch, wie es in der Branche läuft«, hatte sein ehemaliger Kollege eines Abends die verzweifelten Klagen von Moritz unterbrochen.

»Festanstellungen sind rar, vor allem für den Politikbereich. Und du hast das Ego eines kleinen Politikers mit vielen großen Freunden gekränkt. Dir hätten die möglichen Konsequenzen klar sein müssen. Du solltest es mit einem anderen Ressort versuchen. Und vielleicht außerhalb Bielefelds.«

Nach weiteren Wochen voller Absagen und Mahnungen hatte der einst so prinzipientreue Politikjournalist feststellen müssen, dass ein leeres Konto sehr viel Einfluss auf seine Wertvorstellungen ausübte. Also hatte er den Rat seines Berufsfreundes angenommen und sich auf alles beworben, was nur ansatzweise mit Journalismus zu tun hatte. Ganz gleich wo, Hauptsache, er wurde noch im selben Monat eingestellt und konnte seine Miete zahlen. Die Strategie war aufgegangen. Wenn auch zu einem hohen Preis.

»Moritz Richter! Von der Politik zum Boulevard!«, hatte ihn sein neuer Chefredakteur wenige Tage später lachend begrüßt, nachdem Moritz dem untersetzten, pausbackigen Ludwig Hartlauer die Hand geschüttelt hatte.

»Ich habe ein paar deiner Sachen gelesen. Du nimmst die Leute gerne ran, was? Willst alle schmutzigen Details wissen. Da bist du bei der Gold Exklusiv genau richtig. Hier in Düsseldorf erzählen wir die Geschichten, die die Menschen wirklich bewegen. Wir decken auf. Wir erzählen von den Sorgen und Geheimnissen, die die Stars und Sternchen uns nicht wissen lassen wollen. Wir holen sie von ihrem hohen Ross runter und erinnern unsere Leserschaft jede Woche daran, dass die da oben auch nicht viel besser sind als wir. Außer die, die uns wohlgesonnen sind, für die haben wir natürlich immer einen warmen Platz im Herzen.«

Wieder hatte er gelacht, so stark, dass ihm bei bebendem Bauch die Tränen gekommen waren.

»Ich habe auch gleich einen Auftrag für dich. Einen Hintergrundbericht über die Adelsfamilie von Rosenthal. Das wird ein Fest. Der Fürst ist mehr schlecht als recht als Investor tätig, die Frau eine ehemalige Bürgerliche. Die leben in einem verdammten Schloss mit ihrer Prinzessinnen-Tochter. Such mir da bloß jeden Winkel ab. Jeden Schmutz, den du findest, kommt in den Artikel. Wenn du's gut machst, lass ich dich auch früh genug wieder von der Leine.«

Auch nach diesem Spruch hatte er sich köstlich amüsiert.

Moritz seufzte bei der Erinnerung, nahm sein Mundspray aus der Jackentasche und sprühte sich drei Stöße Minzöl in den Rachen. Nun stand er also hier, fast zweihundert Kilometer von Bielefeld entfernt und kurz davor, seine Karriere für immer zu ruinieren. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Skepsis starrte er die alten Mauern eines Turmes hinauf, der mit seinen mannshohen Zinnen zu Schloss Bergeshöh gehörte. Hinter sich hörte er die Wupper plätschern, links von ihm führte ein Wanderweg hinein in den dichten bergischen Wald. Die Pflastersteine, auf denen er stand, ebneten den Weg durch das runde Steinportal hinein in das Anwesen der Familie von Rosenthal. Dort warteten seine Interviewpartner, die ohne jegliche Eigenleistung in diesen Wohlstand hineingeboren waren. Es war nicht fair. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er von nun an als Klatschreporter diesen Menschen eine Bühne geben sollte.

Nein! Hör auf mit dem Jammern, mahnte er sich.

Schnell straffte er die Schultern und sah mit ernster Miene nach vorne. Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Er war immer noch Moritz Richter. Egal in welchem Ressort, er würde sich weiterhin treu bleiben, weiterhin hundert Prozent in seinem Job geben. Selbst wenn das hieß, in die langweilige und ungerechte Welt des Adels eintauchen zu müssen. Hatte Hartlauer ihm nicht grünes Licht für alle erdenklich kritischen Fragen gegeben? Die sollte er bekommen. So lange, bis Moritz endlich wieder in dem Bereich arbeiten konnte, von dem aus er wirklich etwas bewegen konnte.

