Gedankenexpressionen Teil 2 - Irene Roy - E-Book

Gedankenexpressionen Teil 2 E-Book

Irene Roy

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Beschreibung

Ecken und Kanten sind eine runde Sache. Seien Sie echt, seien Sie selbst. Nutzen Sie Ihre Stärken, stehen Sie zu Ihren Schwächen. Bauen Sie Ihr Lebenshaus nach Ihren Vorstellungen. Bauen Sie bei Bedarf um. Füllen Sie Ihre Zeit mit Inhalten, die Sie sich wert sind.

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VORWORT

Gedankenexpressionen1 verhieß im Titel einen zweiten Teil. Bereits während des Schreibens drängten sich Themen in solcher Fülle auf, dass rasch klar war, es wird einen zweiten Teil geben.

Zur Erinnerung: Zwischenmenschliches, Menschliches, Gesellschaftliches, Kommunikation, Leben und Lebendiges, Ableben, Freud, Leid, Kopf, Körper, Seele, Wege, Möglichkeiten. In diesen Bereichen sind die Themen angesiedelt, die ich aufgreife.

Es geht um Thematisieren, ausbreiten und zerlegen dürfen Sie selbst. Andenken ist angesagt, sowie selbst Denken. Sich einen kleinen Teil eines Ganzen, einen Gedanken ins Bewusstsein holen und vielleicht anders zu beleuchten als bisher, kann viel auslösen und bewirken. Für Sie, für Andere, für ein anderes Gesamt. Der wendigste Denker impliziert eine gewisse „Betriebsblindheit“ in der Firma Ich.

Es gibt viele Wahrheiten und individuell sind sie wahr. Es gibt Konsens, freiwillig und verordnet, um einen gemeinsamen Nenner festzulegen. Das heißt nicht automatisch Verstehen, Akzeptieren, Goutieren. Das heißt Wissen und Nichtwissen um Normen, Determinationen, Ist - Zustand.

Wortblitze, Anstöße, ohne anstößig zu sein, kurzes Ausleuchten, anreißen, hinweisen, anregen, das sind Intentionen, um die Worte so niederzuschreiben, wie sie hier stehen. Wie Sie sie verstehen, ob sie ankommen, an Ihnen vorbei schwimmen, Sie nicht erreichen, verwirren, irritieren, amüsieren, ärgern, bleibt offen. Wichtig ist, dass Sie denken – denken Sie, was Sie wollen, üben Sie sich im Denken, schaffen Sie Ihre geistigen Freiräume.

Vielleicht fühlen Sie sich ab und zu provoziert, gefordert, überfordert, bleiben Sie wach mit konstruktiven Gedanken und innerer Zufriedenheit. Vielleicht auch mit innerer Zerrissenheit.

Sie sind im Prozess, es passiert Etwas. Ich möchte Ihnen Mut machen, zu sich selbst zu stehen, zuzulassen, was Sie ausmacht. Klarheit gewinnen, einen Platz auf unserem Planeten zu finden, der Sie ausfüllt und erfüllt. Denken Sie an sich, ohne egoistisch zu sein, gönnen Sie sich Priorität, ohne Andere aus den Augen zu verlieren. Sie sind nicht zwangsläufig Narziss, wenn Sie sich vorwiegend mit eigenen Angelegenheiten befassen. Ich betone es immer wieder: Sie sind der wichtigste Mensch in Ihrem Leben und für Andere bleibt genug Platz.

