H. P. T. M. Gerechtigkeit - Ralph Schaper - E-Book

H. P. T. M. Gerechtigkeit E-Book

Ralph Schaper

4,8

Beschreibung

Hannah, Pete, Tom und Miller sind vier junge Menschen, die in New York leben, sich aber noch nie begegnet sind. Sie alle haben den Wunsch, die Welt zu verbessern. Ein mysteriöser Mann im Hintergrund gibt ihnen die Möglichkeit, als Team, Worten auch Taten folgen zu lassen. Nach und nach freunden sich die vier mit diesem Gedanken an. In Fällen, in denen der Polizei die Hände gebunden sind, greifen sie mit ihrer unbekümmerten Art ein. Doch werden sie erfolgreich sein? Kommen sie mit dem Unerwarteten zurecht? Sind sie sich der Gefahren bewusst?

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INHALTSVERZEICHNIS

DIE AUSERWÄHLTEN

DAS TREFFEN

DIE ENTSCHEIDUNG

DIE VORBEREITUNG

DER KONTAKT

DER ZWEITE AKT

DER TAG DANACH

DIE OFFENSIVE

DIE ANALYSE

DIE NORMALITÄT

DER LETZTE AUFTRAG

DIE ERLEICHTERUNG

DIE SCHLINGE ZIEHT SICH ZU

DER FINALE SCHLAG

GLÜCKSGEFÜHLE

DIE AUSERWÄHLTEN

New York im Jahr 2015.

April, 17.30 Uhr.

Manhattan. Midtown.

Es ist das Zeitalter der Technik. Der tragbaren Computer, Smartphones und Smartwatches. Die Kommunikation findet immer mehr über Computer oder Apps statt. Viele leben nur noch in ihrer eigenen Welt. Der Kontakt zu Freunden oder der Familie beschränkt sich oftmals auf Programme wie Skype, Instagram oder WhatsApp. Wahrscheinlich ganz normal für diese Zeit.

Pete, 21 Jahre, sitzt am PC und surft im Internet. Rechts im Bildschirm ist ein kleines Fester geöffnet.

Chat: No Rulez No Pain

Keine Regeln – keine Schmerzen

Er chattet mit anderen Usern über die neuesten Erlasse an seiner Uni. Über die reichen und versnobten Mitstudenten, die ihre Dekadenz jeden Tag bewusst zum Ausdruck bringen. Er lässt kein gutes Haar an der Regierung und an der Politik allgemein.

„Alles Gangster und Verbrecher. Sollte man alle einsperren.“

Mit der Meinung ist er natürlich nicht allein. In der Anonymität des Internets schließen sich Gleichgesinnte schnell seiner Meinung an.

HnH777 schreibt: „Du hast wie immer Recht. Alle in den Knast.“

AKofHearts bestätigt: „Je mehr Geld, desto mehr Macht. Zu viel Macht ergibt Korruption und Erpressung.“

Pete (Enter51) antwortet: „Denen muss man mal das Handwerk legen. Die machen, was sie wollen. Keiner unternimmt was.“

HnH777: „Was sollen wir tun? Die sind doch viel zu mächtig. Wenn ich mal einen von denen persönlich treffe…“

AKofHearts: „Was dann?“

HnH777: „Dann sage ich dem meine Meinung ins Gesicht.“

Enter51: „Dann viel Erfolg!“

AKofHearts: „Das bringt doch eh nichts. Aber nur zu.“

Pete (Enter51) hat einen zweiten Monitor aktiviert. Er hackt sich gerade in die Uni-Datenbank. Was sucht er?

Er öffnet verschiedene Fenster. Schließt sie schnell wieder. Er hat nichts verändert. Nichts kopiert. Auch nichts ausgedruckt.

Der Chat läuft weiter. Weitere User teilen die Meinung der anderen. Es wird immer mehr geflucht und gegiftet.

Die nächsten Tage sehen ähnlich aus. Immer wieder zur gleichen Zeit, dieselben Leute im Chat. Es wird über Freiheit und Zwänge gesprochen. Über Regeln und Regeln brechen.

AKofHearts, HnH777 und auch Enter51 sind wieder mit dabei. Sie haben sich noch nie getroffen. Also nicht bewusst zumindest. Vielleicht sind sie an derselben Uni. Vielleicht aber auch in ganz anderen Staaten. Möglich, dass Sie sich schon mal über den Weg gelaufen sind. Keiner weiß das oder will es wissen.

Auf jeden Fall haben sie alle eines gemeinsam. Sie wollen frei sein. Nicht immer diese ganzen Regeln und Zwänge. Sie wollen ihr Leben genießen. Feiern, mit Freunden Zeit verbringen. Aber auch etwas verändern. Also einige zumindest. Alle sind ungefähr im gleichen Alter. Sie ticken in vielen Dingen ähnlich.

Pete sitzt auch heute wieder vor seinem Rechner. Er chattet mit den üblichen Verdächtigen. Wieder hat er einen zweiten Bildschirm aktiviert. Wieder ist er auf der Seite der Uni. Nicht auf der offiziellen Homepage, sondern in den internen Daten.

Was sucht er? Will er seine Noten verbessern?

Er guckt sich innerhalb kürzester Zeit nur etwas an und schließt die Seiten dann ganz schnell wieder.

Warum macht er das?

