4,49 €
Jazz lebt schon sein ganzes Leben mit einer unvorstellbaren Schuld. Jeden Tag fragt er sich, warum die Götter überhaupt zuließen, dass er geboren wurde. Als er einem Mann begegnet, der ihn so grausam behandelt, wie Jazz glaubt, es zu verdienen, erträgt er es einfach, ohne jemandem davon zu erzählen. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass die Einwohner von Miracle einschreiten und sein Leben retten. Wilder liebt seinen Job als Gesetzeshüter – besonders unter der Führung des neuen Rates, der ihn nicht mehr benutzt, um unliebsame politische Gegner loszuwerden. Stattdessen sieht Wilder sich in den nächsten Jahren Gestaltwandlern überall auf der Welt helfen. Aber alles ändert sich, als er seinem wahren Gefährten begegnet, der von einem Mann terrorisiert wurde, mit dessen Gefangennahme Wilder vom Rat beauftragt wurde, damit er vor Gericht gestellt werden kann. Jazz’ Befürchtung, dass niemand – nicht einmal sein Gefährte – ihn jemals wirklich wollen könnte, scheint sich zu bewahrheiten, als Wilder ihm sagt, dass er gehen wird, wann immer der Rat ihm einen Auftrag erteilt. Wilders Job bedeutet ihm alles, aber einen Gefährten zu haben, könnte Veränderungen nötig machen, zu denen er nicht bereit ist. Werden die beiden einen Kompromiss finden? Oder wird einer von ihnen für den anderen alles aufgeben müssen? Hinweis: Dieses Buch enthält sowohl Darstellungen von Kindesmissbrauch als auch Misshandlungen an Erwachsenen. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 32.000 Wörter
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Epilog
ÜBER SHEA BALIK
LESEPROBE:
Gerechtigkeit eines Grizzlys
Jazz lebt schon sein ganzes Leben mit einer unvorstellbaren Schuld. Jeden Tag fragt er sich, warum die Götter überhaupt zuließen, dass er geboren wurde. Als er einem Mann begegnet, der ihn so grausam behandelt, wie Jazz glaubt, es zu verdienen, erträgt er es einfach, ohne jemandem davon zu erzählen. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass die Einwohner von Miracle einschreiten und sein Leben retten.
Wilder liebt seinen Job als Gesetzeshüter – besonders unter der Führung des neuen Rates, der ihn nicht mehr benutzt, um unliebsame politische Gegner loszuwerden. Stattdessen sieht Wilder sich in den nächsten Jahren Gestaltwandlern überall auf der Welt helfen. Aber alles ändert sich, als er seinem wahren Gefährten begegnet, der von einem Mann terrorisiert wurde, mit dessen Gefangennahme Wilder vom Rat beauftragt wurde, damit er vor Gericht gestellt werden kann.
Jazz’ Befürchtung, dass niemand – nicht einmal sein Gefährte – ihn jemals wirklich wollen könnte, scheint sich zu bewahrheiten, als Wilder ihm sagt, dass er gehen wird, wann immer der Rat ihm einen Auftrag erteilt. Wilders Job bedeutet ihm alles, aber einen Gefährten zu haben, könnte Veränderungen nötig machen, zu denen er nicht bereit ist.
Werden die beiden einen Kompromiss finden? Oder wird einer von ihnen für den anderen alles aufgeben müssen?
Hinweis: Dieses Buch enthält sowohl Darstellungen von Kindesmissbrauch als auch Misshandlungen an Erwachsenen.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 32.000 Wörter
SHEA BALIK
Gerechtigkeit eines Grizzlys
Miracle, Oregon 10
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „A Grizzly’s Justice“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:
Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.
Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.
Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.
Bitte beachten:
Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.
„Wilder Mann, bist du das?“
Wilder Frost warf einen Blick zur Bar und stellte überrascht fest, dass Trygg Snow dort stand und Drinks einschenkte. „Trygg? Was zum Henker machst du hinter einer Bar?“
Es war der letzte Ort, an dem er erwartet hätte, den Mann zu finden, der ihn vor fast fünfundzwanzig Jahren dazu inspiriert hatte, Gesetzeshüter des Rats zu werden. Trygg war damals zum Xukon gekommen, als Wilders früherer Alpha, Zeno Sobol vom Bear Lake Clan, Beschwerde gegen ein Rudel Polarfüchse eingereicht hatte, die in ihrem Territorium gewildert hatten.
Zum Glück waren die Beweise ziemlich eindeutig gewesen, und Trygg hatte die Situation ziemlich schnell klären können. Natürlich lagen die Dinge nicht immer so einfach. Aber diese Wahrheit hatte Wilder erst viel später gelernt.
