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In Gedenken an Norbert Schaper. Ehemann, Vater, Trainer und Mensch. Es zeigt seinen Werdegang, seinen Kampf, seine Erfolge und seine Art und Weise durch das Leben zu gehen. Aber auch die Schattenseiten von Krankheiten, die ihm das Leben viel zu früh genommen haben.
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Seitenzahl: 86
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Vorwort
Ehemann
Vater
Trainer
Mensch
Was bleibt zu sagen?
Es ist jetzt mittlerweile 8 Monate her, dass mein Vater überraschend von uns gegangen ist.
Lange habe ich überlegt, ob ich dieses Buch schreiben soll. Ich war hin und her gerissen. Ist es zu früh? Bin ich selbst schon bereit dafür? Hätte er das überhaupt gewollt? Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, ob ich das machen soll. Ich habe es immer wieder vor mir hergeschoben.
Viele von Ihnen werden sich vielleicht fragen, warum soll man überhaupt ein Buch über einen Verstorbenen schreiben?
Zum einen als Andenken. Zum anderen ist es mir ein Anliegen, Ihnen von ihm zu erzählen. Von dem Ehemann, Vater und Trainer. Einige von Ihnen kennen den Trainer Norbert Schaper. Sie kennen ihn als „harten Hund“, wie er oftmals in der Branche bezeichnet wurde. Wenige kennen ihn so wie wir ihn kennen oder besser gesagt kannten, als Vater und als Ehemann.
Auch aus diesem Grund schreibe ich dieses Buch. Um Ihnen den anderen Norbert Schaper etwas näherzubringen. Den Menschen, den viele nicht kannten.
Den Mann, der es liebte, golfen zu gehen. Der sich gern exklusive Kleidung anfertigen ließ. Den Menschen, der gutes Essen und ausgezeichnete Weine liebte. Den Mann, der schicke und schnelle Autos fuhr. Eine Person, die leider viel zu früh gestorben ist. Im Alter von 71 Jahren.
Es geht in diesem Buch aber auch um die grausamen Krankheiten, die ihm erst das Leben schwer gemacht und es ihm dann genommen haben. Krankheiten, mit denen wir uns doch erst dann beschäftigen, wenn wir plötzlich irgendeinen Bezug dazu haben. Sei es durch Familie, Freunde, Kollegen oder durch eigene Erfahrungen.
Krankheiten, für die es kein Heilmittel gibt. Die man in bestimmten Fällen höchstens daran hindern kann, noch mehr auszubrechen. Allerdings funktioniert das nicht immer so wie erhofft oder es hat andere Nebenwirkungen, die einem wieder einen Teil seiner eigenen Lebensqualität entreißen.
Lebensqualität, das ist ein gutes Stichwort. Ist das nicht für uns alle besonders wichtig? Aber wie erreichen wir das?
In diesem Buch möchte ich Ihnen von dem Kämpfer Norbert Schaper berichten. Einem Mann, der seit seiner frühesten Kindheit kämpfen musste. Teilweise im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich möchte Ihnen aber auch von einem Ehemann und Vater berichten, der alles für seine Familie getan hat. Für den es immer oberste Priorität hatte, dass es uns allen heute gut und morgen noch besser geht.
Und von einem Trainer, der Zeichen gesetzt hat. Der Eindruck hinterlassen hat. Und der Menschen begeistert und mitgerissen hat. Auch von einem Trainer, der angeeckt ist und sich nicht nur Freunde gemacht hat.
Die nachfolgenden Erlebnisse und Erinnerungen helfen Ihnen einen Einblick in die Seele von Norbert Schaper zu erhalten. Etwas, was er in seinem Leben nie wirklich zugelassen hat. Wer war Norbert Schaper? Was trieb ihn an? Warum war er so wie er war?
Ein Querschnitt durch seine 71 Jahre…
Am 13. August 2018 wäre ihr 49. Hochzeitstag gewesen. Norbert und Jutta Schaper wären dann 49 Jahre verheiratet gewesen. Und wie hieß es damals und heißt es auch noch heute: In guten wie in schlechten Tagen!