»Warum können wir uns erst wieder auf dem Ball sehen?«, fragte sie in ihr Smartphone.

Unglücklich eilte Alexandra Prinzessin von Rosenthal auf dem breiten Wanderweg an Buchen und Eichen vorbei, der sie in wenigen Minuten aus dem Wald hinaus und auf den Hauptweg zum Schloss führen würde. Sie war etwas knapp dran für den anstehenden Interviewtermin, doch sie hatte die frische Luft und den räumlichen Abstand gebraucht, um ungestört ihr Telefonat führen zu können.

»Weil ich nun einmal vorher keine Zeit finde, Alexandra. Das habe ich dir doch schon letzte Woche erklärt.«

Der Prinzessin entging nicht, wie rau und gleichgültig die Stimme am anderen Ende der Leitung klang.

»Also gut.«

Sie verlangsamte ihr Tempo, um nicht auf den unebenen und nassen Pflastersteinen zu stolpern, aber auch, um sich besser auf ihre Atmung konzentrieren zu können. Sie wollte weder gehetzt noch emotional klingen.

»Du hast recht. Ich war zu ungeduldig, verzeih. Schließlich ist es schon nächstes Wochenende. Das ist nun wirklich nicht mehr lange hin.«

»Genau so ist es, Liebes.«

»Liebes« nannte er sie jetzt also. Sie hätte sich mehr über den Kosenamen gefreut, wenn Jahn Prinz von Hochwitten ihn mit etwas mehr Gefühl aussprechen würde. Und wenn sie nicht die Tatsache ertragen müsste, dass er sie mied. Es war absurd. Wider besseren Wissens versuchte sie erneut ihr Glück.

»Wie sieht denn dein Terminkalender nach dem Adelsball aus? Bei mir sind die ersten beiden Wochenenden im März frei. Wir könnten einen Tagesausflug ins Weingebiet unternehmen. Wenn ich Vater rechtzeitig Bescheid gebe, steht uns der Chauffeur die gesamte Zeit über zur Verfügung.«

Sie hörte Jahns Zögern. Unentschlossen blieb sie stehen und lauschte der Stille.

»Ich weiß nicht, Alexandra. Mir stehen einige Verpflichtungen bevor, denen ich mich schlecht entziehen kann. Da gibt es ein paar lukrative Anlageoptionen, die ich mir anschauen muss. Außerdem planen wir ein neues Kunstforum, das ganz im Zeichen des Weinbaus stehen soll. Ich arbeite mit unserer Kuratorin gerade am Ausstellungskonzept, es wird fantastisch. Aber das alles ist natürlich sehr zeitintensiv.« Er seufzte. »Ich denke, wir sollten uns vernünftigerweise darauf einigen, dass wir uns dann erst wieder zum Bankett sehen.«

Die Prinzessin glaubte, sich verhört zu haben. »Zum Bankett? Zu meinem Bankett?«

Es war der erste größere Anlass, den sie in absoluter Eigenregie organisierte. Es sollte das Ereignis des Jahres auf Schloss Bergeshöh werden. Aus ihren Kreisen waren alle mit Rang und Namen eingeladen worden, die Speisekarte war schon jetzt exquisit, und das Unterhaltungsprogramm würde mit einem Streichquartett und der aktuell angesagten Opernsängerin Amelie von Silberstein glänzen. Ja, es würde ein fantastisches Frühlingsbankett werden. Das allerdings erst im April stattfand.

»Das ist doch erst in zwei Monaten!«, rief die Prinzessin.

Sie hatte die Entrüstung in ihrer Stimme nicht verbergen können.

Jahn lachte kurz auf. »Warum bist du so erpicht darauf, dass wir uns sehen?«

Wie konnte er das fragen? Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog und es in ihrem Hinterkopf zu kribbeln begann. Sie sollte Contenance bewahren. Ruhig und sanftmütig ihren Standpunkt erklären. Doch sie konnte nicht länger an sich halten.

