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Während Kommissarin Katharina von Hagemann und ihren Chef Benjamin Rehder die Frage umtreibt, was bei dem unheilvollen Unfall ihres Kollegen Tobias geschehen ist, werden Giftfrösche in Biomärkten ausgesetzt und ein Imker von seinen Bienen zu Tode gestochen. Zwei Fälle, die vielleicht gar keine für die Ermittler sind? Trotz der Unterstützung von Vivien Rimkus fischt das Team im Trüben - auch dann noch, als weitere perfide Anschläge verübt werden. Ist es möglich, dass all diese Taten zusammenhängen?
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Seitenzahl: 372
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K. Hanke / C. Kröger
Heidefluch
Der 7. Fall für Katharina von Hagemann
Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung: Benjamin Arnold
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © oxie99 / fotolia.com
ISBN 978-3-8392-5932-0
Für Minette
Kathrin Hanke
*
Für Helli
Claudia Kröger
»Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.«
(Friedrich Nietzsche)
07.17 Uhr
Bedrückt blickte Katharina auf das unbewegte fahle Gesicht des Mannes, der ihr mit seinem ansteckenden Lachen und seiner entspannten Art in den vergangenen sechseinhalb Jahren so oft das Leben etwas sonniger gemacht hatte. Jetzt war alles dunkel, nichts war mehr wie zuvor. Seit mehr als zwei Monaten wartete sie nun schon auf irgendein Zeichen, eine Veränderung, eine winzige Regung, doch bisher war jede Hoffnung vergebens.
Die Kommissarin war nicht die Einzige, deren Gedanken sich noch immer extrem häufig um Tobias Schneider drehten. Die meisten Kollegen waren in eine Art Schockstarre verfallen, als sie von Tobis schwerem Unfall erfahren hatten, und die wenigsten von ihnen verbrachten inzwischen einen Tag, ohne mindestens einmal an ihn zu denken. Während sie damals im Kommissariat erleichtert darauf angestoßen hatten, dass sie den Mörder eines kleinen Jungen überführt und zu einem Geständnis bewegt hatten, hatte eine Streife sie informiert, dass ihr Kollege mit dem Dienstwagen verunglückt war. Sie waren sofort in die Lüneburger Klinik geeilt – Katharina gemeinsam mit Benjamin Rehder in einem Auto, die Rechtsmedizinerin Frauke Bostel mit Kommissarin Vivien Rimkus in einem zweiten. Bereits auf dem Klinikflur waren sie auf eine vollkommen verzweifelte Jana Helm gestoßen. Die Verlobte von Tobi hatte Mühe gehabt, sich auf den Beinen zu halten. Hätte sie nicht ihre gemeinsame kleine Tochter dabeigehabt, wäre sie vermutlich ganz und gar zusammengebrochen.
Von den Kollegen in Uniform hatten sie bereits erfahren, dass Tobias’ Wagen sich mehrfach überschlagen hatte, den Grund oder Auslöser für den Unfall kannte jedoch niemand. Alles, was sie wussten, war, dass Tobi kurz zuvor sehr aufgewühlt gewesen war. Während Katharina und Ben den überführten Kindsmörder Mirco Hartfeld vernommen hatten, hatte Tobi mit Kriminalrat Mausner, Staatsanwalt Friedberg und Kommissarin Vivien Rimkus aus dem Nebenraum das Verhör verfolgt. Nach einem kurzen Hinweis an Vivien, dass er mal frische Luft bräuchte, hatte er das Kommissariat verlassen. Da er noch nicht zurückgekehrt war, als Hartfeld in die U-Haft überstellt wurde, waren sie alle davon ausgegangen, dass Tobi direkt nach Hause zu Jana und Mia gefahren war. Es war für alle offensichtlich gewesen, wie sehr dieser Fall ihn mitgenommen hatte. Wenige Tage zuvor hatte Katharina sogar intensiver mit ihm darüber gesprochen. So trieb sie jeden Tag seit seinem Unfall die Frage um, ob sie Tobi noch mehr hätte zur Seite stehen müssen. Sie hatte gespürt, wie aufgebracht er gewesen war, als sie beide den Täter im Hotel Heideglanz festgenommen und aufs Kommissariat gebracht hatten. Dann war sie jedoch direkt mit Ben ins Verhör gegangen, anstatt zumindest kurz noch einmal mit Tobias zu reden. Möglicherweise hätte sie ihn etwas beschwichtigen können, dann wäre er nicht so voller Wut losgefahren, wäre konzentrierter gefahren …
Hätte, wäre, wenn – Katharina wusste, dass diese Betrachtungsweise sie nicht weiterbrachte und sie nichts mehr an der Vergangenheit ändern konnte, dennoch konnte sie diese Gedanken nicht abstellen.
Sie hatte in den vergangenen Wochen mehrfach mit Ben darüber gesprochen, dem es ähnlich ging. Als sein Vorgesetzter machte er sich Vorwürfe, dass er Tobias nicht von dem Fall abgezogen hatte, nachdem deutlich geworden war, wie nah ihm die Geschichte ging. Ben hatte ihn dahingehend angesprochen, doch Tobi hatte sich gesperrt. Katharina und ihr Chef hatten beiderseitig versucht sich davon zu überzeugen, dass Schuldgefühle niemandem halfen, doch ein unschönes Gefühl blieb nach wie vor zurück und kam besonders stark hervor, wenn sie Tobis bewegungslosen Körper im Krankenbett liegen sahen.
Katharina seufzte und ließ ihren Blick durch das Krankenzimmer wandern. Auf dem kleinen Tisch stand ein Strauß leuchtender Sonnenblumen, an der Wand hingen ein paar Bilder, die Mia für ihren Papa gemalt hatte. Auf dem Rollwagen am Bett standen ein CD-Player und einige CDs, auf die Jana ihm seine Lieblingssongs gebrannt hatte.