Er fragte sich oft, ob er sich auch dann um den Posten eines Gesetzeshüters für diesen betrügerischen Haufen beworben hätte, wenn ihm schon früher klar gewesen wäre, was für hinterhältige Geschäfte sein Alpha mit dem Rat der Gestaltwandler abzog. Wilder redete sich gern ein, dass die Antwort nein lautete, aber Tatsache war, dass er zu jener Zeit keine Ahnung gehabt hatte, was er mit seinem Leben anfangen sollte.
Er war zu diesem Zeitpunkt bereits seit über fünfzig Jahren einer der Gesetzeshüter seines Clans gewesen, und er war es leid geworden. Wilder hatte sich gewünscht, etwas Neues entdecken zu können, die Welt zu sehen. Aber sein Alpha weigerte sich stets, ihm Aufträge zu erteilen, bei denen er das tun konnte. Und als er Trygg begegnet war, hatte er das Gefühl gehabt, plötzlich die Antwort auf all seine Träume vor sich zu haben.
Der Mann war Vollstrecker für den Rat gewesen. Er reiste dabei durch die Welt und traf die verschiedensten Leute. Nicht einmal Wilders Alpha hatte ihm die Chance auf einen so wichtigen Posten verweigern können, vor allem, da es auch einen Prestigegewinn für den Clan bedeutet hatte.
Aber Wilder hatte nicht gewusst, dass seine Vorstellung von der großen, weiten Welt sich als komplett falsch herausstellen würde. Mehr noch, dass er lernen würde, wie das wahre Böse aussah. Er wünschte nur, es wäre nicht in Gestalt des früheren Ratsvorsitzenden Refugio Costa zu ihm gekommen, seinem Arbeitgeber der letzten fünfundzwanzig Jahre.
Als ihm zu Ohren kam, dass Trygg dem Rat gekündigt hatte, war Wilder drauf und dran gewesen, auch seine eigene Kündigung einzureichen. Gottseidank hatte er noch lange genug durchgehalten, um Zeuge zu werden, wie der alte Rat aufgelöst wurde und ein neuer seinen Platz einnahm. Ein Rat, dessen Mitglieder nicht glaubten, über dem Gesetz zu stehen.
Das Grinsen auf Tryggs Gesicht, als Wilder zu ihm ging, um ihn zu umarmen, verriet Wilder, dass sein Freund seine Entscheidung nicht bereut hatte. Natürlich konnte es auch zum Teil daran liegen, dass er in derselben Stadt lebte, wo auch der neue Ratsvorsitzende seinen Wohnsitz hatte. Sogar die Ratsversammlungen waren nach Miracle verlegt worden.
„Entweder du nimmst sofort die Hände von meinem Gefährten, oder du bereitest dich darauf vor, deine Eier zu verlieren“, tönte eine nicht sehr erfreut klingende Stimme vom anderen Ende der Bar, wo ein deutlich kleinerer, auffallend hübscher Mann sie finster anstarrte.
Tja, offenbar hatte der Umstand, dass Trygg in dieser kleinen Stadt offensichtlich seinen Gefährten gefunden hatte, auch etwas damit zu tun, dass er so glücklich wirkte. Trygg lachte über die Warnung seines Gefährten, aber er ließ Wilder los, um dem kleinen Mann einen Kuss zu geben.
„Komm her, hübsches Kätzchen, ich möchte dir Wilder vorstellen.“ Trygg zog seinen Gefährten an der Hand und behielt ihn dicht an seiner Seite. Allerdings war hinter der Bar ohnehin nicht viel Platz, und es war fast unmöglich, sich nicht berühren.
„Wilder, das ist mein Gefährte, Kellach Alder. Hübsches Kätzchen, das ist Wilder Frost. Er hat mit mir zusammen in der Vollstrecker-Truppe des alten Rats gearbeitet.“
Kellach sah nicht beeindruckt aus, streckte aber widerwillig seinen Arm aus und schüttelte Wilder die Hand.
„Schön, dich kennenzulernen“, sagte Wilder. Es entging ihm nicht, dass Kellach die Worte nicht erwiderte. Und auch nicht, dass er noch immer finster dreinblickte.
Trygg verdreht darüber nur die Augen, dann drehte er sich zu seinem Gefährten, zog ihn an sich und verpasste ihm einen langen und so sinnlichen Kuss, dass die anderen in der Bar die zwei mit Rufen und Pfiffen anfeuerten. Als der Kuss endete, hatten beide ein verträumtes Grinsen im Gesicht. Es war nicht zu übersehen, dass sie sehr verliebt waren.