»Weil wir verlobt sind!«, stieß sie aus, so laut, dass sie vor ihrer festen Stimme erschrak. Auf Jahn schien das keinen Eindruck zu machen. Wieder hörte sie ihn schmunzeln.

»Eben, Liebes«, antwortete er in einem Ton, mit dem sie ihn bisher nur mit seiner kleinen Cousine hatte sprechen hören.

»Wir werden noch das ganze Leben miteinander verbringen. Die Vereinbarung zwischen unseren Familien ist bereits unter Dach und Fach. Wieso also die Eile? Entspann dich. Ich laufe dir nicht weg. Du musst dich mir nicht mehr beweisen. Wenn meine Eltern von dir überzeugt sind, dann bin ich es auch.«

Darum geht es doch nicht, hätte sie am liebsten gesagt, doch diesmal verkniff sie es sich. Natürlich waren sie auf dem Blatt Papier eine gute Partie. Die von Hochwittens waren eine einflussreiche Adelsfamilie, deren Name in Deutschland, aber vor allem im Mittelrheinraum von Bonn bis nach Frankfurt viel Ansehen genoss. Auch ihre Familie konnte auf eine lange, traditionsreiche Geschichte zurückblicken, die eng mit der Geschichte Nordrhein-Westfalens verbunden war. Ihre Familie hatte zwar an Ansehen eingebüßt, seitdem ihr Großvater einst öffentlich dem Glücksspiel verfiel und ihr Vater eine nicht standesgemäße Frau geehelicht hatte, dafür besaßen sie genau wie die von Hochwittens viel Land. Mehrere Hektar Wald gehörten zu Schloss Bergeshöh, zudem investierte ihr Vater in Edelmetalle sowie ertragreiche Unternehmen und Start-ups.

Beide Seiten profitierten von dieser Verbindung, das hatte die Prinzessin verstanden. Und natürlich gehorchte sie dem Wunsch ihrer Eltern. Nicht nur, weil sie es ihnen schuldig war, oder weil eine Vernunftbeziehung dieser Art in ihrer Linie nichts Ungewöhnliches und durchaus logisch war. Sie tat es auch, weil sie immer noch Single war und die Hoffnung hegte, eines Tages mit demselben Blick angesehen zu werden, den ihr Vater ihrer Mutter schenkte. Sie wollte nicht nur eine gute Partie. Sie wollte mehr. Sie wollte Kribbeln im Bauch, Anziehung, Zärtlichkeit, Vertrauen. Eine respektvolle Beziehung auf Augenhöhe. Sie wollte Austausch und gegenseitige Inspiration, die Seele des anderen kennenlernen. Sie wollte Sicherheit und Abenteuer. Wie sollte das gelingen, wenn sie schon jetzt kaum Zeit füreinander fanden?

Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass noch ein wichtiger Termin bevorstand.

»Also gut«, sagte sie hastig, »dann sehen wir uns beim Ball. Ich muss leider auflegen, Jahn. Das Interview beginnt bald. Ich hoffe ...«

»Ja«, unterbrach der Prinz sie, »bis zum Ball. Ich freue mich. Auf bald, Alexandra.«

Sie hörte das Klicken in der Leitung. Er hatte einfach aufgelegt. Sprachlos starrte sie auf ihr Handy, doch noch bevor sich die Enttäuschung verfestigen konnte, steckte sie ihr Smartphone in ihren Frühlingsmantel und eilte los. Sie war viel zu spät dran. Sie würde keine Zeit haben, sich umzuziehen.

Mit schnellen Schritten folgte sie dem Pflasterweg hinunter zum Schloss. Vor dem Steinportal sah sie einen Mann in maßgeschneiderten, dunkelblauen Anzug stehen. Er kehrte ihr den breiten Rücken zu, der Kopf mit der braunen Mähne war nach hinten geneigt. Ihr schwante Übles. War der Journalist etwa schon da? Sie war nur noch zwei Schritte von ihm entfernt.