»Warum hast du nur den Dienstwagen genommen und bist nicht einfach ein paar Schritte gegangen, Tobi?«, sprach Katharina leise vor sich hin und nahm die schlaff daliegende Hand des Kollegen in ihre. Wo wolltest du hin? Als er damals aus dem Kommissariat verschwunden war, musste er nahezu direkt in das Dienstfahrzeug gestiegen und losgefahren sein – das hatten sie so ungefähr rekonstruieren können. Doch er war nicht wie erwartet nach Hause gefahren. Ob Tobi einfach zu rasant und unkonzentriert gefahren war? Sie wussten es nicht. Er hörte gern und laut Hardrock im Auto, was nicht gerade zu einer entspannten Fahrt beitrug, allerdings hatten sie keine entsprechende CD in dem Autowrack gefunden. Aber natürlich war es möglich, dass er das Radio aufgedreht hatte, um sich abzulenken. Zum wohl hundertsten Male grübelte Katharina, was in jener Nacht passiert sein könnte. Der Wagen war auf der Landstraße in Richtung St. Dionys verunglückt. Dort hatte der kleine Leon gelebt, dessen Mörder sie an jenem verhängnisvollen Abend gestellt hatten. Anfänglich hatte es unter den Kollegen ein paar Spekulationen gegeben, ob Tobias den Unfall bewusst herbeigeführt haben könnte, doch Katharina hatte sich bis heute stets scharf gegen derartige Vermutungen ausgesprochen und auf alle eingewirkt, nichts in dieser Richtung nach außen dringen zu lassen. Sie war überzeugt davon, dass Tobi das niemals getan hätte. Zum einen tickte er so nicht, er war ein Kämpfer. Aus diesem Grunde hatte er sich damals auch dermaßen in den Fall verbissen, weil er denjenigen, der ein Kind missbrauchte und tötete, unbedingt hatte überführen wollen. Das hatte er als seine Aufgabe angesehen und zusammen mit Ben, Vivien und Katharina ja auch geschafft. Für einen Freitod hatte es absolut keinen Grund gegeben, ganz abgesehen davon, dass er seine kleine Familie niemals im Stich gelassen hätte. Ein sanftes Lächeln umspielte für einen Moment Katharinas Mund, als sie daran denken musste, wie Tobi ihr kurz vor dem schicksalhaften Tag von dem Antrag erzählt hatte, mit dem er Jana, sein Helmchen, wie er sie liebevoll nannte, ganz spontan überrascht hatte. Wann immer er von ihr oder seiner Tochter gesprochen hatte, hatten seine Augen zu leuchten begonnen. Katharina erschrak, als sie merkte, dass sie in der Vergangenheitsform dachte, so als wäre Tobi bereits tot, doch angesichts seines leblosen Körpers fiel es ihr schwer, anders zu denken. Dabei war er noch kurz vor dem Unfall so voller Zuversicht gewesen. Katharina hatte ihm dabei geholfen, den Verlobungsring auszusuchen. Tobi hatte glücklicher als je zuvor auf sie gewirkt und sich wie ein kleiner Junge auf die gemeinsame Zukunft mit Jana und seiner kleinen Mia gefreut – niemals hätte er freiwillig darauf verzichtet. So blieb aus Katharinas Sicht nur die Möglichkeit, dass Tobi aus unerfindlichen Gründen die Kontrolle über den Wagen verloren hatte und es deswegen zu dem schweren Unfall gekommen war. Die Untersuchungen hatten keine eindeutigen Spuren ergeben. Einen Wildunfall konnten die Sachverständigen ausschließen, auch die Bremsen waren in Ordnung gewesen. Die Beteiligung eines anderen Fahrzeugs war ebenfalls nicht nachzuweisen. Es gab weder fremde Lackspuren noch Scherben oder Ähnliches am Unfallort. Obwohl einige Fragen bis heute nicht geklärt werden konnten, waren die Ermittlungen inzwischen hinten angestellt worden, was nichts anderes hieß, als dass die Kollegen nur noch aktiv werden würden, wenn zum Beispiel durch Zeugen weitere Hinweise eingingen. So schaltete die Lüneburger Polizei immer wieder Aufrufe in der Presse und den sozialen Medien, mehr passierte aber nicht.
Was bis heute nach wie vor merkwürdig erschien, war die Tatsache, dass Tobi nicht im Wagen gefunden worden war. Nachdem die Streifenbeamten den unbesetzten Unfallwagen entdeckt hatten, hatten sie ihn schnell als Dienstwagen der Lüneburger Kripo identifiziert. Sie hatten sich abseits der Straße umgesehen und waren nach kurzer Zeit auf Tobi gestoßen. Er hatte bewusstlos und stark blutend am Ufer der Ilmenau gelegen. Das Ufer war dicht bewachsen, was jegliche Spurensuche von vornherein erschwert hatte. Zudem hatte es kurz nach dem Unfall angefangen zu regnen. Die Ermittler waren daher zu dem Ergebnis gekommen, dass Tobi sich nach dem Unfall selbst aus dem Auto befreien und – weshalb auch immer – dorthin hatte schleppen können. Dafür sprachen auch Spuren seines eigenen Blutes auf dem Weg vom Unfallwrack zu dieser Uferstelle, die die Spurensicherung mithilfe eines forensischen UV-Lichts kenntlich gemacht hatten. Mit bloßem Auge hätte niemand sie entdeckt. Als er gefunden worden war, hatte sein Unterkörper zum Teil im Wasser gelegen. Wahrscheinlich hatte er Glück gehabt, nicht komplett in die Ilmenau gestürzt oder mit dem Kopf ins Wasser geraten zu sein. Wenn denn in einem solchen Fall überhaupt noch in irgendeiner Form von Glück zu sprechen war, sagte Katharina sich, verbot sich jedoch, weiter darüber nachzudenken.
Katharina war die Strecke, die Tobi vom Kommissariat aus bis zu der Unglücksstelle vermutlich gefahren war, in den vergangenen Wochen einige Male allein und auch mit Ben abgefahren. Sie hatte die Hoffnung gehabt, dabei doch noch irgendeine Eingebung zu bekommen, aber es gab einfach keine schlüssige Erklärung. Zwar handelte es sich beim Unfallort um eine relativ enge Kurve, doch Tobi war ein geübter Fahrer, dem solch eine Straßenführung, die ihm zudem gut bekannt gewesen sein dürfte, sicher nicht einfach so zum Verhängnis geworden war. Es blieb ein dunkles Geheimnis, was damals wirklich geschehen war, und solange Tobi nicht aus dem Koma erwachte, würden sie wohl kaum erfahren, was in der Nacht auf den 16. August 2017 genau geschehen war.
Umso eindeutiger und erschreckender war die Erstdiagnose der Ärzte gewesen: Die zahlreichen inneren Verletzungen hatten eine sofortige und mehrstündige Operation eines mehrköpfigen Ärzteteams erfordert, während der die Kommissariatskollegen gemeinsam mit Tobis Verlobter bangend auf dem Krankenhauskorridor gesessen hatten. Mit viel Mühe hatte Ben Rehder Jana überreden können, die kleine Mia für die Nacht zu Julie und Leonie zu geben. Da Janas Eltern weiter entfernt wohnten und die von Tobias nicht mehr lebten, gab es spontan keine weitere Möglichkeit, das kleine Mädchen unterzubringen, und alle waren sich einig, dass sie zwischen den schockierten Erwachsenen im Krankenhaus nicht gut aufgehoben war. Ben selbst hatte die Kleine zu Julie gefahren und war dann wieder in die Klinik zurückgekehrt. Es folgten zehrende Stunden bis in den nächsten Vormittag hinein. Erst dann teilte der behandelnde Arzt Jana mit, dass Tobi die umfangreiche Operation überstanden habe, die Verletzungen aber so schwer seien, dass er noch keine Entwarnung geben könne.