Wie das in vielen Ehen ist, die solch eine lange Zeit Bestand haben, gab es natürlich gute und auch nicht so gute Zeiten. Die zwischenmenschlichen Konflikte, die Herausforderungen, die Ängste und Zweifel, die bekommt man als kleines Kind ja überhaupt nicht mit. Oder anders gesagt, man versteht gar nicht, wenn dort mal etwas nicht so reibungslos funktioniert, wie es an anderen Tagen der Fall war.
Je älter ich wurde, desto mehr konnte ich verstehen. Nicht dass Sie jetzt denken, es war in unserer Familie an der Tagesordnung, dass gestritten wurde. Nein, auf gar keinen Fall. Aber wie in jeder Beziehung lief auch da nicht immer alles rund.
Der Stress von der Arbeit wurde mit nach Hause gebracht. Der Ärger von zuhause konnte nirgendwo anders abgeladen werden. Also gab es auch bei uns zuhause Konflikte.
Wobei ich ehrlicherweise eingestehen muss, dass es erstens nicht viele waren und das zweitens, ich sie meistens gar nicht mitbekommen habe. Denn je älter ich wurde, desto weniger war ich zu Hause, desto weniger bekam ich mit.
Auch die guten Sachen waren für mich irgendwie gar nicht relevant. Wieso? Sie waren für mich normal. Jedes Kind möchte doch, dass es in der eigenen Familie harmonisch abläuft. Und da das größtenteils auch der Fall war, war für mich alles gut.
Es sei denn, ich habe selbst dafür gesorgt, dass es Stress gab. Und das konnte ich als Jugendlicher besonders gut. Das fing schon mit den Noten in der Schule an und ging dann über in dubiose Bekanntschaften, die nicht im Sinne meiner Eltern waren. Und schon war Ärger vorprogrammiert.
Möglicherweise ist aber auch das ganz normal. Natürlich, wenn ich so zurückblicke, gibt es viele Situationen, in denen ich der Auslöser für Streitigkeiten war. Durch mein Verhalten und meine Fehler kamen bei meinen Eltern auch riesige Diskussionen auf. Haben wir in der Erziehung etwas falsch gemacht? Waren wir zu streng? Oder hätten wir noch strenger sein müssen?
Genau an dieser Stelle gibt es ja häufig Konfliktpotential. In unserem Falle war mein Vater meistens der Strenge und meine Mutter größtenteils die weniger Strenge. In vielen Situationen waren aber auch beide streng. Und im Nachhinein betrachtet war das auch gut so.
Kennen wir nicht alle diese speziellen Gegebenheiten, in denen dann so Aussagen fallen wie:
„Du wirst uns später noch dankbar sein…“
„So lange Du Deine Füße unter unserem Tisch hast..“
In dem Moment haben wir uns doch nur unseren Teil dazu gedacht. So ein Blödsinn. So ein Mist. Immer diese Regeln, dieser Stress und dieser Druck. Na klar hat uns das gestört, wir wollten als Kind oder Jugendlicher frei sein. Wir wollten uns keinen Regeln unterwerfen. Wir wollten rebellieren und unser eigenes Leben leben und Erfahrungen sammeln.
Und genau aus diesem Grund war mein Vater so wie er war. Streng, hart, konsequent und geradlinig. Aber auch führsorglich, beschützend und väterlich.
Übrigens trifft alles genauso auch auf meine Mutter zu. Nicht dass Sie denken, was war denn eigentlich mit ihr? Aber in diesem Buch geht es in erster Linie um meinen Vater.
Und deshalb gibt es auch zum Thema Vater – Sohn im nächsten Kapitel mehr. Jetzt geht es erstmal um den Ehemann Norbert Schaper.
Normalerweise müsste meine Mutter dieses Kapitel schreiben, da es ja gezielt sie betrifft. Aufgrund der vielen Gespräche, die wir jetzt im Nachhinein hatten, kann ich Ihnen glaube ich auch einen ganz guten Eindruck verschaffen, wie es so als Ehemann war.
Meine Eltern haben sich in jungen Jahren in Braunschweig kennengelernt. Sie kamen sehr schnell zusammen, obwohl sie auch die ein oder andere Hürde nehmen mussten. Herkunft. Eltern. Schulische und berufliche Werdegänge, usw. usw.