Ecken und Kanten sind eine runde Sache Achten Sie auf ein inneres Gegenprogramm

Nutzen Sie Ihre Stärken, stehen Sie zu Ihren Schwächen Bauen Sie Ihr passendes Lebenshaus

INHALTSVERZEICHNIS

1) Anecken, nicht anecken

2) Das Kind in Dir

3) Spätberufen

4) Erst ärgern, wenn es Grund gibt

5) Lieb oder nicht lieb

6) Abgrenzen

7) Respekt

8) Manchmal braucht es Blessuren

9) Liebe mit Ego verwechseln

10) Spreu und Weizen

11) Halten Sie durch

12) Profil – Profilieren

13) Wenn die Teller tief fliegen

14) Prioritäten setzen

15) Ehrlichkeit erleichtert

16) Unnützes Wissen

17) Schreiendes Schweigen

18) Liebe verzeiht nicht Alles

19) Selbstbeschränkung

20) Innen gesund, außen gesund

21) Sprache

22) Spuren hinterlassen

23) Knackig auf den Punkt bringen

24) Anders länger leben

25) Sympathie – Antipathie

26) Raus aus den Klischees

27) Der unsichtbare Draht

28) Einen Schritt nach dem anderen

29) Alles Gelernte nützt

30) Machen Sie weiter

31) Arbeitsdinos

32) Was lange währt

33) Gewissheit

34) Einstein auf vier Pfoten

35) Nah am Wasser

36) Inspiration

37) Kontinuität

38) Zivilcourage

39) Kurswechsel – Kurskorrektur

40) Wie man in den Wind hinein ruft

41) Draht und Spagat

42) Blender

43) Reden Sie sich gesund

44) Das NICHT im Vordergrund

45) Liebe als Generalschlüssel

46) Verbale Schönheitsoperation

47) Menschliche Superkleber

48) Sehnsucht

49) Von Streiteln und Streitelinen

50) Aszendent Leben

51) Intelligenzpfosten

52) Schön und unattraktiv

53) Fremdgehen

54) Ichisierung

55) Waruhm nur Waruhm

56) Momentaufnahme Realität

57) Das Gesicht als Landkarte

58) Unterforderung überfordert

59) Im falschen Leben

60) Das Ende als Anfang

ANECKEN, NICHT ANECKEN

Ich habe bewusst diesen Titel an die Spitze der Sammlung gestellt, weil er fließend vom Vorwort in die Materie übergeht. Ihre Position in der Gesellschaft, Ihr Selbstbild, Wollen und Sein wurde angesprochen und diese Thematik begleitet uns Alle täglich, ob wir uns damit aktiv befassen oder nicht.

Wir agieren, reagieren, gesteuert, reflexartig, automatisch, spontan, geplant. Jeden Tag passiert eine Vielzahl von Entscheidungen, wie immer sie zustande kommen. Auch Nicht-Entscheidungen passieren und diese sind auch Entscheidungen.

Ich beleuchte kurz die Spezies Mensch, die sich bemüht, durchzulavieren, ohne die Bande zu berühren.

Keine konkrete Positionierung zu einem Thema, Werten, Erwartungen. Aalglattes Gleiten im Gefüge, keine Konfrontation, keine Klarheit. Wendig Wellen schlucken, Hürden umlaufen, Gegenwind ausweichen. Immer die neutrale Ecke suchen, wenn keine vorhanden ist, ins Leere laufen. Sie vermeiden jede Angriffsfläche, sind optisch präsent, nicht inhaltlich.

Menschen ohne Ecken und Kanten fehlt eine geschliffene Persönlichkeit. Sie umrunden vielleicht erfolgreich offene Konfrontation, bieten jedoch Angriffsfläche im Versuch, diese zu verhindern. Individuen geben niemals ein neutrales Bild ab, wenn sie selbst keines vermitteln, machen sich Andere eines. Dann stehen Sie eben dafür, dass Sie für Nichts stehen, ein Ausweichertyp sind. Sie kommen in Turbulenzen, weil Sie diese vermeiden wollen und durch nicht Tun Ärger auslösen.

Wie vielen Herren wollen Sie dienen und was dient es Ihnen? Vermeidung, Unterdrückung verstärkt das, was es zu verhindern gilt. Versuchen Sie, nicht zu Niesen, es wird aus Ihnen herausplatzen.