Diese Albtraumnacht lag nun bereits so lange zurück, doch noch immer hatte Katharina das Gefühl, sich in einer Art Dunstglocke zu befinden. Seit er aus der Ilmenau gezogen worden war, hatte Tobi keinen Laut von sich gegeben. Er lag im Koma, und bisher konnte oder wollte keiner der Ärzte sich auf eine verbindliche Prognose einlassen. Ein Großteil der schweren Verletzungen schien gut zu heilen, doch das änderte nichts an seinem Gesamtzustand. Ben und Katharina fuhren in der Regel abwechselnd mehrmals die Woche in die Klinik, und auch Frauke und Vivien besuchten ihn regelmäßig, ebenso wie enge Freunde. Manches Mal trafen sie sich hier am Krankenbett oder gaben sich die Klinke in die Hand, doch das war dann eher Zufall. Irgendwie schien es so, als wolle jeder seine ganz persönliche Zeit mit Tobi verbringen. Die Kommissarin sprach inzwischen auch oft zu Tobi, obwohl sie sich anfangs schwer damit getan hatte. Sie machte es ganz bewusst, da sie gelesen hatte, dass vertraute Stimmen und die direkte Ansprache einem Komapatienten helfen konnten zurückzukommen, und auch einige der Schwestern hatten ihr dies bestätigt. Nachdem sich die erste Hemmschwelle verflüchtigt hatte, brachte Katharina mittlerweile sogar ab und zu einen Scherz über die Lippen, wenn sie an Tobis Bett saß. Ein solches Verhalten wurde ihm am ehesten gerecht und half ihm im Zweifel mehr als Tränen oder Gejammer. Er würde es genauso machen, da war sie sicher.
Am schwersten war die Situation aber für Jana. Die junge Frau musste für die gemeinsame Tochter stark sein und zerbrach an dieser Aufgabe zusehends, wie es Katharina schien. Janas Eltern waren für eine Weile aus Cloppenburg nach Lüneburg gekommen, um sich um Mia zu kümmern und ihrer Tochter so gut es ging den Rücken freizuhalten. Doch vor einigen Wochen hatten sie zurück in ihr jeweiliges Berufsleben gemusst. So hart es auch war, das Leben machte in solchen Situationen keine Pause. Wenigstens hatte der Arzt ein Einsehen gehabt und Jana auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben. Während Mia am Vormittag im Kindergarten war, fuhr Jana unter der Woche täglich zu ihrem Verlobten ins Krankenhaus. Am Nachmittag war sie dann für die Kleine da und versuchte, ihr einen halbwegs normalen Lebensrhythmus zu bieten. So oft es ging kamen Janas Eltern am Wochenende nach Lüneburg, doch nach inzwischen mehr als zwei Monaten waren auch sie mittlerweile aufgerieben. Gemeinsam versuchten sie, der kleinen Mia, die ihren Vater sehr vermisste und mit ihren zweieinhalb Jahren noch nicht verstehen konnte, warum er nicht mehr für sie da war, ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Dennoch war das zuvor quirlige und offenherzige Mädchen inzwischen stiller geworden und zog sich immer mehr in sich zurück.
Nachdenklich griff Katharina zu dem weißen Bilderrahmen, der auf Tobis Nachtschrank stand. Darin befand sich ein Foto von Jana, Mia und ihm, das erst wenige Tage vor seinem Unfall aufgenommen worden war. Jana wollte sicher sein, dass er – wann immer Tobi aufwachen würde – als Erstes seine kleine Familie vor Augen hatte. Gerade als Katharina das Foto zurückstellen wollte, öffnete sich die Zimmertür und Jana trat in den Raum. Katharina erschrak, denn seit sie Tobis Verlobte vor rund einer Woche zuletzt gesehen hatte, schien sie nochmals deutlich abgebaut zu haben. Die Kommissarin erhob sich vom Stuhl und ging auf die jüngere Frau zu. Sie machte erst gar nicht den Versuch, Jana in den Arm zu nehmen, da sie wusste, dass diese das nicht wollte. Es gelang ihr nur mit einem gewissen Abstand, stark zu bleiben und nicht jedes Mal in Tränen auszubrechen, was sie in Tobis Gegenwart so gut es ging vermeiden wollte, und Katharina respektierte und verstand diesen Wunsch. Sie selbst empfand genauso, wenn es ihr schlecht ging.
»Hallo, Jana«, sagte sie daher nur, während sie der anderen Frau entgegenging. »Ich war schon fast auf dem Sprung zum Dienst. Kann ich etwas für dich tun?«
»Nein, danke Katharina«, antwortete Jana mit einem müden Lächeln. »Ihr macht alle schon so viel für uns, und ich bin euch dafür so dankbar.«
»Das musst du nicht, Jana. Tobi ist mehr als nur ein Kollege, und du und Mia, ihr seid seine Familie. Da ist es mehr als selbstverständlich, dass wir für euch da sind.«
Jana senkte die Lider, sagte aber nichts weiter. Stattdessen nahm sie den Platz ein, auf dem Katharina noch bis eben gesessen hatte, und griff wie selbstverständlich zu den Wattestäbchen und der Vaseline auf dem Nachtschrank, nachdem sie Tobi einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gegeben hatte. Behutsam betupfte sie die aufgesprungene Haut mit der fetthaltigen Creme. Katharinas Herz krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. Es war nicht richtig, dass zwei sich liebende Menschen so ein Schicksal erleiden mussten. Umso mehr zollte sie Jana Respekt dafür, dass sie trotz aller Verzweiflung nicht aufgab und versuchte, zumindest im Beisein von Mia immer die Fassung zu bewahren. Gleichzeitig fragte sie sich jedoch, wie lange sie diese noch würde aufbringen können. Sie spürte, dass Jana ihre Gegenwart kaum noch wahrnahm, sondern mit allen Sinnen bei Tobi war. Vorsichtig öffnete die Kommissarin daher die Zimmertür und verließ den Raum, ohne sich zu verabschieden.
Ein Frosch vergiftet nie den Tümpel, in dem er lebt.
(Indianisches Sprichwort)
08.32 Uhr
Janine Ehlers hatte heute so gar keine Lust auf ihre Arbeit. Sie war ja sowieso diejenige, die all das tun musste, wonach den anderen nicht der Sinn stand. Und das nur, weil sie die Letzte in der Hierarchie war. Sie hatte erst vor knapp drei Monaten ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau im Biomarkt in Bleckede begonnen, wo sie nun im Lager auf einem Karton saß, der Bienenwachskerzen enthielt. Sie selbst kam aus Thomasburg und fuhr jeden Tag mit dem Rad eine halbe Stunde hierhin und wieder zurück. Jetzt im Sommer ging das einigermaßen, doch wie das im Winter werden würde, daran mochte sie momentan noch nicht denken.
Heute Morgen war es auch nicht gerade gemütlich auf dem Fahrrad gewesen, da der Wind von vorn gekommen war und es leicht genieselt hatte. Wenigstens hatte das ihren Kopf wieder einigermaßen frei gemacht, allerdings konnte das auch an der Kopfschmerztablette liegen, die sie gleich nach dem Aufwachen eingeschmissen hatte.