Nebenbei chattet er mit HnH777. Er antwortet auf Äußerungen von AKofHearts und anderen Usern.

Bis er auf einmal eine E-Mail erhält. Betreff:

Willst Du die Welt verändern?

Er öffnet die Mail. Es steht folgendes drin:

South Park Avenue, Ecke 42. Straße

Haus Nr. 10, Wohnung 42

Code: 4578

25. April, 20.00 Uhr

Er staunt. Was soll ich da? Wer ist der Absender dieser Nachricht?

Er antwortet auf die Mail: „Hallo Fremder. Was soll diese Mail? Was soll ich da? Wer sind sie?“

Nach kurzer Zeit die Antwort:

„Wenn Du die Welt verändern willst, dann komm zu der Adresse.

Pünktlich. Und zu keinem Menschen ein Wort.“

Pete schreibt: „Ist klar. Wer weiß denn was dort passiert? Vielleicht sind sie irgendein durchgeknallter Psychopath!“

„Ich gehe nirgendwo hin, bevor ich nicht weiß, wer sie sind und was ich da soll?“

Daraufhin kommt die Antwort:

„Wenn Du mehr machen willst, als im Chat irgendwelche Leute zu beschimpfen oder auf der Seite der Uni Spuren zu hinterlassen, dann komm dorthin.“

Pete sieht geschockt auf diese Nachricht. Woher weiß der Typ, dass er auf dem Server der Uni war? Wer ist dieser Kerl? Den Chat verfolgen, okay das machen viele. Wahrscheinlich auch viele gestörte. Aber woher weiß er, was er sonst noch macht?

Er schaltet alles aus. Rechner. Monitore. Alles ist schwarz. Er sieht sich im Raum um. Er ist verwirrt. Was soll er tun?

Der Monitor geht auf einmal wieder an. Pete sitzt da und hat nichts angefasst. Auf dem Monitor erscheint erneut der Ort, die Uhrzeit… Und darunter steht:

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Der Monitor geht wieder aus und Pete sitzt da und traut seinen Augen nicht. Er denkt sich:

Was geht hier eigentlich ab? Was soll der Mist?

Er zieht alle Stecker von der Wand. Alle Verbindungen zu den Steckdosen werden gekappt. Es ist dunkel. Nicht nur draußen ist es dunkel geworden. Auch in Petes Zimmer ist es finster. Kein Licht. Kein Internet. Alles still und ruhig.

Er sitzt da auf seinem Stuhl und starrt in die Dunkelheit. Von den Laternen der Straße schimmert etwas Licht in den Raum. Die Geräusche des Verkehrs stören die Ruhe. Er kann mit keinem darüber sprechen. Was sollte er auch schon sagen? Dass er sich in die Datenbank der Uni gehackt hat? Das er in einem Chat über bestimmte Leute herzieht? Dass er eine dubiose E-Mail bekommen hat?

Wem sollte er das auch erzählen? Seine Eltern sind mal wieder auf Geschäftsreise. Das Personal ist nicht mehr im Haus. Er ist ganz allein in der Stadtvilla. Hier in Manhattan.

Dort wo die oberen Zehntausend wohnen. Er macht an diesem Abend nichts mehr an. Nicht mal mehr den Fernseher. Auch sein Smartphone bleibt aus. Er sitzt ganz allein in seinem Zimmer.

Er wird diese Nacht kein Auge zumachen.

Am nächsten Morgen, Pete sieht aus als hätte ihn ein Traktor überfahren, versucht er so normal wie möglich seinen Weg zur Uni zu bestreiten. Immer wieder bleibt er unterwegs stehen, sieht sich um, geht weiter. Guckt während des Laufens über seine Schulter. Er fühlt sich verfolgt. Sieht aber niemanden.

Wird er verfolgt? Wenn ja warum? Oder sind das alles nur Hirngespinste?

Er geht weiter zur Uni. Trifft ein paar Kommilitonen und versucht sich so normal wie möglich zu verhalten. Trotzdem schaut er immer noch ganz genau auf seine Mitmenschen.

Ist es ein anderer Student, der ihn vielleicht nur veräppeln will?

Ist es ein Professor, der es auf ihn abgesehen hat?

Oder vielleicht eine verflossene, die sich an ihm rächen will?

Wobei letzteres eher ausgeschlossen ist, denn es gab in seinem Leben nur zwei Mädchen, die er geliebt hat. Die eine ist seine Sandkastenliebe, ehemalige Nachbarstochter, mit der er aufgewachsen ist. Und die andere ist ein Semester über ihm. Sie lernten sich bei einer Uni Party kennen und waren zwei Jahre zusammen.

Warum sie nicht mehr zusammen sind, weiß keiner der beiden so genau.

Also doch ein Mitstudent oder ein Professor?

Alles nur Spekulationen. Er ist unsicher und nervös. Ist er sonst gar nicht. Im Gegenteil. Dafür, dass er ein Computergenie ist, ist er sehr beliebt. Er hat viele Freunde, sieht gut aus und ist auch ein recht sportlicher Typ. Obwohl er so gut wie nie Sport treibt. Gute Gene, sagt er immer, wenn er darauf angesprochen wird. Er geht mit den anderen in die Vorlesungen.

