Heart of Rock 1 - Lilith van Doorn - E-Book

Heart of Rock 1 E-Book

Lilith van Doorn

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Beschreibung

Rockstars sind Bad Boys?
Nicht immer. Das muss die junge Journalistin Janni feststellen, als sie die Straight Crew kennen lernt. Die vier Rockmusiker geben sich ungewohnt sittsam, verzichten auf wildes Partyleben und Groupies im Backstagebereich. Nicht einmal Alex, der Sänger mit der sinnlichen Stimme, ist für ein schnelles Abenteuer zu haben. Janni wird misstrauisch: Was hat es mit der Abstinenz und Prüderie auf sich? Und wie streng sind die Jungs wirklich?
Auf einem Rockfestival geht Janni in die Offensive und versucht, Alex für sich zu gewinnen. Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Ereignis und Jannis Gefühle werden auf die Probe gestellt. Wie wird sie sich entscheiden – und welche Konsequenzen nimmt sie dafür in Kauf?
"Der Sänger steht im Nebel, das indirekte Leuchten lässt ihn geheimnisvoll und surreal erscheinen. Mit gesenktem Kopf singt er das Intro, seine langen schwarzen Haare fallen über das Mikrofon und seine Hände umfassen den Mikrofonständer auf eine beinahe zärtliche Weise. Wie eine Geliebte, die er im Arm hält und ihr Liebesschwüre entgegenhaucht. Ich bin beeindruckt von der Show und kann meinen Blick gar nicht von ihm abwenden, wie magisch zieht er alle Aufmerksamkeit auf sich."
Der erste Teil der spannenden Trilogie um Janni, Alex und die Straight Crew!

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Lilith van Doorn

 

Heart of Rock

Wie küsst man einen Rockstar?

 

Liebesroman

Teil 1 von 3

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Über das Buch

Anmerkung

Über die Autorin

Heart of Rock - wie küsst man einen Rockstar?

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

Liebe Leserin, lieber Leser!

Heart of Rock 2 - Unplugged ins Glück

Leseprobe

Heart of Rock 3 – Drei Akkorde für die Liebe

Heart of Rock 4 – Bettis Entscheidung

Deep Skin – Unter der Haut

Impressum

Über das Buch

 

Rockstars sind Bad Boys?

Nicht immer. Das muss die junge Journalistin Janni feststellen, als sie die Straight Crew kennen lernt. Die vier Rockmusiker geben sich ungewohnt sittsam, verzichten auf wildes Partyleben und Groupies im Bachstagebereich. Nicht einmal Alex, der Sänger mit der sinnlichen Stimme, ist für ein schnelles Abenteuer zu haben.

Janni wird misstrauisch: Was hat es mit der Abstinenz und Prüderie auf sich? Und wie streng sind die Jungs wirklich?

 

Auf einem Rockfestival geht Janni in die Offensive und versucht, Alex für sich zu gewinnen. Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Ereignis und Jannis Gefühle werden auf die Probe gestellt. Wie wird sie sich entscheiden – und welche Konsequenzen nimmt sie dafür in Kauf?

 

Der Sänger steht im Nebel, das indirekte Leuchten lässt ihn geheimnisvoll und surreal erscheinen. Mit gesenktem Kopf singt er das Intro, seine langen schwarzen Haare fallen über das Mikrofon und seine Hände umfassen den Mikrofonständer auf eine beinahe zärtliche Weise. Wie eine Geliebte, die er im Arm hält und ihr Liebesschwüre entgegenhaucht. Ich bin beeindruckt von der Show und kann meinen Blick gar nicht von ihm abwenden, wie magisch zieht er alle Aufmerksamkeit auf sich.

 

»Heart of Rock - Wie küsst man einen Rockstar?« ist der erste von drei Teilen rund um Janni, Alex und die Straight Crew aus Hamburg.

 

Anmerkung

Handlung und Personen sowie Songschnipsel sind frei erfunden; eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder realen Orten sind rein zufällig.

Auch das MeltingPoint-Festival ist fiktiv, wenngleich ein Rockfestival mit einem solchen Line-Up durchaus sehenswert wäre!