Wenn Sie es zulassen, können Sie es steuern. Eine Tarnkappe können Sie sich denken, Sie werden wahrgenommen, mindestens als farbloser Verweigerer. Auffallen durch nicht auffallen wollen. Bemerkt werden durch abhanden Sein.

Es geht nicht um Provokation, Streit herausfordern, es geht um Positionierung, Klarheit, Stellungnahme.

Festlegung impliziert Angreifbarkeit und eventuellen Widerstand. Sie können und sollen es nicht Allen recht machen, stehen Sie für sich und Ihr Sein ein. Diskussion und Konsens machen nur Sinn, wenn beackerter Boden vorhanden ist. Auf einem leeren Blatt Papier steht Nichts.

Sie reizen Ihre Mitmenschen mehr, wenn Sie immer auszuweichen versuchen. Manchmal ist es nötig, sich an Kanten anzuschlagen. Es hilft, aufzuarbeiten. Woran Sie vorbei kurven, ist trotzdem vorhanden, Sie behandeln es nur nicht.

Störfaktoren rotieren im Inneren, nisten sich ein, vergiften. Konfliktpotential ist wie Eiter im Zahn: Solange es nicht abfließt, schmerzt es. Angestrengtes Ausweichen ist anstrengend, zwischen den Stühlen sitzen unbequem. Sie erreichen das Gegenteil des Angestrebten. Nicht tun fällt auch auf.

Ohne Ecken und Kanten ist es keine runde Sache. Je kantiger und prägnanter Sie erscheinen, umso größer die Chance, nicht anzuecken. Sie sind definiert, keine Überraschungstüte, die sich nach Bedarf immer wieder und anders füllt. Spontane Suchaktionen nach sich selbst erübrigen sich. In sich stimmig zu sein, ermöglicht zunehmend Feinschliff an der eigenen Persönlichkeit.

Ecken und Kanten zu haben bedeutet nicht, ruppig und polternd sein zu müssen. Es ist ein Ausdruck persönlicher Ausprägung, individueller Unverwechselbarkeit, die Mischung macht das Ergebnis.

Eine Mischung aus Offenheit, Feingefühl und Unterlassung nennt man wohl Diplomatie und das ist ein eleganter, hilfreicher Weg. Ein für Sie neuer. Möchten Sie ihn probieren?

DAS KIND IN DIR

Kindern kann es oft nicht schnell genug gehen, offiziell als erwachsen zu gelten.

Die Vorstellung von Freiheit, Selbstbestimmtheit, vermeintlich Vieles tun zu dürfen, nur Vorteile. Das Augenmerk richtet sich auf Verbotenes, zu Probierendes, Interessantes.

Verantwortung und Erwartungen, die damit verbunden sind, entfallen gerne der Betrachtung, weil die Erfahrung derselben fehlt. Offiziell Erwachsenen geht es oft ebenso.

Sind Verbote abgespielt, erfahren, alle Laster durchlebt, bleibt die Last, für sich selbst geradestehen und sorgen zu sollen,

Spielerisches, das früher dumm und kindisch erschien und teilweise ausgespart wurde, stemmt sich schmerzlich in Erinnerung. Es ist umgekehrt und die Themen sind andere: Was als Kind verboten war, ist als Erwachsener auch nicht erlaubt, wenn es nach einer erklecklichen Anzahl an Mitmenschen geht. Seien Sie bitte erwachsen, verhalten Sie sich – wie?

Wollen Sie im Park schaukeln, lachend durch den Regen laufen, stolz Ihre Plüschtiersammlung zeigen, die Eisenbahn durch das Zimmer fahren lassen? In sehr jungen Jahren waren vielleicht Alkohol und Zigaretten mehr im Visier. Heimlich ausprobiert, wie aufregend. Später dürfen Sie und Erlaubtes ist weniger spannend, da bohren sich Kindheitserinnerungen in den Fokus.