Es ist Nachmittag. Für die Jahreszeit viel zu kühl. Eine junge blonde Dame, 21 Jahre alt, geht dick eingepackt, mit Schal und Mütze über die Straße. Sie hat eine große Sporttasche lässig über die linke Schulter geworfen. Sie bewegt sich flott. Sie will auf die andere Straßenseite. Fitness und Kampfsport Akademie.

Das ist ihr Ziel. Sie geht rein, wird von den Mitarbeitern freundlich begrüßt:

„Hey Hannah, da bist Du ja schon wieder. Kannst wohl auch nicht ohne uns.“

Hannah lächelt und zuckt mit den Schultern, als wenn sie sagen wollte: Von nichts kommt nichts.

Sie bleibt nicht stehen, um ein Schwätzchen zu halten. Sie geht direkt zu den Umkleideräumen. Sie hat einen engen Zeitplan.

Ein paar Minuten später kommt sie wieder raus. Sie geht in einen Nebenraum. Aus diesem Raum kommen seltsame Geräusche. Es hört sich an, wie in einem guten alten Bruce Lee Film. Sie öffnet die Tür und sieht genau das.

Dort läuft auf einem Flat Screen ein alter Film mit dem Großmeister des Kung-Fu. Bruce Lee. Vor dem Bildschirm steht ein älterer, leicht grau melierter Mann. Vor ihm sitzen im Schneidersitz drei Teenies. Alle so im Alter zwischen 12 und 15 Jahren.

Der Lehrer erklärt den staunenden Schülern gerade einige Weisheiten der Kampfkunst. Und wen kann man da besser zu Grunde legen, als den legendären Bruce Lee.

Hannah schaut lächelnd rüber, der Coach nickt ihr kurz zu, als wenn er sagen wolle: Mach Dich schon mal warm, ich komme gleich zu Dir.

Sie geht in eine Ecke des Raumes, in der sich ein paar Sandsäcke und eine gute alte Sprossenwand befinden. Sie nimmt einen kräftigen Schluck aus ihrer Flasche, zieht sich ihre Boxhandschuhe an und fängt an, langsam aber gezielt auf den Sandsack einzuschlagen.

Ihr Coach kommt zu ihr rüber: „Heute ist also Boxen dran!?“

„Hatten wir doch so vereinbart! Oder wollen Sie kneifen, alter Mann?“

„Alter Mann? Du wirst langsam echt übermütig. Wird Zeit, dass ich Dir mal wieder Manieren beibringe.“

Beide lächeln sich an.

Nach einer Stunde intensiven Trainings verabschieden sich beide voneinander.

„Nächste Woche ist Kick-Boxen dran. Mach’s gut und bleib sauber.“

Hannah winkt nochmal rüber und verlässt den Raum. In der anderen Ecke machen die Jugendlichen immer noch einen auf Bruce Lee.

Sie geht in die Umkleide, duscht und geht wieder dick eingepackt aus der Akademie heraus.

„Mach‘ es gut Hannah und pass auf Dich auf.“

Ruft ein junges Mädchen hinter dem Empfang.

„Danke. Bis die Tage.“

Sie geht im Laufschritt über die vielbefahrene Straße. Es dämmert. Es regnet. Jetzt aber nur noch ab nach Hause, denkt sie sich. Als auf einmal ihr Handy vibriert.

Anonyme SMS:

Willst Du die Welt verändern?

Zweite SMS:

South Park Avenue, Ecke 42. Straße

Haus Nr. 10, Wohnung 42

Code: 4578

25. April, 20.00 Uhr

Sie schaut verwundert auf Ihr Handy. Schreibt zurück: „Wer ist da?“ Was soll der Quatsch?“

Sie rennt über die Straße, wird von einem Auto an gehupt, zeigt ihm freundlich einen bestimmten Finger und verschwindet in einer kleinen Gasse.

Als eine neue SMS ankommt:

„HnH777 – Willst Du die Welt verändern?

Hannah ist verdutzt. Wer weiß, dass sie HnH777 ist?

Eigentlich niemand. Sie schreibt:

„Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, aber Sie müssen mich verwechseln.“

Sie schaut auf ihr Handy. Keine Antwort. Sie geht weiter und denkt sich, da will sie wohl jemand an der Nase rumführen.

Es vibriert erneut.

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Sie macht ihr Handy aus und rennt die Straße runter. Zwei Blocks, dann ist sie zu hause. Sie schaut sich immer wieder um, ob ihr jemand folgt. Niemand zu sehen. Außer ein paar ältere Leute, Fußgänger und ein Radfahrer. Keiner hat ein Handy in der Hand.

Sie ist am Haus ihrer Eltern angekommen. Upper West Side. Nette Stadtvilla. Großer Zaun. Alarmanlage. Kameras. Die Gegend wird von Security überwacht. Hier scheinen auch nicht gerade arme Menschen zu leben.

Sie geht in das Haus hinein, schaut sich noch einmal um und schließt die Tür. Ein sicheres Gefühl, zu Hause zu sein. Denkt sie.

In ihrem Zimmer leuchtet etwas. Die Tür ist einen Spalt weit geöffnet. Es ist aber kein Licht an. Sie geht langsam hin, öffnet die Tür komplett und sieht, dass der Bildschirm des Computers an ist. Auf ihm steht:

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Sie sieht sich um. Guckt verängstigt und überrascht auf den Bildschirm. Dann geht er aus.

