Geständnis auf den Bermudas - Elizabeth Power - E-Book

Geständnis auf den Bermudas E-Book

Elizabeth Power

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wer ist dieser aufregende Mann? In Alex' Nähe verspürt Sanchia plötzlich eine räselhafte Leidenschaft- als würden ihre Körper sich bereits kennen. Vielleicht ist der erfolgreiche Anwalt der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit, an die sie seit einem Unfall keine Erinnerung mehr hat ... Bei einer Reise auf die Bermudas kann sie seiner Anziehungskraft immer weniger widerstehen und verliebt sich in einer hei§en Nacht in ihn. Oder war sie etwa schon früher in ihn verliebt und liebt ihn immer noch? Alex hüllt sich in Schweigen. Bis plötzlich das Gerücht auftaucht, Sanchia sei seit Jahren mit ihm verheiratet .

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 197

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eilzabeth Power

Geständnis auf den Bermudas

Als Sanchia in London dem erfolgreichen Anwalt Alex begegnet, reagiert sie spontan auf ihn, als würden sie sich schon lange kennen. Dabei hat sie ihn noch nie gesehen, glaubt sie … Doch seit einem Unfall leidet sie unter Gedächtnisverlust. Ist Alex womöglich der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit? Warum nur versucht er, der erotischen Anziehung zwischen ihnen zu widerstehen? Auf den Bermudas hofft Sanchia, die Wahrheit zu erfahren über den Mann, der ihr Herz mit jedem Tag höher schlagen lässt …

IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49 (040) 60 09 09 – 361

Fax: +49 (040) 60 09 09 – 469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Cheflektorat:

Lektorat/Textredaktion:

Produktion:

Grafik:

Vertrieb:

Anzeigen:

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

Thomas Beckmann

Ilse Bröhl (verantw. f. d. Inhalt i. S. d. P.)

Sarah Sporer

Christel Borges, Bettina Schult

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Poppe (Foto)

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

Kerstin von Appen

© 2006 by Elizabeth Power

Originaltitel: „Ruthless Reunion“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA

Band 1744 (2/1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Gudrun Bothe

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-762-0

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

JULIA, ROMANA, BACCARA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

www.cora.de

1. KAPITEL

Das Gesicht hinter der Kamera faszinierte ihn auf den ersten Blick.

In all den Jahren, die Alex hier auf den Bermudas schon Urlaub machte, hatte er nie jemanden gesehen wie sie. Was seinen diesjährigen Frühjahrsurlaub betraf, hatte er auch angesichts der erdrückenden Probleme, die er in England zurückgelassen hatte – Lukes Tod, die Verantwortung für die Zukunft der Familie, Unstimmigkeiten im Investmentgeschäft – keinerlei positive Erwartungen gehegt. Bis jetzt.

Die junge Frau war völlig darin vertieft, die kalt glitzernde Pracht der beeindruckenden Eisskulptur einzufangen, die hinter ihm vor einer Wand des Hotelballsaales errichtet worden war. Das gab Alex die Möglichkeit, sie unbemerkt und ungeniert zu betrachten. Neugierig, ja geradezu schamlos, ließ er seinen Blick über diese wundervolle Frau gleiten, die ihm der Zufall über den Weg geschickt hatte.

Groß, schlank, höchstens Anfang zwanzig, war sie eine der wenigen Frauen, die zur heutigen Party kein Schwarz trug. Das ließ auf einen unabhängigen Geist und ein gewisses Selbstbewusstsein schließen. Ihr schweres glattes Haar war ebenso tiefschwarz wie seines und stand im attraktiven Kontrast zu dem elfenbeinfarbenen Chiffonkleid, das ihre Figur umschmeichelte. Die langen transparenten Ärmel verliehen dem tief ausgeschnittenen, korsageähnlichen Oberteil einen geheimnisvollen Reiz, zumal das Kleid im Bereich der Taille ebenfalls durchschimmernd war.

Als Alex’ Blick auf dem üppigen Dekolleté der schönen Fremden verharrte, spürte er ein heißes Ziehen in seinen Lenden, stärker, als er es je zuvor im Leben empfunden hatte. Rasch senkte er die Lider und konzentrierte sich auf den Rock der täuschend schlicht anmutenden Abendrobe. Dieser bestand aus mehreren Chiffonbahnen, die sich bei der leisesten Bewegung teilten und eine aufreizende Sicht auf ihre langen, wohlgeformten Beine boten.