 

Über die Autorin

Lesen und Schreiben waren schon immer wichtig für mich – logisch, dass ich irgendwann selbst mit dem Schreiben begann.

Mehrere Jahre lang veröffentlichte ich Kriminalromane und Kurzkrimis in großen und kleinen Verlagen, erhielt Stipendien und Preise und schrieb wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Obwohl meine Romanfiguren stets sinnliche Erlebnisse haben, wollte ich mehr. Ich wollte sie nicht nur gelegentlich ins Bett schicken, wollte nicht mehr die Schlafzimmertür vor den Leserinnen und Lesern verschließen. Ich wollte meinen Figuren erotische Momente schenken, und zwar richtig. Leidenschaftlich, unverblümt und direkt.

Das erste Ergebnis dieser Schreiblust ist die Heart of Rock-Trilogie, die Ihnen beim Lesen hoffentlich so viel Freude bereitet wie mir beim Schreiben.

Heart of Rock - wie küsst man einen Rockstar?

 

 

1. Kapitel

»Ist das dein Ernst?«

Ich starre auf mein Handy, als könnte ich Bettis Worte damit ungeschehen machen.

»Wir haben uns wochenlang auf das Festival gefreut, und jetzt kommst du nicht mit, weil dein Typ was dagegen hat?«

Seit Tobias in Bettis Leben aufgetaucht ist, erkenne ich meine beste Freundin nicht wieder. Sie hat sich früher auch nichts von ihren Lovern vorschreiben lassen, warum dann jetzt? Und warum ausgerechnet von diesem Hänfling?

»Ach, das verstehst du nicht, Janni«, beginnt Betti, doch ich falle ihr ungehalten ins Wort: »Weil ich Single bin, oder was willst du mir damit sagen? Vielen Dank auch!«

Das muss ich mir nicht anhören, auch nicht von Betti. Ihren plötzlichen Sinneswandel habe ich ohnehin noch nicht verdaut, und wenn ich noch ein letztes Argument gegen eine feste Beziehung gesucht hätte, so hat Betti es mir gerade auf dem Silbertablett serviert. Denn was hat man schon von all dem Geturtel, wenn man sich kurz darauf in einem Gefängnis wiederfindet?

Trotzdem stehe ich jetzt da, mit meinen Festivalkarten. Das MeltingPoint ist das coolste Rockfestival des ganzen Jahres, und normalerweise sind die Karten binnen weniger Stunden ausverkauft. Ich habe wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um noch zwei Karten zu ergattern. Dafür bin ich sogar mit Schmidtke einen trinken gegangen. Schmidtke ist einer der Fotografen unseres Kulturmagazins und ziemlich penetrant in seinen Anbaggerversuchen. Bisher bin ich ihm so weit wie möglich aus dem Weg gegangen, aber für die beiden MeltingPoint-Karten habe ich eher widerwillig eine Ausnahme gemacht. Der Abend war erwartungsgemäß eine ziemliche Farce; allein die Tatsache, dass ich seiner Einladung gefolgt war, spornte ihn noch mal zusätzlich an. Wahrscheinlich rechnete er sich ernsthafte Chancen aus und sah uns schon Luftküsse durch unser Großraumbüro austauschen. Entsprechend mühsam war es dann auch, ihn einigermaßen freundlich und trotzdem deutlich abzuservieren.

Nachdem ich zwei Stunden lang in einer ziemlich öden Vorstadtkneipe langweilige Geschichten von irgendwelchen Fotoserien über mich hatte ergehen lassen, rief mich ganz zufällig Betti in größter Not an und erlöste mich endlich.

»Sorry, ich muss gehen, meine Freundin braucht mich gerade ganz dringend«, warf ich ihm lapidar hin und stand auf. »Das Geld für die Karten bringe ich dir morgen mit, okay?«

Mit diesen Worten ließ ich ihn an dem abgewetzten Ecktisch sitzen und trat erleichtert an die frische Luft. Ich hatte schon Angst gehabt, dass er das mit den Karten doch nicht ernst gemeint hatte, doch am nächsten Tag brachte er sie mir mit einem süffisanten Grinsen an den Schreibtisch.