Strafende Blicke, Ordnungsrufe, Zweifel am Verstand, was trifft Sie? Das gehört sich nicht, ist beschämend, kindisch, unreif, verboten, Urteile sind schnell gefällt, Anklagen blitzartig abgehandelt, Meinungen in Stein gemeißelt.

Was nicht verstanden wird, ist nicht gut und vorsichtshalber abzulehnen. Der Begriff „Fremdschämen“ wurde kreiert, wenn andere Worte nicht ausreichen.

Ausdruck einer nicht verlangten Anteilnahme am Leben eines Menschen, dessen Verhalten eigenmächtig interpretiert wird. Es ist wesentlich angenehmer, sich für Andere zu schämen, als im eigenen Leben zu kramen.

Wofür und warum schämen? Dafür, dass sich jemand freuen kann wie ein Kind, sich traut, Emotionen Lauf zu lassen, Intentionen nachzugeben? Ist jemand erwachsen, reif, wenn ernstes, kontrolliertes Verhalten an den Tag gelegt wird, ungeachtet des Innenlebens? Was ist erwachsen?

Wie viele, als erwachsen geltende Personen sind grantig, individuell alt, erstarrt. Warum ist das, was an Kindern als bereichernd befunden wird, bei Erwachsenen unschicklich? Hat Jemand, der seine Kindheit in Erinnerung und immer wieder abrufbar hat, weniger Respekt verdient als Jemand, der nach Rollenmustern funktioniert?

Solange nicht mit Kindern geeifert wird, einschlägige Verhaltensmuster durchgehend gelebt, Verantwortung verweigert wird, kann es bereichernd sein, kindliche Muster zur Verfügung zu haben. Wenn Jemand Sie kindisch nennt, na und? Nehmen Sie es als Kompliment, vielleicht würde der andere auch gerne und traut sich nicht. Was könnten denn Andere dazu sagen?

Wie viel mehr Verständnis, Lockerheit, Neugier lässt sich generieren mit erweiterten Grenzen. Wer meint, der Erhalt geistiger Jugend verhindere oder verzögere einen Reifeprozess? Reif wofür und in welcher Weise?

Kindern sind viel Fantasie und Natürlichkeit zu Eigen, bis sie ihnen gekappt wird. Wie schön, sich dies durch Erziehung, gesellschaftliche Bearbeitung, nachdrückliche Erwartungsansprüche zu retten und sich auch noch zu trauen, es herauszulassen.

Lassen Sie sich durch Unverständnis rudimentärer Mitlebender nicht bremsen, vielleicht werden Sie für Ihr Sein beneidet.

Wenn Sie wissen, wofür Sie stehen und was Sie ausmacht, darf das Kind in Ihnen ein lebenslanger treuer Begleiter sein.

SPÄTBERUFEN

Sie haben in den ersten drei Jahrzehnten Ihrer irdischen Anwesenheit nicht das hingelegt, was sich unter dem Begriff Karriere verkaufen lässt? Etwas Nachvollziehbares, was Münder staunen und beifällig lächeln lässt?

Sind Sie faul, dumm, wankelmütig?

Was ist schiefgelaufen? Sie müssen doch wissen, was Sie werden wollen und wie es geht und das bitte rasch. Spüren Etwas in sich, was Sie als Spinner erscheinen lässt, in keine Maßeinheit passt, können es nicht definieren. Sie tun etwas Bezahltes, wie ein Automat, bemühen sich, es fällt Ihnen schwer, es fehlt der Bezug.

Vielleicht haben Sie vordergründig Etwas geschaffen, was Sie nicht fühlen, wofür Sie nicht stehen, was Sie als vollziehende Hülle abspulen lässt. Sie haben gelernt, spezielle Ideen als Flausen in einem Ordner des Gehirns abzulegen. Existenzsicherung heißt die Route, die Sie zu gehen haben, das ist sozial und verantwortungsbewusst. Mit innerlichem Seufzen fügen Sie sich in das Vorgefügte, Sie sehen es ein, Vernunft ist angesagt und genau wissen Sie ohnehin nicht, worum Sie sich drehen. Haben keine Zeit, sich damit zu befassen, nehmen sie auch nicht, weichen sich selbst aus, um Konflikt zu vermeiden.