Wilders Herz zog sich zusammen, und er griff sich an die Brust, als würde das den Schmerz lindern können. Wenn er doch nur selbst seinen Gefährten finden könnte. Es war einer der Gründe, wieso er so entschlossen gewesen war, seinen Clan zu verlassen. Dort war niemand sein Gefährte gewesen, und Wilder hatte ganz logisch geschlossen, dass er in die Welt hinaus musste, um den einen Mann zu finden, den das Schicksal für ihn bestimmt hatte.
Oder … zumindest hoffte er, dass es ein Mann sein würde. Wilder war schwul und hatte ganz ehrlich keine Ahnung, was er mit den weiblichen privaten Regionen überhaupt anfangen sollte, falls sich sein Gefährte als Frau entpuppte. Natürlich vertraute er dem Schicksal, aber das änderte nichts daran, dass er etwas anderes bevorzugte.
„Was führt dich nach Miracle, wilder Mann?“, fragte Trygg, während er eine Flasche von Wilders Lieblingsbier öffnete und zu ihm hinüber schob.
Wilder setzte sich. Er musste sich zwingen, keine große Sache daraus zu machen, dass Trygg ihn mit seinem alten Vollstrecker-Spitznamen ansprach. Wilder mochte ihn vielleicht verdient haben – er hatte immerhin ein paar ziemlich dumme Sachen gemacht, kurz nachdem er in ihre Reihen aufgenommen worden war. Er war jedoch der Meinung, dass er inzwischen reif genug geworden war, um den Namen los zu sein. Aber das war offensichtlich zu viel verlangt.
„Die Auslieferung eines Mannes an den Rat, damit über ihn gerichtet werden kann.“ Erleichtert darüber, dass man ihn nicht beauftragt hatte, den Kerl einfach zu töten – wie Refugio es verlangt hätte – hatte Wilder den Beschuldigten nur allzu gern nach Miracle gebracht, damit er für sein angebliches Verbrechen vor Gericht gestellt werden konnte. „Laut der Anklage hat der Kerl jemanden misshandelt.“
Eigentlich hätte Wilder wohl nicht darüber reden dürfen, aber andererseits war es kein menschliches Gerichtsverfahren. Einzig der Rat würde die Zeugenaussagen hören und entscheiden, ob der Mann schuldig war oder nicht. Das war nicht perfekt, aber es war besser als die Methode des alten Rats, der so ziemlich jeden einfach hingerichtet hatte, dessen Nase ihnen nicht gefiel.
Zum ersten Mal, seit Tryggs Gefährte aufgetaucht war, lächelte Kellach. „Du bist derjenige, der Kingston Huges geschnappt hat.“ Der hübsche Mann nickte in Richtung von Wilders Bier. „Das und alles, was du sonst noch willst, geht aufs Haus.“
„Du weißt von Huges?“ Wilder wusste nicht genau, wieso ihn das überraschte. Huges war angeklagt, jemanden verletzt zu haben, der hier in Miracle lebte. Es war eine winzige Stadt, daher war es zweifelhaft, dass irgendwer hier nicht Bescheid wusste.
Tryggs stolzes Grinsen hatte jedoch einen anderen Grund. „Mein Gefährte ist einer der Gründer von Miracle.“
Wilder fiel die Kinnlade herunter, und er starrte Kellach an. Trygg wollte ihn auf den Arm nehmen, oder? „Du gehörst zu Alpha Edricks innerem Kreis?“ Zumindest würde das erklären, wieso Kellach über Huges Bescheid wusste. Als einer der Besitzer von Miracle würde ihm wohl nichts entgehen, was in dieser Stadt geschah.
Die Gerüchte gingen um die ganze Welt –von den fünf Kerlen, die eine verlassene Geisterstadt gekauft und in einen Ort verwandelt hatten, wo alle Wandler akzeptiert wurden. Angeblich waren Edrick und sein innerer Kreis von ihrem früheren Rudel gejagt worden, weil sie alle schwul waren.
Kellach machte ein finsteres Gesicht, dann zeigte er auf Wilders Bier. „Sag jetzt irgendwas Blödes, dann ziehe ich mein Angebot von eben wieder zurück.“
Tryggs Grinsen wurde noch breiter. „Das ist mein Gefährte“, sagte er mit stolzgeschwellter Brust, als Kellach sich umdrehte und ging, um einige Gäste am anderen Ende der Bar zu bedienen. „Er mag ja klein aussehen, aber vertrau mir, er ist tödlich.“
Ein Stich von Neid auf die Liebe, die er in Tryggs Stimme hörte, ließ Wilder erneut seine Brust reiben. Er hatte die ganze Welt abgesucht – mehrmals – und doch war er seinem Gefährten noch immer nicht begegnet. Aber Trygg war bedeutend länger Gesetzeshüter gewesen als Wilder, und er hatte erst vor Kurzem seinen Gefährten gefunden. Wilder musste wohl einfach geduldig sein.