»Ich war ja kurz versucht, die beiden Karten personalisieren zu lassen und mit dir zusammen aufs Festival zu fahren«, sagte er, und mir blieb beinahe das Herz stehen. Mit Schmidtke, diesem Möchtegern-Aufreißer mit dem schütteren, halblangen Haar auf dem MeltingPoint? Never.

»Aber ich weiß ja, dass du gern mit deiner Freundin hinfahren möchtest.«

Zu meiner Erleichterung überreichte er mir zwei ganz gewöhnliche Karten mit Campingticket, die ich ganz schnell in meiner Tasche verschwinden ließ, bevor er noch auf andere dumme Ideen kam.

»Danke«, murmelte ich und widmete mich wieder dem Artikel über das Sportfest am Gymnasium, doch Schmidtke ließ noch nicht locker. Er blieb neben meinem Tisch stehen, starrte auf meinen Bildschirm und beugte sich so weit zu mir herüber, dass ich seinen Schweiß riechen konnte.

»Wer weiß, vielleicht komme ich auch und überrasche dich dort.«

Mir stand vermutlich das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, denn er begann lauthals zu lachen und ging pfeifend zurück an seinen Schreibtisch.

Seither hat er seine Bemühungen deutlich verstärkt, und ab und zu überkommen mich Zweifel, ob der Preis für die Karten nicht doch ein bisschen zu hoch gewesen ist.

Vor allem jetzt, wo Betti doch nicht mitkommt. Dabei ist sie besonders glücklich über die Karten gewesen.

»Ach, Süße, das werde ich dir nie vergessen!«, ist sie mir damals freudestrahlend und kartenschwenkend um den Hals gefallen.

»Das wird einfach nur saucool, stell dir vor: Wir schauen uns Muse an. Live!“

Tja, und dann kam Tobias, und plötzlich war auch Muse kein Thema mehr.

Aber was soll ich jetzt mit den beiden Karten machen? Allein hinfahren will ich nicht, auch wenn ich normalerweise keine Probleme damit habe, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen.

Ich gehe ins Wohnzimmer, lege eine BossHoss-CD in den Player und drehe den Lautstärkeregler ein paar Grad nach oben. Cowboy-Pogo ist jetzt genau das Richtige, und ich lasse Gitarre, Banjo und Schlagzeug durch die Wohnung dröhnen. Dabei nehme ich sogar in Kauf, dass die Chakren von Frau Amodini unter mir durcheinandergeraten. Oder dass ihre Yogaschüler beim Sonnengruß die Abfolge der Übung vergessen. Das hat sie mir jedenfalls mal in einem kurzen Treppenhausgespräch unter die Nase gerieben. Seither bin ich zumindest mittwochabends etwas leiser, wenn sie ihren Anfängerkurs gibt. Ich will ja nicht mutwillig ihr Geschäft schädigen.

Im Moment allerdings sind mir Chakren und Auren egal, jetzt brauche ich laute Musik.

Und eine Idee, was ich mit den Karten machen soll.

 

Missmutig klicke ich mich durch die Kontakte meines Smartphones. Mittlerweile scheint sich fast jeder aus meiner alten Clique irgendwie verbandelt zu haben und zieht nun langweilige Sofa-Abende einem coolen Festivalwochenende vor.

Manchmal fühlt sich das blöd an, vor allem, wenn ich an Betti und Tobias denke. Eigentlich wäre das unser Mädels-Wochenende gewesen, ich hatte mir den Termin schon lange im Voraus geblockt, und Betti hatte sich extra freigenommen.

Und wenn ich doch alleine auf das Festival gehe?

Wer weiß, wann ich noch einmal in die Möglichkeit haben werde, Muse live zu sehen. Und wenn ich an das MeltingPoint vom Vorjahr denke, dann sehe ich mich zusammen mit Betti auf dem weitläufigen Festivalgelände, aber nicht im Zelt. Das diente allenfalls zur Gepäckaufbewahrung und für ein kurzes Nickerchen zwischendurch. Wir ließen uns von der Livemusik tragen und schwebten wie zwei Heavy-Metal-Elfen über den Platz – so jedenfalls nannten uns die beiden Jungs, die wir dort kennengelernt hatten und mit denen wir anschließend den Großteil der Zeit verbrachten. Die Stimmung war super, und Betti sah im kleinen Schwarzen zwischen all den Rockertypen ziemlich scharf aus, was sie auch selbstbewusst zur Schau trug.