»Herr Richter?«, fragte sie in seine Richtung. »Sind Sie zufällig von Gold Ex...«

Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Als der Mann sich umdrehte, verschlug es ihr die Sprache. Ihr Blick fiel auf die vollen und leicht geschwungenen Lippen. Dann entdeckte sie das dezente Grübchen, das sein markantes Kinn zierte. Doch all das war nichts, als sich ihre Blicke trafen. Seine Iris war in ein intensives Ozeanblau getaucht, so tief und geheimnisvoll, dass sie glaubte, sie höre das Wellenrauschen. Und machte sie so unachtsam, dass sie auf einem der Pflastersteine den Halt verlor und stolperte. Er reagierte schnell, umschlang mit beiden Händen ihre Oberarme und richtete sie wieder dicht vor sich auf. So dicht, dass sie einen Hauch Minze roch.

»Alexandra Prinzessin von Rosenthal?«, fragte er.

Sie nickte nur.

Der junge Mann lächelte dunkel.

»Freut mich. Moritz Richter mein Name. Und ja, ich bin für das Gold Exklusiv-Interview hier.«

Alexandras Magen kribbelte. Dort, wo er sie berührt hatte, pulsierte das Blut unter ihrer Haut. Da war sie, die Anziehung, nach der sie sich so sehnte. Nur leider für den falschen Mann.

Als größte Schande empfand Isabella Fürstin von Rosenthal, dass sie einst mit bürgerlichem Namen »Bauer« geheißen hatte. Von all den Nachnamen, die den Menschen weltweit zur Verfügung standen, musste ausgerechnet dieser ihr Mädchenname sein. Und diese Tatsache wollte und wollte nicht in Vergessenheit geraten, so sehr sie sich auch bemühte. Sie konnte noch so viel spenden, noch so viele edle Wohltätigkeitevents organisieren, immer wieder hieß es in der Presse: »Die Rosenthal-Fürstin, ehemals Isabella Bauer, bereitete auch diesen Abend...«

»Ich bin doch keine Bäuerin!«, hatte sich Isabella einmal voller Empörung bei ihrem Mann beklagt und ihm die Zeitschrift vors Frühstückstablett geworfen. Da waren sie gerade frisch verheiratet gewesen. »Warum schreiben die so einen Schund?«

Der Fürst hatte neugierig nach der Zeitschrift gegriffen und den Artikel aufgeschlagen.

Isabellas Wangen hatten sich gerötet, als sie abermals die Überschrift gesehen hatte: »Einmal Bauer, immer Bauer? Nicht bei den Rosenthals! Wie die einfache Isabella dem Fürsten den Kopf verdrehte.«

Zu ihrem Entsetzen hatte Oscar Friedrich Fürst von Rosenthal so laut losgelacht und dabei mit der Hand auf den Tisch geschlagen, dass ihm das Frühstücksei fast vom Becher gepurzelt war.

»Da hat aber jemand tief in die Wortspielkiste gegriffen.« Er hatte sich die Lachtränen weggewischt und dann mit einem gerührt-belustigten »Ach was, Isabella!« die schlanke Schönheit auf seinen Schoß gezogen. »Gräm dich nicht, mein Herz. Du weißt, wie die Presse ist. Eine Bürgerliche mit einem Adeligen, das fasziniert. Sie kennen dich noch nicht so gut wie ich. Wenn sie einmal bemerkt haben, dass du dich blaublütiger verhältst als meine ganze Familie, dann haben sie auch schon bald deine Herkunft vergessen.«

Isabella war schnell von seinem Schoß gesprungen, damit sie auch ja nicht vom Personal in dieser unschicklichen Position gesehen wurden. Wenn also auch der Fürst mit dieser Behauptung recht behielt, so irrte er sich mit seiner anderen Prognose.

Die Jahre vergingen, doch das Gedächtnis der Presse rostete nicht. Erst gestern war ihr ehemaliger Mädchenname wieder in einem Klatschmagazin aufgetaucht. Sie hatte genug davon. Aber sie hatte bereits Schritte eingeleitet, die dazu führen würden, die Rosenthal-Familie endlich in das glänzende Bild zu rücken, in das sie auch hineingehörten.

»Oscar!«, rief sie von ihrem Schminktisch rüber in das Herrenzimmer, in dem ihr Mann zu dieser Zeit üblicherweise seine Zeitung las.