„Es ist schön zu sehen, dass du so glücklich bist, Trygg.“ Wilder mochte Neid empfinden, dennoch freute er sich aufrichtig für seinen Freund. Sie beide hatten während ihrer Zeit beim Rat ihre Homosexualität verbergen müssen, oder sie hätten Verfolgung und Hinrichtung riskiert. Das hatte den Gedanken daran, seinen Gefährten zu finden, in vielerlei Hinsicht zu einer erschreckenden Aussicht gemacht. Wilder hätte es dennoch riskiert – er wäre mit seinem Gefährten geflohen und hätte irgendwie einen Weg gefunden, sich vor der Welt zu verstecken.
„Hast du vor, eine Weile in Miracle zu bleiben?“, fragte Trygg.
Wilder versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen. Aber so wie Trygg lachte, gelang es ihm offenbar nicht besonders gut, seine Gefühle zu verbergen.
„Ich weiß, wir sind hier noch im Aufbau“, sagte Trygg. „Aber Miracle ist anders als alle Städte, die ich je gesehen habe.“ Das hieß schon was, den Trygg war in seinem früheren Job so ziemlich überall hingekommen. „Die Leute hier sind großzügig und nett. Was noch unglaublicher ist, ganz gleich, wie lange sie gezwungen sind, bei Wind und Wetter in Zelten zu schlafen, sie sind glücklich. Sie wissen, dass sie hier in Miracle einfach sie selbst ein können, ohne Angst haben zu müssen, dass irgendwer sie deswegen töten wird.“
„Tatsächlich?“, fragte Wilder mit einer gehörigen Dosis Skepsis angesichts des Anlasses, aus dem er überhaupt hier war. „Wie erklärst du dann Huges?“
Trygg winkte nur ab. „Zunächst einmal gibt es überall ein paar faule Äpfel, aber Huges hat nicht wirklich in Miracle gelebt. Deswegen kam er überhaupt nur so lange damit durch, den armen Jazz zu misshandeln.“
„Deswegen gelang es ihm auch zu flüchten, bevor wir den Mistkerl schnappen konnten“, fügte Kellach hinzu und schmiegte sich an seinen Gefährten. Trygg zögerte nicht, einen Arm um den kleineren Mann zu legen und ihm einen schnellen Kuss auf den Mund zu drücken. „Wenn dieses Arschloch von einem Alpha, dieser Vitus Milane ihm nicht Unterschlupf gewährt hätte, wäre uns Huges schon viel früher ins Netz gegangen.“
Wilder bezweifelte das. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass Huges nur deswegen so weit gekommen war, weil er ausgenutzt hatte, dass zwischen Miracle und Alpha Milanos Rudel und anderen Wandlergruppen ein Krieg ausgebrochen war.
„Was meinen Aufenthalt hier angeht“, sagte Wilder, „Ratsvorsitzender Saber hat mich angewiesen hierzubleiben. Er sagt, es macht Sinn, dass die Vollstrecker in der Nähe leben, weil er das Hauptquartier des Rats hierher verlegen will.“
„Hör auf, meine Vollstrecker zum Kündigen zu überreden“, grollte Saber, der in diesem Moment in die Bar kam. „Wenn wir verhindern wollen, dass irgendwelche Fanatiker hier auftauchen und jeden umbringen, der auch nur einen Deut anders ist als sie, dann brauche ich hier so viele gute Leute wie möglich.“
Trygg grinste den großen Affenwandler an. „Hey, wenn du nicht schaffst, deine Leute bei Laune zu halten, gib nicht mir die Schuld“, neckte Trygg. „Und wenn du schon jemanden zwingst, in Miracle zu bleiben, könntest zumindest dafür sorgen, dass er ein ordentliches Bett zum Schlafen hat.“
Saber knurrte zwischen zusammengebissenen Zähnen ein „Das habe ich“. Dann wanderte sein Blick zu Kellach. „Im inneren Kreis wurden Strohhalme gezogen, und du hast offenbar den Kürzeren erwischt. Ein schönes, gemütliches Zelt wartet bereits auf dich.“
Kellach zuckte lediglich mit einer Schulter. „Solange es Wilder nichts ausmacht, dass wir heute Morgen in diesem Bett gekommen sind. Überall in diesem Bett.“
„Und am Nachmittag auch nochmal“, fügte Trygg hinzu.