Alex seufzte unwillkürlich auf, denn auch die hochhackigen Silbersandalen, die sich um die zierlichen Füße der Ballschönheit schmiegten, schienen nur dafür gemacht zu sein, seinen Puls in schwindelnde Höhen zu katapultieren.

Selbstsicher. Souverän. Eine Frau, die es nicht nötig hatte, auf sich aufmerksam zu machen. Oder, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, jemand, der beabsichtigte, genau diesen Eindruck zu erwecken, weil er in Wirklichkeit ganz anders war …?

Erst jetzt bemerkte er, dass er sich genau im Focus ihrer Kamera befand. Ein Blitz flammte auf. Dann sah Alex, wie sie erschreckt den Mund verzog, als sei sie von ihrem eigenen Wagemut überrascht. Ihre vollen Lippen, die im gleichen satten Rot wie ihre lackierten Fußnägel leuchteten, luden förmlich zum Küssen ein.

Langsam senkte sie die Kamera, und Alex stockte der Atem, als sie ihm Stück für Stück ihre bezaubernden Züge offenbarte. Sie hatte das Gesicht eines Engels. Die Haut schimmerte wie kostbares weißes Porzellan und hob sich ab gegen die Schwärze ihres seidigen Haares. Die schmalen Augenbrauen waren kühn geschwungen, und darunter umrahmten dichte dunkle Wimpern verführerische Mandelaugen.

Während der Ballsaal sich um ihn herum zusehends mit lachenden, schwatzenden Partygästen füllte, gab es für Alex nur diese bezaubernde, traurige Schönheit. Er wollte nicht hier sein und sie mit den anderen teilen müssen. Er wollte sie uneingeschränkt für sich gewinnen, sie besitzen …

Ohne sie aus den Augen zu lassen, neigte er ganz leicht den Kopf. Sie wandte sich nicht ab, sondern fuhr fort, ihn stumm zu mustern, als sei sie von der gleichen Macht gefangen, die auch ihn im Bann hielt. Keiner von beiden lächelte. Doch dann gewahrte Alex in ihren wundervollen goldbraunen Augen einen seltsamen Ausdruck, der seinen eigenen Schmerz und seine momentane Bedrückung widerzuspiegeln schien.

Neben all der Begierde verlockte ihn brennende Neugier, seine Begleiter zurückzulassen, um das seltsame Band zwischen ihm und der mysteriösen Schönheit fester zu knüpfen. Doch gerade, als er sich in Bewegung setzen wollte, berührte ein junger Mann ihren Arm und riss ihre Aufmerksamkeit an sich. Mit einem letzten Blick auf Alex wandte sich die Fremde ab.

Sanchia Stevens wollte nicht hier sein.

Warum hatte sie sich nur dazu überreden lassen, an dieser Einweihungsparty für eines der größten Hotels auf der Insel teilzunehmen? Und das nach den traumatischen Erlebnissen der letzten fünf Wochen! Doch Francine und Rick hatten darauf bestanden und meinten, es würde ihr guttun, sich abzulenken und unter Leute zu gehen. Kaum auf der Party angekommen, machten sich die beiden unter einem fadenscheinigen Vorwand davon und überließen sie wohlmeinend der Gesellschaft dieses aufdringlichen Galans, von dem sie offensichtlich annahmen, dass er ihr den Abend versüßen könne.

Dabei hatte sich Sanchia von ihren neuen Freunden nur überreden lassen, um nicht wieder allein in ihrem Hotelzimmer zu sitzen und sich in sinnlosen Grübeleien zu verlieren. Woher sollten die anderen auch wissen, dass dieses eigentlich ihre Hochzeitsreise hätte werden sollen? Offenbar dachten sie, dass eine Frau, die allein Urlaub machte, automatisch auf der Suche nach männlicher Gesellschaft ist, und hatten ihr nur helfen wollen. Deshalb zogen sich die beiden auch auffällig dezent zurück, kaum, dass sie im Hotel angekommen waren.

Genauer gesagt in dem Moment, als sie versuchte, die beeindruckende Eisskulptur eines stolzen Schwans für die Ewigkeit festzuhalten, und dabei einem spontanen Impuls folgend auch das faszinierende Gesicht eines Fremden mit ihrer Kamera einfing. Seit jener Sekunde ließ sie dieser Mann nicht mehr aus den Augen.