Es ist dunkel. Hannah geht zum Lichtschalter. Sie macht das Licht an und die Vorhänge zu. Draußen auf der Straße ist niemand zu sehen. Im Haus ist auch alles ruhig. Sie denkt sich nur:

Was soll das Ganze?

Ihr Handy signalisiert, dass eine weitere SMS angekommen ist. Sie schaut mit einem schlechten Gefühl darauf und öffnet sie:

„Nicht nur im Chat darüber reden, sondern wirklich etwas tun.“

„Du wolltest doch, wenn Du jemanden triffst…“

„Jetzt hast Du die Chance dazu!“

Sie macht das Handy aus und wirft es auf ihr Bett. Das kann doch alles nicht wahr sein. Was soll das?

Auch Hannah bekommt diese Nacht kein Auge zu.

Am nächsten Morgen geht auch sie zur Uni. Sie hat ihr Handy zwar dabei, aber es noch nicht angeschaltet. Sie wird von einer Mitstudentin mit einer kurzen Umarmung begrüßt.

„Du siehst aber gar nicht gut aus. Geht es Dir nicht gut?“

„Alles okay. Antwortet Hannah. Habe nur schlecht geschlafen.“

Sie gehen in das Gebäude.

Derselbe Tag zu einem anderen Zeitpunkt.

Es ist 22.00 Uhr. Die Nacht ist über New York hereingebrochen. Es ist kalt. Gerade mal 6 Grad Celsius. Kalter Wind schneidet in den Gesichtern der Menschen, die noch unterwegs sind.

AKofHearts ist einer von ihnen. Sein richtiger Name ist Miller. Er trägt eine dicke schwarze Jacke. Sein Kopf tief in den Kragen gesenkt. Die Hände in den Hosentaschen schlürft er leicht gebückt durch die Straßen von Williamsburg. Er steht vor einem Haus.

Es sieht nicht gerade einladend aus. Eher wie eine alte Garage oder eine alte Werkstatt.

Durch die kleinen Glasbausteinfenster scheint Licht. Es ist kein Namensschild an der Tür. Auch keine Klingel. Er steht vor der Tür und klopft.

Es vergeht eine Weile. Jemand hinter der Tür schließt von innen auf. Es werden Entriegelungen vorgenommen. Die Tür öffnet sich einen Spalt und es schaut ein grimmig dreinblickender Typ heraus.

„Ja?“

„Ich bin Miller. Eddy erwartet mich.“

Ein Zwei Meter großer Hüne, südamerikanischer Herkunft, schließt die Tür. Es vergeht wieder eine Weile.

Miller friert.

Dann geht die Tür auf. Der Mann hinter der Tür nickt Miller herein. Hinter Miller fällt die schwere Tür ins Schloss. Der immer noch grimmig guckende Hüne schließt ab und setzt sich auf seinen Hocker.

„Miller, da bist Du ja endlich.“ Tönt es aus einer Ecke. „Komm‘ rüber Du Gauner.“

Miller guckt sich im Raum um. Es sind circa 20 Leute anwesend. Drei Pokertische stehen in dem hinteren Bereich. Rechts eine Bar. Zwei Tische sind in Betrieb.

Neun Personen sitzen an einem. Miller kennt den einen oder anderen. Am anderen Tisch sitzen fünf zwielichtige Gestalten. Darunter auch Eddy.

Eddy ist ein Immigrant. Seine Eltern sind vor Jahren aus der Türkei ausgewandert. Er heißt eigentlich Ergün, aber jeder nennt ihn Eddy. Zumindest seine Freunde tun das. Wenn man in diesen Kreisen überhaupt von Freunden sprechen kann.

Die junge Dame hinter der Bar lächelt Miller an, während er auf Eddy zugeht.

Miller ist ein cooler Typ. 1,80 Meter groß, gute Statur, Dreitagebart und recht modisch gekleidet.

„Hallo Miller, schön Dich zu sehen. Komm setz Dich zu uns. Wir haben Dir extra Platz 3 freigehalten.“

Miller guckt sich die anwesenden an, begrüßt Eddy per Handschlag und die anderen mit einem:

„Hallo zusammen.“

Die Dealerin fragt Miller mit wieviel Geld er spielen möchte? Er kramt in seiner Innentasche, zieht ein Bündel Hunderter raus, legt es auf den Tisch und schiebt es der Dealerin rüber. Sie zählt gekonnt die Scheine sichtbar für alle am Tisch. 3.000,-- Dollar gewechselt in 3.000,-- Dollar in Chips.

Während er sein Geld bekommt, schaut Miller in die Gesichter der Mitspieler. Wobei wir müssten eher sagen, Gegenspieler. Denn da sitzen sie schon wieder, diese Geier. Das Geld auf dem Tisch, die Chips, die sich vor Miller auftürmen, genau das wollen sie ihm alle abnehmen. Aber sie wissen, dieser Miller ist ein guter und gefürchteter Spieler. Er hat schon einige Leute bluten lassen am Tisch.

Er weiß, dass sie das wissen. Und genau damit spielt er. Alle wollen an sein Geld. Alle wollen ihn besiegen. Die Partie geht los und dauert bis weit in den nächsten Morgen.