Der Drang nach dem Undefinierten lässt sich nicht abschütteln, pocht beharrlich aus dem Ordner. Sie wollen so gerne darauf hören, doch das Leben kommt dazwischen. Sie spulen es ab, so gut Sie können, mit Ihnen hat es peripher zu tun. Dauerspagat zwischen Sein und undefiniertem Wollen.

Sie haben erledigt, was anfiel, fallen sich selbst verstärkt ein. Gestehen sich zunehmend zu, sich wichtig zu nehmen, ohne Ratschläge den eigenen Visionen zu folgen. Hatten Berufe, jetzt spüren Sie Berufung, die Definition ist da, ein klarer Weg. Das kann man nicht lernen und nicht per Bestellung ankreuzen. Es überfällt Sie wie Dauerdurchfall, mit dem Unterschied, dass sich angenehm anfühlt, was herauskommt.

Es interessiert Sie nicht mehr, welche Umfragewerte Sie generieren. Für Sie passt es und Sie ziehen zunehmend diejenigen an, die zu Ihnen passen. Es erfordert keinen Mut, es geht für Sie nur so. Sie ruhen zunehmend in sich selbst, werden sturmresistent. Die Zahnräder greifen ineinander, es hat aufgehört, zu haken. Schubladen bleiben zu, sind leer. Sie dürfen tun, solange Sie leben. Das kann ein langer Prozess sein, viele Jahre, die Stück für Stück aufbauen und die Vergangenheit Stück für Stück abtragen.

Jugend in Jahren gemessen, ist nicht automatisch die Hochsaison für freudige Höhenflüge, für Sie und viele Andere ist ein anderer Zeitpunkt vorgesehen, durchzustarten.

Sie haben Etwas zu tun, diese Zeit wird Ihnen gegeben, nutzen Sie sie.

Sie spüren den Absprung, er kann punktuell erfolgen und er kann sich schleichend einstellen. Auf Ihrem Weg gibt es keine heimlichen Abzweigungen, die Strasse ist gerade, wenn Sie sie einmal gefunden haben. Sie wird immer breiter, bequemer, vertrauter, keine Stolpersteine, kein hartes Pflaster.

Kein Hinken, kein Taumeln, kein Stillstand, Sie schweben entlang mit vollem Akku. Probleme waren vorher, jetzt haben Sie Lösungen. Sie bekommen mehr Luft, brauchen weniger Schmerzgrenzen. Ganz gleich, welchen Weg Sie gehen, er nimmt Sie in Beschlag, mit allen Sinnen und Körperfunktionen. Sie spüren sich, es reicht, wenn Sie es im ganzen Ausmaß verstehen.

Richten sich immer mehr auf, senden und empfangen auf Ihrer Frequenz ohne Störgeräusche und Füllprogramme. Selbstverständlichkeit hält Einzug mit eingebautem Prüfapparat.

Das Navigationsgerät war immer auf diesen Weg geschalten, es dauert verschieden lang, ihn zu erkennen und aktiv zu gehen.

ERST ÄRGERN, WENN ES GRUND GIBT

Sie sind leicht aufgebracht, haben eine kurze Reaktionszeit, bringen wenig Langmut auf. Der Blutdruck steigt bei geringem Anlass, Röte überzieht Ihr Gesicht, die Faust beginnt, sich zu ballen. Gallensaft strömt durch den Körper, Magenschmerzen breiten sich aus, sprachlose Wut weiß nicht wohin. Stellen Sie diese Abläufe an sich fest oder stellen Sie sie nicht fest, weil es einfach so ist? Sie haben ein geschultes Ohr für vermutetes Konfliktpotential, da schalten Sie speziell auf Laut.