Sein dichtes schwarzes Haar, das er streng aus dem Gesicht gekämmt trug, wirkte ebenso perfekt und makellos wie seine gesamte Erscheinung. Obwohl der dunkle Maßanzug, das blütenweiße Hemd und die elegante Krawatte seinen durchtrainierten, muskulösen Körper nur spärlich kaschieren konnten. Es war der Körper eines Mannes, dessen breite Schultern dazu einluden, sich daran anzulehnen und sich in seinen Armen zu verlieren.

Sanchia, die sich auf einen der hohen Barhocker zurückgezogen hatte, konnte ihn über die Köpfe der anderen Partygäste bequem beobachten. Er verbrachte den ganzen Abend mit denselben Leuten und unterhielt sich anscheinend angeregt über ernsthafte, wichtige Themen. Alle wirkten seriös und erfolgreich. Wahrscheinlich handelt es sich um Würdenträger oder sogar Regierungsmitglieder, überlegte Sanchia, die in der Gruppe den Eigner des Hotels wiedererkannte, dessen Porträt im Foyer des luxuriösen neuen Hauses hing.

Doch das Charisma und die physische Präsenz des Mannes, der ihr Interesse geweckt hatte, war stärker als bei all den Männer, die ihn umgaben.

Seine Gesichtszüge waren herb, aber ungeheuer anziehend unter der dunklen Bräune. Das Flair von Autorität und Macht, das ihn umgab, fesselte sie mindestens so sehr wie sein attraktives Äußeres. Sie spürte, dass er keinen einfachen Gegner abgeben würde, sollte jemand so wagemutig sein, sich mit ihm auf ein Spiel oder einen Kampf einzulassen.

Und ganz offensichtlich forderte er sie zu einem Spiel heraus … oder etwa zu einem Kampf?

Sanchia spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie einen Aufschrei unterdrücken musste, als sie sah, dass er sich aus der Gruppe löste und direkt auf die Bar zukam.

„Hallo, ich bin Alex.“ Seine Stimme war dunkel und sexy. Wie hypnotisiert überließ Sanchia ihm ihre Hand und hielt den Atem an, als er seine Finger mit festem Druck um ihre schloss. „Und Sie sind …?“

Nur mit Mühe gelang es ihr, den Blick zu heben. Augenblicklich wurde sie von einem Paar durchdringender stahlgrauer Augen gefangen genommen. „Ich wünschte, Sie würden meine Hand loslassen …“

Zögernd und mit einem widerstrebenden, sehr verführerischen und überlegenen Lächeln kam er ihrer Aufforderung nach. Sanchia spürte, dass sie würde vorsichtig sein müssen.

„Ich bestelle Ihnen noch einen Drink, einverstanden?“

„Ich weiß nicht …“, erwiderte sie langsam und ärgerte sich über die heftige Reaktion ihres Körpers auf seine erotisch männliche Ausstrahlung. „Wahrscheinlich gibt es wenig, wobei Sie nicht Ihren Willen durchsetzen können …“

Alex wandte den Blick keine Sekunde von ihrem Gesicht ab. „Dann will ich es noch einmal anders formulieren.“ Lässig gegen die Bar gelehnt, deutete er eine spöttische Verbeugung an. „Darf ich Ihnen noch einen Drink bestellen?“ Seine akzentfreie Aussprache verriet ihr, dass er weder Amerikaner, noch auf den Bermudas heimisch war. Ein waschechter Engländer – wer hätte das gedacht. Und der Anflug von Ungeduld in seiner samtenen Stimme machte deutlich, dass er es offenbar nicht gewohnt war, sich derart anstrengen zu müssen.

„Schon besser.“ Um Sanchias volle Lippen spielte ein winziges Lächeln, als sie nach ihrem Martiniglas griff und einen Schluck nahm. „Trotzdem lautet die Antwort … Nein Danke.“

„Zu aufdringlich?“, fragte er mit erhobenen Brauen.

„Viel zu aufdringlich“, bestätigte Sanchia.

„Tatsächlich? Seltsam, dabei hatte ich den Eindruck, dass Sie wünschten, ich würde zur Bar kommen und Sie ansprechen.“

„Das dachten Sie?“ Sanchia ließ ein kleines Lachen hören. Neckend, eine Spur provokativ. Doch dann sah sie das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen. Ruhig setzte sie das Glas ab und wandte ihre Aufmerksamkeit einem Tisch in der Nähe zu, an dem junge Leute saßen, die über irgendetwas herzhaft lachten.