Nein, ohne Betti würde es definitiv viel weniger Spaß machen. Ich habe keine Lust, allein zwischen all den gut gelaunten Partyleuten zu stehen, mir eine Rockband nach der anderen anzuhören und gleichzeitig zu versuchen, mir besoffene Typen vom Leib zu halten. Dann bleibe ich doch lieber allein zu Hause und verkrieche mich mit ein paar DVDs und einem Eimer Popcorn auf meiner Ledercouch.

An wen also könnte ich unsere beiden Karten verticken?

Ich setze mich im Schneidersitz auf die Couch und klicke mich durch mein Adressbuch.

»Hi Nina! Habt ihr am Wochenende schon was vor?«, frage ich euphorisch und werde sofort durch einen lauten Seufzer ausgebremst.

»Tut mir leid, Janni, aber wir fahren für ein paar Tage ans Meer. Ferdi hat uns da ein wunderbares Ferienhaus ausgesucht«, erklärt mir meine ehemalige Kollegin mit besonders viel Bedauern in der Stimme. Dabei weiß sie noch nicht einmal, worum es überhaupt geht.

»Das MeltingPoint?« Hotte, mein zweiter Versuch, schnaubt, und ich höre förmlich, wie er den Kopf schüttelt. »Ich fühle mich langsam zu alt für solche Exzesse.«

Na toll. Dabei hat er nicht mal eine Freundin, mit der er sich zurückziehen könnte.

Bei den anderen sieht es nicht besser aus. Lilli liegt mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett, Esther hat Wochenenddienst im Krankenhaus, und Carsten hat spontan eine Rollenspielrunde einberufen, die er nicht absagen will.

Alle sind irgendwie beschäftigt, nur ich nicht. Ich sitze da mit meinen beiden Festivalkarten und finde niemanden, der mich begleiten will oder mir alternativ die teuren Karten abkauft.

Und alles wegen Tobias!

Was ist an dem nur so toll, dass Betti seinetwegen zu Hause bleibt? Er ist klein und schmächtig, wirkt nicht besonders männlich, hat dafür aber das Auftreten eines überaus erfolgreichen Jungmanagers. Und das, obwohl er nur irgendeinen unbedeutenden Posten im Verkauf eines Automobilzulieferers innehat.

Mein Beuteschema sieht definitiv anders aus.

Eigentlich habe ich keine besonderen Vorlieben; die Haarfarbe eines Mannes ist mir egal, sein sozialer Status ebenfalls, und ob er nun gut bestückt ist oder nicht, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, was er mit seinen Händen und seinem Mund anfangen kann. Aber natürlich kann ich bei einem wohldefinierten, muskulösen Körper schon mal schwach werden, und wenn sich unter dem Shirt eines Herrn ein flacher Bauch abzeichnet, wird mir auch schon mal unanständig warm. Auf einen schmalbrüstigen Blender wie Tobias würde ich jedenfalls nicht hereinfallen.

Trotzdem, ein schaler Nachgeschmack meiner telefonischen Versuche bleibt. Bin ich denn mittlerweile der einzige Single inmitten glücklicher Paare? Ist die Zeit des fröhlichen Alleinseins vorbei, sind wir mit Ende zwanzig schon so weit, uns aufs heimische Sofa zurückzuziehen?

Nein, ich definitiv nicht.

Ich liebe meine Unabhängigkeit und fühle mich noch gar nicht bereit für etwas Festes. Wenn ich mich in einem gelegentlichen Anfall von Torschlusspanik doch mal in das Abenteuer Beziehung gewagt habe, dann entpuppten sich die Herren schnell als Langweiler oder als eifersüchtige Kletten, und beides löst starke Fluchtreflexe bei mir aus. Das merke ich spätestens daran, dass ich morgens schon mit einer Ausrede aufwache, warum ich den Auserwählten heute nicht treffen kann. Und morgen auch nicht. Und überhaupt nie mehr.