Den ungünstigsten Ausgang setzen Sie voraus, um vorbereitet zu sein. Sie sind ein wandelnder Vulkan, geladen wie eine Waffe, die Zündschnur stets bereit zum Feuern. Ihre Brandherde schüren Sie selbst, bereiten den Boden, auch wenn es keinen gibt. Die Zähne geschliffen zur Beißattacke, die Fußballen zum Sprung gespannt. Verbale Schläge ins Gesicht, Verteidigung vor dem Angriff. Ihr Feuerwerk können Sie überall und stets zünden, ein Stichwort und Sie starten.

Themen und Inhalte sind nebensächlich, der Ablauf steht für sich.

Dämpfende Zurufe von außen verhallen ungehört, Sie sind trainiert auf Reize.

Fertig machen zum Ärgern, Sie signalisieren Bereitschaft. Knöpfe, die bei Ihnen gedrückt werden, lösen einen Automatismus aus. Sie reagieren und immer gleich. Wenn kein Knopf gedrückt wird, erledigen Sie es selbst. Ob Sie sich bewusst ärgern oder es in Ihnen verankert ist – anstrengend ist es allemal und was bringt es Ihnen?

Sie verpuffen Energie, die sich wertvoller nützen lässt.

Sind Sie in der Lage und bereit, sich selbst zuzusehen und zu hinterfragen? Tägliche Lernfähigkeit ist nützlich und macht Spaß. Wann hatten Sie ein Aha - Erlebnis? Erkenntnisse, die sich öffnen, wie ein Buch, in dem die Lösung steht.

Befreiendes, das den Blutdruck schützt und die innere Mitte anstrebt. Ein mildes über den Dingen stehen muss es nicht gleich sein, wenn Sie sich dabei alt und weise fühlen. Vielleicht verwechseln Sie Ärgeranfälle mit jugendlichem Tatendrang.

Vielleicht fehlen Ihnen Worte an sich selbst. Worte, die zu Ruhe und Übersicht mahnen. Effizientes Verhalten, dem Grad des Geschehens angemessen.

Vermeiden von Überreaktion und vielleicht überhaupt Reaktion, wenn es die Sache nicht wert ist. Was ist Ihnen was wert und denken Sie überhaupt darüber nach? Inszenieren Sie sich als Poltergeist, wollen Sie auffallen, ist es Theater?

Ist Schaudern, was Sie auslösen wollen? Ehrerbietung der Umwelt durch Einflößen von Furcht? Großes Getöse um Nichts, künstlich aufgeplustertes Getue, um sich möglichst breites wahrgenommen Sein zu sichern?

Es kann die Grundsatzfrage gestellt und der Titel in Frage gestellt werden. Erst ärgern, wenn es Grund gibt. Wer weiß, was für wen Grund zu Ärger ist?

Vielleicht ist Ärger ein Befreiungsschlag, unabhängig von der Höhe der Reizschwelle.

Vielleicht belastet es nicht, sondern entlastet, löst Ansammlungen, die Organe beeinträchtigen können. Schadet nur den Beiwohnenden. Das Auge des Betrachters erleidet möglicherweise einen Schlag in die Magengrube und der vermeintlich Gestresste übt sich in Zufriedenheit.

Sie werfen Ballast ab, wie ein Ballon, der befreit weiterfährt. Mitgeführte Säcke liegen verteilt in der Landschaft, Strandgut unnötig gewordener Vorräte, frei von erkennbarem Nutzen.

Die menschliche Vielfalt verstehen zu wollen ist ein Ansinnen, das im Ansatz schwer genug ist. Verstehen wir, dass wir nur einen Teil verstehen und das vielleicht falsch. Wollen wir Alles verstehen?