Janine hatte gestern Abend gefeiert. Ihre Freundin Marla war 17 geworden, und das hatten sie mit ein paar anderen aus der alten Klasse ordentlich begossen. Wir hätten die Party doch lieber am Wochenende steigen lassen sollen, dachte das junge Mädchen bei sich und rieb sich die Schläfen, da ein dumpfer Anflug von Kopfschmerzen zurückgekehrt war. Während ihrer Schulzeit hatten sie regelmäßig unter der Woche gefeiert, und sie hatte dann eben die erste und auch manchmal noch die zweite Stunde sausen lassen. Das ging in der Ausbildung nicht mehr. Kaum vorstellbar, dass ihr Schülerinnenleben noch gar nicht so lange her war, dachte Janine, während sie sich langsam erhob. Heute Morgen musste sie die Regale auffüllen und die neue Ware auszeichnen. Während sie den müden Blick durchs Lager schweifen ließ, fragte sie sich, womit sie anfangen wollte. Sie entschied sich für die Nahrungsergänzungsmittel und holte sich den Karton mit den Acai-Dosen hervor. Janine selbst nahm die Kapseln, die das Pulver aus der gesunden Beere enthielten, schon seit einem halben Jahr. Sie fand sich zu dick, und die Beeren aus dem brasilianischen Regenwald sollten beim Abnehmen helfen. Bisher hatte dieses Superfood, wie es hier im Biomarkt hieß, nicht gewirkt, was aber vielleicht auch daran lag, dass sie ihre Ernährung ansonsten bisher nicht umgestellt hatte. Ihr fehlte dafür einfach die Disziplin. Während der Vorbereitungen auf ihren Schulabschluss hatte Janine einfach immer das gegessen, wonach ihr gerade gewesen war. Seit sie arbeitete, zog sie sich abends, beim Seriengucken auf ihrem Computer und zu müde, um sich etwas Ordentliches zu essen zu machen, gern eine Tüte Chips rein – außer natürlich ihre Mutter hatte etwas gekocht, doch das kam selten vor. Und wenn sie mit ihren Freunden unterwegs war, trug der dabei konsumierte Alkohol sicher ebenfalls einiges dazu bei, dass die Röllchen um ihre Taille herum nicht weniger wurden. Janine fragte sich manchmal, ob sie wohl ohne die Acai-Kapseln noch rundlicher wäre. Auch wenn sie es nicht wusste – darauf ankommen lassen wollte sie es auf keinen Fall. Sie seufzte und öffnete die Verklebung des ersten Kartons mit dem Cuttermesser, das sie vorhin schon mitgenommen hatte. Als sie fast auf dem Weg in den Verkaufsraum war, um die Dosen ins Regal zu sortieren, fiel ihr ein, dass ihr Acai-Vorrat zu Hause zur Neige ging. Ob sie einfach eine der Dosen mitgehen lassen sollte? Entschlossen klappte sie den Karton auf und griff nach einer, zuckte jedoch sofort wieder zurück, als sie einen kleinen Stich in der Handfläche verspürte. Ihre Hand begann sofort stark zu schmerzen. Gleichzeitig sprang Janine etwas entgegen, sodass sie – begleitet von einem kleinen Aufschrei – den Karton vor Schreck fallen ließ und etliche der darin enthaltenen Dosen herausfielen. Janine horchte, ob irgendjemand kam, der das Poltern gehört hatte. Ihr Herz pochte noch immer vor Schreck, und der Schmerz in ihrer Hand breitete sich weiter aus. Was war das nur gewesen? Ob sie in eine Scherbe gefasst hatte? Aber was hatten Scherben in dem Karton zu suchen – die Dosen waren schließlich aus Plastik? Sie schaute auf ihre Handfläche, die inzwischen leicht angeschwollen war, aber Blut konnte sie keines ausmachen.
Janine kniete sich hinunter, um die Dosen vom Fußboden in den Karton zu räumen, bevor ihre Chefin womöglich ins Lager käme. Die hatte Haare auf den Zähnen, und die Auszubildende hatte keine Lust, von der Frau gemaßregelt zu werden, weil diese meinte, sie würde herumtrödeln. Ihre Vorgesetzte hatte sie eigentlich gar nicht einstellen wollen, weil Janines Abschlussnote nicht die beste war und zudem so einige Fehlstunden auf ihrem Zeugnis standen. Die Chefin hatte ihr nur eine Chance gegeben, weil Janines Lehrer ein gutes Wort für sie eingelegt und sie selbst hoch und heilig versprochen hatte, zuverlässig und engagiert zu sein. Das Mädchen hatte in dem Moment selbst dran geglaubt, doch inzwischen zweifelte Janine daran, dass sie die Ausbildung schaffen würde, schon wegen der Berufsschule. Sie hatte bereits einen Block hinter sich, und das, was sie da wissen musste, war ganz schön fett. Einen Rauswurf seitens des Betriebes wollte sie allerdings auch nicht riskieren, denn vielleicht würde sie es ja doch irgendwie in der Schule schaffen. Eine Lehrstelle zu finden war nicht einfach, und ohne brauchte sie sich gar nicht mehr zu Hause blicken lassen. Das hatte ihr Vater ziemlich deutlich gemacht.
Janine setzte an, nach den Dosen zu greifen, wobei sie feststellte, dass sich die Finger der schmerzenden Hand nicht mehr gut bewegen ließen. Was hatte das bloß zu bedeuten? Am liebsten wäre sie aufgestanden und zum Arzt gegangen, andererseits kam sie sich irgendwie albern vor. Was sollte sie dem sagen? Dieser ganze Spuk würde sicher gleich vorübergehen. Die 16-Jährige klaubte nun einhändig die Acai-Dosen zusammen, wobei sie bemerkte, dass eine unter ein Regal gerollt war. Als sie gerade dabei war, diese hervorzuholen, hüpfte ihr plötzlich ein kleines Tier entgegen. Erneut schrie Janine vor Schreck auf. War das etwa eine Maus gewesen? Wie eklig! Das Mädchen rührte sich nicht und bewegte nur die Augen, die von links nach rechts huschten und die Maus suchten. Dann hörte sie ein schwaches, kurzes Geräusch. Ein Mäusefiepen war es nicht gewesen, aber vielleicht hatte sie sich das Geräusch auch nur eingebildet oder die Maus war gar keine, sondern irgendein anderes Tier. Diese Vorstellung fand Janine noch ekliger und auch ein bisschen gruselig. Was aber konnte es dann sein? Als sie sich nun langsam vom Boden erhob, sprang sie schon wieder etwas an. Auch diesmal konnte sie einen erschreckten Schrei nicht unterdrücken, folgte jedoch mit ihrem Blick dem Tier, das erneut weghüpfte. Es war keine Maus. Eher ein Frosch oder so etwas in der Art. Janine kannte sich da nicht wirklich aus. Frösche waren für sie auf jeden Fall grün. Es musste nicht so ein Grün sein wie das der Frösche aus dem Märchen, aber eben grün oder wenigstens matschfarben. Das Tier hier war nicht grün. Auch nicht annähernd. Ihre Neugier überlagerte die Angst, und sie ging erneut in die Knie, um das kleine, braun gescheckte Tierchen, das ihr etwa einen Meter entfernt gegenüber hockte und sie aus seinen enormen Glubschaugen anstarrte, näher zu betrachten. Ihre Hand tat nach wie vor weh, und der Schmerz wanderte mittlerweile ihr Handgelenk hoch. Janine fragte sich, ob das kleine Etwas, das sich nicht regte und nach wie vor nur atmete und starrte, sie gebissen hatte. Allerdings sah es nicht so aus, als hätte es Zähne, zumindest keine erkennbaren. Nein, die Verletzung an ihrer Hand musste einen anderen Ursprung haben.