„Sind Sie verheiratet?“, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Nicht, dass es wirklich wichtig war, aber es interessierte sie. Für einen Flirt, egal wie kurz und nichtig, war dieser Mann viel zu mächtig und gefährlich.

„Verheiratet …?“ Der Fremde schien dem Wort nachzulauschen, ehe er sich zu einer Antwort entschloss. „Nein, ich bin nicht verheiratet.“

Hatte sie ihn etwa beleidigt? Sein Ton sprach dafür. Möglicherweise gehörte er ja auch nicht zu den Männern, die jedem Flirt nachgingen, auch wenn eine Frau zu Hause auf sie wartete. Ein Mann mit moralischen Grundsätzen. Aufrichtig. Beherrscht. Ein Mann, der sie vergessen lassen konnte, was ein anderer …

Sanchia schüttelte unwillig den Kopf, um die quälenden Erinnerungen loszuwerden.

„Wie heißen Sie?“

Die sanften, verführerischen Klänge der Barmusik und seine sanfte, aber fordernde Stimme weckten in ihr den Wunsch, sich aufzulehnen. Gegen ihn, gegen seine fatale Ausstrahlung und gegen sich selbst …

„Ist das die Voraussetzung?“, fragte sie herausfordernd zurück.

„Voraussetzung? Wofür?“ Um seinen Mund spielte ein amüsiertes Lächeln, das Sanchia ganz schwach machte. Er wäre sicher fürsorglich, humorvoll, leidenschaftlich –, zumindest solange sie sein Interesse wach hielt …

Aber wohin verirrten sich ihre Gedanken? Ebenso gut konnte er sie verletzen, wenn sie sich auf ihn einließ. Aber vielleicht wollte sie genau das? Vielleicht wollte sie mit diesem Schmerz den Schmerz betäuben, der sie im Augenblick quälte. Dieser Gedanke war verrückt! Offenbar hatte sie mehr getrunken, als sie vertrug! Dabei waren es nur ein oder zwei Gläser mehr gewesen, als sie es gewohnt war.

„Wie auch immer“, gab sie mit einem nachlässigen Schulterzucken zurück. „Gehört das nicht alles zu ihrem Spiel?“

„Welches Spiel?“

„Sie fragen nach meinem Namen. Sie bestellen mir einen Drink. Und dann landen wir im Bett. Ist das nicht der übliche Verlauf?“

„Sie sind sehr direkt.“

Du wärst auch direkt, schrie es in ihrem Inneren, wenn sich gerade dein Verlobter und seine heimliche Geliebte das Leben genommen hätten!

„Kann man so etwas überhaupt dezent formulieren?“ Sanchia senkte die Lider, um den Schmerz hinter dem Schleier ihrer dichten Wimpern zu verbergen. „Warum es erst hinter der brüchigen Fassade aufgesetzter Konversation verbergen …?“

„Tja, warum eigentlich …?“, wiederholte Alex gedehnt.

Sie konnte hören, dass er es nicht wirklich so meinte. Er war wohl ein wenig geschockt von ihrer unverblümten Art und wollte es nun nicht zeigen.

„Waren Sie eigentlich schon immer so zynisch?“, wollte Alex wissen. Wieder huschte dieses Lächeln über seine Mundwinkel. Es war ein perfekt geschnittener Mund, der eine Frau sicher geschickt verführen könnte. Sanchia fragte sich, wie er sich auf ihren Lippen, auf ihrer heißen Haut anfühlen würde.

„Zynisch?“ Abwägend ließ sie ihren Blick von dem Mund zu den breiten Schultern unter dem exquisiten Maßanzug und weiter nach unten wandern. Ein muskulöser Oberkörper, schmale Hüften, lange, kräftige Beine …

„Tut mir leid“, sagte sie mit einem flüchtigen Lächeln. „Ich meinte das nicht so.“

„Nicht?“ Der Zweifel in den schönen grauen Augen war nicht zu übersehen. Er setzte seinen intensiven Blick vollkommen berechnend ein, das wurde Sanchia ganz plötzlich bewusst. Doch sosehr sie der fast hypnotischen Anziehung auch zu entgehen versuchte, sie spürte, dass sie ihr auf Dauer erliegen würde. Den ganzen Abend über hatte selbst auf große Distanz eine greifbare Spannung zwischen ihnen gelegen.