Miller geht mit einem satten Plus vom Tisch. Eddy, der schon lange nicht mehr am Tisch saß, verabschiedet ihn mit den Worten:

„Da hast du es mal wieder allen gezeigt. Brauchst Du Begleitschutz bis nach Hause?“

Miller lächelt Eddy an und murmelt:

„Danke Mann. Kein Problem. Wir sehen uns demnächst. Schick mir eine Nachricht wenn die nächste Partie steigt.“

Geht er immer als Sieger von diesen Tischen? Nein, nicht immer. Das ist nicht möglich. Aber sehr häufig. Er hat das Talent ein sehr guter Spieler zu sein und gleichzeitig die Gabe, Menschen lesen zu können. Er beobachtet und analysiert deren Verhalten. Es sind winzige Dinge, wie zum Beispiel ein Augenaufschlag, der Griff zum Kinn, Ohr oder an die Nase, in bestimmten Situationen. Es kann aber auch das Setzmuster sein, die Körperhaltung, der Blickkontakt oder das Klappern mit den Jetons. Alles das sind verschiedene Möglichkeiten, Menschen zu lesen und daraus seine Schlüsse zu ziehen.

Als er raus auf die Straße gehen will, drückt ihm die Bardame einen Zettel in die Hand. Miller lächelt sie an und denkt, er bekommt gerade mal wieder eine Telefonnummer zugesteckt, macht den Zettel auf und liest:

Willst Du die Welt verändern?

South Park Avenue, Ecke 42. Straße

Haus Nr. 10, Wohnung 42

Code: 4578

25. April, 20.00 Uhr

Er schaut sich um, sucht die Bardame. Sie ist weg. Nichts mehr zu sehen von ihr. Es sind sowieso nur noch wenige Leute da. Um 5.30 Uhr morgens ja kein Wunder.

Aber von wem ist diese Nachricht? Und was soll er damit?

Er schaut nochmal suchend nach der Barfrau. Nichts zu sehen. Er liest erneut die Nachricht, schüttelt den Kopf und verschwindet in der Nacht.

Am nächsten Morgen, das heißt ca. 24 Stunden später, wacht Miller auf. Er ist in seinem Appartement. Eine kleine, aber feine Studentenbude. Überall liegen Klamotten rum. Er reibt sich die Augen. Hat er wirklich 24 Stunden durchgeschlafen?

Eigentlich müsste er zu einer Vorlesung. Oder war die gestern? Nein, sie ist heute. Er rafft sich auf, geht ins Bad und sieht auf dem Weg dorthin den Zettel auf dem Tisch. Er klappt ihn auf. Er hat es nicht geträumt. Was soll das?

Bevor er zur Uni geht, checkt er noch kurz seine E-Mails. Viel Schrott dabei, wie immer. Eine ohne Absender, aber mit dem Betreff:

Willst Du die Welt verändern?

Das kann doch wohl nicht wahr sein, denkt sich Miller, öffnet die Mail und sieht genau die gleiche Nachricht, die auch auf seinem Zettel steht.

Eine neue Mail kommt rein. Betreff:

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Er öffnet sie und liest folgendes:

„Wenn Du andere Menschen beim Pokern ausnimmst, ihnen das Geld aus den Taschen ziehst, bist Du dann glücklich?“

„Wenn Du im großen Stil den richtigen Menschen noch viel mehr Geld aus der Tasche ziehen könntest, um somit die Welt zu verändern, wie glücklich wärst Du dann?“

Man sieht Miller die Verwunderung an. Er, der sich sonst so unter Kontrolle hat, verdreht die Augen, rauft sich die Haare und weiß nicht, was er tun soll oder wie er damit umgehen soll?

Nach einer kurzen Weile macht er den Computer aus und geht zur Uni. Er geht auf die New York Universität und studiert dort Wirtschaftswissenschaften. Wollte sein Vater so. Er ist ein hochrangiger Politiker.

Seine Eltern wissen nicht, wie er sein Geld verdient. Er sagt immer, dass er verschiedene Jobs hat. Solange wollen seine Eltern nichts Genaueres wissen.

Sind Hannah und Pete ebenfalls auf der New York Universität? Sind sie nicht.

Sie sind zufällig beide auf der Columbia. Hannah studiert Kunst und Wissenschaften. Pete studiert Ingenieurwesen und angewandte Wissenschaften. Beide sind im 3. Semester. Sie haben unterschiedliche Freundeskreise und hatten bisher noch keinen persönlichen Kontakt.

Aber alle drei bekamen die gleiche Nachricht. Es verbindet sie etwas. Nur was?

Ist es nur der Chat? Die gemeinsamen Ideen, der gleiche Frust und Ärger? Oder gibt es da noch mehr?

Warum schickt ein Fremder diesen Studenten solche Nachrichten und was will er von ihnen?

Warum gerade diese drei jungen Menschen?

Steckt ein Verrückter dahinter? Sollen sie zu dem besagten Ort gehen?

Was sollen sie machen?

Es ist Donnerstag, der 23. April. 21.30 Uhr. Ein dunkel gekleideter Typ schleicht durch die Straßen von Brooklyn. Er geht an den geparkten Autos vorbei. Er sieht hinein. Sehr unauffällig. Er guckt auf die Nummernschilder. Er bleibt stehen, sieht sich um und geht weiter. Es ist endlich etwas wärmer draußen.

Ein offenes Cabrio, mit drei jungen Kerlen, fährt an ihm vorbei. Musik dröhnt aus diesem Fahrzeug.