Janine ließ ihre Augen erneut kreisen. Sie suchte etwas, womit sie das Tier fangen konnte. Eigentlich sah es ganz niedlich aus. Ihr kleiner Bruder würde sich sicher freuen, wenn sie es ihm mit nach Hause brachte. Der stand auf so etwas. Es war in etwa so groß wie eine Kugel Eis und schimmerte leicht golden. Die Grundfarbe war braun, und auf dem Kopf war ein kleiner Dornenkranz, der aussah wie eine Miniaturkrone. Ansonsten sah das Tierchen definitiv aus wie ein Frosch. Da sie beim Umherschauen nichts Passendes entdeckt hatte, beschloss Janine, den Frosch erst einmal mit den Händen einzufangen und ihn dann zurück in den großen Karton zu stecken, aus dem er gehüpft war. Bevor sie sich anschickte, langsam auf das noch immer an gleicher Stelle dasitzende Tierchen zuzukriechen, wischte sie sich mit dem Unterarm ein paar Schweißperlen von der Stirn. Ihr war mit einem Mal extrem warm geworden und auch etwas schwummrig vor den Augen. Wahrscheinlich lag das an ihrem Kater, denn auch die Kopfschmerzen waren wieder stärker geworden. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dringend an die frische Luft zu müssen. Den Frosch könnte sie auch später noch fangen, und wenn nicht, wäre das auch nicht schlimm. Langsam stand Janine auf, wobei ihre Beine sich merkwürdig schwer anfühlten. Dann wurde ihr schwarz vor Augen, und sie sackte in sich zusammen. Janine hörte nur noch ihren eigenen dumpfen Aufprall auf dem Boden, bevor sie ohnmächtig wurde.
17.09 Uhr
Katharina ließ ihre Sporttasche von der Schulter gleiten und geräuschvoll auf den Boden plumpsen. Erschrocken fuhr Dr. Frauke Bostel hoch: »Ach du bist es! Puh, jetzt hab ich mich aber echt verjagt. Ich war so konzentriert, ich hab überhaupt nicht mitbekommen, dass jemand reingekommen ist.«
»Wir sind verabredet, hast du das vergessen?«, erwiderte Katharina, aber es klang nicht vorwurfsvoll. Sie hatte sogar ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken können – die Kommissarin kannte solch eine Situation nur zu gut. Auch sie tauchte selbst oft so tief in ihre Arbeit ein, dass sie alles um sich herum ausblendete. Ihr passierte das meist dann, wenn sie über dem Profil eines Täters brütete.
Die Gerichtsmedizinerin schlug sich mit dem Handrücken leicht gegen die Stirn, wobei sie ein Seziermesser in den Fingern hielt und ausrief: »Oh Mann, stimmt ja! Wann fängt der Kurs an?«
»Um 18 Uhr«, antwortete Katharina. Sie war mit Frauke Bostel zum Sport verabredet. Die beiden Frauen gingen manchmal getrennt ins Day Night Sports-Studio, hatten jedoch jede für sich festgestellt, dass es zusammen mehr Spaß machte. Frauke war hierbei die treibende Kraft, wofür Katharina dankbar war. Das Auspowern tat ihr gut, und die Kommissarin konnte auf dem Laufband, dem Spinning-Bike oder beim Body Combat – dem Kurs, in den sie heute gemeinsam gehen wollten – perfekt entspannen. Vor allem, wenn sie gerade mitten in nervenzehrenden Ermittlungen steckte, tat ihr so eine Stunde Auszeit meist gut. Momentan war sie viel beim Sport, denn hier konnte sie die Gedanken zu Tobi, seinem Unfall und ihren Schuldgefühlen ihm gegenüber für einen Moment abschalten.
»Das schaff ich. Ich bin eh durch. Nur noch schnell aufräumen und dann können wir los«, erwiderte Frauke Bostel nach einem Blick auf die Wanduhr, während Katharina neugierig an den kleinen Stahltisch herantrat.
»Was untersuchst du denn da?«, fragte sie und deutete auf den Tisch. »Wie eine Milz oder Leber sieht das nicht aus. Eher wie ein Frosch. Ist der jemandem im Hals stecken geblieben, oder was?«, grinste Katharina die Gerichtsmedizinerin an.
»Ha, ha«, meinte diese, grinste aber ebenfalls. »Ich habe das letzte Mal im Studium einen Frosch auseinandergenommen. Meinen ersten hatte ich in der Schule auf dem Tisch. Alle meine Freundinnen fanden das ekelhaft, aber für mich stand in diesem Moment fest, dass ich Medizin studieren möchte. Ein Frosch ist also schuld daran, dass ich jetzt hier stehe.«
Bei den letzten Worten war sie ernst geworden, und ihre Miene hatte sich verdunkelt.
»Was ist los?«, fragte Katharina und versuchte es mit einem Scherz: »Hast du den da geküsst und weil er sich nicht als Prinz entpuppt hat, aus Rache auseinandergenommen?«
Tatsächlich gluckste Frauke Bostel kurz auf, wurde dann jedoch sachlich. Während sie auf dem kleinen Stahltisch Ordnung machte und ihn säuberte, erklärte sie: »Ich hab den Frosch heute Mittag reinbekommen. Etwas ungewöhnlich, ich weiß, aber unser Biologe ist gerade im Urlaub, und sein Assistent hat irgendwas anderes Aufwendiges. Na, und da hat der halt mich gefragt, ob ich mir den Frosch mal angucken und klassifizieren könnte.«
»Und weswegen?«, fragte Katharina interessiert nach. Frauke war inzwischen fertig und ging in ihr Büro, das eigentlich nur eine Ecke des großen Saals und davon lediglich durch einen Paravent abgetrennt war.