Mein Vater hatte es in seiner Jugend nicht immer leicht. Ein großer, schlanker Junge mit roten Haaren, der aus einer Arbeiterfamilie stammt. Da gab es schon damals viele Schlachten, die geschlagen werden mussten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber er hat sich durchgesetzt. Oder sollte ich lieber sagen, durchgeboxt.
Nach häufigen Konflikten, die nur mit Fäusten gelöst wurden, meldete sich mein Vater in einer Boxschule an. Er lernte dort mit seinen Aggressionen umzugehen. Er lernte aber auch sich zu verteidigen, denn darum ging es ihm in erster Linie.
Und dieses Gefühl was dadurch in ihm wuchs, brachte ihm auch die nötige Kraft und Stärke, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Und das respektierten auch die anderen. Aus Feinden wurden Freunde. Aus dem Boxer wurde ein Schwimmer. Ja, er hat sich dann irgendwann eine andere Sportart gesucht. Schwimmen, Wasserball. Das fand er toll. Und auch so bekam er wieder neue Freunde.
Trotzdem musste er sich überall beweisen. Die so genannten Freunde aus dem Boxermilieu, die waren vielleicht auch nicht der beste Umgang. Deshalb hieß es für ihn, hin zur Seriosität. Banklehre. Er begann nach gutem Schulabschluss eine Ausbildung bei einer kleinen Bank auf dem Dorf. Auch dort musste er sich anfangs durchboxen. Der Filialleiter gab ihm oft minderwertige Aufgaben oder schickte ihn zum Kaffee holen. Aber er war ein vorbildlicher Azubi. Er bestand die Prüfung mit Bravour.
Er wechselte dann recht schnell zu der größten Bank im Lande, nämlich der Deutschen Bank. Dort konnte er sich sehr schnell etablieren, stieg nach kurzer Zeit zum stellvertretenden Filialleiter auf und konnte sich somit als „Deutschbanker“ bezeichnen. Und darauf war er stolz. Er hatte es allen gezeigt. Den Zweiflern, den Nörglern und den Neidern. Er wollte etwas aus sich machen und seiner Frau ein gutes Leben bieten.
Kurz nach der Hochzeit nahm er einen neuen und sehr interessanten Job an. Er ging zu einer großen amerikanischen Kreditkartengesellschaft, war dort sehr erfolgreich und stieg recht schnell auf. Aber die internen Machenschaften, die Intrigen und Grabenkämpfe, die dort existierten, die wollte er nicht schon wieder erleben. Davon hatte er in seiner Kindheit und Jugend bereits genug zu spüren bekommen.
So wechselte er recht schnell in den Vertrieb eines großen Sanitärunternehmens. Obwohl dieser Wechsel auch mit einer räumlichen Veränderung verbunden war, ein Umzug nach Kassel stand an, entschieden meine Eltern alles gemeinsam. Sie diskutierten, ob dieser Schritt der richtige wäre. Und sie machten den Schritt gemeinsam.
Auch in seinem neuen Unternehmen war er sehr erfolgreich. Er konnte gut mit Menschen reden. Er konnte Menschen etwas verkaufen. Er ging auf die Kunden ein. Sein Ziel war es schon damals langfristige, zufriedene Kunden zu gewinnen. Und das schätzen seine Kunden auch an ihm.
Bis sich eines Tages die Möglichkeit ergab, den Beruf des Trainers zu erlernen. Allerdings wieder verbunden mit einem Umzug nach Düsseldorf.
Gerade für die Beziehung meiner Eltern keine leichte Situation. Da hat man sich gerade irgendwo eingelebt, Bekanntschaften geschlossen und schon steht die nächste Veränderung an. Aber wie gesagt, es wurde zwischen den beiden immer alles in Ruhe besprochen. Denn es waren schon große Schritte und die Gefahr, dass es nicht funktioniert, war immer da.
War mein Vater vielleicht auch in manchen Situationen egoistisch? Mag sein. Allerdings hatte er nie nur sein eigenes Wohl im Auge, sondern immer auch das meiner Mutter und später das von uns allen. Aber er konnte seine Meinung auch zuhause gut verkaufen.
Wie bereits erwähnt, er war konsequent und geradlinig. Anders ging es aber auch nicht. Und das war auch die Basis für den Beruf des Trainers.