Auf einmal geht er über die Straße. Er hat etwas entdeckt. Auf der anderen Straßenseite steht ein schwarzer Ford Mustang. Neues Modell. Schicke Felgen. Er nimmt einen kleinen Sender aus seiner Tasche. Es sieht aus wie eine Fernbedienung. Die Türen des Fahrzeugs öffnen sich. Er steigt ein. Sieht sich nicht um. Er tut so, als wäre es sein Wagen. Jetzt greift er erneut in die Tasche.

Er hat einen Stick in der Größe einer Zigarettenschachtel in der Hand. Er scannt damit irgendetwas und hält es vor den Zündschlüsselzylinder. Nach 3 Sekunden startet der Wagen. Er fährt langsam weg. Keiner hat etwas gesehen oder bemerkt.

Er verlässt recht schnell die Hauptstraßen. Nach einigen Seitenstraßen verlässt er Brooklyn. Er ist unterwegs Richtung Hell’s Kitchen.

Auf einmal geht der Monitor des Touch Displays an. Er hat nichts an gefasst. Eine neue Alarmanlage, die er noch nicht kennt? Eine Verbindung zur Polizei über GPS? Nein, das kann nicht sein, das würde er kennen.

Im Display erscheint:

Willst Du die Welt verändern?

South Park Avenue, Ecke 42. Straße

Haus Nr. 10, Wohnung 42

Code: 4578

25. April, 20.00 Uhr

Er fährt rechts ran. Sieht sich im Auto um. Gibt es hier Kameras? Ist das ein schlechter Scherz? Er versucht das Display zu löschen. Es tut sich nichts. Er sieht auf die Uhr. Es ist spät. Er muss den Wagen abliefern, sonst bekommt er kein Geld. Also ignorieren und weiterfahren.

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Erscheint als weitere Nachricht auf dem Display. Was für eine Chance, denkt er sich? Will mich da jemand auf den rechten Pfad zurückbringen?

Die nächste Nachricht lässt nicht lange auf sich warten.

„Anstatt nur Autos zu klauen, Dein Leben zu riskieren und für ein bisschen Geld so große Risiken einzugehen, kannst Du viel mehr erreichen.

Du kannst Menschen, die es verdient haben, etwas wegnehmen. Nicht nur deren Autos.

Geld, Macht, Einfluss und Ansehen. Das sind die wichtigen Dinge, die wir ihnen wegnehmen.“

Er fährt weiter, liest die Nachrichten zwar, aber versucht sie nicht zu beachten.

Hell’s Kitchen ist erreicht. Er fährt ein paar Schleichwege, bis er zu einer kleinen Gasse kommt. Dort fährt er auf einen Hinterhof. Er blendet mit dem Fernlicht dreimal auf. Eine große Metalltür öffnet sich und er fährt den Wagen rein. Wow. Hier sieht es aus, wie in einem Luxusautohandel. Links stehen Porsche und Ferrari. Rechts stehen Jaguar, Dodge und sonstige Fahrzeuge.

Er stellt den Wagen in der Mitte ab, steigt aus und wird von einem kleinen, untersetzten Mann empfangen.

„Hey Tom, da bist Du ja endlich. Wir warten schon eine Weile auf Dich. Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?“

Tom schaut ihn verwundert an.

„Hat es bei mir schon jemals Schwierigkeiten gegeben?“

Er dreht sich nochmal um Richtung Auto, schaut auf das Display – alles dunkel.

Von den Nachrichten ist nichts mehr zu sehen. Aber er hat sie im Kopf. Er kann sich Dinge sehr schnell merken.

Kein fotographisches Gedächtnis, aber recht nah dran.

Tom folgt dem kleinen Mann in dessen Büro. Er sieht nicht so aus, als ob er hier das Sagen hat, aber er hat es. Der Mann öffnet seinen Tresor, gibt Tom einen Umschlag voll Geld und reicht ihm die Hand.

„War wie immer eine Freude mit Dir Geschäfte zu machen.“

„Wenn Du was Neues hast, schick‘ mir die übliche Nachricht.“ Ruft Tom ihm beim Rausgehen zu.

„Klar, mache ich.“

Der kleine, untersetzte Mann, zückt sein Handy und berichtet einer weiteren Person, dass der Wagen da sei.

Tom verlässt die Halle.

Während er an dem geklauten Mustang vorbeigeht, schaut er nochmal auf das Display. Nichts. Alles aus.

Die Metalltür schließt sich hinter ihm. Er geht Richtung Bahn. Das Geld gut unter der Kleidung verstaut. Hier gibt es genügend zwielichtige Gestalten. Bloß weg von hier. Aber er kennt sich hier gut aus. Er kommt aus dieser Gegend und weiß welche Ecken er auf jeden Fall meiden sollte.

Er steht am Bahnsteig. Der Zug Richtung Manhattan fährt ein. Er steigt ein, sieht sich um, schaut über den Bahnsteig. Auf der Anzeigentafel erscheint kurz:

DEINE CHANCE! DEINE EINZIGE CHANCE!

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wer verfolgt mich denn die ganze Zeit? Denkt sich Tom und fährt mit dem Zug Richtung Manhattan. Er wohnt in Lower Manhattan. Kleine Bude. Gute Gegend. Keiner nervt. Keiner fragt, wer du bist oder was du machst.