»Du bist beziehungsunfähig«, hat Betti mir einmal an den Kopf geworfen, nachdem ich mitten in der Nacht zu ihr geflüchtet war, weil ich auf einmal nicht mehr ertragen konnte, wie mein damaliger Freund beim Schlafen atmete.

»Aber du müsstest das mal hören!«, antwortete ich Betti und überging dabei geflissentlich ihren Vorwurf. »Wie ein altersschwacher Wal!«

»Altersschwache Wale, so ein Quatsch.«

Betti tippte sich an den Kopf und klappte mit einem lauten Seufzer die Couch im Wohnzimmer aus. »Und wer weiß, wie du dich beim Schlafen anhörst!«

Mit diesen Worten ging sie ins Schlafzimmer, und ich verkroch mich schmollend unter der Wolldecke. Lange konnte ich danach nicht einschlafen und wälzte mich auf dem blauen Ungetüm mit den weißen Kissen. Ich finde mich überhaupt nicht beziehungsunfähig, ganz im Gegenteil. Beweisen denn meine Beziehungsversuche nicht immer wieder, dass ich eine selbstbewusste Frau bin, die weiß, was sie will? Ich bin nur einfach noch nicht so weit, mich bedingungslos an einen Typen zu binden. Nachher wird der mir irgendwann verbieten wollen, mein Wochenende auf einem Festival zu verbringen.

 

Naja, und dann ist da auch noch Mark.

Jedes Mal, wenn ich an ihn denke, durchfährt mich dieses unanständige Kribbeln, diese besondere Wärme, die nur jene Männer in mir auslösen können, bei denen ich einen veritablen Orgasmus hatte.

Streng genommen ist das, was uns beide verbindet, auch eine Beziehung - auch wenn Betti ganz andere Maßstäbe dafür anlegt. Dabei sind ja tatsächlich die von ihr so hoch gelobten Gefühle des Verliebtseins und der Vertrautheit im Spiel. Nur eben in einer anderen Intensität. Weniger vereinnahmend und allumfassend.

»Bei euch geht es doch nur um Sex«, hat sie mir vorgeworfen und dabei den Kopf geschüttelt.

»Das ist total unverbindlich, man lässt sich gar nicht wirklich auf die Person ein. Und man geht sich selbst dabei aus dem Weg. Ich glaube, dass man damit über kurz oder lang nur unglücklich werden kann.«

Für gewöhnlich widerspreche ich ihr nicht, wenn sie so moralisch daherkommt. Das ist eine der neuen Seiten an ihr, mit denen ich erst noch lernen muss, zurechtzukommen. Die alte Betti, die Vor-Tobias-Betti, hat gegen die eine oder andere Bettgeschichte zwischendurch nämlich gar nichts einzuwenden gehabt. Und um wie viel ehrlicher als diese Sexgeschichten ist das Arrangement, das ich mit meinem ehemaligen Kommilitonen getroffen habe!

Denn wir wollen genau das: Unverbindlichkeit. Wir wollen nicht Händchen haltend am Bett sitzen, wenn der andere mit Schnoddernase darniederliegt, und wir wollen uns nicht mit den Launen und Alltagsproblemen des anderen auseinandersetzen. Wir suchen einfach nur eine gute Nummer für zwischendurch, ohne das Gefühl haben zu müssen, dem anderen etwas schuldig zu sein. Es ist perfekt für uns.

Ich ziele mit zwei imaginären Colts auf den Fernseher und pfeife den Refrain von The BossHoss mit, während mein Rechner hochfährt. Vielleicht kann ich die Karten ja im Internet verkaufen.

 

Drei Stunden und zwei Tassen Kaffee später fahre ich den Computer enttäuscht wieder runter. Ich habe extra Geld für eine prominente Platzierung auf der Startseite des Kleinanzeigenmarkts bezahlt. Nichts. Lediglich eine Handvoll Leute hat mein Angebot überhaupt angeklickt, Kontakt hat jedoch keiner zu mir aufgenommen.

Kann es denn wirklich sein, dass sich plötzlich niemand mehr für das MeltingPoint interessiert? Kommt mein Angebot zu kurzfristig?