»Er ist einem jungen Mädchen in einem Biomarkt entgegengesprungen. Sie ist dort Auszubildende und hat die Lagerware ausgepackt. Der Frosch saß in einem Karton zusammen mit Dosen, in denen Acai-Kapseln sind«, informierte Frauke die Kommissarin, machte jedoch eine Pause, als sie nun in ihre Sporttasche schaute und darin herumwühlte. »Mist«, murmelte sie mehr zu sich selbst und blickte zu Katharina: »Hast du Shampoo mit? Das im Club mag ich nicht, und meins hab ich vergessen.«
»Ja, kannst meins mitbenutzen. Aber nun sag mal, nur weil der arme, kleine Frosch sich in den Karton verirrt hat, hast du ihn untersucht? Wieso das denn?«, wollte Katharina verwundert wissen.
»Weil das Mädchen, das den Frosch aus dem Karton ›befreit‹ hat, mit Lähmungen und Krämpfen ins Krankenhaus eingeliefert worden ist und vermutet wird, dass dieses Kerlchen daran schuld ist. So, fertig, wir können los«, sagte Frauke, zog den Reißverschluss ihrer Sporttasche zu und schulterte sie.
Katharina nahm ihre Tasche ebenfalls und folgte Frauke, die bereits an der Tür den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, um die Gerichtsmedizin gleich hinter ihnen abzuschließen.
»Und, ist er?«, fragte Katharina jetzt.
»Scheint so«, nickte Frauke Bostel. »Wie du eben gesehen hast, hab ich ihn ziemlich genau unter die Lupe und auch auseinandergenommen. Und falls du es wissen willst, er war bereits tot, als ich ihn auf meinen Tisch bekommen habe. In der Hinsicht steht er meinen üblichen Patienten zumindest in nichts nach. Er war wohl zu lange in dem Acai-Karton und ist langsam vertrocknet. Zumindest hat die Leiterin des Biomarktes ihn mitten auf dem Fußboden liegend gefunden. Sie hat ihn im Müll entsorgt, wo er jedoch von meinem Biologenfreund herausgefischt worden ist.«
»Aber Moment«, hakte Katharina nach, »wie kam dein Biologenfreund überhaupt darauf, dass da ein Frosch im Müll ist? Ich meine, es ist ja nicht unbedingt üblich, gleich einen Polizeibiologen anzurufen, wenn man mal einen vertrockneten Frosch findet.«
»Da gebe ich dir recht«, grinste Frauke Bostel die Kommissarin an: »Scheinbar ist es so, dass unsere Biologen auch manchmal mit der Klinik zusammenarbeiten. Und so, wie ich meinen Biologenfreund habe, ist der Chef-Biologe mit einem der Krankenhausärzte befreundet. Als die im Krankenhaus festgestellt haben, dass die Lähmungen bei dem Mädchen von einem Nervengift herrühren und das Mädchen wiederum wirr von einem Frosch sprach, der sie gebissen habe, hat der Arzt seinen Freund angerufen. Der hatte keine Zeit und hat deshalb meinen Biologiefreund angerufen, und so ist alles ins Rollen gekommen.«
»Das Mädchen lebt also. Ein Glück!«, stellte Katharina fest.
»Ja, sie lebt, und sie wird auch keine Schädigungen zurückbehalten. Die Dosis Gift, mit der der Frosch sie attackiert hat, war relativ gering. Ob das daran lag, dass er schon nicht mehr ganz so fit war, weiß ich nicht, aber wie es scheint, war ihr schlechter Zustand zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass sie am Abend zuvor offenbar extrem viel getrunken hatte. In Kombination mit dem Froschgift hat das dann zu einem Kreislaufkollaps geführt«, sagte Frauke.
»Dann ist dieser kleine, unscheinbare Kerl tatsächlich ein Giftfrosch?«, hakte Katharina nach.
»Und was für einer«, bestätigte Frauke. Sie waren inzwischen bei den Fahrradständern angekommen, und Frauke steuerte auf ihr Rad zu. Katharina war zu Fuß unterwegs. Sie wohnte zu zentral im Stadtkern und konnte sowohl das Kommissariat, als auch die Gerichtsmedizin gut und schnell erreichen. Bei Frauke war das anders. Sie wohnte in Adendorf, etwa vier Kilometer von der Lüneburger Innenstadt entfernt. Manchmal fuhr sie auch mit ihrem kleinen schwarzen Sportwagen zum Dienst, doch wenn das Wetter einigermaßen mitspielte, nahm sie ihr Fahrrad. Während sie dies jetzt neben Katharina herschob, redete Frauke weiter: »Dieser Frosch ist den Forschern noch gar nicht so lange bekannt. Seine Heimat ist Brasilien …«
»War er nicht auch in einem Karton mit Acai-Kapseln? Acai ist doch eine brasilianische Frucht, oder?«, unterbrach Katharina die Kollegin.
»Jepp«, erwiderte diese und fuhr fort: »Auf jeden Fall ist dieser kleine Baumfrosch hochgradig giftig. Sein wissenschaftlicher Name ist Apa… ja genau, Aparasphenodon brunoi. Kurz bevor du gekommen bist, habe ich gelesen, dass sein Gift dreimal wirksamer ist als das des Kugelfisches. Schon ein Gramm würde für die Tötung etlicher Menschen ausreichen. In dem Artikel stand was von 80 Menschen!«
Katharina konnte sich ein ehrlich überraschtes »wow« nicht verkneifen, doch Frauke ließ sich davon nicht beirren: »Könnte, tut es aber glücklicherweise meistens nicht, weil diese Frösche wohl nur minimalste Mengen von ihrem giftigen Sekret verspritzen, um sich gegen ihre Feinde zu wehren, übrigens über winzige Dornen auf ihrem Amphibienkopf. Die Natur ist wirklich faszinierend erfindungsreich. So, da wären wir. Und jetzt genug von giftigen Fröschen. Lass uns lieber von Prinzen reden, was macht deiner denn so?«
»Bene? Dem geht es gut«, lachte Katharina und wartete, während Frauke ihr Fahrrad anschloss. Sie schaute auf die Uhr – in einer Viertelstunde begann der Kurs, was sie gut schaffen würden. Wenn sie mit dem Auto gefahren wären, hätten sie es niemals rechtzeitig hinbekommen. Freie Parkplätze waren hier rar gesät, zumal um diese Uhrzeit, es sei denn, man parkte in einem der Parkhäuser. Dann hätten sie aber auch noch ein Stück zu Fuß gehen müssen, da das Sportstudio in der Fußgängerzone lag. Frauke richtete sich von ihrem Schloss auf, und genau in dem Moment, als sie ihre Sporttasche vom Gepäckträger nahm, klingelte ihr Handy. Die Gerichtsmedizinerin nestelte es aus ihrer Hosentasche hervor, doch es hatte wohl zu lange gedauert, und das Handy verstummte wieder, bevor sie das Gespräch annehmen konnte. Als sie auf das Display schaute, verzog sie verwundert ihren Mund.