Sanchia konnte nicht begreifen, wie sich unverhofft derart widerstreitende Emotionen in ihr ausbreiten konnten. Trauer durchsetzt von aufreizender Neugier. Begehren durchzogen von Schmerz. Wie lange sie diesen Zustand noch ertragen konnte, wusste sie nicht.

„Sie bevorzugen also Anonymität?“ Er klang amüsiert und gleichzeitig gereizt. „Außerordentlich faszinierend …“

„Warum auch nicht? Alles andere ist viel zu kompliziert“, entgegnete Sanchia leichthin und grub ihre Nägel in die Handballen, um dem Drang zu widerstehen, ihn zu berühren, seinen offensichtlichen Schmerz zu lindern. „Wir werden uns schließlich nie wiedersehen.“

„Werden wir nicht?“ Der Unterton in seiner Stimme sandte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie hätte ihn gern in seine Schranken verwiesen, aber ihr fehlten die passenden Worte. „Nun, da dieser Punkt geklärt ist, lassen Sie mich erklären, was ich …“

Unbewusst hob Sanchia ihre Hand und legte einen Finger auf seinen Mund. Die leichte Berührung ließ ihr Blut pulsieren. Erschreckt, nicht nur über ihre heftige körperliche Reaktion, sondern auch über ihren Übermut, starrte sie den attraktiven Fremden aus weit geöffneten Augen an und versank in seinem hungrigen Blick.

Sie hatte die unsichtbare Linie zwischen ihnen überschritten. Und wenn sie jetzt nicht aufstand und ging, würde es kein Zurück mehr geben.

Abrupt wandte sie sich ab, griff nach ihrer Kamera, die auf dem Tresen lag, und glitt von dem hohen Hocker herunter. Ohne einen weiteren Blick eilte sie quer durch den Saal und atmete erst auf, als sie einen geöffneten Lift erreichte. Mit einem tiefen Seufzer hängte Sanchia sich die Kamera über die Schulter, betrat die Kabine und betätigte den Knopf, um ins Erdgeschoss des Hotels zu gelangen.

Doch ehe sich der Lift ganz schließen konnte, schob sich eine starke Männerhand dazwischen. Sofort glitten die Schiebetüren zurück und gaben dem ungebetenen Gast den Weg frei. Dann schlossen sie sich lautlos hinter ihm.

Sie starrten sich an wie Feinde. Lauernd, abschätzend, auf der Hut …

Es gibt kein Entkommen, schoss es Sanchia durch den Kopf, und das brennende Begehren, das sie bei diesem Gedanken überfiel, raubte ihr fast den Atem. Plötzlich war eine Barriere zwischen ihnen durchbrochen, und sie lag in seinen Armen. Wer hatte den ersten Schritt getan?

Sanchia hätte es nicht sagen können. Sie wusste nur, dass sie seine Nähe spüren wollte, und antwortete auf seine unverhohlene Leidenschaft mit einer Heftigkeit, die sie selbst erschreckte.

Wild, fast grob fuhr er mit beiden Händen durch die seidige Fülle ihres Haares, während sie mit den Fingerspitzen jede Kontur seines männlichen Gesichts abtastete. Dann fuhr sie seitlich an seinem kräftigen Hals entlang, und als er sie in einer plötzlichen Welle der Erregung fest gegen seine erwachte Männlichkeit presste, grub sie ihre Nägel mit einem erstickten Laut fest in seine breiten Schultern.

Begierig drängte sie ihre Brüste seinen suchenden Händen entgegen und stöhnte lustvoll auf, während er eine Knospe mit seinem Daumen sanft streichelte. Die andere Hand schob er zwischen die Falten ihres Chiffonkleides und erstickte Sanchias Lustschrei mit einem leidenschaftlichen Kuss.

Erst als der Lift plötzlich zum Halten kam und sich die Türen lautlos öffneten, registrierte Sanchia benommen, dass er sich nicht wie beabsichtigt abwärts, sondern aufwärts bewegt hatte, und sie nicht in der Hotellobby, sondern in einem privaten Flur gelandet waren, der offenbar zu einer Penthouse-Suite gehörte.

Außer ihnen war niemand hier. Nur die gedämpfte Stille des spürbar kostspieligen Luxus umgab sie.

Er stand einfach da und wartete. Geh oder bleib, sagte sein Blick.