„Dann ist er herzlich willkommen, dort zu schlafen“, schloss Kellach. Dann sah sich der schlanke Mann in der Bar um, und seine Augen funkelten. „Wenn ich so recht nachdenke, Trygg, dann ist es schon ewig her, seit wir diese Bar ordentlich eingeweiht haben.“ Er drehte sich zu seinem Gefährten um und hob den Kopf für einen Kuss. „Ich wette, wir könnten unseren eigenen Rekord im Auf-den-Tischen-ficken brechen.“
Zwei Gestaltwandler in der Nähe versprühten prustend ihre Schlucke Bier, die sie soeben genommen hatten. „Scheiße, Kellach“, sagte derjenige, der am nächsten saß, und riss seine Hände von der Oberfläche der Bar. „Ich hoffe, ihr habt hier alles desinfiziert!“
„Scheiß drauf“, grummelte der andere, dessen Hände nun ebenfalls in der Luft hingen. „Ihr müsst hier alles absperren und professionell dekontaminieren lassen.“
Ein weiterer Mann – kleiner als die anderen, rund und wohlgenährt, schnaubte. „Also bitte, Pryor. Ich habe dich draußen beim Pinkeln gesehen, und du hast dir nicht mal danach die Hände gewaschen.“
Der Angesprochene warf dem kleinen Kerl einen finsteren Blick zu. „Wo soll ich den bitte meine Hände waschen? Gibt ja schließlich draußen keine Waschbecken.“
Der kleine Kerl reichte ihm eine Flasche mit Handdesinfektionsmittel. „Versuche es einfach mal eine Weile hiermit. Falls du mehr brauchst, Iniko hat in seinem Laden ein ganzes Regal davon.“
Saber lachte, aber dann ignorierte er das weitere Geplänkel und wandte sich an Wilder. „Ich brauche dich morgen bei der Anhörung in Alpha Edricks Haus.“
„Stimmt irgendetwas nicht?“ Das war nicht gerade üblich. Normalerweise war seine Aufgabe erledigt, sobald er einen Gefangenen beim Rat abgeliefert hatte.
Saber nickte. „Wir wollen versuchen, Jazz von einer Gegenüberstellung zu überzeugen. Jeder hier schäumt vor Wut wegen dem, was Huges dem unschuldigen Rehwandler angetan hat. Ich brauche dich dort, um Huges zu beschützen, falls die Sache aus dem Ruder läuft.“
Das konnte Wilder verstehen. Hätte er hier gelebt, als die Sache passiert war, wäre er wahrscheinlich bereit gewesen, den Kerl auseinanderzunehmen, der sich an einem Schwächeren vergriffen hatte. „Sag mir einfach, um welche Zeit ich da sein soll.“
„Wie fühlst du dich, nachdem du wieder angefangen hast zu arbeiten?“ Es war dieselbe Frage, die Greyson in den vergangenen Wochen oft gestellt hatte. Zusammen mit jeder Menge weiterer Fragen, die im Grunde alle auf dasselbe hinausliefen.
War Jazz Blythe immer noch verrückt?
Jazz hätte bei seinen eigenen herabsetzenden Gedanken beinahe die Augen verdreht. Das war etwas, woran Greyson und er gearbeitet hatten, seit dem Tag, an dem er endlich eingeknickt war und seine Last mit jemandem geteilt hatte.
Greyson war kein ausgebildeter Therapeut, obwohl er inzwischen Kurse nahm, um einer zu werden. Aber ausgebildet oder nicht, Jazz vertraute Greyson. Greysons besten Freunden Ward, Elton, Kylo und Teddy zufolge tat das jeder. Als Pantherwandler blieb Greyson gern für sich allein, dennoch besaß er die Fähigkeit, andere aus sich herauszulocken und dazu zu bringen, ihm ihre tiefsten und dunkelsten Geheimnisse zu enthüllen.
So wie bei Jazz. Sein ganzes Leben lang hatte er sich immer wieder mit Männern eingelassen, die ihn herumschubsten. Manche hatten ihn jahrelang geschlagen. Jazz war das ganz normal erschienen. Er war überzeugt, nichts anderes zu verdienen.
„Gut“, antwortete er wie immer. Auch wenn es weit weg von der Wahrheit war.
„Dir ist schon klar, dass ich auch ein Gestaltwandler bin, richtig?“ Greyson deutete auf seine Nase, um Jazz daran zu erinnern, dass es für ihre Art leicht war, eine Lüge zu riechen.
Jazz hatte das nicht vergessen, aber er hatte auch nicht gewusst, was er sonst hätte sagen sollen.