»Versuchs doch an der Uni, vielleicht findest du unter den Studenten jemanden, der dir die Karten abnimmt!«

Doro ist wirklich meine allerletzte Hoffnung. Sie interessiert sich überhaupt nicht für Rockmusik oder Festivals und geht am liebsten Wandern. Und am allerliebsten mit Rokii, ihrem finnischen Lover, den sie letztes Jahr bei einem Wandermarathon in der skandinavischen Tundra aufgegabelt hat.

»Dein Vorschlag mit der Uni ist gar nicht so schlecht!«, bedanke ich mich und lege auf. Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können.

Ich werfe einen Blick auf mein Smartphone: Es ist Viertel nach drei. Soweit ich mich erinnere, endet der nächste Vorlesungsblock in einer halben Stunde. Wenn ich mich beeile, bin ich rechtzeitig dort!

Im Schlafzimmer ziehe ich mein Muse-T-Shirt aus der Schublade und streife es mir auf dem Weg ins Badezimmer über. Weil die Zeit zu knapp ist, verknote ich meine hennaroten Haare am Hinterkopf, ziehe noch einmal kurz mit dem Kajal über meine Augenlider und stecke mir ein Kaugummi in den Mund.

Im Karton mit dem Altpapier finde ich eine leere Müslipackung, die ich kurzerhand mit dem Brotmesser aufschneide und mit rotem Edding auf der Rückseite beschrifte: »Verkaufe Karten fürs MeltingPoint-Festival«.

Derart ausgerüstet schwinge ich mich auf mein Rad und rase in halsbrecherischem Tempo zur Uni.

2. Kapitel

In Rekordzeit von knapp achtzehn Minuten erreiche ich den Campus und kette mein altes Rennrad an einen Laternenpfahl. Ich wüsste zwar nicht, wer mein zwanzig Jahre altes Schätzchen klauen sollte, aber wie sagte meine Oma immer so schön: »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«

Vier Jahre liegt der Abschluss meines Journalismus-Studiums schon zurück, aber seither hat sich an der Uni offensichtlich nichts geändert.

Auf der Wiese zwischen den Hauptgebäuden kicken sich vier barfüßige Studenten mit nackten Oberkörpern Hacky-Sack-Bälle zu, beobachtet von drei Mädchen, die in Spaghettitops und Shorts in deren Nähe sitzen und jedes Mal quietschen, wenn die kleinen Häkelbälle in ihre Richtung fliegen.

Die Stimmung ist spürbar sexuell aufgeladen, die Lust wabert wie eine Wolke über den sonnengebräunten Leibern, und es fällt mir schwer, nicht in Richtung Wiese zu starren. Allzu bekannt ist mir das, was da passiert, und ein leichtes Kribbeln durchfährt mich.

Wie oft habe ich selbst auf dieser Wiese gesessen, habe mit wilden Jungs geflirtet und mir mit meinen Freundinnen ausgemalt, von welchen Kommilitonen wir uns mal so richtig durchvögeln lassen wollten. Vieles davon ist nur eine Idee geblieben, ein süßes Hirngespinst, anderes hingegen hatte sich erfüllt. Manchmal war es gut gewesen, gelegentlich aber auch peinlich oder zum Heulen. Das Leben eben.

Mein Blick wandert über die Wiese. Wer wird wohl am Ende des Tages mit wem im Bett liegen?

Die heißesten Anwärter auf das Paar des Abends sind definitiv der Typ mit den dunkelblonden Locken und die kleine Brünette mit dem grünen Ballonrock. Sie frisst ihn ja jetzt schon fast mit ihren Blicken auf, und er genießt es sichtlich. Schade, dass ich dabei nicht Mäuschen spielen kann.

Auf dem Weg zum Audimax komme ich am Trakt der Betriebswirtschaften vorbei. Unwillkürlich muss ich an meine letzte Studentenparty und an Gregor denken. Gregor, ein typischer Emporkömmling mit akkurater Föhnfrisur, war Doktorand der Betriebswirtschaften und hatte mich schon den ganzen Abend über sehr selbstsicher angemacht.

---ENDE DER LESEPROBE---