Er geht nach Hause, schließt hinter sich alles ab. Aber die ganzen Nachrichten gehen ihm nicht aus dem Kopf. War er überhaupt damit gemeint? Und wenn ja, was soll er jetzt machen? Die ganze Sache kommt ihm nicht geheuer vor.

DAS TREFFEN

Es ist Freitag, der 25. April, 19.50 Uhr.

Wer wird zu dem Treffen erscheinen?

Pete, das Computergenie?

Hannah, die kesse Blondine?

Miller, der Pokerspieler?

Tom, der Autodieb?

Und wenn ja, was wird dort passieren? Was verbirgt sich hinter diesen mysteriösen Nachrichten? Und vor allen Dingen, wer steckt dahinter? Warum gerade diese vier Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten? Die sich nicht kennen?

19.55 Uhr. Das Haus Nr. 10 in der South Park Avenue, Ecke 42. Straße, ist ein ganz schickes Mehrfamilienhaus. Es stehen keine Namen an den Klingeln. Nur Nummern. Nummer 42 ist das Penthouse. Die Tür lässt sich nicht per Schlüssel, sondern nur per Code öffnen.

Die Straße vor dem Haus ist relativ stark befahren. Typischer New Yorker Feierabendverkehr.

Ein Wagen hält an, fährt nach einigen Sekunden aber weiter.

Auf einmal kommen zwei Personen auf das Haus zu. Es sind Pete und Hannah. Beide kommen aus unterschiedlichen Richtungen. Pete kommt zu Fuß, hat sein Gesicht unter einem Basecap versteckt.

Hannah schiebt neben sich ein Mountainbike. Sie trägt lässige Sachen. Sie schließt ihr Fahrrad an einen Pfeiler und geht zum Haus Nr. 10. Pete kommt zeitgleich mit ihr an. Beide schauen sich an, gucken wieder weg. Pete lässt Hannah den Vortritt.

„Bitte, Ladys first.“

Hannah schaut ihn an, sagt nichts, kramt ihr Handy raus und gibt den Code 4578 ein. Es summt und die Tür öffnet sich. Hannah schaut Pete an, der ihr die Tür aufhält.

„Danke. Wohnst Du hier?“ Fragt sie ihn, während beide den Hausflur betreten.

„Halt, nehmt mich mit rein“. Tönt es von hinten.

Hannah und Pete drehen sich um. Miller ist auch aufgetaucht. Er zwängt sich durch die gerade zufallende Tür. Pete und Hannah stehen vor dem Aufzug. Miller fragt die beiden: „Wohnt Ihr hier? Schickes Haus!“

Hannah und Pete schauen sich an. Der Fahrstuhl kommt, die Tür geht auf. Alle drei steigen ein.

„Und wo willst Du hin?“ Fragt Hannah Miller.

Miller schaut die beiden an. Er liest schon wieder in ihnen. Was sagen sie? Wie verhalten sie sich dabei? Wie ist deren Körperhaltung? Was machen sie mit ihren Händen?

„Wohnung 42.“ Antwortet Miller und beobachtet ganz genau die Reaktionen der beiden.

„Du auch?“ Fragt Pete.

„Ich auch.“ Sagt Hannah.

„Dann sind wir schon drei.“ Kommt von Pete während der Aufzug im Penthouse anhält.

Die Tür öffnet sich aber nicht. Hannah gibt den Code über die Aufzugtastatur erneut ein. Die Tür des Aufzugs öffnet sich. Eine weitere Tür ebenfalls. Die Eingangstür zum Penthouse.

Miller geht langsam voran. Pete und Hannah folgen. Sie schauen suchend, aber auch etwas verängstigt in die Wohnung. Es ist 20.01 Uhr. Sie sind tatsächlich gekommen. Nun stehen sie dort im Eingangsbereich der Wohnung Nr. 42.

„Hallo. Jemand zu Hause?“ Ruft Miller lautstark in den Raum. Hannah haut ihm den Ellenbogen in die Rippen.

„Psssst! Du kannst doch hier nicht einfach so rumschreien.“

„Warum denn nicht? Ich will wissen, was wir hier sollen und wer mir diese Nachricht geschickt hat?“

Pete fragt: „Wie lautete Deine Nachricht?“

Miller kramt den Zettel raus und liest sie vor.

„Das ist die gleiche Nachricht, die wir auch erhalten haben.“ Sagen Hannah und Pete beinahe synchron.

Die drei stehen inmitten einer voll eingerichteten Wohnung. Alles nur vom feinsten. Edelstahlküche. Ledergarnituren. Bilder an der Wand. Der Ausblick über Manhattan einfach der Wahnsinn. Als alle auf einmal zusammenschrecken. Die Tür hinter ihnen geht auf.

Tom steht in der Tür. Es ist 20.05 Uhr.

„Habt Ihr mir diese schwachsinnige Nachricht geschickt?

Miller guckt ihn an zögert etwas und sagt:

„Nein. Wir dachten Du bist vielleicht der Verfasser dieser Nachrichten.“

„Mit Sicherheit nicht. Ich will nur wissen, wer es auf mich abgesehen hat und warum. Dann verschwinde ich wieder.“

„Deshalb sind wir doch alle hier oder?“ Kommt es von Hannah, die gerade dabei ist, die Küche zu inspizieren.