»Mein Biologenfreund«, informierte sie Katharina. »Der will bestimmt mein Ergebnis zu dem kleinen Hüpfer hören. Ich rufe ihn später zurück, jetzt sporten wir erst einmal.«
18.51 Uhr
Ben nahm einen Löffel aus der Schublade und verrührte den Tomatensalat. Der würzige Duft von Knoblauch, Zwiebeln und Kräutern stieg ihm in die Nase und sorgte dafür, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Noch musste er sich aber mit dem Abschmecken zufriedengeben – bis Steak und Salat auf den Tisch kamen, würde es noch etwas dauern. Sein bester Freund, Alexander Thiele, wollte gegen halb acht bei ihm sein, und vor acht würden sie sicher nicht essen.
Benjamin Rehder freute sich auf den Abend. Seit Alex mit Julie zusammen war, sahen sich die beiden Männer sehr viel seltener als zuvor. Und wenn das Baby erst da war, würde es noch weniger werden, vermutete Ben ohne jeglichen Groll. Julie und Alex hatten vor einiger Zeit verkündet, dass sie ein Kind erwarteten, und Ben musste bei dem Gedanken daran lächeln. Er war von der Neuigkeit im ersten Moment ganz schön verblüfft gewesen, doch dann hatte schnell die Freude für das Paar überwogen. Alexander, der, solange Ben denken konnte, ein überzeugter Single gewesen war, hatte in Julie offenbar doch noch die Frau seines Lebens gefunden. Dabei hatten die beiden sich schon viele Jahre gekannt, bevor es plötzlich gefunkt hatte. Für Leonie, die Tochter von Julie und Bene, Bens Zwillingsbruder, wog die Tatsache, dass sie bald eine große Schwester sein würde, wohl am schwersten. Jahrelang hatte sie mit ihrer Mutter ganz allein gelebt, und Julie war die engste Bezugsperson für ihre Tochter. Auch als Bene dann vor ein paar Jahren nach Lüneburg zurückgekehrt war, hatte sich daran nichts geändert, obwohl Leonie auch regelmäßig Zeit mit ihm verbrachte und sich zwischen den beiden erstaunlich schnell ein inniges Verhältnis entwickelt hatte. An Alexander an der Seite ihrer Mutter hatte der Teenager sich schnell gewöhnt, sie kannte ihn ja ebenfalls seit Jahren und hatte ihn immer gemocht. Darüber hinaus ging sie ohnehin allmählich ihre eigenen Wege. Die Nachricht, dass sie in wenigen Monaten ein Geschwisterchen bekommen würde, hatte sie allerdings doch vorübergehend durcheinandergebracht. Von überschwänglicher Freude über Unsicherheit bis hin zu Aussagen wie »Ich bin aber nicht euer Pauschal-Babysitter« war alles dabei gewesen. Erst neulich hatte Ben sich mit seinem Bruder darüber unterhalten, der ihm versichert hatte, dass Leonie sich in der Zwischenzeit damit arrangiert habe. Vermutlich würde es sich aber erst dann wirklich zeigen, wenn das Baby auf der Welt war.
Ben musste ein weiteres Mal schmunzeln. Das musste er immer, wenn er sich Alex als windelwechselnden Papa vorstellte, was irgendwie nicht recht klappen wollte. Tatsächlich war sein langjähriger Freund von der Nachricht, Vater zu werden, überrascht worden, denn geplant hatten Julie und er den Nachwuchs nicht. Doch beide hatten sich sehr schnell dafür entschieden, und auch wenn es eine ziemliche Umstellung für sie bedeuten würde, freuten sie sich sehr darauf. Ben war gespannt, ob Alex ihm heute ein paar Neuigkeiten erzählen würde. Aber vermutlich musste er da eher auf Julie oder Leonie hoffen, denn die beiden waren in dieser Hinsicht sehr viel redseliger als Alex. Im Zweifel hielt ihn aber auch seine Mutter auf dem Laufenden. Sie kannte kaum noch ein anderes Thema, obwohl es sich nicht um ihr eigenes Enkelkind handelte. Ben fand es etwas übertrieben, gleichzeitig wusste er jedoch, dass Julie für die großmütterliche Fürsorge von Sigrid Rehder durchaus dankbar war. Ihre eigenen Eltern lebten schon lange nicht mehr, und Sigrid war für Leonie immer eine liebevolle Großmutter sowie für sie selbst eine große Stütze gewesen.
Ben holte gerade Teller aus dem Schrank, als es klingelte. Er stellte das Geschirr ab, öffnete die Tür und begrüßte seinen Freund mit einer herzlichen Umarmung: »Hallo, Alex, komm rein!«
»Grüß dich, Ben. Entschuldige, ich bin etwas früh dran«, antwortete Alex, während er seine Jacke auszog und an die Garderobe hängte.
»Kein Problem, im Gegenteil – ich habe sowieso schon Hunger«, antwortete Ben grinsend. Alex setzte sich ohne weitere Umschweife an den Esstisch – Anlass genug für Ben, ihnen beiden einen Rotwein aus dem bereits bereitstehenden Dekanter einzuschenken.
»Fährst du nachher zu dir oder bleibst du bei Julie?«, fragte er dann.
»Ich fahr nach Hause. Nachdem ich schon fast die ganze Woche in Lüneburg geblieben bin, muss ich mal nach meiner Post gucken. Und am Wochenende werde ich sicher ohnehin wieder bei Julie bleiben«, erklärte Alexander.
»Das klingt leicht genervt«, wunderte sich Ben. »Alles in Ordnung bei euch?«
»Ja, absolut«, erwiderte Alex. »Aber die Pendelei geht mir auf Dauer ein bisschen auf den Zeiger. Klar ist es von Lüneburg nach Bergedorf nicht wirklich weit, aber irgendwas vergesse ich immer oder brauche es gerade dann, wenn ich in der Wohnung bin, in der es nicht liegt.«
»Habt ihr inzwischen mal überlegt, wie es mit der Wohnsituation weitergehen soll? Es wäre doch sinnvoll, wenn ihr das klärt, bevor das Baby da ist, oder nicht?«, erkundigte sich Ben.
»Sicher, aber bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit«, wiegelte Alexander ab, was Ben jedoch nicht überzeugte, und so wandte er ein: »Unterschätze das nicht. Wenn ich mich nicht täusche, ist der Stichtag irgendwann im April, oder? So ein halbes Jahr ist schnell vorbei, und wenn Julie hochschwanger ist …«
»Ja, ja«, unterbrach Alex seinen Freund mit einem sarkastischen Unterton. »Da spricht der Experte, was? Du hast ja recht, aber irgendwie haben wir noch immer keine perfekte Lösung gefunden.« Alex griff zu seinem Rotwein und prostete Ben zu, bevor er fortfuhr. »Ich hänge halt irgendwie an meiner Bude. Aber natürlich wäre es viel besser, wenn wir in Lüneburg leben würden. Leonie geht hier zur Schule und hat ihre Freunde, und Julie hat hier ihren Job. Sie wird erst einmal aussetzen. Wenn sie später wieder in der Buchhandlung anfangen will, wäre das aber schon das einfachste.« Er drehte das Glas nachdenklich in der Hand. »Wir haben auch schon angefangen, uns umzuschauen, denn Julies Wohnung ist auf Dauer zu klein für vier Personen, aber du weißt selbst, dass es nicht ganz einfach ist, in Lüneburg etwas Passendes zu finden. Der Wohnungsmarkt ist ziemlich umkämpft.«
»… und teuer obendrein«, bestätigte Ben.