Irgendetwas in ihrem Inneren widerstand dem gefährlichen Weg, den sie eingeschlagen hatte. Trotzdem wusste Sanchia, dass es zu spät war, um umzukehren. Sie hatte ihre Entscheidung bereits unten in der Bar getroffen.

Wie in Trance ging sie auf die Tür der Suite zu und blieb davor stehen. Alex zögerte nicht eine Sekunde, legte den Arm um Sanchia und schloss auf. Sie schauderte unter der leichten Berührung.

Ihre Lippen fanden einander, noch bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Heiß und hungrig. Es war nur eine Ahnung dessen, was folgen würde.

Alex wusste, dass es nicht mehr aufzuhalten war, selbst wenn er es gewollt hätte. Beschämt musste er sich eingestehen, dass er sie benutzte. Er benutzte die schöne Fremde, um sich von den Dämonen zu befreien, die ihn umtrieben. Und wenn er sich nicht täuschte, erging es ihr ebenso.

Er ahnte jetzt schon, dass er nicht genug von ihr bekommen würde. Von ihrem süßen Mund, dem verführerischen Parfum, dem berauschenden Versprechen, das ihr geschmeidiger Körper ihm gab. Mit einem Aufstöhnen riss er sie an sich und hob sie empor. Ihre weichen Arme und langen Beine hielten seinen Körper umschlungen, während er sie ins Schlafzimmer trug.

Was für ein Mann!, schoss es Sanchia durch den Kopf. Ihr Körper brannte. Gierig sog sie den betörend männlichen Geruch exklusiven Rasierwassers ein. Der Druck seiner spürbaren Erregung an der weichen Innenseite ihrer Schenkel trieb ihr Begehren in schwindelnde Höhen.

Das Apartment lag in völliger Dunkelheit. Die verglasten Terrassentüren zum privaten Dachgarten standen weit offen. Gedämpfte Laute von Eidechsen und Fröschen aus dem sanft angeleuchteten, grünen Minibiotop vermischten sich zu einem wundersamen Gesang, der den Zauber und die erotische Stimmung der warmen Tropennacht noch erhöhte.

Das breite Bett gab sanft unter ihnen nach, als sie sich ineinander verschlungen darauf fallen ließen.

Ich will dich! Dies war der einzige Gedanke, der Sanchia beherrschte, als Alex mit einer heftigen Bewegung den zarten Stoff ihres Kleides herunterschob und ihre schwellende Brust besitzergreifend mit den Händen umfasste. Seine bedachten Liebkosungen entlockten ihr einen erstickten Schrei, und als er ihre rosigen Knospen mit seinen heißen Lippen reizte, drängte sie sich ihm in einer wilden Welle der Lust entgegen.

Oh, bitte …! Sie konnte nicht länger warten. Sie wollte ihn jetzt und ganz!

Alex stöhnte unterdrückt auf, als eine heiße Woge der Begierde seinen angespannten Körper überrollte. Auch seine Selbstkontrolle hatte Grenzen. Doch er wusste, dass er weder sich selbst noch sie würde schützen können. Die Zeiten, in denen er stets ausgerüstet gewesen war, um spontan jeder Verführung nachgehen zu können, lagen weit zurück.

Inzwischen war er sechsunddreißig und ein erfolgreicher Anwalt! Er besaß Verantwortungsgefühl, gesunden Menschenverstand … und nun dieses verzehrende Verlangen nach dieser Frau …

Er wusste, dass er sie lieben sollte, wie sie es verdiente –, nachgiebig und gefühlvoll. Nach einem ruhigen, romantischen Abend mit der Überlegenheit eines erfahrenen, bedachten Liebhabers. Nicht wie ein ungestümer Mann, der sich nicht zu beherrschen wusste …

Alex zögerte den Bruchteil einer Sekunde und zog sich unmerklich zurück, bis sie ihm provokativ die wohlgeformten Hüften entgegenhob. In diesem Moment war alles entschieden, seine Begierde hatte gesiegt.

Sanchia war der Moment seiner Verunsicherung nicht entgangen. Ebenso wenig, wie sein erneutes Verlangen. Er schien sich mit aller Macht von etwas Quälendem, Schmerzvollem befreien zu wollen. Sie ahnte, dass er normalerweise nicht so grob und besitzergreifend war wie jetzt, da er ihre Handgelenke mit einer Hand über ihren Kopf hob, die andere unter ihren festen Po schob und sich mit einer dominanten Geste gegen ihre Hüften drängte.