Pete guckt sich im großen Wohnbereich genauer um. Miller steht immer noch im Flur. Er traut der ganzen Sache nicht. Er beobachtet alle. Tom geht an ihm vorbei und ruft:

„Hey, kommen Sie raus, wenn Sie was von uns wollen.“

Während er das ruft, geht er in die angrenzenden Zimmer.

„Hier ist keiner. Alles leer. Also bis auf die Einrichtung. Sieht alles ziemlich nobel aus.“

Die ganze Penthouse Wohnung ist sehr modern eingerichtet. Die offene Edelstahlküche, der Echtholzfußboden, die Sitzgelegenheiten aus Leder, die einzelnen Zimmer mit Schlafmöglichkeiten und das Bad in hochwertigem Marmor.

„Das ist ja alles schön und gut hier, aber was zum Teufel sollen wir hier?“ Schnauzt Tom durch den Raum.

„Wir wissen es doch auch nicht. Wo kommt Ihr denn alle her?“ Hannah guckt wartend in die Runde.

Miller antwortet nicht. Pete schaut auf sein Handy. Und Tom guckt Hannah an und sagt:

„Wir kommen auf jeden Fall nicht aus den gleichen Kreisen, auch wenn Du hier einen auf Sportqueen machst.“

Hannah schaut an sich herunter, guckt Tom an und erwidert:

„Immer noch besser, als Du in Deinem Möchtegern Gangster Hiphop Outfit.“

„Kommt mal wieder runter. Wir sind doch alle aus dem gleichen Grund hier.“

Pete kann solche Zickereien gar nicht leiden.

„Wir haben doch alle die gleiche Nachricht, von wegen Welt verändern und so, erhalten.“

Miller kommt in den Raum und sagt:

„Hey Leute, da hinten auf dem Tisch liegt doch ein Umschlag oder?“

Pete geht hin und nimmt ihn an sich.

„Na los, mach‘ ihn auf.“ Ruft Hannah ihm zu.

Alle gucken auf Pete. Er sieht die anderen an, blickt auf den Umschlag und öffnet ihn. Nichts drin, außer ein USB-Stick.

„Was ist drin?“ Quengelt Hannah.

„Nun sag‘ schon, was ist in dem Umschlag?“ Ruft Miller Pete zu.

Pete greift in den Umschlag, zieht den USB-Stick heraus, hält ihn hoch und sagt: „Nichts. Nur dieser Stick.“

Tom schon leicht genervt:

„Was soll der ganze Mist? Keiner hier. In dem scheiß Umschlag nur ein blöder Stick. Ich sehe hier nicht mal einen Computer!?“

„Entspann Dich Kumpel.“

„Ich bin nicht Dein Kumpel…“ Schallt es von Tom Richtung Miller zurück.

Während sich die beiden böse Blicke zuwerfen, Hannah langsam nervös wird, sucht Pete den Raum ab. Er geht durch den Wohnbereich. Er sucht nach einem Internetanschluss. Nach irgendeiner Möglichkeit, diesen USB-Stick anzuschließen. Es ist nichts zu sehen. Er geht zurück zur Küche. Er geht am Kühlschrank vorbei, dreht sich um Richtung Arbeitsplatte.

„Warum ist hier eine weitere Arbeitsplatte? Hier ist doch auf der anderen Seite schon eine.“

Hannah kommt zu ihm.

„Das ist keine Arbeitsplatte. Das ist der Essbereich. Das ist eine Art riesiger Stehtisch. Du hast aber auch keine Ahnung von Küchen.“

„Er ist ja auch keine Frau.“ Poltert Miller durch den Raum.

Er erntet böse Blicke von Hannah, die gerade was dazu sagen will, als Pete auf einmal sagt:

„Ich denke, ich habe was gefunden. Seht mal hier. Hier unter der Tischplatte. Das ist ein USB-Anschluss.“

„Dann steck ihn rein. Worauf wartest Du noch?“

Tom wird langsam echt sauer.

Pete nimmt den USB-Stick, steckt ihn in den Anschluss. Alle sind absolut ruhig, stehen wie angewurzelt im Raum und warten was passiert.

Die vermeintliche Arbeitsplatte, also der große lange Stehtisch, verändert auf einmal seine Oberfläche. Wie durch Geisterhand, verwandelt sich die Oberfläche in ein riesiges Touch-Display. Da staunt sogar Pete nicht schlecht.

Hannah kommt zu Pete: „Wow, was geht denn hier ab? Hast Du sowas schon mal gesehen?“

„Nicht in der Größe“. Antwortet Pete leicht kurzatmig.

„Leute, kommt mal her, seht Euch das an. Das ist der Wahnsinn.“ Krächzt Hannah.

Miller und Tom kommen in die Küche, begutachten das riesige Display, wollen es gerade berühren, als sich auf einmal sehr schnell verschiedene Fenster öffnen. Plötzlich ein knackendes Geräusch im Hintergrund. Miller dreht sich blitzartig um.

„Hallo, ist da jemand?“

Alle schauen in die Richtung aus der das Geräusch kam.

„Das ist nur das Holz. Das dehnt sich aus, wenn es wärmer im Raum wird. Das kenne ich.“

Beruhigt Tom die anderen.

„Genau. Macht Euch nicht in die Hose.“ Hannah ist sichtlich amüsiert.

Pete studiert derweil die Daten in den einzelnen Fenstern. Was ist dort zu sehen? Jeder einzelne, der vier Anwesenden erscheint dort mit einer Art Vita oder Biographie.