»Das wäre nicht unbedingt das Problem, ich hab ganz gut was zur Seite gelegt in den letzten Jahren, aber …« Alex stockte.
»Lass mich raten – aber Julie möchte nicht, dass du das allein übernimmst.«
»Bingo«, bestätigte Alex. »So ist das, wenn man sich in eine unabhängige Frau verliebt«, unkte Alex. »Ich finde das ja toll, gar keine Frage, aber das vereinfacht die Wohnungsfrage nicht gerade.«
»Soll ich mal mit ihr sprechen?«, bot Ben an.
»Gott bewahre!«, wehrte sein Freund ab. »Dann geht sie uns am Ende beiden an den Hals.« Er lächelte. »Wir bekommen das schon hin. Ich habe schon was im Auge, aber das ist noch nicht spruchreif.«
Erwartungsvoll sah Ben ihn an.
»Nein, mein Freund, auch für dich nicht«, erklärte Alex lächelnd. »Da musst du dich noch ein bisschen gedulden.«
»Na gut, dann lass ich mich überraschen und kümmere mich erst einmal darum, dass der werdende Vater etwas in den Magen bekommt.«
Während des Essens unterhielten sich die beiden Männer über belanglosere Themen. Alexander berichtete unter anderem, dass die Versicherung, für die er in Hamburg als Marketingleiter tätig war, durch die orkanartigen Herbststürme, die in den letzten Wochen über Norddeutschland gewütet hatten, reichlich zu tun hatte. Erst nachdem Ben den Tisch abgeräumt hatte und die Freunde auf das Sofa umzogen, kamen sie wieder auf das Thema Familie zu sprechen, als Alex sagte: »Ich soll dich übrigens ausdrücklich von Leonie grüßen.«
»Besten Dank«, sagte Ben lächelnd. »Das ist wohl ihr Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich mich mal wieder bei ihr und Julie blicken lassen könnte. Womit sie im Übrigen absolut recht hat. Wie ist es inzwischen so mit einer pubertierenden Stieftochter?«
Alex verdrehte gespielt die Augen: »Die Hölle natürlich!« Dann grinste er. »Nein, das passt schon. Du weißt, wie gern ich sie habe, und ich bin sicher, dass wir das alles gut hinbekommen. Aber ich gebe zu, dieses Alter ist eine Herausforderung.«
Ben lachte auf. »Das heißt, es geht ums Schminken, um Jungs, und es wird reichlich gezickt?«
»Na ja, von allem ein bisschen, aber so schlimm ist es nicht. Außerdem halt ich mich sowieso ziemlich raus und bin ja auch nicht zwingend ihr Ansprechpartner, und das ist auch gut so. Leonie hat einen Vater, da werde ich mich um Himmels willen nicht zwischendrängen. Dein Zwillingsbruder und ich sind wahrlich nicht immer die besten Freunde gewesen, und ich bin heilfroh, dass es bisher keinerlei Probleme bei dieser neuen Familienkonstellation gibt.«
»Wird es auch nicht«, sagte Ben. »Bene freut sich für Julie und dich, das weiß ich. Er hat sich wirklich verändert in den letzten Jahren, und auch er will nur, dass es den beiden gut geht.«
»Trotzdem habe ich kein Interesse daran, mit Bene irgendwelche Erziehungsmaßnahmen zu diskutieren, wenn ich ehrlich bin. Und auch Leonie reagiert ziemlich sensibel, wenn ich mich doch mal einmische, was ich sogar irgendwie verstehe.«
Ben sah seinen Freund auffordernd an, denn er ahnte, dass es einen konkreten Vorfall gegeben hatte. Tatsächlich erklärte Alex daraufhin:
»Leonie geht seit Neuestem zum Babysitten, um ihr Taschengeld aufzubessern. Neulich kam sie von dort reichlich spät zurück, und Julie war gerade nicht zu Hause. Also habe ich ihr gesagt, dass ich es nicht so toll finde, wenn sie – noch dazu unter der Woche – nach 22 Uhr allein durch die Stadt läuft.«
»Verständlich«, stimmte Ben zu.
»Das hat deine Nichte etwas anders gesehen. Sie hat mir kurz und knapp mitgeteilt, dass ich bei dem neuen Baby den Papa raushängen lassen kann, aber nicht bei ihr. Sie wäre alt genug und wüsste, was sie tut.«
»Na, das ist mal eine Ansage«, sagte Ben und konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. »Obwohl das Leonie gar nicht ähnlich sieht.«
»Eben. Bleibt die Frage, ob das gegen mich geht oder in die Schublade Pubertät gehört«, überlegte Alexander.
»Was hat denn Julie dazu gesagt?«, wollte Ben wissen.
»Der hab ich davon nichts erzählt. Dann hätte ich schließlich auch verraten müssen, dass Leonie sich nicht an die verabredete Zeit gehalten hat, und die Geschichte wäre erst recht nach hinten losgegangen.«
»Oh je, du Armer«, sagte Ben und boxte seinem Gegenüber kumpelhaft auf den Oberarm. »Ich merke schon, auf dich kommen anstrengende Zeiten zu.«
»Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.«
(Jean Paul)
08.01 Uhr
Katharina hatte sich gerade an den Schreibtisch gesetzt, als ihr Telefon klingelte. Sie hob den Hörer ab: »Von Hagemann.«
»Katharina, ich bin’s«, klang die Stimme von Frauke Bostel an ihr Ohr.
»Oh, guten Morgen«, sagte die Kommissarin überrascht und gleichzeitig abwartend – die Gerichtsmedizinerin rief sie in der Regel nur auf ihrem Diensttelefon an, wenn sie zusammen an einem Fall arbeiteten. Momentan hatten sie jedoch nichts Gemeinsames auf dem Tisch.
»Es geht um den Frosch«, begann Frauke und ergänzte: »Es sind noch mehr hinzugekommen.«
»Ja, und?«, kommentierte Katharina die Information und lachte: »Soll ich zu dir rüberkommen und wir küssen sie alle durch zum Prinzentest? Zeit hätte ich gerade.«
»Das hör ich gern«, antwortete die Gerichtsmedizinerin »aber das Froschküssen sollten wir bleiben lassen, zumindest bei denen, die ich meine. Die sind nämlich alle mit meinem von gestern verwandt und entsprechend giftig.«
»Ehrlich Frauke, ich versteh nur Bahnhof«, gestand Katharina, während sie Ben zulächelte der gerade das Gemeinschaftsbüro betreten hatte, in dem Katharina seit Tobis Unfall allein saß. Das Einzelbüro des Hauptkommissars ging von diesem Raum ab.