Was ihn auch immer in seiner Seele bewegte, sie wollte es gar nicht wissen. Es war ihr egal. Er war ein Mann, dunkel, gefährlich und aufregend genug, um sie von ihrer eigenen Qual abzulenken.

Mit geschickten Fingern befreite Alex sie von ihrem weißen Spitzenslip, und plötzlich wandelte sich seine Grobheit überraschend zu einer bedachten Zärtlichkeit, die Sanchia nur noch mehr erregte. Sie wimmerte förmlich vor Verlangen, und Alex zögerte nicht länger. Mit einem erstickten Laut schob er sich über sie, und dann versank die Welt um sie herum in einem wilden Taumel voller Leidenschaft und Ekstase.

Als Sanchia zögernd in die Realität zurückkehrte, konnte sie nicht glauben, was eben geschehen war.

Wie hatte sie sich nur so weit vergessen und gehen lassen können? Nie zuvor in ihrem Leben war sie in einer ähnlichen Situation gewesen.

Sie wagte es nicht, Alex anzuschauen, während sie ihr Kleid zurechtzupfte, um ihre Nacktheit zu verbergen. Erst dann tastete sie unauffällig zwischen den zerknüllten Laken nach ihrem Slip.

„Suchst du dies hier?“ Alex stand neben dem Bett und hielt ihr einen zarten weißen Hauch von Spitze entgegen. Offensichtlich hatte er seine Emotionen bereits wieder unter Kontrolle. Ganz anders als sie.

Sanchia war entsetzt und beschämt über ihre Zügellosigkeit. Sie fühlte sich billig. Heftig errötend nahm sie ihm das anzügliche Kleidungsstück aus der Hand.

Er hatte sich ja nicht einmal ausgezogen! Zu übermächtig war ihr Verlangen gewesen! Trauer und Enttäuschung trieben sie in seine Arme, aber was dann geschah, war kaum mehr als ein animalischer Akt gewesen.

Wilde Selbstvorwürfe und der ungewohnte Alkohol nach mehreren Tagen, an denen sie kaum einen Bissen zu sich genommen hatte, verursachten Sanchia plötzlich Übelkeit und ließen sie hastig vom Bett hochkommen. Auf unsicheren Beinen steuerte sie auf eine Tür zu, hinter der sie das Bad vermutete. Zum Glück hatte sie sich nicht getäuscht.

Was für ein Mann schläft mit einer Frau, von der er nichts weiß, nicht einmal den Vornamen …, fragte sie sich, während sie mit zitternden Fingern ein feuchtes Handtuch gegen ihre heiße Stirn presste. Einer, dem es einzig und allein um die Befriedigung körperlicher Lust geht, gab sie sich selbst die Antwort. Aber war sie ihm nicht eine willige Partnerin in diesem würdelosen Spiel gewesen? Hatte sie seine Leidenschaft nicht noch bewusst herausgefordert?

„Alles in Ordnung?“ Unwillkürlich kniff sie die Augen zusammen. Alex hatte lautlos das Bad betreten und das Licht angeknipst. Sanchia beugte den Kopf nach vorn und war froh, das erhitzte Gesicht hinter dem Schleier ihrer Haare verbergen zu können.

„Alles bestens“, murmelte sie wenig überzeugend und fuhr sich mit dem Handtuch, das nach seinem Rasierwasser duftete, über den Mund.

„Mir war nicht aufgefallen, dass du zu viel getrunken hast. Ich dachte, du weißt, worauf du dich einlässt. Sonst hätte ich dich nie mit nach oben genommen.“

Er machte sich also doch Vorwürfe. Zwar andere als sie, aber das Ergebnis war das gleiche. Er bereute, was zwischen ihnen geschehen war.

„Kein Grund, unser kleines Intermezzo zu bedauern“, erwiderte sie gewollt lässig. Wie sollte sie ihm auch glaubhaft klarmachen können, dass es nicht ihren Gewohnheiten entsprach, mit einem völlig Fremden ins Bett zu gehen? Denn fremd war er ihr nach wie vor, egal, wie viel Intimität sie noch vor kurzer Zeit miteinander geteilt hatten.

„Es hätte trotzdem nicht passieren dürfen.“

„Nein“, pflichtete sie ihm bei.

„Ich hätte Sie in ein Taxi setzen und nach Hause schicken müssen.“