Das Nichtverstehen zu verstehen, damit haben Sie schon viel verstanden. Es auch noch zu akzeptieren, damit steigen Sie schon in die hohe Kunst des komplizierten Denkens auf.

LIEB ODER NICHT LIEB

Spüren Sie auch einen süßlichen Beigeschmack bei Verwendung dieser Bezeichnung? Tun Sie es trotzdem, weil Ihnen nichts Besseres einfällt und es geläufig ist? Stört es Sie in der Sekunde, in der Sie es tun? Wollen Sie lieb sein, wie immer Sie es definieren?

Fühlen Sie sich wie ein Kind, das ein Gedicht fehlerfrei aufsagt und gelobt wird? Lebt es sich leichter, als lieb wahrgenommen zu werden oder fühlen Sie sich in einer unreifen Endlosschleife? Lieb hat etwas Niedliches,

Unverbindliches. Wie schnell fällt ein „das ist aber lieb“ als Ausdruck des Wohlwollens. Eine ungeplante Verkleinerung schleicht sich ein. Lieb hat Etwas von herzig, ein Kindchenschema, das sich beim Anblick von Kleintieren und sehr jungen Kindern einstellt. Es wurde Ihnen eingebläut, dass lieb positiv besetzt ist, erstrebenswert. Wie gerne wären Sie nicht lieb, wittern jedoch die Gefahr einer schlechten Beurteilung.

Vielleicht arrangieren Sie sich mit vermuteten Vorgaben, sind offiziell lieb und ziehen Ihr Ding durch, ein Akteur an zwei Parallelschauplätzen. Berechnend lieb sein bringt Vorteile und erspart Reibung. Was ist die Alternative zu lieb?

Lieblos. Wer möchte das offiziell sein?

In Ihnen drinnen können Sie sein, wie Sie wollen, das Außenbild soll immer eine schöne Fassade abgeben, obwohl böses Mädchen und böser Bube Anreiz bieten, es zumindest vorübergehend zu sein.

Es ist ein Balanceakt. Wenn Ihnen das Prädikat lieb umgehängt wurde, mutieren Sie eventuell zum gekämmten Pudel. Geben Pfötchen nach Aufforderung und sind ansonsten putzig und – lieb. Keine Chance, zum brüllenden Löwen zu werden, ohne das Umfeld zu verstören und das Image zu ruinieren.

Wie oft haben Sie ein „seien Sie doch bitte so lieb“ als bewährte Höflichkeitsfloskel von sich gegeben, wer wagt, sich dagegen zu stemmen?

In lieb schwingt rund, weich, federnd, keine Ecken und Kanten, kein Widerstand, keine Gegenwehr. Lieb ist Pattstellung, an lieben Menschen rutscht man ab. Liebe Menschen können lieb abservieren, lieb alles Böse, Unangenehme loswerden.

Versuchen Sie, gegen lieb anzutreten, Sie prallen ab und resignieren mit schlechtem Gewissen. Lieb muss nicht zwangsläufig liebenswert sein. Lieb kann verschlagen, hinterhältig sein und reizen, ohne reizend zu sein.

Das Adjektiv lieb ist eine Gummiwand, eine Strategie, Alles niederzuwalzen, was nach Opposition aussehen könnte. Lieb ist entwaffnend, hat immer gute Karten. Lieb ist gut, freundlich, entgegenkommend. Hüten Sie sich vor lieben Menschen, sie sind undurchschaubar wie eine Sphinx. Lieb ist ein Ganzkörperanzug, glatt, gutsitzend, selbst reinigend. Sie sind immer gut angezogen, für jede Gelegenheit.

Versuchen Sie, darauf zu bestehen, nicht lieb zu sein, würde Sie Jemand ernst nehmen? Wer will glauben, ein freiwilliges Geständnis von Herzlosigkeit und Kälte zu hören und würde es anders aufgenommen? Versuchen Sie es, machen Sie den Test, wenn Sie positiv gestimmte Menschen vertreiben wollen.